Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Januar 2006, Teil 2: Gesamt 89 Züge
Spielzeit: 1. Juli 2380, abends ab ca. 19:00 Uhr

Kapitel 13: Entspannungsmethoden

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--- SB Mamori, Quartier Kimon

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Nun, wie Sie sehen, wird meine Zeit knapp. Was also ist so dringend?"
> Er setzte sich noch einmal auf seinen Stuhl.

"Glauben Sie mir, Mister Kimon. Nicht nur Ihre Zeit wird knapp", baute Krem einen großen Spannungsbogen auf. Er überzeugte sich, dass Kimons Frauen auch wirklich nicht mehr anwesend waren. Er holte ein kleines Gerät aus seiner Jackeninnentasche und suchte den Raum damit nach Abhörwanzen ab. Während er jedes Teil, wo sich eine Wanze verbergen konnte, absuchte, fragte er: "Haben Sie sich auf der Starbase schon gut eingelebt? Und wie finden Sie Ihre neuen Kollegen? Wenn Sie mich fragen, einige Ihrer neuen Kollegen sind bombastisch nett. Finden Sie nicht auch?"

Kimon lachte ob Krems vorsichtiger Formulierungen amüsiert auf. "Avereso! Lassen Sie sich eines gesagt sein: Mir liegt die Kunst der Diplomatie nicht besonders, und mit Andeutungen kann ich nicht viel anfangen. Wir sind hier unter uns, und wir sind hoffentlich beide Männer, die alt genug sind, mit selbst provozierten Konsequenzen umzugehen."

Er folgte Krem interessiert mit Blicken und erhob sich dabei vom Stuhl, um ihm besser zusehen zu können. Er selbst wäre nie auf die Idee gekommen, nach Abhörgeräten zu suchen - doch nicht in seinem offiziel- len, persönlichen Quartier. "Also, worum geht es Ihnen? Bleiben Sie klar. Und wenn es sein muss, berufen Sie sich auf meine Schweigepflicht."

Krem war zufrieden. Kimons Quartier besaß kein zusätzliches Paar Ohren. Nun konnte Krem frei sprechen. "Ihr Erster Offizier kam zu mir mit einem Auftrag und gab mir das", sprach Krem leise und holte ein PADD hervor. Er gab es Kimon und sprach weiter: "Ich, ausgerechnet ein Ferengi, soll alle Kontakte herausfinden, die diese Komponenten beschaffen können. Sehen Sie genau hin. Alle Komponenten sind zum Bau einer Bombe bestimmt. Ihr sauberer Erster Offizier plant die Starbase zu sprengen, und ein dummer Ferengi soll ihm dabei behilflich sein. Aber nicht mit Krem. Ich habe seinen Plan rechtzeitig durchschaut."

Kimon überflog den Inhalt des Padds und blickte Krem dann unmiss- verständlich verärgert an. Wo war er hier nur gelandet? Er setzte sich mit einem Seufzen und überlegte, wie er Krem möglichst deutlich klarmachte, was er sagen wollte. "Sie erzählen mir also, daß dieser Erste Offizier - kaum, dass Sie hier auf der Station sind - auf Sie zukommt mit einer Liste wie dieser hier und Sie bittet, die nötigen Kontakte zu besorgen, damit er in seinem geheimen Hobbylabor eine Bombe bauen kann, hm? Da fallen mir mehr Fragen als Antworten ein, wenn ich ehrlich sein soll. Wenn diese Zutaten wirklich eine Bombe ergeben sollten - was für mich nicht ersichtlich ist, aber ich verlasse mich auf Ihr Urteil - warum überreicht er Ihnen eine solch offensichtliche Liste? Warum nicht nur einen Teil, so dass Sie nicht wissen können, worum es geht? Und warum derart offen? Rechnet er damit, dass Sie entweder verschwiegen genug sind oder nichts mit dieser Liste anzufangen wissen? Und warum kommen Sie damit ausgerechnet zu mir? Wie wär's denn mit der Captain; müsste sie sich nicht solcher Angelegenheiten annehmen, als Leiterin dieser Station und Vorgesetzte? Und mit Abstand am wichtigsten: Warum vermiesen Sie mir mit dieser Angelegenheit meinen ersten Abend hier?"

Krem ärgerte sich innerlich, weil Kimon ihn nicht richtig verstanden hatte. Um seinen Ärger nicht zu zeigen, begann er mit einen Witz: "Besuchen Sie nie Ferenginar. Bei so vielen Fragen, die Sie stellen, wären Sie auf meiner Heimatwelt schon längst pleite. Passen Sie auf. Wie soll ich Ihnen das verständlich machen? Der Erster Offizier hat genügend Leute die sich damit befassen können. Jeder Kadett kann das. Aber nein, er geht ausgerechnet zu einem Ferengi. Mein Volk ist dafür berüchtigt alles zu besorgen. Alles... auch Waffen. Ein Ferengi gibt seine Quellen nicht gerne her. Ihr sauberer Erster Offizier lässt nicht seine eigenen Leute dafür arbeiten, weil ein Ferengi verschwiegen ist. Wenn ich die passenden Quellen ausfindig gemacht habe, werde ich Sie nicht so schnell heraus geben, dann wird sein nächster Schritt sein: Krem, besorgen Sie mir die Sachen. Können Sie mir gedanklich bis hierher folgen? Da ein Ferengi für Profit alles macht, wird der Ferengi gegen ein paar Barren Latinum die Sachen besorgen. Und wenn der Ferengi die Sachen besorgt hat, ja dann, spätestens dann wird ihr Abend vermiest sein. Also, beschweren Sie sich nicht bei mir, warum ich Sie nicht gewarnt habe. Es ist schon spät. Ich habe noch eine Einladung. Also wenn Sie mich suchen, dann finden Sie mich bei diesem... wie hieß er noch, Kaspar? Wie gesagt, ich habe Sie gewarnt. Wer nicht hört, muss fühlen, sagt ein Menschensprichwort."


--- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Dabei tat ihm fast alles weh, seine Lungen brannten mit jedem Atemzug.
> Besonders seinen Schritt würde der Vulkanier wenigsens die nächsten
> beiden Tage schonen müssen. >'Allerdings gefällt mir dieser Augenblick fast noch besser', meinte er
> verliebt und räkelte sich zaghaft, sich sanft an Vaughn kuschelnd.

'Hm, ja', meinte Kirah total groggy, kuschelte sich einfach an ihren Mann und genoss das Beisammensein. 'Wie war das jetzt noch mal mit Andrej?' fragte sie Suvan, da sie eben ja so angenehm von diesem Thema abgelenkt worden waren.

'Commander Chekovs zweiter Vorname', antwortete Suvan. Zwar lautete der Name eigentlich "Andrejvich", aber die Nachsilbe bedeutete auf Englisch so etwas wie "Andrej II." oder "Andrej jr.". 'Ich liebe dich, Kirah', dachte Talvert innig. Es war schön die Nähe der Idronianerin zu spüren, ihr sanft die Haare zu küssen und ihren Rücken zu streicheln. Zudem konnte er durch den Hautkontakt ihre geistige Präsenz sehr deutlich spüren, er bekam wundervolle Eindrücke ihrer Empfindungen.

'Wie bist du denn auf diesen Namen gekommen? Ich habe nichts gegen ihn, ich finde ihn sogar sehr gut. Doch mich interessiert wie du gerade darauf gekommen bist', wollte Kirah wissen. Langsam malte sie mit einem Finger ein willkürliches Muster auf Suvans Brust und Bauch. 'Ich liebe dich auch, Suvan. Ich denke, du hast einen Eindruck davon bekommen, wie sehr', meinte sie neckend.

'Oh ja... daran werde ich noch lange erinnert werden...', seufzte Talvert über seine stark beanspruchten Körperpartien. 'Naja, ich habe nach einer terranischen Starfleet- Legende gesucht, allerdings fände ich es plump, würden wir unseren Sohn gleich "Hikaru", "Pavel", oder "James Tiberius" nennen... - abgesehen davon, ist mir gerade noch "Scott" eingefallen.'

'Da hast du recht. Mir gefällt Andrej', meinte Kirah und genoss das Gefühl des innigen Beisammenseins mit Suvan. 'Aber nicht zu lange. Nicht, dass die Erinnerung irgendwelche Beein- trächtigungen mit sich bringt', stichelte Kirah fröhlich.

'Ich glaube, du hast Nachholbedarf', stellte Talvert fest, 'Du bist schon wieder viel zu munter!' Gerade wollte der Commander seine Frau küssen, als eine Erschütterung das Quartier durchlief. 'Warst du das, oder war ich das?' fragte er erschrocken, als ein Alarm schrillte, aber nach wenigen Sekunden wieder erlosch. Suvan war Erster Offizier, er musste wissen was Sache war. Vaughn verstand das nur allzu gut, schließlich waren sie nicht nur privat ein Paar im engsten Sinne, sondern auch beruflich. Im Verzeihung bittend küsste der Vulkanterraner die Idronianerin auf die Wange und begab sich ins Bad. Eine Schalldusche zu nehmen und seine Uniform anzuziehen dauerten immernoch ein paar Minuten, sodass er ziemlich eilig das Quartier verließ.

Doch etwas grummelig sah Kirah Suvan hinterher, wie er das Quartier für unbestimmte Zeit verliess.

Mit einem schweren Seufzer erhob sich Kirah vom Bett und taperte erst einmal ins Bad, um eine Dusche zu nehmen. Als sie in einen Morgenmanten gehüllt, welchen sie vorne nicht zugebunden hatte, das Bad wieder verlie0, ging sie zu ihrem kleinen Schrein in der Ecke und zündete ein paar Kräuter an. Kirah nahm einen tiefen Atemzug des Rauchs, ließ sich vor dem Schrein nieder und meditierte.


--- SB Mamori, OPS

Auf der OPS angekommen wollte Talvert gerade Max Riese nach einem Bericht fragen, aber da das Kommandozentrum kaum besetzt war, wollte er ihn nicht von der Arbeit abhalten und informierte sich aus dem Computerlogbuch.

