Mission 3: Attacke der Freibeuter

Starbase Mamori - Die Chronik
Mai 2007, Teil 1: Gesamt 89 Züge
Spielzeit: 3. Juli 2380, ca. 9:00 Uhr
Sternzeit 57.506,5

Kapitel 44: Geschäfte

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--- Im All, einige Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori

Eine sarkassianische Miniatur-Sonde näherte sich dem Ferengi-Marauder, der in 12 Lichtjahren Entfernung von Mamori im All "parkte". Genauer gesagt war es keine offizielle sarkassianische Militär-Aufklärungssonde, sondern eine Sonde der Famossa. Klein, warpfähig und sehr unauffällig, beim Start ebenso wie beim Flug. Das perfekte geheime Kommunikationsmedium innerhalb des Sarkass- Minory- Sektors.

Sie "funkte" eine Botschaft in Richtung des Marauders. Und zwar genau und ausschließlich in dessen Richtung, bewusst auf einer sehr ungewöhnlichen Frequenz, die in keinster Weise den bisher bekannten bzw. verwendeten Grußfrequenzen der Föderation ähnelte, die hier gerade eine neue Starbase hingepflanzt hatte. Die Nachricht war schließlich nicht für die Föderation bestimmt, sondern ausschließlich für das fremde Schiff. Sofern das fremde Schiff Sensoren und Interesse genug darauf verwendete, diese Nachricht zu empfangen.

"Willkommen im Sarkassianischen Sektor", lautete die Nachricht. "Benötigen Sie Hilfe? Güter? Suchen Sie Kontakt? Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen. Ja'kuub Skonn, lokalisiert auf Saxon."

Abgerundet wurde die Nachricht durch eine kleine Abbildung des sarkassianischen Sonnensystems mit Hinweis auf Saxon, den äußersten Planeten dieses Systems, sowie die Abbildung eines freundlich und vertrauenserweckend dreinblickenden Tra-Sarkassianers.


--- Ferengi Marauder der D'Kora-Klasse, 12 Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori

"Eine Raumsonde", meldete einer der Ferengi auf der Brücke. "Soll ich sie abschießen?"

"Nein", antwortete Bractor. "Du Idiot. Ein Torpedo kostet Unmengen von Latinum. Erfasse es mit dem Traktorstrahl und bringe es an Bord. Neue und unbekannte Technologie kann man gewinnbringend weiterverkaufen."

"Soll ich eine Nachricht an die Fremden zurücksenden?" fragte ein anderer Ferengi.

"Später", gab Bractor eine Antwort auf die Frage. "Erst das klingonische Piratenschiff. Anschließend kümmern wir uns um die Erweiterung unseres Geschäftsfeldes. Wir sollten uns aber schon mal die Handelslizenz für diesen Sektor bei der Handelsbehörde sichern."

"Neue Börsennachrichten von Ferengiar", meldete der Kommunikations- offizier. "Käferschnupftabak ist um 300 Punkte gefallen und Ameisen- Soße sind um 450 Punkte gefallen. Der Handtuchabsatz ist um 5 Prozent gefallen. Das Wetter auf Ferenginar: Naß. Gebietsweise für 30 Minuten trocken. Oh man, was für eine Katastrophe. 30 Minuten trocken. Ich glaube das ist der angekündigte Klimawandel."


--- SB Mamori, Promenadendeck

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Als Ra davon stampfte, folgte Bhang leise und langsam. Im
> Vorbeigehen an Sheena sagte er noch: "Tut mir leid, aber ich hatte
> heut' vergessen sein Katzenklo zu reinigen." Der Orioner wollte
> sich gut stellen mit der Chefin, denn schließlich hatte er vor,
> heute Abend zur offiziellen Eröffnung des Plattenlanden "RAMONA"
> zu erscheinen.

Valerius Taspar war mittlerweile unterwegs auf das Promenadendeck, um seinen Laden für die abendliche Eröffnung vorzubereiten. Der Turbolift am Ende hielt, und als sich die Türen teilten, wen sah er da?

Natürlich diesen schwarzen Wilden, der am Vortag an seinem Schild geschaukelt hatte!

Da er die Schrecksekunde ausnützen wollte um diesen "Moskito" zur Rede stellen zu können, machte Valerius in der Tür halt und sagte: "So trifft man sich wieder. Haben Sie heute abend Zeit?"

Überrascht zog Ra seinen Kopf etwas zurück und sah den 'Kerl' dort vor sich schräg an. "Eh, tut mir echt leid", begann der Caitianer und hob beide Hände vor den Körper. "Ich weiß. So ein Körper ist unwiderstehlich für beide Geschlechter, und nicht dass es mir nicht schmeichelt, aber mein Fell lass ich mir nur von Weibchen durchbürsten."

Ra grinste und wollte weitergehen. "Viel Glück beim nächsten Mal, alter Knacker."

"Nicht so schnell, mein Freund...." Valerius griff dem Kater blitzschnell in den Nacken, wie man es mit den widerspenstigen Katzen machte. Dieser hier war zwar viel größer, aber ein Genick hatte er und er war trotz seiner Wendigkeit kleiner und um ein wesentliches geringer an Gewicht als Valerius. "Wie kommst du drauf, dass ich dir dein Fell bürsten will? Lieber ziehe ich es dir über die Ohren. Heute Abend habe ich da etwas ganz anderes mit dir vor, du Bettvorleger."

Er packte ordentlich fest zu, damit Ra sich nicht so schnell auswinden konnte. Zur Not würde er sich den Bengel unter die Achseln klemmen und ihm eine Abreibung geben, dass sich seine Haare sträubten. "Heute Abend bei der Eöffnung brauche ich einen Laufburschen...und aus unerfindlichen Gründen dachte ich da an einen schwarzen Belzebuben, der gestern an meinem Eingangsschild rumgeturnt ist."

Ra brüllte und versuchte sich aus der harten Umklammerung in seinem Nacken zu winden. Als das nicht klappte griff seine Pranke nach dem ihn haltenden Unterarm und fuhr die Krallen ein Stück weit aus. Gerade genug, um Taspar die Krallen spüren zu lassen, ohne ihn zu verletzen. "Lass mich los, Alter!" brüllte Ra, der sich durch den Druck im Nacken etwas vorneigen musste.

Im Gegensatz zu seinem pelzigen Freund hatte Bhang, der noch wenige Meter von den beiden entfernt war, die Situation und vor allem Taspar erkannt. Für einen Moment wollte Bhang mit gestrecktem Bein zwischen die Streithähne springen, ließ sich dann aber doch noch davon abbringen, da er zum einen nicht der Typ war, der Gewalt anwendete, und zum anderen kleiner und leichter als Taspar war. Der Orioner ging lieber auf eine behutsamere Weise dazwischen.

"Lassen Sie meinen Kumpel los!" rief er und versuchte sich zwischen Ra und Taspar zu drängen. "Er macht hier gar nichts, weil er das Schild nicht abgeruppt hat! Ich hab's aufgenommen! Das Schild ist erst runtergefallen nachdem er dranhing. Das Ding war einfach nur schlecht befestigt. Das hätte jedem auf den Kopf fallen können. Seien Sie froh, dass wir den Pfusch entdeckt haben, bevor jemand Sie verklagen konnte!!"

Bhang versuchte übermäßig selbstsicher und offensiv zu wirken, war aber in jeder Sekunde bereit mit Ra den Rückzug anzutreten.

Die Krallen von Ra waren spitz und gaben Valerius das Gefühl, gleich fünf Injektionen auf einmal zu bekommen, wo doch Spritzen so was von veraltet waren. Als 'Alter' bezeichnet zu werden war für den Twen nicht gerade eine nette Anrede, aber da der Kater noch in der Teenieliga spielte war Valerius sicher schon alt für ihn.

Er sah den Orioner an, der sich für den Sprintmeister in die Bresche warf, und widerwillig ließ er den Pelz los. Auch weil die Krallen schon ganz schön picksten.

