Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Februar 2006, Teil 1: Gesamt 86 Züge
Spielzeit: 1. Juli 2380, abends ab ca. 19:30 Uhr

Kapitel 14: Wer nicht hören will, muss fühlen

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*** Persönliches Logbuch von Max Riese ***

Lieber Himmel, ich werde Ärger kriegen... Was ist heute nur für ein Tag! Inspektion durch die neue Captain... dann muss mein Chef zum neuen Counselor, Gott war der nervös... dann dieser Vorfall mit den Minorytanischen Jägern! Gleich drei! Aber das ist wohl noch mal gut gegangen. Dann jede Menge Landungen heute, neues Personal, neue Zivilisten... Und dann dachte ich schon, das wärs, Feierabend für heute, da kommt noch so ein fremdes kleines Schiff an. Shuttle-Größe, dachte ich, aber von wegen, das war 'n Stückchen zu groß für unser Hangar-Tor, und was macht der? Gibt Vollgas und kracht mitten rein! Himmelherrgottkreuzdonnerwetternochmal, das darf ja wohl nicht wahr sein! Und wer ist jetzt dran? Ich natürlich, als OPS hätte ich ihn davon abhalten müssen... Und vor allem, ich hätte sehen müssen, dass die Größe nicht stimmt! Jetzt ist er drin und wird inspiziert, schon wieder eine völlig unbekannte Rasse. Mann, das hier ist ECHT Neuland, so viel kriegt man sonst nicht geboten. Will Schrott tauschen, der Fremde. Tauschen, hat er gesagt, aber er will wohl eher Schrott MACHEN...

*** Ende des Logbucheintrags ***


--- SB Mamori, Kimons Quartier


> Es ist schon spät. Ich habe noch eine Einladung. Also wenn Sie mich
> suchen, dann finden Sie mich bei diesem... wie hieß er noch, Kaspar?
> Wie gesagt, ich habe Sie gewarnt. Wer nicht hört, muß fühlen, sagt
> ein Menschensprichwort."

"Sie werden für mich ein Rätsel bleiben. Dass Sie hier sind, sagt mir auf der einen Seite ja, dass Sie besorgt sind. Sie wissen, daß der Erste Offizier - so denn er das tut, was sie befürchten - etwas Falsches tut. Aber auf der anderen Seite erzählen Sie mir davon, als wenn es nicht aufzuhalten wäre. Aber wenn Ihnen daran liegen würde, müssten Sie sich doch schlicht erst einmal weigern, ihm diese Informationen zu beschaffen. Mir schien, Ihre Kollegen haben Sie ganz gut unter Kontrolle, so dass auch in dieser Richtung keine Gefahr droht. Und schon haben wir die Zeit, das anders zu regeln; ohne heimliche Unterhaltungen nach Dienstende. Hören Sie. Ich glaube noch immer nicht, dass an dieser Bombengeschichte viel dran ist. Natürlich weiß ich es nicht, aber mir würde nicht einfallen, mir meinen derzeitigen Wohnort unter mir wegzusprengen. Aber ich werde mir den Jungen so bald wie möglich mal ansehen und mit ihm reden. Keine Ahnung, wie ich das anstellen soll - ich kann ihn wohl kaum fragen, ob er zufällig in nächster Zeit einen Bombenbau plant. Und während dieser Zeit werden Sie Zeit gewinnen, ihm sagen, dass die Informationen noch nicht verfügbar sind. Und dann..."

Kimon seufzte. Bombenanschläge! Es war so primitiv wie feige. Was war nur los mit den Männern der Sternenflotte? "...dann lassen Sie mich zunächst diesen Abend hinter mich bringen. Ich glaube ja nicht, dass meine Karriere ausgerechnet heute ein abruptes Ende findet - nicht, bevor ich das bekommen habe, was Andschana mir für die Nacht versprochen hat." Er grinste mehrdeutig.

Krem machte eine ernste Mine und sagte zu Kimon: "Dass Sie mit ihm reden, mehr kann ich nicht verlangen. Aber seien Sie vorsichtig." Die Quartierstür ging auf, als er im Türsensorenbereich war. Krem drehte sich noch mal um. "Das soll nicht bedeuten, dass ich mich um Sie Sorgen mache. Guten Abend." Der Ferengi verließ zügig Kimons Quartier. Später würde er Kimon noch mal aufsuchen. Dann mit einem anderen PADD.

"Fragt irgendwer, ob ich überhaupt will, daß er sich Sorgen um mich macht?", murmelte er, als er noch einen Moment die Tür ansah, durch die Krem verschwunden war. Komischer Typ... was hinderte ihn eigentlich daran, die Station einfach zu verlassen, wenn ein Bombenanschlag drohte? Kimon glaubte noch immer nicht an die haarsträubenden Ausführungen des Ferengis. Zu unglaubwürdig war das gewesen, was er als Fakten präsentiert bekommen hatte. Mit einem Kopfschütteln verbannte er die vergangene Unterhaltung aus seinen Gedanken. Es gab Wichtigeres zur Zeit. Er befreite sich von seinem Mantel und ließ ihn auf den Boden gleiten, bevor er sich ins Bad begab. Er gönnte sich eine schnelle Dusche und bedauerte, sich nicht dem Luxus der Dinge hingeben zu können, die auf Ta'Una eine Selbstverständlichkeit gewesen waren. Doch wahrscheinlich war ein Badehaus oder gar die dazugehörigen Massagen auf einer Raum- station ein zu abwegiger Gedanke.

Als er die kleine Kabine verließ, erwartete ihn bereits Tariki, die ihm ein sauber gefaltetes Bündel Kleider reichte. Ach ja, und gegen vorgewärmte Handtücher schien es in der Sternenflotte ebenfalls ein ungeschriebenes Gesetz zu geben, doch bei den verbreiteten Schallduschen waren sie ja auch eigentlich überflüssig... Er dankte Tariki, ließ sich in Hose, Tunika und Gürtel helfen und betrachtete sich wohlwollend in einem Spiegel. Seine Schwester hatte ihm die Sachen einst mitgebracht; die goldenen Rankenstickereien, die sich um Kragen und Ärmel des dunkelroten Oberteils und um die Beine der schwarzen Hose wanden, hatte sie selbst angefertigt. Wann immer er sie trug, verzichtete er darauf, einen Mantel darüber zu tragen, um es zur Geltung zu bringen. Schnell schlüpfte er in die weichen Lederschuhe und betrachtete Tariki für einen Moment eingehend. Wann waren sie das letzte Mal gemeinsam ausgegangen? Es mußte irgendwann auf der Erde gewesen sein...

Sie freute sich sichtlich auf diesen Abend, und das Lächeln ihrer Augen verlieh ihr eine ganz eigene Attraktivität, die sie jünger erscheinen ließ als sie war.

"Fast bin ich gewillt, nicht zu gehen angesichts des Risikos, dass jemand anders diese Lippen in Besitz nehmen könnte", lächelte er und beugte sich zu ihr, um ihr einen sanften Kuß zu geben. Es war eine Geste, die ein Mädchen auf der Erde ihm beigebracht hatte, und deren Intimität ihm jedesmal einen erregenden Schauer über den Rücken gejagt hatte.

"Wann immer meine Lippen jemand anders gehören mögen, gelten meine Gedanken noch immer Dir", erwiderte sie.

Er nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Bad in den Wohnraum, wo Andschana auf die beiden bereits wartete.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Salon Krem

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Sehen Sie es so: Ich bin hier, und Mister Krem müssen Sie erst noch
> umständlich und zeitaufwendig suchen."

Pester schnaubte ungeduldig. Da der Fernigi ihn offenbar nicht mit Krem zusammenbringen konnte, war dieser Ferengi besser als irgendein anderer. Etwas irritiert vernahm er die Bemühungen des anderen Ferengi, beschloss diese Sache aber vorerst zu ignorieren.

"Nun gut, ich benötige Ameisensaft. Der Einfuhrdatenbank konnte ich entnehmen, dass Mr. Krem diese Substanz vor kurzem in Rahmen der üblichen Warenlieferungen erhalten hat. Ich bitte Sie mir einen Kanister auszu- händigen, und es wird ihr Schaden nicht sein", erklärte Pester und fixierte den Ferengi.

Fernegi waren gerissen, so viel hatte Pester bereits gelernt, und immer gierig auf Profit, deshalb mühte er sich möglichst entschlossen und eindringlich zu wirken. Obgleich als Bitte formuliert ließen seine Äußerungen erahnen, dass er ein Nein als Antwort nicht akzeptieren würde.

Ulks Kinnlade ging nach unten und er sagte: "Armeisensaft? Sie wollen nur Armeisensaft? Nur einen Kanister. Nur wegen einem Kanister Armeisen- saft machen Sie so einen Aufstand." Ulk verdrehte seine Augen und winkte Pester, er sollte ihm zum Ferengi- Transportshuttle folgen, das auch im Hangar stand.

   -- Unterwegs zum Hangar-Deck

Unterwegs zum Hangar wurde Pester von Ulk zugequascht: "Ein Kanister. Sie wollen wirklich nicht mehr? Ab 10 gibt es Mengen- rabatt und einen gratis goldenen Plastikbecher für 1 Streifen Latinum dazu. Ab 20 Kanistern bekommen Sie ein Ferengi-Eßbesteck, und wenn Sie Ferengi-Mo-Sammelpunkte sammeln, können Sie aus einem Katerlog günstig Sachen bestellen. Ab 1000 Mo-Punkten erhalten Sie schon einen Zahn- schärfer für nur 3 Streifen Latinum. Sie sollten auch Treuprämien- Punkte sammeln. Es lohnt sich...."

Ihnen kam zwei Frauen entgegen "...Wow! Was für Weibchen. Ohne Kleidung würden die bestimmt noch besser aussehen. Finden Sie nicht auch?" Mit dem Ellenbogen stieß der junge Ferengi Pester an und lächelte.