'Ein zu großes Schiff ist in die Station eingedrungen und wird aktuell einer Inspektion unterzogen...', stellte er fest. 'Wieso haben die Sensoren das nicht festgestellt?' wunderte sich der Halbvulkanier und stellte fest, dass der offensichtliche Müllfrachter das eine oder andere Stück Schrott enthielt, das Sensoren verfälschte oder völlig resistent gegen Scans war.


--- SB Mamori Hangar, Landeplatz Os-Schiff

>"Ich hoffe nur, dass dieses Tier nichts ins Blut spritzt, was Menschen
> nicht gut vertragen", murmelte sie vor sich hin.
> Allmählich machte sie sich Sorgen, weil Knight immer noch nicht
> richtig wach wurde.

Patroni blickte etwas irritiert zu den Fremden. Offenbar war die Sprache nicht nur phoentisch und grammtikalisch unterschiedlich, sondern unterschied sich auch in Sinnzusammenhängen. In Patroni wuchs das Gefühl, dass Fremdlig sicherlich sonderbar war, aber keine konkrete Gefahr darstellte. Gerade wollte er schon los, um den Ameinsensaft zu besorgen, als ihm wieder etwas einfiel: "Dr. Bukater. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass Sie mich beim Betreten der Sperrzone unter Quarantäne gestellt haben. Ist das hiermit aufgehoben? Den ersten Tag möchte ich nicht starten, indem ich einen Bio-Alarm der Stufe 1 auf der Station auslöse", erklärte er und grinste leicht.

Inzwischen schlug Knight die Augen auf. Er lag auf dem Bauch und merkte, dass irgendwas in seinem Rücken steckte. Er hatte keine Schmerzen, aber er fühlte sich benebelt, als wäre er sturzbetrunken. Die Umgebung war verschwommen und seine Sinne getrübt. Er gab einige Worte von sich, aber mehr als zusammenhangloses Gelalle vermochte seinem Mund nicht zu entweichen.

"Sie haben Recht, Chief, danke für den Hinweis", erwiderte Sofia gerade nickend, als der Patient versuchte zu sprechen. "Ganz ruhig", sagte sie beruhigend zu ihm, legte das Skalpell vorläufig aus der Hand, um sie ihm beruhigend auf die Schulter zu legen, "Ich bin's, Dr. Buikater. Ich verarzte Sie gerade. Es krabbeln keine Käfer mehr auf Ihnen herum, aber ich muss gerade Ihre Hand von einem befreien... Bleiben Sie schön ruhig liegen."

Knight nickte und hielt dann brav still. Der Ärtzin blickte zu Patroni hoch. "Haben wir hier keinen Zugang zu einem Replikator? Oder können Sie via Kommunikator das Zeug bestellen? Ansonsten, wenn Sie gehen müssen, dann gehen Sie. Ich glaube, die Luft hier ist nicht verseucht, und ich glaube, Sie haben keine Käfer ab- bekommen, oder doch?" Mit einem leichten Grinsen musterte sie ihn.

"Was ist ein Replikator?" fragte OsKar aus reiner Neugierde.

"Ein Gerät, dass unserer Versorgung dient", erläuterte Sofia ganz allgemein. Dem ersten Eindruck nach war die Technik der Os weniger hochentwickelt als die der Föderation, also war hier Vorsicht geboten.

Sie wandte sich wieder Knights Finger zu und fischte ein weiteres Stück Mundwerkzeug aus dem blutenden Spalt.

Patroni beschloss zu handeln. Er wollte jetzt nicht im Schutzanzug quer durch die Station laufen, zumal wahrscheinlich seine Sicherheitsberech- tigungen erst am nächsten Tag in Kraft treten würden und er mit un- erwarteten Hindernissen und Hürden mit Sicherheit konfromiert werden würde. Er winkte einen der Techniker zum Kraftfeld und sagte ihm: "Bitte erklären Sie Crewman Pester, er hat Wache vor dem Hangar, dass wir dringend Ameisensaft brauchen. Er soll im Replikator prüfen oder sich an einen der Fernigis auf der Station wenden!"

Der Techniker und lief zum Hangartor, wo ein bereits gelangweilter Pester seinen Wachdienst versah. Der Techniker unterrichtete Pester kurz über die Umstände, da machte sich Pester schon auf dem Weg.

Inzwischen war Patroni zu Buikater, Kar und Knight zurückgekehrt. Buikater entfernte gerade etwas aus Knights Finger. Knight war bei Bewusstsein, aber sichtlich benommen.

"Kar. Sie heißen doch Kar, oder? Mein Name ist Patroni, ich grüße Sie! Was führt Sie nach Mamori?" sagte Patroni zu dem Fremden, um besser einschätzen zu können, mit wem er es hier zu tun hatte.

'Wie bitte? Meint die ein synthetischen Schmackofatzherstellungsgerät?' dachte Kar und schüttelte sich. 'Bäh! Ist ja widerlich.'

"Für Sie immer noch OsKar", raunte Kar Patroni an, der es gewagt hatte ihn nur mit den Vornamen an zu reden. OsKar's Tonfall wurde härter: "Ich will schönen Schrott erwerben. Dinge, die Sie nicht mehr benötigen. Die Sarkass und die Minors machen sehr viel herrlichen Schrott. Ich frag mich nur, warum in der letzten Zeit nicht mehr. Machen Sie viel kaputt?"

Zufrieden hatte Sofia mitbekommen, wie der Master Chief das Problem gelöst hatte. Sie packte die Pinzette vorerst beiseite und griff zum medizinischen Trikorder. Er zeigte das Gleiche an wie bei der ersten Untersuchung: Nichts Außergewöhnliches nämlich. Weder wurden die Käfer angezeigt, noch irgendwelche Gifte oder unbekannte Substanzen in Knights Körper. Verflixt. So konnte sie einfach nicht feststellen, ob noch Rest- stückchen in der Wunde waren. Außerdem konnte sie weder Knight noch Oskar oder Patroni auf Käfer scannen. Und woher die Benommenheit ihres Patienten rührte, konnte sie so ebenfalls nicht beantworten.

Seufzend tauschte sie den Trikorder gegen eine Lupe ein - glücklicher- weise enthielt ihre Arzttasche auch solche jahrhundertealten "primitiven", immer wieder bewährten Mittel - und knöpfte sich energisch die Wunde wieder vor. Aber auch nach eingehender Suche und Abtasterei mit der Pinzette konnte sie keine weiteren Fremdkörper im Finger mehr entdecken.

Sie schraubte den kleinen Probenbehälter mit den Insektenmundwerkzeugen fest zu und packte ihn ein, ebenso einen zerquetschten Popkorn-Käfer. Außerdem entnahm sie eine kleine Gewebeprobe von der Bisswunde, die sie ebenfalls sorgfältig für eine spätere Laboranalyse verstaute.

"So, das hätten wir schon mal, Mr. Knight, der Käfer ist ab. Wie fühlen Sie sich?" fragte sie sanft, beunruhigt über seinen Dämmerzustand.


--- SB Mamori, Quartier Kerrig

Saghi befand sich in ihrem Quartier und studierte die Aufzeichnungen, die die Sensoren der Jäger während des Fluges von denen der Minorytaner gemacht hatten. Es konnte gut möglich sein, dass die Piloten der Station einmal mit scharfen Waffen gegen sie losfliegen mussten, und da wollte Kerrig wissen, worauf sie den primären Typ- IX- Phaser ihres Peregrines ausrichten musste. Sie stellte fest, dass es keine unausgereiften Kon- struktionen oder technisches Gerät gab, was für Bordmittel der Sternen- flottenjäger anfällig war. Es würde bei einer Auseinandersetzung auf die Piloten ankommen. 'Damit wäre der taktische Vorteil auf Seiten der Sternenflotte', schlussfolgerte die Klingobajoranerin selbstbewusst. Sie deaktivierte ihren Desktop und entschloss sich noch etwas über die Promenade zu bummeln.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Pester war in Eile. Der Techniker hatte ihm zu verstehen gegeben, dass diese Sache dringlich sei. Schnellen Schrittes stapfte Pester durch die Station, um beim erstbesten Ferengi auf der Station halt zu machen. Dies sollte Krems Friseursalon sein. Überhaupt war ihm der Gedanke eines Friseurs, der aus einem kopfhaarlosen Volk stammte sehr suspekt, aber dieser Ferngi war genauso gut wie jeder andere. Pester betrat Krems Salon. "Krem. Sind sie hier? Es handelt sich um einen Notfall!"

"Das heißt Mister Krem", sagte der jüngste der drei Ferengi auf der Starbase. Ein Crewman wollte Krem sprechen? Ulk spürte, dass Profit in der Luft lag. Diese Gelegenheit wollte er sich nicht von Oggie und schon gar nicht von Krem wegnehmen lassen. "Was kann ich für Sie tun?" fragte Ulk, ohne sein Namen zu nennen.

Oggie war im Hintergrund und versuchte etwas Rundes in etwas Eckiges zu bekommen. "Das geht nicht", jammerte Oggie vor sich hin.

Pester schaute verächtlich zu dem Ferengi hinab. Was bildete der sich nur ein ihn zurechtzuweisen? Sein Ton wurde schroffer, als er zu dem Ferengi sagte: "Ich suche Mr. Krem wegen einer wichtigen Angelegenheit. Es ist eine Sache von äußerster Wichtigkeit und Dringlichkeit. Ich muss ihn unverzüglich sprechen." Eindringlich fixierte er den Ferengi.

"Ich weiß nicht wo sich Mister Krem aufhält", antwortete Ulk und witterte nun nach Pesters Reaktion großen Profit. "Ich bin aber überzeugt, das ich Ihnen auch helfen kann. Sehen Sie es so: Ich bin hier, und Mister Krem müssen Sie erst noch umständlich und zeitaufwendig suchen."


--- SB Mamori, Hangar, Os-Schiff

Knight murmelte weiterhin nur besorgniserregend unverständliches, wirres Zeug vor sich hin, während Sofia seine Wunde am Finger mit dem Hautregenerator wieder sorgfältig verschloss.

