Mission 3: Attacke der Freibeuter

Starbase Mamori - Die Chronik
Juni 2007, Teil 2 / Juli: Gesamt 157 Züge
Spielzeit: 3. Juli 2380, ab ca. 11:00 Uhr
Sternzeit 57.506,8

Kapitel 47: Verhandlungen und Verwandlungen

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--- Piratenschiff "IKS Tik Tah", 12 Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori, im Gespräch mit einem Ferengi Marauder

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Sie suchen also solch einen Waffenhändler bei uns?" fragte der
> Ferengi Bractor vorsichtig nach. Eine Frage, die eigentlich schon
> von Nortan beantwortet worden war. "Wozu brauchen Sie in der Sache
> Krem? Eliminieren Sie ihn und ich werde Sie gegen eine kleine
> Provision an einen seriösen Waffenhändler vermitteln."

Nortan kribbelte es in den Fingern, diese Ferengi redeten stets zuviel. "Ganz so einfach wird es wohl dann doch nicht sein, Ferengi! Krem hatte immerhin die Idee und somit hätte er zumindest eine Chance verdient, das Geschäft fertig zu bringen. Danach ist immer noch Zeit frischen Blutwein anzusetzen", erklärte er Bractor.

Es war zwar nicht seine Art Gefangenen gegenüber Gefälligkeiten zu zeigen, aber da eh schon alles schief lief drückte er ausnahmsweise ein Auge zu.

"Außerdem kenne ich nur die richtigen Kontaktpersonen", fügte Krem hinzu, um seinen Kopf weiter aus der Schlinge zu nehmen. Es stimmte zwar nicht so ganz, aber 'eine Lüge ist gar keine, solange, bis jemand die Wahrheit kennt'. "Du weißt mit wem wir reden wollen. - Mit Ulis."

Nortan beobachtete die Reaktion von Bractor auf diese Halbwahrheit hin.

-- Ferengi Marauder der D'Kora-Klasse

Bractor war nun sprichwörtlich von Krem in die Ecke gedrängt worden. Wenn er jetzt weiter auf Krems Eliminierung bestehen würde und Krem die Wahrheit gesagt haben sollte, konnte ein Geschäft des Jahres durch die Finger gleiten. "Also gut," sagte Bractor daraufhin. "Soll Ulis über dein Schicksal entscheiden. Ulis wird sich bei euch melden. Bractor Ende."

-- IKS Tik Tah, Brücke

Nortan war etwas überrascht, dass Bractor so schnell beigegeben hatte. "Und nun, Du Wicht von Frisör? Wie geht es jetzt weiter?" fragte er Krem, während Mentak seine Vorkehrungen wieder abblies.

"Keine Panik", beschwichtigte Krem den Kommandanten der 'Tik Tah'. "Im Moment läuft alles nach Plan. Ich sagte Ihnen doch: Wir Ferengi spüren den Profit. Ulis wird sich bald bei uns melden. In der Zwischenzeit muss ich unbedingt Kontakt zu einer Person auf Saxon im sarkassianischen Sonnensystems aufnehmen."

Krem hatte sich schlau gemacht, wer hier im Sektor so Handel betrieb. Und ein Name auf der Liste war Ja'kuub Skonn auf Saxon. Nortan traute der Sache noch nicht so ganz. "Funkkontakt in Richtung der Sternenbasis der Föderation? Da gebe ich im Moment ungern meine Erlaubnis dazu", antwortete er mit den Zähnen knirschend.

Galep wandte sich zu Nortan und Krem. "Eure Lordschaft - mit Verlaub. Ich traue es mir zu eine Funkverbindung herzustellen, die nicht so schnell entdeckt wird, geschweige denn rückverfolgt werden kann", bot sich die Cardassianerin an.

Nortan überlegte. "Also gut. Frisör, walte deiner lebensverlängernden Aufgabe und sei gewiss, dass jeder Betrug dein Leben kosten wird", ermahnte er Krem.


--- Planet Saxon, geheime Raumüberwachungsstation der Famossa

"Es ist echt", meldete der sarkassianische Technik-Experte seinem Boss über das eingehende Rufsignal. "Und echt gut getarnt. Die verstehen ihr Handwerk. Unbekannte Spezies, unbekannte Technik, aber sie rufen zweifellos Sie, Mr. Skonn. Das ist nicht das Schiff, das unsere Sonde an Bord geholt hat, sondern das andere. Verschiedene Schiffe, völlig verschiedene Signale - das wird wohl kaum die gleiche Spezies sein. Und ganz bestimmt wollen sie nicht von der fremden Raumstation empfangen werden."

Ja'kuub Skonn nickte langsam. "In Ordnung. Na, dann gehen wir doch mal ran." Er nahm vor der Kommunikationsanlage Platz und wartete, bis ihm sein Techniker ein Signal gab.

Eine fröhlich-schwungvolle Wraquigo-Melodie dudelte durch den Kanal. "Bitte warten Sie. Ja'kuub Skonn ist gleich für Sie da." Dudeldidudel dudeldie dudeldei... "Im Augenblick sind alle unsere Plätze belegt. Bitte haben Sie einen Moment Geduld. Ja'kuub Skonn ist gleich für Sie da..." Dudeldidudel...

"Skonn hier. Was kann ich für Sie tun?" nahm der Tra in freundlichem Tonfall das Gespräch entgegen.

-- IKS Tik Tah

Galep wollte schon freudig verkünden, dass ein Kontakt hergestellt wurde, als sie dieses Gebrabbel im Äther hörte. Galep schaute Krem misstrauisch an und kniff dabei die Augen zusammen um ihrem Gesicht einen fiesen und düsteren Eindruck zu verleihen. Ehe sie Krem etwas sagen oder an den Kopf werfen konnte, meldete sich eine fremde Stimme als die gesuchte Person.

Galep schaltete schnell und winkte Nortan und Krem zu sich. "Galep vom Obsidianischen Orden auf geheimer Mission hier. Wir haben einen Gefangenen an Bord, der mit Ihnen sprechen möchte um sein Leben zu erhalten", meldete sie sich und sendete zugleich das Erkennungssignal des Ordens.

"Ich bin es", meldete sich Krem zu Wort, als würde er Skonn schon einmal kontaktiert haben. "Krem. Sie erinnern sich. Ich habe Ihnen gestern ein paar Schönheitsprodukte zum Einkaufspreis versprochen." Er hoffte dass Skonn kapierte und mitspielte. "Ich habe noch etwas Interessantes für Sie und für Ihr Volk. Die Produkte, die ich Ihnen anbiete, befreien Ihr Volk von einer lästigen Plage." Krem winkte schnell ab. "Nein, nein. Es geht nicht um Insektengift. Was halten Sie davon, wenn Ihr Volk an Waffen gelangen würde, die Ihr Gegner nicht besitzt?"

-- Planet Saxon, Famossa Raumüberwachung

Skonn zog seine Augenbrauen in die Höhe - was bei seiner starken Gesichtsbehaarung kaum auffiel. Na, das waren ja merkwürdige Personen. Taten vertraut und geheimnisvoll. Was glaubten sie wohl, wen sie da vor sich hatten? Ahnten sie etwas von der Famossa? Gehört hatte er bisher noch nichts von ihnen. Weder vom Obsidianischen Orden noch von einem Krem, der Schönheitsprodukte versprochen hätte.

Einen Augenblick überlegte der Tra, welcher "Kollege" ihm wohl da ins Handwerk gepfuscht hatte - selbiges gehörte dem sofort gelegt, wenn er Handelsangebote nicht sofort an ihn, den Chef-Einkäufer der Famossa, weitergeleitet hatte. 'Nicht jetzt', beschloss er sofort und schob den Gedanken beiseite - darum würde er sich später kümmern.

"Ich höre", konzentrierte er sich auf das Angebot der seltsamen Fremden. "Was für Waffen?"

-- IKS Tik Tah

"Um es kurz auszudrücken. Waffentechnologie, die Sie und Ihr Gegner nicht besitzen", antwortete Krem knapp Ja'kuub Skonn, um das Interesse an der Ware zu stärken.

Galep kam die Art und Weise des Gespräches schon leicht getürkt vor, sagte aber nichts, da Nortan in der Nähe stand und selber alles direkt mitbekam.

Vorsorglich schaltete sie kurz die Verbindung auf stumm und schaute seine Lordschaft fragend an. Nun musste er sagen wie es weiter gehen sollte.

-- Neutrale Raumstation Stelai'aedt, viele Lichtjahre entfernt

Während Krem mit Skonn redete, meldete sich Ulis von der Raumstation Stelai'aedt per verschlüsselten Subraumfunk bei Nortan. Ein dicker fetter Ferengi erschien auf einem Monitor.

"Ulis mein Name. Mir wurde gesagt, Sie haben Krem nicht getötet und haben dafür einen Geschäftsvorschlag zu unterbreiten. Sie müssen die Ferengi gut kennen", sagte Ulis zu Nortan. "Kein Ferengi würde zu einer Geschäftsgelegenheit nein sagen. Bractor sagte es geht um Waffen, die Sie transportieren sollen. Wer garantiert mir, dass ich mein Latinum bekomme? Wer sagt mir, dass Sie die Waffen nicht irgendwo für sich behalten? Ihr Ruf, Nortan, eilt Ihnen voraus."

-- IKS Tik Tah

Seine Lordschaft hatte sich den Kanal etwas abseits von Galep und Krem auf einen Monitor legen lassen aber so, dass er von Krem noch alles mitbekam, aber sein Gesprächspartner nicht.

"Zuviele Menschen lagen zwischen meiner Klinge und dem kleinen Ferengi, als dass ich ihn vor Ort umlegen konnte, und an Bord habe ich im Moment keinen Unwürdigen, der mir die Sauerei weg putzen könnte", erklärte er den Umstand für Krems Überleben. "Von einem gewinnbringenden Waffentransport wurde gesprochen. Ich habe aber auch keine Sicherheit bekommen, dass ich moderne Waffen bekomme für den Handel, keiner konnte mir bis jetzt zusichern, dass ich keinen Waffenmüll bekomme. Ulis, Ihre krummen Geschäfte sind genauso bekannt wie Ihr Name", antwortete er Ulis.

Während er auf eine Antwort wartete sah er, dass Galep fragend zu ihm hinschaute und die Verbindung des Friseurs mit Saxon auf stumm geschaltet hatte.

Nun waren die Verhandlungen an einem Punkt, wo es um die Qualität der Waffen ging, die auch den Preis und vor allem das Zustandekommen des Handels sichern würde.

-- Raumstation Stelai'aedt

"Ihr Abnehmer bekäme nur erstklassige Ware von mir", erwiderte Ulis. "Aber das hat natürlich seinen Preis. Einen Preis, den Ihr Abnehmer bereit ist zu bezahlen?" Fragend sah er Nortan an. "Kommen wir mal auf die Geschäftsbedingungen zu sprechen. Die Ware erhalten Sie von Bractor und bezahlt wird die Ware sofort bei Lieferung." Ihm fiel nebenbei ein: "Ach ja, Krem. Beamen Sie Krem sobald wie möglich auf den Marauder. Vielleicht ist er es doch noch wert, ihn am Leben zu erhalten." Mit dem Hintergedanken ihn doch noch zu lynchen.

-- IKS Tik Tah

Nortan hörte das Gesagte und die Nuancen zwischen den Worten und schätzte somit noch genauer seinen Gegenüber ein. "Was für Waffen sind das z.B. und wie hoch ist der Preis?" fragte er.

Mit einem kurzen Blick zu Galep versicherte er ihr, dass die Sache auf dem richtigen Wege sei und Galep zumindest auf den eigenen Waffenpool zugreifen konnte.

"Krem werden wir schon los, sobald er für uns an Bord nicht mehr von Nutzen ist", erklärte er.

-- Planet Saxon, Famossa Raumüberwachung

"Erzählen Sie mir mehr über die Technologie", fordete Ja'kuub Skonn gespannt. "Was für eine Art von Waffen bieten Sie? Handfeuerwaffen? Geschütze? Bomben? Mienen? Was für Munition? Wie groß? Biowaffen? Chemische, mechanische, Laser? Ich will technische Daten, Leistungsangaben, Bilder und so weiter. Das ganze Programm. Haben Sie gedacht, dass ich Steine in Kisten kaufe? Erst geben Sie mir die Informationen. Dann sage ich Ihnen, ob ich interessiert bin oder nicht. Und dann - treffen wir uns. Persönlich. Ich will die Dinger live und in Aktion erleben. Und DANN reden wir über den Preis. So läuft das hier. Also, haben Sie mehr als nur Versprechungen für mich?"

--- IKS Tik Tah

Krem dachte nicht daran, persönlich noch irgendwo hinzufliegen. Er wollte zurück zur Starbase Mamori, und das so schnell wie möglich. Wie war der schnellste Weg, um das zu erreichen? Das war gar nicht so einfach, wenn man unter Zeitdruck arbeiten musste.

Unabhängig von dem, was Ulis zu Nortan sagte, sagte Krem zu Skonn: "Am Besten vermittle ich Sie direkt zum Waffenhändler Ulis. Er wird Ihnen eine Liste von interessanten Waffen zusenden. Sie suchen sich ein paar Waffen zum Testen aus und Lord Nortan liefert ihnen die Testwaffen bis vor die Haustür. Gefällt Ihnen die eine oder andere Waffe, dann geben Sie eine Bestellung bei Ulis auf. Lord Nortan wird dann umgehend dafür sorgen, dass Sie die Waffen so schnell wie möglich geliefert bekommen. Also, ich verstehe das so. Sie haben Interesse. Ulis wird sich sobald wie möglich bei ihnen melden."

Galep rief die entsprechenden Daten vom Computer ab und spezialisierte die Daten vorerst einmal auf hochwertige Handphaser, wobei sie das Nonplusultra noch außen vor ließ. "Krem - schau, dass ist das, was wir jedenfall zu bieten haben, auch wenn Ulis nicht mitmachen sollte", informierte sie Krem leise und unauffällig.

Galep wusste, dass an Bord einiges davon sogar gelagert wurde, was in diesem Fall von Vorteil war, wenn es um die Vorführung und eine eventuelle kleine Vorablieferung ging.

Sie machte sich keine großen Gedanken um den Preis, da Ferengie immer zuviel verlangten und es meistens auch bekamen. Zudem wäre das dann ein Punkt, wo Krem mit Nortan verhandeln müsste wenn Ulis nicht mitziehen sollte.

-- Saxon, Famossa Raumüberwachung

"Nun gut. Dann soll sich dieser Ulis bei mir melden", brummte Ja'kuub. "Wenn er mir interesannte Informationen schickt, sehe ich sie mir an. Sonst noch etwas? Benötigen Sie sonst noch Waren oder Kontakte?"

-- IKS Tik Tah

"Ich kenne viele Kontakte, danke. Aus diesem Grund konnte ich für diesen Sektor von meinem Nagus die Ferengi-Handelslizenz erwerben. Ohne meine Zustimmung darf kein Ferengi hier Handel betreiben", erwiderte Krem. Die Handelslizenz, die Krem gestern bekommen hatte, war sozusagen eine Lebensversicherung vor Ulis. "Ich werde Sie auf jeden Fall noch einmal persönlich kontaktieren. Ich bedanke mich schon mal für Ihr Interesse und hoffe auf beiderseitige reichliche Profite."

-- Saxon, Famossa Raumüberwachung

Skonns Miene verzog sich ein wenig unwirsch. Der komische Glatzkopf mit den Riesenohren wollte ihm erzählen, woran er Interesse hatte? Bei Gelegenheit würde er ihm vielleicht mal eine Benimmlektion erteilen. Aber im Moment ging es ums Geschäft. Bessere Waffen waren definitiv interessant. "Na gut. Melden kann er sich ja", nickte er kühl und beendete die Comm-Verbindung.

-- Neutrale Raumstation Stelai'aedt

"Klingonische und romulanische Disruptoren zum Spottpreis für pro Waffe 10 Streifen Latinum", antwortete Ulis. "Wenn Ihr Abnehmer schwere Waffen benötigt, wie z.B. Sternenflotten Quantentorpedos (NRPG: Die aus den Sternenflotten-Wracks aus dem Dominion-Kriegs stammen), dann sind pro Torpedo 100 Barren fällig. Na gut, nur weil Sie mir sympathisch sind verlange ich nur 95 Barren pro Quantentorpedo. Da ich in guter Stimmung bin, erhalten Sie für den nicht ganz erfüllten Krem-Auftrag den ganzen Rest des ausgemachten Latinums. Übergeben Sie Krem an Bractor und Bractor übergibt Ihnen das Latinum. Haben Sie noch Fragen? Wenn nicht dann wissen Sie jetzt, wie und wo Sie mich erreichen können.

