Mission 3: Attacke der Freibeuter

Starbase Mamori - Die Chronik
August 2007, Teil 2: Gesamt 136 Züge
Spielzeit: 3. Juli 2380, ca. 17:00 Uhr
Sternzeit 57.507,4

Kapitel 51: Pläne und Promenadentrubel

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--- Weit entfernt: Planet Romulus, Romulanischer Senat

Im großen Saal des Senats saß der neue Prätor und Herrscher über das Romulanische Reich, in seinem Sessel, den manche verächtlich Thron nannten. Alle Plätze im Senatssaal waren besetzt. Die Luft im Saal war angespannt - die Neugier von hundert Senatoren erfüllte sie mit einer besonderen Form von Elektrizität. Sie alle wollten die Argumente für oder gegen offene Grenzen zur Föderation hören. Nach dem Sturz des letzten Prätors hatte es unter der Bevölkerung eine gewisse Uneinigkeit gegeben. Nur dem Tal'Shair war es bisher zu verdanken, dass es zu keinem Bürgerkrieg kam. Der Tal'Shiar hat immer noch alles unter Kontrolle. Sie wachten und sie waren immer da.

"Der Warbird ChR Llemni sollte die Expansion der Föderation überwachen", warf ein Senator ins Gespräch ein.

Es ging um die unkontrollierte Ausdehnung der Föderation. Überall da wo ein romulanisches Schiff hinflogen, da war schon die Föderation. Ihre Ausdehnung ging schon weit in den Beta-Quadraten hinein. Das empfanden viele Senatoren als Bedrohung. Ein Grund, die Grenzen zur Föderation weiterhin geschlossen zu halten.

Ein Senator aus der Rateg-Provinz stand auf und sagte: "Die Föderation hat eine neue Starbase im Beta-Quadranten stationiert. Ohne uns zu fragen. Ich frage Sie, Senatoren. Wer von uns ist arroganter? Die Föderation oder wir?"

Ein Gemurmel von Stimmen ging durch den Senatssaal.

Der Prätor rief zur Ruhe. "Ich bitte Sie. Die Föderation wird ihrerseits romulanische Militär-Präsenz in der Nähe ihrer Starbase nicht gutheißen. Aber die Sicherheit unseres Imperiums geht vor. Ich stimme der Mehrheit zu, dass ein romulanisches Schiff diese Starbase anläuft. Erst wenn wir den wahren Grund kennen, können wir mit den Botschaftern der Föderation weiter über eine Allianz verhandeln. Wir, die Romulaner, sind immer noch da. Niemand expandiert im Beta- Quadranten, ohne uns zu fragen."

Damit war es beschlossen. Eigentlich war es der Tal'Shiar, der unter Ausübung von Druck auf den Senatoren erreicht hatte, dass ein romulanischer Warbird zur Starbase Mamori flog und Flagge zeigte. Ein Schiff musste ohnehin zur Starbase fliegen, um den Ferengi Krem zu verhören.


--- Starbase Mamori, Büro des Counsellors Kimon

> "Nein", antwortete Wrad schließlich auf Kimons Frage hin, "nicht
> wirklich. Aber verstehen Sie das nicht falsch... Ich werde tun was
> nötig ist, solange wie Sie es für richtig halten. Ich kenne auch
> nicht die genauen Hintergründe für Miss Kadahns Weggang, ich habe nur
> läuten hören, dass sie wegen des Forschungsprojekts, an dem sie dran
> war, nach Terra beordert wurde, zusammen mit Miss Thlhom... aber
> genau weiß ich es nicht."

"Hm. Nun, ich werde dem später nachgehen." Immerhin hatte Kimon jetzt einen ersten Hinweis, wohin und aus welchem Grund Marra'scha wahrscheinlich verschwunden war. "Was ich für richtig halte, sollte im Idealfall mit dem im Einklang stehen, was Sie nachvollziehen können. Es macht keinen Sinn, Ihnen Regeln vor die Nase zu setzen, deren Notwendigkeit Sie nicht verstehen und die lediglich willkürlich auf Sie wirken. Wie ich schon sagte, bin ich mir nicht sicher, dass diese Angelegenheit so dramatisch war, wie sie von Miss Kadahn dargestellt wurde. Aber natürlich muß es einen Auslöser, einen Grund für Ihr Verhalten gegeben haben - auch wenn Sie es sich zur Zeit nicht erklären können. Deshalb werden wir uns nächste Woche noch einmal wiedersehen. Sollte Ihnen bis dahin auffallen, dass... nun, dass erneut eine solche Situation entsteht, dass Sie das Gefühl haben, die Kontrolle über sich zu verlieren, sehen wir uns auch jederzeit vorher wieder. Egal wann, und sei es bei Ihrer nächsten Verabredung. Aber es besteht keine Notwendigkeit, dass sich dies noch einmal wiederholt. Verstehen wir uns in diesem Punkt?"