"Dankbar bin ich nicht gerade, da ich danach die Scherereien gehabt habe, es wieder ran zu kriegen", meinte er. Der Orioner schien eindeutig der Klarere der beiden zu sein, der Manager. "Aber da vielleicht ein bisschen Wahrheit dran ist, dass das Schild zu schlecht befestigt war... trotzdem würde ich für heute Abend einen oder zwei Helfer brauchen, um alles vorzuführen bei der Eröffnung. Ihr beide seht aus, als ob ihr Abwechslung lieben würdet. Und außerdem könnte ich dann von einer Anzeige absehen. Ich hab nämlich gerade ein Formular von der Montage bekommen und sie wollen wissen, warum das Schild abgefallen ist."

Bhang war überrascht wie einfach das ging, und Ra rieb sich den Nacken in mehr als einer Armlänge Abstand zu Taspar.

"Haben Sie eigentlich mitbekommen wer wir sind und was wir tun?" fragte Bhang überheblich und bestärkt durch seinen kurzen Überredungserfolg.

Aber bevor Bhang weitereden konnte, unterbrach Ra ihn wieder mit einer für den Grünen zu hochtrabenden Definition. "Wir brauchen kein Sportstudio. Keine Geräte. Keine verschwitzten Innenräume. Wir laufen frei dorthin wo wir hin wollen. Unser Weg zur Selbsterfüllung ist schon gefunden."

Bhang drängte den wieder aufbrausenden Ra etwas zurück. Und stellte die Sache in Worten, die der Geschäftsmann vor ihm sicher verstehen würde, klar. "Wir werben für kein Produkt, hinter dem wir nicht stehen. Das sind weder Fitnesstudios noch igendwelche Energiedrinks", erklärte Bhang bestimmt und ernsthaft. Das war eine der wenigen Sachen, die ihm wichtig waren. "Aber wir haben nichts dagegen unsere Arbeitskraft für NICHTbewerbende Zwecke einzusetzen. ... Gegen ein geringes Entgelt natürlich."

Als Ra, empört über die Worte seines Freundes, ihm ins Wort fallen wollte, erntete er einen Stoß in die Rippen. Der Kater, der wusste, dass Bhang ihn nur schlug, wenn es unbedingt notwendig war, ließ seinen verbalen Einwurf, aber nicht seine Bedenken fallen.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Replimat

Chanvi Paerha hatte ihren Eisbecher mittlerweile auf und trank noch einen Kaffee hinterher. Der Replimat war dünn besucht um die frühe Uhrzeit, außer der Andorianerin saßen vielleicht noch drei andere Gäste an Tischen und aßen stumm.

Als nun Sheena Macho mit ihrem exzentrischen Äußeren auf die Replikatoren zuschritt, grüßte Chanvi die Trill: "Guten Morgen."

"Guten Morgen", grüsste Sheena fröhlich die unbekannte junge Andorianerin zurück. Was hieß schon unbekannt? Wen kannte sie hier überhaupt? Nur Floyd. Und naja, immerhin hatte sie letzte Nacht ein paar Personen kennengelernt. Das konnte ruhig so weiter gehen...

Sie replizierte sich Croissants, Marmelade und viel Orangensaft und beschloss dann, sich zu der freundlichen blauen Unbekannten zu gesellen. "Darf ich?" fragte sie noch der Höflichkeit halber in dem Moment, in dem sie bereits das Tablett neben Chanvi abstellte und sich auf einen Stuhl sinken ließ.

"Aber sicher, der Laden gehört mir nicht", lachte Chanvi. Sie blickte an sich und ihrer Uniform herunter. Dann fragte sie die Trill: "Was ich auf der Station tue ist ja fast klar. Wie sieht's mit Ihnen aus, sind Sie auf der Durchreise?"

"Nein", lächelte Sheena und nahm einen großen Schluck Orangensaft, wobei sie fast geplempert hätte, weil sie auch noch den Kopf schüttelte, "ich bleibe. Mein Bruder Floyd eröffnet heute hier seinen Plattenladen. Ich bin Sheena", erklärte sie kurz und hielt Chanvi zur Begrüssung die Hand hin.

Chanvi Paerha drückte leicht Sheena Machos Hand. "Freut mich, Sheena. Ich bin Chanvi." Die Andorianerin ließ ihren Rang und Nachnamen weg. Die nette Trill war nicht in der Sternenflotte, mit der konnte man normal reden. "Was ist ein Plattenladen? Bieten Sie Keramikvertäfelungen für die Quartiere an?" fragte die Krankenschwester.

Schließlich hörte sie Musik ausschließlich über LCARS.

"Nein", lachte Sheena auf, "keine Vertäfelungen. Musik! Platten waren eine antike Möglichkeit, Musik zu speichern. Im Grunde das erste Speichermedium - nach Papier. Floyd hat ein Faible für die alte Technik, daher nennen wir den Laden so... wir verkaufen Musik. Alle Stilrichtungen, alle Speichermedien."

Sie tunkte ihr Croissant in die Marmelade und nahm einen herzhaften Bissen davon. "Magschdu Muschik?" fragte sie mit vollem Mund.

"Aber natürlich!" erwiderte Chanvi begeistert. "Ich mag alles, was mehr als eine Melodiestimme hat. Wo du Papier ansprichst, habt ihr auch noch gedruckte Notenbücher?"

"Ja, ein paar, aber nicht viele. Suchst Du Noten für ein bestimmtes Instrument? Spielst Du selbst eins?" fragte Sheena interessiert.

Sie strich sich wieder mal einige vorwitzige blaue Zöpfchen aus dem Gesicht und spülte den Happen mit Orangensaft herunter, während sie die Andorianerin gespannt musterte. "Ich spiele zum Beispiel andorianischen Rock-Bass", lächelte sie.

"Ich spiele alles, was Tasten und Saiten hat!" meinte Chanvi selbstbewusst. "Bass also... auf wieviel Saiten?" fragte sie neugierig.

Es gab immer mal wieder Bands, die mit rudimentären Kenntnissen auftraten, und durch eine aufwendige Bühnenshow oder Lyrics überzeugten. Das ging soweit, dass vor allem Bassisten die Saiten von ihren Instrumenten nahmen, die sie nicht brauchten.

"Auf ALLEN Saiten", lachte Sheena begeistert, "Echt? Du spielst...?! Rrooooot! Das sind ne ganze Menge Instrumente! Wow! Wir sollten mal 'ne Session zusammen machen! Vielleicht können wir 'ne Band gründen! Bist Du schon in einer? Gibt es Bands auf Mamori? Was magst Du denn für Mucke?" "Ich mag Alles, was authentisch klingt, und eine dazu passende Melodie hat", antwortete Chanvi der Trill . "Bisher habe ich nur für mich oder mit Verwandten gespielt. Viele meiner Lieblingsstücke sind sehr persönlich, von daher bleibt das auch so... glaube ich", meinte sie mit aufrichtigem Bedauern. Ihre Fühler zogen sich demütig an ihren Kopf.

Sheena kaute an ihrem Croissant und sah ein wenig verwirrt aus. Was redete die Andorianerin da? "Ähm... Wie meinst Du das? Sehr persönlich? Heißt das, Du möchtest nicht mit mir mucken? Wovor hast Du Angst? Magst Du nicht auftreten? Musst Du ja nicht... keine Sorge. Aber... deine authentischen Lieblingsstücke mit der passenden Melodie - verrätst Du mir ein paar Titel? Welche so zum Beispiel?"

'Arg! Schon wieder dieses Wort!' verzweifelte Chanvi am "Mucken". Es war typische Jugendsprache so zu reden, dass nichts eine Wertung bekam. Musik zu spielen bedeutete Chanvi Paerha sehr viel, und Sheena Maccho schien wenigstens so zu reden, als würde sie Drum Sets zerprügeln und Gitarren die Saiten ausrupfen.

Die Andorianerin nannte der Trill ein paar Titel von reinen Instrumentalstücken und Balladen aus verschiedenen Genres. "Ist das überhaupt dein Stil?" fragte sie vorsichtig.

Die Situation hatte was Lustiges. Sheena Maccho war sicher älter als Paerha, wobei beide an sich noch ziemlich jung waren. Und dann redete Chanvi so konservativ, wenn nicht sogar verschroben daher.

