Mission 3: Attacke der Freibeuter

Starbase Mamori - Die Chronik
Mai 2007, Teil 2: Gesamt 67 Züge
Spielzeit: 3. Juli 2380, ca. 10:00 Uhr
Sternzeit 57.506,6

Kapitel 45: Taktik

------------------------------------------------------------------------


--- Starbase Mamori, Replimat

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> ... "Schanwi, richtig? Also mal ganz im Ernst, wollen wir nicht
> zusammen mal ein bisschen spielen? Gegenseitig unseren Stil und
> Geschmack kennenlernen, und dann sehen wir weiter? Kostenlos und
> unverbindlich. Aus Spaß an der Freude, und wenn Du willst, ohne
> Publikum, nur wir zwei."

Da Sheena Machho erwiesenermaßen keine Akustikterroristin war sprach aus Paerhas Sicht nichts mehr gegen ein gemeinsames Proben. "Sehr gerne, Süße!" meinte die Andorianerin. Sie hatte noch Appetit auf einen´weiteren Eiskaffee, aber ihr Glas war schon eine Weile leer. "Ich gehe noch mal zum Replikator. Soll ich dir was mitbringen?" fragte Chanvi.

"Woohoo!" freute sich Sheena mit einer triumphierenden Geste. "Ähm...", sie blickte vor sich auf den Tisch, "vielleicht noch etwas Orangensaft, bitte? Der tut gut. Gestern Abend habe ich ein bisschen viel durcheinander getrunken." Sie grinste und nahm noch einen Bissen Croissant.

"Und dann bist du schon wieder wach?" rief Chanvi Paerha mit einer Mischung aus Erstaunen und Schrecken. Sie materialisierte sich selbst noch einen Eiskaffee und Sheena Machho den Orangensaft. Die Andorianerin stellte der Trill den Saft hin und nahm wieder Platz. "Prost, Süße!" meinte Paerha und nahm einen kleinen Schluck.

"Danke Dir, Prost", stimmte Sheena ein. "Ja, blöderweise konnte ich nicht richtig schlafen. Verdammt unbequeme Betten haben die hier. Wo kriegt man denn hier die bequemen? Muss man dafür ein teureres Quartier mieten?"

Mampfend sah sie der Andorianerin beim Eiskaffeetrinken zu.

"Miete? Du kannst sofort umziehen, oder ein neues Bett replizieren. Du bist doch eine Trill?" fragte Chanvi, nach deren Wissen Trill in der Föderation waren. Musste sie ihr wirklich noch erklären, dass man seit Jahrhunderten durch interstellaren Rohstoffabbau von den meisten Ressourcen mehr zur Verfügung hatte, als man verbrauchen konnte? Dass noch dazu kam, dass man durch Replikator-Technologie fast einhundert Prozent aller Stoffe wiederverwerten konnte? Dass man Geld seit Jahrhunderten nicht mehr im Alltag verwendete? Das Grundprinzip der Föderationswirtschaft hatte man Paerha in der achten oder neunten Klasse beigebracht. Allerdings war sie als Andorianerin auch Angehörige einer Gründungsspezies der Föderation.

Sheena zog die Augenbrauen hoch. "Natürlich bin ich eine Trill", entgegnete sie mit einem energischen Unterton, "und auf Trill wäre das auch selbstverständlich, aber immerhin sind wir hier auf einer Raumstation. Hier ist der Platz und damit die Quartiere begrenzt. Für den Laden zahlen wir Pacht. Da dachte ich, für die Quartiere müssten wir das auch? Ich bin schließlich keine Sternenflotte."

Erschrocken und mit einem Hautton in Richtung himmelblau blickte Chanvi an ihrer Uniform runter und dann wieder zu Sheena Machho. "Da hast du Recht, 'tschuldige. Aber wegen der Matratze gleich umzuziehen ist ziemlich... konsequent", meinte die Andorianerin. Eigentlich hatte sie 'extrem' sagen wollen, und ihm nachhinein kam Paerha zu der Überzeugung, dass dieses Wort Sheena doch sehr geschmeichelt hätte, so exzentrisch wie diese sich zurecht gemacht hatte.

"Danke", grinste Sheena, "Na klar. Ich mache Kompromisse nur dann, wenn es nicht anders geht." Sie vertilgte den letzten Rest ihrer Croissants. "Und Du? Was hast Du für einen Posten bei dem Verein? Medizin, oder?" Sie schmunzelte verlegen. "Ich kenn mich nicht so damit aus, mit den Rängen und dem Zeug."

Chanvi lächelte höflich und erklärte Sheena: "Ich bin Petty Officer First Class. Das ist ein Mannschaftsdienstgrad. Ich stehe unter den beaufsichtigenden Unteroffizieren, und den kommandierenden Offizieren. Also gehöre ich zu dem Gros der Sternenflotte, das tatsächlich arbeitet." Paerha kicherte etwas. "Medizin stimmt, gut erkannt. Ich bin Krankenschwester", wiederholte die Andorianerin. Dann zog sie wieder an ihrem Strohhalm, und spielte ein wenig lasziv damit. Ob die Trill darauf anbiss?


--- SB Mamori, Zellentrakt

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Krux verzog seine Visage zu einer Art Grinsen und ließ sich wieder
> auf seiner Pritsche nieder. Er gedachte in keinster Weise, der
> hübschen jungen Frau auch nur einen Deut mehr entgegen zu kommen als
> Krals. Wie stünde er sonst da? >
> "Können Sie sie nicht hier behandeln?" fragte Lee Wong.

"Das könnte ich, mit einem Set protoplastischer Geräte und Cremes, nach der sie hinterher die Zelle durchsuchen müssten. Was ist Ihnen lieber? Die Krankenstation, wobei Sie hinterher die Gefangene untersuchen, oder ein Check der Zelle?" fragte Davey den Sicherheitler, während Coneja mit Kratok erschien. Als der Klingone wieder hinter dem Kraftfeld verstaut war scannte Doktor Tavington auch ihn. Wong konnte sich dabei überlegen, wie er Ashanas Behandlung zulassen wollte. "Wissen Sie... was ich hier mache ist ein Service, für Ihre Gesundheit... ich mache einen Job für niemanden als Sie. Und dann meinen Sie, ich habe einen Nachteil, wenn Sie mir nicht zuarbeiten? Denken Sie, ich würde mich ärgern?" sprach sie allgemein. Diese Piraten waren ein kindisches Volk.