Als Oskar den Grund seines Besuchs erwähnte, blickte Sofia überrascht auf. Erst zu Oskar, dann zu Patroni, wobei sich ihre Miene von Überraschung zu leichter Belustigung veränderte. "Ich fürchte, wir machen nicht viel kaputt", erwiderte sie, Patroni zunickend, in der Hoffnung, dass der in dieselbe Kerbe schlug, "wir sind niegelnagelneu und gerade beim Aufbau. Da dürften wir keinerlei Schrott übrig haben."

Patroni musterte das fremde Wesen. Er konnte sich nicht des Eindrucks verwehren, dass es eine gewisse Boshaftigkeit ausstrahlte. Scheinbar beherrschte es den grimmigen Gesichtsausdruck in Perfektion.

"Dr. Buikater hat vollkommen recht. Mamori ist vor kurzem in Betrieb genommen worden und sämtlicher Schrott, wie Sie es nennen, wird von uns nach Möglichkeit wiederverwertet. Ich muss Sie also entäuschen, Mr. OsKar, hier werden sie nur schwer Geschäfte machen können", erklärte Patroni ruhig und bemühte sich möglichst verständnisvoll auszuschauen.

"Eine Gesellschaft, die keinen Schrott macht?" wunderte sich der Os. "Und Sie können mit dieser Lebenseinstellung überleben? Das glaub ich nicht. Das geht doch gar nicht. Wo bleibt denn da der Spaß am schönen herrlichen schmutzigen Schrottsammeln? Sammeln Sie gar nichts? Nicht mal ihr nicht ganz aufgegessenes Essen?"

Patroni musste sich bemühen nicht zu lachen. Die Kultur, der OsKar angehörte, schein ein eher verhaltenes Verhältnis zu Ressourcen zu besitzen. "In unserer Gesellschaft ist man bemüht, die zu Verfügung stehenden Ressourcen möglichst effizient und effektiv zu benutzen", erklärte Salvatore und fügte hinzu: "Was Sie als Schrott bezeichnen, wandeln wir wieder zurück in Energie, um andere nützliche Dinge daraus herzustellen. Das geschieht mit organischer wie auch anorganischer Materie. Allen- falls giftige oder gefährliche Restprodukte, die wir nicht verwerten können, müssen wir endlagern."

OsKar wirkte etwas verwirrt. Patroni sagte dann: "Aber um auf Ihre Frage noch etwas zu sagen. Durchaus sammeln wir Dinge, oftmals etwas Kostbares oder Seltenes, oder aber Dinge, von denen es so viele gibt, dass sie kaum jemand alle nennen kann."

Er warf einen Blick zu Knight, dem es anscheinend schon wieder etwas besser ging.

Sofia nickte zustimmend und schloss ihre Behandlung von Knights Finger ab. "So", tätschelte sie seine Schulter, "sehen Sie, Ihr Finger ist wieder ganz der alte. Die Betäubung wird bald nachlassen, dann spüren Sie ihn auch wieder ganz normal."

Sie half ihm, sich ein wenig seitlich zu lagern, das Gesicht nicht mehr auf dem Fussboden. "Bitte noch nicht auf den Rücken drehen, da ist noch ein Egel, den werde ich noch entfernen. Das ist der letzte. Ganz ruhig. Wir kriegen Sie schon wieder hin." Die Ärztin griff nach Knights Jacke, rollte sie zusammen und schob sie dem Sicherheitler als Kissen unter den Kopf. "Besser so? Wir holen gerade Medizin. Es dauert bestimmt nicht mehr lange."

Knight nickte, und Sofia sah zufrieden, dass seine Augen nun klarer und aufmerksam umherblickten. Er hatte aufgehört, vor sich hin zu murmeln. "Besser", brachte er leise hervor.

"Gut", nickte Sofia ihm aufmunternd zu, dann wandte sie sich wieder an OsKar. "Möglicherweise verstehen Sie etwas anderes unter 'Schrott' als wir. Ich würde Ihnen gern die Möglichkeit geben, sich die Station näher anzusehen. Vielleicht sollten Sie mit der Technikabteilung sprechen. Vielleicht gibt es dort etwas Interessantes für Sie. Das Problem ist nur... sehen Sie, ich muss sicher sein, dass Sie keine Gesundheitsgefahr darstellen. Für niemanden auf Mamori. Also Ihr Schiff darf von niemandem hier betreten werden. So viel steht schon mal fest. Die Frage ist, ob Sie auf Mamori herumlaufen dürfen. Oder ob dann die Gefahr besteht, dass sie irgend jemanden mit irgend etwas infizieren. Das Problem ist", sie zeigte ihm ihren Scanner, "normalerweise kann ich mit diesem Gerät erkennen, ob jemand eine Gesundheitsgefahr darstellt oder nicht. Bei Ihnen zeigt es aber offenbar keine zuverlässigen Werte an. Die Käfer zum Bespiel kann ich mit dem Scanner nicht orten."

Fragend blickte sie den Os an.

"Was sehen Sie mich an?" erwiderte OsKar. "Was kann ich dafür, dass ihr Scanner nicht funktioniert. - Kann ich den haben?" Er zeigte mit sein fellüberzogenen Zeigefinger auf Sofias Tricorder. "Ich tausche ihn gegen zwei Stahlstreben ein. Beste Schrottqualität. Der Rost fängt schon leicht an das Material zu zersetzen. Ich liebe Rost und dessen wunderschöne Farbe..."

Sofia schüttelte lächelnd den Kopf. Offenbar verstand er unter Schrott dasselbe wie sie. Nur sein Verhältnis dazu war ein anderes. "Der Scanner ist nicht zu verkaufen", erwiderte sie schließlich sehr ernsthaft. "Wie ist denn der Handel mit Minory und Sarkass abgelaufen? Haben die keine Gesundheitsinspektion durchgeführt?" fragte sie neugierig nach.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Das einzige Geschäft, das wirklich voll war, war der Replimat. Saghi entdeckte dort einen Terraner oder terranerähnlichen Mann in Zivil und zwei Sternenflottenoffiziere. Einer davon war ein Andorianer, und die Pilotin erinnerte sich an einen Mitkadetten von ihr, der ebenfalls von Andor stammte. Sie hatte das aggressive, temperamentvolle Benehmen unheimlich anziehend gefunden, nur hatte sich nie etwas zwischen ihnen ergeben. Jetzt diente Salel an Bord eines anderen Schiffes als die Halbbajoranerin, und Kerrig bedauerte es irgendwie.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Replimat

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Wrad Kaan, sehr erfreut", stellte Wrad sich lächelnd vor.
> "Ja, ich bin OPS-Offizier. Möchten Sie vielleicht etwas essen oder
> trinken?" fragte er höflich, bereit, sich sofort zu erheben und etwas
> zu replizieren

"Diesen Vorteil werde ich vielleicht mal ausnützen, Miss Jahari", antwortete Valerius ebenso vielsagend Shay. Er versuchte nicht an ihr runterzublicken, weil sich das nicht gehörte, sondern fixierte ihre Augen, die nur etwas mehr ins Grüne gingen als ihr Teint.

Dann ergriff er die Hand des Andorianers und schüttelte sie kurz, ob er nun wollte oder nicht. "Danke, im Moment brauche ich nichts. Wie läuft es denn so auf dieser Station, Mr. Kaan? Ich habe bereits ein paar der Geschäftsleute kennen gelernt. Wissen Sie, ob sich schon weitere angemeldet haben?" kam er auf die Anfangsfrage zurück. Da er in dem Geschäft noch ziemlich neu war, wusste er nun nicht so genau, wie er es treffend beschreiben sollte und überlegte noch über die genaue Formulierung. Leider hatte Taspar noch nicht viel mit Andorianern zu tun gehabt und sicher noch nie mit einem über Sauna und Massagen geplaudert.

"Tun Sie das", meinte Shay und war von dem intensiven Blick, mit dem Taspar sie bedachte, doch etwas aus dem Takt gebracht. "Ja, das würde mich auch interessieren. Mehr im Wellness oder mehr im Bekleidungssektor?" fragte sie Taspar.

Wrad schüttelte Taspars Hand mit festem Händedruck und ein wenig länger als üblich. "Naja, so langsam macht sich Mamori", erzählte er lächelnd, "aber Läden gibt es noch VIEL zu wenige, wie Sie sehen. Ich denke, dass sich alle auf mehr Leben auf dem Promenadendeck freuen. Was andere Geschäfte angeht, so habe ich nur mitbekommen, dass heute hier ein Cardassianer angekommen ist, der wohl plant, ein Restaurant zu eröffnen. Was für einen Laden wollen Sie denn hier führen?" Neugierig lächelnd blickte er dem Magna Romanier in die Augen. Seine Fühler wandten sich in der Zwischenzeit der Klingonin zu, die gerade den Replimat betrat. 'Eine von Kirahs Piloten?' versuchte er sie gedanklich einzuordnen. Bisher hatten sie noch nie ein Wort miteinander gewechselt.

Zum Glück wusste Saghi nichts davon, dass ein Cardassianer nach Mamori unterwegs war. Zwar hatten Cardassianer spätestens seit dem Dominion- Krieg ein schlechtes Image, doch das alleine war kein Grund für Kerrigs Antipathie. Die Halbbajoranerin war direkte Betroffene der Besatzung ihres Heimatplaneten. Da sie allerdings keine Telepathin war und keine Ferengiohren hatte war der Tag noch gerettet. Saghi ging zu einem der Replikatoren und bestellte einen Hummer. Sie nahm am Tisch neben der Dreiergruppe Platz und grüßte: "Commander, Ensign, Sir."

"Ma'am", nickte Wrad Kerrig freundlich zu, überrascht über die förmliche Begrüssung an diesem Ort, außerhalb des Dienstes. "Guten Appetit", lächelte er, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Taspar zu.

"Auch so, Mister...?" fragte Saghi nach dem Namen des Andorianers. Es irritierte sie etwas, dass er fast terranisch freundlich zu ihr war. Das war sie von Salel geringfügig anders gewohnt. Somit hatte Kaan seinen Andorianerbonus vertan, da die Halbklingonin keine latente Gewaltbereitschaft im Charisma Wrads spüren konnte.