"Also da mach Dir mal keine Sorgen, Süße", lachte Sheena und haute der Andorianerin fröhlich auf die Schulter, "mein Geschmack ist SEHR breit gefächert. Ich liebe Musik, weißt Du? Es gibt fast keine, die mir gar nicht gefällt. Okay, manche gefällt mir besser als andere, aber... jede Musik hat etwas... schönes... eigenes... verstehst Du? Also, das eine Lied kenne ich nicht, wie heißt das? Die Ballade vom was? Aber der Rest... ist schön. Sehr soft. Melodisch. Anspruchsvoll. Zugegeben, nichts für Andorianischen Bass. Mehr was für Forn. Zum Beispiel."

Grinsend schob sie sich den nächsten großen Happen Croissant in den Mund. Hatte Chanvi sie für eine Rockerin gehalten? Da hatte sie sie doch glatt unterschätzt. Sie liebte es, Leute zu überraschen.

"Respekt...", meinte Chanvi anerkennend. Sie beschloss das Thema zu wechseln, um von ihrer oberflächlichen Einschätzung abzulenken. "Tust du das öfter? Mit Leuten eine Band gründen, die du zehn Minuten kennst?" fragte die Krankenpflegerin.

"Naja, NOCH haben wir keine gegründet", grinste Sheena kauend, und hielt dann inne, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss, "Oder hieß das gerade: Ja?"

Sie spülte den Schluck mit Orangensaft herunter und verwarf den Gedanken angesichts Chanvis Anblick sofort wieder. "Ich habe zwar schon öfter Bands gegründet, aber SO schnell geht das nun auch wieder nicht. Aber ich gedenke eine neue hier auf Mamori zu gründen, auf jeden Fall. Ich hoffe doch sehr, dass es hier genügend interessierte Musiker dafür gibt. Und natürlich auch Publikum! Also...", sie suchte nach dem Namen der jungen blauen Frau, "Schanwi, richtig? Also mal ganz im Ernst, wollen wir nicht zusammen mal ein bisschen spielen? Gegenseitig unseren Stil und Geschmack kennenlernen, und dann sehen wir weiter? Kostenlos und unverbindlich. Aus Spaß an der Freude, und wenn Du willst, ohne Publikum, nur wir zwei."


--- SB Mamori, OPS

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Ich auch", nickte Wrad zustimmend, während er die visuellen
> Aufzeichnungen von Mamori von gestern abend mit den Bildern und
> Biodaten der Gefangenen abglich. "Eine lange Liste wäre ihnen
> zuzutrauen."

"Prinzipiell müssen wir ihnen jede erdenkliche Schandtat zutrauen. Ich frage mich, ob es Zufall ist, dass wir erst die USS Jeremie vermissen, und danach dockt ein Piratenschiff an die Station an", dachte Suvan Talvert laut.

Die Arbeitsroutine führte ihn zu den Dokumenten, die Commander Vasu heute Morgen abgezeichnet hatte. "Na sieh einer an, die Süße wird versetzt...", stellte er fest.

Von der Arbeitsstation öffnete der Erste Offizier eine Funkverbindung: "OPS an Ensign el Tharanir. Melden Sie sich bitte vor Ort."

   -- SB Mamori, Quartier Dervon/ el Tharanir

Jirrida el Tharanir trat gerade fertig angekleidet aus dem Bad in den Wohnbereich des Quartiers. Eigentlich hatte sie noch frühstücken wollen, doch so mussten ein Kuss für Crai und ein Schmatzer für B´Elanna reichen. "Bis später", meinte sie noch, bevor sie das Quartier verließ.


--- SB Mamori, Krankenstation

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Nasmat al Misri bemühte sich, gleichmütig freundlich zu bleiben, und
> unterdrückte ein Augenrollen. "Laut Mr. Wong kommt die Anweisung vom
> Kommandanten persönlich. Von Symptomen hat er nichts gesagt. Halten
> Sie mich auf dem Laufenden", erwiderte sie ernst und nickte Davey
> Tavington auffordernd zu.

"Verstanden, ich bin gleich zurück", verabschiedete sich Doktor Tavington und begab sich zur Sicherheitszentrale


--- SB Mamori, Sicherheitszentrale

Der ersten Sicherheitswache, der sie begegnete, meldete Davey Tavington sich an: "Guten Morgen. Sie haben einen Arzt angefordert?"

"Ja, Ma'am", erwiderte der junge Crewman am "Empfang". "Einen Augenblick bitte."

Er betrat leise den Verhörraum und bedeutete Lee Wong mit einem stummen Blick, dass er ihm folgen möge.

Gehorsam kehrte Lee zurück in die Zentrale. "Guten Morgen, Doktor. Sie sollen die Gefangenen untersuchen - damit wir 'keine Überraschungen' erleben, wie Commander Vasu es ausdrückte. Mein Kollege und ich werde gut auf Sie Acht geben, keine Sorge. Bitte folgen Sie mir."

Zu dritt betraten sie den Zellentrakt.

   -- SB Mamori Sicherheitszentrale, Verhörraum 1

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Der Raum war klein, kahl und fensterlos. Seine Einrichtung bestand
> aus einem Tisch und 2 Stühlen.
> "Setzen!" befahl Estrella energisch und schubste den gefesselten
> Klingonen auf den einen Stuhl. Gleichzeitig warf sie Qual einen
> fragenden Blick zu, ob er mit der Befragung fortfahren wollte.
> Kratok setzte sich stumm und versuchte gelangeweilt auszusehen.

"Ein Klingone", begann Qual das Verhör, "der sich bei einer Geiselnahme beteiligt. Was für eine Schande! Das ist ein Verhalten eines Romulaners und nicht das eines Klingonen. Was würde Ihre Familie sagen, wenn sie das erfährt? Oder wurden Sie aus dem Reich unehrenhaft ausgestoßen und müssen jetzt unter einem unehrenhaften Kommandanten unehrenhaften Dienst tun?"

Nur zu gern hätte Kratok nun die Arme vor der Brust verschränkt, aber seine Fesseln hinderten ihn. Seine Miene wurde noch unwirscher als zuvor. Seine Augen blitzten Qual an, aber seine Lippen blieben stumm. 'Er wird dafür bezahlen', versuchte er sich einzureden, 'früher oder später.'

Estrella sah angespannt zu. Ihr Blick wanderte von Qual zum Gefangenen und zurück.

Der Klingone ließ sich nicht provozieren und blieb stur seiner Linie treu, nichts zu sagen.

Qual stellte sich hinter Kratok. "Im Hot Spot an der Theke setzte sich eine Person in schwarzen Umhang neben Sie. War dieser Mann Ihr Piratencaptain? Haben Sie zu diesem Zeitpunkt von ihm den Auftrag bekommen, Krem zu entführen oder wurde die Enführung lange Zeit voraus geplant? Bekam Ihr Piratencaptain von einer anderen Person den Auftrag Krem zu entführen? Gegen Bezahlung? Klingonen kämpfen für die Ehre und nicht für Latinum. Sitzt vor mir etwa ein Ferengi-Söldner, der gegen Bezahlung kämpft?"

Qual war bereit für alles, was jetzt vom Klingonen zurückkam.

Vasu vergewisserte sich, dass auch alles im Verhörraum aufgezeichnet wurde. Er konnte alles für die Anklageschrift gebrauchen. Außerdem würde ihn brennend interessieren, warum das alles passiert war.

Kratok biss die Zähne zusammen. Als der kleine Ferengi dann auch noch hinter ihn trat, nervte er noch mehr. Und was zum Teufel hatte er noch zu verlieren? Kurz entschlossen reckte er seine gefesselten Arme nach hinten, sprang auf und ließ dabei seinen Stuhl krachend nach hinten kippen. Mit voller Wucht drängte der Qual an die hinter ihm gelegene Wand.

Erschrockten zückte Estrella sofort ihren Phaser: "Aufhören!" befahl sie dem Gefangenen mit lauter Stimme. "Sofort!"

Beunruhigt trat sie einen Schritt dichter an den Tisch heran, um besser sehen zu können, bereit zu schießen, falls Qual verletzt war oder der Klingone nicht sofort parierte.