Der Andorianer nickte schmunzelnd, sehr einverstanden mit Kimons Vorgehens- und Ausdrucksweise. Der Counselor gefiel ihm unerwartet gut, so unkompliziert hatte er ihn sich nicht vorgestellt. "Sicher. Ich gehe davon aus, dass es sich nicht wiederholt, wie gesagt. In meinem ganzen Leben hat noch keine andere Person eine annähernd so starke... Wirkung auf mich gehabt wie Miss Kadahn. Aber ich weiß... man soll nie nie sagen. Ich werde Sie informieren, wenn... ich mich je wieder so fühlen sollte. Reagieren werde ich dann aber anders. Ganz sicher. DEN Fehler mache ich nicht nochmal. Und", sein Schmunzeln vertiefte sich etwas, "keine Sorge, falls ich Ihre Vorgehensweise oder Regeln mal nicht nachvollziehen können sollte, werde ich Ihnen das mitteilen. In der Hinsicht... sagen wir mal so, da bin ich nicht schüchtern."

Lächelnd erhob er sich aus dem Sitz. "Dann sehen wir uns voraussichtlich nächste Woche. Ich danke Ihnen, Kimon."

Auch Kimon erhob sich. Er verzichtete darauf, die Hand zu reichen. Jetzt in diesem Moment kam es ihm fehl am Platz vor und sowieso mochte er diese seltsam vertrauensvoll wirkende Geste nicht. "Bis zur nächsten Woche. Ich werde mich bei Ihnen melden, wenn es soweit ist."

Er sah Wrad nach, als dieser den Raum verließ. Eine seltsame Situation... Wieder einmal fiel Kimon auf, wie anders als sein Zuhause dieser Ort war. Wahrscheinlich ging es Wrad genauso; auch seine Welt unterschied sich sehr von den Sitten, die innerhalb der Sternenflotte gepflegt wurden. Natürlich musste es ein gemeingültiges Miteinander geben, aber teils erschien ihm einiges viel zu reglementiert. War Marra'scha nicht ein gutes Beispiel dafür? Obwohl ihr nichts passiert war, setzte sie Ihre Vorgesetzten in Bewegung, um ihr Recht zu bekommen. Seine Überlegungen führten ihn zu Andschana und Tariki. Ob die beiden noch in ihrem Quartier steckten?

Kurzum verließ auch er sein Büro. Er könnte mit den beiden eine Kleinigkeit essen gehen. Und da war noch etwas gewesen mit Tariki... Wollte sie nicht eine Gärtnerstelle antreten? Nun, er konnte sie bei der Gelegenheit noch einmal fragen.


--- SB Mamori, Büro des Sicherheitschefs Captain Anderson

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
>"Lieutenant Commander Kuran an Captain Anderson. Sir, es tut mir leid
> Sie in Ihrer Mittagspause zu stören, aber soeben hat sich ein Ferengi-
> Schiff gemeldet, welches den entführten Ferengi-Frieseur an Bord hat.
> Ich dachte mir Sie wären sehr erfreut, mit diesen Ferengis zu
> sprechen."

"Danke für die Information", antwortete Anderson kurz. Das war in der Tat eine gute Nachricht. Nun brauchte er sich auch keine Sorgen mehr um das Verhör mit den Gefangenen zu machen und konnte den Vorfall mit dem Freibeuterschiff bald zu den Akten legen.

Er aktivierte seinen Kommunikator: "Ensign Coneja, hier Anderson." Er wartete, bis die Ensign sich meldete. "Informieren Sie die Gefangenen, dass der Fall abgeschlossen ist. Wir haben die Geisel zurück. Sagen Sie ihnen, dass sie aus dem Föderationsraum ausgewiesen werden und ich ihre Ärsche nie wieder auf dieser Station sehen will. Sie werden, wenn der nächste Transporter mit entsprechender Route eintrifft weggebracht. Solange bleiben sie hier in Arrest."

Nun ärgerte es Anderson, dass er diese Bande nicht zur Verantwortung ziehen konnte, aber er sah rechtlich keine andere Möglichkeit. Immerhin würde es wohl noch eine Weile dauern, bis der nächste Transporter mit passender Route an der Station andocken würde.