Pester war genervt. Einer seiner Kollegen brauchte dringend Hilfe, und dieser Fernegi hatte nichts Bessers zu tun, als ihm irgendwelche Sonder- angebote anzupreisen und anzügliche Bemerkungen zu machen. Pester, dem die Äußerungen des Ferengis gegenüber den beiden Stations- technikerinnen peinlich waren, schob Ulk an den beiden vorbei und lächelte schief. Die beiden schauten nur verwundert, und kaum waren sie hinter der nächsten Ecke verschwunden, packte Pester den Ferengi am Kragen. "Hören Sie zu. Ich hatte einen furchtbaren Tag. Viele Shuttles waren abzufertigen und viele nörgelnde Passagiere zu betreuen. Dazu ist irgendein fremdes Etwas mit seinem Raumschiff in unseren Hangar gekracht, und ein Kollege und Freund von mir hat ein wurmartiges Etwas in seinem Rücken. Kurzum, ich bin nicht bester Laune, und wenn Sie mich noch weiter mit Ihren belanglosen Angeboten nerven und sich mit Ihren anzüglichen Bemerkungen nicht zurückhalten, dann buchte ich Sie ein, und Sie dürfen eine Zelle mit einem betrunkenen Nausicaaner und einem randalierendem Breen teilen. Jetzt bringen Sie mich endlich zu diesem Ameinsensaft", bellte Pester, und die Ader an seiner Stirn pochte bedrohlich.

"Schon gut, Mister", sagte Ulk eingeschüchtert, aber innerlich jubelte er diebisch. Jetzt wusste er worum es ging. Eine Notlage bedeutete viel Profit. Auch wenn es sich nur um ein Kanister Ameisensaft handelte.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Replimat

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Nein, ich denke nicht, dass ich die Pferde scheu machen sollte. Die
> beiden, oder zumindest Kaan sollte so professionell sein, dass es
> über ein Sparring nicht hinaus geht. Vielleicht beschimpfen sie sich
> auch und gehen dann getrennte Wege. Wer weiß das schon?" entgegnete
> Shay.
> "Und, was haben sie noch so vor?" fragte Shay und deutete damit an,
> dass sie bisher keine bestimmten Pläne für den Rest des Abends hatte.

Die Ruhe der hübschen blauen Dame beruhigte Valerius zusehends, und er wandte seinen Blick von der Türe fort und wieder auf sie. "Ich habe heute ein kleines Abendessen geplant." Mit der Hand deutete er auf das Separee am anderen Ende des Replimats. "Dort drüben. Ein Mr. Kimon und seine Begleitung, sowie ein paar Geschäftsleute sind eingeladen. Zu schade, dass ich Sie nicht schon früher kennengelernt habe, Shay." Er beugte sich zu ihr vor und lächelte, "Dann hätte ich Sie natürlich auch dazu eingeladen. Aber dagegen, dass Sie uns... mir Gesellschaft leisten, über die ich mich wirklich freuen würde, kann man andererseits doch nichts sagen." Valerius dachte dabei weniger an Kaan, der ja Augen im Kopf hatte und Shay offensichtlich nicht als seinen Eigenbesitz betrachtete, sondern mehr an die Tatsache, dass Miss Jahari bereits zu Abend gegessen hatte.

Shay konnte spüren, wie Valerius sich beruhigte, und das entlockte ihr ein Lächeln. "Ja, wirklich schade", meinte Shay bedauernd. Ein fragender Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Wollte er nun, dass sie ihm heute abend bei dem Essen Gesellschaft leistete oder nur, bis Kimon und die anderen kamen? Da Shay sich nicht traute weiter nachzuhaken meinte sie: "Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen Gesellschaft zu leisten, bis Ihre Gäste eintreffen werden, Valerius." "Ich mag es auch, Ihnen Gesellschaft zu leisten", sagte Shay leise und kam ihm ein Stück entgegen. Gespannt wartete sie, was nun passieren würde. Würde er sie küssen oder sich dezent zurückziehen?

Der 'hübsche' Valerius war in einer Zwickmühle. Er konnte sich einfach nicht entscheiden. Shay war so erfrischend offen für... einfach alles wie es schien. Und doch hatte er auf der anderen Seite so etwas wie ein anerzogenes Ehrgefühl. Er hatte Tariki zum Essen eingeladen, da sie ihm gefiel. Ihre brünetten Locken (wie auch immer sie sie heute abend tragen würde), ihre Ohren, einfach alles an ihr war ihm in dem Ferengiladen auf den ersten Blick so einladend erschienen. Auch ihr zurückhaltendes Wesen hatte ihm gefallen, eine Frau, die in einer patriarchalischen Gesellschaft erzogen worden war und sich an Regeln hielt. So erschien es Valerius nach dieser ersten kurzen Begegnung.

Und nun hatte er eine Sternenflottenfrau kennengelernt, die ihre Reize ausspielte, wo sie nur konnte. Sei es in ihren Bemerkungen, ihrer Art sich zu bewegen oder in ihren Blicken. Welcher Mann konnte da schon kalt bleiben? Der Replimat war bis auf Francois leer, und der trieb sicher in der Küche sein Unwesen, schaute nur ab und zu mal rein. Und was eigentlich ging ihn, Valerius, dieser Francois an? Valerius spürte den warmen Atem von Shay, da sie ihm gegenüber so nah am Tisch saß, dass er die feinen Härchen ihrer Augenbrauen genau sehen konnte.

Es zog ihn magisch hin zu den blassblauen Lippen und der warmen Haut von Jahari, und er kämpfte mit sich, wie nur ein Mann mit sich kämpfen kann. Aber wie bei den meisten Männern war diese Gegenwehr nur schwach und zum Scheitern verurteilt. Denn warum wehrte er sich gegen etwas, gegen das es unnötig war, sich zu wehren? War er mit irgendeiner Frau liiert, abgesehen davon, dass es Shay sicher wurscht gewesen wäre? Eigentlich nicht, stellte er fest, und als Shay den letzten Satz sagte, brach der klägliche Versuch Taspars, reiner Geschäftsmann zu bleiben, vollends zusammen. Er reichte mit seiner Hand nach Shays Kopf und zog sie sanft zu sich, hauchte ihr einen zurückhaltenden, schüchternen Kuss auf die Lippen.

Shay jubelte innerlich, als Taspars Lippen endlich die ihren berührten. Zuerst erwiderte sie seinen Kuss genauso zart, doch kurz darauf legte Shay etwas mehr Leidenschaft in ihren Kuss und umschmeichelte Valerius' Lippen mit ihrer Zunge.

Es fühlte sich gut an, aber Valerius zog die Notbremse an. Dies war weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit, die Bekanntschaft mit der Ingenieurin zu vertiefen. Es ging ihm dann doch etwas zu schnell. So verführerisch auch dieser Kuss, diese Zunge von Shay war, so war Valerius doch ein Mann, der nicht nur auf sexuelle Abenteuer aus war. Hatte er sich gerade noch gar nicht mehr zurückhalten können, so holte ihn diese intime Berührung doch auf den Boden der Tatsachen und der Starbase zurück.

Er wollte einfach kein rasches Abenteuer vom Zaun brechen und dann vielleicht ebenso schnell wieder beenden. Dafür schätzte er eine Frau viel zu sehr. So leicht es doch für ihn gewesen wäre, einfach seinem Gefühl freien Lauf zu lassen und dem Wollen seines Körpers nachzugeben, so sehr sagte sein Willen an dieser Stelle 'Nein'. Genauso sanft, wie er Jahari geküsst hatte, zog er nun seine Lippen wieder zurück. Seine Hand ließ er über das Haar der Frau in ihren Nacken gleiten und spürte dort die Wärme ihrer Haut. Er sagte leise: "Dann bleib hier, Shay", und meinte es auch so.

Enttäuscht setzte sich Shay wieder auf ihren Platz. "Entschuldigen Sie, wenn ich gerade etwas zu forsch war", meinte Shay, und sie machte auch ein reuiges Gesicht, doch in ihren Augen funkelte es so, dass klar war, dass sie den Kuss ganz und gar nicht bereute. Sie schloss die Augen, so angenehm war das Gefühl, Valerius' Hand im Nacken zu spüren. Als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie direkt in Valerius' Augen. "Ich bleibe gerne hier", meinte sie ebenso leise.

Valerius hätte noch stundenlang hier sitzen und sich in die grünlichen Augen der Frau versenken können, doch die Zeit drängte und Francois Lecomté , der sich gerade wieder an einem Regal zu schaffen machte, erinnerte ihn daran. Langsam ließ er seine Hand den Rücken der Frau hinunter gleiten, so weit er ihn erreichen konnte, und löste seine Hand von Shay. Etwas lauter meinte er nun: "Ich muss meine anderen Gäste nun langsam abholen gehen. Wenn du möchtest, kannst du mich begleiten." Würde sie ein so formloses Ansprechen mit Du einfach akzeptieren, schoss es Valerius durch den Kopf, aber nun war das eh schon gesagt, also redete er weiter: "Oder lieber hier die Stellung halten?" Sollte sie zusagen, dann würde er ihr als erstes seine kleine Inter- pretation eines Abendessens zeigen, die er in dem kleinen Separee gebastelt hatte.

Shay überlief ein wohliger Schauer, als Valerius' Hand langsam ihren Rücken hinunter strich. Ein leiser Seufzer entwich ihr, als dieser seine Hand zurückzog. "Ich soll hier alleine sitzen und auf dich warten?" fragte Shay mit hochgezogener Braue. Ganz selbstverständlich war sie ebenfalls zum Du übergegangen. "Nein, ich begleite dich lieber", meinte sie grinsend.

"Na, dann wollen wir", erwiderte Valerius und stand vom Tisch auf. Es war ihm lieber, noch etwas mit Shay plaudern zu können, als sie hier alleine sitzen zu lassen. Auch war dann die Überraschung für alle Personen gleich, wenn sie dann eintraten. Er wartete nun, dass sich Shay ebenfalls erhob und fragte sie: "Es wurde vorher von Erkundungsflügen gesprochen. Kannst du mir etwas über den Planeten der Minori erzählen?"

Shay stand ebenfalls auf und die beiden verliessen das Casino.


--- SB Mamori, Deck 17, vor dem Trainingsraum

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Ich sagte, im Holodeck, um 20:30 Uhr", wiederholte Wrad, leicht
> keuchend, über Kerrig gebeugt. Leise und mit dunkler Stimme. "Ein
> Sparring. Also, wollen Sie nun ein Sparring oder nicht? Verschonen Sie
> mich mit Ihren Todesdrohungen. Mir ist egal, dass heute für Sie ein
> guter Tag zum Sterben ist. Sie werden nicht durch mich sterben. Und
> ich garantiere Ihnen: Ich auch nicht durch Sie."


> Er richtete sich hoch auf, und plötzlich wurde er SEHR laut: "IST DAS
> JETZT KLAR?"

