Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Januar 2006, Teil 1: Gesamt 116 Züge
Spielzeit: 1. Juli 2380, abends um ca. 19:00 Uhr

Kapitel 12: Kuri, Sex und Popkorn-Käfer

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*** Persönliches Logbuch von Counselor Kimon ***

Nun bin ich hier, auf der Raumstation, die in der Sprache der Menschen Mamori genannt wird. Der Gedanke daran, daß mich nun während der ganzen Zeit, in der ich mich hier nun aufhalten mag, nur eine dünne Hülle davor bewahrt, in die kalte, gnadenlose Umarmung des Weltalls gesogen zu werden, ist beunruhigend. Doch ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, wenn ich mich weiterhin der selbst provozierten Herausforderung stellen will.

Mein Herflug gestaltete sich zwar ohne jedes Problem, doch schon beim Transport zur Raumstation gab es die ersten Schwierigkeiten. Man hatte angenommen, daß ich mich freiwillig von Tariki und Andschana trenne, weil sie als Zivilisten gelten! Natürlich war mir nicht unbekannt, dass die Menschen einen anderen Umgang miteinander pflegen und das Dienstliche völlig von Privatem trennen, doch ich hatte meinen Dienst nicht einmal angetreten. Nun, zu meinem Glück stand hinter den Kontrollen eine Frau, die meiner Bitte schließlich nachgab... Sollte ich jemals mit demselben Schiff reisen müssen, brauche ich jetzt mit Sicherheit keine eigene Kabine mehr.

Überraschungen gab es auch auf der Station selbst. Ich fand heraus, dass man meinem größeren Platzbedarf entgegengekommen war und mir ein Familienquartier gegeben hatte. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht damit gerechnet, da weder Tariki noch Andschana in direkter familiärer Beziehung zu mir stehen (zumindest gibt es in den Familienstrukturen der Menschen keine Bande, die meine Beziehung zu den beiden beschreiben könnte, obwohl sie natürlich zu mir gehören). Aber vielleicht hätte es mich nicht wundern sollen bei der multikulturellen Besatzung, die die Station beherbergt. Meine Mutter wäre erschrocken gewesen, wenn derart viele Spezies in unserem Hause ein- und ausgegangen wären! Einen genaueren Blick werde ich auf die Ferengi werfen, die hier offiziell einen Friseur- und Kosmetikladen eröffnet haben. Doch offenbar dient diese Tätigkeit lediglich ihrer Anwesenheitsberechtigung, denn einer der drei betreibt einen vielfältigen Handel mit verschiedener Ware. Auch mir selbst bot er bereits etwas an.

Auch meine ersten Besucher hatte ich, nachdem ich meinen Dienst angetreten habe, wenn ich auch der Bequemlichkeit halber noch immer keine Uniform trage. Wer erfand eigentlich diese unattraktiven, schmucklosen Dinger, die nicht einmal einen Unterschied zwischen Männern und Frauen machen? Ich werde wahrscheinlich nicht lange vermeiden können, sie anzuziehen, doch solange ich kann, wird sie weiterhin in meinem Schrank hängen. Aber ich war bei meinen Besuchern. Ein Andorianer und eine Narkani namens Marra'scha Kadahn, beide impulsiv und latent aggressiv. So sehr sie diese Gemeinsamkeiten verbinden, so unterschiedlich waren ihre Ansichten zu dem Zwischenfall, der sie zu mir geführt hatte. So war Ensign Kahn, der Andorianer, angeklagt worden, sich ihr gewaltsam genähert zu haben, um ihr einen Kuß zu geben und - so ihre Vermutung - sie zu vergewaltigen. Ich habe zuerst mit Ensign Kahn gesprochen, der seine Tat bereut und nicht den Eindruck macht, stolz darauf zu blicken. Eine Einstellung, die mir zu denken gibt, denn offenbar gilt in der andorianischen Kultur eine sehr komplexe Sexualität. Vielleicht hat Ensign Kadahn dies zu ihren weiterhin andauernden Verdächtigungen geführt, er habe mehr im Schilde geführt als einen harmlosen Kuß. Nun, bis hier eine Einigung erzielt wird, wird noch viel Zeit vergehen, vielleicht wird sie nie erreicht werden. Die Vorstellung, Tariki könne sich eines Tages derartig aufführen und mich eines Kusses wegen anklagen, ruft in mir jedenfalls Erheiterung wach. Es ist verwirrend - die Frauen der Sternenflotte wollen jederzeit als Frauen wahrgenommen werden, doch nimmt man ihre Weiblichkeit wirklich zur Kenntnis, steht man plötzlich als Verbrecher da.

Heute abend habe ich bereits eine Einladung wahrzunehmen, doch nicht ich war es, der sie angenommen hat. Tariki und Andschana erwarteten mich, als ich meinen Dienst beendete und erzählten mir von einem Mann, der die Freiheit besessen hatte, sie zu einem Essen einzuladen. Weder ich noch sie wissen genau, wer er ist und eigentlich trieb mich ein erster Impuls dazu, die Einladung abzulehnen. Seit wann lasse ich denn zu, Frauen mein Leben planen zu lassen? Doch schließlich gab ich nach, wenn ich auch nicht so recht weiß, aus welchem Grund. Zum Teil hat Andschana die Verantwortung, denn sie ließ nichts aus, um mich dazu zu überreden und sie gab mir einen Hinweis, dass es eigentlich Tariki wäre, die gern die Gelegenheit wahrnehmen würde, den wiederzusehen, der die Einladung an sie herangetragen hatte. Die gute Tariki... mein Leben lang kenne ich sie nun, doch habe ich ganz aus den Augen verloren, dass auch in ihr das Bedürfnis schlummert, sich einem Mann zuwenden zu können. Nun, ich bin gespannt, wie der heutige Abend noch ausklingt.

*** ENDE des Logbucheintrags ***


--- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
>"Na, wenn du meinst", flüsterte Kirah verblüfft, als Suvan ihr die
> Jacke auszog. "Ich bin heute in ausgesprochener Gleichberechtigungs-
> laune. Wie wäre es, wenn du dein Oberteil auch ausziehen würdest?"
> fragte Kirah, und ohne eine Antwort abzuwarten öffnete sie Suvans
> Tunika.

"Okay...", erklärte Talvert gedehnt und zog sein großzügig geöffnetes, blaues, teilweise mit Rüschen besticktes Hemd aus, sodass er nun nur in Hose vor Kirah Platz nahm. "Wie war das noch mit Gleichberechtigung?" kicherte er. Scheinheilig tat er sich Ragout auf die Gabel und führte diese zum Mund. Während er langsam und genüßlich kaute, blickte er Kirah mit intensiver Begierde an. Sie konnte deutlich sehen, auch ohne ihre telepathische Verbindung, wie sehr er sich nach ihr verzehrte. Er konnte kaum seinen Bissen schlucken.

Kirah sah Suvan lange an. Dann meinte sie: "Ok, wenn du das verträgst." Sie zog sich ihr Untershirt über den Kopf und trug nun obenrum nur noch ihren BH. Schließlich ließ sich auch die Idronianerin am Tisch nieder und schob sich einen Bissen in den Mund, während sie Suvan beobachtete.

Als er seine Frau mit halbnacktem Oberkörper vor sich sah, musste Talvert schlucken, so verführerisch sah sie aus. Da ihm natürlich wieder die Kehle getrocknet war, und zudem noch ein Bissen Ragout in seinem Rachen darauf gewartet hatte dem Magen überantwortet zu werden, musste der Halbvulkanier husten. Hastig zog er sich die Serviette vor den Mund und bemühte sich, trotzdem nichts von dem guten Essen zu verlieren. Als er es geschafft hatte die Gabelspitze doch noch hinunterzukriegen, atmete er tief durch. Suvan hatte richtig Tränen in den Augen. Vorsichtig blickte er zu Vaughn. Auch wenn sie das Malheur ihres Mannes weitgehend dezent ignorieren würde, so mussten mindestens ihre Augen nur so vor gutmütigem Spott triefen. Der Erste Offizier konnte schon spüren, wie ihm das Blut in die Ohrspitzen schoss und diese grün anliefen.

Kirah beobachtete Suvan mit einem breiten Grinsen und funkelnden Augen. "Na, habe ich es dir nicht gesagt. Es ist nicht gut für dich, wenn ich dir so gegenübersitze", meinte Kirah und streckte die Hand nach ihrem Uniformshirt aus, um es wieder anzuziehen.

Als Suvan bemerkte was Vaughn beabsichtigte, hatte er es sehr eilig mit seinem Gedeck und seinem Stuhl neben sie zu kommen. Sanft patschte er auf ihre Hand, die nach dem Shirt greifen wollte. "Lässt du da die Finger von!?" tadelte er gespielt. "Wie soll ich den Abend genießen, ohne dich bewundern zu können?" fragte der Halbvulkanier schmeichelnd. Vorwitzig nahm er Kirahs Gabel, tat etwas Ragout auf die Spitze und führte diese vor den Mund der Idronianerin.

Genau das hatte Kirah im Sinn gehabt, als sie die Hand nach ihrem Uniformshirt ausgestreckt hatte. "Aber anscheinend lenkt es dich zu sehr ab", meinte Kirah und schob einen ihrer runtergerutschten BH-Träger wieder an seinen Platz zurück. "So viel gibt es an mir aber nicht zu bewundern", wiegelte Kirah bescheiden ab. Als Suvan sie zu füttern anfing, umschlossen Kirahs Lippen die Gabel und ließen sie nur sehr langsam wieder aus ihrem Mund heraus. Dabei blickte sie Suvan in die Augen.

"Es lenkt mich von Belanglosigkeiten wie Essen ab", schränkte Suvan entschieden ein. "Wichtig bist allein Du mir... dann kommt lange nichts... dann kommen S'thani und... Andrej?" schlug er ihr einen Namen für ihren Jungen vor. Eigentlich hatte ihm der erste Vorname eines bekannteren Sternenflotten- Commanders auf der Zunge gelegen, aber Andrej fand Talvert hübscher.

"Essen ist doch nicht belanglos. Es gibt Kraft für später", meinte Kirah schmunzelnd. "Andrej?" fragte Kirah und blickte Suvan verwundert an. "Klingt nicht übel", gab sie nach einigen Sekunden zu.