-- IKS Tik Tah

Nortan rechnete seine Gewinnspanne aus und nickte zustimmend. "Was anderes als die komplette Restbezahlung wäre auch nicht akzeptabel gewesen, Ulis. Wir werden bei nächster Gelegenheit wieder von einander hören - Nortan Ende", beendete er das Gespräch und wandte sich erneut an Galep und informierte Sie über die Preise der Ferengi.

Nortan kontaktierte danach Bractor und informierte ihn, dass er nun als Taxifahrer agieren durfte und Krem haben konnte, um ihn nach Mamori zurückzubringen.


--- Starbase Mamori, Wissenschaftslabor

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Nachdenklich musterte Sara Ginelli die Ingenieurin und hoffte,
> dass die noch irgend eine geniale Idee aus dem Ärmel schüttelte.

"Ich vermute, der Kristall gibt seine Daten nur einem Kelvaner in seiner ursprünglichen Gestalt wieder. Sprich, wenn er in einer anderen Form herumläuft, erkennt das Gerät ihn nicht als Kelvaner", meinte Shay nach einiger Überlegung. "Es gibt wohl hier nicht die Möglichkeit die... Ausstrahlung eines Kelvaners nachzuahmen, um so an die Daten zu gelangen? Eventuell auf dem Holodeck?" fragte Shay.

"Keine Chance", schüttelte Sara seufzend den Kopf. "Selbst wenn wir wüssten, welchen Teil einer kelvanischen 'Ausstrahlung' wir bräuchten... Wissen Sie, der Witz ist, Vurtuss scheint nicht zu wissen, dass er Kelvaner ist. Er muss schon fast sein ganzes Leben in seiner augenblicklichen Gestalt zugebracht haben. Er scheint keine Lust auf Veränderung zu haben - wir können ihn wohl kaum zwingen, kelvanische Gestalt anzunehmen. Womöglich kennt er die gar nicht - hat er zumindest behauptet. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz: Ohne richtigen Kelvaner kein Zugang zu den kelvanischen Daten, und ohne Daten über Kelvaner kein richtiger Kelvaner..."

Sie verdrehte die Augen und erhob sich. "Ich brauche jetzt einen Cappuccino. Sie auch einen?"

"Dann sehe ich im Moment leider keine Chance an die Daten heran zu kommen", meinte Shay bedauernd. "Alles was mir noch einfällt würde die auf dem Kristall enthaltenen Daten gefährden und wäre daher nicht angeraten", meinte sie. "Ja, gerne", antwortete Shay lächelnd.

Sara replizierte zwei Tassen Cappuccino und kehrte damit vorsichtig zum Tisch zurück. Eine stellte sie vor Shay ab, dann liess sie sich hinter die andere auf ihren Stuhl plumpsen. "Ich werde den Kristall nochmal Vurtuss zeigen. Sobald er aufwacht. Er ist gerade bewusstlos, auf der Krankenstation, und in schlechtem Zustand. Ich hatte eigentlich gehofft, auf diesem Kristall irgendwelche Informationen zu finden, die es uns ermöglichen ihm zu helfen."

Sie nahm einen großen Schluck Cappuccino und schloss dabei kurz die Augen. "Mmh, tut das gut."

"Tun Sie das, vielleicht kann er ja doch etwas helfen", meinte Shay, doch sie hegte wenig Hoffnung, dass Vurtuss ihnen helfen konnte.

"Ja, er ist sehr gut. Autsch... aber auch sehr heiss", meinte Shay mit leicht gequältem Gesicht und bewegte ihre Zunge, die sie sich gerade an dem Capu verbrannt hatte.


--- SB Mamori, Holodeck 3: Sicherheitsübung

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Ensign el Tharanir und ich werden versuchen, die Anzahl der
> Geiselnehmer und Geiseln herauszufinden und um welche Art
> Sprengstoff es sich handelt. Wenn wir genug Informationen gesammelt
> haben, treffen wir uns hier zu einer zweiten Lagebesprechung.
> Hat noch jemand etwas zu sagen?" frage Qual und sah zu Anderson.
> So ganz wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut. Auch wenn es eine
> Simulation war, er hatte schon viele Sicherheitssimulationen hinter
> sich, aber noch nie als Einsatzleiter.

Jirri war gespannt, wie Qual die Anzahl der Geiselnehmer herausfinden wollte, wo doch angeblich die Sensoren nicht mehr funktionierten. Sie fing an, diese Zeit immer mehr zu hassen. Als alle anderen gegangen waren, fragte Jirri Qual: "Und wie wollen sie an die benötigten Infos gelangen, wenn die Sensoren defekt sind?"

Entsetzen konnte man im Gesicht von Qual ablesen. "Oh man", sagte er und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. "Daran hab ich gar nicht gedacht."

Der junge Ferengi Ensign konnte nicht lange die Rolle des Entsetzen aufrechterhalten. Er ging ein paar Schritte und öffnete eine Zugangsluke. "Schon als Kind bin ich durch die Lüftungs- und Wartungsröhren gekrabbelt, um diverse Personen bei ihren Gesprächen zu belauschen", sagte Qual lächelnd zu Jirri. "Die Lüftungsröhren im Replimat haben Gitterluken. Wenn wir keinen Krach machen, merkt keiner dass wir da sind. - Vor oder nach Ihnen?" fragte er, wer zuerst in die Lüftungsröhre krabbelte.

Jirri verzog wenig begeistert das Gesicht. "Wieso hab ich eigentlich gefragt? Hätte mir ja klar sein müssen", meinte sie verdrießlich und kletterte in den Schacht und machte sich krabblend auf den Weg zum Promenadendeck, leise vor sich hin fluchend.

Betty McDougall folgte Vasu mit großen Schritten durch die Gänge. "Sir? Wie lautet Ihr Plan?" wagte sie zu fragen.

Schließlich war die Idee, einfach das - virtuelle - Promenadendeck zu betreten abgeschmettert worden. Fieberhaft zermartete sie sich das Hirn, wie sie bei ihrer Aufgabe von Nutzen sein konnte und gleichzeitig sicher stellte, dass keiner von ihnen als eine weitere Geisel endete.

"Plan? Wie sollen wir einen Plan entwickeln ohne Daten. Und genau die holen wir uns. Das Programm hat eine Geiselnahme als Inhalt, also wollen die 'Geiselnehmer' etwas. Finden wir heraus, was das ist."

Vasu ging mitten über das virtuelle Promenadendeck, das Gewehr in der Hand mit dem Lauf zum Boden.

"Halt!" rief der hochgewachsene Cardassianer vor dem Replimat energisch und richtete sein Phasergewehr auf Vasu. "Waffen weg!"

So, wie er sie fixierte, machte er nicht den Eindruck, als ob er etwas zweimal sagen würde. "Da sind sie", murmelte er in Richtung seines Nebenmannes, einem weiteren, jüngeren Cardassianer.

"Ich sag Bescheid", gab der zurück und verschwand rasch im Replimat.

Nach einer halben Schrecksekunde tat Betty, was sie tun musste: Sie trat direkt vor Vasu, in defensiver Haltung zwar, aber noch mit ihrem Phaser in der Hand.

Vasu fand es recht gewagt von der Frau, vor seiner Waffe zu retten, sie schien nicht ahnen, dass er durch sie hindurch schießen würde, um die Station zu schützen. Aber das kam erst nach den gescheiterten Verhandlungen. "Sie haben gegen mehrere Föderations-Richtlinien verstossen, legen Sie Ihre Waffen nieder und ergeben Sie sich."

Seine Augen suchten nach anderen Gängstern. Und überhaupt, einfach losstürmen wäre ihm lieber gewesen. Gegen Terroristen gab es nur eine Möglichkeit, einen richtigen Gegenschlag.

Der Cardassianer zögerte nicht. Der Sternenflottler tat nicht, was er sagte, also schoss er. Er zielte direkt auf die Hand der Frau mit der Waffe. "Waffen runter, habe ich gesagt", knurrte er.

Mit einem Aufschrei ging Betty zu Boden und hielt sich die Hand, die unwillkürlich ihre Waffe fallenließ.

Eine dicke alte Cardassianerin trat aus der Tür zum Replimat. Sie blieb unbeeindruckt im Hintergrund stehen. "Sie wollen verhandeln?" fragte sie Vasu. Eigentlich klang es nicht wirklich nach einer Frage.

Vasu ignorierte den Typ, der war eh nicht wichtig. "Wir werden nicht eher verhandeln, bis Sie die Geiseln frei gelassen haben." Vasu ließ sein Gewehr nicht los.

Das Gesichtsausdruck des schießwütigen cardassianischen Gorillas verfinsterte sich noch weiter. "Er hört nicht!" rief er empört und feuerte kurzerhand weiter, in Vasus rechten Oberschenkel. Er würde ihm ein Körperteil nach dem anderen durchlöchern, wenn es sein musste. Anscheinend bettelte der um Schmerzen. Konnte er haben.

Die dicke Dame blieb weiterhin unbeeindruckt. "Wir lassen die Geiseln erst frei, wenn Sie unsere Forderung erfüllen: Lassen Sie Ghul Solak und seine Männer frei."

Die Replimat-Tür öffnete sich erneut, und der junge Cardassianer von vorhin kam wieder zum Vorschein. Mit einem romulanischen Disruptor im Anschlag.

Vasu eröffnete das Feuer auf alles, was vor ihm stand. Als erstes auf den Cardi, der auf ihn gefeuert hatte.

Der brach rasch zusammen, aber nicht ohne Vasu vorher noch in den rechten Oberschenkel getroffen zu haben, direkt über Bettys Kopf hinweg.

Crewman Süß und Crewman Pester hatten einen Befehl von Qual erhalten. Den setzten sie jetzt in die Tat um. Eine wilde Schießerei begann. Phaserfeuer zucken in allen Richtungen.

Im Lüftungsschacht hörte man das Phaserfeuer und Qual fragte: "Haben wir Krieg? Das hört sich an, als überfalle uns das Dominion mit allen Waffen die sie besitzen." Qual krabbelte schnell weiter.

Der andere junge Cardassianer richtete sein Disruptorgewehr ebenfalls auf Vasu, aber bevor er feuern konnte, wurde er niedergestreckt - von Betty, die auf dem Boden mit den linken Hand nach ihrer Waffe geangelt und beherzt losgefeuert hatte. Ohne langes Zielen und mit der falschen Hand hatte sie ihn direkt in den Bauch getoffen. Er krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden.

Die dicke Cardassianerin stieß einen derben cardassianischen Fluch aus und zog sich in den Replimat zurück.

Und Vasu sprang auf und hinter her. "Ich werde zu alt für sone #Piep#! Los, die schnappen wir uns", rief er zu Betty und stürmte, humpelnd, in die Geschäftsräume. Im Laufen legte er das Gewehr an um besser zu zielen. Wo war diese Kröte?

Entgeistert rappelte Betty sich wieder auf. Der Typ ließ sich nicht aufhalten, und sie hatten keine Verstärkung... Was wollte er tun, die Geiselnehmer alle zu Klump schießen? Was war mit den Geiseln? Ihre Hand zuckte zum Kommunikator, um die Kollegen zu rufen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass die Teams andere Aufgaben hatten und ein Kommunikatorruf sie womöglich verraten hätte. Oder funktionierten die Dinger hier überhaupt? 'Ach verdammt', schimpfte sie innerlich über diese Situation und eilte hinter ihrem Chef her, die Waffe in der linken Hand.


--- SB Mamori, Krankenstation, Operationssaal 1

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Auf einmal spürte Vurtuss ein Ziehen an seinem Körper, als wollte
> irgendwas aus seinem Körper an mehreren Stellen heraus.
> Ein Ruck ließ seinen Körper sich kurz krampfhaft zusammen ziehen
> und unter einer Welle des Schmerzes stöhnte er auf.

Nach ein paar Augenblicken hatte er wieder einen halbwegs klaren Kopf und spürte, dass seine Liegeposition nun extrem unbequem war. Sein Kopf hing fast runter, während er im Hüftbereich die Kante des Biobettes überdeutlich spürte. Es hatte den Anschein, als ob das Biobett geschrumpft sei unter ihm.

Ein Blick auf seinen Körper zeigte, dass die Haut sich verändert hatte und dass er überall seitlich dicke Ausbuchtungen bekommen hatte. Mehr konnte er nicht feststellen weil er den Kopf nicht heben konnte, was er darauf zurückführte, dass er einen Krampf oder Muskelkater im Nacken haben konnte, weil selbiger wohl schon länger ohne Stütze runterhing.

-- SB Mamori, Medo-Labor

Davey Tavington saß an einer Konsole und wertete den Scan von dem Andorianer Krals aus, der über Kopfschmerzen geklagt hatte. Sie hatte einige Proteinverbindungen seines Gedächtnisses gefunden, die ins Leere liefen, die durchtrennt waren, oder denen längere Stränge fehlten. Deutliche Operationsnarben waren zu erkennen, man hatte ihn operiert, sein Gedächtnis verstümmelt. 'Wie furchtbar!' befand die junge Ärztin.

Ihre Aufmerksamkeit wurde nun aber plötzlich durch die medizinische Überwachung von OP 1 unterbrochen, die einen Alarm von sich gab. Die Biowerte des Patienten änderten sich radikal. Sie wurden nicht besser oder schlechter, sie änderten sich einfach, als erfahre er eine Art Transformation. Sie drückte auf ihr Sternenflottenbrustabzeichen und rief: "Tavington an Doktor al Misri. Notfall in OP 1, ich bin unterwegs."

Eilig sicherte sie ihre Auswertung vom andorianischen Scan und rauschte in Richtung OP.

-- SB Mamori Krankenstation, Ambulanz

"Warten Sie", versuchte Nasmat al Misri ihre junge Kollegin aufzuhalten, konnte jedoch nur noch befürchten, dass diese den OP1 bereits betrat.

"Computer, MHN aktivieren."

"Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls", meldete sich das MHN in Gestalt der Vulkanierin.

"Gehen Sie bitte rasch in OP 1 und sehen Sie nach dem Kelvaner. Dr.Tavington ist bei ihm, sie könnte in Gefahr sein." Noch während sie sprach, drückte Nasmat ihren Kommunikator. "Al Misri an Tavington", sprach sie rasch weiter, "bitte kommen Sie UMGEHEND in die Ambulanz."

Währenddessen entschwand das MHN kommentarlos in den OP.

'Hoffentlich ist es noch nicht zu spät', schoss Nasmat besorgt durch den Kopf. Kelvaner waren eine verdammt gefährliche Spezies. 'Ver...flixt, ich hätte sie besser warnen sollen', machte sie sich innerlich Vorwürfe.

Al Misris Ruf erreichte Davey kurz vor den Türen zu den OP-Sälen. 'Was soll denn das nun wieder?' fragte sie sich.

Entschlossen setzte Tavington ihren Weg fort, immerhin musste sie sich wenigstens überzeugen, dass der Patient versorgt wurde. Sie ging an al Misris Büro vorbei durch eine weitere Tür.

-- SB Mamori Krankenstation, OP 1

Dort lag ein extrem aufgedunsener und verformter Körper nur noch halb auf einem Bio-Bett. 'DAS ist der Patient?' fragte sich die junge Ärztin erschrocken.

Tavington registrierte das MHN im Raum und fragte: "Kommen Sie zurecht?" Das Hologramm bestätigte.

Vurtuss hatte einen ungewöhnlich langen Moment klaren Verstand. Er sah eine Ärztin auf sich zukommen und erhoffte sich von ihr eine Erklärung seines Zustandes. Auf einmal war dieses MHN da und jonglierte die Ärztin wieder raus, um dann selbst nah ihm zu schauen.

Verzweiflung machte sich in ihm breit und er versuchte eine Hand nach der Ärztin auszustrecken, um zu verhindern dass sie ging.