"Begreifen Sie endlich: Ich lasse mich auf keinen Kampf ein, den Sie terminlich festmachen, vor dem Sie juristisch abgesichert sind, und der zu Ihren Bedingungen stattfindet! Schon gar nicht lasse ich mich von Ihnen beleidigen!" Sie erhob sich und blickte herablassend zu Kaan auf. "Vergessen Sie das Sparring. Selbst ein Hologramm hat mehr Klasse als Sie!" meinte Saghi. Sie drehte dem OPS den Rücken zu und machte sich daran zu gehen.

"Feigling", knurrte Wrad hinter ihr her. "Damit drohen, mich umzubringen, weil Ihnen etwas nicht in dem Kram passt. Sehr vertrauenerweckend. Und dann den Schwanz einziehen. Eine tolle Kriegerin sind Sie. Dann eben nicht", meckerte er und betrat den Trainingsraum, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

Saghi ließ Kaan reden. Er war nicht wie sie oder wie jemand anderes, der den "klingon way of life" verstand. Während der Khitomer-Verhand- lungen hatte Botschafter Curzon Dax bei verschiedenen Gelegenheiten seine klingonischen Verhandlungspartner dermaßen gereizt, dass er selbst kurz davor war sein Leben zu verlieren. Das war der beste Weg gewesen ihnen zu zeigen, wie ernst es Dax mit dem Erreichen seines Abkommens war. Kaan jedoch hatte ihr zugemutet sie zu übervorteilen, er hatte ihr zu verstehen gegeben sie sei ihm nicht gewachsen. So etwas sagte man keinem Klingonen, wenn man nicht beabsichtigte ihm das Gesicht zu nehmen! Kerrig war die Lust zu Kämpfen vergangen. Sie rauschte wieder in den Turbolift und knurrte: "Mannschaftsquartiere!"

   -- Trainigsraum

Wutentbrannt boxte Wrad im Vorübergehen einen Sandsack, der sich daraufhin schwungvoll in Bewegung setzte. So eine dumme kleine Klingonin! Erst bekniete sie ihn, dass er sie bearbeiten soll, dann liess er sich darauf ein, und was tat sie? Bedrohte ihn, weil ihr die Bedingungen nicht passten! Bedrohte ihn mit dem Tode, wohlgemerkt, nicht einfach irgendwie! 'Soll sie doch verhandeln', dachte er wutschnaubend in der Umkleidekabine, 'so macht man das, ich habe schließlich nur Vorschläge gemacht, aber selbst wenn ich ihr VorSCHRIFTEN gemacht hätte - wenn ihr das nicht passt, soll sie was SAGEN, nicht zuschlagen! Selbst klingonische Krieger sind der Sprache mächtig!'

Der Replikator, auf dem er herumhackte, piepte verständnislos. Diese dumme Kiste hatte wohl seine Bestellung nicht richtig verstanden. Er verpasste dem Monitor einen Faustschlag und tippte seine Bestellung entnervt noch mal ein. Turnschuhe... Trainigshose... T-Shirt.

Fünf Minuten später stieg der Andorianer umgezogen auf einen Ergometer und begann damit, sich die Wut aus dem Leib zu strampeln.


--- SB Mamori, Quartier Kerrig

Immernoch schnaubend erreichte Saghi ihr Quartier. Selbst auf Q'onos hatte man sie niemals so beleidigt, dass man sie von vorne herein als unterlegen einstufte. Sie ließ die Kerzen vor ihrer bajoranischen orthodoxen Gebetsmandala per Stimmbefehl aufflammen. Sie entledigte sich ihrer Uniformacke und des Hemds und hockte sich vor der Mandala nieder. Kerrig zwang sich dazu tief und gleichmäßig zu atmen, und sich vom Frieden der Propheten durchdringen zu lassen. Sie wachten zwar vom Himmlischen Tempel über die Halbklingonin auf ihrer Reise auf dem Fluss des Blutes, aber dazu konnte nicht gehören, dass sie Kollegen tötete, nur weil diese ihre Gefühle verletzt hatten. Sehr wahrscheinlich hatte Kaan nicht einmal gewusst, was er Kerrig damit angetan hatte. Ihr Ehrgefühl verlangte nicht von ihr, Dumme zu töten. Hoffentlich begegnete sie keinem Ignoranten, der sie trotz besseren Wissens provozierte.

'P'tagh!' fluchte Saghi. 'Ich denke schon wieder an diese Szene!' ärgerte sie sich. Sie konzentrierte sich und sprach laut liturgische Formeln.


--- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

Mitten in ihrer Meditation wurde Kirah durch den permanenten Ton eines ankommenden Gesprächs aus ihrer Konzentration gerissen. Mit einem Seufzen stand sie auf, knotete ihren Morgenmantel zu und setzte sich vors Terminal. "Mutter, Vater", rief Kirah erfreut, als die Gesichter ihrer Eltern auf dem Bildschirm erschienen.

   -- Idron II

"Es ist schön dich zu sehen, Kirah", antwortete Rotarn Vaughn herzlich lächelnd. Urala erzählte: "Wir haben bestimmt viermal versucht dich zu erreichen, aber es hieß du seist im Dienst oder sogar auf einer Aufklärungsmission. Wie geht es dir, und deiner Familie?"

Skeptisch blickte Kirahs Vater auf den Morgenmantel und spekulierte: "Irre ich mich oder hatte Suvan einen anstrengenden Tag? - Was denn?" Scheinheilig blickte der Minister zu seiner Frau, die ihn mit dem Ellbogen gepiekt hatte.

   -- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

"Es ist auch schon, euch wieder zu sehen", antwortete Kirah glücklich. Es war lange her, dass sie mit ihren Eltern gesprochen hatte. Sie wussten auch noch nichts von ihrer erneuten Schwangerschaft, doch das wollte Kirah zu gegebenem Zeitpunkt ansprechen. Sie war froh, im Moment nicht niessen zu müssen. "Wie kommst du denn darauf, Daddy?" fragte Kirah grinsend. "In Wahrheit waren es sehr lange zwei Monate", meinte sie. "Uns geht es gut. Sehr gut mittlerweile sogar. Und wie steht es bei euch?" fragte Kirah.

"Wie ich darauf komme? Wäre es anders, würdest du den Morgenmantel tragen weil du schon geschlafen hättest, und es wäre mir unangenehm, dir nach einem Einsatz keine Ruhe zu gönnen", meinte Rotarn rücksichtsvoll.

Kirahs Mutter antwortete: "Bei uns stehen die langen Tage noch an. Du weißt ja, der Festmonat steht kurz bevor. Das bedeutet jede Menge Empfänge, Feiern, Reden, Dinner, und, und und..." Die Idronianerin verdrehte die Augen. Dann fragte sie mit einem vernarrten Leuchten in den Augen: "Wo du dich bester Gesundheit erfreust: Was macht deine kleine Familie?" Das Funkeln machte nur zu deutlich, dass sie hauptsächlich nach ihrer Enkelin gefragt hatte.

Angesichts dieser milden Töne von ihrem Vater war Kirah einen Moment sprachlos. "Da hast du recht. Wir wollten uns eigentlich einen gemütlichen Abend machen, aber seine Arbeit kam dazwischen", meinte Kirah seufzend. 'Aber eure langen Tage werden amüsanter sein, als meine letzten zwei Monate', dachte Kirah leicht zynisch und versuchte ein neutrales Gesicht beizubehalten. "Uns geht es wieder gut", meinte sie und schauderte bei den Erinnerungen an die letzten zwei Monate. Irgendwann würde sie ihren Eltern vielleicht davon erzählen. "Deine Enkelin entwickelt sich zu einem kleinen Satansbraten. Mein Dickkopf ist ja schon nicht ohne, aber gepaart mit Suvans ist das nahezu eine explosive Mischung. Aber ich hoffe, dass sich das bald wieder legt", fügte sie an und konnte den lange ange- kündigten Nieser nicht mehr unterdrücken.

"Nanu?" fragten beide Vaughns synchron. "Warst du auf einer Außenmission?" erkundigte Urala sich weiter. "Es geschieht dir nur recht, dass S'thani dich anstrengt. Ich erinnere mich noch sehr an das abenteuerlustige Mädchen, dass du warst. Hast du sehr zu kämpfen, sie zu Bett zu bringen oder ihr Süßes abzuschlagen?" fragte Rotarn.

"Im Grunde ist S´thani sehr pflegeleicht. Meistens ist sie abends so geschafft, dass sie freiwillig ins Bett geht oder schon im Sitzen einschläft. Lediglich, wann Schluss ist mit vorlesen, da gibt es fast jeden Abend einen kleinen Kampf. Das mit dem Süssen hält sich in Grenzen, da sie von Anfang an nicht viel davon bekommen hat. Allerdings ist Vanillecreme ihr absoluter Favorit, davon isst sie auch schon mal so viel, dass ihr schlecht wird", erzählte Kirah. "Nein, ich war auf keiner Aussenmission. Ihr werdet wieder Grosseltern", ließ Kirah endlich die Bombe platzen und musste prompt wieder niessen.

"Dass wir dir das immer aus der Nase ziehen müssen!" schimpfte Urala, aber ihre Freude für Kirah konnte sie nicht verbergen.

"In der wievielten Woche bist du? Weißt du, was es wird? Weiß Suvan davon? Willst du es wieder auf Idron zur Welt bringen?" bestürmte Rotarn seine Tochter.

"Hey, ich hätte es euch schon noch gesagt, doch meine Nase ist mir mal wieder zu vor gekommen", meinte Kirah. "Langsam, langsam, so viele Fragen auf einmal", rief sie lachend. "Also, ich bin jetzt Anfang des dritten Monats, es wird ein Junge und sein Name vorraussichtlich Andrej, ja, Suvan weiß davon, und wo es zur Welt kommen wird, haben wir noch gar nicht drüber nach gedacht. Was ja auch davon abhängt, ob wir Urlaub bekommen würden", beantwortete Kirah die Fragen ihrer Eltern.

"Ein Junge!" rief Rotarn begeistert. "Aber was ist Andrej für ein Name? Idronianisch ist der nicht. Hat er für Vulkanier oder Terraner eine Bedeutung?" fragte der Verteidigungsminister.

"Wie hat es S'thani aufgenommen? Hat sie Angst weniger Aufmerksamkeit zu bekommen?" wollte Urala wissen.