"Zudem gibt es eine ganze Menge an dir zu bewundern...", schwärmte der Halbterraner. Dabei meinte er noch nichtmal ihren anbetungswürdigen Körper. Innerlich kichernd fragte Suvan sich, ob ihr Träger zufällig oder absichtlich-zufällig heruntergerutscht war. Die Aussicht ihre feste, perfekt zu ihrer Statur proportionierte Brust nackt vor sich zu haben, ließ ihm die Hose eng werden. Umso dankbarer war er, als Vaughn den Träger wieder an seinen Platz schob. Verzaubert davon, wie Kirah den Bissen zu sich nahm betrachtete er sie dabei. Wie ihre sinnlichen Lippen sich um die Gabel schlossen und der Portion Ragout darauf keine Chance ließen ihrem Appetit zu entkommen. Der Mischling erinnerte und wünschte sich sehr, dass Vaughn anstelle der Gabel seine Lippen im Mund haben würde.

"An mir zu bewundern?" fragte Kirah verwirrt und blickte an sich herab. "'Tschuldige, aber ich finde mich eigentlich recht normal", meinte sie.

'Geduld...' mahnte er sich. Suvan Talvert hatte sich vorgenommen, dass der Abend perfekt werden sollte, inklusive des Drumherums. Langsam ließ er die Gabel aus ihrem Mund gleiten und tat noch eine Spitze auf, allerdings wartete er darauf, dass Vaughn das Essen verzehrte, ehe er wieder die Gabel vor ihren Mund brachte. Schließlich sollte sie nicht schlingen... wenigstens noch nicht, und ganz sicher nicht das Ragout. "Schmeckt es dir?" fragte Talvert.

"Ja, es schmeckt ausgezeichnet", meinte Kirah und verzehrte die nächste Gabel. Während sie kaute, nahm sie Suvans Gabel, lud einen Bissen drauf und hielt die Gabel vor Suvans Mund.

Suvan nahm den Happen von der Gabel und ließ ihn sich auf der Zunge zergehen. "Hmmmm...", machte er. Das war nicht übertrieben, denn das Ragout schmeckte tatsächlich. Der Geschmack von zalkonianischer Ente war sehr würzig, da es zur Eigenart der Tiere gehörte Mineralien im Muskel- und Fettgewebe zu speichern. Der Wein, mit dem die Sauce abgeschmeckt war, harmonierte mit dem Fleisch, wie es nur ein Replikator hinkriegen konnte. "Tja, du bist halt nicht in dich verliebt...", schmunzelte Talvert. "Ich hingegen bewundere wie du gehst, wie du dein Haar trägst, wie du duftest, den Klang deiner Stimme...", machte er ihr wieder ein Liebes- geständnis, dass von einer weiteren Gabel unterbrochen wurde, die Vaughn ihm reichte.

"Hör auf, du machst mich ja ganz verlegen", meinte Kirah. Sie konnte sich ein Lachen angesichts von Suvans Worten nicht verkneifen. "Nein, das bin ich wahrhaftig nicht. Dafür liebe ich dich umso mehr", meinte sie. Fasziniert beobachtete Kirah, wie Suvan die Gabel mit seinen Lippen umschloss und wünschte sich plötzlich, sie wäre an Stelle der Gabel.

Suvan ließ die Gabel sinken, die er zum Mund seiner Frau hatte führen wollen. Unendlich glücklich und betört blickte er sie an, als er ihr erwiderte: "Ich liebe dich auch, Kirah..." Zaghaft legte er ihr den Arm auf den Rücken und beugte sich mit geschürzten Lippen vor.

Darauf hatte Kirah im Grund gewartet. Sie kam Suvan freudig entgegen und umschloss seine Lippen mit ihren. Ihre Zunge strich die Konturen seiner Lippen nach, bevor sie in die samtige Wärme seines Mundes eintauchte.

Begierig hieß Suvan Kirah in seinem Mund willkommen. Gefühlvoll streichelten sich der Vulkanterraner und die Idronianerin sich, mal wuselten sie flink umeinander, und dann wieder drückten sie die Lippen fest auf die des anderen, bzw. die Zunge des anderen, um sich einfach nur zu schmecken. Wie von selbst fand die andere Hand Talverts auf Vaughns Bauch und streichelte sie dort liebevoll.

Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher, und Kirahs Atmen wurde schneller. Kirah schlang ihre Arme um Suvans Nacken und zog ihn noch näher an sich heran. Kirahs Atem stockte, als Suvan über ihren leicht gewölbten Bauch strich. 'Vielleicht kannst du seine Bewegungen spüren. Ab und zu bewegt er sich leicht', meinte sie.

Suvan kicherte als er erwiderte: 'Ist es dafür nicht noch etwas früh?' Idronianische Schwangerschaften wurden ihm immer unheimlicher: Erst konnte man während der ganzen Schwangerschaft hindurch Sex haben, dann konnte man während der Schwangerschaft weitere Kinder zeugen, und nun bewegten sich die Ungeborenen, wo sie höchstens drei Monate alt waren. Als Kirah ihren Mann an sich heran zog, streichelte dieser ihren Bauch und ihre Hüften mit beiden Händen und fuhr nun langsam an Vaughn höher. Auf ihren erhöhten Atem bezogen flaxte Suvan: 'Hier bewegt es sich etwas mehr.'

'Eigentlich ist gerade an der Grenze. Aber unser Sohn ist halt einer von der frühen Sorte', antwortete Kirah. Kirah strich mit ihren Händen durch Suvans Haar und verwuschelte es ordentlich. 'Das ist doch auch gut so.'

Im Anschluß an ihre Worte ließ Kirah eine Hand zu Suvans sichtlicher Erregung gleiten. 'Hier bewegt sich auch eine Menge', meinte sie.


--- SB Mamori, Quartier Kimon

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Und damit stand er auf, verschwand kurzzeitig in einem der anderen
> Räume und kehrte mit einer kleinen Tasche zurück, aus der er eine
> kupferfarbene, runde Metallscheibe holte, die auf der einen Seite eine
> Blütengravur und auf der anderen ein komplexes, eingraviertes Zeichen
> aufwies.
> Kimon reichte sie Krem, ließ sich schwer auf einen nahen Stuhl fallen
> und fuhr sich durch die zerzausten Haarsträhnen.
> "Mir ist es gleich. Wenn Sie beides nicht akzeptieren können, brauchen
> wir eine Alternative oder verschieben unsere geschäftlichen Tätig-
> keiten."

Krem musterte die kupferfarbene Metallscheibe von beiden Seiten. Nein, so etwas hatte er noch nie zu vor gesehen. Bevor er wertvollen Seiden- stoff gegen wertlosen Schrott eintauschte, musste er mehr über diese Scheibe erfahren und fragte: "Woher kommt diese Metrallscheibe? Ist das ein Familienerbstück?" Krem wußte, für einen war es nur wertloser Schrott und für jemand anderes war es ein kostbarer Schatz. Soviel stand schon mal fest, kein nüchterner Klingone oder intelligenter Breen würde die Metallschreibe kaufen. Nur wenn jemand betreit wäre, dafür mehr als 2 Barren Latinum zu bezahlen, würde sich das Geschäft lohnen.

Unmissverständlich zogen sich Kimons Augenbrauen zusammen. Was war dieser Ferengi nur für ein Geschäftsmann, wenn er ein Zahlungsmittel - und sei es auch ein exotisches - nicht erkannte? Er legte die kleine Tasche mit den darin klingelnden Münzen beiseite und rieb sich über die Stirn. "Das ist ein Kuri, unsere Währung. Es besteht aus einem Metall, das es meines Wissens nur auf meiner Welt gibt. Außer dafür wird es nur im Raumschiffbau verwendet; als Energieleiter und irgendwelche Bauteile, deren Namen ich nicht einmal kenne, aber das interessiert mich auch nicht. Ich kenne den genauen umgerechneten Wert des Materials nicht, weil ich damit bisher nur zu Hause bezahlen musste. Aber wie ich sagte, ich verpflichte Sie nicht, es anzunehmen. Es ist eine Möglichkeit."

Da Krem noch nie einen Ta'Una begegnete, war ihm auch die Ta'Una-Währung nicht geläufig. Es gab so viele wichtige und unwichtige Währungen im Universum, die konnte man nicht alle im Kopf merken. Bei unwichtigen Währungen musste Krem in der Währungsdatenbank nachsehen. Zu den unwichtigen gehörte wohl auch der 'Kuri', sonst hätte Krem sofort gewusst, was Kimon ihm da vor die Nase gehalten hatte. "Ich muss erst nachschauen", sagte Krem. "Weil Ihre Währung nicht so geläufig ist. 'Kuri' sagten sie? Hab ich wirklich noch nie gehört."

Krem ging zur Kiste. "Ich muss mich erst bei der Ferenginar-Devisenbörse informieren, ob Ihre Währung überhaupt einen Wert besitzt." Das war ihm zu zeitaufwendig, und er schlug vor: "Wissen Sie was: Ich vertraue ihnen. Ja, irgendwas sagt mir, ich kann Ihnen vertrauen. Ich lasse die Kiste hier und Sie bezahlen später, wenn Sie mit Federation- Credits bezahlen können. Einverstanden?"

In einer anderen Situation, zu einer anderen Zeit wäre Kimon wahr- scheinlich neugierig gewesen, warum Krem so vertrauensselig war - es passte nicht zu einem Geschäftsmann, der sogar dann noch seinen Geschäften nachging, wenn jeder sonst an seinen Feierabend dachte. Doch jetzt war er nur dankbar, dass der Ferengi ihn nicht weiter aufhielt. Es war ihm zwar nicht so klar, ob er sich auf den heutigen Abend freuen sollte, aber er hatte es versprochen und es lag ihm fern, Andschana und wahrscheinlich auch Tariki zu enttäuschen. So erhob er sich von seinem Stuhl und nickte dem Ferengi zu. "Natürlich bin ich einverstanden. Sie haben mein Wort, daß ich die Bezahlung leisten werde und Ihrer Kiste bis dahin nichts passieren wird."

In einer fast unbewußten Geste legte er die Handfläche der linken Hand auf die Stelle, an der sich bei Menschen das Herz befand. Er wußte nicht, ob in Krems Welt das Wort eines Mannes ebenso absolut galt wie auf Ta'Una, doch für ihn war es eine Selbstverständlichkeit - man gab sein Wort nicht leichtfertig; doch einmal gegeben, war man unbedingt daran gebunden, eine unumstößliche Regel.

Bis jetzt lief alles perfekt. Kimon war soeben in eine ferengische Schuldenfalle getappt. Der Abend war so gut wie gerettet, wenn es das Wörtchen 'wenn' nicht gäbe. Nun war es an der Zeit, dass Kimon den vulkanischen Stoff an seine Frauen weitergab, damit er und Kimon unter sich waren. "Ich bin mir sicher, dass ich Ihnen Vertrauen kann", sagte Krem zu Kimon und sah rüber zu Tariki und Andschana. "Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen. Das nächste Thema ist ein sehr brisantes Thema und kann nicht aufgeschoben werden. Ich habe eigentlich schon zu lange gewartet." Krem sah nun Kimon direkt an. Sein Blick war nun steif und ernst. "Können Sie bitte ihre Weiblichen bitten den Raum zu verlassen?"