Er dachte erneut über John Harris und Jirrida el Tharanir nach. War er zu hart gewesen? 'Nein!' dachte er entschieden. Er verstand, dass der Ensign Karriere machen wollte, er selbst war schon immer ehrgeizig gewesen, aber er hielt ihre Enttäuschung für absolut vermessen und deren offene Zurschaustellung für unprofessionell bis undiszipliniert. 'Besser sie lernet es auf diese Weise von mir, als später einmal auf die Schnauze zu fallen', dachte er weiter und schmunzelte, da seine Gedanken schon klangen wie die eines alten Ausbilders.

Harris konnte er nach dem ersten Treffen nur schwer einschätzen. Er hatte sich nich falsch verhalten. Seine Aufforderung Fragen zu stellen war ernst gemeint gewesen, aber er hatte schon den Eindruck, dass Harris versucht hatte, die Gelgenheit wahrzunehmen, um sich ihm gegenüber zu profilieren. Anderson schien es einer dieser Typen zu sein, wie es sie in der Sternenflotte viele gab, die manchmal dazu neigten zu viel zu sagen und die militärische Ordnung nicht wirklich verinnerlicht hatten, weil sie sich selbst nur in sehr nachgeordneter Funktion als Militärs sahen.

Charles Anderson hatte dies gewusst, als man ihn auf den Posten geschickt hatte und er würde sich an den Umgang damit gewöhnen müssen. Schließlich dachten selbst Vorgesetzte in der Sternenflotte mitunter so, auch wenn er dies als Sicherheitsoffizier mit Fronterfahrung nur schwer nachvollziehen konnte. 'Nicht umsonst', dachte er erheitert, 'kursierten in unserer Grundausbildung so viele Witze über die Sternenflotte.'

Er würde sehen müssen, wie Harris sich bewähren würde. Er wollte das kommende Gespräch nutzen, um vielleicht etwas mehr über ihn herauszufinden. Anderson wandte sich nun wieder den Akten zu, die noch unerledigt auf seinem Schreibtisch lagen und arbeitete.

Nach einiger Zeit war er der Meinung, dass Harris nun genug Zeit gehabt haben musste, sein Quartier zu finden und rief ihn daher über den Kommunikator: "Lt. Harris, wenn Sie Ihre Sachen eingeräumt haben, melden Sie sich in meinem Büro."


--- SB Mamori, Holodeck

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Vielen Dank! So, der Tag hat so gut angefangen, da wäre es eine
> Schande, ihn einfach so schon ausklingen zu lassen", meinte Meyer zu
> Francois Lecomté. "Wir haben noch jede Menge Zeit, was fangen wir
> also damit an? Haben Sie noch irgendwelche Pläne für den heutigen
> Nachmittag? War nicht irgendwo eine Einweihungsparty oder so geplant?"
> So plapperte der Blonde fröhlich dahin, das breite, naive Grinsen
> weiterhin auf den Lippen.

Nachdem Meyer endlich seinen Arm losgelassen und nicht abgerissen hatte, rieb Francois ihn noch etwas. Der holde Blondschopf hatte wirklich nicht nur Buttermuskeln in seinem Arm.... "Tja, genau. Sie erinnern mich an die Einweihungszeremonie auf dem Promenadendeck. Ich befürchte der Friseursalon wird noch geschlossen sein, dennoch...Ein Besúch der Promenade könnte aufschlussreich sein. Das wird vermutlich auch der Grund sein, warum das 'Hot Spot' heute so schlecht besucht war, das Replimat liegt doch viel näher am Geschehen."

Francois lenkte seine Schritte zum Ausgang des Holodecks und quittierte seine Simulation. In der Tat würde ihn der Besuch auf der Promenade von seiner immer schlechter werdenden Gemütsverfassung ablenken, obwohl sein Nervenkostüm zunehmend strapazierter wurde.

Das großzügig ausgeprägte Talent Meyers, die Sensibilität eines Backsteins an den Tag zu legen, wenn er wirklich gute Laune hatte, befähigte ihn dazu, die inzwischen gereizte Stimmung seines Chefs komplett zu ignorieren. Beschwingt verließ er als Erster das Holodeck und lenkte seine Schritte in Richtung Promenadendeck. "Die Promenade wird allmählich richtig voll, habe ich gesehen. Mir scheint, es kommt jeden Tag ein neuer Laden hinzu... und haben Sie auch gehört, dass die Minorys und die Leute von Sarkass sich hier auch einrichten wollen? Mit Läden und.. und... " 'Touristeninfo' war das Wort, das Meyer als erstes eingefallen war, doch er unterbrach sich vorher, als ihm einfiel, dass es irgendwie falsch klang. Gerade noch fiel ihm ein besseres ein. "Vertretungen. Ich hab die Leute ja gesehen, auf dem Empfang. Ich bin gespannt, was daraus wird. Mir schienen sie sich nicht besonders zu mögen."