   -- SB Mamori Sicherheitszentrale, Zellentrakt

Krals "die Kralle" erhob sich wieder von seiner Liege, als erneut Sicherheitler eintrafen, und trat dicht an das Kraftfeld seiner Zelle heran. "Helfen Sie mir", sagte er eindringlich, mit einem flehenden Unterton und - tatsächlich, wie ungewohnt - einem bittenden Blick. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich hier soll, und wie ich hierher gekommen bin. Warum bin ich hier?"

Bei diesen Worten war Torghs Neugier ebenfalls geweckt, und er verfolgte aufmerksam die Reaktion ihrer "Aufseher".

Mit dem eigentümlichen Gefühl abstoßender Faszination betrachtete Davey die Gefangenen. Sie waren Klingonen, Andorianer und Anticaaner. Sie alle waren aggressiv bis gewalttätig. Und doch saßen sie hinter Kraftfeldern, und zumindest der Andorianer machte einen hilflosen Eindruck.

Doktor Tavington trat an sein Kraftfeld und nahm ihren Tricorder aus einem Fach ihrer Nottasche. Dem kleinen Sensorgerät wiederum entnahm sie einen Handscanner und führte ihn vor dem Kraftfeld an Krals' Körper entlang.

Als sie mit seiner Front fertig war wies sie ihn an: "Drehen Sie sich bitte um, damit ich die Untersuchung abschließen kann."

Krals beobachtete die hübsche junge Frau aufmerksam und wich allmählich zurück. Anscheinend war von ihr keine Hilfe zu erwarten? Dabei sah sie so nett und hilfsbereit aus! "Wozu?" murrte er enttäuscht. "Du kannst durch das Kraftfeld scannen, aber nicht durch meinen Körper, oder was?"

Torgh begann zu grinsen, als er das hörte, und ließ sich wieder auf seiner Liege nieder. Als Krux das sah, schaltete auch er und verkrümelte sich in die hinterste Ecke seiner Zelle.

"Was wird mir überhaupt vorgeworfen?!" rief Krals empört, während seine Wut und seine Frustration weiter wuchsen. "Was soll ich hier?"

Lee Wongs Miene verfinsterte sich, und er zückte seinen Phaser. "Du tust genau, was diese Lady hier sagt, oder wir kommen rein und sorgen dafür!" drohte er mit fester Stimme.

"Es geht dabei um die Perspektive. Umdrehen!" erklärte Davey dem Andorianer.

Sie wunderte sich, wieso Lee Wong den Phaser zog. Krals war viel gefährlicher wenn das Kraftfeld weg war, und mit eingeschaltetem Kraftfeld konnte niemand zu Krals rein und der selbst nicht raus aus der Zelle. Dazu war es schließlich da.

"Mister Wong, ich bin keine Lady sondern Sternenflottenoffizier", rügte sie ihn dezent.

Ihr persönlich war es egal wie man sie anredete, nur hatten alle Ausbilder darauf bestanden, dass sie sich vor Unteroffizieren und dritten Anwesenden stets behauptete. Da Lee Wong seine eigene Autorität in seinem Hüftholster zu tragen schien war Tavington auch danach, diese Weisung zu befolgen.

Krals grinste und sah von Davey zum Sicherheitler und dann wieder zurück. "Dann kommen Sie doch rein, Lady Offizier", verschränkte er die Arme vor der Brust und machte nicht die geringsten Anstalten, sich umzudrehen.

"Sonst noch Wünsche?" fragte Davey und lachte spöttisch. "Der Gefangene lehnt die Untersuchung ab. Zwingen kann ich ihn nicht", erklärte sie Wong. Sie drehte sich von Krals weg und fragte ihn: "Wer ist der Nächste?"

"Ich schon", warf Lee einen finsteren Blick auf seine Waffe und raunte der jungen Ärtzin zu: "Wollen Sie ihn wirklich so davon kommen lassen?"

Seine Unzufriedenheit war ihm anzusehen, aber die Ärztin wandte sich bereits zur nächsten Zelle. "Die Reihenfolge spielt keine Rolle, jeder kommt mal dran", erwiderte er missmutig. "Diese hier?" schlug er vor und deutete auf die Anticanerin.

Missmutig bemerkte Ashana, wie sich die Aufmerksamkeit ihrer Zelle zuwandte. Sie leckte sich ihre Krallen und meinte: "Versuchs nur, Schätzchen."

Sie hieb mit den Krallen gegen das Kraftfeld, dass es knisterte und zischte. Jaulend zog sie die Hand zurück. Trotz des Brennens in der Hand starrte sie Tavington und Wong böse an.

"Verdammt, ich bin Ärztin! Sie tun gerade so, als wollte ich Maß nehmen, um Ihnen Särge zu schreinern!" fand Davey Tavington keinen besseren Vergleich als diesen morbiden.

Vor dem Kraftfeld zu Ashanas Zelle fuhr die gefärbte Blondine vor den Körperkonturen der Anticaanerin mit dem Handscanner auf und ab. Als Davey wieder auf ihren Tricorder blickte meinte sie: "Au weia, da hast du aber ganz schön Prügel bezogen, Kleines. Und noch dazu wurde das ziemlich oberflächlich versorgt. Wenn du deine Krallen einziehst, kann ich dich auf meiner Krankenstation richtig versorgen."

Ashana stutzte bei den Worten der Ärztin. Sie wollte sie versorgen? Freiwillig? Ungläubig schüttelte die Anticanerin den Kopf. "Das würden sie tun?" fragte sie leise. 'Mann, ist die hässlich', dachte Lee Wong inzwischen, während er bei der Untersuchung zusah. 'Ihr Gesicht zumindest. Aber ihr Körper... boah boah, nicht schlecht.' Sein Blick wanderte an Anshana entlang. 'Heiß.'

Er hörte nicht richtig zu, bis auf einmal die Worte "Krankenstation richtig versorgen" zu ihm durchdrangen. Ruckartig kehrte sein Blick zu Dr. Tavington zurück. "Was? Sie soll auf die Krankenstation? Ist sie krank?"

Ashana war Wongs Musterung ihres Körpers nicht entgangen, doch es war im Moment merkwürdigerweise relativ egal.

"Ja, natürlich werde ich das tun!" erwiderte Davey Tavington bestimmt. "Ich bin Ärztin, das ist mein Job!" meinte sie zu Ashana. Lee Wong erklärte sie: "Krank ist sie nicht, aber alte Verletzungen wurden bisher vergleichsweise oberflächlich behandelt."

"Okay", nickte Lee Wong ergeben seufzend, "Aber erst die anderen, oder?" Dabei deutete er auf die nächste Zelle mit dem Nausikaaner.

Er wollte hier endlich mal fertig werden. Das Ganze schien ja viel einfacher zu sein als er erwartet hatte. Die Ärztin scannte einfach durch die Kraftfelder hindurch und fertig. Eigentlich brauchte sie überhaupt keine Sicherheitler. Er begann sich zu langweilen. Nicht mal die Gefangenen machten richtig Stunk. Die waren ja bemerkenswert zahm. Fast Jammerlappen.

"Ja... bringen wir das zu Ende...", stimmte Davey zu.

Die Ärztin stellte sich vor den Nausikaaner und scannte ihn wie die anderen ebenfalls.

Dann fragte sie Wong: "Wie kriegen wir unsere Wolfssüße auf die Krankenstation? Dürfen wir sie einfach aus der Zelle lassen?"

Während sie Lee Wongs Antwort lauschte forderte sie den Nausikaaner auf: "Drehen Sie sich bitte um."

Krux verzog seine Visage zu einer Art Grinsen und ließ sich wieder auf seiner Pritsche nieder. Er gedachte in keinster Weise, der hübschen jungen Frau auch nur einen Deut mehr entgegen zu kommen als Krals. Wie stünde er sonst da?

"Können Sie sie nicht hier behandeln?" fragte Lee Wong.