Wrad zog erstaunt die Augenbrauen hoch, so verwundert war er über Art und Zeitpunkt ihrer Kontaktaufnahme. "Kaan. Wrad Kaan", stellte er sich vor. "Miss... Saghi, nicht wahr?" Die ihm zugänglichen Informationen über Kirahs Leute hatte er sich mal angesehen. Es war ja gar nicht so, dass sie ihm nicht gefiel, oder dass er sie nicht kennen lernen wollte, aber im Augenblick wollte er eigentlich unbedingt Taspars Antwort mitbekommen. Und überhaupt den schönen Mann näher kennen lernen. Chancen ausloten. Shay hatte anscheinend welche, was er ihr auch von Herzen gönnte. 'Andrerseits', schoss ihm durch den Kopf, 'kommt es immer anders als man denkt. Taspar läuft nicht weg, und seine Antwort höre ich trotzdem.'

Er musterte Kerrig genauer mit einem interessierten Blick und konzen- trierte sich nun auf sie. Chancen musste man nutzen... gerade unverhoffte...

"Lieutenant Kerrig Saghi, Tochter von B'Enar", vervollständigte die Pilotin. "Bitte achten sie auf die bajoranische Namensstellung. Saghi ist mein Vorname, Mister Kaan." Während sie das sagte fiel ihr auf, dass er sie musterte. Naja, ob er sie nur einschätzen wollte oder anderes Interesse an ihr hatte? Hoffentlich zeigte er bald etwas mehr andorianisches Temperament, ansonsten durfte sich Wrad keine großen Hoffnungen machen... - an diesem Punkt fragte Kerrig sich, ob sie tatsächlich etwas mit ihm anfangen sollte, nur weil er sie an einen Mitkadetten erinnerte. Das war kein ehrenhafter Grund eine Beziehung anzufangen... zudem schien er mit dem Commander hier zu sein.

"Lieutenant", begrüßte Shay die Pilotin. "Wie ich hörte, gab es heute morgen einige...Probleme bei dem Flug. Stimmt das?" erkundigte sich Shay bei Kerrig.

In dem Moment, in dem Taspar auf die Frage Jaharis eingehen wollte, verlagerte sich das Gesprächszentrum auf den Nebentisch, und Val war nicht aufdringlich. Er würde abwarten und dann zu dem Punkt zurückkehren, wenn der Zeitpunkt günstig war und es sich anbot, aber nicht wie ein Ferengi sofort nur mehr über seine Arbeit sprechen.

Valerius hörte gespannt zu, was sich da plötzlich mit der Klingon- hybridin am Nebentisch für ein Gespräch anbahnte. Einer Pilotin, er war hier mit einem ganzen Stab von Sternenflottenoffizieren im Replimat, so war es. Valerius lehnte sch zurück, und da ihm das Gespräch zwischen Kerrig und Kaan etwas hitzig zu werden schien, war die Idee ein Entspannungs- institut hier zu eröffnen, vielleicht keine so schlechte gewesen. Die Offiziere benötigten sicher etwas davon nach anstrengenden Einsätzen. Deswegen heftete er sich auch gleich bei der Erwähnung von Problemen auf einem Flug an diese Fährte. Val lehnte sich wieder nach vorne und widmete sich ebenfalls dem Geschehen: "Welcher Art waren denn diese Probleme, Miss Kerrig?"

Er warf auch Shay einen fragenden Blick zu, da diese als OPS davon im Bilde sein musste. Weiters fing er einen Blick von Wrad Kaan auf, und für einen Augenblick hielt er den Kontakt aufrecht, dann wanderte sein Blick weiter zurück zur Pilotin.

Abwägend blickte Kerrig von Jahari zu Taspar zu Kaan und wieder zurück. Wieviel durfte sie von dem Flug erzählen? Wieviel konnte sie erzählen, ohne die Piloten alt aussehen zu lassen? "Wir sind in ein bewohntes System im Warp- Zeitalter eingeflogen, und die Bewohner haben auf unser unangekündigtes Ankommen erschrocken reagiert", blieb sie natürlich bei der Wahrheit, hielt sich aber so bedeckt wie möglich. Da noch nicht abzusehen war, wie sich die Bezie- hungen mit den Minorytanern entwickeln würden, wiegelte Saghi rasch ab: "Weiter möchte ich nicht darüber reden, da noch nicht abzusehen ist, wie sich der Vorfall auf die Beziehungen der Föderation zu den Bewohnern dieses Systems auswirken wird. Ich denke, Sie verstehen, dass die Ereignisse um den Flug daher nicht in den Feierabend gehören."

Demonstrativ biss sie von ihrem Hummer ab, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie es für die anderen aussehen musste, dass die Halb- klingonin die Kruste des Tieres mitaß.

Wrad hörte mit gerunzelter Stirn zu und nickte Saghi dann bekräftigend zu. Mehr war dazu seiner Meinung nach heute abend auch nicht zu sagen. Schon gar nicht vor Zivilisten. Erst recht nicht, wenn diese möglichst auf Mamori bleiben sollten. Er schmunzelte über das laute Skrunschen, als Saghi den Hummer zerkaute, und blickte dann gespannt zu Taspar. War er mit der Antwort zufrieden?

Genüsslich knusperte die Halbbajoranerin die Schale des Hummers. Auch wenn sie an der Academy auf ihre klingonischen Tischmanieren ange- sprochen worden war, hatte sie sie nie ganz ablegen können. Viel eher hatte sie gemeinsame Mahlzeiten mit anderen Kadetten vermieden. Auf Q'onos war das anders gewesen, dort hatte es schonmal Essensschlachten unter den Kriegeranwärtern gegeben. - Nun, sie hatten als Essens- schlachten angefangen...

Shay versuchte sich an einen technischen Bericht über die Jäger nach dem Flug zu erinnern. "Gab es Schäden an den Jägern?" fragte sie, da ihr ein entsprechender Bericht nicht einfallen wollte. Sie zuckte mit den Schultern, als sie Taspars fragenden Blick bemerkte.

"Nein, Ma'am", antwortete Kerrig noch während sie aß, und so konnte sie nicht verhindern, dass bei der Kombination aus Essen und Sprechen ein Grunzen entstand. Ungeniert verhalf sie einem Stückchen Schale in ihrem Mundwinkel dazu, auch noch verspeist zu werden. "Ich wundere mich, wieso dieses Gericht auf Sol III eine Delikatesse ist. Terraner können die Kruste kaum durchdringen, ohne sich die Zähne abzubrechen."

Die Bezeichnung Sol III mochte nicht so gebräuchlich sein wie Erde, aber Saghi verband nichts mit dem Planeten, schon gar nicht Heimat- gefühle, also verwendete sie die astronomische Katalogbezeichnung.

"Wenigstens etwas", meinte Shay. "Normalerweise wird ein Hummer auch ohne seine Schale gegessen", gab Shay trocken zurück, und ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht.

"Von Terranern zumindest", schränkte Wrad ebenso breit grinsend ein, feststellend, dass Saghi offenbar deutlich mehr Ähnlichkeit mit Klingonen aufwies als mit Bajoranern.

Taspar musste ebenfalls grinsen, als Kerrig den Hummer zermalmte. Es erinnerte ihn an einen alten Comic, in dem jemand Guacamole samt Ton- schüssel aß, und sie als leckere Kruste bezeichnete. Die Halbklingonin schien das ebenso zu halten, wenn sie auch nicht "lecker" verwendete für die Schale des Krustentieres. "Trotzdem, wohl bekomm's", gab er dazu seinen Kommentar. Und zu dem leider nicht erhaltenen Bericht über den Vorfall am Vormittag dachte er auch, dass es dafür Gründe geben würde. Als er noch in der Sternenflotte gewesen war, hatte er genügend Einblicke in die Gepflogenheiten díeser Organisation erhalten, um darüber nicht verwundert zu sein.

Vielleicht war das mit ein Grund für ihn gewesen, aus dem Dienst auszuscheiden? Diese ganzen Geheimniskrämereien, wenn es um Erstkontakte ging, und dann immer das ganze Theater mit den Direktiven... die haben erst dieses und jenes Zeitalter errreicht... der und der Kodex ist zu wahren... usw. Ohne Ende! Damit ging er zu der ersten Fragerunde zurück, die sein Geschäft betroffen hatte. "In 2 Tagen werde ich mein Studio eröffen." Er sah zur Chefingenieurin, die ja nach der Richtung gefragt hatte, "Bekleidung wird es zwar auch dort geben, aber nur in sehr kleinem Maße. In erster Linie möchte ich hier eine Art 'Entspannungsoase' aufmachen. Teils mit Hilfe von Holoprogrammen, aber zum größten Teil mit realen Mitteln." Nach einem Blick auf die schmatzende Miss Kerrig am Nebentisch, "...und Ernährungsberatung kann man natürlich auch nützen. Manche Leute sagen zwar, dass es heutzutage mit den Replikatoren nicht mehr nötig sein sollte, aber auf Magna Roma hat man da in den letzten Jahren ganz andere Erfahrungen gemacht."

Nun unterbrach Valerius aber seine Rede, weil er hier ja nicht zu einem Vortrag über die neuesten Trends war, sondern nur in seiner Freizeit.

Wrad hörte Taspar interessiert zu. "Entspannungsoase", wiederholte er lächelnd, "Das klingt viel- versprechend. Was schwebt Ihnen denn so vor? Massagen? Packungen? Entspannungsübungen? Whirlpools? Saunaclub? Yoga?... Oder... was gibt es denn so für Entspannungsmethoden auf Magna Roma?"

Mit hoch aufgerichteten Fühlern blickte er Taspar in die Augen. Besonders gespannt war er auch auf die Art der Holoprogramme, die Taspar vorschwebten.

"Entspannungsoase? Mit Massagen und allem drum und dran?" fragte Shay, und ihre Augen funkelten. "Wenn das so ist, planen sie mich mindestens einmal die Woche ein. Chefbehandllung natürlich", meinte sie schmunzelnd.