Mit Grauen dachte Francois an den "Haifisch", der sein Nickerchen auf einem der Banketttische abgehalten hatte und ein kalter Schauer rieselte über seinen Nacken. "Wenn ich an die Forderungen für das Menü dabei denke, wird mir beinahe übel, mein Guter...", mokierte sich der Maitre des "Hot Spot". "Wenigstens hatte ich nicht die ganze Zeit über dort zu tun. Oh... mon Dieu, in der Küche war es aber eine Freude die arbeitenden Künstler an den Kochtöpfen zu sehen..."

Ein leichtes Lächeln, das allmählich breiter wurde, zierte nun Lecomtés Gesicht und die beiden verließen das Holodeck. Mit leichten Schritten führte Francois den jungen Hohlkopf zum Promenadendeck. "Ich hatte die Möglichkeit einen Blick auf die gewöhnlichen Essensrituale der Minotytaner zu werfen. Meyer, Sie können sich nicht vorstellen... bla bla bla..."

Hier war der steife Franzose in seinem Element und er quasselte beinahe ununterbrochen, bis der Turbolift sie auf dem Promenadendeck ausspuckte.


--- SB Mamori, Deck 21, Sicherheits-Agentur V-III

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Gallen von der Agentur V-III an OPS! Erbitte Genehmigung für drei
> Frachttransporte von der 'Kumari' in die Räume unserer Agentur!"

Sofort nachdem die Bestätigung der OPS eingegangen war, begann auch schon der Transport. Insgesamt erschien eine recht ansehnliche Zahl von Frachtcontainern in den Räumen der Agentur. Ein paar Minuten später war der Transport abgeschlossen.

Soren van Gallen aktivierte wieder seinen Kommunikator und sprach hinein: "Gallen an Kumari! Sorentul, komm du mit den beiden Brüdern hierher und sag unserem Ingenieur, er soll seine Werkzeugkiste mitbringen. Wir haben einiges an Arbeit vor uns!"

In der Zwischenzeit begann Takgall, die Waffen im Waffenschrank zu verstauen. Sie hatten alle doppelt dabei.

Während Soren auf anderen drei Mitarbeiter wartete begann er, mit einem PADD in der Hand herum zu gehen und die Container zu kontrollieren. Dies hatte er während der Reise schon dreimal getan; aber man konnte ja nie wissen.


--- SB Mamori, OPS

Auf der OPS verfolgte Max Riese zufrieden den Transport der Güter vom vegetjanischen Schiff in das Büro der Agentur. Es war relativ hektisch, da gleichzeitig noch die beiden Botschafter ankamen und der Ferengi- Marauder unterwegs war. Um letzteren kümmerte sich Commander Kuran.

Riese kontrollierte die von der OPS ausgegangenen Aufträge. Betty McDougall kümmerte sich um die Minorytaner, Commander Talvert und Lee Wong persönlich hatten die Vegetjaner empfangen, und bei den Sarkassianern war... niemand! 'Oh nein, wie peinlich! Was für ein Faux Pax!' dachte Riese verlegen. Er suchte sich einen Sicherheitswächter ohne aktuellen Auftrag heraus und schickte ihn - als OPS-Tätiger - zu den Sarkassianern.


--- SB Mamori Hangar, sarkassianische Andockschleuse

'Au wei, die verbocken das und ich muss es ausbaden!' schimpfte Crewman Susanne Süß darüber zu den wartenden Sarkassianern geschickt zu werden. Ein Führungsoffizier wäre vielleicht angemessen gewesen, aber auch die Minorytaner hatten einen Sicherheitsoffizier bekommen.

Nun stand Süß vor der Schleuse zur Yacht der Sarkassianer und öffnete die Tür. Den Kol'Tra'Fasa'Lafo, die ihr entgegen kamen, erklärte sie mit strahlendstem Vertreterlächeln: "Willkommen an Bord von Starbase Mamori. Ich habe die Aufgabe erhalten Ihnen Ihre Räume an Bord der Station zu zeigen und Ihre ersten Fragen zu beantworten. Möchten Sie erst die Botschaftsräume oder Ihre Quartiere besichtigen?"