Lee Wongs Gesichtsausdruck wurde immer erstaunter, bis er schließlich breit grinste. "Lieutenant", betonte er bewusst ihren militärischen Rang, da sie ja solchen Wert darauf zu legen schien, "Ich bin für die Sicherheit der Station zuständig. Da geht es nicht nach Bequemlichkeit. Mein Job ist nicht, die Gefangene zu untersuchen, weder auf der Krankenstation noch sonstwo. Mein Job ist, dafür zu sorgen, dass sie keine Gefahr darstellt und nicht entkommt. Es ist ja wohl keine Frage, dass es riskanter ist, sie quer durch die Station zur KS zu transportieren. Sie bleibt hier, und Sie, Doktor, bringen fein säuberlich alles was Sie brauchen in diese Zelle, und falls es erforderlich sein sollte, dass ich hinterher eigenhändig diese Zelle nach Cremes durchsuche, dann werde ich das tun." Während seiner Rede stemmte er die Arme in die Hüften, und sein Tonfall und seine Mimik wurden zunehmend ernster. Am Ende schien er glatt gewachsen zu sein, so hoch aufgerichtet stand er vor ihr.

Ashana beobachtete den Schlagabtausch zwischen dem kleinen Mann und der Ärztin. Als er sich vor Tavington aufbaute knurrte Ashana ihn böse mit gefletschten Zähnen an. Starr hielt sie den Blick auf Wong gerichtet, so dass kein Zweifel bestand, wem diese Geste galt.

Davey ignorierte Ashana und sinnierte kurz über eine Redensart über bellende Köter, die doch nicht bissen. "Mister Wong... sind Sie sich sicher, dass ich in eine Gefängniszelle eine ganze Palette EM-Geräte mitbringen soll?" fragte die Ärztin sanft und geduldig.

Es war keine rhetorische Frage, sie wollte nur nicht hinterher Schuld sein, wenn Ashana ihre Instrumente einsackte und damit einen Ausbruch unternahm. Schließlich hieß es an der Akademie, man könne jedes Gerät wohlwollend und böswillig benutzen. Ein Protoplaser konnte Wunden schließen genau wie Atemöffnungen. Wer wusste, was einer der Gefangenen anzurichten wusste, wenn er nur die Sarium-Krellid-Zelle eines Handgeräts in die Finger bekam.

"Ma'am", kam Lee nun doch wieder vom militärischen Rang ab - wenigstens hatte er sich ein erneutes 'Lady' gerade noch eben verkneifen können, "Können Sie mir garantieren, dass das Risiko auf der KS geringer ist? So oder so werden Sie mit Instrumenten hantieren, und die Gefangene muss gut bewacht werden und zur Not eben gefesselt oder betäubt."

"Ma'am, helfen Sie mir, ich habe solche Kopfschmerzen", stöhnte derweil Krals aus der Zelle nebenan. Die schien ja doch nett zu sein. Hauptsache er kam hier raus aus diesem Loch.

"Weichei", knurrte Ashana in Krals' Richtung. "Ich kann gut verstehen, dass der Chef dich hier gelassen hat", fügte sie abfällig hinzu. Dass sie ebenfalls hier saß, wertete Ashana als Schicksal.

"Was redest Du da? Halt's Maul!" fuhr Krals sie entnervt an. Er hatte wirklich keine Ahnung, wovon sie redete. Was für ein Chef hatte ihn weswegen hier gelassen? "Ich weiß nicht wie ich herkomme und was ich hier soll. Wer hat das angeordnet? Was wird mir vorgeworfen?" Er rieb sich seinen schmerzenden Schädel. "Hey Lady Offizier, Sie müssen mir helfen, ich hab wirklich tierische Kopfschmerzen."

"Bei der Gefangenen ist es gleich. Es ist aber Ihr Problem, ob Sie die Anticanerin oder ihren ganzen Wohnbereich absuchen wollen", half Davey Tavington dem Sicherheitswächter auf die Sprünge. Er war begriffsstutzig und hatte seine Hand zu oft für Daveys Geschmack an seinem Hüftholster. 'Warum musst du nur alle Klischees über Sicherheitswachen, Hilfstechniker und andere subalterne Versager bedienen?' seufzte sie. Die junge Frau hatte im kultivierten 24sten Jahrhundert keine hohe Meinung von Menschen, die ihren Horizont auf ihr unmittelbares Betätigungsfeld begrenzten. Ob man vom Umgang mit Gefangenen abstumpfte? Die Ärztin öffnete wieder ihren Tricorder und rief den Scan von Krals ab. "Ich habe keine unmittelbaren physischen Ursachen feststellen können. Allerdings muss ich die Scans noch auswerten", erklärte sie Wong.

"Fein. Dann folgen Sie meinem Rat", gab Lee kurz zurück. Ihm gefiel nicht, wie diese Ärztin dauernd mit ihm rumdiskutierte. Was sollte der Quatsch? Er hatte ihr eine sicherheitsrelevante Empfehlung gegeben, und sie stellte sie permanent in Frage? Nun, sie hatte zum Teufel noch mal den höheren Rang, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollte, dann konnte sie das einfach tun, und er würde dann entsprechend handeln. Aber sie schien ihn überzeugen zu wollen - von was? Seine Stimmung sank in den Keller. Mehr gedachte er zu diesem Thema nicht zu sagen. Es wurde Zeit, dass sie eine Entscheidung traf und mit der Arbeit fort fuhr. Erwartungsvoll sah er sie an.