Kimon musterte den Ferengi mißtrauisch, als er von einem brisanten Thema sprach. Was kam denn nun? Wollte er vielleicht obskure Bedingungen an sein angebliches Vertrauen knüpfen? Hatte es überhaupt mit diesem Geschäft zu tun oder ging es um etwas ganz anderes? Er blickte hinter sich, als Krem die 'Weiblichen' erwähnte. Tatsächlich, da standen die beiden, bereits fertig umgezogen. Er genoss den Anblick, der sich ihm bot - beide trugen figurnahe, teils transparente Kleider, das bei Tariki in verschiedenen Blautönen, bei Andschana in rot, orange und gelb schimmerte. Die Farben wiederholten sich in ihren aufgesteckten Frisuren, die von einem Netz kleiner, funkelnder Steinchen und metal- lisch glänzenden Fäden durchzogen waren. "Maris denoba, Andschana. Kires", entgegnete er ihr. "Kires merba", antwortete Andschana, worauf sich die beiden wieder zurückzogen. "Nun, wie Sie sehen, wird meine Zeit knapp. Was also ist so dringend?" Er setzte sich noch einmal auf seinen Stuhl.


--- SB Mamori, Hangar

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
>"Ich werde Sie dran erinnern. Doch das Lt. können Sie weglassen, da
> Sie ja noch nicht im Dienst sind. Nennen Sie mich Viqi", bot sie
> Patroni lächelnd an. "Klar, kommen Sie vorbei. Einen Shuttleflug werd'
> ich Colonel Vaughn schon aus den Rippen leiern können", sagte sie.

"Nur wenn es keine Umstände macht, Viqi", erwiderte Patroni und verabschiedete sich von ihr. Seine Kinder waren sichtlich genervt und Patroni wollte sie nicht weiter auf die Folter spannen.

"Kein Problem. Melden Sie sich einfach, wenn Sie einen Rundflug möchten. Vielleicht möchten Ihre Jungen ja mitkommen", rief sie Patroni hinterher, bevor Viqi sich wieder auf ihre ziellose Wanderung durch die Starbase machte.

Nach dem kleinen Gespräch mit Viqi schritt Patroni mit seinen Kindern zum Turbolift um zu seinem Quartier zu gelangen. Nach kurzer Fahrt erreichten Sie das 5. Deck. Es waren nur noch wenige Schritte bis zu ihrem Quartier.


--- SB Mamori, Quartier Patroni

Die Tür zum Quartier öffnete sich und offenbarte den Blick in eine kleine, aber gut geschnittene 4-Zimmer-Wohnung mit einer geräumigen Küche. Patronis Tochter rümpfte die Nase angesichts der Enge, das Haus nahe Florenz war durchaus geräumiger gewesen. Sie war müde von den Reisestrapazen und begab sich ohne viele Umwege in Ihr Zimmer. Seinem Sohn schien die Enge nicht so viel auszumachen, für ihn war das Ganze ohnehin ein riesiges Abenteuer. Patroni hoffte, dass sie sich hier gut einleben würden. Zum Auspacken würde noch genügend Zeit bleiben.

Wehmütig blickte er aus dem Fenster seines Zimmers in die Sterne. Ob er hier glücklich werden würde? Alles würde sich zum Guten wenden, hatte er sich immer wieder gesagt. Und jetzt, wo er am anderen Ende der Galaxis war, waren ihm diese Worte nahezu bedeutungslos. Er kramte in seiner Tasche und holte das Familienfoto hervor. Es zeigte Familie Patroni in glücklicheren Tagen. Obgleich zum Zeitpunkt der Aufnahme seine Frau Miranda sehr krank war, strahlte sie eine bedingungslose Lebensfreude aus. Sie war so stark und so fröhlich gewesen. Patroni stellte die Fotographie auf den Schreibtisch und streichelte sanft über den Rahmen aus Olivenbaumholz. Er atmete tief durch und wandte sich zum Gehen, schliesslich war er mit Knight verabredet. "Ich werd' einen kurzen Rundgang machen", rief er seinen Kindern zu. "Ruht euch etwas aus, wir essen dann, wenn ich wieder da bin."


--- SB Mamori, Quartier Jahari

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Shay sah zur Tür, als Wrad eintrat. Sie stellte die Dusche um auf
> Wasser und langsam füllte dichter Nebel das Bad. "Sicher, hier ist
> auch Platz für zwei." meinte sie.

"Danke." Der Andorianer deponierte seine Kleidung möglichst weit weg von der Dusche und quetschte sich anschließend zu Shay in die Kabine. "Bist Du sicher?" grinste er bezüglich des Platzangebots. Vor allem passte auch nur jeweils einer direkt unter den Duschkopf ... Er umarmte Shay fest, küsste sie innig und drehte sich dabei mit ihr auf der Stelle, bis er selbst unter dem Wasserstrahl stand. "Nur ganz kurz", zwinkerte er ihr frech zu, griff nach dem Duschkopf und duschte damit einmal seinen ganzen Körper ab. Danach richtete er den Wasserstrahl grinsend auf Shay. "Fertig, kannst weitermachen."

Mit einer einfachen Bewegung, welche von den Sensoren im Bad registriert wurde, schaltete der Computer das Wasser ab. "Versuche nie, einen Ingenieur auf seinem eigenen Gebiet zu schlagen", meinte sie grinsend zu Wrad und schlüpfte aus der Dusche. Shay trocknete sich die Haare, bevor sie zu dem von ihr ins Bad ein- gebauten Replikator schritt, um sich etwas neues zum anziehen zu replizieren.

"Das würde ich nie wagen", versetzte Wrad grinsend, rieb sich mit dem nächstbesten Handtuch trocken und schlüpfte wieder in seine Klamotten. Dann rubbelte er seine Haare fast ganz trocken und wurschtelte sie mit den Fingern vor dem Spiegel zurecht. "Fertig", gab er Bescheid und kehrte ins "Wohnzimmer" zurück.

Nachdem Wrad das Bad verlassen hatte, replizierte sich Shay neue Unterwäsche und anschließend eine weiße Hüftjeans mit einem T-Shirt in allen Regenbogenfarben. "Auch fertig", meinte sie und trat zu Wrad ins Wohnzimmer.

"Sehr schön", meinte Wrad vieldeutig, "auf ein Neues."

Und sie machten den 2. Versuch, den Replimat zu erreichen. Diesmal gelangten sie ohne Zwischenfälle mit dem Turbolift auf das Promenadendeck. Und diesmal küssten sie sich gerade nicht, als die Türen öffneten. Rasch verliess Wrad den Lift und steuerte lächelnd auf den Replimat zu.


--- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

****************** FSK ab 18 ****

[Kurzfassung: Suvan und Kirah tun es]

************************* ENDE FSK 18? ****

Diesmal sank Kirah völlig ermattet in die Laken und war fix und alle. Schwer atmend blickte sie Suvan verliebt an. 'Willkommen zurück, Suvan', meinte Kirah und brachte ein zartes Lächeln zustande.

Benommen brach Talvert auf Kirah zusammen. Halb schlafend rollte er sich zusammen mit Vaughn herum, sodass sie nun auf ihm lag. Zwar schränkte das seinen Atem etwas ein, doch es war Suvan sehr Recht, einfach dösen zu können. 'Schön wieder hier zu sein...', dachte er schelmisch. Dabei tat ihm fast alles weh, seine Lungen brannten mit jedem Atemzug. Besonders seinen Schritt würde der Vulkanier wenigstens die nächsten beiden Tage schonen müssen. 'Allerdings gefällt mir dieser Augenblick fast noch besser', meinte er verliebt und räkelte sich zaghaft, sich sanft an Vaughn kuschelnd.


--- SB Mamori, Sicherheitshauptquartier

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Oss?" wiederholte Lee erstaunt. "Ja, Sir. Irgendwas zu beachten?...
> Ach ja... unbekannt", fiel ihm selbst ein, und er beendete rasch die
> Verbindung, während Max noch grinsend Luft geholt und nach einer
> passenden Antwort gesucht hatte.

"Wong an Knight", öffnete Lee einen Kanal an seinen diensthabenden Kollegen im Hangar, "Wir bekommen Besuch von einem exotischen Shuttle, völlig unbekannt. Die OPS ordnet eine Sicherheitsinspektion an."


--- SB Mamori, Hangar

Knight aktivierte seinen Kommunikator. "Knight hier. Bestätige, Sicher- heitskontrolle wird durchgeführt. Knight Ende", meldete er zackig und begab sich im Laufschritt zum Landeplatz.

Sofia de wit Buikater betrat den Hangar und blickte sich staunend um. Sie war schon lange nicht mehr hier gewesen, und noch nie hatte sie den Hangar so voll gesehen.

Mit einem freundlichen Lächeln näherte sie sich dem erstbesten Sicher- heitler, der ihr ins Auge fiel, einem jungen Mann, dem sie bis heute noch nicht begegnet war. "N'abend, ich bin Dr. Buikater, und hier für die Gesundheitsinspektion des fremden Shuttles."

Langsam öffnete sich das Hangartor. Das Os-Raumschiff war noch ein Stück entfernt und kam langsam näher.

   -- Raumschiff OsKar VI., Brücke

"Na, wenn die meinen, ich passe da mit mein Raumschiff rein", zuckte Oskar mit seinen Schultern und beschleunigte sein Schiff etwas mehr.

Ein Wartungstechniker beobachtete das Raumschiff, wie es immer näher kam. Als es nur noch 50 Meter vor dem geöffneten Tor war, wurden seine Augen immer größer und rief: "OH, OH! Stop! Nicht weiter! Halt! Das Schiff passt doch gar.....!"

Kar gab noch mal Saft auf die Manövrierdüsen. Was der Wartungstechniker rief hörte er nicht, er sah nur wie der Techniker wild winkte. "Jetzt sieh dir das an", sagte Kar zu sich selbst. "Die winken zur Begrüßung. Ist ja scheußlich."

*Ratsch...quitsch...schepper* machte es, als Metall auf Metall traf. Das Raumschiff passte nicht ganz durch das Hangartor und klemmte sich oben und unten fest.

Kar legte den Rückwärsgang ein, und das Raumschiff setzte langsam zurück. "Wäre doch gelacht wenn ich da nicht reinkomme", brummte der Os und legte nun den Vorwärtsgang ein. "Augen zu und durch."