Langsam erhob sich nun Kras Antschirch von einer Kiste, die bereits von seinen Leuten ausgeladen worden war. Er als Botschafter hatte nicht vor jemanden zu suchen, der ihn begrüßen würde, sondern er wartete bis jemand ihn fand. Nun hatte er schon geschlagene 15 Minuten gewartet bis nun dieses Kind kam und Sonnenschein versprühte. Während das Personal geschäftig herumwuselte, stand Kras ganz ruhig und wartete bis Süß direkt vor ihm stand. Er war mit seiner leuchtenden Robe deutlich aus den anderen auszunehmen.

Im Schiff stand noch Priema, die sich bis jetzt vor den Blicken ihres Vaters versteckt hatte, und lugte in den Hangar. Noch durfte sie Kisten nachreichen und das Lager des sarkassianischen Schiffes lichtete sich allmählich. Lieber hielt sie sich im Hintergrund bis Antschirch abgedampft war. Je später ihr Vater herausfand, dass sie sich als Begleitung hierher verfrachtet hatte, desto besser.

Als Miss Süß endlich vor ihm stand, näselte Kras: "Zeigen Sie mir die Botschaftsräume, danach die Quartiere. So kann ich mir etwas meine Beine vertreten, die mir inzwischen eingeschlafen sind."

"Wie Sie wünschen, Sir", sagte Süß höflich und zeigte mit einer Armbewegung Kras die Richtung. Sie ging einen Schritt voraus. Immer bereit höflich Fragen zu beantworten. 'Oh man. Ich hoffe der fragt mir keine Wurmlöcher in meinen Bauch.' "Sir, der Turbolift", bat sie Kras zuerst die Liftkabine zu betreten.

Nachdem er seine Flossen ausgeschüttelt hatte, nahm Kras den Weg in die angezeigte Richtung. Er faltete seine breiten flossenartigen Hände über dem Bauch und trabte an.

Im Lift angekommen drehte er sich um und für einen kurzen Bruchteil erhaschte er den Ausblick auf eine ihm bekannte junge Frau, die gerade aus dem Schiff trat. Da waren die Türen des Lifts auch schon zu.

Kras schüttelte seinen Kopf, er musste sich getäuscht haben. Breit lächelnd sah er die junge Frau neben sich an und zeigte seine Zähne: "Erzählen Sie mir alles über die Botschaft der Minorytaner. Wo werden die Botschaften liegen? Auf demselben Deck oder auseinander plaziert? Steht meiner Botschaft ein eigener stationsinterner Verbindungs- sektretär zu oder muss dieser mit den Minorytanern geteilt werden? Gibt es Essenvorschriften, wie beim Bankett oder..."

Die Hoffnung von Süß ging soeben in Rauch auf.

'Ob Qual mir ein paar von seinen Urlaubstage schenkt?' dachte Süß und versuchte so gut wie möglich die Fragen zu beantworten: "Die Botschaften der Minorytaner und Sarkassianer liegen auf demselben Deck, aber in unterschiedlichen Sektoren. Was Sie in Ihrem Botschaftsbereich tun steht Ihnen frei, solange die Stationssicherheit nicht gefährdet wird. Wenn Sie es wünschen, erhalten Sie einen eigenen stationsinternen Verbindungssektretär. Aber das sollten Sie mit dem Ersten Offizier abklären." 'Die Turbolifte fuhren auch schon mal schneller.'

Der Turbolift näherte sich langsam seinem Bestimmungsort. "Dann erwarte ich, dass der Erste Offizier sich dessen annimmt. Sollten die Minorytaner einen eigenen Verbindungssekretär besitzen, dann erwarte ich dasselbe für Sarkass. Da fällt mir ein, dass ich für meine Botschaft selber noch einen Sekretärin suche. Gibt es die Möglichkeit, eine Annonce hier auf der Station zu plazieren?" Kras fuhr sich über den Bauch und sah auf die Leuchtanzeige des fahrenden Turboliftes.

Die Kabinentür des Turboliftes ging mit einen Zischen auf. Crewman Süß antwortete auf Kras' Frage während sie ausstiegen: "Eine Annonce können Sie am Terminal im Botschaftsraum aufgeben. Ich kann es Ihnen gerne zeigen, Sir."

Nur ein paar Schritte, schon standen sie vor einer großen Eingangstür. "Hier sind wir, Sir. Das ist der Zugang zur Sarkass-Botschaft."

Crewman Süß tippte auf ein Display den Zugangscode ein. Nach zwei Sekunden öffnete sich die Tür. "Bitte, Sir."