"Danke für Ihre Einschätzung", meinte Davey höflich, aber dennoch distanziert. "Ich bin binnen einer Stunde wieder da, um die Anticanerin zu behandeln, wenn von Ihrer Seite aus Nichts dagegen spricht. Bitte rufen Sie mich umgehend, wenn der Andorianer Symptome zeigt, und nicht nur schildert." Damit schulterte sie ihre Instrumententasche und blickte Lee Wong fragend an, ob er noch etwas erwidern wollte.

"Aye, Ma'am", erwiderte der Sicherheitler und versuchte dabei einen Seufzer zu unterdrücken, was ihm nur unvollständig gelang. "Du hast es gehört", zischte er dem Andorianer auf dem Weg zurück zur Sicherheitszentrale zu. Er glaubte nicht an dessen Beschwerden. Die Ärztin hatte ihn schließlich gescannt und dabei offenbar keine Ursache für Kopfschmerzen entdeckt.

"Wie wollen Sie meine Kopfschmerzen denn sehen!??" rief Krals den Sternenflottlern empört nach, mit der Faust gegen eine Wand schlagend. Aber da niemand darauf reagierte, ließ er sich mit Schwung und voller Wut im Bauch auf seine Pritsche fallen. "Dann bis gleich, Petty Officer", verabschiedete sich Davey Tavington und ging zur Krankenstation.


--- SB Mamori, Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Er streckte die Hand nach der Flasche aus. Irgendwie war ihm nicht
> wohl bei dem Gedanken, Francois mit dem Öffner herumwerkeln zu sehen.

"Mein lieber Meyer, tun Sie das", antwortete Francois mit schmalzigem Unterton. Noch immer war keine Sterbensseele hereingekommen, um die traute Zweisamkeit der beiden Herren im 'Hot Spot' zu unterbrechen.

Langsam fiel aber auf, wie nervös Meyer war. Sein strahlendes Lächeln wirkte mittlerweile nicht mehr so überzeugend wie sonst. Lecomté kam aber nicht auf die Idee nun auch noch den Wein selbst entkorken zu wollen, sondern reichte die Flasche seinem Kellner, behutsam und vorsichtig.

"Was haben Sie eigentlich? Immer geht es nur um mich...", Francois lächelte und klatschte in die Hände, "...dass ich das auch einmal sage hätte ich nicht gedacht. Seien Sie vorsichtig mit dem Korken. Es ist ein echter Korken aus biologischem Anbau und bei Weitem nicht so haltbar wie die replizierten. Sie müssen den Korkenzieher ganz gerade in der Mitte ansetzen, sonst bricht er und verdirbt den edlen Tropfen."

Auf der Stirn des Franzosen zeigten sich ein paar Sorgenfalten. Scheinbar konnte er bei Gefahr für eine seiner Köstlichkeiten Erinnerungen an sein früheres Ich zurückgewinnen.


--- SB Mamori, OPS

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> So machte Rem Kuran auch nicht den Eindruck, ihm mache David Canes Tod zu
> schaffen, aber wer wusste schon, wie es in dem Taktischen Offizier Kuran
> aussah?

"Danke, Sir", meinte Jirri und verließ die OPS, um sich zu den Holo-Suiten zu begeben. Im Turbolift entspannte Jirri für einen Moment ihre Gesichtszüge. 'Eine Sicherheitsübung. Juhu, davon träum ich schon lange', dachte sie und seufzte.


--- Klingonischer Kreuzer "IKS Tik Tah", einige Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori

   -- IKS Tik Tah, Friseurzimmer

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Nortan versuchte sich Galep als normale junge Frau vorzustellen, mit allem
> drum und dran und stellte fest, dass dieses Bild nicht auf dieses
> Schiff passen würde.
> "Mir egal ob Galep geschminkt ist oder nicht. Sie ist die Kundin und
> nicht ich", versuchte er diplomatisch zu antworten.

Da Galep nichts darauf sagte, ersparte sich Krem die Spachtelarbeit ihn ihrem Gesicht. "Wollen Sie zuerst Kontakt zu Bractor aufnehmen?" fragte Krem. "Oder soll ich das besser machen? Bractor ist auch bekannt dafür, dass er mit Torpedos bezahlt."

"Bractors Torpedos scheinen aber uns gegenüber eher mit Latinum geladen zu sein - immerhin bekommen wir für Deinen Leichnam eine beachtliche Restsumme gezahlt", eröffnete Nortan dem Ferengi.


--- SB Mamori, Kindertagesstätte

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Wäre Ihnen heute Nachmittag recht?" fragte die kleine Japanerin und
> kitzelte B´Elanna unterm Kinn, bis diese vor Vergnügen quietschte.

"Ja, das kommt mir sehr gelegen", meinte Crai. Er lächelte als Shizuki mit B'Elanna flaxte. Er gab der Japanerin die Halbhakanianerin und drückte dem kleinen Mädchen einen dicken Kuss auf den klingonischen Stirnkamm. "Bis später, meine Süße. Viel Spaß", wünschte er ihr und streichelte B'Elannas Köpfchen. "Bis heute Nachmittag, Miss Arakawa", verabschiedete Dervon sich von der Betreuerin.

Er verließ den Bereich für die jüngsten Kinder und kam auf dem Weg zum Promenadendeck wieder an der Schule vorbei. Hinter der Glasscheibe saßen die etwas Älteren, die bereits an Computern arbeiteten und Wörter für Dinge lernten, die nicht unbedingt zum Alltag an Bord einer Raumstation gehörten. Mit gemischten Gefühlen betrachtete Crai diese Vorschulklasse, zu der auch S'thani Vaughn gehörte. Diese Klasse konnte B'Elanna noch mitmachen, wenn die Tijuana-Gruppe solange hier bleiben sollte. Nur würde das Mädchen spätestens ab der zweiten oder dritten Klasse von ihren Eltern unterrichtet werden müssen. 'Oder soll sie dann überhaupt noch zur Schule gehen? Immerhin können wir einer Sieben- oder Achtjährigen nicht wiederholt sagen, ihre Lehrer irrten sich', überlegte Crai Dervon.