Es gelang ihm aber nicht und die Frau verschwand aus seinem Sehbereich, als aus seinem Körper etwas in Richtung Tür schnellte. Das Ding musste mit seinem Körper verbunden sein, da er einen höllischen Schmerz verspürte und laut aufschreien musste dabei.

Die hochgezogenen Augenbrauen des MHN in vulkanischer Gestalt verrieten die Überraschung über die herausschnellenden Tentakel. In seiner Datenbank waren keine Informationen über die vorliegende Spezies enthalten.

"Sie haben Schmerzen", stellte die Holoärztin sachlich fest und suchte nach einem Schmerzmittel, das bei den meisten Spezies wirksam war. Dann scannte es den Patienten, um die Verträglichkeit des gefundenen Wirkstoffs zu überprüfen. "Ich gebe Ihnen gleich etwas dagegen. Bleiben Sie ruhig, wir tun alles was wir können. Ihre Position sieht sehr unbequem aus. Anscheinend sind Sie gewachsen. Warten Sie, ich versuche Sie bequemer zu betten." Mit der Kraft eines Hologramms hob sie Vurtuss' Kopfende vorsichtig auf die Liege. "Wie ist das? Besser?"

Da sie keinen Hinweis auf eine Unverträglichkeit des Schmerzmittels finden konnte, injizierte sie es in den Hals.

Vurtuss spürte den Einstich nicht vor lauter Schmerzen. Nun lag sein Kopf wieder auf dem Biobett, dafür ragte sein Körper nun ab der Hüfte abwärts über das untere Ende des Biobettes, was natürlich auch nicht viel bequemer war.

Aus Wut und Enttäuschung peitschte der Tentakel durch den ganzen Raum. Als das Schmerzmittel sich in seinem Körper ausbreitete, begannen seine Adern förmlich zu brennen.

Die gesamte Situation verlieh dem gepeinigten Körper fast unmenschliche Kräfte, woraufhin er seine Fixierung sprengte und versuchte auf die Beine zu kommen.

Der Tropfhalter kippte nach hinten und klirrte gegen die Wand, während sich die Schläuche aus den Braunülen lösten.

Überrascht wich die Holoärztin einen Schritt zurück. "Moment", hob sie beruhigend die Arme, "geben Sie dem Mittel ein paar Minuten, es wird gleich wirken."

Vurtuss hätte gerne gelächelt, wenn sein gepeinigter Körper nicht den Geist mit peinigen würde.

Erneut scannte sie ihn mit dem medizinischen Trikorder. "Sie sind definitiv gewachsen", stellte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und in ruhigem Ton fest. "Und Sie wachsen weiter", erklärte sie mit Blick auf die Anzeigen.

'Sehr schlaue Bemerkung - typisch MHN!' dachte er sich so am Rande, während die Schmerzen seinen Kopf weiter peinigten.

Wie sollte sie so eigentlich die Medikamente dosieren? "Wie groß wird denn Ihre Spezies im Allgemeinen in dieser Form? Wir werden Ihnen ein passendes Biobett besorgen."

Er spürte zwar überdeutlich, dass etwas mit seinem Körper nicht stimmte, aber er hatte absolut keine Ahnung was das MHN da meinte. "Dummes MHN - von was redest Du denn da überhaupt? Wenn Du schon unqualifiziert bist, dann deaktiviere Dich wenigstens", brachte er mühevoll hervor.

Regungslos verbuchte die Holoärztin die Beleidigungen unter "Patientenerregung" und suchte weiter in seiner Datenbank nach Möglichkeiten, Vurtuss' Befinden zu verbessern oder wenigstens seine Beschwerden zu lindern. "Ich benötige Daten", stellte sie ruhig fest. "Aber dass Sie Gestaltwandler sind, ist Ihnen bekannt, ja?"

Mittlerweile füllte der Patient den halben OP. Das Biobett erschien unter ihm wie ein Fußhocker.

Vurtuss verstand nur noch Bahnhof. "Was bitte soll ich sein? Lassen Sie mal ihre Matrix generalüberholen", empfahl er dem MHN.

Das Ding, das seinen Körper verlassen hatte, war mittlerweile wieder zurückgeschnappt und in seinem Körper schmerzhaft verschwunden. Hätte Vurtuss sich so sehen können und wollen wäre er erschrocken, wie überdimensional sein Körper auf einmal war, nachdem er ja fast dehydriert hier eingeliefert worden war.

-- SB Mamori Krankenstation, Ambulanz

Davey Tavington machte wegen der kurzen Strecke gar nicht erst eine Meldung an Doktor al Misri, sondern ging die wenigen Schritte in die Ambulanz. Dort ging Doktor Tavington zur Chefärztin und stellte fest: "Sie wollten mich sprechen, Doktor?"

Nasmats Miene hellte sich auf. "Allah sei Dank, Ihnen ist nichts passiert!" rief sie erleichtert aus und tätschelte sanft Daveys Schulter. "Mrs. Tavington, darüber hätten wir eher sprechen sollen: Ist Ihnen bekannt, wie gefährlich die Spezies der Kelvaner ist, der unserer Patient Vurtuss angehört? Nicht ohne Grund lasse ich ihn fast ausschließlich durch das MHN behandeln. GERADE wenn es sich um einen Notfall handelt, oder um eine Änderung seiner Werte... Er ist Gestaltwandler! Da unsere Sensoren ihn nicht als Kelvaner, sondern als die jeweilige Spezies identifizieren, hatte ich befürchtet, dass er sich wandelt... Nun, haben Sie ihn in Augenschein genommen? Was halten Sie von seinem Zustand?"

Mittlerweile hatte sich die junge Chefärztin beruhigt und klang wieder ganz professionell. Gespannt musterte sie ihre junge Kollegin.

Eine Weile blickte Davey die Chefärztin irritiert an. Al Misri erzählte eine ziemlich starke Geschichte. Tavington überlegte eine Weile und meinte: "Ein Gestaltwandler... - faszinierend!"

Sie sortierte ihre Gedanken und antwortete Nasmat: "Der Patient ist eine amorphe Masse mit einem Durchmesser von über zwei Metern. Er hat mehrere Pseudopodien ausgebildet. Ich bin mir nicht sicher, ob er sie korrdiniert bewegen kann."

Da sie gerade dabei war konnte Doktor Tavington auch von ihren Erkenntnissen bezüglich des inhaftierten Andorianers berichten: "Bezüglich der Untersuchung der Gefangenen: Ich habe herausgefunden, dass man das Gedächtnis des Andorianers partiell gelöscht hat. Die Methode war brachial und oberflächlich."

"Allah", flüsterte al Misri erschrocken über diese beiden schlechten Neuigkeiten hinter vorgehaltener Hand. Blass nahm sie einen tiefen Atemzug und überlegte laut. "Kelvanische Form. Er ist... sehr gefährlich. Niemand außer dem MHN darf den Raum mehr betreten. Wir brauchen ein Kraftfeld drum herum. Höchste Stufe. Wir müssen es melden..." An diesem Punkt der Überlegungen angelangt, tippte ihre Hand auf ihren Kommunikator. "Al Misri an... den Captain", fiel ihr gerade beim besten Willen kein passender Name ein.

"Bitte spezifizieren", erklang die Computerstumme nach dem Fehlerpiepton, "Captain Charles Anderson. Captain Viqi Alidar. Kommandant Commander Anvar Vasu."

"Vasu. Al Misri an Vasu: Sir, der Kelvaner verwandelt sich... in einen Kelvaner", meldete die Chefärztin eilig.

-- SB Mamori, Holodeck 3, Sicherheitsübung

Vasu stürmte gerade in den Raum, als sein Kommunikator piepste. Das lenkte ihn so ab, dass er erschossen wurde, wie ihm der Schmerz in der Brust mitteilte. "Ja, das ist jetzt nicht wahr. - Machen Sie mal alleine weiter, muss mal kurz dran gehen." Damit winkte er seiner Begleiterin zu vorzurücken.

"Mir scheint, die Verhandlungen waren ein totaler Reinfall", meinte Jirri und versuchte schneller durch die Jeffriesröhren zu krabbeln.

"Ja, Vasu hier, was ist los?"

-- SB Mamori, Krankenstation, Ambulanz

"Der Kelvaner verwandelt sich, Sir", wiederholte Nasmat al Misri. "In seiner kelvanischen Gestalt könnte er sehr gefährlich sein. Ich dachte... das sollten Sie wissen. Wir errichten ein Kraftfeld um seinen Raum." Per Blick bedeutete sie Davey Tavington, sich darum zu kümmern. "Nur noch das MHN darf zu ihm", ergänzte sie noch und hoffte, dass der Kommandant irgendeine gute Anweisung hatte - denn sie selbst wusste im Augenblick nicht wirklich weiter.

Davey nickte ihrer Chefärztin zu und begab sich zu einer Arbeitsstation. Dort aktivierte sie das Kraftfeld, das auch für Patienten mit schwerer Strahlenvergiftung konzipiert worden war, und weniger für angriffslustige Fremdwesen. Der OP war immerhin keine Sicherheitszelle. Nichtsdestotrotz würde das Kraftfeld der kleinen Zweckentfremdung standhalten.

-- SB Mamori, Holodeck 3, Sicherheitsübung

Vasu schwieg einige Zeit und dann: "Verstanden, errichten Sie ein maximales Kraftfeld und melden Sie weitere Vorkommnisse sofort. Vasu Ende."

Dann sah er zurück auf das Holodeck und war eigentlich ganz froh über die Unterbrechung. "Vasu an Anderson. Es gibt einen Zwischenfall auf der Krankenstation mit dem Kelvaner. Es wurde ein Eindämmungsfeld um ihn errichtet. Ich werde dort mal nach dem Rechten sehen. Vasu Ende", und sah sich nach dem nächsten Turbolift um.

"Habe verstanden", bestätigte Anderson.

Da die Situation ohnehin im Moment eher verfahren war, entschloss Anderson sich, die Übung kurz zu unterbrechen.

"Computer, Programm anhalten", befahl er, und alle Hologramme befanden sich im Stillstand. "Sicherheitsteams zu mir", sagte er und wartete, bis sich alle um ihn versammelt hatten. "Nun, meine Damen und Herren, wie beurteilen Sie den bisherigen Verlauf der Simulation?"

"Besch... bescheiden", entfuhr es Betty, die heilfroh über den rettenden Stillstand war, ansonsten wäre sie gerade von einem der Cardassianer im Replimat schwer bis tödlich getroffen worden. Sie humpelte leicht, weil sie sich beim Zur-Deckung-auf-den-Boden- Werfen ein Knie tüchtig angeschlagen hatte, und wechselte ihre Waffe gerade automatisch wieder in die richtige, die rechte Hand - die während der Simulation unbrauchbar, weil getroffen war. "Katastrophal. Also, die Geiselnehmer sind Cardassianer, ein ganzer Haufen von ihnen... ", Betty zählte im Geiste die verschiedenen Gesichter, die ihr bisher begegnet waren, "... mindestens fünf. Schwer bewaffnet und gefährlich, feuern sofort drauflos. Commander Vasu haben sie erwischt - weil er gerade gerufen wurde. Mich hätten sie als nächstes platt gemacht, getroffen bin ich schon. Also, die Cardassianer haben sich im Replimat verschanzt, die Geiseln sind da drin hinten zusammengepfercht. Sie verlangen die Freilassung von einem.... Gul irgendwer und seinen Leuten. Gul... Lolak. Losak oder so. - Und... wie läuft es bei Euch so?" wandte sie sich an Qual und Jirri. "Wo bleibt denn die Verstärkung? Wir wären als nächstes weg gewesen."

"Sir", wandte sich Qual an Anderson. "Es haperte definitiv an der Kommunikation zwischen den einzelnen Teams. Der Austausch von Sicherheitsdaten muss schnell vonstatten gehen um Tätern das Handwerk zu legen. Crewman Süß und Crewman Pester waren als Verstärkung vor Ort Oder nicht?" Fragend sah er Süß an.

"Wir haben wie befohlen ein paar Cardassianer in Schach gehalten", war sich Crewman Süß keiner Schuld bewusst.

"Um es kurz zu sagen, es war eine Katastrophe", sagte Anderson. "Wäre das der Ernstfall, hätten wir jetzt zwei Tote zu beklagen und die Entführer wären noch dazu gestärkt aus der Auseinandersetzung hervorgegangen, und es wäre nicht auszuschließen, dass sie als Rache für unser missglücktes Feuergefecht ihre Forderungen verschärften, oder ein Exempel an den Geiseln statuierten", sagte Anderson. "So kann es also nicht funktionieren."

Jirri versuchte eine möglichst neutrale Miene beizubehalten. Dass dies in einer Katastrophe enden würde, war mit dieser archaischen Technik eigentlich kein Wunder. Noch immer hatte sie die Hoffnung, möglichst bald von hier wegzukommen.

Betty sah schuldbewusst drein und nickte langsam. Kurz glitt ihr fragender Blick über den Ferengi, aber der antwortete nicht. 'Und er hat getan was er sollte, man kann ihm kaum einen Vorwurf machen', dachte sie - zerknirscht, denn sie hatte eigentlich eine andere Aufgabe gehabt als eine Schießerei anzufangen. War es ihre Schuld? Aber was brachte schon die Schuldfrage...

Nachdem eine Weile keiner etwas sagte, blickte sie Captain Anderson direkt in die Augen. "Sir, was sollen wir nun tun?"

"Wir beginnen die Übung von vorn", sagte Anderson knapp. "Ich werde diesmal mitmachen. Wir beginnen wieder gemeinsam am Startpunkt. - Computer, Sequenz auf Anfang."

Einen Moment später stand die Gruppe wieder im Gang der Station in Richtung Promenadendeck. "Gut, da wären wir also wieder. Die Erkenntnisse aus dem ersten Durchlauf sind nun sinnlos. Das Programm ist so gestaltet, dass die Parameter sich ändern. Wir wissen also erneut nichts über die Zahl der Geiselnehmer, ihre Herkunft etc. Das ist erneut das erste, was wir herausfinden müssen. Es ist davon auszugehen, dass die Geiselnehmer auf dem Promenadendeck die Transporter stören, also können wir weder die Geiseln beamen, noch überraschend eindringen, sonst wäre das Szenario wohl auch hinfällig. Wir werden jetzt folgendes tun: Zunächst möchte ich, dass alle regulären Zugänge zum Promenadendeck gesichert werden. Errichten Sie Kraftfelder an allen Zugängen und sichern Sie diese mit je einer Person. Pester, Süß, das wird Ihre Aufgabe sein. Ensign Qual: Finden Sie bei der OPS heraus, ob wir das Promenadendeck scannen oder sonst irgendwelche Informationen bekommen können. Im günstigsten Fall gibt es Augenzeugen, die das Promenadendeck rechtzeitig verlassen konnten. McDougall, Sie checken die gemeldeten Passagiere der letzten 48 Stunden. Wir müssen so viel wie möglich erfahren, bevor wir eine Strategie festlegen können. Die Idee sich durch die Röhren anzuschleichen war prinzipiell nicht falsch, aber ich mahne zur Vorsicht. Es könnte Sprengfallen oder Sensoren in der Nähe des besetzten Bereichs geben."


--- SB Mamori, Krankenstation

Vasu wartete geduldig, bis der Turbolift ankam. Er war gespannt was nun wieder kommen würde. Die Türen öffneten sich und Vasu versuchte jemanden in der Krankenstation zu entdecken. Wo waren die denn alle?

Dr. Nasmat al Misri kam aus ihrem Büro angeeilt, wo sie gerade mit dem MHN gesprochen hatte, und strich in einer unbewussten Geste ihr Kopftuch zurecht. "Sir", nahm sie Haltung an und sah sittsam gekonnt an dem unbekannten Mann vorbei. Anscheinend zumindest, sie nahm ihn durchaus wahr. Dem Aussehen nach hätte er aus ihrer Heimat sein können. "Das Kraftfeld ist errichtet. Der Patient wächst, wandelt sich und scheint nichts darüber zu wissen, was mit ihm passiert. Wir können leider wenig für ihn tun."

Vasu war beruhigt und begeistert, wie gewissenhaft hier gearbeitet wurde. Der Patient war bestens versorgt und eingedost in einem stabilen Kraftfeld. Was wollte man mehr.