   -- SB Mamori, Sarkass Botschaft

"Oh, danke Mädchen." Kras folgte Miss Süß zu seinen Räumen und sah sich neugierig in seiner Botschaft um, die ihm der Größe nach angebracht vorkam. Zu interessiert war er nun, ob seine Kollegin Serilla nun ähnliche Räumlichkeiten bekommen hatte und Antschirch würde das bei seinem ersten Inspektionsbesuch gründlich ins Auge fassen. "Sagen Sie mir bitte, ob der Captain schon von meiner Ankunft informiert wurde und ob es nun, da die diplomatischen Beziehungen unserer Völker intensiviert werden sollen, so etwas wie einen Jour fixe... stimmt das in ihrer Terminologie?...mit dem Captain und Frau Serilla geben wird?" fuhr Kras ganz in seinem Element weiter fort, der armen Susan den letzten Nerv zu rauben.

'Ich habe schon gegen Klingonen gekämpft und nun muss ich mich mit diesen Typen abgeben', dachte Süß genervt und antwortete freundlich: "Commander Vasu", die Betonung lag auf Commander, "wird so schnell, wie es seine Zeit erlaubt, ein Treffen einberufen."

Sie ging zu einem Computerterminal. "Darf ich Ihnen den Stationscomputer erklären?"

"Ich bitte darum!" antwortete Kras erfreut. Endlich wurde ihm Zutritt zum stationsinternen Computersystem gestattet.

Kras watschelte Susan nach und stellte sich dann dicht neben ihr auf. Er wahrte nicht den humanoiden Normalabstand, sondern rückte der niedlichen Sicherheitsfrau direkt auf die Pelle. Dicht an dicht, sarkassische Schweißtropfen an weiblicher Haut, klebte er an Miss Süß und sah auf das Terminal.

Die Crewman sah zwei Sekunden geradeaus und dachte: Dass der Typ jetzt nicht wirklich zudringlich wurde. Um nicht einen diplomatischen Zwischenfall auszulösen, mit einen krankenhausreifen Sarkass- Diplomaten, blieb Süß ganz ruhig und versuchte Kras unterschwellig zu sagen: "Sie haben Zugriff auf die zivilen Datenbank und auf die Stationsregeln. Besonders die Regeln der Starbase Mamori sollten Sie sich genau durchlesen. Wir wollen ja nicht, dass die am ersten Arbeitstag zu schaden kommen."

Sie zeigte Kras die Stelle, wo stand: Belästigung am Arbeitsplatz.


--- SB Mamori Promenadendeck, vor der Wellness-Oase

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Dieses Mal sah Bhang seinen pelzigen Freund Ra nur mürrisch an.
> "Nun hier sind wir", sagte Bhang, bevor sich Valerius auf Ras
> Provokationen einlassen konnte. "Was sollen wir tun?"

Der große Magna Romanier rollte genervt seine Augen auf die flaxigen Bemerkungen von Ra und wies die beiden Buben dann zu seinem Geschäft. "Ich wollte eigentlich früher gerüstet sein, doch dadurch, dass ihr es mit der Zeit nicht so genau nehmt, habe ich den besten Einsatztermin verpasst." Valerius zeigte über die Promenade auf die lautstark spielende Band vor dem Plattenladen, wo sich eine Traube an Zuschauern gebildet hatte. "Fällt euch nun etwas ein, wie ihr die Menschenmassen dazu bringen könnt, ihr Augenmerk in die Richtung meines Geschäftes zu lenken? Drinnen habe ich den ganzen Aufbau schon alleine besorgt, da mir Helfer irgendwie ausgeblieben sind."

Weiter drüben schlenderte die junge Frau in guter Hoffnung vorbei mit Mann und Kind, wie Valerius annahm. Er sah ihr kurz zu und taxierte Mr. Talvert, der ihr Begleiter wahrscheinlich war. Er hatte ihn schon vorher einmal gesehen.

'Mit einem großen Feuer', dachte Ra, der mittlerweile kapiert hatte, dass solche Kommentare auszusprechen nicht förderlich war.

"Wir sind kein Wanderzirkus", antwortete Bhang und kam nicht umher leicht zur Musik mitzuwippen. "Außerdem heißt der Laden 'Oase'. Singen, tanzen und rumrennen fällt hier wohl aus, oder?"