Hoffentlich würden die Crewmitglieder aus der Zukunft nicht so lange im Jahr 2380 bleiben müssen, bis sich dieses Problem stellte.


--- SB Mamori, Promenadendeck, vor der "Oase"

Crai Dervon trat auf das Promenadendeck und drückte seinen Kommunikator: "Dervon an Counselor Kimon. Ich möchte einen Termin zwecks einer Beurteilung mit ihnen vereinbaren, Sir."

Crais Comm-Ruf kam Kimon höchst ungelegen. Wer wusste, wann sich eine neue Gelegenheit zu einem Gespräch mit Valerius ergab, wenn er jetzt ging? Andererseits konnte er schlecht private Angelegenheiten offiziellen, bereits am Vortag angekündigten Besuchern vorziehen. Kimon wog Für und Wider ab, bis er sich einen Moment später zu einer Entscheidung durchgerungen hatte. Entschlossen kontaktierte er Crai: "Haben Sie eventuell eine halbe Stunde Zeit, um auf mich zu warten? Andernfalls könnte ich mich auch jetzt freimachen, wenn es günstiger für Sie wäre."

"Natürlich habe ich die Zeit, Sir. In einer halben Stunde vor ihrem Büro?" fragte Crai Dervon. Irgendwie fand er es komisch einen Counselor mit 'Sir' anzureden. 'Eine halbe Stunde warten... die hätte ich noch mit B'Elanna spielen können. Hätte ich nur erst gefragt, und sie dann weg gebracht', seufzte der Hakanianer.

Da Kimon sein Gespräch mit jemanden per Comm noch führte, unterbrach Valerius nicht gleich, sondern widmete sich der neuen Kundin. Er hörte aber, dass Kimon daran festhielt mit ihm etwas besprechen zu wollen und den Termin verlegen wollte. Es musste wirklich dringend sein... ein mulmiges Gefühl breitete sich bei Taspar aus. Hatte er gestern schon die Grenze des guten Verhaltens für den Ta'Una überschritten und die Ehre des Hauses Kimon verletzt?

"Kommen Sie herein, Ma'am", winkte er die schwangere Kirah durch seine Tür und trat nach ihr gleich in die Eingangshalle der Oase ein. Jetzt, wo der Springbrunnen funktionierte und die Statuten an ihrem Platz standen, sah alles so viel stimmiger aus als am Vortag.

   -- SB Mamori, "OASE"

Er wies die Frau weiter zu einer Tür, die zu den zwei Massageräumen und dem allgemeinen Ruheraum führte. "Die Aromatherapie findet im selben Raum wie die Massage statt. Hier ist die Umkleide...", sagte er zu Kirah und trat beiseite.

"Danke", meinte Kirah und betrat die Umkleide. Nach einigem Überlegen beschloss sie, ihr Höschen doch anzubehalten und hüllte sich in eins der großen Saunatücher, die in der Umkleide bereit lagen und verließ diese wieder. Neugierig sah sich Kirah den Massageraum an.


--- SB Mamori, Korridore

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Anderson an Qual, kommen Sie zu Holodeck 3, damit wir die Übung
> durchführen können. Erstatten Sie mir vorher vor Ort Bericht über
> den Gang des Verhörs", wies er über den Kommunikator an.

"Selbstverständlich, Commander", sagte Qual und machte sich mit Commander Vasu auf zu Captain Anderson, der auf Quals Bericht wartete.

Eigentlich gab es nichts zu berichten. Unterwegs zum Holodeck 3 überlegte Qual was er dem Sicherheitschef berichten sollte: 'Sir, es gibt nichts zu berichten.'

   -- SB Mamori, Holodeck 3

Und so schnell konnte es gehen. So schnell konnte man auf einer Starbase von einem Ort zum anderen Ort gelangen. Da stand er vor dem Sicherheitschef. "Sir, Ensign Qual meldet sich wie befohlen", meldete er sich beim Sicherheitschef an und sah dann hinauf zu Vasu. Es war nur aus Höflichkeit das Qual den Kommandeur das nächste Wort ließ. Es ließ ihm aber auch Zeit einen Bericht zu verfassen: 'Sir, der Klingone den ich verhörte..., - Was soll ich nur berichten? Die Gefangenen sagen kein Wort?'

Anderson fragte, da Qual noch beschäftigt war: "Was ist mit den Gefangenen?"

Anderson war gespannt, warum Vasu zum Holodeck gekommen war. Daher sagte er: "Gut Ensign, bereiten Sie sich auf die Übung vor. Legen Sie den Kampfanzug an, lassen Sie sich ein Phasergewehr geben und laden Sie. Ich komme gleich auf Sie zurück." Zu Vasu gewandt sagte er: "Commander, schön Sie zu sehen."

Vasu betrachtete das Holodeck und betrachtete erst kurz die Einrichtungen, bevor er mit Anderson sprach. "Leider hatten wir bei einem ersten Verhörversuch keinen Erfolg mit einem der Gefangenen. Ich bin mir sicher, dass wir auf normalem Weg bei denen nichts erreichen werden. Uns bleibt wohl nur zu drastischen Maßnahmen zu greifen, um befriedigende Ergebnisse zu erreichen."

"Hmmm, das ist eine unangenehme Sache. Ich werde keine Föderationsstandards brechen, aber glauben Sie mir, es gibt durchaus Mittel und Wege, einen Gefangenen weich zu kochen, ohne die offiziellen Regeln zu überschreiten." sagte er und setze einen Gesichtsausdruck auf der verriet, dass er wusste wovon er sprach. "Sollte es nach der Übung noch keine Ergebnisse geben, werde ich mich persönlich darum kümmern."

Vasu war auch dafür das Thema später zu besprechen. Aber der Entführte lies ihm keine Ruhe. "Wir sollten nicht zulange warten. Im Interesse des Entführten. Wenn Ihre Methode uns nicht weiter bringt, ... kennen Sie einen ausgebildeten Vulkanier, der uns helfen könnte?"