--- SB Mamori, Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Francois Lecomtés Schnurrbärtchen zitterte leicht und seine Augen
> waren ekstatisch glänzend wie bei einem Kind, das sich auf
> Weihnachten freut. "Ach....mein guter Meyer....und Sie sehen
> heute wieder wie aus dem Ei gepellt aus."

Als Francois das "Hot Spot" betrat, ließ Meyer ihn nicht aus den Augen. Er würde etwas finden, irgend etwas, das nicht in Ordnung war... Staub? Ein imaginärer Fleck auf dem Boden? Die nicht in einer Linie ausgerichteten Gläser auf der Theke? Meyers lässige Haltung? Aber nein, dazu sollte es jetzt nicht kommen und Meyer riss die Augen auf, als sein Boss durch den Raum tänzelte, um den Tag zu loben.

Sein erster Impuls war, sich selbst zu fragen, ob er wirklich das gehört hatte, was seine Ohren vernommen hatten - doch nein, er hatte sich nicht geirrt. Irritiert blinzelte er. Kein Geschimpfe, keine Beschwerden, kein böses Wort?

Meyer trat aus einem Reflex zwei Schritte zurück, als Francois mit ausgebreiteten Armen auf ihn zukam. In einer Geste, die unmissverständlich abwehrend war, hob er die Arme. "G...geht es Ihnen nicht gut? Fehlt Ihnen etwas? Soll ich Sie zur Krankenstation zurück begleiten?" fragte er unsicher.

War der Mensch ihm gegenüber Francois Lecomté? Er wusste sich keinen Rat.

Francois kam trotzdem immer näher und ließ sich durch das Entweichen seines Kellners nicht entmutigen oder gar abschrecken. Er taumelte ihm mit einem leicht entrückten Blick entgegen und schob seine Arme geschickt unter den vorgestreckten Händen Meyers durch. Die Flaschen an der Rückseite der Bar klirrten leise, als Meyer bereits an dem Regal anstieß und ihm Francois wieder an die Wäsche ging. Zum zweitenmal binnen ein paar Stunden!

Der Franzose war etwas kleiner und weit schmächtiger als der gutgebaute Barkeeper, er hatte viel zu drücken an dem sperrigen Stück Holz, in das sich Meyer aus ersichtlichem Grund in seiner Umarmung spontan verwandelte. "Stellen Sie sich doch nicht so an, mein Junge. Mir geht es blendend!" schnurrte Francois an seiner Brust.

Meyer war endgültig davon überzeugt, dass sein Boss durchgedreht war. Vielleicht war ihm die Arbeit zuviel geworden oder sie hatten das falsche mit ihm auf der Krankenstation angestellt? Was immer es auch war, dies hier war nicht der Francois Lecomté. Nicht der, den Meyer kannte, jedenfalls.

Unangenehm drückte sich das Regal hinter ihm in den Rücken und machte ihm deutlich, dass an Flucht zur Zeit nicht zu denken war. Gehetzt sah er sich um. Keine Gäste, keine Ablenkung, keine Chance auf einen schnellen Ausweg, um sich vor diesem Verwirrten in Sicherheit zu bringen.

Und da ihm nichts einfiel, versuchte er, auf das seltsame Gebaren seines Bosses einzugehen. Er knipste sein strahlendstes Lächeln ein, legte zögernd und vorsichtig seine Arme um die schmächtigen Schultern seines Gegenübers und bemühte sich um einen fröhlichen Tonfall, als er antwortete: "Recht haben Sie, Sie klingen auch schon viel besser als gestern nachmittag. Sie sehen dazu auch noch blendend aus. Die Ärzte haben ein Wunder vollbracht. Das muss gefeiert werden. Kommen Sie, genehmigen wir uns einen guten Schluck, geht auf meine Rechnung."

In der Hoffnung, Francois nun losgeworden zu sein, klopfte er ihm ermunternd auf die Schulter.

Und wirklich hatte Meyer mit seiner Annahme recht. Nach einigen - unerwünscht langen - Augenblicken des innigen Umarmens und Drückens ließ der schmale Franzose dann auch wieder los. Sein Lächeln war noch immer auf das sonst so strenge Gesicht eingraviert.

Er trat etwas zurück und ließ dem blonden Kellner etwas mehr Bewegungsfreiheit, und mit glückseligem Ton sagte er: "Ich fühle mich so gut wie lange nicht mehr in meinem Leben. Wissen Sie, Meyer, ich überlege heute das Lokal zuzusperren. Am Tag versteht sich", kurz kehrte wieder ein Hauch das Geschäftigkeit in die kantigen Züge von Lecomté. Der Eindruck verflüchtigte sich aber rasch und das neue Gesicht von Francois setzte sich durch: "....und einen freien Tag zu nehmen."

Er staubte ein paar Haare von der Schulter von Meyer und ließ dann seinen Blick über das Regal hinter ihm streifen. "Das Beste ist garade gut genug. Was halten Sie von einem Sauvignon blanc des Jahres 2368?"

Der Preis des milden Weißen lag im Bereich jenseits von Gut und Böse.

Gnädigerweise - oder auch unglücklicherweise - war Meyer derart irritiert, daß er mit Worten wie 'Sauvignon' oder 'Jahrgang' derzeit überhaupt nichts verband. Die Ankündigung eines freien Tages ohne einen ersichtlichen Grund hatte der schlichte Verstand Meyers' genutzt, um eine kleine weiße Fahne zu hissen und den durchgestylten Besitzer mit offenem Mund zurückzulassen.

"Ein... ein freier... Tag? Jetzt? Den ganzen?" stotterte er sich zusammen und kratzte in diesem Moment noch genug Rationalität zusammen, um den Entschluss zu fassen, seinen Boss genau dorthin zurückzubringen, wo er gerade hergekommen war. Der Franzose brauchte doch medizinische Betreuung!

Und so strengte er sich an, um auf Francois einzugehen, den fröhlichen Kollegen zu spielen, gleichzeitig aber einen günstigen Moment zu suchen, um die Krankenstation zu rufen. "Nun, warum nicht? Es ist ja... also... nicht viel los hier. Und Sie haben sich doch bestimmt einen... freien Tag verdient nachdem... nach gestern. Dann werde ich wohl mal... werde ich Gläser für uns holen gehen."

Er wandte sich ab, um im Lagerraum zu verschwinden, weil er sich dort hoffentlich ungestört mit der Krankenstation in Verbindung setzen konnte. Zu spät fiel ihm ein, dass er dort keine Gläser finden würde. Würde Francois das ebenfalls auffallen? Er hoffte nicht...

Francois fiel heute in seiner 'Ich bin der König der Welt'-Stimmung gar nichts auf, aber die Gläser auf der Theke hinter Meyer stachen sogar ihm ins Auge. Gutmütig plauderte er: "Hier sind ja schon zwei wunderschöne Gläser, mein Junge."

Er nahm zwei der Weingläser in die Hand und schwenkte sie aufgekratzt herum, bevor er sie auf die Theke stellte. "Strengen Sie sich nicht an, den Sauvignon hole ich."

Er drückte Meyer sanft auf einen der Barhocker am Ende der Theke und mit einem kurzen Hopser war er an der Tür zum Lagerraum. Dann bremste er seinen beschwingten Gehstil und wurde kurz starr. Francois drehte sich um und eine kleine Träne glitzerte in seinem Auge. "Ja....gestern... mir ist klar geworden, dass ich sehr viel Glück hatte gestern...." Seine Mundwinkel unter dem schmalen Bärtchen gingen wieder nach oben: "Das ist ein Grund zum Feiern!"

Rasch verschwand er im Lagerraum und würde nach ein paar Sekunden bereits wieder zurück sein. Denn den Lagerraum kannte er wie seine Westentasche.

So unrecht war es Meyer nicht einmal, dass Francois einen Schluck Wein in Aussicht stellte. Seine Kehle war angesichts des strahlenden, unnatürlich fröhlichen Franzosen unangenehm trocken geworden und er schluckte ein paarmal heftig dagegen an.