   -- SB Mamori Promenadendeck, vor dem Plattenladen "Ramona"

'Oh nein, nein... ich bin viel zu spät, sie geben schon Gas!' stellte Chanvi Paerha fest, als sie das Promenadendeck erreichte. Sie hatte einfach die Zeit bei ihrem Styling verschätzt. Sie hatte ihre Haare an den Seiten nach hinten gekämmt und im Nacken zusammen gebunden, ihr Haupthaar verlief zwischen den Fühlern ebenfalls nach hinten, allerdings in einer so großen, mit Sprayfestiger modellierten Welle, dass es einem Irokesenschnitt sehr nahe kam. Im Nacken vereinigten Iro und Seiten sich zu einem Zopf. Die Andorianerin trug ein schwarzes Bustier, darüber eine schwarze Weste, dunkelrote Hüfthosen und gleichfarbige Stiefel. Sie lächelte der rockenden Sheena zu und streckte apllaudierend und jubelnd die Hände in die Luft.

Kerrig Saghi lächelte S'thani zu, als die Kleine immer wilder tanzte. 'Ein süßes Energiebündel. Sie könnte sich nicht klingonischer benehmen', dachte die Pilotin. Sie entdeckte ihre oberste Vorgesetze, Lieutenant Colonel Vaughn, und wollte sie gerade begrüßen, als Commander Talvert hinzu stieß. Da wollte Saghi nicht stören und nickte ein wenig scheu zur Musik. Sie war ihr nicht unangenehm, aber softer als was ihren gewohnten Geschmack anging. Zudem war sie nur Klingonen-Pogo gewöhnt, und das war hier doch sehr unangebracht, vor allem da Kinder von S'thanis Statur dabei waren. 'Du ungeschickter Klingonentrottel', schalt sie sich. In manchen Belangen war das stolze Volk von Klinzhai doch etwas grobschlächtig.

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Glücklich schmiegte Kirah sich an Suvan und genoss den Anblick ihrer
> ausgelassenen Tochter.

Suvan schmiegte sich an Kirah und seufzte genüsslich. Er legte ihr die Arme um den Bauch und die Seiten und streichelte sie sanft, drückte sie an sich. "Wie geht es unserem Sohn?" fragte Talvert, den Bauch seiner Frau streichelnd. "

"Hmm", meinte Kirah genießerisch und genoss die Nähe zu ihrem Mann, etwas wozu sie beide in letzter Zeit recht wenig ungestörte Zeit gehabt hatten. "Gut, denke ich mal", antwortete sie.

Wollen wir mit S'thani gleich einen Blick in die 'Fashion' werfen?" schlug er vor.

"Du willst mit uns Klamotten shoppen gehen?" fragte Kirah. "Klar, wer weiß was man da Schönes findet", meinte sie mit einem Funkeln in den Augen.

"Tja... ich weiß doch, dass ich alleine mit S'thani nichts Richtiges finde", lachte Suvan. Er drückte Kirah etwas inniger und küsste sie auf die Wange. Er genoss es ein paar Augenblicke der Ruhe mit Kirah zu haben und genoss die gemeinsame Nähe. Zaghaft esperte er nach ihren Gefühlen, Talvert wollte ihr übermitteln, wie sehr er sie liebte und wie sehr es ihm gefiel gerade bei ihr zu sein.

S'thani hatte es etwas mit dem Tanzen übertrieben und begann schwindelig zu taumeln.

"Tja, Männer und Mode. Du brauchst halt meine fachkundige Hand dafür", meinte Kirah lachend und schmiegte sich dichter an ihhren Mann, als sie dessen Emotionen spüren konnte. "Sieh dir unseren kleinen Wirbelwind an. Sie konnte einfach nicht genug kriegen und hat es übertrieben", meinte Kirah lachend. "S´thani, kommst du mal her? Wir wollen mal sehen, ob wir was Hübsches für dich finden können", rief Kirah ihre Tochter zu sich.


--- SB Mamori Promenadendeck, Replimat

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Die Arbeit hier unterscheidet sich sehr von dem Aufgabenbereich auf
> einem Schiff, so eine Herausforderung wollte ich mir nicht entgehen
> lassen", erklärte John Harris Jirri und Qual.

Qual erblickte Flynk und ihm wurde es ganz übel. "Der hat uns hier auch noch gefehlt", sprach Qual und sah in die Richtung des Blumenhändlers. "Sie suchen eine Herausforderung, Lieutenant Harris? Dann viel Spaß. Gut, dass ich Urlaub habe und mich nicht mit Ferengi-Angelegenheiten herumschlagen muss."

> "Lt. Harris, wenn Sie Ihre Sachen eingeräumt haben, melden Sie sich
> in meinem Büro", erklang der Comm-Ruf von Captain Anderson.