"Leider nein", entgegnete Anderson. "Aber ich bin zuversichtlich. Das Verhör dauerte ja nicht einmal besonders lange. Diese Gefangenen wären Weicheier, wenn sie schon nach einer halben Stunde reden würden", kommentierte Anderson sarkastisch. "Wie gesagt: Sollte es nach der Übung keine Fortschritte gegeben haben, kümmere ich mich selbst noch einmal darum."

"Wenn Sie gestatten, schließe ich mich der Übung an. Man will doch nicht aus der Übung kommen." Und so suchte sich auch Vasu was passendes kleines.

Als der Turbolift bei den Holo-Suiten hielt und die Türen sich öffneten, hatte Jirri ihren Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle. Sie sah Anderson und Vasu vor einer Suite stehen und ging zu ihnen. "Ensign el Tharanir, ich soll mich bei ihnen melden, Captain", meinte Jirri zu Anderson.

"Sehr gut, Ensign, legen Sie Ihre Ausrüstung an und laden Sie das Phasergewehr. Ich nehme inzwischen die Einstellungen vor und werde Sie gleich über das Szenario unterrichten", sagte Anderson zu el Tharanir, Vasu, Qual und den anderen Sicherheitsleuten gewandt.

"Ja, Sir", entgegnete Jirri knapp und nahm sich einen Teil der Ausrüstung, legte sie sich an und stattete sich dann mit den Waffen aus, wobei sie das Phasergewehr genauer in Augenschein nahm. Sie prüfte die Balance, Handlichkeit und noch andere Faktoren an diesem für sie antiken Gerät.

Qual legte die Ausrüstung an und stellte sich anschließend neben Jirri.

Inzwischen hatten sich alle Beteiligten für die Übung bereit gemacht: Commander Vasu, die Ensigns Qual und el Tharanir, sowie die Crewmen Süß, Pester und McDougall. Anderson stellte sich vor die Gruppe und begann das Szenario zu erläutern. Er hob dazu den Ton und gab ihm eine militärische Stimmlage: "Wie Sie wissen, war ich nicht zufrieden damit, wie sich unsere Abteilung gestern geschlagen hat. Wir haben trotz zeitweiliger zahlenmäßiger Überlegenheit zugelassen, dass wir überrumpelt wurden und diese Klingonen ein Chaos auf der Station anrichten konnten. Auch die Entführung wurde nicht verhindert. Dabei handelte es sich bei diesem Haufen um undisziplinierte Dilettanten. Was wird erst los sein, wenn wir es mal mit einem richtigen Gegner zu tun haben sollten?!" Er ließ seine Worte kurz wirken. "Darum habe ich diese Übung heute angesetzt, um Ihre Wachsamkeit zu schulen und Extremsituation durchzuspielen, wie sie auf einer Station wie dieser auftauchen können. Wir werden das von nun an jede Woche einmal machen." Erneut machte er eine Pause. "Kommen wir zum heutigen Szenario: "Ein Gruppe von Separatisten hat auf dem Promenadendeck die Kontrolle übernommen und hält ca. 50 Personen, Zivilisten und Sternenflottenpersonal, als Geiseln. Außerdem drohen sie mit der Sprengung der Station. Die Zahl der Zielpersonen ist ebenso unklar wie die Art des Sprengstoffs. Ihre Aufgabe ist es, die Terroristen unschädlich zu machen und die Gefahr zu neutralisieren."

Er öffnete die Tür zum Holodeck, und vor den Übungsteilnehmern lag wie spiegelbildlich der Gang der Raumstation, in dem sie sich gerade befanden.

Sie betraten das Holodeck und der Captain fuhr fort: "Ich werde versuchen, mich weitestgehend zurückzuhalten, beobachten und bei Bedarf eingreifen. Ensign Qual und Ensign Tharanir sind Ihre befehlshabenden Vorgesetzten bei der Übung. Beginnen Sie mit der Einsatzbesprechung."

Vasu hatte sein Gewehr auf die richtige Einstellung überprüft, er wollte ja nichts wirklich in Trümmer legen, auch wenn ihm danach war. Er hörte der Beschreibung des Szenarios zu und ehrte seine temporären Vorgesetzten, in dem er Haltung annahm. Im Geiste legte er sich einen Plan zurecht, wie er vorgehen würde. Das Gebiet abriegeln und die Situation aufklären wären seine ersten Ziele. Mal sehen, was die beiden Ensigns machen würden. Mochte das Spiel beginnen.

Qual sah Jirri und eröffnete die Einsatzbesprechung: "Wir sollten zum Anfang die Lage sondieren. Da wir die Anzahl der Terroristen und die Art des Sprengstoffs nicht kennen, nehme ich an, dass sie die interne Videoüberwachung und die Sensoren mit einem Gerät stören. Eine unabhängige ferngesteuerte Antigrav-Aufklärungsdrohne scheidet daher leider auch aus. Also heißt es die eigenen Augen und Ohren benutzen. In Gruppen aufgeteilt rücken wir langsam vor. Team Eins checkt die Lage und wird von Team 2 geschützt. Team 3 führt ein Ablenkungsmanöver durch und verwickelt die Terroristen in ein Friede-Freude-Gespräch. Sobald wir wissen womit wir es zu tun haben, sollten wir einen Zugriffsplan entwickeln. Soweit mein Plan."

Nun wartete er was Jirri dazu sagte. Schließlich war sie die dienstälteste Ensign und kam ursprünglich aus der Taktischen Abteilung.

Vasu überlegte, was er bisher über das Promenadendeck wusste. Leider gab es da ein Realitätsproblem bei ihm, er hatte noch keine Gelegenheit gehabt es zu besuchen. Am besten würde er sich im Hintergrund halten und hoffen, dass die Baupläne, die er gesehen hatte, auch der Realität entsprachen.