"Ja, Daddy, ein Junge. Aber wir haben noch nicht entschieden ob er Talvert oder Vaughn heißen wird", meinte Kirah. "Nein, Andrej war der zweite Name eines bedeutenden Starfleet Offiziers unter Captain Kirks Kommando", erklärte sie ihren Eltern. "Oh, bisher hat S´thani keinerlei Bedenken. Sie freut sich vielmehr darüber, dass sie ein Geschwisterchen bekommt, mit dem sie spielen und bei dem sie die große Schwester sein kann", sagte Kirah lachend.

Skeptisch blickte ihre Mutter Kirah an. "Mit einem zweiten Kind waren dein Vater und ich nie konfrontiert... wir werden dir dabei nicht helfen können. Meinst du, ein Baby und ein Kleinkind zuzüglich eurer Aufgaben auf der Station überfordern dich und Suvan nicht?" fragte sie besorgt.

Stirnrunzelnd fragte Rotarn: "Worin bestehen eure Aufgaben eigentlich?" Wieder erhielt er einen Knuff, da er so gedankenverloren das Thema wechselte.

"Nun, wir hatten es auch nicht geplant, und nun ist es halt unterwegs", meinte Kirah achselzuckend. "Ich denke nicht. S´thani kommt demnächst in den Kindergarten, und ich bin eh die meiste Zeit auf der Station. Und wenn ich mal weg müsste, ist es nicht für länger, und dann kümmert sich Suvan oder ein Kindermädchen kurzzeitig um die Kleinen", erklärte sie. "Suvan ist XO und Sicherheitschef, und meine Wenigkeit steht der Staffel der Peregrine Jäger der Station vor", erklärte sie ihren Eltern.

Kirahs Vater bedachte sie mit einem Seufzen und einem wehleidigen Blick. "Kommandantin einer Jagdstaffel... hättest du schon mit 24 haben können! Wärst du auf Idron geblieben, wärst du seit neun Jahren Captain!" trauerte er ihr immernoch nach, dass sie Idron und die Laufbahn im planetaren Militär verlassen hatte. Eine Laufbahn, die Rotarn ihr zugedacht und vorbereitet hatte. In den kommenden Jahren, jedenfalls noch vor ihrem vierzigsten Geburtstag, wäre sie in die Admiralsränge aufgestiegen. Die Vaughns hätten auf diese Weise die idronianischen Raumstreitkräfte dominiert. Nur war das offenbar nicht im Sinne Kirahs gewesen.

"Ja, Daddy, ich weiß. Und mittlerweile wäre ich Admiral, und in zehn Jahren würde ich die Streitkräfte befehligen. Das Thema hatten wir doch schon", meinte Kirah und seufzte. "Ich vermisse euch", gestand Kirah. "Könntet ihr nicht mal uns besuchen kommen? Offiziell oder inoffiziell ist doch da bestimmt was machbar, oder nicht?" fragte Kirah und sah ihren Vater bittend an.

"Das würden wir sehr gerne tun... aber deine Mutter hat es schon gesagt: Der Festmonat steht bevor, und alle Regierungsmitglieder haben Verpflichtungen. Eigentlich müsstest du unsere Familie repräsentieren, und deine Tochter müsste ihr Debut abliefern", erging sich Rotarn an Traditionen und Gepflogenheiten.

"Kirah, in 5 Wochen lässt sich sicher etwas einrichten", hoffte ihre Mutter.

"Oh, wie gerne wäre ich jetzt bei euch. Ich vermisse die Feste", meinte Kirah seufzend. "Aber wie das nun mal so ist. Neuer Chef, kein Urlaub", fügte sie an. "Ich nehme dich beim Wort, Mutter. Und ich verlasse mich darauf, dass du dich nicht drückst, Vater", ermahnte Kirah ihre Eltern.

"Ich werde dich an deine Beharrlichkeit, mich auf deine Station zu locken erinnern, wenn ich dir zuviel werde!" versprach Rotarn schein- heilig. Urala stöhnte in Erwartung des kommenden Monats: "Kein Wunder, dass du die Feiern vermisst: Du hast sie mit den Piloten verbracht. Dein Vater und ich mit den Politikern..." Man musste kein Telepath sein, um den Namen 'grüne Saufnase' zwischen den Zeilen der Idronianerin zu lesen.

"Du wirst mir doch nicht zuviel, Daddy. S´thani wird dich schon auf Trab halten", meinte Kirah lächelnd. "Nun sei mal nicht so. Manches Mal habe ich euch bei euren drögen Partys, wie ihr sie nennt, Gesellschaft geleistet. Aber du hast Recht, es war doch immer sehr lustig", sagte Kirah schmunzelnd. Dieses Kapitel hatte sie Suvan noch gar nicht erzählt.


--- SB Mamori, Hangardeck

Ulk hatte auf dem Rest des Weges zum Hangar-Decks geschwiegen. Erst als er das Os-Schiff erblickte, sagte er laut: "Du Heiliger Fiskus!" Der Ferengi blieb abrupt stehen und starrte das Schiff mit offenen Mund an.

   -- Landeplatz Raumschiff OsKar VI.

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Sofia schüttelte lächelnd den Kopf. Offenbar verstand er unter Schrott
> dasselbe wie sie. Nur sein Verhältnis dazu war ein anderes. >"Der Scanner ist nicht zu verkaufen", erwiderte sie schließlich sehr
> ernsthaft. >"Wie ist denn der Handel mit Minory und Sarkass abgelaufen? Haben die
> keine Gesundheitsinspektion durchgeführt?" fragte sie neugierig nach.

"Unser Handel basierte auf Audio-Kommunikation", antwortete der Os. "Ich hab gefragt, welches schöne Wrack ich plündern durfte, und die sagten mir, was ich mir nehmen durfte. Es war nie viel. Aber besser als gar nichts. Mit der Zeit hat sich doch so Einiges angehäuft. Die haben viel kaputt gemacht, die Minory und Sarkass. Es war schön mit anzusehen wie sie Dinge zerstörten. Es war zauberhaft. Wummm! Bummm!"

Sofia schmunzelte über Kars Begeisterung. Aber darüber, wie der OS nun, wenn überhaupt, auf Mamori Handel treiben sollte, war sie ratlos. Fragend blickte sie zu Patroni. "Was ist das Ergebnis Ihrer Sicherheitsinspektion?"

Patroni schaute Buikater verwundert an. Ein Mitglied der Sicherheit lag verletzt auf dem Boden, und das Raumschiff von OsKar hatte einen Teil des Hangars verwüstet. Zwar schien von dem Fremden keine Gefahr auszugehen, doch ganz alleine wollte er ihn dann noch nicht durch die Station laufen lassen, insbesondere, da der Fremde doch kulturell bedingte unterschiedliche Auffassungen über gewisse Sachverhalte aufwies. Er wollte gerade auf Buikater antworten, als ihm Pester ins Auge fiel, der mit einem Ferengi das Hangar betrat. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Pester genervt aussah.

Pester wollte die Sache endlich hinter sich bringen. Er stupste den Ferengi an. "Ja, ein fremdes Raumschiff ist in unseren Hangar gekracht. Aber wie Sie sehen ist alles unter Kontrolle."

Nach diesen Worten ertönte ein lauter Ausruf durch das Hangar, es klang ein wenig wie 'Achtung!', und ein Teil eines Metallträgers fiel von der Decke des Hangars. Es traf das OsKar Schiff am Heck und prallte von dort laut scheppernd auf den Hangarboden.

Patroni hatte regungslos verharrt und blickte irritiert auf den Eisen- träger, dann sagte er zu Buikater: "Ich schlage vor, den Verletzen vom Raumschiff zu evakuieren. OsKar stellt meiner Ansicht nach zur Zeit kein Risiko für die Sicherheit der Station da. Ich würde ihn bei einem eventuellen Rundgang durch die Station begleiten. Insofern es von Ihrer Seite keine Vorbehalte dagegen gibt."

Die Ärztin hatte entsetzt aufgeschrien, als der Träger heruntergekracht war. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus und blickte dann wieder zu Patroni, sichtlich entnervt.

"Ich habe auch nicht vor, Knight auf Dauer hier zu behalten", meckerte sie ihn an, "eins nach dem anderen. Wo bleibt denn nur dieser verdammte Ameisensaft?" Nach einem weiteren Seufzer wurde ihr Ton wieder etwas milder. "Gute Idee, dass Sie OsKar begleiten wollen. Am besten, Sie schlagen das der OPS vor."

Sie erhob sich und richtete den Scanner auf den Master Chief. "Mir scheint, dass Sie weiterhin gesund sind, oder fühlen Sie sich irgendwie unwohl?"

OsKar lief zum Metallträger und rief: "Darf ich ihn haben! Darf ich ihn haben! Der gehört mir, weil der Eisenträger hat in meinem Schiff eine tolle Delle hinterlassen. Ich will ihn haben."

Ulk verließ schnell die Gefahrenzone. Gut, dass das Ferengi-Transport- shuttle etwas abseits vom Os-Schiff stand. Schnell öffnete Ulk die Shuttletür und war auch schnell im Shuttle verschwunden.

Patroni konnte die gereizte Reaktion von Buikater nachvollziehen. Sie war gestresst und sie hatte ihn wahrscheinlich mißverstanden, er wollte ihr nicht sagen, wie Sie Ihren Job zu machen habe, sondern alle aus der Gefahrenzone Hangar bringen. Doch jetzt hatte OsKar seine volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ungewöhnlich flink stürzte sich der Fremde auf den Metallträhger. Patroni spurtete hinterher. "Warten Sie, OsKar! Rühren Sie den Träger nicht an, Sie könnten sich verletzen", sagte er und packte den Fremdling an der Schulter.

Pester hatte für einen Moment Ulk aus den Augen gelassen, schon war der Ferengi in seinem Shuttle verschwunden. Auch Buikaters Ausruf war ihm nicht entgangen. Er eilte zu Ulks Schuttle und rief zu Buikater: "Nur noch einen Augenblick, Doktor. Der Ameisensaft ist schon unterwegs."

Die Ereignisse überstürzten sich. Die Reihenfolge der Abläufe auf dem Hangardeck waren schwer widerzugeben. Da war der junge Ferengi, der Pester einen Kanister mit Ameisensaft sehr unsanft in die Hände drückte, die Shuttletür schloß und aus dem Hangar zischte. Irgendwo zwischen Ameisensaft und Shuttletür sagte er noch: "Rechnung kommt später."

Dann war noch der Os. Den nichts erschüttern konnte. Auch nicht der zweite Träger, der von der Decke kam und sich zwei Meter neben ihm senkrecht mit einem lauten Knall in den Hangarboden bohrte. OsKar fragte Patroni locker: "Kann ich den auch haben?"