Nun tat er so, als würde er die medizinischen Daten über Vurtuss ansehen und verstehen. Dabei war er jedoch von der Übertragungen aus dem OP mehr fasziniert. Irgendwie erschienen ihm die Tentakel irreal, so als würde er einen Tricktechnikfilm sehen, nicht die Realität.


--- SB Mamori, Reales Promenadendeck, Plattenladen "Ramona"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Der Zusammenstoss mit Sheena riß Desh aus seinen Gedanken. "Guten
> Morgen", grüßte er allerdings erst einige Meter weiter zurück, da
> sein Gehirn so lange brauchte um von den komplexen Entwürfen wieder
> umzuschalten.

"Ich schaue nachher mal bei Dir vorbei", ließ Sheena im Weitergehen verlauten, ohne darauf zu achten, ob der Bajoraner sie hören konnte. Er war offenbar in Eile, da wollte sie ihn jetzt nicht stören.

Also betrat sie doch wie vorgesehen den Plattenladen und fand Floyd an der Musikbox herumbastelnd vor. "Und, brauchste Hilfe?" fragte sie ohne Umschweife und musterte die Regale.

Der Laden machte schon einen guten Eindruck, fand sie. Musik fehlte noch - ihre Visitenkarte. Und der eine oder andere coole Gag als Werbung zur Eröffnungsparty.

"Jetzt nicht mehr!" erwiderte Floyd etwas grantig und versenkte die letzte Schraube der Abdeckung. "Das taube Gefühl in meinen Fingern sagt mir, dass die Jukebox jetzt Strom hat und ansonsten sind die Regale auch voll, wie du sehn kannst."

Der Trill stand auf und ging ohne Sheena eines Blickes zu würden hinter den Tresen. "Misses High-Society musste gestern ja noch unbedingt einen Trinken gehen. Und dass die König vielleicht mal heute früh aufsteht um den Laden vorzubereiten, kann ich natürlich auch nicht erwarten."

Floyd überprüfte erneut die altertümlich aussehende Kasse. Nach den zahlreichen Kurzschlüssen, die der Trill verursacht hatte, wollte er nur zur Sicherheit die wichtigsten elektronischen Geräte testen.

Sheena verdrehte stöhnend die Augen. "Es IST verdammt früh. Und Mr. Boss musste mich ja gestern abend unbedingt zu dieser Händlerversammlung schicken. Da wurde halt gesoffen, und? Biste neidisch? Dann geh nächstes Mal halt selber!"

Sie nahm die Musikbox in Augenschein. "Sieht cool aus. Rooot. Okay, dann mal los."

Lächelnd drückte sie ein paar Tasten. Der altmodische Apparat blinkte, klackerte, etwas in seinem Inneren setzte sich in Gang - und dann erscholl die Musik. Andorianischer Blues. Der Klang war gar nicht mal so übel. Sie bewegte sich in tanzenden Bewegungen durch den Raum. "Ich hab eben ein Andorianerin kennen gelernt. Also die kommt heute schon mal zur Eröffnung. Und sie spielt Instrumente. Sie behauptet: Alles was Tasten oder Saiten hätte." Sheena lachte auf. "Kleine Angeberin. Ich werd mal mit ihr 'ne Session machen. Machste mit?"

Floyd lehnte über den Tresen und wartete, dass das Kribbeln in seinen Fingersptzen aufhörte. "Dir fehlt wo die Band", sagte er und klimperte etwas mit den Fingern. "Ich kann auch alles spielen - nur klingt das dann scheiße. Und schön, dass du eine Person auf uns aufmerksam machen konntest. Wie sieht es aber mit den Flyern aus? Und den Einträgen am schwarzen Brett? Hat sich das mit der Genemigung für die Beschallung heute Abend geklärt?"

Das Geklimpere mit den Fingern unterstrich unfreiwillig einen böswilligen Unterton, der gar nicht existierte oder sich wenigstens nur gegen den Schmerz der Stromschläge richtete.

"Hey, Du bist der Boss. Welche Genehmigung? Wer ist dafür zuständig?" gab Sheena grinsend zurück, während sie beobachtete, was Floyd mit seinen Fingern trieb. "Haste Dich verletzt? Musst Du auf die Krankenstation?"

Floyd sah etwas bedrückt zurück. "Nach dem komischen Tremor im Bizeps zu urteilen, glaub ich fast ja. Kabelsalat war noch nie meine Stärke und die Techniker der Station haben ständig was Besseres zu tun."

Der Trill fuhr sich über den Arm und ballte eine Faust. "Vorhin tat es noch weh, aber jetzt ist es besser... oder schlechter." Wenn er nur daran dachte, dass sein Arm bleibende Schäden davontragen konnte, wurde ihm sehr mulmig zumute.

Wieder aufgerichtet und den Blick endlich von der Hand gelöst ging Floyd auf die Tür zu. "Ich schau mal auf die Krankenstation. Und wegen der Genehmigung würde ich den fragen, dem das hier alles gehört, also irgendeinen von der Stationsadministration."

Vor der Tür wartete er einen Augenblick, falls seine Schwester noch etwas sagen wollte. Floyd war ja sonst nicht so, dass er wegen jeder Verletzung zur Krankenstation ging, und wenn dem doch so war, dann immer mit triftigem Grund.

Sheena wurde schlagartig ernst und ging zu ihrem Bruder an der Tür. "Hey, mach' uns bloß keinen Ärger", sprach sie mit dessen Arm, während sie sanft darüber strich. "Mach Dir keine Sorgen, das wird schon, eins nach dem anderen", lächelte sie Floyd aufmunternd zu. "Und jetzt geh' und lass Dich gesund machen. Bis gleich." Sie drückte Floyd einmal kurz und schubste ihn dann quasi hinaus.


--- SB Mamori, Wellnessladen "Oase"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Valerius machte eine kleine Pause und sah dann Kimon an: "Ich kann
> keine Versprechungen über meine Absichten machen, weil ich Tariki
> noch viel zu wenig kenne, Mr.Kimon. Ich kann Ihnen jedoch das
> Versprechen geben, dass ich sie nicht ausnützen werde, denn das
> habe ich noch nie getan. Ich nehme Beziehungen nicht auf die
> leichte Schulter. Aber ich weiß nicht, ob Tariki lockere Zügel
> überhaupt möchte. Sie... gibt es da irgendwetwas, dass ich wissen
> muss über ihre Vergangenheit?"

Kimon ahnte nichts von Valerius' Gedanken. Der Vergleich mit dem Tablett, der dem Magna Romanier gekommen war, lag Kimon sehr fern.

Natürlich war es unüblich, was er hier tat. Auf Ta'Una wäre ein möglicher Interessent zu ihm gekommen und hätte nach Tariki gefragt, nicht umgekehrt, wie es jetzt der Fall war. Doch Kimon hatte mittlerweile eingesehen, dass hier nun einmal nicht Ta'Una war. Hier galten andere Regeln, andere Vorstellungen von Beziehungen... "Nun, ich denke, was es über ihre Vergangenheit zu wissen gilt, das wird sie schon selbst erzählen können. Über das, was sie von ihrer Zeit auf Ta'Una und auf der Erde berichten möchte, soll sie selbst entscheiden. Wenn ich über sie hinweg entscheide, dann nur, um zu ihrem Besten zu handeln. So wie jetzt. Um ehrlich zu sein, habe ich ein solches Gespräch wie dieses hier noch nie geführt. Bisher habe ich auch... ähm... weder Töchter noch Schwestern, für die ich es hätte tun sollen. Und Tariki ist nicht... ich bin nicht in dieser Weise für sie verantwortlich. Es käme mir auch sehr seltsam vor, derlei zu tun für jemanden, der beinahe alt genug ist, meine Mutter sein zu können. Es geht mir allein darum, sie glücklich zu wissen. Und dazu gehört, dass sie sich mit... nun, mit Freunden umgibt, die ehrlich mit ihr sind. Shay Jahari ist dabei nicht das geringste Problem. Sollten Sie mit ihr eine feste Beziehung - gleich welcher Art - führen, hat dies keine Auswirkungen auf die Beziehungen, die Sie darüber hinaus eingehen mögen. Und wie diese aussehen, ist allein Ihre Angelegenheit. Ich weiß, daß die meisten Kulturen wie wahrscheinlich auch die Ihre nicht sonderlich offen über Beziehungen und ihre Natur reden, daher will ich es gar nicht erst provozieren. Mein Anliegen ist lediglich, dass Sie zukünftig offen mit Tariki umgehen. Und wenn ich richtig verstehe, ist dies der Fall."

Er ließ seinen letzten Satz mehr als Feststellung denn als Frage stehen und erhob sich. "Ich muß nun weiter. Ich denke, wir verstehen uns..."

Valerius stand ebenfalls auf und nickte: "Seien Sie versichert, Kimon, dass ich Tariki mit aller Ehre, die ihr gebührt, behandeln werde."

Was er da wieder für gekrauste Rüschen von sich gab, dachte er als er das gesagt hatte. Denn eigentlich war Valerius dagegen, dass Kimon es für so selbstverständlich hielt, sollte Shay nun ein Teil von Valerius Leben sein. Er war nicht so erzogen worden, sich in dieser Form von offener Beziehung zu mehreren, und auch nicht in engerer Beziehung zu mehren Frauen auszuleben und das auch noch für gut zu empfinden.

Was, wenn Tariki das genau von ihm erwartete, und noch besser, es selber so empfand und plötzlich irgendeinen Typen aus dem Ärmel zog und ihn Valerius servierte als Zweitmann - und basta - so ist es, mein Lieber?

Der Besitzer der Oase umfasste sein Glas, das nun schon fast leer war und es knackte bedrohlich. Naja, es war nur Glasimitat und würde nicht gleich in Scherben brechen. Schnell fing er wieder an zu reden und sagte zum Abschied: "Dann gehe ich jetzt davon aus, dass ich Tariki die nächsten Tage einmal zum Essen einladen kann und Sie zusagen werden?" Er reichte dem Counselor die Hand und lächelte zuversichtlich.

"Ich bestehe darauf." Kimons Lächeln, das seine Antwort begleitete, wirkte um einiges entspannter als noch Momente zuvor. Er hatte das Gespräch hinter sich gebracht, war davon überzeugt, dass es die beabsichtigte Wirkung erzielt hatte, und konnte Tariki eine positive Nachricht mitbringen.

Allerdings... auch Valerius' Haltung hatte sich verändert. Er wirkte... unzufrieden? Angespannt? Kimon konnte sich nicht wirklich erklären, was den Magna Romanier so anging. Von dessen Bedenken, Tariki könne ebenfalls Ansprüche in ihrer Beziehung stellen, ahnte er nichts. Wie auch? Und so ging er auf Valerius' Angespanntheit nicht weiter ein, sondern streckte seinerseits nun auch seine Hand aus, um die andere zu ergreifen. "Und wenn Sie mir diese Bemerkung noch erlauben: Warten Sie damit nicht zu lang. Tariki... nun, ich bin mir sicher, dass sie sich darauf freut."

Damit verabschiedete er sich von Valerius, ohne noch viele Worte zu verlieren. Für ihn war diese Angelegenheit erledigt und es war höchste Zeit, sich nun um weniger private Dinge zu kümmern.

Als er das gerade erwachende Promenadendeck überquerte, umspielte ein neues Lächeln seine Lippen. Was wohl Andschana sagen würde, wenn sie etwas von diesem Gespräch mitbekam? Und wie würde sie wohl reagieren, wenn Valerius sich nun wirklich um Tariki zu kümmern begann? Er würde ihr die Erlaubnis geben, sich ohne Andschanas Begleitung frei zu bewegen, wenn es um Valerius gehen sollte. Doch Andschana allein hier herumstrolchen zu lassen, das kam ihm gar nicht in den Sinn. Auch wenn es den allgemein vorherrschenden Sitten entsprach, doch sie waren schließlich noch immer Ta'Una, und Ta'Una hatte seine eigenen Vorstellungen von Anstand und Sitte...

Valerius sah dem Counselor nach, als er auf dem Promenadendeck verschwand und überlegte, wie er nun auf die Einladung Tarikis eingehen sollte, ohne sie gleich so verlegen zu machen, dass sie wieder ihre ernste Miene aufsetzte und sich aus dem Hier und Jetzt ausklinkte, um ihrer Vergangenheit nachzuhängen oder anderen Dingen, die sie aber nicht sagen würde.

'Warten Sie damit nicht zu lang' hatte Kimon gesagt. Nun, lange würde er nicht herumtrödeln, denn er konnte auch nicht gut dauernd Shay sekieren und sie auf die Dauer auf Abstand halten, den er schon beinah für unnötig gehalten hatte. Heute Nacht wäre er fast umgefallen, wenn nicht die vielen Drinks vom Vorabend auch mitgespielt hätten. Was brauchte man Prinzipien, wenn sie einem nur im Weg standen und das Vergnügen vermiesten?


--- SB Mamori, OPS

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Lt. Cmd. Talvert, ich schlage vor, wegen der besonderen Ereignisse
> der letzten Zeit, genauere Informationen über die 'S.S. Hamburg'
> einzuholen und das Schiff vor dem Andocken zu scannen", sagte Rem
> und bereitete bereits die nötigen Anfragen an die behördlichen
> Stellen vor.

"Danke, Mister Kuran, tun Sie das", erwiderte Suvan Talvert dem Taktischen Offizier. Der Halbvulkanier öffnete die Übersicht mit den Peregrin-Piloten in Bereitschaft und rief nach Captain Alidar: "OPS an Alidar. Nehmen Sie sich einen Wingman und gehen Sie auf Abfangkurs zu einem Frachter. Sobald Sie ihn getroffen haben, eskortieren Sie ihn zur Station."

Immerhin hatten sie eine vermisste "USS Jeremy" und ein Piratenschiff mit unbekannter Position im Sektor, da wollte der Erste Offizier ein ziviles Frachtschiff schon gar nicht ohne Begleitschutz fliegen lassen.

-- SB Mamori, Peregrin-Hangar

"Aye, Commander", bestätigte Viqi und öffnete einen Kanal zu Kerrig. "Kerrig, kommen Sie so schnell wie möglich in den Hangar, wir haben was zu tun", erklärte Viqi und schlüpfte schon mal in ihren Fluganzug.

-- SB Mamori, Quartier Kerrig

"Kerrig an Alidar. Habe verstanden, Captain. Ich bin unterwegs", antwortete Kerrig Saghi.

Sie erhob sich aus der Badewanne und wrang ihre Haare aus. Sie hatte eine Gänsehaut, ihre Lippen zitterten. 'Aber ich kann der Kälte trotzen! Ich bin gegen die größte Schwäche der Cardassianer abgehärtet!' dachte sie grimmig und empfand ein Erfolgsgefühl.

Rasch schwang sich die Halbbajoranerin unter die Schalldusche und beendete ihr Bad. Trocken und in Uniform eilte sie in den Hangar.

-- SB Mamori, OPS

Wrad nickte nachdenklich. "Wenn die 'S.S. Hamburg' sowieso auf dem Weg zu uns ist, kann sie vielleicht die Sonden mitbringen?" dachte er laut.

"Wenn noch welche auf der Strecke zwischen dem Frachter und der Station sind, ist das eine Idee", stimmte Suvan Talvert zu. Der Erste Offizier fragte Rem Kuran: "Commander, wird die 'Hamburg' uns eher erreichen als die Sonden?"

Immerhin waren zivile Frachter in der Regel nicht schneller als Warp 5 oder Warp 6.

"Negativ", antwortete Rem knapp. "Die Sonden sind nicht zwischen der 'S.S. Hamburg' und der Station. Außerdem bewegt sich der Frachter mit fast Warp 9. Laut letztem Inspektionsbericht wurden neue Warpgondeln installiert und die Hülle demensprechend verstärkt. Alles offiziell und mit Zertifikat. Bei diesen Schiff scheint es sich um das zu handeln, was es vorgibt zu sein", sagte er nicht ohne Unterton.

Dass die 'Piraten' so ungehindert die Station hatten betreten, ein Crewmitglied töten und dann wieder verschwinden können, war eine Schande. Es rückte die Besatzung und die Sternenflotte in ein schlechtes Licht. Zwar berichteten weder minorytanische noch sarkassianische Medien über die gestriegen Ereignisse, jedoch würde sich das ändern, sobald der Austausch mit beiden Planeten anlaufen würde.