--- SB Mamori, Wissenschaft

Mit leicht zusammengekniffenen Augen besah Sara Ginelli kritisch die Ergebnisse über den Datenkristall, die auf einem Monitor dargestellt wurden. Schließlich nickte sie seufzend. "Okay, mehr Entschlüsselungsmöglichkeiten fallen mir auch nicht ein. Immerhin wissen wir jetzt, WO an dem Kristall wir die Daten finden - jetzt müssen wir nur noch herausfinden, um WAS es sich handelt. Danke, Mr. Jeevanprakash. Gute Arbeit. Ich schätze, es wird Zeit um Unterstützung zu bitten."

Sie tippte auf ihren Kommunikator: "Ginelli an Technik: Wir haben hier ein verschlüsselte Daten und bitten um Unterstützung. Gibt es einen Experten an Bord?"

   -- SB Mamori, OPS

"Hier Jahari. Ich komme vorbei und sehe mir das mal an", antwortete Shay und verließ die OPS mit schnellen Schritten.


--- SB Mamori Krankenstation

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Jetzt würden sicherlich die Sensoren an Vurtuss' Körper Alarm
> schlagen im Behandlungszimmer.
> Hören konnte er nichts davon - es war sowieso so unheimlich still
> um ihn herum.

Dr. al Misri nahm die 'Alarm schlagenden' Anzeigen durchaus wahr, die das Erwachen des Kelvaners signalisierten. Sie steckte allerdings mitten in der Behandlung eines verletzten Wartungstechnikers. Und überhaupt, womöglich war der wache Kelvaner sehr gefährlich!

"Computer: MHN aktivieren", kam sie auf die schnellste Lösung.

"Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls", meldete sich das Hologramm wie üblich, diesmal wieder in Gestalt der Vulkanierin.

"Der Kelvaner in OP 1 ist erwacht. Tun Sie was Sie können", wies Nasmat al Misri knapp an, während sie die Verbrennung an der Hand des Technikers sorgfältig weiter behandelte.

"Jawohl", erwiderte das MHN brav und kühl wie gewohnt und verschwand in den OP.

   -- SB Mamori Krankenstation, OP 1

"Wie fühlen Sie sich?" fragte das MHN den Patienten - was irritierend wirkte bei ihrer vulkanischen Gestalt, und musterte den 'zerknautschten' Vurtuss. "Sie benötigen Flüssigkeit. Können Sie trinken? Ansonsten wäre eine Infusion eine Alternative."

Vurtuss hörte ganz leise eine Stimme die sich wohl an ihn wandte. Seine Sinne waren noch nicht soweit klar, dass er seine Umgebung richtig wahrnehmen konnte. Er sah auch nur eine wage Gestalt vor sich, ohne behaupten zu können ob die Gestalt humanoid war oder nur annähernd humanoid, geschweige denn ob männlich oder weiblich. Anhand des Klanges der Stimme tippte er auf männlich, er hatte mühe zu verstehen was die Gestalt von ihm wolle. Seine Stimme versuchte er zu erheben, aber dazu reichten seine Kräfte noch nicht. Mühsam hob er die Hand und zeigte auf die Schläuche an seinem Körper.

"Also eine Infusion", stellte das MHN trocken fest und replizierte eine Nährlösung. Anschließend legte er mit holografischer Sicherheit einen Tropf. "Sie werden sich bald besser fühlen", redete es im Einklang mit medizinisch-psychologischen Erkenntnissen weiter beruhigend auf den Patienten ein.

Vurtuss merkte wie die Gestalt einen weiteren Schlauch an ihm anschloss, durch den eine Flüssigkeit in seinen Körper sickerte. Eigentlich hatte er durch seine Gestik eher fragen wollen, was die Schläuche an ihm zu bedeuten hatten aber nicht, dass noch einer dran sollte.

Zu schwach um sich dagegen zu wehren ließ er es sich halt gefallen was mit ihm geschah. Langsam ließ er sich wieder in die wirre Welt der Bilder in seinem Kopf hinab tragen.

"Gut", nickte das MHN zufrieden, "ich sehe dann später wieder nach Ihnen." Damit entschwand es aus dem OP.

   -- SB Mamori Krankenstation, Ambulanz

Während Doktor Tavington die ambulante Station durchquerte sah sie Doktor al Misri. "Madam, die Untersuchung hat keine akuten Beschwerden der Gefangenen oder eine Gefährdung der Station ergeben. Allerdings klagt ein Andorianer über Kopfschmerzen. Ich würde zudem gerne eine plastische Rekonstruktion vornehmen. Ein Anticanerin scheint heftig Prügel bezogen zu haben. Sie wurde zwar behandelt, aber relativ oberflächlich", berichtete Davey der Chefärztin.


--- SB Mamori, Wissenschaft

Nach wenigen Minuten stand Shay vor Ginellis Büro. Nach kurzem Zögern betrat sie dieses. "Wo liegt das Problem?" fragte sie.

Sara drehte sich um und lächelte die Technikerin an. "Hallo! So sieht man sich wieder. Oh, und wie ich sehe, heute ohne Augenklappe! Das freut mich! - Kommen Sie, setzen Sie sich. Sehen Sie, dies hier ist ein Datenkristall - und zwar von einem Kelvaner. Wir wissen nichts darüber, außer dass er Daten enthält. Und meinem fähigen Kollegen ist es gerade gelungen, dieses Ding irgendwie zu aktivieren und ist auch auf Daten gestoßen - nur sind sie alle verschlüsselt. Wie Sie sehen". Sara wies kurz auf den Monitor vor ihr. "Wir haben sämtliche uns bekannten Entschlüsselungsmethoden ausprobiert. Bis jetzt ohne Erfolg. Und da kommen Sie ins Spiel. Haben Sie vielleicht eine Idee dazu?"

"Ja, ich bin froh, dieses Ding los zu sein. Nur müssen meine Nerven sich jetzt erst einmal an das neue Gerät gewöhnen. Das ist auch nicht so prickelnd", antwortete Shay. Nachdenklich betrachtete Shay den Kristall. "Vielleicht ist es mit einer Möglichkeit verschlüsselt, die wir gar nicht besitzen, oder es reagiert nur auf Kelvaner und gibt ihre Daten nur einem Mitglied dieser Spezies Preis", vermutete Shay.