Verblüfft schaute Val zu dem Andorianer. Woher wusste der nur so viel über Wellness? Soviel Taspar über die Andorianische Kultiur kannte, war diese Spezies eher an Greuelness interessiert als an Wellness. Aber vielleicht war das auch eine gezielte Fehlinformation gewesen, der der Magna Romanier auf den Leim gegangen war. Von Andorianern hörte man in der Galaxis ja immer wieder die seltsamsten Dinge, vor allem über ihre Polygamie und das seltsame Verhalten der Fortpflanzung. Vielleicht könnte er ja sozusagen aus erster Hand über das Leben dieser blauen Typen aufgeklärt werden?

"Nun Mr. Kaan, wie es so schön heißt: mens sana in corpore sano. Deswegen wird natürlich auch Prana Yoga und desgleichen andere Übungen zur Reinigung des Geistes angeboten. Nicht so sehr die mehr körperlichen Abarten des Yoga. Dann verschiedene Saunen, finnisch, arabisch und diverse andere Typen. Und wo Sie gerade Magna Roma ansprachen." Valerius zog eine Augenbraue in die Höhe. "Momentan liegt dort speziell eine Art Shiatsu-Massage in Kombination mit Infrarot-Sauna im Trend. Sobald mein Personal eintrifft, kann ich Ihnen und Miss Jahari eine Einführung darin geben lassen." Er bezog auch Shay in seine Worte mit ein.

Die Holoprogramme erwähnte Valerius noch nicht, da er selbst sie eher für zweitrangig hielt und persönliche Betreuung für die weitaus bessere, wie er auch schon des Öfteren von seinen Kunden mitgeteilt bekommen hatte.

"Gern", erwiderte Wrad mit leuchtenden Augen, "Das werde ich sehr gern mal ausprobieren." Er hoffte mit dieser Formulierung auch allen Anwesenden, gerade auch Taspar und Kerrig, auf höfliche Art und Weise gesagt zu haben, dass er die Massage gern allein ausprobieren wollte. Nur ungern wollte er mit Shay als - womöglich auch noch monogames! ständig im Doppelpack auftrendes! - Paar wahrgenommen werden. Das war sicherlich auch nicht in Shays Sinne, bestimmt wollte sie die Massage auch gern ohne ihn geniessen. Er warf Shay kurz ein wissendes Lächeln zu und konzentrierte sich dann wieder auf Taspar. "Und die Saunen auch."

Interessiert hatte Shay Valerius' Ausführungen zugehört. "Wie wäre es mit einer kleinen Privat-Einführung in diese Shiatsu Massage morgen abend?" fragte sie Taspar gerade heraus und bedachte ihn mit kaum fehlzudeutendem Blick. Ihr Tonfall machte deutlich, dass Shay dabei nur an Taspar und sich gedacht hatte.

Valerius wurde geradezu heiß und kalt auf einmal. Da war er hier im Replimat ja auf ein sehr interessantes Pärchen gestoßen, oder vielmehr auf zwei sehr interessante Individuen. Der erste Eindruck, dass beide nur Augen füreinander gehabt hatten, hatte offensichtlich getrogen. Valerius spürte eine wachsende Begeisterung der beiden an den Behandlungen, die er anpries. "Morgen abend ist zwar der ganze Bereich sicher noch nicht eingerichtet, aber eine Massagebehandlung braucht nicht viel Räumlichkeiten", erwiderte er den Blick der jungen Offizierin. Er war sich zwar nicht ganz so sicher, wie weit er gehen durfte, um nicht den Zorn des Andorianers auf sich zu ziehen. Aber dieses kurze Gespräch mit den beiden hatte ihm den Eindruck gegeben, dass Kaan nicht ganz so hitzköpfig war, wie er zuerst gedacht hatte. Taspars Bein streifte das von Jahari, und statt es sofort reflexhaft zurückzuziehen, ließ er diese Berührung andauern.

"Mit dem Saunabereich wird es noch etwas dauern, bis der Bautrupp alles aufgebaut hat", gab er währenddessen Wrad die Antwort. "Sollten auf der Starbase noch zusätzlich Hilfskräfte sein, würde es aber sicher schneller gehen. Das Material liegt bereits vor Ort und Stelle."

Wie intensiv war wohl die Beziehung zwischen dem kräftigen Mann und der Ingenieurin, ging es Valerius durch den Kopf. Damit die Pilotin am Nebentisch nicht das Gefühl bekam, im falschen Film zu sein, fragte er sie: "Bisher habe ich noch keine Idee für eine typich klingonische Variante der Entspannung. Hätten Sie da einen Vorschlag? Und zwar einen, den auch eine nicht ganz so robuste Spezies durchhält", gab er Kerrig mit einem Lächeln zu verstehen.

"Gut", nickte Wrad zufrieden lächelnd und nahm sich vor, die Captain bei Gelegenheit zu fragen, ob und unwiefern Sternenflottenpersonal beim Ausbau des Promenadendecks mithelfen sollte. "Ich werde dann zu Ihrer Geschäftseröffnung kommen." Ein weiterer Hinweis darauf, dass Shay und er die Massagen getrennt ausprobieren würden. Nun war es aber wirklich deutlich genug, fand er.

Auf Taspars Frage hin sah Wrad gespannt zu Kerrig. Auch in seinen langen "Reisejahren" hatte er noch keinerlei klingonische Art der Entspannung kennen gelernt.

"Sagen sie mir nur wo und ich werde da sein", versprach Shay und war gefangen von Valerius' Blick. Shay zuckte kurz zusammen, als sie etwas an ihrem Bein spürte. Aber sie merkte, nicht zuletzt auch an Taspars Verhalten, dass es sein Bein war. So hielt Shay mit ihrem Bein Taspars stand. Shay ging sogar so weit, dass sie wieder aus ihrem Schuh schlüpfte und mit ihrem Fuss Taspars Bein hochstrich. 'Entweder gefällt es ihm oder er läuft weg', dachte Shay und hoffte, dass die erste Reaktion eintreffen würde. Sie war erleichtert, dass Wrad mehr als deutlich darauf hinwies, dass er Shay und Valerius alleine lassen würde.

Valerius nickte ebenfalls zu Wrad und spürte dann die Berührung von Jahari. Er lächelte und überlegte, was er nun tun sollte. Schließlich saßen sie hier alle in einem öffentlich zugänglichen Restaurant. Wie viel von der Tändelei unter dem Tisch zu sehen war, konnte er nicht genau einschätzen. Kerrig am Nebentisch sah vielleicht gar nichts davon. Von weiter weg war es da möglicherweise schon ganz anders. Trotzdem zuckte er nicht zurück vor der erfrischenden Unbekümmertheit der Haliianerin (wobei er nicht wusste, dass sie eine ist ;-) ) oder offensiven Erotikerin, sondern schaute ihr in die Augen und meinte: "Dann morgen abend um 20.00 Uhr. Die Hinweisschilder werden da schon hängen. Sie können denen sicher folgen als Ingenieurin." Ob sie mit ihren Händen genau so geschickt war wie mit ihren Füßen...

Kerrig ließ inzwischen den Hummer noch mal so richtig zwischen ihrem kräftigen Gebiss krachen. Würde sie sich nun wieder in das Gespräch einklinken und etwas über die klingonische Kultur preisgeben oder nicht?

"Wunderbar. Ich freue mich schon auf morgen", meinte Shay zufrieden und strich ein letzts Mal ganz langsam mit ihrem Fuss an Taspars Bein hoch. Shay empfing von Valerius eindeutige Signale, dass sie ihm ganz und gar nicht unsympatisch und er auch nicht so ganz abgeneigt war. Ein Lächeln erschien auf Shays Gesicht und ihre Augen funkelten, als sie Taspar ansah. "Was meinen sie damit?" fragte sie auf seinen Bemerkung, als Ingenieurin müsste sie Hinweisschildern folgen können.

"Klingonen entspannen, wenn sie kämpfen oder ihre Fertigkeiten darin vertiefen", erwiderte Saghi. "Allerdings bin ich halbe Bajoranerin und habe meine Kindheit dort verbracht. Ich lasse meinen Verstand treiben, wenn ich mich an die Propheten wende. So nennen wir die Wesen, an die wir Heilserwartungen richten." Sie hatte sich bemüht den Begriff 'Gottheit' nicht zu gebrauchen, weil der zu leicht ein falsches Bild vermittelte. Die Propheten hatten das Universum und Bajor nicht erschaffen, sie hatten sich um die Bajoraner gekümmert und ihnen Einblicke in die Zukunft gewährt. Sie hatten ihnen die Drehkörper geschenkt und nicht zuletzt den Abgesandten geschickt. "Ich fürchte, Ihr Geschäft bietet nichts, dem ich etwas abgewinnen kann", versuchte Kerrig so höflich wie möglich zu formulieren.

Über Wrads Gesicht huschte bei Kerrigs Antwort ein Grinsen. So in etwa hatte er sich die Entspannung von Klingonen auch vorgestellt. Taspar war ganz offensichtlich völlig in Shays Bann. Er konnte es ihm schlecht verdenken...

Der Andorianer schob sich den letzten Pizza-Bissen in den Mund, spülte ihn mit dem Rest Apfelschorle hinunter und beschloss, die Runde möglichst bald zu verlassen. Was fing er nun mit dem angebrochenen Abend an? Nun, er hatte heute noch nicht trainiert. Aber bevor er damit begann, würde sein Magen eine kleine Verschnaufpause benötigen.

Zu der Halbbajoranerin blickend, meinte Valerius: "Das habe ich befürchtet. Es wäre doch sicher ein Fizzelchen bekannt geworden, falls Klingonen eine spezielle Art von Sauna z.B. erfunden hätten. Da dieses Volk im Kampf Entspannung findet, sind doch Holoprogramme dafür angebrachter als lebendiges Personal." Er grinste, "und für das geistige Wohl der Bajoraner sorgen sicher die Priester. Aber falls Sie mal was probieren wollen, sind Sie herzlich eingeladen."