   -- SB Mamori Hangar

"NEINNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNN!" schrie der Wartungstechniker und lief weg. Seine Kollegen taten das Gleiche und warnten andere, die im Hangar waren.

Wieder machte es *ratsch...quitsch...schepper*. Das Hangartor war nun in der Höhe 10 cm größer, der schöne Hangarboden zerkratzt und das Os- Raumschiff hatte oben und unten ein paar neue Schrammen dazubekommen. Da stand nun das Os-Raumschiff auf dem Hangardeck, das neben den wesentlich kleineren und sauberen Ferengi-Transportshuttle und den hochmodernen Sternenflotten-Shuttles aussah, als würde es hier nicht hingehören.

Auf dem Weg zum Landeplatz wurde Crewman Knight ordentlich durch- geschüttelt. Die ganze Station bebte für einen Moment, dann war Ruhe. Der Alarm war nicht logegangen, vieleicht gab es auch nur ein Problem mit den Trägheitsdämpfern.

Als er den Hangar erreichte herrschte dort ein ziemliches Chaos. Das unbekannte Raumschiff war für ihn nichts weiter als ein fliegender Schrotthaufen. Schon waren Schadenkontrollteams angerückt um die Schäden zu begutachten. Sollte er den Sicherheitschef informieren? Die OPS hatte dies sicherlich schon erledigt. Über diesen ganzen Trubel hatte er die Verabredung mit Patroni vergessen.

Dann war da noch diese Ärztin, die ihn angesprochen hatte. "Guten Abend Doktor. Knight ist mein Name, ich werde die Sicherheits- überprüfung durchführen."

"Na das ist ja 'n Ding", murmelte Sofia schockiert über den riesigen Schrotthaufen, der sich soeben in den Hangar gezwängt hatte. Es dauerte einen Moment, bis sie das Geländer, an dem sie sich festgekrallt hatte, wieder losließ, und den Sicherheitler wieder wahrnahm.

"Hallo. Ähm... vielleicht sollten Sie zuerst anfangen. Wenn dieses Schiff die Sicherheit gefärdet, können Sie es vielleicht gleich wieder wegschicken", hoffte sie etwas naiv. Es wäre ihr tausend Mal lieber, wenn sie diesen Haufen nicht betreten müsste. Der sah schon von außen alles andere als gesund aus.

   -- Mamori Turbolift

Während Patroni noch im Aufzug war, verspürte er einen ordentlichen Ruck, als wäre die Station durch etwas erschüttert worden. Da aber kein Alarm ertönte und sein Kommunikator noch nicht mit der Stationssicherheit synchronisiert war, bekam er von der Bruchlandung im Andockbereich nichts mit. Mit gemischten Gefühlen stieg er aus dem Turbolift und suchte nach Knight. Doch von dem fehlte jede Spur.

   -- Mamori OPS

Max glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Zuerst wurde Mamori erschüttert, so dass er sich mit beiden Händen an der OPS-Konsole festklammern musste, und dann blinkte die Anzeige vom Hangartor. Was war denn mit dem Hangar- tor? Hatte es sich nicht geöffnet oder was??

"OPS an Hangar: Bericht!" forderte er unwirsch an.

--- Mamori Hangar

"Das fremde Raumschiff ist in unseren Hangar gerammt. Schadenskontroll- teams sind bereits vor Ort. Es gibt keine Verluste. Werde jetzt Sicherheitsüberprüfung durchführen", meldete Knight an Riese und atmete tief durch. Er war durch und durch angespannt und fühlte sich sehr unwohl in seiner Haut. Wer wusste schon, was ihn in dem Fremden Raumschiff erwarten würde. Er atmete tief durch. Schweiss stand ihm auf der Stirn, seine Gedanken rasten. Er umklammerte das Geländer, an dem er sich abgefangen hatte, mit festem Griff.

Nur oberflächlich hatte er Dr. Buikater verstanden, doch ihrer ganzen Körperhaltung konnte er entnehmen, dass sie sich mindestens ebenso unwohl wie er selbst fühlte. Vor einer Frau wollte er keinen Schwächling markieren. Er streckte sich und legte die Hand an den Phaser. Er war zu allem entschlossen und bereit. Selbst wenn eine Horde menschenfressender Alienmonster aus dem Raumschiff gekrochen gekomen wäre, er würde ihnen einen guten Kampf liefern.

"Knight an Riese. Ich gehe rein. Informieren Sie den Kapitän des fremden Raumschiffs über die Inspektion", meldete er an den Kommunikator und schritt langsam und breitbeinig auf das, was er am ehesten als Zugangs- luke vermutete, zu. Die Hand immer noch am Phaser, die Nackenhaare gesträubt in voller Bereitschaft.

   -- Mamori OPS

"Gerammt...?" schnappte Max nach Luft, "...Wie konnte das...?"

Er rief noch einmal die Daten des herannahenden Raumschiffes auf seinen Schirm. "Ist der besoffen oder was?... OH MEIN GOTT..." Der keine Terraner entdeckte gerade die Ausmaße des fremden Schiffes. Von wegen Shuttlegröße! Er hatte sich um den Faktor 10 vertan!

"Himmelherrgottkreuzdonnerwetternochmal", fluchte er entsetzt nach einer langen Schrecksekunde, bevor zu ihm durchdrang, was der Crewman gerade angekündigt hatte. "Verstanden. OPS Ende", beendete er rasch die Verbindung.

Bleich und zitternd öffnete er einen Kanal zum Os-Schiff - zumindest im dritten Anlauf gelang ihm das auch. "Mamori OPS an Oskar VI: Unser Sicherheitler kommt nun an Bord", kündigte er mit klopfendem Herzen an. Was würde der Os wohl sagen? Aber wieso zum Donnerwetter hatte er sich in den Hangar gezwängt, obwohl das Schiff offensichtlich gar nicht hinein passte? Und was zum Geier würde die Captain dazu sagen? Womöglich würde er seinen Job verlieren!

   -- Mamori Hangar, Raumschiff OsKar VI.

Das Os-Raumschiff gehörte einer alte Klasse von Frachtschiffen an, die mittlerweile zu Hunderten im Einsatz waren. Diese Frachter waren für den Tiefenraumeinsatz geeignet, wenn sie mit einem besseren Warp- Antrieb ausgestattet wären. Mehr als Warp 2 schaffte kein Os-Schiff. Die Os-Raumschiffe konnten lange Zeit im interstellaren Flug verbringen und waren mit Ausrüstung und Vorräten (für eine Person) voll beladen. Ihre Treibstoffvorräte reichten für 5 Jahre Dauerflug. Im Gegensatz zu vielen Föderations-Schiffen konnte ein Os-Raumschiff auf Planeten landen: Zwei Landestützen befanden sich bei der Hinterensektion, die dritte vorne in der Mitte der Halssektion. Acht große und kleine Frachtraumtüren waren im Schiffsrumpf eingebaut.

*** Allgemeine Spezifikationen von OsKar's-Raumschiff ***

Typ: Os-Schrottfrachter-Typ VI. ; Besatzung: 1 bis 2 Personen Schiffsalter: 7 Jahre ; Decks: 3 Länge: 46,2 m ; Breite: 27,4 m ; Höhe: 17,1 m Normale Reisegeschwindigkeit: Warp 1 Maximale Warpgeschwindigkeit: Warp 1,995 Ausstattung: Waffen: keine ; Schilde: keine ; Turbolifte: keine; Wendeltreppen: ja ; 2 Transporter (nur für Frachtgut) 1 Traktorstrahlemitter Informationen zu den einzelnen Decks: Deck 1: Brücke, 2 Quartiere, Speiseraum, Vorratskammer, Lagerräume Deck 2: Lagerräume, Transporterraum 1 Deck 3: kleiner Maschinenraum, Lagerräume, Transporterraum 2

*** Ende der Spezifikationen ***

OsKar sah aus einem Steuerbordfenster, das sich auf Deck 1 auf der Brücke befand. Er sah wie Personen zu einer Frachttür von Deck 3 gingen und machte diese auf.

Die Frachtraumtür glitt zischend, gefolgt von Nebel, beidseitig auf. Ein Geruch von abgestandener Luft kam aus dem Schiff. Der Korridor war schwach beleucht, und es befanden sich dort abgestellte, zum Teil auch scharfkantige, Schrottteile. Staub hatte hier ein prima Zuhause, weil das Umweltsystem, das auch Staubpatikel filtern konnte, seit 18 Monaten nicht mehr richtig funktionierte. Mit den Schrottleilen war auch so manch kleines (vier-, sechs-, acht-, zehnbeiniges) Krabbeltier mit an Bord gekommen.

   -- Eingang zum Hangar

Patroni wartete. Knight war nicht da. Sicherlich war etwas dazwischen gekommen. Ob es etwas mit der Erschütterung zu tun hatte, die die Station kurz zuvor erfasst hatte? Patroni suchte nach Anzeichen. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass sich auffällig viele Techniker in Richtung des Shuttlehangars aufmachten. Wahrscheinlich war dort etwas passiert. Gravierend konnte es nicht sein, zumindest war kein Alarm gegeben worden.

Patroni haderte mit sich. Einerseits war er noch nicht im Dienst. Auf der anderen Seite war da diese Berufskrankheit, die Neugier. Er strich sich über den nicht vorhandenen Bart und fasste den Entschluss, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Stationssicherheit hatte den Zugang zum Shuttlehangar gesperrt. Seine Dienstberechtigungen waren noch nicht in Kraft. Wie sollte er nur in den Hangar gelangen?

   -- Mamori Hangar, Landeplatz Os-Schiff

"Moment! HALT!" rief Sofia hinter dem Sicherheitler her, der da todes- mutig auf das Schrottschiff zuging. Sie liess gerade das Schadens- kontrollteam um die "Parkbucht" des fremden Schiffes ein Kraftfeld installieren und hatte aus den Augenwinkeln bemerkt, wie sich der junge Mann entfernte. "Wir müssen noch Schutzanzüge anziehen!" rief sie und wedelte mit zwei weißen Anzügen herum.

Knight schreckte vor den aufkommenden Dämpfen und Rauchschwaden zurück. Buikaters Worte tat er ab: "Ziehen Sie den doch an und lassen Sie mich meine Arbeit machen!" Nervös suchte er nach seinem Trikorder. In seiner Hast, das Scannergerät aufzuklappen, ganz lässig mit einer lockeren Bewegung aus dem Handgelenk, verlor er den Halt und schleuderte den Trikorder in das fremde Raumschiff. Ein lautes Scheppern drang aus dem Raumschiff. Knight hoffte, dass Buikater sein kleines Mißgeschick nicht aufgefallen war, und mühte sich nichts anmerken zu lassen. Innerlich angespannt bis zum Anschlag näherte er sich weiter vorsichtig der Eingangsluke. Die Hand noch immer am Phaser mühte er sich in der Dunkelheit des Schiffes etwas zu erkennen.