--- Planet Minory Prime, Hauptstadt Minoras, Botschaft

Übermüdet zwar, aber ordentlich frisiert und gekleidet eilte Doran Oscheewa in die Botschaft. Genau wie gestern. Zum Büro von Frau Shahin. Ebenfalls genau wie gestern. Das Gute daran war, er kannte bereits den Weg.

Vor weniger als einer Stunde hatte er es in den Nachrichten mit eigenen Ohren gehört: Die Föderations-Rasse war den Minorytanern freundlich gesonnen. Es würde eine Botschaftsniederlassung auf der Raumstation geben. Und dann hatte die Senatorin gesagt - die Worte klangen Doran noch wörtlich in den Ohren: "Neben diplomatischen Beziehungen werden wir auch Handelsbeziehungen aufnehmen." "Heißt das, die eröffnen hier auf Minory Prime Geschäfte?" hatte ein Reporter nachgefragt. "Möglicherweise. Um umgekehrt wird es in Zukunft vielleicht auch das eine oder andere minorytanische Geschäft auf der Raumstation geben."

Doran war sofort aufgesprungen. Ein Geschäft! Natürlich, das war die Idee! Er würde dort ein Geschäft eröffnen! Das war seine Chance, ein neues Leben zu beginnen! Völlig aufgelöst war er ins Bad gestürmt. Warum war er bloß nicht gleich darauf gekommen! Ein Geschäft führen, das konnte sogar er! Das konnte so schwierig doch gar nicht sein! Immerhin hatte er als Kellner Erfahrung im Bedienen gesammelt. Genauso musste man sich sicher auch als Händler verhalten. Immer freundlich, immer nachfragen und Vorschläge machen, Wünsche wecken... Natürlich, das war es!

Nun stand er da und pochte voller Elan an Frau Shahins Bürotür. Hoffentlich war sie da! Sie musste einfach da sein!

   -- Minorytanische Botschaft, Büro Shahin

Ehani Shahin hatte gerade das letzte Memo gelesen, welches von der Regierung heraus gegeben worden war. Darin stand, dass es ausgewählten Minorytanern erlaubt wäre, sich auf Mamori niederzulassen, wenn diese genügend Barmittel besaßen, einen guten Geschäftsplan aufwiesen oder einen sonstwie plausibel klingenden Plan hatten.

Nachdem sie mit diesem Memo fertig war klopfte es an ihrer Türe. "Herein", rief sie.

Schwungvoll öffnete Doran die Tür und trat ein. "Hallo Frau Shahin, ich grüße Sie", sagte er und verneigte sich ehrerbietig, "und ich gratuliere Ihnen. Zu Ihrem Erfolg. Gestern erst sagten Sie, dass Sie die Föderation nach Einwanderungsmöglichkeiten fragen sollten. Und heute war es bereits in den Nachrichten: Es werden minorytanische Händler für die Raumstation gesucht."

Vor ihrem Schreibtisch reckte er sich stolz auf und verkündete mit blitzenden Augen: "Sie brauchen nicht länger zu suchen. Ich bin Ihr minorytanischer Händler." Erwartungsvoll musterte er sie.

Skeptisch betrachtete Ehani Dorans Auftritt. "Aha", entfuhr es ihr ohne große Begeisterung. "Warum meinen Sie, besser qualifiziert zu sein als das Dutzend anderer, die sich beworben haben?" fragte sie. Das es keine anderen Bewerber bisher gab, musste sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden. "Außerdem gibt es klare Richtlinien, wem es gestattet werden soll, auf Mamori ein Geschäft zu eröffnen. Haben Sie eine größere Menge Barmittel oder einen Geschäftsplan, den ich mir ansehen könnte?" fragte sie. Ehani rechnete nicht damit, dass Doran mit dem einen oder anderen würde dienen können.

Dorans Augen verloren ihren hoffnungsvollen Glanz. "Größere Menge Barmittel? Frau, wenn ich das hätte, würde ich dann auswandern wollen? Ich finde hier ums Verrecken keinen Job, dabei bin ich bereit hart zu arbeiten. Ich brauche eine Chance, verstehen Sie?"

Er atmete einmal durch und würgte seine Enttäuschung hinunter. So leicht gab er nicht auf. "Warum ich besser bin als die anderen? Weil ich härter arbeite. Ich habe Erfahrung im Servicebereich. Ich kann gut verkaufen. Ich habe Manieren. Ich weiß wie man Kunden behandelt. Sie brauchen einen Geschäftsplan? Okay. Ich werde einen machen. Verraten Sie mir, was auf der Föderationsstation gefragt ist? Welche Geschäfte werden gewünscht? Woran hat die Föderation Interesse?"

"Die Föderation hat an vielen Dingen Interesse", erklärte Ehani. "Gastronomische Etablissements sind noch arg wenig vertreten auf der Station. Ich denke, im gastronomischen Bereich hätten Sie eine Chance. Wissen Sie denn, wie man so ein Geschäft führt?" fragte die Doran.

Dorans Augen gewannen ihr Leuchten zurück. "Gastronomie? Klar! In dieser Branche habe ich am meisten Erfahrung gesammelt. Ja, eine Kneipe vielleicht, oder ein Restaurant, das würde mir durchaus liegen. Mit minorytanischen und interstellaren Spezialitäten." Er lächelte Ehani begeistert an.

So langsam beeindruckte sie Oscheewas Begeisterung. "Nun, gut. Ich werde dafür sorgen, dass Sie beim nächsten Flug nach Mamori dabei sind. Man wird Ihnen rechtzeitig Bescheid geben", erklärte Ehani nach einigem Nachdenken schließlich.

Ein überraschtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Fantastisch. Vielen Dank, Frau Shahin. Herzlichen Dank. Sie werden es nicht bereuen. Dann gehe ich mal..." Er verneigte sich höflich und wandte sich zum Gehen. Auf dem Weg zur Tür stolperte er vor lauter Aufregung. "Ups... ich muss doch nach Hause, auf Nachricht warten... Vielen Dank noch mal, auf Wiedersehen." Schwups war er raus aus dem Büro.