Patroni hatte einen dieser seltenen Momente durchlebt, in dem man das Leben im Schnelldurchlauf an seinen Augen vorbeiziehen sieht. Keine zwei Meter entfernt von ihm war ein weiterer Eisenträger eingeschlagen. Für einen Augenblick verharrte er völlig bewegungslos, erst dann wurde er der Situation um sich herum gewahr und sagte ganz ruhig zu OsKar: "Ich bin sicher, Sie können auch diesen Stahlträger haben, aber ich muss Sie bitten, zu Ihrer eignen Sicherheit mit mir zu kommen, bis die Schäden so weit repariert sind, dass wir uns hier gefahrlos bewegen können." Verunsichert blickte er an die Decke und bewunderte die Ruhe, die der Fremdling ausstrahlte.

Pester war für einen Augenblick das Herz in die Hose gerutscht. Er sah seinen neuen Boss schon von einem Stahlträger begraben. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass ihm der Ferengi den Ameisensaft in die Hand gedrückt hatte, und schaute ungläubig auf den Kanister.

Einige Augenblicke brauchte er, bis er begriffen hatte, dass alle im Hangar wohlauf waren. Er fasste den Kanister fester und schritt in Richtung des Kraftfeldes, was diejenigen, die das Schiff inspizierten, von den restlichen Anwesenden im Hangar trennte. Er wandte sich an Buikater und Patroni: "Chief, Doktor. Ich habe hier den Ameisensaft."

   -- SB Mamori, OPS

Seit der erste Träger herunter gekracht war, rotierten Suvan und Max an der Wissenschafts- bzw. der Ingenieursstation. Wieso wurden die Schäden nicht von den Sensoren erfasst, wieso warnten sie nicht vor Instabilitäten?

"Es sind die Bestandteile oder die Fracht des Crash-Schiffes", stellte Riese schnell fest. "Es blockiert oder verfälscht die Scanner, nicht nur auf das Schiff bezogen, sondern der blinde Fleck erstreckt sich auf ein paar Stationssektionen."

Besorgt fragte Talvert: "Wie groß?"

Riese konnte sich einen tadelnden Blick nicht verkneifen, als er antwortete: "Das kann ich nur bestimmen, wenn ich zuverlässige Sensorergebnisse bekomme."

Suvan stimmte dem Terraner zu, dass er darauf hätte allein kommen können. "Ich lasse den Hangar räumen", entschied der Halbvulkanier. Er öffnete von der Station aus einen Interkomkanal: "OPS an Hangar. Wir können mit unseren Sensoren den Umfang Schäden, die die Landung des fremden Schiffes verursacht hat, nicht ermitteln. Alle anwesenden Personen haben den Hangar zu verlassen. Ich erwarte eine Vollzugsmeldung, nach der prophylaktisch Notkraftfelder um den Hangar errichtet werden. Hangar: bestätigen."

   -- SB Mamori, Hangar

Sofias Gesichtsausdruck wandelte sich von Entsetzen zu Wut. "WAS MACHT HIER EIGENTLICH DAS SCHADENSKONTROLLTEAM!" schrie sie erbost und lief zum Rand des Kraftfelds.

"VERDAMMT NOCH MAL; HIER STÜRZT ALLES EIN! KRAFTFELD KURZ AUS!" kommandierte sie laut den nächstbesten Techniker in ihrer Nähe herum, und kaum war es aus, riss sie Pester den Ameisensaft aus der Hand. "Danke", brachte sie kurz hervor, bevor sie den Techniker wieder anherrschte: "KRAFTFELD WIEDER AN; UND DEHNEN SIE ES UNTER DER DECKE AUS; VOLLE HALBKUGEL; UND WENN HIER NOCH MAL IRGENDWELCHE TEILE REINFLIEGEN MACHE ICH SIE VERANTWORTLICH!!"

Kaum hatte sie dem Kraftfeld den Rücken zugekehrt, um ihren Patienten weiter zu behandeln, leuchteten die Alarm-Anzeigen auf. "Evakuierung des Hangardecks", hallte es durch die Lautsprecher. "Verlassen Sie zügig das Deck."

Die Ärztin schaffte es gerade noch, die Flasche Ameisensaft halbwegs anständig auf dem Boden abzusetzen, bevor sie mit ihrer Faust wut- entbrannt auf den Fussboden schlug.

Dann fasste sie sich und tippte auf ihren Kommunikator. "Buikater an OPS. Schicken Sie gefälligst Techniker hier runter! Hier stürzt alles zusammen, und ich habe hier einen Verletzen zu behandeln und ein Schiff sowie 4 Personen unter Quarantäne. Niemand von denen verlässt den Hangar, bevor ich nicht gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinige, ALSO VERDAMMT NOCH MAL SEHEN SIE ZU, DASS SIE DAS DECK HIER STABIL KRIEGEN!"

Sie erhob sich wieder und sah OsKar an: "Am sichersten sind Sie wahr- scheinlich in Ihrem Schiff aufgehoben. Bitte gehen Sie hinein. Das Handeln müssen wir auf später verschieben."

Dann wandte sie sich wieder Patroni zu, der kurz zuvor etwas getan hatte, was sie nie von ihm verlangt hätte, was ihr aber als "Experiment" sehr entgegen kam: Er hatte den Außerirdischen berührt. Sie scannte ihn. "Fühlen Sie sich nach wie vor gesund?" erkundigt sie sich mal wieder, Patroni gespannt anblickend, ob sie diesmal von ihm eine Antwort darauf bekam.

Wenn es ihm gut ging, konnte sie ihn aus der Quarantäne entlassen und mit dem Patienten in einen abgeschirmten Bereich der Krankenstation beamen.

   -- SB Mamori, OPS

"OPS an Doktor Buikater, Commander Talvert spricht", antwortete Suvan hektisch. "Doktor, Materialien des fremden Schiffes oder seine Fracht blockieren unsere Sensoren. Wir können das Schiff nicht scannen, wir können nicht feststellen wie stark der Hangar beschädigt wurde, wir können nicht beamen! Wir können nicht sagen, ob Sie im nächsten Moment in den Weltraum geblasen werden! Jetzt sehen Sie zu, dass Sie da raus kommen, das war ein Befehl, Lieutenant!"

Max Riese forderte der Halbterraner auf: "Schicken Sie ein Ersthelfer- team in den Hangar. Wenn Buikater nicht auf mich hört, wird sie ihrem Patienten hoffentlich in die Krankenstation folgen."

Riese nickte und informierte die Krankenstation.

   -- SB Mamori, Krankenstation

Davey war erstaunt über die Aufforderung, mit einer Antigravtrage in den Hangar zu gehen. Schwerverletzte pflegte man zu beamen.

"Sie haben die OPS gehört!" rüttelte sie einen Pfleger wach, der ebenfalls erstaunt war. Beide schnappten sich eine Trage, Tavington hängte sich ein Behandlungs- set um, und die Mediziner rannten los.

   -- SB Mamori, Hangar

"Aye Sir", stöhnte Sofia. Sie konnten nicht mal Beamen? Wieso das denn nicht?? "Sie haben es gehört", schickte Sie Patroni weg, "wenn Sie sich unge- wöhnlich fühlen, kommen Sie zu mir."

Sie nahm den Ameisensaft wieder auf und kniete neben Knight nieder, der sorgenvoll um sich blickte, so gut das von seiner Position aus möglich war. Wie sollte sie ihn hier so schnell wie möglich rausbringen? Sie beschloss, es zu versuchen. "Computer", ein rascher Rundblick ergab, dass das Hangardeck schon so gut wie verlassen war, "Kraftfeld deaktivieren. Medizinischer Notfall- transport, 2 Personen. Authorisation Buikater Delta fünf sieben drei."

"Ausführung nicht möglich", kam es vom Stationscomputer.

Der Os konnte die Aufregung der Fremden gar nicht verstehen. Er sah nach oben. Für ihm war die Decke ganz in Ordnung. Eine schönere Decke hatte er noch nie zu vor gesehen. "'Bitte' sagte sie. Wie unhöflich", murmelte OsKar mürrisch vor sich hin und betrat kopfschüttelnd sein Schiff. "Nicht mal einen Schluck Ameisensaft habe ich bekommen."


--- SB Mamori, Promenadendeck, Salon Krem

Krem war in der Zwischenzeit in seinen Salon zurückkehrt und hatte dort nur Oggie vorgefunden, der immer noch versuchte, etwas Rundes in etwas Eckiges zu bekommen.

"Das schaffst du nie", lachte Krem seinen Angestellten aus. "Wo ist Ulk?"

Krem hatte seine Frage kaum ausgesprochen, da kam Ulk kreischend in den Laden gestürmt und rief: "Es ist alles aus! Die Raumstation zerbricht! Wir müssen weg!"

"Jetzt mal ganz ruhig", versuchte Krem sein Lehrling zu beruhigen. Bei Ferengis war das nicht ganz leicht. War erst mal ein Ferengi in Panik geraten, konnte man einen Ferengi nicht so schnell beruhigen. Die Gefahr bestand immer, das ein in Panik geratener Ferengi einen anderen mit seiner Panik ansteckte. Junge Ferengis waren da labiler als ältere Ferengis. "Was ist los?"

Ulk mußte zwei Mal tief Luft holen und antwortete schließlich: "Im Hangar sieht es aus, als hätte eine BOMBE eingeschlagen!"

Entsetzt sah Krem in Richtung Ausgang. Leise sagte er vor sich hin: "Der Counselor wollte mir ja nicht glauben. Er hat zugeschlagen."

   -- SB Mamori, Promenadendeck

Draussen auf dem Promenadendeck hakte sich Shay bei Valerius unter und warf ihm einen liebenswürdigen Blick zu. "Wohin zuerst?" fragte sie ihn. "Ich bin nicht dazu gekommen, mir die Daten des Fluges von heute anzusehen. Doch soweit ich es mitbekommen habe, ist die Staffel gar nicht bis zu Minori Prime gekommen", meinte Shay entschuldigend.

"Das ist aber schade, dass man noch gar nichts von diesem neuen Planeten sagen kann", sagte Valerius und legte seine Hand auf die von Shay. Sie wanderten an ein paar teilweise noch leeren Geschäften entlang, und er lenkte seine Schritte in Richtung zum Turbolift. Er hatte eigentlich keine Ahnung, wo genau die Ta'Una wohnten, aber sicherlich in der Habitatetage. Im Turbolift würde er sich nach der genauen Zimmernummer erkundigen. "Wir müssen zu den Wohnungen. Aber da kennst du dich sicher besser aus als ich", lächelte er Shay an.