Die flackernden Lichter des Trikorders tanzten munter in der Dunkelheit. Ganz langsam ging Knight auf die Lichter zu. Bedacht auf jegliches Geräusch oder Anzeichen eines Eindringlings zu achten.

   -- Raumschiff Oskar IV., Frachraum

Im Frachtraum roch es muffig und es war düster. Nur die tanzenden Lichter des Trikorders erfüllten hier und da die Dunkelheit mit Licht- blitzen. "Hallo, ist hier irgendjemand?" rief er ins Dunkel. Seine Stimme hallte in dem Frachtraum. Wo war nur dieser verdammte Trikorder? Knight sah eine Menge Lichtreflektionen, aber den Trikorder konnte er nicht ausmachen. Ein seltsames Gefühl erfasste ihn. Ihm war als würde sein Bein berührt. Sollten ihm seine Füße eingeschlafen sein? Seltsame leise Geräusche drangen vom Boden. Der Trikorder blinkte für einen Moment besonders hell, dann wurde die Stille des Frachtraums von einem Schrei zerrissen. Auf seinem Bein hatte Knight ein vielfüssiges grässliches Monster erblickt. Er schüttelte sein Bein und schlug danach. Irgendwas zwickte ihn in den Finger. Im weiteren Schein des Trikorders sah er, dass ihn etwas gebissen hatte und nicht vorhatte seinen Finger freizugeben. Er schrie vor Schreck und taumelte durch die Dunkelheit des Frachtraums, und sein Kopf schlug unsanft gegen ein Stück Metall. Der Boden knrischte, als würde er auf Popcorn herumlaufen. Er stolperte und hielt sich an irgendetwas fest. Stahl drückte ihm ins Fleisch. Mittlerweile krabbelte auch irgendwas durch seine Haare. Er verlor die Beherrschung und stolperte Richtung Ausgang.

   -- Mamori Hangar, Landeplatz

Kopfschüttelnd beobachtete Sofia, wie der Sicherheitler ungeschützt das schrottige Schiff betrat, während sie den weißen Schutzanzug über ihre Schuhe und ihre Uniform zog. Wenigstens war das Kraftfeld mittlerweile aufgebaut. Sie war noch nicht fertig, als sie ihn von drinnen schreien hörte! 'Mein Gott!' dachte sie erschüttert, das klang ja schrecklich! Rasch stopfte sie ihren Arm in den Schutzärmel und stürmte los.

"Ich komme!" rief sie voller Angst und bemühte sich im Laufen, den Anzug richtig zu schließen und den Helm aufzusetzen. Das gelang nur unvollkommen, also blieb sie beunruhigt direkt vor dem Eingang stehen. Sie schloss ihren Anzug und den Helm korrekt und zückte ihren Phaser.

"Wo sind Sie?" rief sie in die Dunkelheit, bevor sie auf die geniale Idee kam, die kleine Lampe auf dem Helm zu aktivieren. "Was ist passiert?"

Knight raufte sich durch die Haare. Überall waren diese krabbelnden Biester. Sie krochen in seiner Hose hoch, und im Nacken konnte er sie spüren. Er war voller Ekel und schüttelte sich. Dabei stieß er einige Male unsanft gegen verschiedene Stahlsteine. Er ächzte und schleppte sich in Richtung des Ausgangs. Dort war ein Lichtschein auszumachen. Knight stolperte ins Licht, noch immer sich schüttelnd. Das insekten- artige Tier hatte noch immer seinen Finger nicht freigegeben. Knight war von Sinnen vor Ekel und riss das Tier von seinem Finger. Gelber Schleim spritze in sein Gesicht, und ein atemraubender Gestank erfüllte den Frachtraum. Der Kopf des Käfer steckte immer noch auf seinem Finger. Diese Tiere mussten über unglaubliche Kieferkräfte verfügen. Knight taumelte weiter und würgte. Das Licht kam näher. Er erkannte eine Gestalt im Schutzanzug. Der Gestank schnürte ihm die Kehle zu. "Hilfe", gluckste er, während er sich der Gestalt näherte. Plötzlich spürte er etwas sehr hartes an seinem Kopf. Farben tanzten vor seine Augen und er fühlte wie er den Boden unter den Füßen verlor. Dann wurde es schwarz um ihn.

   -- Eingang zum Hangardeck

Noch immer stand Patroni wartend vor dem Hangardeck, unschlüssig wie er nun vorgehen sollte. Eine Ärztin hatte vor einer kleinen Weile den Zugang zum Hangar passiert. Patroni tippte aufgrund der Dinge, die sie bei sich getragen hatte, dass man eine Gesundheitsinspektion vornehmen würde. Vieleicht ein Flüchtlingsschiff? Sein Gefühl saagte ihm, dass irgendwas nicht ganz in Ordnung war. Patroni war nun des Wartens überdrüssig und ging entschlossen auf die Sicherheitsschleuse zu.

Die Wache wirkte gelangweilt. Scheinbar waren einige Mitglieder der Sicherheitsmannschaft nicht ganz glücklich mit Ihrer Stellung am Rande der Galaxis. Patroni nahm sich vor, mit dem Sicherheitschef über den Umstand zu reden, jetzt galt es erstmal, an er Wache vorbeizukommen.

"Entschuldigen Sie, Sir. Nur Zugang für autorisiertes Personal", sagte der Sicherheitler, während er Patroni etwas abfällig musterte.

Patroni zückte seine ID Karte und hielt sie routiniert dem Sicherheitler vor die Nase. "Master Petty Officer Salvatore Patroni. Mamori Sicherheit. Ich freue mich Sie kennenzulernen, Crewman", erklärte er freundlich.

Der Crewman zuckte etwas zusammen und erwiderte etwas unsicher: "Crewman Rob Pester. Chief, Sie wurden uns bereits angekündigt. Lieutanent Commander Talvert hat uns aber noch gar nicht von Ihrer Ankunft unterrichtet."

"Unverhofft kommt oft, Crewman", sagte Patroni lächelnd. "Was gibt es denn?" fragte er und deutete mit einem Kopfnicken auf den Hangar.

"Missglücktes Andockmanöver. Knight und Dr. Buikater führen gerade die Routineinspektionen durch", sagte Pester.

"Gibt es Verwundete?", fragte Patroni etwas besorgt. Die Station war ordentlich durchgeschüttelt worden.

"Nein, nur Blechschäden, Chief. Die Jungs von der Schadenskontrolle sind schon dran", antwortete Pester.

Patroni gefiel die lockere Art des jungen Sicherheitlers. "Das ist doch schon mal was, ich werd mir mal selber ein Bild verschaffen". Er schritt an dem Crewman vorbei in den Hangar.

   -- Mamori Hangar, Landeplatz

Die Lage war weit weniger chaotisch, als Patroni angenommen hatte. Routiniert waren die Techniker im Einsatz. Einzig das fremde Raumschiff, wenn man diesen Schrotthaufen überhaupt als Schiff bezeichnen wollte, mochte in den Hangar nicht hineinpassen. Kraftfelder waren errichtet worden. Alles ganz nach Vorschrift.

Eine Person im Schutzanzug betrat soeben das Raumschiff. Aus dem Inneren drangen seltsame Geräusche. Patroni ging auf das Kraftfeld zu.

   -- Os-Schiff

Entsetzt sah Sofia den jungen Mann auf sie zu taumeln und stürzen. Rasch betrat sie den Frachtraum. Es waren nur wenige Schritte bis zu Knight, und sie verschwendete keine Sekunde darauf, sich das Schiff näher anzusehen. Sie griff ihn unter den Armen und zerrte ihn raus aus dem Schiff. "Ich hab Sie", versuchte sie beruhigend zu klingen, was an ihrer gepressten Stimme kläglich scheiterte.

Draußen, dicht vor dem Schrotthaufen, liess sie ihn auf den Fußboden sinken und sah ihn sich erstmal an. Sie atmete schwer, und der blöde Helm behinderte ihre Sicht, also riss sie ihn sich vom Kopf.

"Ihhhhhh!" rief sie aus, als sie sah, was sie außer dem Menschen noch mit aus dem Schrottschiff gezogen hatte - etliche ekelerregende schwarze Käfer, jeder etwa 2 cm lang, mit einem kugeligen Körper und zahlreichen Beinen. Sie trat schwungvoll auf einen drauf, der prompt mit einem knackendem Geräusch ähnlich wie poppendes Popcorn zermatschte.

Rasch trampelte sie die übrigen in der Nähe ebenfalls tot und kniete neben dem Kopf des Crewman nieder. Er hatte eine blutende Platzwunde an der Schläfe, ekelhaft stinkenden gelben Schleim an der Wange und war, wie eine erste rasche Untersuchung ergab, nur bewusstlos. Dann entdeckte sie den ersten Käfer in seinen Haaren. Schaudernd schnippte sie ihn runter von seinem Kopf, heilfroh über die Schutz- handschue, in denen ihre Hände steckten. Eilig wühlte sie aus dem Arztkoffer ein paar Desinfektionstücher hervor und wischte damit den widerlichen Schleim ab. Die Haut darunter war gerötet und voller Quaddeln. Als nächstes versorgte die Ärztin seine Platzwunde. Während sie den Hautregenerator darüber hielt und den Rest seines Körpers musterte, sah sie, wie etwas seine Hosenbeine bewegte. Inständig hoffte sie, dass es nur dieselben ekelhaften Käfer waren, die sich so leicht zerquetschen liessen, während sie den Hautregenerator gegen ein Skalpell eintauschte.

   -- Raumschiff OsKar VI., Frachtraum / Deck 3

Auf dem Os-Raumschiff gab es keine Turbolifte. Nur über ein paar Wendeltreppen gelangte man zu den drei Decks, die das Schiff besaß. OsKar stieg gerade eine dieser Wendeltreppen hinunter. Das wenige Licht im Frachtraum bereitete ihm keine Probleme. Seine großen Augen passten sich unterschiedlichen Lichtverhältnisse an.

"Tach", begrüsste Kar mit rauer Stimme die beiden Personen. "Ich bin Os'Kar."

Vor Knight und Buikater stand eine mit grünem Fell überzogene 1,50 Meter große Person, mit einem großen breiten Mund und großen, kreis- runden Augen. Die schwarzen Augenbrauen zogen sich von der linken bis zur rechten Schläfe. Eine Nase konnte man in seinem grimmigen Gesicht nicht erkennen. "Ich hoffe er hat sich weh getan", sagte Kar und machte ein noch grimmigeres Gesicht. "Darf ich Ihnen nicht helfen?"