Auf dem Gang ließ er seinem Jubel erst mal freien Lauf. Beobachter hätten meinen können, Doran hätte soeben 1.000.000 Majas im Lotto gewonnen. So in etwa fühlte er sich auch.

"Ja, Sie bekommen Bescheid. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Papiere in Ordnung sind", rief Ehani Oscheewa noch hinterher.

Dann wandte sie sich wieder ihrem Terminal zu und setzte Oscheewas Namen auf die Liste derer, die beim nächsten Flug nach Mamori dabei sein würden. Ihr eigener stand ganz oben auf der Liste.

   -- Minorytanische Botschaft, Büro Senatorin Tanaqua

"Ihr Würztee, Senatorin", huschte Seth Sadonaij kurz in ihr Büro und stellte ihr die Tasse mit dem lauwarmen Getränk auf den Schreibtisch, und schon war er wieder auf dem Sprung ins Vorzimmer.

Die Diplomatin hatte eine schreckliche Laune. Sicher war sie total übermüdet, immerhin war sie erst spät gestern Abend von dieser neuen Raumstation zurückgekehrt. Dann hatte sie noch mit Kanzler konferiert und schließlich gleich als Erstes heute Morgen eine Pressekonferenz gegeben. Die verkündeten Nachrichten waren ausnahmslos gut gewesen - aber das waren sie ja meistens. Schlechte Nachrichten wurden anders bekannt gegeben.

"Danke", murmelte Serillia müde und massierte sich den Stirnwulst. "Rufen Sie Frau Shahin. Wir müssen so schnell wie möglich mit dem Aufbau der Botschaft auf der Raumstation beginnen."

"Ja, Senatorin", nickte Seth, kehrte in sein Vorzimmer zurück und tat wie ihm geheißen.

   -- Minorytanische Botschaft, Büro Shahin

Kaum war Oscheewa gegangen und Ehani hatte den Papierkram ihn betreffend erledigt und sich den anderen Aufgaben zugewandt, als die Nachricht von Tanaquas "Höllenhund" eintraf. Warum musste die Botschafterin auch einen wie Seth als Sekretär haben? Nach einem tiefen Seufzer stand Ehani auf und ging zu ihr.

   -- Minorytanische Botschaft, Büro Tanaqua

"Hallo. Hm, schick heute", meinte Ehani grinsend zu Seth, sie liebte es ihn zu ärgern, und betrat Serillia Tanaquas Büro.

"Sie wollten mich sprechen, Frau Botschafterin."

"Ja, Frau Shahin", nickte Serillia und wies sie mit einer kurzen Geste an, gegenüber ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen. "Ich möchte, dass Sie den Aufbau der Minorytanischen Botschaft auf der Raumstation vorantreiben. Organisieren Sie alles, was Sie brauchen. Der Kanzler will, dass sie so schnell wie möglich ihren Betrieb aufnimmt. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut. Sie muss repräsentativ sein, natürlich. Und sie muss Minorytanisch aussehen und das bestmögliche Bild von unserer Kultur vermitteln. Und natürlich muss sie die sarkassianische um Klassen übertreffen."

"Aha, also gehobener minorytanischer Stil. Elegant, ansprechend, einladend, aber doch mit dem gewissen Etwas", rekapitulierte sie. "Ok, das sollte zuschaffen sein. Wie viel Zeit habe ich?" fragte sie.


--- Asteroid Stroia, Büro Quaipol

"Wähle Nachrichten-Profil aus, Sir", erklärte Garretragh Quaipols Medienassistent. Der kleine Fasa hatte ein Kamera-Headset auf dem Kopf und nahm den Ersten Außensekretär für die Pressemeldung auf.

Leger lehnte der Lafo gegen seinen Schreibtisch und lächelte dünn. Übertrieben freundliches Auftreten nahm ihm die Sachlichkeit.

Der Fasa machte ihm Handzeichen und Garry konzentrierte sich auf die Kamera. Da ihr Brechungswinkel entsprechend dem Headset ausgerichtet war blickte Quaipol direkt den Fasa an. "Guten Abend, Völker der Lomtare", begann er mit einer verpflichtenden Anrede. "Ich stehe nun vor ihnen, um von meinem Besuch auf einer fremden Raumstation zu berichten. Die Starbase Mamori wurde von der Föderation der Vereinten Planeten errichtet, einem Völkerbund, der in unseren Raumsektor expandiert hat. Um von den Kol'tra'lafo'fasa geduldet zu werden hat die Föderation ökonomische Beziehungen angeboten. Überdies stellt sie ihre Raumstation als neutralen Tagungsort für unsere diplomatischen Kontakte mit den Minorytanern zur Verfügung. Diese Bedingungen wurden von einer Delegation unserer Völker an Bord der Starbase ausgehandelt", fasste Garretragh Quaipol grob zusammen. "In den nächsten Tagen werden eine diplomatische Botschaft und ein Kontor der Company auf Starbase Mamori eingerichtet, um die Beziehungen der Föderation und von Sarkass zu festigen. In der Company registrierte Händler, die Interesse haben die Niederlassung auf der Starbase zu führen, melden sich bitte beim Außensekretariat auf Stroia", richtete er den Rekrutierungsaufruf an die Allgemeinheit.

Er machte eine Pause und blickte in eine andere Kamera, die nun übernahm, und wieder von einem Medienassistenten geführt wurde. Nach dieser Zäsur begann die demagogische Ansage: "Die Föderation besitzt keine ausreichenden Informationen über die Differenzen zwischen Minory Prime und unserem Volk, daher verhält sie sich neutral zu unseren beiden Völkern. Sobald unsere Kontakte zur Föderation sich gefestigt haben, werden ihre Verantwortlichen von der Rechtmäßigkeit unserer Ansprüche überzeugt sein. Dann hat Sarkass einen Partner, dem ebenfalls daran gelegen ist, einen akzeptablen und dauerhaften Frieden in diesem Sektor herzustellen."
************************************************************************