Er nahm das Poliertuch von der Theke und wischte sich damit über die mittlerweile feuchte Stirn. Der zarte Ansatz seines Plans war bereits gescheitert und ihm fiel zur Zeit keine Alternative dazu ein. Mit Wahnsinnigen musste man vorsichtig umgehen, hatte Meyer mal gehört. Ihre Hochstimmung konnte gefährlich werden, wenn man nicht mitspielte und den Eindruck erweckte, misstrauisch zu sein. Er durfte seinen Boss bloß nicht merken lassen, dass er ihn für krank hielt. Vielleicht erinnerte er sich dann eher an die Sammlung Obstmesser und Korkenzieher in der Schublade unter der Bar statt an irgendwelche Weinflaschen?

So fieberhaft, wie Meyers Verstand das hinbekam, dachte er über seine verbliebenen Möglichkeiten nach. Vielleicht konnte er einen Vorwand finden, das Hot Spot kurz zu verlassen und so die Krankenstation von woanders zu verständigen?

Als Francois zurückkam, lächelte er diesem strahlend entgegen und organisierte aus noch eben bedachter Schublade einen Korkenzieher. "Dann übernehme ich natürlich sehr gern die Aufgabe, dem guten Tröpfchen den ersten Atemzug zu ermöglichen."

Er streckte die Hand nach der Flasche aus. Irgendwie war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, Francois mit dem Öffner herumwerkeln zu sehen.


--- SB Mamori, OPS

Auf der OPS ging Jirri direkt zu Talvert und blieb vor ihm stehen. "Ensign el Tharanir meldet sich zu Stelle, Sir."

"Guten Morgen, Ensign, bitte stehen Sie bequem", begrüßte Suvan die hübsche Halbklingonin. "Mit sofortiger Wirkung werden Sie von Ihren Pflichten als zweiter Taktischer Offizier entbunden. Sie dienen auf Mamori von nun an als stellvertretende Sicherheitschefin. Haben Sie Fragen dazu oder Schwierigkeiten damit?" Talvert lächelte sie höflich an.

Jirri blickte Talvert sprachlos und verblüfft an. "Ne...nein, Sir. Ich habe weder das eine noch das andere", antwortete sie immer noch völlig aus der Bahn geworfen. Ihr war klar, dass ihre Versetzung aus dem Tod Canes resultieren mußte. "Soll ich mich sofort bei Captain Anderson melden?" fragte sie den lächelnden Halbvulkanier.

Interessiert beobachtete Wrad die Umbesetzungsszene auf der OPS. So machte man das heutzutage? Quasi öffentlich, unangekündigt, sogar unerwartet offenbar, einfach so? Er fand, sie hielt sich für die Umstände sehr wacker. Aber sie sah auch nicht sehr empfindlich aus. Eher tough.

Kurz wanderten seine Fühler in Shays Richtung, neugierig darauf, was sie wohl davon hielt.

Shay erwiderte Wrads Blick mit einem Schulterzucken und hochgezogenen Augenbrauen. Ihr kam das ganze auch ein wenig abrupt vor. Man konnte el Tharanir ansehen, dass sie ebenso verwundert war.

Suvan lächelte weiter, auch wenn el Tharanir gestern mit David Cane einen Freund verloren hatte. Inwiefern konnte man da von Freundschaft reden, da sie nur die Gemeinsamkeiten hatten, von diesem fremden Schiff zu sein und unter Amnesie zu leiden. Wie gut kannte die Halbklingonin Cane noch, oder wieder? Suvan Talvert wusste es nicht, aber Jirrida schien ihn zu vermissen. "Entweder Sie melden sich bei Captain Anderson, oder Sie nehmen Urlaub, um in Ihrem Sinn zu trauern?" fragte er vorsichtig.

"Ich werde angemessen um einen Freund trauern, nach Dienstende, wie es sich gehört", erklärte Jirri fest. "Daher werde ich mich direkt bei Captain Anderson melden", fügte sie hinzu.

Lediglich in ihren Augen konnte man, wenn man aufmerksam hinsah und Jirri kannte, die Trauer um Cane erkennen.

Suvan Talvert kannte Jirrida el Tharanir kaum, also nahm er ihre Mimik als stoisch und ausdruckslos wahr. "Wie Sie meinen, Ensign. Captain Anderson befindet sich bei den Holo-Suiten und führt eine Übung durch", meinte er nüchtern und konnte el Tharanir antworten, nachdem er an der Arbeitsstation den Computer bemüht hatte.

Nachdenklich blickte der Lieutenant Commander kurz zu Rem Kuran. Auch der Jem'Hadar stammte von dem fremden Schiff, doch es war Talvert nicht eingefallen ihm Trost zuzusprechen. Die großen, massiven, schuppigen Jem'Hadar sahen einfach nicht danach aus, als ob sie trauern würden. Zudem waren sie seit tausenden Jahren Soldaten des Dominion und hatten ausschließlich eine Militärkultur. Persönliche Verluste bedeuteten ihnen also wenig bis nichts. So machte Rem Kuran auch nicht den Eindruck, ihm mache David Canes Tod zu schaffen, aber wer wusste schon, wie es in dem Taktischen Offizier Kuran aussah? .


--- Klingonischer Kreuzer "IKS Tik Tah", einige Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori

   -- IKS Tik Tah, Friseurzimmer

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Das wäre nicht der erste Kreuzer der von uns Besuch bekäme", meinte
> Nortan nur zu Krem.

"Wenn Sie so leicht an Waffen kommen, dann sind Sie nicht wirklich an meiner Waffengeschäftsidee interessiert", sagte Krem zu Nortan und schmierte Galep etwas ins Haar.

Nun hatte Nortan den Ferengie genau da wo er ihn haben wollte - in einer vermeintlich besseren Position. "Ich denke mal, ohne eine Tarnvorrichtung wird es Ihren Freunden alles andere als einfach sein, geheime Waffenlieferungen zu starten. Waffen bekommt man immerhin schneller als eine Tarnvorrichtung", argumentierte er dagegen.

Im Stillen wunderte er sich, was der Ferengie lediglich mit einer neuen Frisur und etwas Farbe im Haar von der jungen Galep wieder ans Tageslicht geholt hatte.

Krem bekam das Gefühl nicht los, dass Nortan mit der falschen Person verhandelte. Gut, Krem musste auch so gut wie es ging Nortan das Waffengeschäft aufschwatzen, damit er von Bord kam. Aber Ulis war eigendlich die Person, die man überzeugen musste, damit das Waffengeschäft überhaupt zustande kam. Krem sah sich nur als Verhandlungsführer für Nortan.

"Eine sehr gutes Argument", strahlte Krem über beide Backen. "Damit bekommen wir ein profitables Geschäft für Sie heraus." Besser konnte es nicht laufen, dachte Krem und sagte weiter: "Ulis kann gar nicht nein sagen. Kein Ferengi würde sich so ein Waffengeschäft entgehen lassen. - Soll ich sie schminken?" ging die Frage an Nortan und zeigte auf Galep.

Als Ulis erwähnt wurde, fiel Nortan Bractor wieder ein. "Das werde ich ja sicherlich demnächst auch von Bractor bestätigt bekommen", antwortete er zufrieden.

Er versuchte sich Galep als normale junge Frau vorzustellen, mit allem drum und dran und stellte fest, dass dieses Bild nicht auf dieses Schiff passen würde. "Mir egal ob Galep geschminkt ist oder nicht. Sie ist die Kundin und nicht ich", versuchte er diplomatisch zu antworten.


--- SB Mamori, Krankenstation, OP 1

"Jeevanprakash an Ginelli: Ich habe etwas auf dem Datenkristall gefunden", erklang ein Comm-Ruf aus Saras Kommunikator und riss damit die Wissenschaftsleiterin aus ihren Gedanken.

"Gut, ich bin gleich bei Ihnen", gab sie zurück und warf Vurtuss einen letzten Blick zu. "Hoffen wir, dass wir Ihnen JETZT helfen können", drückte sie dem apathischen Kelvaner die Daumen und machte sich auf den Weg in die Wissenschaft.

Vurtuss Geist wirbelte mittlerweile nicht mehr so arg in den Erinnerungen hin und her, am Schluß stieß sein Geist immer wieder in nebelhafte Regionen vor, ohne etwas Konkretes auch nur zu erahnen.