Kulturelle Missverständnisse bei Erstkontakt-Situationen waren nicht zu vermeiden. Nur sollte man sie so gut wie es ging vermeiden, um Eskalationen zu verhindern. "Die Beule am Kopf sieht ja schön aus", stellte Kar an Knights Kopf fest.

Sofia hielt inne und betrachtete mit großen Augen das kleine grüne Männchen. Wenigstens sah er auf den ersten Blick ungefährlich aus, und verstehen konnte sie ihn auch. 'Es hätte schlimmer kommen können', schoss ihr durch den Kopf.

Schließlich nickte sie, etwas verwirrt von seiner Ausdrucksweise. "Bleiben Sie an Bord", hoffte sie sich klar auszudrücken. "Ihr Schiff stellt möglicherweise eine Gesundheitsgefahr für uns dar. Sie stehen bis auf weiteres unter Quarantäne."

Für einen höflicheren Erstkontakt hatte sie im Augenblick keine Zeit. Kurz entschlossen wandte sie sich wieder ihrem Patienten zu und schlitzte seine Hosenbeine der Länge nach auf.

Was sie sah, ließ sie zusammenzucken und schon wieder aufschreien: Außer mehreren "Popcorn-Käfern" schlängelte sich noch eine Art langer grüner Tausendfüßler Knights Bein entlang.

   -- Mamori Hangar, Landeplatz

"Deaktivieren Sie das Kraftfeld", befahl Patroni einem bei ihm stehenden Techniker. Der Angesprochene zögerte einen Moment und musterte Patroni. Er hatte ja noch keine Uniform, geschweige einen Kommunikator. Aber das war jetzt egal. Knight braucht Hilfe und die Person im Schutzanzzug Rückendeckung.

"Nun machen Sie schon, Mann! SInd sie blind? Sie sehen doch, dass die Unterstützung brauchen", mahnte Patroni, während er sich in einen Schutzanzug anzug. Der Techniker schien Patronis Ansicht zu teilen und deaktivierte für einen Moment das Kraftfeld, so dass Patroni zu den beiden gelangen konnte. Er näherte sich im Laufschritt und liess die Frachtraumluke nicht aus den Augen.

Keine 5 Sekunden später hatte er die beiden erreicht. Knight hatte eine Beule am Kopf, und erstaunlich viel Getier krabbelte über seinen Körper. Hygenisch gesehen musste das fremde Raumschiff ein Alptraum sein. Patroni, der das Manifest der Führungsoffiziere noch gut im Gedächtnis hatte, erkannte die Person neben ihm als Doktor Buikater, CMO auf der Mamori. Sie schnitt mit dem Skapell gerade die Hose von Knight auf, unter der sich etwas merkwürdig bewegte. Ein ca. 15 cm großes, giftgrünes, tausendfüsslerartiges Etwas kam zum Vorschein. Am Kopf hatte es Zangen, mit denen es angriffslustig schnappte.

Mit beherztem Griff packte Patroni das Insekt und warf es zurück in den Frachtraum, aus dem es gekommen war. Der überraschten Buikater erklärte er: "Master Chief Petty Officer Salvatore Patroni. Mamori Stationsicherheit. Sie müssen Doktor Buikater sein. Was ist passiert?"

Knight bekam von dem allem nicht viel mit. Er sah Sterne vor Augen, und die Stimmen der Anwesenden klangen, als wären sie weit entfernt. Das Brennen im Gesicht hatte aufgehört. Er hatte jedwede Orientierung verloren und hoffte in guten Händen zu sein.

Sofia runzelte die Stirn. "Ich habe keine Hilfe gerufen, Chief", wies sie ihn zurecht, was drang er denn so in diesen Sicherheitsbereich ein? "Nun stehen Sie auch unter Quarantäne. Das ist übrigens Oskar", stellte sie den Außerirdischen vor. Währenddessen schnippte sie angeekelt die übrigen Käfer von Knights Beinen. "Nun können Sie mir auch helfen", forderte sie Patroni auf, "wir müssen ihn ausziehen. Ich will sicher sein, dass nicht noch etwas auf ihm herum- oder in ihn hineinkriecht, was da nicht hingehört."

Sie öffnete Knights Jacke, zerrte sein Shirt aus dem Hosenbund und schlitzte es ebenfalls der Länge nach auf. "Er war nur kurz in dem Schiff da", erläuterte sie währenddessen, "Ich nehme an, Sie stimmen mir zu, dass es die Sicherheitsinspektion nicht bestanden hat."

Knights Oberkörper-Vorderseite war anscheinend käferfrei. Sofia leuchtete ihm in beide Ohren und Nasenlöcher, ohne etwas Artfremdes zu entdecken. "Helfen Sie mir, ihn umzudrehen."

Auf Buikaters Zurechtweisung erwiderte Patroni lapidar: "Ich befolge nur die Rules of Engagement, Doktor". 'Donnerwetter, die ist nicht auf den Mund gefallen', dachte er sich, während er Buikater half Knight umzudrehen. Nachdem sie ihn umgedreht hatten mussten sie feststellen, dass sich ein 4 cm langer, egelartiger Wurm an seinen Rücken geheftet hatte.

"Ihre Baustelle", sagte Patroni und schaute zu dem Fremden, der die Geschehnisse auffallend ruhig musterte. Eine solche Spezies war Patroni noch nicht untergekommen. Leise sagte er zu Buikater: "Unseren fremden Freund hier scheint der Anblick zu belustigen."

Ja, es war lustig mit anzusehen, wie Erwachsene mit Essen spielten. OsKar fand es aber gar nicht lustig, dass man seine frischen Vorräte nicht gesittet zerquetschte. "Ich finde es widerlich, dass Sie meine schöne Vorräte auf dem sauberen Hangarboden zermanschen", gab OsKar von der Frachtraumtür aus einen Kommentar ab. "Die schönen Krabbler."

Ein Käfer krabbelte den Türrahmen herunter. OsKar schlug flink mit seiner Faust auf den Käfer. Das Tier fiel auf den Boden. Kar bückte sich, nahm den Käfer auf und verspeiste ihn wie einen Schokoriegel. Man hörte, wie der Käferpanzer in seinem Mund zerknackt wurde. *Knisch* "Mh, lecker. Die Sorte von Käfern ist gut gegen Rheuma."

"Prima, dann sammeln Sie doch bitte Ihr Essen wieder ein", erwiderte die Ärztin. Sie verzog voller Abscheu das Gesicht beim Anblick des Monsteregels, schritt aber schnell zur Tat und tastete (mit Handschuhen!) vorsichtig ab, inwiefern sich dieses Wesen festgesaugt hatte. Es saß SEHR fest. Seufzend liess sie es wieder los.

"Ok, das ist Baustelle Nr. 1, machen wir erstmal den Rest", beschloss sie in Richtung Patroni und streifte dem auf dem Bauch liegenden Knight Jacke und Shirt ab. An der linken Hand verfing sich der Ärmel des Shirts.

Sofia gelang es, dem Sicherheitler die Jacke auszuziehen, aber der Shirtärmel blieb hängen. Schließlich fand sie das Hindernis: einen relativ großen, bläulich schimmerndern Insektenkopf, der sich mit eindrucksvollen Mundwerkzeugen an Knights Finger festgebissen hatte. Dort, wo früher wohl mal ein Körper dranhing, tropfte nun stinkender gelber Schleim heraus. "Aha", meinte sie nur dazu. Allmählich gewöhnte sie sich an diese Insektenplage, und der Blick, mit dem sie den betroffenen Finger musterte, wirkte beinahe fasziniert. "Das ist wohl das Zeug, was auf seiner Wange war."

Auch hier tastete sie vorsichtig herum. "Das sitzt extrem fest. Ich werde es losschneiden müssen. Baustelle Nr. 2", stellte sie fest.

In Knights Haaren entdeckte Sofia noch zwei Käfer, die sie absammelte. "Ich schlage vor, Sie überprüfen seinen Unterleib, das dürfte ihm wohl lieber sein", wandte sie sich an den stellvertretenden Sicherheitschef mit der Andeutung eines Grinsens, während sie sich erhob. "Aber gründlich."

Die Ärztin trat zu Oskar und überreichte ihm die beiden Popcornkäfer. "Bitte sehr. Können Sie mir sagen, wie man diesen Egel wieder los- bekommt?"

Patroni schmunzelte. Wenn Buikater glaubte ihn damit irgendwie in Ver- legenheit zu bringen, war sie ziemlich auf dem Holzweg. Einen zweifachen Vater schreckte so etwas nicht mehr. Immerhin, sollte Knight jemals in den Genuss einer Jubiläumsfeier kommen, dann hätte er mit den Vorfällen heute schon eine sehr nette Anekdote zu erzählen. Patroni machte sich also ans Werk und untersuchte Knights Unterleib. Er verstand zwar nicht, weshalb Buikater nicht einfach den Trikorder benutze, aber die resolute Ärztin schien schon zu wissen was sie tat. Glücklicherweise hatte Kinght in dieser Körperregion nichts abbekommen. Patroni sprach dem Crewman gut zu: "Keine Sorge Crewman, alles kommt in Ordnung."

Er hatte das Gefühl, Knight war in einem Zustand der Dämmerung. Nicht völlig bewusstlos, aber auch nicht da. Dennoch liess Patroni das fremde Wesen und Dr. Buikater nicht aus den Augen, bereit jederzeit dazwischen gehen zu können.

Kar warf die beiden, leider schob toten, Käfer nacheinander in seinem Mund und gab schmatzend eine Antwort: "Glomameisen-Saft ... *schmatz* ...mit ... *schmatz* ... übergießen... *schmatz* ...zwei... *schmatz* ...Zeiteinheiten warten und dann ...*schmatz* ...mh lecker... und dann ...vorsichtig abziehen ..."

Die Os-Kultur und Ferengi-Kultur hatte in einem Punkt etwas Gemeinsames: Die Geschmäcker bei der Wahl der Nahrung.

Sofia tat sich etwas schwer damit, den Os zu verstehen. "Den Egel mit Glomameisen-Saft übergiessen?" fragte sie nach. Von dem Zeug hatte sie noch nie gehört. "Und wie lang ist eine Zeiteinheit?"

Hoffentlich war es irgendetwas in der Größerordnung von höchstens Minuten. Denn zwei Tage z.B. würde sie sicher nicht warten wollen - und ihr Patient wohl auch nicht.

Da waren wieder die kulturellen Unterschiede. Jede Kultur besaß eine andere Zeiteinteilung. Auf Romulus z,B. gab es einen 22 Stunden Tagesrhytmus, und statt Stunde sagten sie tarim. "Ja, Glomameisen-Saft", bestätigte der Os namens Kar. "Zwei Zeitein- heiten. Das sind.... zwei Zeiteinheiten. Oder Sie zählen zwei Mal bis einhundert und ziehen dann den Egel ab."