Danach drehte er sich zu Shay, um auf sie einzugehen. "Wenn schon nicht eine Frau, die die Station bis in den letzten Bolzen kennt, den Weg findet, wer denn dann. Aber um ehrlich zu sein, Captain Fischer hat mir noch keinen genauen Standort des Geschäftes verraten. Da ich erst am Nachmittag hier angekommen bin, steht alles noch im Hangar, und ich werde die Captain erst morgen aufsuchen. Mir würde es neben dem Ferengi-Geschäft gut gefallen." Er erwiderte den heißen Blick der Ingenieurin nur zu gerne und ihm wurde bewusst, dass die verbleibende Zeit bis zum Abendessen mit eben den Ferengis und den Ta'Unas nur mehr sehr kurz war.

"Da haben Sie Recht", meinte Shay und lachte perlend auf. "Neben den Ferengie? Sind Sie sich da auch wirklich sicher? Na ja, wenn Sie es sind, kann ich Ihnen dabei helfen, ihr Geschäft Ferengie-Sicher zu machen", schlug Shay vor, der dabei viele gemeinsame Abende vorschweb- ten, was wohl auch in ihrem Blick zu erkennen war.

"Sie irren sich", erwiderte Saghi beharrlich. "Hologramme haben keine Seele, sie sind keine Gegner, die man respektieren kann. Man kann mit ihnen hervorragend seine Fertigkeiten verfeinern, aber nicht kämpfen. Zudem bin ich frisch graduierter Lieutenant, ich habe keine Berech- tigung die Schutzprotokolle zu deaktivieren. Jeder Kampf gegen ein Hologramm ist genauso unecht wie auf ein bioneurales Gel-Pack einzuprügeln." Mit Genuss knusperte sie auf dem letzten Krümel des Hummerschwanzes. Man aß die Kruste nicht mit? Da blieb ja von der Portion höchstens ein Drittel... und das war so weich, dass man es praktisch gar nicht kauen musste.

Wrad hatte mittlerweile aufgekaut und dabei Kerrig interessiert zugehört. "Natürlich sind Hologramme weder echt, noch verdienen sie Respekt, aber KÄMPFEN kann mit ihnen durchaus", widersprach er. "Und im Gegensatz zu einem Gel-Pack verstehen sie sich zu wehren. Und anzugreifen. Oder würden Sie nur dann von Kämpfen sprechen, wenn für Sie eine echte Verletzungsgefahr besteht?" Seine Fühler waren nun direkt auf Saghi gerichtet.

"Na, es muss ja nicht genau neben denen sein. Aber in der Nähe", grinste Valerius. "Aber da die ein Frisörgeschäft betreiben und so was Ähnliches wie einen Kosmetiksalon", das 'ähnlich' betonte er etwas, "geht das ja schon etwas in die Richtung meines Geschäftes. Und was liegt dann den Kunden näher als auch mal bei mir die Nase reinzustecken. Hoffe ich wenigstens. Wenn Sie mir dann auch noch bei der Absicherung helfen, kann ja nichts mehr schiefgehen,Lt. Jahari." Sie hatte eine hübsche Nase.

Dann mischte er sich in das mittlerweile weiterführende Gespräch Kerrigs und Kaans ein. "Soll das wirklich bedeuten, dass nur der echte Kampf was bringt? Das halte ich für sehr... übertrieben."

"Nun, man kann mit Hologrammen sicher lernen... aber es macht keinen Spass", beharrte Saghi.

"Ich helfe Ihnen doch gerne, Mr. Taspar. Es gibt da etwas, was ich schon lange mal ausprobieren möchte, und Sie werden es nicht bereuen, wenn Sie mir die Gelegenheit geben", meinte Shay. 'Er hat wunderschöne Augen', schwärmte Shay für sich und blickte Taspar an. "Aber nennen Sie mich doch Shay. Warum denn so förmlich sein?" fragte sie freundlich. Gespannt wartete sie auf Valerius' Reaktion.

"Gerne, Shay", erwiderte Valerius das Angebot der Ingenieurin, "und Sie können mich Valerius nennen, oder Val, ganz wie es Ihnen gefällt." Was war das nur, was diese Frau ausprobieren wollte? Wenn er an ihre flinken Beine dachte, konnte das wohl alles bedeuten, auch wenn man auf die heißen Blicke schloss. Aber es würde sich morgen erweisen. Valerius war hier auf dieser Station offensichtlich an den richtigen Platz gekommen. Nachdem er noch einmal einen intensiven Blickkontakt zu der wohlgeformten Jahari hergestellt hatte, kam er wieder zu den anderen Personen an dem Tisch zurück.

Er sah zu Kaan, der anscheinend seine eigene Einstellung zu den Holoprogrammen teilte, und danach zu der Halbbajoranerin. "Und ein Kampf mit einem lebenden Wesen, dass verletzt werden kann und womöglich sterben, das macht dann Spaß?!" konnte er sich nicht zurückhalten. Er war auch in einer Kultur aufgewachsen, wo man Brot und Spiele hochhielt. Es war ein Spektakel, wenn man dem beiwohnen konnte. Als Beteiligter fühlte der jeweilige möglicherweise Zorn, Angst, Wut oder was auch immer. Aber Spaß...?

Shay konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als sie an Valerius' Gedanken erkannte, woran er dachte. Dabei dachte sie bei dem Wort 'ausprobieren' noch nicht einmal an Sex. Aber es war verlockend. Es dauerte eine Weile, bis Shay diesen Gedanken wieder aus ihrem Kopf verdrängt hatte. "Gerne, Valerius. Ich freue mich schon auf morgen", meinte Shay fröhlich.

Wrad hatte Kerrig mit hochgezogenen Augenbrauen angestarrt und war noch am Überlegen, was genau ihn eigentlich an ihrer Äußerung störte, als Valerius antwortete. Valerius, ein schöner Name für einen schönen Mann, aber Val? Unmöglich. Ein Frauenname. Niemals würde er ihn Val nennen - sofern ihm Valerius überhaupt jemals das Du anbieten würde. Jedenfalls hatte der schöne Valerius geantwortet.

"Also KÄMPFEN kann ja durchaus Spass machen", erwiderte er dem Magna Romanier und wandte sich dann wieder an Kerrig, "und natürlich hängt das vom Gegner ab. Aber Sie meinen doch wohl nicht Töten, oder? Sparring schon, aber da wird nicht getötet... nach Möglichkeit noch nicht mal verletzt. Oder meinen Sie, dass Ihnen nur echte Kämpfe auf Leben und Tod Spass machen können? Haben Sie denn schon mal einen solchen Kampf ausgetragen?" Kritisch blickte er ihr in die Augen. Das bezweifelte er doch sehr stark.

"Ich habe noch keinen Kampf ausgetragen, bei dem mein Gegner getötet wurde", antwortete Saghi geduldig. "Allerdings brach ich eine Ausbildung auf der Krieger-Academy auf Q'onos ab, bevor ich mich für die Sternen- flotte bzw. das Marine Corps der Föderation entschied. Ich habe sehr oft gegen Männer und Frauen gekämpft, die keine Skrupel gehabt hätten mich zu töten, hätte ich sie entsprechend herausgefordert. Als halbe Klingonin war ich ihnen häufig unterlegen, aber mich zu besiegen und bei entsprechender Herausforderung zu verschonen wäre eine Entehrung, die sie mir nicht angetan hätten. Klingonen stehen ihrem Leben nicht gleichgültig gegenüber und töten auch nicht leichtfertig, wir überlegen uns sehr genau, ob ein trifftiger Grund vorliegt jemandem das Leben zu nehmen oder sein eigenes zu riskieren. So ein Grund wäre zum Beispiel, dass der Gesichtsverlust ohne einen entsprechenden Kampf so groß wäre, dass man sein weiteres Leben nur noch geringes Ansehen besäße. Liegt so ein Grund vor, zögert kein Klingone seinen Gegner zu töten, und zu kämpfen macht mit einem Hologramm deshalb keinen Spass, weil es keinen Verstand hat, mit dem es diese Handlungsweise nachvollziehen könnte. Die Furchtlosigkeit vor dem Tod wird es nie anerkennen, und es wird nie den Anstand haben einem besiegten Gegner bei einer tödlichen Heraus- forderung den Tod zu gewähren. Was das angeht sind die meisten Föderationsspezies ebenfalls Gegner, für die der Tod ein Tabu ist. Sie sind einem Klingonen nicht gleichwertig."

Nach diesem kleinen Exkurs in klingonische Kultur blickte Kerrig in Gesichter, denen man ansehen konnte, dass sie noch etwas an den Ausführungen der Halbbajoranerin zu arbeiten hatten. Etwas flapsig meinte sie: "Dachten Sie etwa 'Heute ist ein guter Tag zum Sterben' ist nur eine Floskel?"

Klingonen waren den Romaniern der Prä-Kirk-Ära sehr ähnlich. Hatte man doch damals für bessere Einschaltquoten gekillt. Je mehr desto besser. Auch da war es um die Ehre gegangen. Selten wurde ein Unterlegener begnadigt, weit öfter wurde der dem Erdboden gleichgemacht, auf dem er dann meistens schon lag.

Valerius Augen glänzten, wenn er an die Gladiatorenschule seines Vaters dachte. Hatte er selbst nicht nur zu viele Kämpfe ausgefochten, nur weil er gedacht hatte, es müsste wegen diesem und jenem jetzt unbedingt sein? Der Gedanken daran ließ ihn zu seiner Kehle greifen, über die quer immer noch eine alte Narbe verlief, die auch ihn fast die Radieschen von unten sehen gelassen hatte. Wann genau hatte er begonnen, über diese Einstellung weiter zu denken, sie hinter sich zu lassen? Er wusste es nicht mehr ganz genau. "Sie denken aber nicht gerade gut über die Organisation, in der Sie letztendlich immer noch sind, Kerrig. Warum blieben Sie nicht auf Q´onos?" sagte er trocken, ohne ein Vorurteil in seine Stimme zu legen. "Und außerdem ist es archaisch, einen besiegten Gegner zu töten. Und ich weiß, wovon ich rede. 'Morituri rex salutant' ist nicht umsonst römisch."