Sein Körper fing mit irgend etwas in seinem Innern an, und leichte Reflektionen äuserer Einflüsse erreichten seinen Geist bzw. sein Bewusstsein. Es hatte den Anschein, dass eine uralte Maschinerie ganz langsam wieder in Gang gesetzt wurde.


--- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

Schließlich beendete Kirah Vaughn ihre Dusche, schlüpfte in eine neue Uniform und gönnte sich ein reichhaltigs Frühstück.

Nachdem sie ihre Termine für heute gecheckt hatte, es lagen keine Termine bisher an, beschloss sie mal bei dem Wellness-Tempel auf dem Promenadendeck vorbei zu schauen und sich eventuell eine Massage für ihre verspannten Schultern und Nacken zu gönnen.

Kurz darauf marschierte Kirah zur "Oase".


--- SB Mamori, Promenadendeck

Crai Dervpm hatte B'Elanna zu Ende gefüttert und seiner Tochter nochmal das Gesicht gewaschen. Dann hatte er mit ihr einen Gang über das Promenadendeck gemacht und ein paar süße Teile im bajoranischen 'Fashion' für sie entdeckt. Gekauft hatte Dervon aber keines. Er wollte B'Elanna nichts anziehen, womit Jirrida nicht einverstanden war. Ihm fehlte einfach der nötige Geschmack bei Baby-Sachen.

B'Elanna war dabei keine große Hilfe, sie freute sich einfach an der bunten Auslage. Als das kleine Mädchen suchend umher blickte, um anderen Dingen ihre Aufmerksamkeit zu widmen, ging Crai mit ihr weiter und brachte sie in die Schule, bzw. in die Tagesstätte von Shizuki Arakawa.

Kimon hatte das Frühstück heute morgen ausfallen lassen. Nach den ganzen Ales und Cocktails des vergangenen Abends war ihm noch nicht nach einer Mahlzeit, die ohnehin nicht nach seinen Wünschen war - wie sehr sehnte er die frisch gebackenen vecones seiner Küche herbei! Und so hatte er lediglich an seinem jacori genippt, den Tariki ihm fürsorglich repliziert hatte und hatte nebenbei einen Blick in seinen heutigen Terminplan geworfen.

Bisher wartete niemand auf ihn, aber zwei Termine waren als vorgemerkt gekennzeichnet - sein gestriger Besucher Wrad Khan sollte heute noch einmal erscheinen und dann war da noch der Neuzugang vom gestrigen Abend. Für beide war keine feste Uhrzeit vereinbart.

Kimon erhob sich und verließ das Quartier, jedoch nicht in Richtung Büro - das hatte später auch noch Zeit. Stattdessen lenkte er seine Schritte entschlossen in die entgegengesetzte Richtung, und die führten ihn auf das Promenadendeck.

Zu dieser frühen Stunde wirkte das Vergnügungszentrum der Station noch ruhig und verträumt, viele Leute waren hier noch nicht unterwegs. Wahrscheinlich war er zu früh... Sein Blick schweifte über die Ladenzeilen, die hier und da noch unausgefüllte Lücken aufwiesen. Den Friseurladen des Ferengi erkannte er gleich wieder, andere Geschäfte schienen erst im Laufe des gestrigen Tages dazugekommen zu sein.

Und dann stand er vor dem Laden, den er gesucht hatte - die "Oase". Und er musste wirklich feststellen, was er gerade befürchtet hatte - der Laden war geschlossen, sein Betreiber weit und breit nicht zu sehen. Hm... warten? Valerius per Intercom ansprechen? Später zurückkehren?

Er zögerte noch mit einer Entscheidung und beschäftigte sich währenddessen damit, das Promenadendeck zu beobachten.

Valerius stand noch immer am Turbolift am Ende der Promenade und konnte in der Ferne nur erahnen, dass jemand vor seinem Geschäft stand und Eintritt verlangte. Er sah kurz in die Richtung und wieder zurück zu den beiden Jugendlichen vor ihm.

"Was immer eure Selbsterfüllung ist, ....das ist eure Sache und ich habe nicht vor, jemanden zu bekehren oder", er schnaufte mitleidig, "für Werbezwecke zu missbrauchen. Natürlich rede ich von Arbeit. Und für ehrliche Arbeit zahle ich auch entsprechend."

Wenn er nicht unbedingt jemanden für heute Abend brauchen würde, dann hätte er zumindest den Kater angezeigt und ihm eine Vorstrafe für Erregung offentlichen Ärgernisses eingebracht. Dieser aufbrausende Flokati hatte es dringend nötig, dass ihm jemand das Fell stutze und ein paar seiner vorwitzigen Schnurrhaare.

Automatisch richtete er seine Worte an den grünen und wesentlich ruhigeren Bhang. "Heute Abend zur Eröffnung erwarte ich hoffentlich mehrere Besucher, und ich kann alleine schlecht Massagen geben und gleichzeitig Einführung auf ein paar Geräten für diejenigen geben, die ihre Selbsterfüllung noch nicht gefunden haben. Ein- nicht Vorführung, damit da kein Missverständnis aufkommt. Und ihr sollt auch gar keine große Werbung machen und somit eure Welteinstellung hintergehen."

Gewisse spitze Bemerkungen konnte sich Valerius nicht ersparen.

Ra zog Bhang etwas zurück, um mit ihm über das Angebot zu diskutieren. Neben leisen Beschimpfungen tauschten die beiden auch ihre Meinungen zu dem Angebot von Taspar aus.

"Ra, ich hoffe du weißt, dass wir uns so viel Ärger mit dem Schild ersparen und zusätzlich sogar etwas Kohle machen?" sagte Bhang so nachdrücklich, dass der große Panther ohne viel Murren, aber mit wenigstens etwas Murren einlenkte.

"Einverstanden. Wir zeigen unseren guten Willen und machen das heute für Sie", meinte Ra und drehte sich schon zum Gehen. Zu seinem grünen Freund sagte er: "Bhang, ich muss jetzt ein par Bäume hochrennen."

Bhang folgte ihm und verstand das Bedürfnis.

Ra und Bhang waren trotz der multikulturellen Gesellschaft auf der Raumstation ein auffälliges Duo. Und so fielen sie Kimon auf, als sie ihren Gesprächspartner verließen, um 'ein paar Bäume hochzurennen'.

Er war den beiden noch nicht begegnet, konnte allerdings auch nicht wissen, dass Ra dem Counselor durchaus bereits über den Weg gelaufen war - zu sehr war dieser in jenen Momenten mit Ehani beschäftigt gewesen und war auf diese Weise unfreiwillig Hauptdarsteller in einem kurzen, heimlich gedrehten Film geworden. Und so sah er dem Kater und seinem grünen Begleiter lediglich kurz hinterher, bevor er sich in Bewegung setzte. Denn er hatte erkannt, wer der Gesprächspartner der beiden gewesen war. Niemand anders als Valerius stand nun allein dort und gab damit Kimon die Gelegenheit, die er sich gewünscht hatte.

Er trat rasch auf den Magna Romanier zu und sprach diesen an: "Ich wünsche einen guten Morgen. Können Sie gerade einige Minuten Zeit erübrigen? Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen, das von nicht geringer Bedeutung ist."

Auch der Magna Romanier hatte den beiden Jugendlichen beim Entschwinden zugesehn und drehte sich nun um, da er von einer Stimme angesprochen wurde. Heute Abend musste er sich nun nicht mehr nach Hilfspersonal umsehen. Es war einzig und allein das Problem, dass die zwei zur richtigen Zeit kamen. Er rief ihnen nach: "Um 16 Uhr im Laden!"

Dann drehte er sich zu der Stimme um, es war Kimon. "Guten Morgen, Counselor", begrüßte er ihn. "Ich bin gerade zu meinem Geschäft unterwegs, kommen Sie."