Sofia, die gerade an ihrem PADD herumgefummelt hatte, um es dazu zu bringen, die Sekunden leichter verständlich als durch das Blinken des Doppelpunktes zwischen Stunden und Minuten anzuzeigen, blickte lächelnd auf. "Zwei mal bis einhundert zählen, das ist gut", sagte sie zufrieden. "Haben Sie Glomameisen-Saft da, den ich für ihn verwenden kann?"

Gespannt und freundlich blickte sie ihm in die Augen. Wie würde er reagieren? War er ein Händler? War er hilfsbereit?

OsKar sah auf den Verletzten herab und lächelte vergnügt. "Das tut mir aber nicht leid. Die letzte Flasche habe ich vor zwei Tagen leer gemacht. Wenn Sie Pech haben, dann klappt es auch mit einer anderen Ameisenart."

Der Ärztin nickte zwar, weil sie verstand, dass es sich bei den OS mit der Verneinung offenbar umgekehrt verhielt wie bei der Föderation, aber für ihren Patienten war das natürlich eine schlechte Nachricht. "Ameisensaft... nie gehört", seufzte sie, zermarterte sich ihr Hirn, ob sie etwas Ähnliches kannte, und suchte in der Datenbank.

"Ha! Ameisensaft! Ein Ferengigetränk!" Zufrieden bemerkte sie, dass Patroni Knight sorgfältig untersucht und keine weiteren Käfer auf oder in ihm gefunden hatte. "Mr. Patroni, besorgen Sie bitte Ameisensaft. Wir haben ja neuerdings Ferengi an Bord. Vielleicht kann man ihn sogar replizieren", bat sie ihn, während sie wieder neben dem Patienten niederkniete.

"Ich kümmere mich solange um Baustelle Nr. 2", murmelte sie, Knights linke Hand musternd. Sie injizierte per Hypospray ein lokales Anästhetikum in seine Hand, griff mit der einen Hand nach Knights Finger und mit der anderen nach einem Skalpell und begann damit, den Finger entlang der Bisswunde so weit aufzuschneiden, dass sie ALLE Käferteile mit der Pinzette herausholen konnte. "Danke, Oskar, dass war sehr unfreundlich von Ihnen", sagte sie zwischendurch kurz mit finsterer Miene zum Os, in der Hoffnung, damit den richtigen Ton getroffen zu haben. Dann pulte sie weiter Insekten- mundwerkzeuge aus der Wunde. "Ich hoffe nur, dass dieses Tier nichts ins Blut spritzt, was Menschen nicht gut vertragen", murmelte sie vor sich hin. Allmählich machte sie sich Sorgen, weil Knight immer noch nicht richtig wach wurde.


--- Planet Minory Prime, Minoras, Superdome-Stadion

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Das Spiel war immer noch unterbrochen. Die Zuschauer holten sich
> beim Bauchladenverkäufer einen Snack. Dieser verdiente sich bei jeder
> Unterbrechung eine Goldene Nase...

Einige Zuschauer diskutierten über das 'Nord-Liga/Ost-Division'-Spiel zwischen 'Yokoy WhiteWings' und 'Klodik Nugats', das schon vor ein paar Stunden unspektakulär, mit einem Sieg für die Gastgebermannschaft 'Yokoy WhiteWings', ausgegangen war. Die deutlich unterlegende Mannschaft, die 'Klodik Nugats', hatten in der Yokoy-Arena 0:49 verloren.

"Kalte Katze", rief ein Snackverkäufer im Hintergrund.

Ein 'Minory SuperStars'-Fan auf der billigen obere Tribüne wandte sich an seinen Kumpel: "Sag mal, sind die 'Klodik Nugats' wirklich so schwach, oder sind die 'Yokoy WhiteWings' unschlagbar diese Saison."

"Beides", antwortete sein Kumpel. "Die 'Klodik Nugats' haben ihren eigenen Negativrekord aus der letzten Saison über... unter... boten. Wie auch immer. Sie haben alle Spiele in dieser Saison deutlich zwei- stellig verloren. So schlecht war in der Vergangenheit noch keine Punchball-Mannschaft. Und die 'Yokoy WhiteWings'. Nur Coach Labbek kann die in der 'Nord-Liga-Meisterschaft'-Finale stoppen. Aber erst muss unsere Mannschaft die 'Manty RedGlove' schlagen."

"Das klappt nicht", mischte sich Doran Oscheewa ungefragt und pessi- mistisch ein. "Wir verlieren."

Heute war einer der extrem seltenen Tage, an denen er sich tatsächlich eine Karte für das Spiel geleistet hatte. Zuhause fiel ihm einfach unendlich die Decke auf den Kopf. Immerhin bekam er für sein Geld heute wirklich etwas geboten. Hatte überhaupt ein Spiel jemals so lange gedauert?

"Lassen Sie das nicht Coach Labbek wissen, das Sie denken, das wir heute verlieren," sagte der eine. Und der andere fügte hinzu: "Coach Labbek hat schon manch einen Spieler aus der Mannschaft geworfen, der gemeint hatte, wir verlieren." "Verlieren gehört nicht zu Coach Labbeks Wortschatz", sagte wieder der andere. "Wer hat was von Verlieren gesagt?" mischte sich jemand zwei Reihen hinter ihnen ein. "Er sagte, wir verlieren", sagte eine Person, die neben Doran Oscheewa saß.

Eine älte Frau schlug Doran Oscheewa mit einem Regenschirm auf dessen Kopf und meckerte ihn an: "Wie können Sie behaupten das wir verlieren? Sind Sie 'Manty RedGlove'-Fanatiker?"

Das hatten zwei kräftige und stabile 'Minory SuperStars'-Fans gehört. Sie standen auf und gingen zu Doran Oscheewa rüber. Demonstrativ stellten sich die beiden Muskelberge vor ihn, und einer sagte zu ihm: "He, lass die alte Lady in Ruhe, du 'RedGlove'-Freak, sonst bekommst du es mit uns beiden zu tun."

Doran hielt sich seinen Kopf und sah langsam von der streitbaren alten Dame an dem Muskelprotz hoch. Seine Augen blitzten, als er langsam und deutlich erwiderte: "Ich BIN kein RedGlove-Freak." Das '...Du Schwachmat', dass ihm außerdem noch im Kopf herumschwirrte, verkniff er sich mit einiger Mühe.


--- SB Mamori Promenadendeck, Replimat

Shay verzichtete darauf, Wrads Hand zu nehmen und damit in aller Öffentlichkeit ihre Zusammengehörigkeit zu demonstrieren, da dies Wrad bestimmt nicht recht wäre. So ging Shay einfach nur neben Wrad her und ließ ihm sogar den Vortritt, als sie den Replimaten betraten.

Auf der Suche nach einem guten lauschigen Plätzchen blickte Wrad sich im Replimat um. Sein Blick blieb an einem fremden Terraner in Zivil- kleidung hängen, der anscheinend gerade auf einen Sternenflotten- kollegen einredete. Sofort richteten sich Wrads Fühler auf ihn. 'Definitiv der schönste Mann auf Mamori', schmunzelte er in sich hinein, 'Wo kommt der denn auf einmal her? Hoffentlich bleibt er...'

Als Wrad sich bei diesem Gedanken ertappte, rief er sich innerlich zur Ordnung. Er war mit Shay hier, und er hatte Hunger. "Hier?" schlug er der Haliianerin einen kleinen Tisch an der hinteren Wand vor, gleich neben einem Replikator.

Shay folgte Wrads Blick, und auch ihrer blieb an dem attraktiven Mann haften. Sie ertappte sich dabei, wie ein leises Geräusch ausstieß, was sich anhörte wie das Schnurren einer Katze. Mit leicht erbläuten Wangen sah Shay Wrad an und hoffte, dass er nicht gehört haben möge. 'Aber bei meinem Glück hat er es gehört', dachte Shay. "Ja, ja, der Tisch ist in Ordnung", sagte sie und ließ sich nieder.

Natürlich hatte Wrad das Schnurren gehört, schließlich funktionierten seine Fühler und Ohren tadellos, und Shay stand direkt neben ihm. "Er gefällt Dir auch", grinste er sie breit an, "eine echte Schönheit, nicht wahr?"

Derweil tippte er am Replikator herum und orderte sich eine extra-große Pizza mit extra viel scharfem Belag und dazu eine Apfelschorle. "Was kann ich Dir bestellen?" erkundigte er sich galant.

Shay hätte sich am liebsten selbst auf die Zunge gebissen und hoffte, dass sich der Boden auftun und sie verschlingen möge. Natürlich passierte genau das nicht. "Ja, er gefällt mir außerordentlich gut. Ich müßte schon blind und steinalt sein, dass mir so ein Prachtexemplar egal wäre. Aber immerhin bin ich ja auch mit einem Leckerbissen hier", meinte Shay und grinste Wrad an. "Eine große Lasagne mit frischem Ciabattabrot und eine rote Trauben- schorle", bestellte sie bei Wrad.

Grinsend stellte er sein Essen an Shay vorbei schonmal auf den Tisch. Es schien ihr peinlich zu sein, dass ihr dieser Mann gefiel, wieso bloss?

"Baby, es ist okay", sagte Wrad beruhigend und strich mit einer Hand sanft von hinten über ihre Schulter. "Er gefällt Dir? Geh hin und schnapp ihn Dir. Wozu ist man schließlich polygam?" flüsterte er zu ihr hinunter- gebeugt ins Ohr.

"Und falls er schwul oder bi sein sollte, werde ich mein Glück bei ihm versuchen, auf jeden Fall", grinste er völlig ungeniert, während er Shays Bestellung replizierte. Wenige Sekunden später servierte er Shay das Essen und nahm ihr gegenüber Platz. "Und wir beide werden weiterhin miteinander ins Bett gehen. Voraus- gesetzt, Du willst das. Also hör auf Dir Gedanken zu machen und genieße Dein Leben. Guten Appetit", beendete er lächelnd seine "Predigt" und schnitt genüsslich den ersten großen Happen von seiner Pizza ab.

"Erst mal essen. Vielleicht gehe ich dann wirklich zu ihn, vorausgesetzt, er sitzt dann noch dort", meinte Shay und warf Taspar einen Blick zu. "Wenn er bi sein sollte, dann können wir ihn uns ja teilen", sagte Shay grinsend und nahm einen Schluck von ihrer Traubenschorle. "Natürlich will ich das. Wir verstehen uns so gut im 'Bett', da wäre es eine Schande, dies nicht zu tun", stellte Shay klar. Sie schlüpfte mit einem Fuss aus ihrem Schuh und strich damit Wrads Bein hoch.