--- SB Mamori, Peregrin-Hangar

Vor den beiden Peregrin-Jägern "Eryri Gwen" und "Sompec" traf 2nd Lieutenant Kerrig ihre Vorgesetzte. "Lieutenant Kerrig meldet sich wie befohlen", meldete sie sich bei der Khashtay.

"Gut, ab in Ihren Jäger und machen Sie ihn startklar", befahl Viqi und kletterte in ihren eigenen Jäger und ging die Checkliste durch, bevor sie sich mit der OPS in Verbindung setzte.

"Eryri Gwyn an OPS. Jäger startklar, erbitte Starterlaubnis", sagte Viqi.

"Verstanden, Captain", bestätigte Kerrig Saghi. Die Klingobajoranerin krabbelte in ihren Jäger und setzte sich einen HUD-Reifen auf. Ihre mütterlicherseits vererbte Stirn schloss in den meisten Fällen das Tragen von Helmen aus. Nun lief ein Reifen von ihrem linken Ohr um ihren Hinterkopf über ihr rechtes Ohr bis zu einem Bildschirm vor ihrem rechten Auge.

"Sompec an Eryri Gwyn. Bin startklar", meldete Saghi, als sie die Hauptsysteme und den Antrieb hochgefahren hatte.

-- SB Mamori, OPS

"OPS an Eryri Gwyn. Der Frachter 'Hamburg' hat einen sehr modernen Antrieb und lastet ihn gerade aus. Sie haben Starterlaubnis, aber halten Sie sich bereit, dass er an Ihnen vorbei rauscht", antwortete Suvan Talvert der Marine-Pilotin.

Wo er die Geschwindigkeitsdaten der 'Hamburg' auf seinem Schirm hatte meinte der Erste Offizier von Mamori anerkennend: 'Respekt, Respekt.'

-- SB Mamori, Peregrin-Hangar

"Verstanden, OPS", entgegnete Viqi und schloss den Kanal zur OPS. Gleichzeitig öffnete sie einen Kanal zur 'Sompeq' und briefte Kerrig kurz und knapp.

"Also los, fangen wir diesen Frachter ein", meinte sie und flog ihren Jäger aus dem Hangar. "Verstanden, Captain", antwortete Kerrig Alidar.

Sie flog neben der Khashtay her und ging parallel mit ihr auf Warp. Als die OPS von Mamori das Transpondersignal des Frachters weitergeleitet hatte scannte Saghi danach, um den Kurs der beiden Jäger zu bestätigen.


--- SB Mamori, Wellness-Laden "Oase"

Sein Chronometer piepste und kurz überlegte Valerius, was denn jetzt los war, da fiel ihm Mrs. Vaughn ein, die er ihrer Entspannung überlassen hatte. Rasch lenkte er seine Schritte zu ihrem Raum und trat ein.

Kirah lag auf dem Tisch und soeben veränderte sich die Musik im Raum und eine andere Duftnote, Ambra, überlagerte den vorherrschenden Blumenduft. Die Beleuchtung ging in einen dunklen Rot-Ton über und Valerius trat an eine Nische, steckte seine Hände unter den Laser. "Wie fühlen Sie sich nun?" fragte er.

Kirah registrierte erst gar nicht, dass Valierus den Raum betreten hatte. "Schläfrig. Entspannter als vorhin", antwortete sie.

"Das hört sich schon positiver an", antwortete Valerius und zog seine Hände wieder aus der Nische zurück. Er ließ seinen Blick über ein Wandregal schweifen, auf dem zahlreiche Fläschchen aufgestellt waren. Er nahm eines, stellte es aber wieder hin und wählte schließlich ein anderes.

Während er den Deckel abschraubte, kam er neben die Pritsche zu liegen und meinte: "Legen Sie sich auf die Seite, Madam." Eine Bauchlage war ja nicht mehr möglich, oder schon höchst unangenehm.

Diese Anweisung überraschte Kirah dann doch. Neugierig wie sie jedoch war nahm sie die geforderte Lage ein und war gespannt, wie eine Massage in dieser Position möglich war.

Als Kirah seitlich aufgebockt war, stellte Valerius erst einen Schemel auf die Seite, auf den er dann sein angewinkeltes Bein abstützte. Dann zog er Kirahs Tuch von ihrem Rücken hinab, bis es nur mehr den Poansatz bedeckte. Ihr Rücken war durchtrainiert und man konnte die stark beanspruchte Muskulatur entlang der Wirbelsäule sehen.

Valerius öffnete das Fläschchen und träufelte ein paar Tropfen des Öls in seine Handflächen, dazu mischte er noch aus einer anderen Flasche ein neutrales hautfreundliches Öl und rieb die Hände aneinander. Dann fing er an, das Gemisch über den Rücken seiner Kundin zu verteilen und gleichzeitig die Muskeln durch sanfte Kom- und Dekompression zur Entspannung zu bringen. "Wenn ich fragen darf, ...wann wird es soweit sein?" fing er ein ruhiges Gespräch an.

Kirah hätte fast aufgestöhnt, so gut fühlte sich die Massage ihrer gestressten Muskeln an. "In vier Monaten ungefähr", antwortete Kirah. 'Wenn es keine Komplikationen mehr gibt', dachte sie und war sich eigentlich fast sicher, dass vor der Geburt noch irgendwas passieren würde.

Der Magna Romanier knetete sich weiter an den Rückenmuskeln entlang und konzentrierte sich denn auf die Lendenmuskulatur, die am meisten zu arbeiten hatte. "Das sieht man Ihnen gar nicht an, dass es nur mehr vier Monate sein sollen", meinte Valerius und drückte fester auf einen besonders empfindlichen Neuralpunkt. "Wenn Sie es nicht mehr aushalten, schreien!" forderte er Kirah auf.

"Keine Sorge, sehr bald kann man es sehen", meinte Kirah schmunzelnd und wurde durch einen Schmerz im unteren Rückenbereich abgelenkt. Sie stöhnte auf, als Valerius den Punkt traf. "Keine Sorge. Das halt' ich schon aus", meinte Kirah und spürte, wie nach dem Schmerz die Anspannung nachließ.

Die Frau war hart im Nehmen. "Ma'am, ich muss schon sagen. Normalerweise jodelt der härteste Mann wie ein waschechter Tiroler, wenn ich den L4/5 dermaßen traktiere. Ihre Muskeln müssen ja wie Drahtseile gespannt sein..."

Valerius ging nun der Reihe nach sämtliche Akkupressurpunkte durch und fing anschließend mit der Klopfmassage an, die wohl viel angenehmer war.

"Sie können gerne meinen Mann fragen, bei was ich anfange zu jodeln. Da kippen auch gestandene Kerle um und stehen so schnell nicht wieder auf", meinte sie und dachte an die Alama Mission der Marines zurück. "Es fühlt sich einfach nur gö... gut an, was sie da machen", meinte Kirah. Das Prädikat "göttlich" war nur für Suvan bestimmt.

Valerius schmunzelte... er malte sich ein nette Bild aus, zwischen der Frau und ihrem Mann...was sie wohl da tun würden... und es war ein ganz anderes als Kirah vor sich hatte. Inzwischen war Valerius von der Klopfmassage dazu übergegangen, die gesamte Rückenmuskulatur ausustreifen. Immer von oben nach unten und die Haut auf Kirahs Rücken wurde zusehends besser durchblutet. "Wer ist denn ihr Mann?" fragte er nebenbei.

Kirah spürte, wie ihr Rücken immer wärmer wurde. Es fühlte sich sehr angenehm an. So als würde die Sonne kräftig auf ihren Rücken scheinen, aber viel entspannender. "Commander Talvert ist meine bessere Hälfte", antwortete sie.

"Commander Talvert..." Valerius dachte nach, ihm sagte nach dem gestrigen Tag der Name noch nicht viel und er verband auch nichts damit. Während er langsam zum letzten Teil der Massage kam und seine eigenen Schultern schon langsam müde wurden, streckte er sich einmal durch und klopfte dann zu guter Letzt die schwangere Vaughn durch wie einen Basketball beim Dribbeln. "Ich hoffe, ich bin vorsichtig genug und Sie werden sich bei ihm nicht über mich beschweren", lächelte er.

"Nein, das wird er schon nicht", erklärte Kirah grinsend. Wenn sie Suvan von Valerius' Massage vorschwärmen würde, dann würde Suvan den Gegenbeweis antreten, dass er genauso gut, wenn nicht sogar besser würde massiern können. "Sie waren genau richtig. Ich denke, ich komme noch öfter vorbei", meinte Kirah.


--- Asteroid Stroia, Sarkassianische Botschaft, Büro Quaipol

Garretragh Quaipol hatte ein Gespräch mit dem Magro Kras Antschirch vereinbart. In den nächsten Minuten musste es stattfinden. Quaipol beabsichtigte, den Kol-Sarkassianer zur Föderations-Starbase zu schicken, um ihn dort die Botschaft einrichten zu lassen. Es gab niemand Geeigneteren, schließlich war er auf der diplomatischen Reise zur Mamori Protokollchef gewesen und kannte sich dort somit ein wenig aus.

Bis Antschirch sich meldete verfolgte Garretragh mit halber Aufmerksamkeit einen Sportkanal. Zwei Fasa-Mannschaften versuchten einen Ball mit Schlägern durch eine Dünenlandschaft in zwei verschiedene Löcher zu treiben. Es war immer wieder ein kleiner Krimi, wenn die Mannschaftsmitglieder Kopf an Kopf auf den kleinen Ball zurannten, ihn davon schlugen, ihn dabei mit Sand verschütteten oder mehr oder weniger absichtlich mit den Schlägern einen Gegner trafen. Den anstrengendsten Part bei dem Spiel hatte der Schiedsrichter.

Kras Antschirch wappnete sich. Er schob seine Schultern nach hinten und seine Stirn nach oben. Dadurch bekam seine fliehende Stirn den Anblick von Wellpappe. 'Bleib locker' ermahnte er sich selber. Er wusste oder befürchtete zu wissen, was jetzt kommen würde. Sein Vorgesetzter ließ ihn nicht umsonst zu sich rufen. Garretagh Quaipol tat niemals etwas nur zum Spaß. Er klopfte und trat dann unaufgefordert ein, da er erwartet wurde.

Das erste, das der Magro sah, war ein Fasa-Ballspiel auf einem Bildschirm. Eine Übertragung der aktuellen Wasserballett-Starmania der Kol wäre ihm wesentlich lieber gewesen. Es gab unter den Finalisten einige wirkliche Talente, obwohl gemunkelt wurde, dass der großmaulige Juror Bieta Goolen sowieso schon den Sieger der Ausscheidung bestimmt hatte.

"Sie haben mich gerufen, erster Außensekretär?" fragte er während einer kleinen Verbeugung und trat vor Garretaghs Schreibtisch.

Garretragh Quaipol drehte sich zu Kras Antschirch um, nickte jovial und lächelte. "Richtig, verehrter Magro", bestätigte der Lafo-Sarkassianer. Mit einem weiteren Nicken deutete er auf den Bildschirm: "Haben Sie einen Favoriten? Die Mraquai Molemen liegen nach Punkten in Führung, aber sie haben allein in diesem Spiel schon zwei Penalties kassiert."

Ja, Strafen hatte es genug gegeben, für den unsportlichen Einsatz von Schlägern und Tritte, sowie für Blocken und Tecklen.

Was fragte ihn da der Außensekretär? Von den Fasa-Dünenballspielen hatte Anschirch genauso viel Ahnung wie ein Kamel vom Baumkraxeln...

"Oh, ich halte zu den Grünen!" antwortete er, da er keine Ahnung hatte, ob die Mraquai Molemen nun die Grünen oder die Roten waren. Um sich keine Blöße zu geben, ging er aber nicht weiter darauf ein, sondern verbeugte sich noch einen Tick tiefer.

Quaipol erwiderte die Verbeugung und richtete sich gemeinsam mit dem Magro wieder auf.

"Bildschirm aus!" deaktivierte er die Sport-Übertragung, und auf der Bildfläche erschien das beruhigende Hologramm einer Flusslandschaft mit viel beruhigendem Blau. "Dünenball scheint nicht ihr Sport zu sein, Kras", lächelte Garretragh jovial.

Der Erste Außensekretär ging hinter seinen Schreibtisch und rief die Daten der Konferenz auf Mamori ab. Den Desktop drehte er zu dem Kol-Sarkassianer Kras Antschirch um und erklärte ihm die Aufgabe, die er ihm stellen wollte: "Unsere Vereinbarung mit der Föderation sieht vor, dass wir eine Botschaft auf der Sternenflotten-Starbase einrichten dürfen. Sie waren an Bord, Sie kennen sich aus, Sie kennen die Leute, und Sie haben sich bei diesem Einsatz bewiesen. Ich wünsche, dass Sie die Botschaft auf Mamori einrichten, verehrter Magro."

Am liebsten wollte Kras nun in der Erde versinken. Er sollte auf diese Raumstation als Botschafter? Sein Innerstes schrie lauthals 'NAAAAAAAIIIIIIIIN!!!!!', während sein Äußeres unendlich dankbar war für die dünne Elastikhaut unter seinem grauen Dienstanzug. Er schwitzte, und wie er schwitzte. Der reine Angstschweiß strömte aus seinen Poren, vermischt mit dem öligen Schutzsekret, das seine Drüsen absonderten. 'Es wäre an der Zeit aus der Haut zu fahren und sich unter die Dusche zu werfen...Wasser.....Meer...schwimmen.....Hilfe!'

So oder so ähnlich stoben die Gedanken des Magro wüst durcheinander, während er seinem Vorgesetzten ins Auge blickte und einfach "Sehr wohl, verehrter erster Außensekretär, wie Sie wünschen", sagte.

Seine Lippen arbeiteten mechanisch und geschult und ließen die brodelnden Gedanken nicht an die Oberfläche. Vielleicht fiel Garretagh auf, dass Kras ein wenig zwinkerte, da ihm ein Schweißtropfen genau ins Auge gelaufen war. Obwohl Antschirch stand, war er ein gebrochener Kol, ein Fisch auf dem Trockenen, und eben liefen die letzten Tropfen aus seinem Aquarium. Stumm japste er nach Luft, aber da war keine. "Danke, dass Sie in mich so großes Vertrauen setzen. Wann werde ich aufbrechen dürfen?"

"Wann immer Sie wollen, die Botschaftsjacht steht Ihnen zur freien Verfügung", antwortete Garretragh Quaipol. Respektvoll neigte er sein Haupt zum Abschied und wünschte dem Kol: "Viel Erfolg, ehrwürdiger Magro."

Quaipol war das Blinzeln aufgefallen, auch wirkte Kras Antschirch irgendwie erschüttert von der Aufgabe auf die Raumstation zu reisen. Der wichtige Teil der Unterhaltung war allerdings, dass der Sarkassianer vor ihm den Auftrag ausdrücklich akzeptiert hatte, mehr interessierte Garretragh nicht.

Sofort hatte sich Antschirch mit der obligaten Verbeugung zurückgezogen und aus dem Büro Quaipols entfernt. Draußen begannen seinen Knie so zu schlottern, dass er sich erst einmal abstützen musste an der Wand. Schwer atmend schaffte er es dann später in sein eigenes Büro zurückzugehen.

-- Stroia, Büro Antschirch

Nein, es war nicht mehr sein Büro. Das war jetzt ein für allemal vorbei. Kras stellte eine Verbindung zu seiner Frau her, doch der Bildschirm zeigte nur sein eigenes und Priens lachendes Konterfei, die bekanntgaben nicht zuhause zu sein und doch eine Bildnachricht zu hinterlassen. "Prien.....Haifischzähnchen.....ich weiß das kommt jetzt ein bisschen überraschend, aber ich werde auf die Föderationsbasis als Botschafter abkommandiert. Quaipol setzt großes Vertrauen in mich, hörst du? Bitte pack meine Sachen zusammen und schick mir das nötigste nach. Ich weiß, dass du nicht froh darüber bist, wenn ich nur an den Wochenenden heimkomme.....ich liebe dich."

Kras beendete die Nachricht und wusste, dass er sich auf Prien verlassen konnte. Sie war immer seine Stütze gewesen.