Valerius überlegte, was Kimon wohl damit meinen konnte. Am Vorabend war die Stimmung doch recht locker geworden, obwohl die Situation mit Shay, die er kaum in Schach halten konnte, und auf der anderen Seite die verschlossene Tariki... es war sehr unangenehm gewesen. Als Valerius dann aufbrechen musste, war auch Shay gegangen. Der Abend hatte zwar mit einem Unentschieden geendet, da Valerius trotz der hübschen blauen Frau in seinem Bett standhaft geblieben war und der Alkohl seinen Rest dafür getan hatte, dass beide nicht mehr so zielgerichtet vorgingen wie sonst. Vor allem bei Shay Jahari war das der Grund dafür gewesen, dass sie nur beim Kartenspielen aufs Ganze gegangen war. Trotzdem, er war MIT Shay verschwunden und Tariki gehörte zu Kimons Familie, wie sie ihm zu verstehen gegeben hatte.

Von der anderen Seite der Promenade kam unterdessen eine Frau auf die beiden zu. Es war die Pilotin Kirah Vaughn, der Valerius noch nicht begegnet war, aber die unübersehbar in guter Hoffnung war.

"Guten Morgen", begrüßte Kirah die beiden Männer. "Hätten Sie Zeit für eine Massage, oder soll ich mir lieber einen Termin besorgen?" fragte Kirah Valerius Taspar.

Bevor Kimon dazu kam, Valerius' Aufforderung zu folgen, tauchte Kirah auf. Sie hielt sich nicht lange mit Begrüßungen auf und fragte direkt nach einem Termin. So hielt sich Kimon vorerst noch im Hintergrund, um Valerius die Gelegenheit zu geben, darauf zu antworten. Sein Laden schien ja recht schnell bekannt geworden zu sein. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Kirah selbst gebeten, sich einen Termin geben zu lassen oder später wiederzukommen, doch dies war Valerius' Angelegenheit.

Da die Oase erst seit gestern offen war, wollte Valerius ihren Bekanntheitsgrad in die Höhe treiben und hatte auch schon eine Idee, wie er alles unter einen Hut bringen konnte. "Ma'am, Sie sehen aus als ob Sie eine gebrauchen könnten, und außerdem noch eine entspannende Aromatherapie, um Ihre Muskeln zu lockern. Falls Sie daran Interesse haben..." Valerius gab im Bedienungspanel seines Geschäftes seine Kennung und seinen Daumenabdruck ab, und die Tür gab einen Kennton ab, als sie sich öffnete. "...können Sie sofort mit der Aromatherapie beginnen und gleich anschließend an die, nach 20 Minuten in etwa, komme ich und werde mich um die Massage kümmern. Oder wir machen einen Termin in einer halben Stunde etwa, wenn Sie dann Zeit haben. Was sagen Sie?"

Er sah Kirah an und auch Kimon an.

Es versetzte Kirah einen leichten Stich, dass Valerius ihr sofort ansah, dass sie etwas Entspannung brauchte. Kirah überlegte nur kurz. "Lassen Sie uns lieber sofort anfangen, denn wenn ich einmal in meinem Büro bin, komme ich da so schnell nicht mehr wieder raus", erklärte sie. 'Nicht bei dem ganzen Papierkram, der dort auf mich wartet', fügte sie in Gedanken hinzu.


--- SB Mamori, Kindertagesstätte

Suchend blickte Crai sich nach der netten Asiatin um und rief: "Guten Morgen!"

Shizuki hatte gerade im Hinterzimmer einige Sachen sortiert, als sie vorne eine Stimme hörte. So ging sie nach vorne und fand dort Crai Dervon mit seiner Tochter vor.

"Guten Morgen. Wie Sie sehen, ist Ihre Tochter die erste heute morgen", erklärte sie.

"Hallo Shizuki", begrüßte Crai die Betreuerin. "Dann wird B'Elanna ausnutzen, sie ganz für sich zu haben. Wann soll ich sie wieder abholen?" fragte der Hakanianer.

"Wäre ihnen heute nachmittag recht?" fragte sie kleine Japanerin und kitzelte B´Elanna unterm Kinn, bis diese vor Vergnügen quietschte.


--- SB Mamori, Holodeck 3

Inzwischen hatte Anderson die Sicherheitsleute, die für die Übung vorgesehen waren, vor dem Holodeck versammelt. Es fehlte nur noch Qual.

"Anderson an Qual, kommen Sie zu Holodeck 3, damit wir die Übung durchführen können. Erstatten Sie mir vorher vor Ort Bericht über den Gang des Verhörs", wies er über den Kommunikator an.

   -- SB Mamori, Sicherheitszentrale, Verhörraum 1

Qual befreite sich aus den Fängen des Klingonen. Bis auf leichte Schmerzen in der Nähe des Brustkorbes war er noch mal glimpflich davon gekommen. "Mehr muss ich nicht wissen", sagte er zum Klingonen und zu Estrella: "Bringen Sie ihn zurück in die Zelle."

"Bin unterwegs, Sir", bestätigte Qual den Comm-Ruf vom Sicherheitschef, als er den Verhörraum verließ. "Qual Ende."

Vasu hatte das 'Verhör' beobachtet und befürchtete, dass sie nie erfahren würden, warum das alles geschehen war. Folter brachte nie die Wahrheit ans Licht, und der Einsatz von Drogen gab immer Ärger mit den moralischen Werten der Ärzteschaft. Die besten Ergebnisse brachte die Geistesverschmelzung der Vulkanier bei Verhören, doch leider war die an schwersten zu überzeugen zu helfen. Aber immerhin ging es hier um Entführung, vielleicht würde sich ja einer finden.

Als dann Qual sich aufmachte zu Captain Anderson schloss sich Vasu ihm an. Hier würde er SO eh nichts erfahren. "Ich begleite Sie", kündigte er sein Vorhaben bei Qual an und folgte ihm.

Rasch war Estrella zum Gefangenen getreten und scheuchte ihn nun mit dem Phaser im Anschlag vor sich her, zurück in seine Zelle. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Da ließen die beiden Männer sie so mir nichts dir nichts mit dem irren Klingonen allein! 'Naja... ich sollte das als Vertrauensbeweis in meine Fähigkeiten betrachten', versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

Kratok kochte vor Wut. Nicht mal dem nervigen kleinen Ferengi hatte er ernsthaften Schaden zugefügt, und nun kam er einfach zurück in die Zelle! Wie sollte das weitergehen? Was würde mit ihm geschehen?

   -- SB Mamori Sicherheitszentrale, Zellentrakt

Sie betraten den Zellentrakt. Vasu und Qual verschwanden aus ihrem Blickfeld, wurden jedoch sofort ersetzt durch den Anblick von zwei Sicherheitlern, die eine junge Ärztin flankierten. Noch nie war Estrella so froh gewesen auf ihre Kollegen zu treffen.

Kratoks Miene hingegen verfinsterte sich, soweit das noch möglich war. Die letzte Spur einer Hoffnung auf Entkommen verflüchtigte sich in diesem Moment.

"Hier rein", kommandanierte Estrella den Gefangenen in seine Zelle, den Phaser in dessen Rücken bohrend. Kaum war Kratok hineingetrottet aktivierte sie schon das Kraftfeld, das seine Zelle verschloss. Endlich! Erleichtert atmete sie durch.

"Und? Wie war's?" trat Lee Wong an neugierig an sie heran und deutete mit einem Kopfnicken auf Kratok. "Interessant?"

Estrella schüttelte heftig den Kopf. "Nicht ein bisschen."


--- SB Mamori Krankenstation, OP 1

Vurtuss öffnete zitternd leicht die Augen. Das gleißende Licht tat ihm immens weh, weshalb er die Augen wieder schloß.

Mühsam bewegte er den rechten Arm und versuchte zu ertasten, wo er war und wie sich sein Körper anfühlte. Nach und nach konnte er erahnen wo man ihn hin gebracht hatte - auf die Krankenstation.

An seinem Körper spürte er diverse Sensorpflaster und einen Versorgungsschlauch. Erschrocken stellte er fest, dass sein Körper viel an Masse verloren hatte und sich durch die Kleidung wie altes Papier anfühlte.

Jetzt würden sicherlich die Sensoren an seinem Körper Alarm schlagen im Behandlungszimmer. Hören konnte er nichts davon - es war sowieso so unheimlich still um ihn herum.
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