"Tja, ich denke, das wird sich in absehbarer Zeit ändern. Ich kann mir vorstellen, dass sowohl die Minorytaner als auch die Sarkassianer neugierig auf die Station sein werden", prophezeite Shay. "Es kommt drauf an, zu wem zu zuerst willst. Counsellor Kimon dürfte auf Deck 2 wohnen und die Ferengi bei den Zivilistenquartieren", erklärte Shay.

Valerius blieb abrupt stehen und starrte Shay etwas skeptisch an. "Woher weißt du, dass ich einige Ferengis eingeladen habe? Ich erwähnte doch nur Geschäftsleute. Sind keine anderen hier auf der Station, oder bist du telepathisch veranlagt?" Sicher war er an telepathische Rassen gewöhnt, aber Valerius wollte es jetzt genau wissen und nicht nur ungefähr. Er besaß aber keine Resentiments gegenüber dieser Veranlagung und er zeigte es auch, indem er eine Augenbraue sehr gekünstelt hochzog.

"Hast du nicht?" murmelte Shay. Am liebsten hätte sie sich im Moment geohrfeigt, dass sich nicht besser konzentriert hatte. "Beides. Ich bin noch nicht sehr oft hier auf dem Promenadendeck gewesen, so dass ich bisher nur von den Ferengi als Geschäftsleute hier an Bord wußte. Und ja, ich bin Telepath", erklärte sie. "Wenn du damit ein Problem haben solltest, sag es und ich werde verschwinden", meinte sie und blickte Valerius herausfordernd an, wobei in ihren Augen für einen kurzen Moment ihre Verletzlichkeit erkennbar war.

Nun, da ihn Shay darauf hingewiesen hatte, dass sie Telepath war, waren Valerius auch die kleinen Dinge klar, die während des Gespräches am Tisch immer wieder aufgeblitzt waren. Wenn sie seine Gedanken 'zu lesen' schien. Es war ja wirklich so gewesen. "Das macht mir nichts aus, aber ich weiß es lieber schon verher, wenn ich mit so jemandem in Kontakt komme. Es ist mir nur nicht so lieb, wenn da wer in meinen wirren Gedanken kramt, bei dem ich nicht darauf gefasst bin." Und nach einer kurzen Pause grinste er: "Obwohl ich eigentlich sicher bin, dass es gar keinen Unterschied macht."

So robust die junge Frau auch wirkte, und so selbstsicher sie war, Valerius merkte doch, wie wichtig es ihr auch war, als Lebewesen mit diesen Fähigkeiten akzeptiert zu werden. Und was wäre er für ein Mensch, sich an einem Sinn zu stören, der zu ihr gehörte, wie Riechen oder Sehen. Er stupste auf ihre Nase. "Siehst du, das hast du sicher nicht vorher gewusst. Ich bin immer für Überraschungen gut."

Dann sah er zum Lift: "Ich möchte zuerst zu den Ferengis schauen. Die waren sich nämlich gar nicht sicher, ob sie kommen würden, und der Rahmen eines Dinners ist mit ihnen sicher... anders als ohne sie."

"Ich krame in niemandes Gedanken. Doch es bleibt nicht aus, dass gewisse... Signale bei mir ankommen. Oft merken das die Betreffenden nicht einmal", entgegnete Shay scharf. Langsam beruhigte sie sich jedoch wieder, als Valerius so tolerant reagierte. "Nein, das habe ich nicht. Diesmal hast du mich überrumpelt", meinte sie lachend und schmiegte sich an ihn. "Zuerst zu den Fernegie?" fragte sie. "Computer, auf welchem Deck wohnen Krem und Konsorten?" fragte Shay den Computer.

"Krem hat sein Quartier auf Deck 21. Konsorten sind nicht eingetragen. Bitte spezifizieren sie ihre Anfrage", kam die nüchterne Antwort.

"Schon gut. Also Deck 21", erklärte sie lächelnd.


--- SB Mamori, Hangar

Patroni schaute zu Buikater, deren Gesichtsfarbe mittlerweile ein gesundes Rot angenommen hatte. Sie war ohne Frage eine sehr temperament- volle Frau. Der Fremdling war wieder in seinem Raumschiff verschwunden und wirkte dabei sehr mürrisch.

Patroni ging zu Buikater und schaute zu Knight, dem die Behandlung mit dem Ameisensaft bevorstand. "Doktor, ich fühle mich gut", sagte Patroni knapp. Obgleich Buikater sehr angespannt wirkte, schien sie die Lage im Griff zu haben.

Pester, der die Evakuierung des Hangars beaufsichtigt hatte, sah die beiden Sanitäter auf sich zukommen. Er zeigte direkt auf die Gruppe um Knight, Buikater und Patroni und mahnte Sie zur Eile an: "Los los, bevor uns der ganze Laden hier zusammenbricht." Danach lief Pester zu Patroni.

Patroni sagte zu Buikater: "Tja, wie es ausschaut werden wir Knight auf dem altbewährten Weg hier raus bringen müssen. Ich werde den Weg aus Qurantänegründen räumen lassen."

Er stand auf und fing Pester auf halben Weg ab. Er nahm ihn beiseite, während die Sanitäter an ihnen vorbeispurteten. "Pester, die Transporter sind offline, wir bringen Knight per Hand in die Krankenstation. Wir müssen den Weg freimachen, es besteht zwar keine unmittelbare Gefahr eines biologischen Zwischenfalls, aber Knight steht noch unter Quarantäne. Alamieren Sie den Katastrophenschutz, die Turbolifte müssen gegebenenfalls desinfiziert werden, und die OPS soll die Umweltkontrollen im Auge behalten", erklärte Patroni ruhig.

Pester nickte ihm zu und aktivierte seinen Kommunikator: "Pester an Sicherheit! Alarmstufe Lila. Räumen Sie den Weg vom Hangardeck bis zur Krankenstation. Kontrollteams auf Standby. - Pester an OPS: Sir, behalten Sie die Umweltkontrollen im Auge. Wir kommen mit einem Patienten durch, den Dr. Buikater unter Quarantäne gestellt hat. Zur Zeit besteht keine akute Gefahr, aber wir sollten acht geben, dass wir keine Epedemie über die Station ausbreiten."

Patroni klopfte Pester anerkennend auf die Schulter. Der junge Sicher- heitler machte einen guten Job.

"Vorsicht mit ihrem Ton, Petty Officer!" maßregelte Davey Pester. Dass es immer die Unteroffiziere bzw. Sicherheitsspezialisten waren, die andere Besatzungsmitglieder zu Eile, Sorgfalt oder sonst etwas antreiben wollten. Tavingtons Offiziersrang gestattete der jungen Ärztin eiskalt Kontra zu geben. Zusammen mit ihrem terellianischen Assistenten erreichte sie Knight. Dummerweise befand der sich schon in Behandlung. Nicht, dass Davey ihm eine schnelle medizinische Versorgung nicht gegönnt hätte, aber so konnte sie kaum mehr tun als ihr Begleiter. Sie wusste nicht, wie Buikater Knight bereits behandelt hatte, welche Medikamente sie verabreicht hatte. Er musste in Sophias Verantwortung bleiben. Da allerdings schon ein Pfleger da war, und die zweite Ärztin somit fast überflüssig war, fragte Tavington ihre Chefin: "Befehle, Doktor?"

   -- SB Mamori, OPS

"OPS an Hangar. Negativ, warten Sie weitere Befehle ab" antwortete Suvan und seufzte. Wieso bekamen die Außenposten immer das übermütige und forsche Krupp an Besatzung? Es gab einen Grund, dass die an sich pazifistische, diplomatische und zurückhaltende Sternenflotte eine militärische Hierarchie besaß: Man musste sich Verantwortung und Weisungsbefugnis nach und nach erarbeiten. Der Unterschied zwischen einem Offizier und einem Mannschaftsmitglied bestand in der Übersicht über eine Situation, die ein Offizier aufgrund seiner umfassenderen Ausbildung meist besaß, und die einem Mannschaftsmitglied fehlte. Normalerweise hätte man den unter Quarantäne stehenden Patienten gebeamt. Das schied allerdings aus, da die Materialien in und am Os-Schiff die Stationssensoren blockierten, und damit auch die Zielerfassungs-Scanner der Transporter. Ein Transport unter diesen Bedingungen mochte nicht nur den Patienten, sondern auch 3 Quadratmeter Deck erfassen, auf denen er sich befand, und bei der Rematerialisation konnte der Patient damit verschmolzen werden.

"OPS an Sicherheit. Der Befehl ist widerrufen. Informationen folgen", cancelte der Erste Offizier die Anweisungen an die Sicherheit. Den ganzen Weg vom Hangar bis zur Krankenstation zu isolieren war ein massiver Eingriff in den Stationsbetrieb. So ein Eingriff war ein Extrem, und wäre Pester ein Offizier gewesen, hätte er sich darum bemüht ein solches zu vermeiden. Allerdings war er Crewman, mit einem begrenzten Verantwortungsbereich und einem daher begrenzten Horizont.

"Mister Riese. Sichern Sie die Sektion vor dem Hauptinnenschott des Hangars durch ein Kraftfeld ab. Das Schott isoliert von den Auswirkungen der blockierenden Materialien. Sobald es geschlossen ist, können wir den Quarantänepatienten beamen", erläuterte er dem OPS seinen Alternativplan. Ebenso erklärte Suvan ihn den Leuten im Hangar und schloss: "Mister Pester, warten Sie auf das Eintreffen eines Schadenskontroll- teams und helfen Sie den Ingenieuren beim Absichern des Hangars."

Das Schadenskontrollteam konnte sicher jemanden brauchen, der die nötigen Befugnisse hatte Sicherheitskraftfelder zu initiieren, sofern sich Commander Jahari nicht persönlich dem Ingenieursteam anschließen würde. Als Kommandooffizier waren ihre Befugnisse umfangreich.

Talvert hielt Pester nicht für dumm. Sein Großalarm für die Sicherheit hatte allerdings gezeigt, dass er in seinem Denken auf den Arbeitsbereich fixiert war, mit dem er sich auskannte. Im Rahmen dieses Denkens, dieses Horizonts, hatte der Crewman das Beste getan, was möglich war. Das war nur leider zu wenig.