Er schwieg nach diesem Satz. Lag die Aussage der Frau nicht in krassem Gegenteil zu ihrer bajoranischen Hälfte, ihrem Erbteil? Wie konnte sie nur so scharf die Grenze zwischen den Kulturen ziehen? Wie seltsam kam ihm da der liebliche Blick von Jahari vor, die ihm fast die Worte, die er sprechen wollte, vorweg zu nehmen schien. Valerius wartete, ob auch Kaan Stellung beziehen würde.

"Archaisch?" fragte Saghi spöttisch. "Nun, die Umstände, die zu einer tödlichen Herausforderung führen, sind in der klingonischen Kultur deutlich definiert. Zudem projizieren Sie Ihren Wert für Ihr eigenes Leben, weil Sie den Tod fürchten, und Sie fürchten ohne Personen zu sein, die Ihnen nahe stehen. Klingonen teilen diese Furcht nicht."

Dann griff Kerrig den Kommentar auf, diese Ideologie beiße sich damit in der Sternenflotte zu dienen: "Die Sternenflotte fördert Toleranz und Verständnis für andere Kulturen. Sie schränkt extreme Ausübungen von kulturellen oder religiösen Bräuchen für ihre Mitglieder ein, damit diese der Toleranzpolitik nachgehen können. Ich führe diese Politik aus, indem ich Sie als Nichtklingonen respektiere, und ihnen - aus der Sicht meines Kulturkreises - eine weitläufige Narrenfreiheit zubillige."

Bei ihrem letzten Satz schnappte Wrad nach Luft. Seine Brauen zogen sich zusammen. Was Kerrig über klingonische Kultur erzählt hatte, war nichts Neues, aber ihre Ansicht über die Sternenflotte? "Narrenfreiheit?" wiederholte er, und das Missfallen in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Oh, wie gnädig, Sie billigen uns als Nicht- Klingonen Narrenfreiheit zu?"

Er erhob sich vom Tisch, denn jetzt war ganz sicher der richtige Zeitpunkt, diese Runde zu verlassen. "Miss Kerrig, was Sie sagen, zeugt nicht von Respekt. Sie haben die Toleranzpolitik der Sternenflotte nicht richtig verstanden. Sie bedeutet nicht, dass ich Ihnen als Halb-Klingonin Narrenfreiheit zugestehe. Sie bedeutet, dass ich Sie, wie jeden anderen, wirklich zu RESPEKTIEREN habe. Und daher auch Ihr LEBEN zu respektieren habe. Selbst in dem Fall, dass wir Gegner wären. Zum Beispiel in dem Fall, dass Sie mir etwas Unverzeihliches angetan hätten. Sie wissen vielleicht, dass es auch für Andorianer anerkannte Gründe dafür gibt, jemanden zu töten. Aber wenn Sie einen solchen Fehler begingen, würde ich Sie NICHT töten. Weil Sie ein Recht auf Leben haben. Und DAS bedeutet Respekt vor dem Leben - nicht Angst vor dem Tod. Die Ethik der Sternenflotte bewertet das Recht auf Leben höher als JEGLICHES Ehrgefühl."

Er stand seitlich neben seinem Stuhl, eine Hand auf die Tischplatte gestützt, die andere auf der Stuhllehne, und zur Halbklingonin hinab- gebeugt. Mit blitzenden Augen funkelte er sie an. "Und DAS ist eine sehr kluge Rangfolge. Nicht andorianisch, und trotzdem klug. DAS, Miss Kerrig, ist Respekt. Und wenn ich diese Ethik nicht teilen würde, wäre ich nicht bei der Sternenflotte."

Er richtete sich hoch auf und sog scharf die Luft ein. Diese kleine Halbklingonin hatte ihn wahrhaftig beleidigt. Narrenfreiheit! Die Wut war deutlich in ihm hochgekocht. "Entschuldigen Sie mich nun bitte", sagte er, bemüht um einen leiseren, ruhigeren Tonfall. "Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend."

Er nickte Kerrig zu, dann Taspar, und zum Schluss zwinkerte er Shay noch kurz an. "Ich gehe mich nun entspannen. 'Klingonisch' entspannen", fügte er mit einem fiesen kleinen Grinsen in Kerrigs Richtung zu, griff nach seinem Tablett und liess es im Replikator verschwinden.

"Andorianer!" knurrte Saghi und erhob sich drohend. Mit sprühenden Augen blickte sie Kaan an. "Wieso reden Sie mit mir, wenn Sie mir nicht zuhören?! Ich sagte, ich respektiere, dass Sie kein Klingone sind. Mit dem Begriff 'Narrenfreiheit' wollte ich zum Ausdruck bringen, dass Sie außerhalb meines gewohnten sozialen Wertesystems stehen - und dafür sollten sie dankbar sein, in diesem Moment mehr denn je! Dass Sie oder sonst etwas im Universum ein Existenzrecht haben, ist ebenfalls unbestritten. Klingonen töten nicht willkürlich, das war mit eines der ersten Dinge, die ich Ihnen erzählte. Sie müssen, was Sie nun über Klingonen wissen, nicht übernehmen oder sonstwie finden. Aber bilden Sie sich nicht ein, nach Ihren Maßstäben ein anderes als für Sie persönlich geltendes Urteil über klingonische Lebensart zu fällen!"

Sie stellte ihr Tablett ebenfalls weg und dachte durch den Ausbruch Wrads amüsiert: 'Na so was, er hat also doch Gefühle...' Als das Tablett rematerialiserte schloss sie zu dem OPS auf und fragte: "Darf ich Sie begleiten, Ensign?"

"Dankbar?" betonte Wrad grinsend, einen Augenblick stehen bleibend. Natürlich konnte sie ihn begleiten, dies war eine freie Raumstation... "Hören Sie...", er unterdrückte mit Mühe ein 'Sie kleine Möchtegern- Klingonin'. Er war definitiv immer noch sauer, zumal Sie das Feuer nun erneut geschürt hatte, "...über klingonische Kultur brauchen Sie mir nichts zu erklären. Ich habe Klingonen immer respektiert. Der Unterschied zwischen IHNEN und den anderen Klingonen ist NICHT etwa Ihr bajoranisches Erbgut - sondern die Tatsache, dass Sie Sternenflotten- Mitglied sind. Das sind nun mal die wenigsten Klingonen. Wir sind Kollegen, Miss Kerrig. Eigentlich sollten wir beide die gleichen Wert- maßstäbe haben. Die Maßstäbe der Sternenflotte. Die unterscheiden sich von den klingonischen. Das ist mir bewusst, Miss Kerrig, genau wie mir bewusst ist, dass sie sich von den andorianischen unterscheiden."

Sie verliessen den Replimat.

Valerius blickte den beiden Kampfhähnen nach. Was würden sie nun machen? Sich die Schädel einschlagen wahrscheinlich. Er sah Jahari an: "Ich dachte nicht, das Mr. Kaan so ...andorianisch ist. Aber ich kann es ihm nicht verdenken."

Er kniff seine Lippen zusammen und schlug mit der flachen Hand leicht auf die Tischplatte, er hörte die letzten Worte von Kaan durch die Tür ehe sie zuglitt. "Sollten Sie nicht jemanden benachrichtigen? Ich meine, Ihre Kollegen stehen anscheinend im Begriff die Anzahl der Sternen- flottenoffiziere zu vermindern oder zumindest für einen baldigen Krankenstand zu sorgen.

Kopfschüttelnd sah Shay, wie Wrad und Kerrig durch die Tür verschwanden. "Kindsköpfe", meinte sie schmunzelnd, bevor sie sich Valerius zu wandte. "In manchen Sachen ist er auch nicht sehr andorianisch, in anderen dagegen sehr", meinte sie. "Nein, ich denke nicht, dass ich die Pferde scheu machen sollte. Die beiden, oder zumindest Kaan sollte so professionell sein, dass es über ein Sparring nicht hinaus geht. Vielleicht beschimpfen sie sich auch und gehen dann getrennte Wege. Wer weiß das schon?" entgegnete Shay. "Und, was haben Sie noch so vor?" fragte Shay und deutete damit an, dass sie bisher keine bestimmten Pläne für den Rest des Abends hatte.


--- Promenadendeck

"Haben Sie jetzt auch die Absicht, zu kämpfen?" fragte Wrad gespannt, diesmal den Ausdruck 'klingonische Entspannung' explizit ausführend. "Ich gedenke jetzt, Sport zu treiben, und je nachdem was frei ist, entweder auf Hologegner oder einen Sandsack einzuprügeln."

"Prügeln Sie auf mich ein, Ensign", offerierte Saghi eine Alternative. "Auf der Academy hat mir niemand etwas von einer Sternenflottenleit- kultur erzählt. Lediglich von der Politik anderen Kulturen wertfrei zu begegnen und das Praktizieren eigener Kultur auf ein Maß zu reduzieren, dass sich mit dem Gros anderer Völker arrangieren lässt. Die von mir angesprochene Furcht vor dem eigenen Tod und dem von geliebten Personen ist den meisten Personen zu eigen, also respektiere ich ihr 'Heiligtum' ... auch wenn es für mich keinen Wert hat."

Wrad hielt überrascht und schmunzelnd inne. Die Turbolifttüren schlossen sich hinter ihnen. Der Blick, mit dem er Kerrig musterte, geriet sehr viel bewundernder als ihm bewusst war. "Lieutenant", revanchierte er sich für ihre permanente förmliche Anrede, "Sie sind nicht meine Gewichtsklasse, Ma'am."

Er überragte sie um gut 2 Köpfe und war bestimmt mindestens 30 kg schwerer als sie. Aber ihr Mut war beeindruckend. "Deck 17", wies er den Turbolift an. Dort waren die Sporteinrich- tungen lokalisiert. Egal auf wen oder was er heute abend noch einprügeln würde, zuerst würde er sich gründlich aufwärmen und dehnen und dabei die Pizza verdauen.