--- SB Mamori, Sternenflotten-Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Eine leere Flasche Wein, sagen Sie? Im Kühlschrank?"
> Meyer sparte sich genialerweise die Frage, ob es sich dabei um eine
> Weißwein- oder eine Rotweinflasche handelte, um die Geduld des
> Franzosen nicht zu strapazieren. Die Stirn angestrengt in Falten
> gelegt, dachte er wirklich einige Sekunden darüber nach.
> "Vielleicht... ist die Blondine Anti-Alkoholikerin und hat auf diese
> Weise keinen Alkohol im Haus?" mutmaßte er.

Francois' Augen folgten dem Korken zur Seite, aber Meyers Antwort lenkte ihn vom genauen Betrachten des Korkens ab.

"Gut gedacht, mein Freund", antwortete er jovial und schob die Gläser über die Tischplatte zu Meyer, "aber trotzdem die falsche Antwort. Eine Blondine hat deswegen eine leere Flasche Wein im Kühlschrank, weil ja jemand zu Besuch kommen könnte, der keinen Durst hat."

Nun sah er ihn erwartungsvoll an und zog seine dunklen und schmalen Augenbrauen höher.

Für einen Moment starrte Meyer seinen Boss nur an. Einen sehr langen Moment. Dann schafften es Frage und Antwort doch, Meyers Verstand zu durchdringen und zusammenzukommen. Er begann zu lachen. "Keinen Durst! Der ist gut! Ich wusste gar nicht, dass Sie auch auf Witze erzählen programmiert sind." Mit einem breiten Grinsen begann er, die Gläser zur Hälfte zu füllen.

Für einen kurzen Augenblick lang hätte Francois seinem Adlatus den Finger ins Auge bohren können. Meyer machte es dem Maitre zusehens schwerer seine überschwengliche Stimmung beizubehalten. Aber Francois hielt sich selbst vor Augen, dass Meyer ad 1 etwas dämlich war, und ad 2 seine Dämlichkeit nicht absichtlich, sondern als Teil seiner Persönlichkeit zur Schau trug.

Deswegen stimmte er in das meckernde Lachen ein und als sein Glas gefüllt war, hielt er es zum Anstoßen hoch. "Dann, lieber Meyer, stoßen wir auf diesen schönen Tag an und es mögen noch viele weitere folgen. Bonne chance!"

Meyer hob sein Glas. "Bon... " Die französischen Vokabeln gebährdeten sich noch immer widerspenstig, wenn sich Meyer ihrer bedienen wollte und so zögerte er. Francois war in der Regel französischer als jeder gebürtige Pariser und so wagte Meyer es nicht, ihn mit einem deutlich wahrnehmbaren Akzent zu verärgern. Und so griff er auf seine eigene Sprache zurück, als auch er sein Glas hob und erwiderte: "Auf dass uns dieser Tropfen munde." Den Satz hatte er mal irgendwo gelesen und er fand ihn jetzt gerade ganz angemessen.

Nachdem er einen Schluck genommen und festgestellt hatte, dass dieser Wein nun wirklich nicht sein Kaliber war - doch er würde seinem Boss jetzt nicht sagen, in welcher Bowle er ihn sich gut vorstellen könnte - stellte er sein Glas vorsichtig zurück auf die Theke, strich sich eine imaginäre Strähne aus der Stirn und fragte: "Und wie gedenken Sie diesen unerwartet freien Tag weiter fortzusetzen? Haben Sie auch Pläne für die nächsten Stunden?"

Der Wein war vorzüglich und sein Aroma beinhaltete einen Hauch Vanille, den er aus den Eichenfässern bekam, in denen er immer noch gekeltert wurde. Nichts im Vergleich zu den billigen Eichenchipsersätzen, die zumeist verwendet wurden. Francois verharrte beim runden Abgang und erreichte fast einen Grad der Verzückung, den er schon lange nicht mehr gekannt hatte.

"Meyer," eine Träne der Freude hing an seinem Augenlid, die wohl wegen dem guten Schluck dorthin gelangt war, nicht wegen Meyers blumigen Trunkspruches, "ich werde mir heute eine Maniküre und einen Haarschnitt gönnen und danach eine gute Partie Billiard auf dem Holodeck spielen im Salon Margerite. Begleiten Sie mich doch dorthin."

Jovial lud er den Kellner ein, da ein weiterer Verlierer beim Billiard eine Bereicherung war. Und es war Francois von vornherein klar, dass Meyer kein Meister des Billiards war. Er stellte sein Glas neben das von Meyer.

Maniküre, Haarschnitt und Billard. Soweit, so gut und soweit auch nichts ungewöhnlich für den brettartigen Franzosen. Auch wenn für ihn 'Haarschnitt' bedeutete, seinen exakt abgezirkelten Scheitel mal wieder mit einem Lineal neu ausrichten zu lassen, bevor die Augenbrauen symmetrisch dazu gekämmt wurden. Aber! Aber die Einladung zum Billard war dann doch wieder an der Grenze des Erträglichen. Meyer verfolgte einige für ihn schon kompexe Gedankengänge. Wenn sein Boss jetzt das "Hot Spot" verließ und irgendwo zwischen Holodeck und Kosmetiker herumgeisterte, gab es niemanden mehr, der auf ihn aufpasste. Und labil war der, das zeigten ja schon seine Mimik, seine Einladung und sein freizügiger Umgang heute mit einer seiner kostbaren Weinflaschen. Also blieb eigentlich nur, dass Meyer ihn begleitete und acht gab, dass er nicht demnächst nackt über das Promenadendeck tänzelte, um dort mit einem Replikator anzubandeln. Und eigentlich passte das ganz gut, denn Meyer war ohnehin reif für Maniküre, Gesichtsbräunung und einer anschließenden Pflegepackung. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Und wenn der Franzose es entspannend fand, Kugeln mit einem Stock in kleine Löcher zu schubsen, dann sollte es Meyer nur recht sein. Immerhin konnte ihm auf dem Holodeck nichts passieren.

"Warum nicht? Möbeln wir uns ein wenig auf und machen dann das Holodeck unsicher!" Meyer strahlte einmal mehr, doch diesmal lag ein Teil echter Freude darin. Die Aussicht auf eine Maniküre mit einer sanften Handmassage konnte auch seine trübste Stimmung heben.

Mit seiner Rechten, die er jetzt wieder tadellos benutzen konnte, fuhr sich Francois über das glänzendschwarze Haar und betrachtete auch seine ohnehin gepflegten Hände. Er hätte mit Sicherheit nicht 'aufmöbeln' benutzt. Die Wortwahl bestätigte ihn in der Annahme von Meyers Kleingeistigkeit. Aber das Gesicht des Blonden erhellte sich bei der Erwähnung von "Friseur", als ob die Sonne nach einem Gewitterregen wieder durch die Wolkenwand brach.

"Gewiss, Meyer, lassen Sie uns diesen Wein schweigend genießen, bevor wir aufbrechen. Ich hatte gestern einen Termin bei Krem ausgemacht." Die Uhr zeigte kurz vor dieser Zeit. "Ein weiterer Kunde sollte kein Problem sein, nehme ich an."

Dass Krem seine Künste schon an zahnlosen Schreckensgestalten anderswo ausließ, wusste Francois Lecomté nicht. Wusste es der Schönling an seiner Seite? Er hob wieder sein Glas und genoss einen weiteren Schluck. Hätte er jetzt gewusst, was Meyer über ihn dachte, so hätte er ihm den Wein wohl zielgerichtet übers Haupt geschüttet.

Francois' Planung kam Meyer sehr entgegen. Er hatte bisher noch keine Erfahrung mit einem Ferengi als Friseur - eine abenteuerliche Vorstellung bei der mangelnden Körperbehaarung dieser Spezies. Doch vielleicht verpasste er da auch etwas... Deshalb freute er sich bereits jetzt darauf, denn auch er wusste nichts von Krems derzeitigen Alternativbeschäftigungen.

"Na, wenn sich dieser Krem nicht darauf freut, uns zwei stylen zu dürfen, dann weiß ich es auch nicht." Er nahm noch einen schnellen Schluck aus seinem Glas und stellte es dann mit einer endgültig wirkenden Geste auf die Theke zurück. "So, gibt es noch etwas zu tun, bevor wir den Laden hier verlassen?"

Francois schwenkte seinen Wein im Glas und betrachtete den rötlichen Schimmer im Glanze der Thekenbeleuchtung. Der sprachliche Ausdruck seines Barmannes ließ mehr als zu wünschen über. Meyer war kein zweiter Thomas Mann... eher ein Thomas Brezina. Auch das lieblose Hinstellen des nicht restlich geleerten Glases sprach nicht von noblem Benehmen, doch da sich Lecomté vorgenommen hatte heute nicht mit der banalen Welt zu hadern, machte auch Meyer diesmal das Maß nicht voll.

Francois streichelte zärtlich den Weinkelch und ließ die letzten Tropfen seine Kehle hinunter gleiten, dann nahm er beide Gläser und spülte sie hinter der Theke ab.

"Da keine Gäste eingetroffen sind, wird es genügen, ein Hinweisschild zu programmieren, dass Heute geschlossen bleibt. Tun Sie das, dann sperre ich zu."


--- Asteroid Stroia, Sarkassianische Botschafterjacht

Nun saß der Magro zusammengefaltet zu einem kleinen Paket auf einem der prunkvollen Sessel in Quaipols Jacht und wartete auf die Startfreigabe.


--- Piratenschiff "IKS Tik Tah", Brücke

Alles ging ziemlich schnell über die Bühne. Krem hatte das Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben. Na ja, irgendwann würde er noch darauf kommen. Hauptsache schnell von diesem D7-Kreuzer ... es betrat ein Klingone die Brücke ... und weit weg von diesen übelriechenden Klingonen. Ob er ihnen ein paar Körperpflegeprodukte verkaufen sollte? Nein, besser nicht. Ein Messer im Rücken war dem Profit nicht wert.

"So, lief ja etwas ungewöhnlich, aber wird sind ja schließlich auf einem ungewöhnlichen D7-Kreuzer", und Krem lachte nur kurz, weil keiner mitlachte. "Scherz beiseite. Galep sollte die Liste abschicken, die sie zusammengestellt hat." Er überlegte. "Ich glaube, ich kann von hier aus nichts mehr für Sie tun, Nortan. Ich mache lieber Geschäfte in gewohnter Umgebung. Die Farbe Ihrer Brücke stört mich. Sie sollten die Wände mal mehr in Richtung orange/lila oder rosa/türkis streichen´lassen. Das macht einen weniger aggressiv."

Bractor ließ in diesem Moment wissen, dass er bereit war, Krem an Bord zu nehmen und gleichzeitig das Latinum an Bord der 'Tik Tah' zu beamen. Was passierte, wenn der Beamstrahl, der Krem zu Bractors Marauder transportierte und der Beamstrahl, der das Latinum zum D7-Kreuzer transportierte sich kreuzten? Ergab das dann einen 'Latinum-Krem' am jeweiligen Ankunftsort?

Nortan gab Galep ein Zeichen und sie schickte die Liste ab.

Nortan zog Krem näher vor seine Augen. "Sei nicht zu erleichtert, Wicht - denk daran, wer uns den Auftrag für Deinen Mord erteilt hatte. Zudem ist unsere Brücke so in Ordnung wie sie ist, zumal es die Brücke eines Kampfschiffes ist und nicht die Brücke eines lauwarmen Ferengi Marauders", maßregelte er Krem zum Abschied.

Danach stieß er den Ferengi in die Arme des Klingonen, der gerade die Brücke betreten hatte. Selbiger zog Krem unsanft in Richtung Transporterraum und rammte ihn fast in die Beamplatte.

Der Klingone leitete den Beamvorgang ein, und während Krem verschwand erschien auf dem Nachbarfeld das Latinum, das Bractor noch Nortan geschuldet hatte.

Das Latinum wurde abgezählt und in die Kabine seiner Lordschaft gebracht.

Nortan gab das Zeichen sich zurückzuziehen aus dieser Gegend.

Ulis und Bractor wussten ja, wie sie die Freibeuter erreichen würden wenn es zum Waffenhandel kommen sollte.


--- SB Mamori, Büro Kimon

Der Weg war nicht allzu weit bis zu seinem Büro und Kimon hatte es auch ohne Umwege schnell gefunden.

Als er den Raum betrat, ließ er seinen Blick über die noch immer kahlen Wände wandern und seufzte. Der ganze Raum strahlte noch immer eine so typische, nüchterne Sterilität aus, die es ihm schwer machte, sich hier wohl zu fühlen. Es war kein Wunder, dass es vielen so schwer fiel, von Problemen zu erzählen - die Atmosphäre lud absolut nicht dazu ein. Wie weit dagegen war Valerius mit seiner "Oase" gekommen!

Nun, jetzt war keine Zeit, über graue Wände und standardisierte Einrichtungen nachzudenken. Zwei Termine hatten heute eine viel größere Priorität und der erste hatte sich vorhin bereits angekündigt, war bisher jedoch noch nicht eingetroffen.

Er suchte Crai Dervons Akte heraus und überflog sie, bevor er ihn selbst über Intercom kontaktierte. "Kimon an Ensign Dervon. Ich bin jetzt in meinem Büro. Können Sie jetzt hier vorbeikommen?"

-- SB Mamori, Promenadendeck

"Dervon an Counselor Kozure", antwortete Crai Dervon. "Ich bin schon unterwegs, Sir."

Der Hakanianer nahm sein halb ausgetrunkenes Wasser und stellte es wieder in den Replikator, wo es entmaterialisiert wurde. Zügig ging Crai zum Turbolift und fuhr damit auf Deck 4.

Auf Deck 4 verließ Crai den Turbolift, ging rechts vorbei an der ambulanten Aufnahme der Krankenstation und drückte links den Türsummer am Büro des Counselors.

-- SB Mamori, Büro Kimon

Als Crai sich meldete, beschlich Kimon ein weiteres Mal das Bedürfnis, ihn wegen seines Nachnamens zu korrigieren, doch er schwieg. Hier war es halt 'nur' ein Name, der zur Kennzeichnung und zur Unterscheidung diente, er repräsentierte nicht all das, was Kimon war.

Während er auf Crais Ankunft wartete, organisierte er sich einen jacori und ignorierte die Tatsache, dass die Würzung des Getränks absolut daneben geraten war, als er einen ersten Schluck nahm.

Er saß bereits wieder in seinem Stuhl, als der Türmelder summte. "Herein", sagte er und als sich die Tür geöffnet hatte: "Bitte, kommen Sie herein und setzen Sie sich. Kann ich Ihnen etwas anbieten?"

"Vielen Dank, Sir. Für ein Glas Wasser bin ich dankbar", antwortete Crai Dervon während er Platz nahm. Alles andere wäre zu mächtig. Wasser ging oben rein und unten raus ohne sich auf die Hüften zu legen.

Er musterte den Ta'Una einen kurzen Moment. Counselor Kimon Kozure war darauf ausgebildet Lügen zu erahnen und den seelischen Verfassungszustand seines Gegenübers zu erkennen.

Der Hakanianer Crai Dervon war Telepath, der eine Amnesie vortäuschen musste, und trotzdem kompetent und gesund genug erscheinen musste, um an Bord der Station arbeiten zu dürfen. Zudem hatte Dervon 500 Jahre Geschichte zwischen sich und Kozure. Das mochte nichts bedeuten, doch mindestens das Intergalaktik- und das Intertemporal-Zeitalter lagen zwischen den beiden Männern. Es war müßig zu überlegen, welcher von ihnen daraus einen Vorteil hatte. "Ich brauche ein Gutachten von Ihnen. Ich möchte die Rechte und Pflichten meines Ranges, eines Ensign Junior Grade wahrnehmen können, obwohl ich unter partiellem Gedächtnisverlust leide", erklärte Crai dem Counselor.

"Hm", war zunächst alles, was Kimon antwortete, während er noch einmal aufgestanden war, um am Replikator ein Glas Wasser zu ordern. Er nahm es entgegen und stellte es vor Crai ab, bevor er sich wieder setzte.

"Die Umstände Ihrer Ankunft gestalteten sich gestern Abend recht ungewöhnlich. Wenn ich recht verstanden habe, begründet sich Ihre partielle Amnesie genau darauf. Daher interessiert mich primär, auf welche Bereiche und Zeiträume sich Ihr Gedächtnisverlust konzentriert und ob sich seit gestern Abend etwas daran geändert hat. Haben Sie das Gefühl, ob Ihnen weiterhin Erinnerungen abhanden kommen oder sind Ihnen mittlerweile Dinge wieder eingefallen, an die Sie sich gestern nicht erinnert haben?"