"OPS an Commander Jahari. Es hat einen Unfall beim Landemanöver eines fremden Schiffes im Hangar gegeben. Ein Schadenskontrollteam wird vor Ort benötigt", rief er zu guter Letzt die Chefingenieurin. Mehr Informationen hielt er für unnötig. Es war effizienter, sie warf einen Blick in das Computer-Log. Sollte ihr als sachkundiger Ingenieurin etwas einfallen, was sie dringend wissen musste, würde sie schon fragen.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Valerius freute sich, dass Shay so nah zu ihm kam und ließ sie nur ungern wieder etwas lockerer. Sie mussten also zum Deck 21 fahren. Valerius nickte und wartete, dass sich die Tür zum Lift öffnete. Was aber nicht geschah, und er schaute daraufhin verblüfft zu der Ingenierin: "Aber Hallo, mir scheint da hast du was zu reparieren auf deiner Station, Shay." Woher sollte er auch wissen, das die Turbolifts blockiert waren aufgrund des Befehls vom Hangar aus. So ließ Valerius die blauhäutige Schöne von Arm gleiten und fragte: "Computer, weshalb öffnen sich die Türen nicht?"

Worauf der Blechkumpel kaltschnäuzig antwortete: "Auskunft erfolgt lediglich an Sternenflottenpersonal."

Bevor Shay nachhaken konnte, erreichte sie schon der Ruf von Talvert. "Jahari hier, verstanden. Mache mich auf den Weg." antwortete sie. "Computer, nenne den Grund der Deaktivierung der Lifte", forderte Shay und lauschte aufmerksam den Worten des Computers.

Dann wandte sie sich betrübt an Taspar. "Es tut mir leid, Valerius. Wie es scheint, werden die Lifte noch längere Zeit außer Funktion sein. Und ich muss nun an die Arbeit", erklärte sie. Shay gab ihm noch rasch einen Kuss und meinte: "Ich werde versuchen mich zu beeilen und vielleicht später nachkommen, wenn dir das recht ist."

Valerius umarmte Shay und meinte: "Nicht nur vielleicht, versuch, dass du noch unbedingt einen Sprung ins Replimat schaffst, Shay." Er ließ sie wieder los und sah ihr nach, als sie ihn verließ. Jetzt war das Problem mit zwei Frauen schneller gelöst als ihm lieb war. Wie sollte er jetzt zu den Quartieren kommen? Naja, die Ferengitypen musste er ja nicht abholen, aber wenigstens Kimon und vor allem Tariki, der er es ja versprochen hatte.

Zu den Quartieren des Personals war es ja nicht so weit, dachte er, also würde er die Notwege dorthin benutzen, weil wie lange die Lifte jetzt geschlossen waren, konnte nicht mal Shay sagen.

"Ich werde mir Mühe geben", rief Shay ihm zu und verschwand in einer Jeffries-Röhre. Nun galt es, zehn Decks hochzuklettern.

   -- Hangar

Pester schaute etwas geknickt zu Patroni. Der Sicherheitschef hatte seine Anweisung glattweg kassiert. "Was nun?", fragte Pester.

"Wichtig ist, dass wir unseren Kollegen hier erstmal hier raus bekommen!" erwiderte Patroni und schaute etwas amüsiert zu Tavington. Die junge Ärztin schien in ihrem Temperament Ihrer Vorgesetzen gar nicht unähnlich zu sein, wobei sie im Eifer des Gefechtes übersehen hatte, dass Pester gerade mal ein Crewman war.

Ein Techniker kam zu Pester und fragte Ihn: "Was ist denn nun. Sollen wir jetzt Evakuieren oder Dichtmachen?"

"Wir warten, bis das Ärzte-Team am Innenschott vorbei ist und der Verletzte evakuiert wurde, dann beginnen wir abzuriegeln und die Reparaturen durchzuführen", wiederholte Pester sinngemäß Talverts Anordnungen.

"Die EPS-Leitungen haben beim Crash einen ziemlichen Schlag versetzt bekommen. Wir haben die Zuleitungen abgeschaltet, damit die nicht mehr um die Ohren fliegen. Die können von der OPS aus gar nicht zumachen", erklärte der Techniker knapp.

"Nun gut, dann eben manuell", schaltete sich Patroni ein. "Wo ist die Handsteuerung?" Der Techniker führte die beiden Sicherheitler zu den großen Handrädern, die der manuellen Steuerung des Innenschottes dienten. Pester machte indessen Meldung bei Talvert: "Pester an OPS! Laut Auskunft der Technik sind die EPS-Leitungen in dieser Sektion überlastet. Man hat sie vom Netz genommen. Wir werden den Schott per Hand schliessen."

Patroni schaute zu dem Ärzteteam und Knight. Er hoffte, dass Sie langsam in die Gänge kommen würden.

Sofia konnte nur fassungslos den Kopf darüber schütteln, was hier auf einmal alles in Gang gesetzt wurde. Patroni und sie liefen nun auch "frei" auf der Station herum, sie schätzte das Risiko als vertretbar ein, und auch Knight stellte wahrscheinlich kein besonderes Infektionsrisiko dar. Nach dem Entfernen des Egels wollte sie ihn nur zur Sicherheit noch 24 Stunden auf der Krankenstation beobachten.

Sie nickte Dr. Tavington zu. "Gut, dass Sie kommen, Beamen geht nicht. Er ist in keinem kritischen Zustand und wahrscheinlich nicht infektiös. Er muss nur zur Kranken- station", erklärte sie kurz und blickte dann den Pfleger auffordernd an: "Helfen Sie mir bitte, ihn auf die Trage zu legen."

Kaum war Knight auf der Trage, verliess das Ärzte-Team mit Knight zügig den Hangar. Patroni schaute dem Ärztetross, der soeben Knight evakuiert hatte, nach. Er hoffte, dass es dem Jungen bald besser gehen würde. Jetzt aber galt es erstmal einen Befehl auszuführen. "Na dann wollen wir mal. Pester, auf mein Zeichen, Eins, zwei DREI!" rief er und drehte am Handrad für das Schott. Zum Glück war die Übersetzung sehr gut gewählt, so dass nicht immense Kraftanstrengungen betrieben werden mussten. Aber es dauerte schon ein Weilchen, ein mehrere Tonnen wiegendes Schotttor zu schließen. Immer mehr Techniker der Schadenkontrollteams waren vor Ort. Langsam glitt das mächtige Tor zu und schloss mit einem lauten Rumpeln.

"Pester an OPS. Schott geschlossen. Sie können das Kraftfeld akti- vieren!", meldete der junge Sicherheitler. Er drehte sich zu Patroni um und sagte dann: "Jetzt heisst es auf die Techniktruppe warten."

"Machen Sie das, ich werd' schauen, was mit Knight ist. Ich informiere Sie dann, Crewman. Bis gleich", erwiderte Patroni und wandte sich zum Gehen. "Schön Sie an Bord zu haben, Chief", erklärte Pester und informierte sich beim erstbesten Techniker über den Stand der Dinge.

   -- Mamori OPS

"Bestätigt", erwiderte Max und tippte auf seinen Schaltflächen herum. "Aktiviere Kraftfeld."

Er nickte dem Ersten Offizier bestätigend zu. "Es funktioniert, Sir, ich kann das Ärtze-Team jetzt erfassen."

"Riese an Dr. Buikater: Bereithalten zum Beamen in die Krankenstation, 4 Personen", gab er per Kommunikator Bescheid und informierte Transporterraum 2.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Der Magna Romanier schlenderte über das Promenadendeck, unschlüssig, ob er das zentrale Treppenhaus benutzen sollte, oder lieber eine Krabbelei durch die Jeffries-Röhren vorziehen sollte, wie es eben Shay getan hatte. Bei seinem etwas ziellosem Herumgetrappel auf der Flanier-Straße der Starbase kam er an dem Geschäft der Ferengis vorbei, in dessen Schaufenster er eher planlos im Vorbeigehen schaute, und zu seiner Verwunderung waren alle drei Zwerge in dem Geschäft versammelt. Jedenfalls sah er zumindest 2 davon, aber die Scheiben spiegelten etwas von der Deckenbeleuchtung. Valerius winkte einem der Kleinen durch die Scheiben und blieb kurz stehen, um dessen Reaktion abzuwarten.

   -- Salon Krem

Ulk wollte klarstellen, dass keine Bombe das Hangar verwüstet hatte, aber er wurde von seinen Chef davon gehindert. "Wer winkt denn da?" fragte Krem. Ulk sah zum Fenster und antwortete: "Das muss... das ist... ja das ist Valerius Taspar. Der Mann, der uns eingeladen hat."

"Ich schätze mal, nach dem was passiert ist, dass die Party heute bei ihm wohl oder übel ausfällt", spekulierte Krem, lächelte und winkte zurück. "Ich werde nicht auf einer Raumstation bleiben, die droht auseinanderzufallen." Krem nickte lächelnd Valerius zu. "Der Mann hat Nerven. Er hat noch nicht mal Panik in seinem Gesicht. Er könnte mit so welchen Nerven ein Großer Nagus auf Ferenginar werden. Was will er von uns?"

"Vielleicht will er von uns mitgenommen werden", spekulierte Ulk mit seiner Antwort. Ja, ein ihm bis dato unbekannter Ferengi reagierte offensichtlich freudig auf Valerius' Geste und verleitete ihn dazu, seinen Kopf kurz durch die Tür zu stecken: "Also dann bis in einer Viertelstunde im Replimat." Hatte er von der ganzen Aufregung ja nur sehr wenig mitbekommen, außer dass die Ingenieurin gebraucht wurde. Taspar hatte in keinster Weise vor, das Essen zu canceln und schloss die Tür zum Salon auch gleich wieder, um nach Kimon und den Ta'Una zu sehen.


--- SB Mamori, Jeffriesröhre 2, Ausstieg Hangardeck

Als sie es schließlich geschafft hatte, war Shay doch leicht am Schwitzen. Als sie den Hangar erreichte blickte sie sich nach jemandem um, der ihr kurz schildern konnte, was hier geschehen war.

   -- Hangar

"Ach du Scheiße", entfuhr es ihr, als sie das demolierte Hangartor sah.