"'Gewichtsklasse' gehört nicht zu meinem Wortschatz", erwiderte die Klingobajoranerin. "Sobald Sie Ihr Trainigsprogramm starten werde ich Sie angreifen. Ich rate Ihnen dringend sich in dem Fall zu verteidigen", meinte Kerrig selbstbewusst. Auf Q'onos hatte sie nur gegen Klingonen gekämpft, die ihr überlegen waren, und selbst gegen die hatte sie nicht immer verloren. Sie war flinker und agiler als die meisten ihrer Mitkadetten gewesen, daher hatte sie diese in Kämpfen mit leichten Schwertern und Messern besiegen können. Bei rein körperlichen Auseinandersetzungen hatte Saghi ihr gesamtes Körpergewicht in jeden Angriff legen müssen, was ihr ihren Vorteil genommen hatte. Trotzdem war sie zuversichtlich Wrad Kaan zu besiegen, egal ob sie ihre Kräfte mit oder ohne Waffen messen würden. Der OPS war kein Klingone.

Seine Augen blitzten sie mit einer Mischung aus Belustigung und Bewunderung an. Nur zu gern wollte er die Herausforderung annehmen und ihr das hübsche kleine Köpfchen zurechtrücken. Er zögerte dennoch, nicht etwa, weil er sie gefürchtet hätte - das wäre ihm nicht in den Sinn gekommen - sondern weil er sich ziemlich sicher war, dass es der Captain nicht Recht sein würde, wenn sich ihre Offiziere duellierten. Besonders da es, seinem Eindruck von Kerrig nach zu urteilen, nicht ohne Verletzungen abgehen würde. Und vor allem würde sich ein weiterer Vermerk nicht gut in seiner Akte machen. Wegen Gewalttätigkeit! Schon wieder gegen einen Kollegen. Und schon wieder gegen eine Frau! Aber in den Ohren dieser heissblütigen kleinen halbklingonischen Kriegerin würde das alles wie Ausreden klingen. Wie kam er nur aus dieser Zwickmühle ohne Gesichtsverlust wieder heraus?

"Ihnen ist schon klar, dass wir damit gegen die Vorschriften verstossen würden, oder?" versuchte er, Zeit zu gewinnen. Er glaubte nicht wirklich, dass dies für Kerrig einen Hinderungsgrund darstellte.

"Wieso das? Ich beabsichtigte nicht Sie zu töten", wunderte sich die Halbbajoranerin. "Ich werde Ihnen weh tun. Ich werde Sie vorführen. Ich werde Ihnen womöglich ein, zwei Knochen brechen oder ein, zwei Zähne abbrechen, aber ich habe nicht vor Sie lebensgefährlich zu verletzen. In einem sinnvollen Sparring war das auch an der Academy drin." Sie erinnerte sich an einen vulkanischen Nahkampfausbilder, der ihr die Kniescheibe rausgetreten hatte, nachdem sie ähnlich aggressiven Einsatz gezeigt hatte.

Der Andorianer schüttelte grinsend den Kopf. "Nun hören Sie schon auf mit Ihrem töten, Kerrig, natürlich werden Sie das nicht tun. Und selbst wenn Sie es wollten, davor habe ich keine Angst. Der Punkt ist ein anderer. An der Academy war vieles möglich. Da mussten wir nicht immer einsatzbereit sein. Stellen Sie sich vor, die Mamori-Mannschaft veranstaltet häufig solche 'Sparrings', und ständig wäre ein Teil der Crew irgendwie verletzt..."

Er seufzte. Nicht mal in seinen Fühlern klang das irgendwie überzeugend. "Okay. Aber ich komme in Teufels Küche, wenn ich mir damit einen weiteren Akteneintrag wegen Gewalttätigkeit einhandele. Tun Sie mir einen Gefallen. Sie haben den höheren Rang. Ordnen Sie es an. Befehlen Sie mir, Ihr Sparrings-Partner zu sein. Offiziell bitte, am besten mit einem Vermerk im Logbuch. - Aber beschweren Sie sich dann nicht, wenn ich Ihnen Schmerzen zufüge."

Abwartend musterte er sie.

"Ständig irgendwie verletzt? Das sind gerade 5 Minuten auf der Kranken- station", erwiderte Saghi abweisend. Als Kaan sie um den Gefallen bat war sie richtig erstaunt. "Ich bin 2nd Lieutenant im Marine Corps, sie sind Ensign. Unser militärischer Rang ist identisch. Allerdings bin ich nur Pilotin, Sie sind Brückenoffizier. Stehen Sie nicht über mir? - Davon abgesehen ist ein Sparring ein anderer Umstand: Ich erwarte eine ganze Menge Gewalt- tätigkeit von Ihnen."

Der Lift hielt und öffnete die Türen. "Oh, 2nd Lieutenant?" grinste Wrad. "Was machen wir denn da? - Und wieso erwarten Sie eine ganze Menge Gewalttätigkeit? Weil ich Andorianer bin? Dann werde ich Sie enttäuschen, Ma'am. Es ist nur ein Sparring. Ich würde Sie besiegen, so wenig gewalttätig wie möglich."

Er trat aus dem Lift und lächelte sie herausfordernd an. "Ich brauche einen verdammt guten Grund, um Sie als Sparringspartner zu rechtfertigen, Kerrig. Und das schon mit geringer Gewalt. Einfach wegen Ihrer... ", sein Blick huschte über ihren Körper und er geriet ins Straucheln, "...Körpermaße... ahm... ich meine... Körpergröße... Verzeihung." Verlegen räusperte er sich. "Umgekehrt, für Sie gilt das nicht. Sie sind eben ehrgeizig. Ok. Mutig. Auch gut. Tollkühn sogar. Meinetwegen. Aber ich bin auf jeden Fall dran, wenn ich Sie besiege. Und Sie dann verletzt zum Doktor wanken. Können Sie mir einen guten Grund liefern? Warum ich Ihnen das antun sollte?"

Saghi überlegte einen Moment. Im nächsten hatte Kaan die Knöchel ihrer Faust am Kinn. Als er seinen herumgeschleuderten Kopf wieder der Pilotin zugewandt hatte, meinte diese scheinheilig: "Ist Provokation ein guter Grund? Mister Kaan, man erwartet, dass man sich bei Sparring verletzt, erst recht wenn Andorianer und Klingonen beteiligt sind. Solange ich keine Anzeige erstatte dürften juristische Maßnahmen gegen Sie kaum realisierbar sein."

"Hey", lachte Wrad erstaunt auf und packte sofort nach ihrem Schlag fest ihr Handgelenk. Als sie geendet hatte, liess er es wieder los. "Nein, Provokation ist kein guter Grund. Aber Ihre Hartnäckigkeit schon. Sie bestehen darauf, von mir verprügelt zu werden."

Er nickte ihr grinsend zu. "Also schön, Miss Kerrig, dann werde ich Ihnen den Gefallen tun. Ich baue also darauf, dass Sie keine Anzeige erstatten. Zu meiner Sicherheit halten Sie bitte in Ihrem Logbuch fest, dass dieses Sparring freiweillig auf Ihren eigenen ausdrücklichen Wunsch stattfindet. Den Eintrag hätte ich gern als persönliche Nachricht. Um... sagen wir..."

Der Andorianer sah sich nach einem Terminal um und prüfte die Uhrzeit. "Sagen wir, in einer Stunde?" Herausfordernd blickte er sie an. Sein Lächeln war verschwunden, und auch seine Stimme klang ganz anders als zuvor. Fester. Dunkler. Und kühl. "Wählen Sie Ihre Lieblingswaffe. Ich werde unbewaffnet bleiben. Und Sie dürfen ein weiteres Handicap für mich wählen." Er überprüfte die Belegung der Holodecks. "Holodeck 2 um 20:30 Uhr?"

Kerrig glaubte schon Kaan verspotte sie, als er darauf bestand, ihr Einverständnis zu dem Sparring schriftlich festzuhalten. Als sie hörte, zu welchen Bedingungen er antreten wollte, fletschte sie wutschnaubend die Zähne. Er wollte mit ihr noch weniger ernst kämpfen, als es ihre Mutter noch mit ihr auf Bajor getan hatte - und die hatte sich darauf beschränkt die Angriffe ihrer Tochter zu parieren und ihnen auszuweichen, sodass Saghi oft über die eigenen Füße gestolpert war. Offensichtlich nahm er sie nicht als Kriegerin wahr. Das würde sich ändern! Energisch riss sie ihren Arm los und schmetterte dem Andorianer die Faust auf die Nase. Noch während ihm die Tränen in die Augen schossen stieß Kerrig ihm beide Arme kräftig vor die Brust und brachte Wrad zu Fall. Im nächsten Moment saß sie auf ihm, eine Hand auf seinem Kinn, mit der anderen blockierte sie sein Genick. "Wissen Sie eigentlich wie kurz davor Sie sind, doch noch getötet zu werden? Sehen Sie mich an!" schnappte Saghi so aufgebracht, dass sie Speichel sprühte. "Sehen Sie mich an! Ich will Ihre Augen sehen! Ich will sehen, dass Sie mich fürchten!" herrschte sie Kaan an.

Wrad hielt still. Und sah direkt in ihre Augen. "Ich fürchte mich nicht! Weder vor Ihnen, noch vor dem Tod", zischte er zurück, deutlich leiser als sie. Er sah ihre unbändige Wut. Dann rammte er ihr sein Knie mit Schwung in den Rücken, und als er dadurch eine Hand frei bekam, griff er damit nach ihrer Kehle. Seine Augen wurden noch kälter und sein Griff fester. Er zog sie an ihrer Kehle erst an sich ran und schleuderte sie dann mit Macht zurück, sie loslassend. Ruckzuck war er wieder auf den Beinen. "Ich sagte, im Holodeck, um 20:30 Uhr", wiederholte er, leicht keuchend, über sie gebeugt. Leise und mit dunkler Stimme. "Ein Sparring. Also, wollen Sie nun ein Sparring oder nicht? Verschonen Sie mich mit Ihren Todesdrohungen. Mir ist egal, dass heute für Sie ein guter Tag zum Sterben ist. Sie werden nicht durch mich sterben. Und ich garantiere Ihnen: Ich auch nicht durch Sie."

Er richtete sich hoch auf, und plötzlich wurde er SEHR laut: "IST DAS JETZT KLAR?" ************************************************************************