"Klingt wundervoll", nickte Wrad mit vollem Mund und leuchtenden Augen. "Ja, wir verstehen uns toll... ich meinte aber, hinterher. Wenn Du nach ihm noch mit mir ins Bett gehen willst, Baby", zwinkerte er, und dann wurde er ernst. "DAS wäre übrigens die Methode, mich eifersüchtig zu machen..." Als er Shays Fuss an seinem Bein fühlte, lächelte er wieder. "Denk dran, vielleicht ist ER nicht polygam, und wenn er das sieht... Willst Du ihn verwirren?" wunderte er sich.

Verblüfft schaute Shay Wrad an. "Du wärst eifersüchtig, auf ihn?" fragte Shay. Irgendwie schmeichelte ihr das. "Keine Bange, du bleibst mein Favorit", meinte sie grinsend. "Er ist ein Mensch, und mit ist glaube ich keine Menschengruppe bekannt, welche sich zur Polygamie bekannt hätte", grübelte Shay und fuhr fort, mit ihrem Bein an Wrads hochzustreichen. "Er kann das von seiner Position gar nicht sehen. Aber du hast recht", meinte Shay und seufzte. Dann nahm sie ihren Fuss runter und steckte ihn wieder brav in ihren Schuh.

Wrad grinste geschmeichelt, obwohl er sich nicht sicher war, dass Shay ihn richtig verstanden hatte. Aber darüber wollte er im Moment ungern diskutieren. Es würde sich sowieso zeigen. "Er sieht zumindest menschlich aus", schränkte er nach einem intensiven Blick in Bezug auf Valerius ein. "Stimmt, aktuell kenne ich auch keine bekennend polygame Menschengruppe...", dachte er über menschliche Soziologie nach und nahm einen Schluck Apfelschorle. "Aber auf Terra hat es früher mehrfach polygame Kulturen gegeben. Meist 'einseitig', nur mehrere Frauen für einen Mann, in patriarchalischen Gesellschaften. Es gab aber glaube ich auch mal ein oder zwei matriarchalische Kulturen mit 'Vielmännerei'...", dozierte er und schob sich das nächste riesige Stück Pizza in den Mund.

"Ja, früher. Doch keine der polygamen Kulturen auf der Erde hat sich durchgesetzt. Im Gegenteil, bei den Menschen ist die Monogamie das Vorherrschende", entgegnete sie und versuchte mit ihrer Zunge einen langen Käsefaden einzufangen und in den Mund zu ziehen. Anschließend wanderte das Stück Lasagne hinterher.

Valerius war momentan in der am weitesten von den beiden Neuankömmlingen entfernten Ecke des Replimats, noch immer im Gespräch mit Francois. Er hatte dieses Pärchen noch gar nicht bemerkt, weil der Franzose ihm die ganze Zeit über über jeden Fizzel Fragen stellte. Langsam wurde es Taspar leid, ihm immer wieder zu versichern, dass er alles berücksich- tigen würde und meinte: "Aber jetzt muss ich mich wirklich mit dem Separee befassen, sonst wird mir die Zeit zu knapp, Mr. Lecomté. Lassen Sie es gut sein, ich denke, wir haben nun definitiv alles genau genug besprochen. Und danke nochmals!"

Valerius wandte sich von dem Mann ab und sah ein offensichtlich verliebtes Pärchen an einem Tisch an den hinteren Wand sitzen. Was sie taten, war von seiner Position aus und wegen der Entfernung nicht zu sehen. Aber sie hatten etwas zu Essen bestellt und hatten nur Augen füreinander.

In diesem Moment blickte Taspar zu ihnen herüber und Shay war froh, so zu sitzen, dass sie Taspar im Auge behalten konnte. Als ihre Blicke sich trafen, warf sie ihm einen mehr als eindeutigen zu. Abwartend sah Shay Taspar an.

Dieser direkte Blickkontakt der Frau mit ihm irritierte Valerius etwas. Er konnte sich nicht vorstellen, warum sie ihn so auffordernd ansah. Dass er gut aussah, war ihm nicht unbedingt bewusst. Er wusste zwar, dass er nicht der hässlichste Eine war, aber Jupiter sei Dank, ging er nicht mit seinem Aussehen hausieren. Er lächelte der jungen blauen Frau kurz zu und musterte auch ihren Begleiter, der mit seinen Fühlern eindeutig als Andorianer zu identifizieren war.

Valerius wollte gerade in das Separée eintreten, das er für den Abend reserviert hatte, als Francois ihm nochmals auf die Schulter tippte und anfing: "Und wie lange werden Sie genau hierbleiben?"

Valerius atmete fast lautlos durch und kaute zum wiederholten Mal auch diesen Teil durch. Aber danach würde Schluss sein...

Wrad beobachtete gespannt Valerius' Reaktion, während er weiter seine Pizza verspeiste. Als der Terraner ihn musterte, lächelte er ihm freundlich zu. "Er hat wohl gerade keine Zeit", kommentierte er, "aber jetzt hat er Dich schon mal gesehen. Ich schätze, er ist nicht schwul, aber das kann ich erst genau sagen, wenn ich mal mit ihm gesprochen habe."

"Na ja, immerhin etwas. Dann werd ich in Zukunft wohl öfter herkommen müssen", meinte Shay. "Dabei fällt mir ein, bei so neu eingerichteten Geschäften gibt es doch bestimmt hin und wieder technische Defekte", sagte sie grübelnd, und ein gewisses Funkeln erschien in ihren Augen.

Valerius wimmelte endlich Lecomté ab, er hatte von dem freundlichen, aber nervenden Sternenflottenoffizier die Nase voll. Hätte er vor Beginn des Gespräches schon gewusst, wie lange sich dieses hinziehen würde, so hätte er damit gar nicht erst angefangen. Aber nun gab sich Francois endlich zufrieden: "Dann bis bald, Mr. Taspar. Ich werde im Lagerraum Inventur machen." Damit drehte er sich nach einer angedeuteten Verbeugung um und verließ den Replimat.

Val atmete erleichtert nochmals durch und warf dem farbigen Pärchen einen weiteren Blick zu. Eigentlich hatte er schon damit gerechnet, den Franzosen mit zu dem Dinner einladen zu müssen. Ein Blick auf die Uhr verriet dem Magna Romanier, dass die Zeit voranschritt und er noch etwas aus seinem Quartier holen musste. Er öffnete die breiten Schwingtüren zum Separée und blickte von der Schwelle in den Raum. Ja, er hatte die benötigte Größe, genau wie Lecomté gesagt hatte. Das Inventar bestand aus 3 Tischen und den dazugehörigen Stühlen. Mehr nicht, aber es war genug.

Die Tür schwang wieder zu als er sie losließ, und Valerius hielt auf den Eingang zu und näherte sich somit dem Andorianer und seiner Begleiterin. Wer mochten die beiden sein? Der blaue Mann hatte ihm ebenfalls zugelächelt, möglicherweise war es der richtige Zeitpunkt hier weitere Bekanntschaften zu schließen, dachte sich Val.

Wrad grinste Shay zu, weiter an seiner Pizza kauend. "Gerade neue Geschäfte müssten doch eigentlich gut funktionieren", widersprach er, "aber Du brauchst doch keine Ausrede, um Dich um auf dem Promenadendeck aufzuhalten. Meinst Du, er macht hier ein Geschäft auf?" Bevor Shay jedoch antworten konnte, bekam Wrad Valerius' Verabschiedung mit. "Sein Name ist Mr. Taspar", lächelte er, genau in dem Moment, als der schöne Mann sich ihnen näherte.

"Tja, theoretisch schon", meinte Shay grinsend. "Ich denke schon. Was sollte er sonst hier wollen?" fragte Shay verwundert. "Taspar", murmelte Shay leise. "Guten Abend, Mr. Taspar", grüßte die Haliianerin den Mann. "Ich habe mich gerade gefragt, ob sie hier auf der Station ein Geschäft aufmachen werden", sagte Shay und lächelte Taspar freundlich an.

Valerius blieb etwas überrascht von der Anrede durch die hübsche Frau abrupt stehen. Hatte er sich noch gerade überlegt, ob er diese beiden ansprechen sollte, war er sich dessen dann aufgrund der Reaktion der Ferengis und der beiden Ta'Unas dann doch nicht mehr so sicher. Aber nun reagierte er natürlich auf diese Andrede und schloss, dass der Franzose seinen Namen wohl für alle hörbar ausgesprochen hatte, aus der Tatsache der namentlichen Nennung. "Da könnten Sie durchaus recht haben, Mrs...?" erwiderte er.

Shay konnte seine Überraschung spüren und ihr Lächeln wurde noch breiter. "Miss. Lieutenant Commander Shay Jahari, Chefingenieur der Station. Stets zu Diensten, Mr. Taspar", sagte Shay mit funkelnden Augen. Der Mann sah von Nahem geradezu unverschämt gut aus. "Um welche Art von Geschäft wird es sich handeln?" fragte Shay nach.

Wrad nahm einen Schluck von seiner Schorle und beobachtete die Szene freundlich lächelnd. Er wartete auf eine Gelegenheit, sich ebenfalls vorzustellen, hatte aber nicht die Absicht, das Gespräch zu unterbrechen. Derweil machte er eine einladende Geste, die Valerius bedeuten sollte, er möge sich zu ihnen an den Tisch gesellen.

Valerius zog auf die Einladung der beiden hin einen Sessel heraus und setzte sich zu ihnen. "Angenehm, Miss Jahari. Den Chefingenieur zu kennen ist gewiss kein Nachteil auf einer neu aus dem Boden gestampften Station." Bevor er nun auf die Frage nach dem Geschäft einging, erwies er dem Mann den gebührenden Respekt, den die Höflichkeit erzwang, sich auch ihm zu widmen. "Es freut mich auch Sie kennenzulernen. Arbeiten Sie auch in der Sternenflotte?" Aus dem legeren Gewand war nicht zu schließen, welchem Beruf der Andorianer nachging und ob er auf der Basis arbeitete.

"Nein, das ist weiß Gott nicht von Nachteil. Ich würde sogar sagen, dass es hier sehr zu Ihrem Vorteil ist, Mr. Taspar", meinte Shay viel- sagend und zwinkerte kurz.

"Wrad Kaan, sehr erfreut", stellte Wrad sich lächelnd vor. "Ja, ich bin OPS-Offizier. Möchten Sie vielleicht etwas essen oder trinken?" fragte er höflich, bereit, sich sofort zu erheben und etwas zu replizieren.

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