Kimon musterte sein Gegenüber. Er konnte dessen Wunsch, so bald wie möglich die Arbeit wieder aufnehmen zu wollen, nicht vollständig nachvollziehen. Wäre er an seiner Stelle, würde ihn sein Zustand erschrecken und Kimon war sich sicher, dass er sich in diesem Fall vor allem darum kümmern würde, ob dieser Zustand irreversibel war. Seine Erinnerungen waren ein Teil von ihm und machten ihn aus... fehlten Erinnerungen, fehlte ein Teil seiner Persönlichkeit. Oder war dies Crais Methode, seinem Gedächtnisverlust zu begegnen? Statt Ursache und Auswirkung nachzuforschen, kümmerte er sich darum, beschäftigt zu sein, nicht zu grübeln, nicht den momentanen Tatsachen bewusst gegenüber zu stehen. Ablenkung statt nachdenken. Natürlich, es war eine Möglichkeit. Vielleicht keine, die Kimon sympathisch war, aber es war eine.

"Ich weiß Dinge, die ich mir aus meiner Akte wieder anlesen konnte. Ich weiß was mein Beruf ist und wie ich ihn ausführe. Was fehlt ist meine komplette Biografie: Kindheit, Jugend, Sternenflotte, meine Frau... meine Tochter...", erklärte Crai Dervon dem Counselor und musste tatsächlich trocken schlucken.

Er liebte Jirrida, und er liebte B'Elanna. Er fühlte sich irgendwie schuldig Kimon nun zu erzählen, er würde die beiden nur aus seiner Akte kennen. "Das kann ich nicht sagen, ob seit gestern weitere Erinnerungen verschwunden sind, oder ob sich mein Zustand bessert. Daher möchte ich so schnell wie möglich meine gewohnten Tätigkeiten wieder aufnehmen, ich möchte Assoziationen herstellen. Ich glaube einfach nicht, dass mir trockene Recherche weiterhelfen kann", erläuterte der Hakanianer Kimon seine frei erfundene Notsituation.

"Was Ihnen also im Allgemeinen fehlt, ist alles, was mit Ihrer eigenen Person, Ihrem bisherigen Leben zu tun hatte. Was und wer Sie sind, was Sie und Ihre Persönlichkeit geformt hat, Ihr eigenes Ich... " Ein erschreckender Gedanke für Kimon. Doch vielleicht sah Crai das anders, sein Wunsch deutete dies an. Trotzdem... "Ihre Familie. Ihre Frau und Ihre Tochter sind mit Ihnen hergekommen, wie ich sehe. Wenn dieser Teil Ihrer Vergangenheit ebenfalls verschwunden ist, kann dies ebenfalls eine Belastung sein. Ihre Tochter ist noch sehr jung, sie wird wahrscheinlich einfach neugierig auf die neue Umgebung sein. Ihrer Frau hingegen hat der gestrige Abend sehr zugesetzt. Sind Sie sicher, dass Sie nicht zunächst sie unterstützten sollten? Erst einmal... zu einer gemeinsamen Normalität finden, bevor Sie sich in den Alltag integrieren."

Er nahm noch einen Schluck aus seinem Becher und musterte Crai genauer. Sein Gegenüber wirkte gefasst, fast zu ruhig.

"Ich verstehe Sie nicht, Sir", meinte Crai Dervon und musste Kimon dabei nicht einmal anlügen. "Ich will ja gerade meinem Arbeitsalltag nachgehen, um mich gewohnten Tätigkeiten auszusetzen, die mein Gedächtnis anregen. Wie kann ich mir und meiner Frau besser helfen? Wie soll ich sie unterstützen, wenn ich weder weiß er sie ist, noch wer ich bin?"

Der Hakanianer spürte die Skepsis des Ta'Una. Aber genau jetzt einen kleinen Ausbruch zu beginnen, quasi auf Kommando, würde Counselor Kimon nur verdächtig vorkommen. Crai würde seine Fassung behalten. Irgendwann würde Kimon der Gedanke kommen, dass Hakanianer von Natur aus über ein sehr stabiles Gemüt verfügten, was sie als Telepathen auch brauchten.

Über die Stabilität eines Gemütes nachzudenken, lag Kimon in diesem Moment allerdings sehr fern. Er lehnte sich zurück und legte sich seine Antwort sorgfältig zurecht. Offensichtlich hatte Crai eine andere Art, mit der derzeitigen Situation umzugehen und die hieß vor allem: Ablenkung. "Sie könnten sehr viel tun, um Ihre Familie zu unterstützen. Ihre Frau machte gestern Abend den Eindruck, unter der aktuellen Situation zu leiden. Sie haben mit ihr eine Familie gegründet, Sie haben einen wichtigen Teil Ihres Lebens mit ihr verbracht... Auch wenn Sie sich derzeit nicht daran erinnern, sind Sie derjenige, zu dem sie die engste Bindung hat und ihr schon allein durch Ihre Anwesenheit helfen kann. Gemeinsam Ihrer Situation zu begegnen, sich bewusst damit auseinander zu setzen. Einen gemeinsamen Anfang zu machen, um einen Fixpunkt zu haben. Oder ist es problematisch für Sie, zur Zeit mit Ihrer Familie umzugehen?"

Kimon versuchte durchaus, sich ein Bild über Crai und seine Verfassung zu machen. Doch die Informationen waren bisher sehr dürftig - dazu kam die ungeplante und plötzliche Ankunft Crais an Bord. Bisher war die Ursache seiner Amnesie ungeklärt, im Zentrum nur der Wille, unbedingt wieder an die Arbeit zu dürfen. Die dahinter liegende Motivation wirklich zu erfassen, gelang Kimon noch nicht.

"Momentan ist das einzige, das mich mit meiner Frau verbindet, dass wir beide weder wissen wer wir selbst oder unsere Ehepartner sind", meinte Crai scharf.

Er fühlte sich sehr unwohl dabei Jirrida derart zu verleugnen. Kimon mochte die Schärfe vielleicht wie Verzweiflung vorkommen. "Wie soll meine Anwesenheit ihr helfen? Ich weiß doch auch nicht weiter, als Jirri selbst", drückte Dervon dem Counselor aus, dass er kein Verständnis für dessen Annahmen hatte. "Counselor Kozure... meine Frau und ich sind Sternenflottenoffiziere", erklärte der Hakanianer nachdrücklich. "Das bedeutet, dass Arbeit, dass unser Dienst ein wesentlicher Teil unseres Lebens war. Diesen Teil können wir wieder haben. Diesen Teil wollen wir wiederhaben!"

Kritisch fragte Crai Dervon sich in diesem Moment, ob er seine Darbietung übertrieb.

Ein weiteres Mal schluckte Kimon den Ärger über die falsche Ansprache herunter. Jetzt war nicht die richtige Zeit dafür. Und so korrigierte er lediglich schlicht: "Mein Name ist lediglich Kimon. Ich würde es bevorzugen, ausschließlich damit angesprochen zu werden."

Er ließ keinen Raum für eine mögliche Antwort Crais, schließlich war das Thema damit für ihn geklärt. "Ich kann nachvollziehen, daß Ihnen Ihre Arbeit wichtig ist. Was ich nicht nachvollziehen kann, ist Ihre strikte Weigerung, sich mit Ihrem Privatleben zu befassen. Selbst wenn Ihre Ehe nur noch der Form halber besteht, haben Sie ein gemeinsames Kind, das seine Eltern braucht. Haben Sie selbst noch Eltern, Familie darüber hinaus? Interessiert es Sie überhaupt nicht, wer sie sind, wie Ihre Beziehung zu ihnen ist? Derzeit sind Sie komplett entwurzelt; Sie wissen weder, wer Sie sind noch, woher Sie kommen. Ich sehe, dass es ein sehr einfacher Weg ist, sich in Arbeit zu flüchten. So können Sie sich sicher vor fehlenden Erinnerungen sein, weil dies nicht zu den Dingen gehört, die blockiert wurden. Vorausgesetzt, Ihnen fehlen nicht auch in diesem Bereich Erinnerungen - das werden Sie wahrscheinlich nur herausfinden, wenn Sie zufällig darüber stolpern. Und was, wenn dies passiert und Ihnen klar wird, dass dieser wesentliche Teil Ihres Lebens Ihnen auch keine Sicherheit geben kann? Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mich verstehen. Zur Zeit fehlt Ihnen jeglicher Fixpunkt in Ihrem Leben. Sie sind erst gestern abend ungeplant und unter dramatischen Umständen auf diese Raumstation gekommen. Ihnen sind die Strukturen, die personellen Umstände völlig unbekannt. Soweit ich sehen kann, haben Sie noch nie auf einer Raumstation gearbeitet, auch dies also ein neues Umfeld. Sie haben keine Familie, kein Zuhause, kein Wissen darüber, wer und was Sie sind. Dies kann Ihnen Ihre Arbeit nicht ersetzen. Ich halte den Zeitpunkt, Sie zurück an die Arbeit zu schicken, für den falschen und für zu früh."

"Reden Sie doch keinen Unsinn!" wies Crai Dervon den Counselor zurecht. "Würden Sie wirklich so denken würden Sie mich nicht so provozieren", erklärte der Hakanianer, "Sir."

Es zehrte an Crais Ausgeglichenheit, dass Kimon ihn so plump aus der Reserve holen wollte. 'Primitiver Hans!' schimpfte Dervon. Er sammelte sich einen Augenblick, um sich tiefer und überzeugender in seine Rolle hineinzuversetzen, und aus der Rolle heraus zu argumentieren. "Mister Kimon... ich will mir kein neues Leben aufbauen, ich will mein altes wiederhaben! Ich möchte meine Arbeit nicht deshalb wieder aufnehmen, weil sie alles ist, woran ich mich erinnere, sondern weil sie die einzige Routine ist, die ich kenne. Ich hoffe darauf, dass ich mich durch diese Routine an Details erinnere, an kleine Rituale und Gewohnheiten die ich habe, oder mit meiner Frau teile. Ich flüchte nicht vor meiner Familie, ich will sie wiederhaben! Verstehen Sie mich nun, Sir? Können Sie das nachvollziehen?" fragte der rothaarige Mann.

Kimon blieb ruhig, auch als Crai kurz davor schien, seine Contenence zu verlieren. "Ich bin weit davon entfernt, Sie mit diesem Unsinn, wie Sie es nennen, provozieren zu wollen. Ich versuche allerdings, Ihnen Ihren eigenen Wunsch klarzumachen. Die Arbeit, die Sie hier erledigen könnten, wird nicht dieselbe sein. Der Ort ist ein anderer, Ihre Kollegen werden andere sein, teils betrifft dies mit Sicherheit auch Ihr Aufgabenfeld. Und darüber hinaus...." Er zog sich aus seiner zurückgelehnten Position, stützte sich mit beiden Unterarmen auf dem Tisch ab und saß kerzengerade vor Crai. "Lassen Sie es mich kurz und deutlich sagen: Ich fühle mich nicht in der Lage, Ihre Arbeitsfähigkeit zu beurteilen. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Sehen Sie... Jede Personalakte kann noch so viele Referenzen und Empfehlungen mitbringen, doch all das verliert in dem Augenblick seine Aussagekraft, wenn eine Ausnahmesituation wie die Ihre hinzukommt. Ich kann lesen, wo Sie bisher gearbeitet haben, wie zuverlässig Sie waren und was Sie gemacht haben. Das alles ist hübsch lückenlos. Aber der Crai Dervon, der mir in schriftlicher Form vorliegt, ist nicht der Crai Dervon, der am gestrigen Abend unter traumatischen Umständen seine vertraute Umgebung verloren hat, als das Schiff zerstört wurde. In Folge dessen tritt eine partielle Amnesie auf, deren wirkliche Ursache nicht geklärt werden konnte. Mehr noch... eine solche Streßsituation, wie Sie sie erlebt haben, kann durchaus noch andere Folgen mit sich ziehen, die eventuell noch keinen Ausdruck gefunden haben. Auch wenn Sie sich jetzt und hier in der Lage fühlen, Ihre Arbeit aufzunehmen, ist nicht sicher, ob das in zwei Tagen oder Wochen noch immer so ist. Deshalb mein dringender Rat an Sie: Leben Sie sich hier ein, nehmen Sie sich Zeit dafür. Ein paar Tage, eine Woche, vielleicht länger. Sie wollen Ihre Familie wiederhaben, schaffen Sie sie sich wieder. Kümmern Sie sich um Ihre Tochter - für sie ist die neue Situation noch viel schwerer zu begreifen als für ihre Eltern. Lernen Sie die Station kennen, wenn Sie hier verweilen wollen."

Kimon rechnete nicht mit einem überschwenglichen Begeisterungssturm zur Antwort. Crai war ausschließlich darauf fixiert, seine Arbeit zurückzubekommen - ob es nun eine Flucht für ihn darstellte oder nicht. Vielleicht war Arbeit bisher auch sein Leben gewesen... Wie auch immer. Kimon würde auf seinen Standpunkt beharren.

"Counselor Kimon, ich weiß nicht recht, ob ich Sie ernst nehmen soll, ob ich das überhaupt kann", meinte Crai Dervon skeptisch den Kopf schüttelnd. "Sie sind Therapeut, ich Wissenschaftler. Sie haben keine Ahnung von meinem Betätigungsfeld, und trotzdem meinen sie, ich finde mich in einer Starfleet-Einrichtung nicht zurecht? Ich habe ausdrücklich meine Wunsch erklärt meine Erinnerungen zurück bekommen zu wollen, und alles was Sie mir wiederholt raten können, ist mich hier einzurichten und meine Frau und meine Freunde neu kennenzulernen? Ich will meine alten Gefühle für sie wiederhaben!"

Das war der erste Punkt des Hakanianers, der sich damit befasste, dass die Therapie des Ta'Una an den Wünschen Crai Dersons vorbei ging. Der Counselor ging nicht auf seinen Patienten ein. "Desweiteren kann ich Ihnen kaum folgen: Ich soll mich hier einrichten, Routinen aufbauen, Kontakte knüpfen - ohne zu arbeiten, ohne diesen wesentlichen Teil eines geregelten Lebens? Ich sehe dort einen Widerspruch in ihrer Argumentation", erklärte der Junior-Ensign dem Senior-Ensign seine Schwierigkeiten mit dessen Einschätzung. "Womit haben Sie Ihre Schwierigkeiten, Sir?" fragte Crai Dervon. "Dass ich in diesem Gespräch nicht auf meine Familie eingegangen bin? Mache ich den Eindruck, ich scheue den Kontakt aus Angst, ich werde nicht wieder mit ihnen warm? Ich bitte Sie, reden Sie mit mir, anstatt über mich!" machte der Hakanianer einen Schritt in die Richtung das Gespräch zu lenken.

"Die Frage ist, ob ich derjenige bin, der Schwierigkeiten hat. Seit Sie durch diese Tür getreten sind, ist das einzige, das Sie verlangen, Ihre Erlaubnis, zurück an die Arbeit zu gehen. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich den jetzigen Zeitpunkt nicht für den richtigen halte. Die Umstände Ihrer Ankunft sind nicht gerade als normal zu bezeichnen. Sie haben Ihr Schiff, Ihr gewohntes Umfeld und Ihre Vergangenheit verloren. Jemandem, der auf gewöhnliche Weise hier angekommen wäre, würde ich die Erlaubnis, die Sie sich wünschen, nicht verweigern. Ich sehe mich allerdings außerstande, Sie so umfassend zu beurteilen, dass ich Ihnen keine Erlaubnis nach bestem Wissen erteilen kann. Ja, ich habe erwähnt - mehrmals erwähnt - dass Sie sich einleben sollten, dass Sie versuchen sollten, zurück in Ihre Familie zu finden. Weil ich der Meinung bin, dass der beste Ort, Ihrem Leben nachzuspüren, bei den Personen liegt, die Ihnen am nächsten stehen. Sollten Sie vorziehen, dies nicht zu tun, steht Ihnen dies selbstverständlich frei. Ich persönlich kann es nicht nachvollziehen, dass jemand in Ihrer Situation an einem ihm fremden Ort eine Arbeit aufnehmen will, anstatt an vertrauten Orten wie beispielsweise Ihrem Elternhaus die verlorenen Erinnerungen wiederzusuchen. Immerhin sind die Erinnerungen unserer Kindheit die, die uns am stärksten in unserem Leben prägen... Deshalb kann ich Ihnen diese Vorgehensweise empfehlen, aber ich schreibe Sie Ihnen nicht vor. Wo und wie Sie mit Ihrer Spurensuche beginnen, ist ganz Ihnen überlassen. Lediglich Ihrem Wunsch, dies in einer Arbeitsposition zu tun, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht entsprechen. Habe ich damit deutlich genug mit Ihnen gesprochen?