Patroni wollte gerade den Hangar verlassen, als er fast mit der ihm entgegenkommenden Chefingenieurin zusammengeprallt wäre. "Entschuldigen Sie, Lieutenant Commander. Ich wollte Sie nicht umrennen", sagte Patroni. Sie war Haliianerin, Patroni hatte erst wenige Ihrer Spezies kennengelernt und wusste nicht sehr viel über die kulturellen Eigenheiten. Er vermutete, dass es sich bei der Person um den leitenden technichen Offizier auf Mamori handelte. Ja, wenn er sich so an die Dossiers erinnerte, die er studiert hatte, dann musste das Chefingenieuren Shay Jahari sein. Die Haliianerin musterte auf einem Bildschirm das zerbeulte Hangartor und OsKars Schiff, das mittlweile von einigen Metallträgern umgeben war. Scheinbar hatten Sie einen guten Moment abgepasst, den Hangar zu verlassen. "Salvatore Patroni ist mein Name. Ich bin der neue stellvertretende Sicherheitschef", sagte Patroni ruhig und fügte hinzu: "Eigentlich beginnt mein Dienst hier offiziell erst morgen. Crewman Pester ist bestens mit dem konkreten Sachverhalt hier vertraut und wird Ihnen alles erklären." Nach diesen Worten winkte er Pester zu sich heran.

"Macht doch nichts. Ich war wohl etwas in Gedanken an das, was mich hier erwarten könnte", wiegelte Shay lächelnd ab. "Na, da haben Sie aber einen guten Einstand erwischt, Chief", meinte Shay und blickte mit gequältem Gesicht auf den Bildschirm. "Das gibt mehr als eine Überstunde diese Woche", seufzte sie und wandte sich dann dem herangetretenen Pester zu. "Zu großes Schiff, zu kleines Hangartor. Dafür werd' ich der OPS die Ohren langziehen", murmelte sie. "Frage: Wann kann ich mir den Schaden endlich genauer ansehen? Wenn bereits alles zusammengefallen ist? Und schaffen Sie mir dieses zu große geratene Schiff aus meinem Hangar, ist mir egal wie. Sonst brauch' ich mit der Reparatur gar nicht erst anzufangen", schimpfte Shay.

"Commander!" begrüßte Pester die Chefingenieurin. Er nickte Patroni zu, der sich draufhin entschuldigte: "Ich werde dann mal nach Knight in der Krankenstation sehen. Gutes Gelingen, Commander, Crewman", und verließ das Hangar.

Pester hatte die Zeit derweil genutzt um sich einen kleinen Überblick zu verschaffen. "Nun Ma'am, wir haben den betroffenen Hangarbereich abgeschottet und mittels Kraftfeld isoliert. Die Schadenskontrollteams sind bereits vor Ort, aber aufgrund der unstabilen Lage geht es nur sehr langsam voran. Wir wissen nicht, wie das Schiff des Fremden die Bruchlandung über- standen hat, aber ich werde die Flugkontrolle auffordern, bei dem Fremden nachzuforschen", berichtete Pester und aktivierte ein nahe gelegendes Kommunikationsterminal: "Pester an OPS. Wir bitten Sie, das Fremde Raumschiff aufzufordern den Hangar zu verlassen, damit wir mit den Reperaturarbeiten beginnen können."

Patroni war derweil dem Sanitäterteam dicht auf den Fersen. Offenbar hatten die sich noch nicht geeinigt, ob man nun Knight im Handbetrieb oder mittels Transporter in die Krankenstation schaffen sollte.

Eine Sekunde später materialisierten Dr. Buikater, Dr. Tavington, Knight und der Pfleger auf der Krankenstation.

Patroni wollte gerade das Ärzteteam ansprechen, als es vor ihm dematerialisierte. Offenbar hatte man sich doch auf die Transporterlösung verständigt. Die Krankenstation lag zwar nicht in einem Sicherheits- bereich, aber Patroni beschloss erstmal den Ärzten Zeit zu geben, er würde ja doch nur im Weg herumstehen, und Knights Zustand war auch nicht lebensbedrohlich. Dafür, dass er sich am ersten Tag erstmal einen Überblick verschaffen wollte, hatte er schon eine Menge gesehen.

Ein kurzer Blick auf den Chronometer sagte ihm, dass er jetzt mal besser nach seinen Kindern schauensollte. Also begab er sich zum nächsten Turbolift. Bedauerlicherweise war dieser aufgrund der Geschehnisse im Frachtraum noch außer Betrieb. 'Dann kann ich ja was für meinen Appetit tun', dachte sich Patroni als er sich auf den Fußweg machte, der ihn durch mehrere Jeffreys-Röhren, Luken und Leitern führen sollte.

   -- Mamori OPS

Max warf einen fragenden Blick zu Suvan, der diese Anfrage wohl auch gehört hatte, aber keinen Einspruch erhob. "Verstanden, Crewman", antwortete er und öffnete einen Kanal zum Os-Schiff. "Mamori OPS an OsKar VI: Wir müssen Sie bitten, unseren Hangar zu verlassen, wegen technischer Probleme."

   -- Mamori Krankenstation

Sofia hatte in der Zwischenzeit ihre Kollegin über Knights Zustand informiert, über seine Behandlung, und wie sie nun den Egel zu entfernen gedachte. Mit dem Pfleger zusammen legten sie Knight bäuchlings auf ein Biobett.

"Haben Sie noch Vorschläge, Doktor?" fragte sie Tavington, während sie die Zusammensetzung des Ameisensafts genau analysieren liess.

"Wir sind mit dem Patienten auf der Krankenstation", erinnerte Davey ihre Chefärztin verwundert. "Wieso vereisen wir den Egel nicht einfach und entfernen ihn, sobald er erstarrt ist?"


--- SB Mamori, Trainingsraum

Schweiss perlte von Wrads Stirn, Armen und Nacken. Es tat gut, sich die Anspannungen des ganzen Tages auf dem Ergometer von der Seele zu strampeln. Er atmete tief und gleichmäßig, und seine Wut auf die kleine Kerrig-Kriegerin war verraucht.

Der Andorianer beendete das Aufwärmprogramm und stellte eine Trainings- routine ein, eine Berg- und Talfahrt, Level 9, Dauer 60 Minuten. Körperlich war er damit gut beschäftigt. Geistig nicht. Er ertappte sich dabei, wie seine Gedanken immer wieder zu dem Vorfall mit Kerrig zurückkehrten. Er musste sie offenbar tödlich beleidigt haben, wörtlich genommen. Aber womit? Damit, dass er einen fairen Ausgleich für ihren Größenunterschied schaffen wollte? Alles andere wäre unfair und damit unsportlich gewesen...


--- Raumschiff OsKar VI., Brücke

Die Triebwerke der Manövrierdüsen zündeten mit Getöse, wie bei einem alten Raketentriebwerk, als würde gerade eine Saturn V-Rakete im Hangar abgehen. Quietschend und knirschend schob sich das Os-Raumschiff tiefer in den Hangar. Der Os bemerkte nicht, dass er das Schiff in die falsche Richtung steuerte. Ein Sternenflotten-Shuttle wurde langsam wie eine leere Blechdose gegen die Hangar-Wand gedrückt.

   -- Mamori Hangar

"Es ist mir egal, wie es sein Schiff überstanden hat. Hauptsache, es verschwindet aus meinem Hangar", knurrte Shay sauer.

Plötzlich knirrschte es hinter ihr bedrohlich. Shay wurde blass blau, als sie sah, was im Hangar vor sich ging. "Ist der Kerl verrückt. Er soll raus, nicht weiter rein!" schrie Shay aufgebracht. Sie stellte eine Verbindung zu dem fremden Schiff her. "Sie fliegen in die falsche Richtung. Raus geht es anders. Und dahin rate ich Ihnen, wenn Sie keinen Ärger riskieren wollen", drohte Shay dem Fremden.

Mit einem letzten Krachen und Knarrschen von Metall stoppte das Os-Schiff abrupt. Die Triebwerke der Manövierdüsen wurden abgestellt. Es wurde wieder angenehm leiser im Hangar. Hoch oben, Deck 1, Brücke auf der Steuerbord-Seite, wurde quietschend ein massives Fenster heruntergekurbelt. Anschließend sah man, wie eine Hand mit grünen Fell am Fensterrahmen kräftig haute und wie darauf ein Außenspiegel seitlich am Fenster ausklappte. *Flöp*

Die Hand verschwand, das Fenster wurde wieder hochgekurbelt, die Triebwerke wurden wieder gezündet und das Os-Raumschiff bewegte sich langsam in Richtung Hangartor. Als das Os-Raumschiff draußen war, sah man deutlich im Hangar das Ausmaß der Beschädigung. Hangarboden und -decke aufgeschlitzt, und ein Sternenflotten-Shuttle konnte man nur noch als Briefmarke benutzen.

Fassungslos blickte Shay auf den Bildschirm. "Ich glaub es nicht", hauchte sie. "Ist das Dekompressionskraftfeld stabil?" fragte Shay einen Techniker. Nach einem Nicken fuhr sie fort: "Gut, deaktivieren Sie dieses dämliche Kraftfeld und lassen Sie uns an die Arbeit gehen." 'Die wohl sehr lange dauern wird. Na ja, man wird sich ja mal kurz rausstehlen können', dachte Shay, und Valerius tauchte vor ihrem inneren Auge auf.

Währenddessen blickte Pester fassungslos auf den Bildschirm. Das fremde Raumschiff hatte soeben aus einem Shuttle Kleinholz gemacht. Die Chefingenieuerin mühte sich zwar das Schlimmste zu verhindern, aber OsKars Schiff hatte bereits ganze Arbeit geleistet.

Pester aktivierte seinen Kommunikator: "Pester an OPS. Das fremde Raumschiff hat soeben durch ein Rammmanöver das Shuttle Rio de la Plata zerstört und dann den Hangar verlassen. Keine Verwundeten. Massive Beschädigungen an Hangardecke und Wand sind sichtbar. Chefingenieurin Jahari wird nun einen Schadensbericht aufnehmen. Pester Ende."

   -- Mamori OPS

"OPS an Pester. Vielen Dank für Ihre Momentaufnahme, aber das Computer-Log funktioniert... und die Sensoren nun auch wieder, wo das Schiff draußen ist", erwiderte Suvan lakonisch. Entsetzt schaute er auf das zerstörte Shuttle. 'Hoffentlich war das nicht das Argo-Shuttle, mit dem wir mit S'thani einen Ausflug unternehmen wollten', schwante ihm nichts Gutes. Wenigstens war es keiner von Kirahs Jägern.

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