'Ein Counselor, der sich ein Gespräch abblockt? Wo gibt es denn so etwas?' wunderte sich der Hakanianer. War das 24ste Jahrhundert in Sachen Psychoanalyse und Psychotherapie noch so rückständig, dass Counselor genauso fundiert arbeiteten wie Schamanen, die mit Tänzen Regen verursachten? Waren sie in ihren Entscheidungen und Einschätzungen so willkürlich wie die Therapeuten des 20sten Jahrhunderts, die Gewaltverbrecher freiließen anstatt einzugestehen, sie seien nicht in der Lage ihre Patienten zu beurteilen oder zu behandeln?

Der Ensign jG erhob sich und antwortete dem Ta'Una: "Noch nicht ganz, Sir. Sie meinen, Sie können nicht beurteilen, ob ich diensttauglich bin, oder meinen Sie, ich bin nicht diensttauglich? Darf ich erfahren, wie sie zu dieser Einsicht gekommen sind?"

Dervon war tatsächlich neugierig, ob der Counselor schon Verhaltensanzeichen interpretierte, oder eine Vorsichtsmaßnahme ergriff. Irgendwie war das Gespräch völlig am Grund für Dervons Erscheinen vorbei gegangen. Mit nicht einem Wort hatte Kimon sich darauf bezogen, ob die vermeintliche Amnesie sich auf die Tauglichkeit auswirkte.

'Ich werde Lieutenant Ginelli vorschlagen damit zur Krankenstation zu gehen', beschloss Crai. 'Ein paar sensor-motorische und kognitive Tests sind sicher eher im Stande das zu beurteilen, als der TaUna.' Kimon war sicher zeitgenössischer Profi auf seinem Fachgebiet, nur glaubte Crai Dervon seine vorgetäuschten Symptome wären bei einem anderen Fachexperten besser beurteilt.

Innerlich seufzte Kimon. Ihm war danach, dieses Gespräch Gespräch sein zu lassen und zur Mittagspause zu gehen. Wollte oder konnte sein Gegenüber ihn nicht verstehen? Im Gegensatz zu seinem Empfinden blieb er weiterhin gefaßt, als er antwortete: "Ich kann es Ihnen selbstverständlich gern noch ein weiteres Mal zusammenfassen. Jetzt zu diesem Zeitpunkt fühle ich mich nicht in der Lage, Ihre Diensttauglichkeit zu beurteilen. Ich hatte bereits erwähnt, warum das so ist. Erst am vergangenen Abend kamen Sie an Bord, nachdem Ihr Schiff zerstört wurde. Aus diesem Ereignis resultiert eine Teilamnesie, deren genauer Ursprung, gesamte Auswirkung und mögliche Reversibilität bisher nicht geklärt ist. Die Reaktion, die ich von Ihnen erwartet hätte - nämlich die Suche nach Ihrer ureigenen Idenität - geht unter in Ihrem dringendsten Wunsch, wieder eine Arbeit zu bekommen, die nach Ihren Angaben bisher eine zentrale Bedeutung in Ihrem Leben hatte. Mehr noch; Sie ignorieren die Möglichkeiten, die Ihnen offenstehen, um Ihre Familie hier an Bord zu unterstützen, obwohl die gestrigen Ereignisse mindestens Ihre Frau sehr belastet haben. Ich meine auch; Ihre gemeinsame Tochter würde gerade jetzt eine umfassende Zuwendung brauchen, um die vegangenen Erlebnisse zu verarbeiten, aber dies überlasse ich Ihnen und Ihrer Einschätzung. Ich habe entgegen Ihres Eindrucks nicht erwartet, dass Sie die Vertrautheit und die Emotionen wieder aufbauen, die Sie und Ihre Frau verbanden, doch habe ich darauf hingewiesen, dass Sie sich durch den vergangenen Abend am nächsten stehen. Das alles bringt mich hier und jetzt zu dem Entschluss, Ihnen vorerst die Möglichkeit zu geben, sich zu akklimatisieren und die Ereignisse zu verarbeiten. Nicht aktiv im Arbeitsleben, denn es ist meiner Ansicht nach nicht sichergestellt, dass Sie den Arbeitsalltag zur Zeit ohne jede Schwierigkeit durchhalten. Ihre fachliche Qualifikation steht hierbei außer Frage; es geht mir allein um Sie selbst und Ihren Umgang mit der teilweisen Amnesie, deren Verlauf sich noch zeigen muss. Ich bin selbstverständlich gern bereit, meine eigene Sichtweise in einigen Tagen zu überdenken und zu revidieren, wenn es sich als nötig erweist. In dem Fall steht einer Wiederaufnahme Ihrer Arbeit nichts im Wege. Bis dahin werden Sie sich gedulden müssen. Sollten Sie mit meinen Ansichten nicht einverstanden sein, steht es Ihnen natürlich frei, sich an meine Vorgesetzten zu wenden."

Kimon bezweifelte, dass Crais nächster Weg dorthin führen würde. Doch selbst wenn er sich täuschen sollte, würde der Erfolg wahrscheinlich sehr gering ausfallen.

"Das war mein Schiff!?" rief Crai überrascht aus. Es passte zu der Rolle des Wissenschaftlers aus dieser Epoche, aber tatsächlich war Dervon darüber erstaunt, dass Kimon seinen Arbeitswunsch derart hoch bewertete. "Mister Kimon, wir hatten in dem Shuttle, das uns nach Mamori beamte, keinerlei Zugriff auf die Steuerung. Es war nicht unser Schiff... wir waren Gäste... Gefangene... - jedenfalls hatten wir auf dem Schiff nichts zu suchen. Vielleicht waren wir ein Außen-Team, dass es untersuchen sollte." Dervon machte eine Pause und setzte an, noch ein kleines Detail genauer zu erklären: "Sir, darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich nicht weiß, wie wichtig mir meine Arbeit bisher war. Nur bin ich offensichtlich in der Sternenflotte, also werde ich sie mit einer gewissen Qualität erledigt haben. Zu arbeiten halte ich für die beste Gelegenheit alte Routinen und Abläufe herauszufinden."

Der Hakanianer betrachtete den Ta'Una eine Weile. "Sie raten mir also, erst auf der Station anzukommen, bevor ich mich um meine Erinnerungen kümmere?" fragte Crai.

"Immerhin erinnern Sie sich, wo Ihr letzter Aufenthaltsort war... Mit 'Ihr Schiff' war jenes gemeint, das Sie hierher brachte. Mir ist unglücklicherweise entgangen, dass es nicht mit dem identisch ist, auf dem Sie zuletzt eingesetzt wurden." Wieder einmal änderte Kimon seine Sitzposition. "Sie machen mir einmal mehr deutlich, dass Sie bestimmte Erwartungen hegen, wie Ihr bisheriges Leben ausgesehen hat und dass es - sobald Sie Ihre Arbeit wieder aufnehmen - sich ebenso darstellen wird, wie Sie es erwarten. Dass es bestimmte Abläufe gegeben hat, die sich automatisch wieder einstellen, dass Ihre Mitgliedschaft in der Sternenflotte voraussetzt, einen bestimmten Qualitätsstandard erfüllt zu haben.... und genau da liegt ein Punkt, um den es geht: Ihre Erwartungen an sich selbst. Es ist wahrscheinlich, aber nicht zwingend, dass Ihre Arbeit dem Standard entsprach. Es ist nicht zwingend gegeben, dass Sie sich in erarbeitete routinierte Abläufe einfinden und sich so an alles andere erinnern. Es muss nicht einmal sein, dass überhaupt auch nur eine der verloren gegangenen Erinnerungen zurückkehrt; ob mit oder ohne eine Betätigung. Und was wird passieren, wenn Sie Ihren eigenen Erwartungen nicht entsprechen können? Und genau aus diesem Grund möchte ich, dass Sie sich zunächst ohne die zusätzliche Belastung durch eine Arbeit in dieser für Sie noch unbekannten Umgebung einleben. Schaffen Sie sich den bereits erwähnten Fixpunkt, der Ihnen ein Zuhause sein kann, der Ihnen zumindest in Ihrem privaten Bereich Sicherheit gibt. Ich bin mir sicher, dass die Wahrscheinlichkeit, sich an blockierte Dinge zu erinnern, im alltäglichen Leben fast ebenso hoch ist."

"Ich verstehe was Sie meinen...", meinte Crai Dervon nachdenklich. "Aber wenn ich mich neu einrichte, ich irgendwann meine Erinnerungen zurückbekomme, und ich nicht so für meine Familie und meine Freunde empfinde, wie ich es bisher getan habe... macht mich das nicht schizophren?"

"Nun, wie Sie mit eventuell zurückkehrenden Erinnerungen umgehen, liegt ganz an Ihnen selbst. Aber ich denke, Sie werden wissen, welche Erinnerungen in Ihre Vergangenheit gehören und was Sie sich in naher Zukunft aufgebaut haben mögen - Sie haben schließlich alles in einem nachvollziehbaren, linearen Zeitrahmen erlebt. Und ich bin mir sicher, dass auch Ihnen klar ist, dass beides nicht in Einklang stehen muss. Natürlich sind Sie noch immer dieselbe Person, die Sie vor Ihrer Ankunft hier waren - mit den gleichen Gefühlen, Prägungen, Vorlieben... Was sich allerdings daraus entwickelt; ob sich die gleiche Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Familie entwickeln wird, ist nicht voherzusagen. Deshalb sollten Sie dieses Thema vorerst auf sich beruhen lassen. Sollte Ihnen allerdings etwas auffallen, kommen Sie wieder her. In dem Fall steht meine Tür jederzeit für Sie offen."

"Meinen Sie damit, wenn meine alten Empfindungen mit meinem Gedächtnis wieder zurückkehren, werden die neuen Empfindungen durch diese ersetzt?" fragte Crai. Mittlerweile hatte er die Rolle gewechselt, vom Mauernden zum Skeptiker. "Oder ist es nicht so genauso möglich, dass ich meine Erinnerungen stärker blockiere, wenn ich neue Beziehungen knüpfe?" fragte Ensign Dervon den Counselor besorgt.

Neurologische und psychologische Scans konnten nichts bringen, da die Amnesie des Hakanianers nur vorgetäuscht war. Im Grunde musste Counselor Kimon jetzt schon klar werden, dass die Havarierten keine Amnesie haben konnten. 'Entweder müssen wir die Geräte manipulieren, oder ich muss die Mediziner manipulieren', überlegte Crai Dervon. Er hoffte Jirrida würde einen Weg finden falsche Neuro-Engramme zu projizieren, da eine telepathische Kontrolle eine ziemliche Gewissenskrise bei Dervon auslösen würde.

"Diese theoretisch wiederkehrenden Erinnerungen, von denen wir hier sprechen, fehlen Ihnen bisher und noch ist nicht klar, ob sie jemals zurückkehren. Deshalb ist es jetzt müßig, über mögliche zukünftige Folgen nachzusinnen, solange Sie noch nicht einmal Ihren Platz in der Gegenwart gefunden haben. Ich mache Ihnen zwei Vorschläge. Einmal kann ich Ihnen Literatur zum Thema mitgeben; sowohl zum Bild der Amnesie an sich, als auch Erfahrungsberichte von Personen, die ebenfalls einen Gedächtnisverlust erlitten und gezwungen waren, sich damit auseinanderzusetzen und in ihr Leben zu integrieren. Wenn Ihnen meine Ausführungen zu schwer nachzuvollziehen sind, helfen Ihnen die Berichte direkt Betroffener mehr. Und des weiteren kann ich mich auch noch einmal mit der Chefärztin der Krankenstation in Verbindung setzen. Sie kann es mit Sicherheit ermöglichen, einen Rahmen zu schaffen, in dem Sie und Ihr aktueller Zustand überwacht werden, so dass jede Veränderung sofort erkennbar ist und im Notfall gehandelt werden kann. Ich halte diese Maßnahmen für zu umfassend, doch wenn es Ihnen helfen sollte, besser mit sich und Ihrer Situation zurecht zu kommen, können wir das realisieren."

Crais Gedanken schienen lediglich immer und und immer wieder um das zu kreisen, was mit ihm passieren konnte. Kimon fühlte sich deshalb in seiner Entscheidung bestärkt, Crai zunächst nicht arbeiten zu lassen - fehlende Konzentration aufgrund solcher Ablenkungen konnten sich in fast jedem Aufgabenbereich als fatal erweisen. Auf den Gedanken, die Anmesie könne nur vorgetäuscht sein, kam Kimon nicht; zu sehr beschäftigte ihn die übergroße Sorge seines Gegenübers, die ihn wenig selbstbewusst und unsicher erscheinen ließ.

"Wenn Sie meinen... dann lasse ich etwaige Veränderungen meines Zustands einfach auf mich zukommen", erwiderte Crai Dervon und fand Kimons Haltung ein wenig gleichgültig. "Kann ich Ihnen sonst noch helfen, sich ein genaueres Bild von mir zu machen?" fragte der Hakanianer.

Irgendwie klang die Frage grotesk, da der Ensign, als Amnesiepatient, die dazu letzt geeignete Person an Bord von Mamori war.

Entgegen Crais Eindruck war Kimon weit davon entfernt, gleichgültig zu sein. Doch mittlerweile hatte er den Eindruck gewonnen, je länger Crai hier saß, desto mehr Fragen würden ihm einfallen, was alles mit ihm passieren konnte und dies würde irgendwann solch umfassende Antworten brauchen, dass sie noch in zwei Wochen hier sitzen würden. Sollte er sich also erst einmal mit Fallstudien beschäftigen, die wahrscheinlich viele seiner Fragen beantworten würden.

"Sie sollen nicht einfach alles auf sich zukommen lassen; beschäftigen Sie sich ruhig mit der Literatur, wie ich Ihnen vorgeschlagen habe und setzen Sie sich mit Ihrem aktuellen Zustand auseinander. Aber es hilft Ihnen nicht weiter, sich immer und immer wieder die Frage zu stellen, was von allen eventuellen Möglichkeiten auf Sie zutreffen könnte. Immerhin gibt es auch noch die Möglichkeit, dass Ihre temporäre Amnesie zu einer permanenten wird - das muss nicht eintreffen, kann allerdings passieren. Darüber hinaus versuchen Sie, sich einen Alltag aufzubauen, wie ich Ihnen bereits geraten habe. Das wird Ihnen und auch mir ausreichend helfen. Kann ich Ihnen denn noch helfen?"

"Nein Sir, vielen Dank", erwiderte Crai Dervon. "Dann will ich mich mal einlesen", meinte der Hakanianer und erhob sich. "Wann treffen wir uns wieder, Counselor?" fragte er.

Kurz beschäftigte Kimon sich noch damit, eine kurze Liste mit Literaturverweisen zusammenzustellen und sie auf ein PADD zu laden, welches er anschließend Crai in die Hand drückte. "Hier ist recht umfangreiches Material, von dem ich denke, dass es hilfreich sein könnte. Ich werde mich in einer Woche wegen eines neuen Termins bei Ihnen melden. Sollten Sie allerdings vorher Fragen haben, kontaktieren Sie mich jederzeit vorher." Auch Kimon erhob sich.

"Verstanden, Sir. Vielen Dank", erwiderte Crai Dervon. Etwas umständlich hantierte er noch mit dem PADD und hoffte dabei, sich damit nicht verdächtig zu machen. Das Layout war ihm fremd und es fühlte sich seltsam an, Kunststoff oder Metall unter den Fingern zu haben. Schließlich hatte er die Daten auf seinen LCARS-Account geladen und konnte Counselor Kimon das PADD zurückreichen.
"Vielen Dank nochmal und auf Wiedersehen."

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