"Schon unterwegs, Harris Ende", antwortete John Anderson und unterbrach sofort die Verbindung. Nun ließ es sich wohl nicht länger hinaus schieben. "Wenn Sie mich entschuldigen würden?"

Eine rein rethorische Frage, denn John wartete eine Antwort der beiden gar nicht ab. Er stand auf, schnappte sich sein Tablett und ließ Qual und Jirri an dem Tisch zurück. Auf dem Weg zum Turbolift entledigte er sich noch des Geschirrs.

Nun würde sich zeigen, ob der erste Eindruck, den er von Anderson erhalten hatte, richtig gewesen war. Doch schließlich handelte es sich bei ihm um einen Marine, was für John keineswegs etwas Positives war. Auch wenn ihm bei dem Gedanken an das kommende Gespräch äußerst unwohl zumute war, er würde kein Blatt vor den Mund nehmen und die Konsequenzen tragen. Das hatte er immer getan.

Vasu stellte seinen nun leeren Kaffeebecher zurück in den Replikator. Dann machte er sich auf, die Station weiter zu besichtigen.


--- SB Mamori, Frachtraum 2

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Wir sind wie ein einziger Organismus, der was auch immer passiert
> zusammenhält, auch wenn eine Hälfte schadhaft ist. Aber reden wir nach
> dem Essen weiter sonst wird es kalt", erklärte Vurtuss Sara Ginelli
> und griff zum nächsten Stück Fleisch mit seiner Gabel.

Dafür hatte Sara bei aller Neugier Verständnis. Seitdem sie die zusammengesunkene frühere Gestalt von Vurtuss gesehen hatte, konnte sie sich lebhaft vorstellen, was für einen Hunger er nun haben musste. Also bemühte sie sich, die ganzen Fragen, die ihr auf dem Herzen lagen, mit dem leckeren Gericht zusammen zu verschlucken und versüßte sich die Wartezeit mit der - hoffentlich nicht zu störenden - Beobachtung ihres Gegenübers beim Genuss des Essens.

Es schien ihm zum schmecken, meinte sie zu erkennen, und sie erinnerte sich an die alten Berichte der Enterprise-Crew über die Kelvaner, die den Genuss menschlicher Empfindungen entdeckten. Allerdings hatte Vurtuss den Großteil seines bisherigen Lebens in humanoider Gestalt verbracht. Aber offensichtlich mit völlig anderen kulinarischen Gewohnheiten. Was sicher mit den Spezies zu tun hatte, die ihn die meiste Zeit umgeben hatten - darunter kaum Menschen.

Als sie in aller Ruhe die letzten Bissen verspeist hatten, schob Sara die Teller beseite und sah Vurtuss gespannt an. "Und, sind Scallopini Ihre neue Leibspeise?" fragte sie schmunzelnd und hoffte, dass er nun mit weiteren faszinierenden Details über seine so fremdartige Rasse herausrücken würde.

Vurtuss schob nun seinen leeren Teller auch beiseite und trank noch einen Schluck hinterher. "Leibspeise ist vielleicht übertrieben, aber es gehört jedenfalls zu den Dingen, die ich vermissen werde wenn ich wieder von hier abreise. Zuhause ernähren wir uns wesentlich einfacher durch die pure Einnahme von Mineralien und Proteinen. Ab und an passiert es leider, dass unsere kriegerischen Brüder auch mal wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen und Gegner nicht nur kampfunfähig schlagen, sondern sie auch in ihre nahrhaften Bestandteile zerlegen und zu sich nehmen", erzählte er, um das Thema wieder aufzunehmen.

Sara bemühte sich ihre Gesichtszüge im Zaum zu halten. Kannibalismus? Wie gruselig! "Oha", sagte sie schließlich und entschied, über diesen Punkt hinwegzugehen, und auch das mit der Ernährung war nichts grundlegend Neues. 'Er will abreisen?' Innerlich vermerkte sie eine Notiz: 'Nach Abreise fragen', aber zuerst wollte sie gern noch mehr über Kelvaner erfahren. "Und, hat das Konsequenzen?" hakte sie nach. "Wie gehen Sie denn mit Fehltritten um? Was ist wenn jemand sich nicht an die Regeln hält? Gibt es Verbrecher? Bestrafungen? Gefängnis? Was haben Sie denn für ein Rechtsssystem?" Während sie eine kleine Atempause einlegte wurde ihr den Fragenschwall, mit dem sie Vurtuss überhäufte, bewusst. Ein entschuldigendes Lächeln huschte über ihre Gesicht. "Bitte entschuldige, Vurtuss, ich habe einfach sooo viele Fragen..."

Vurtuss lächelte Sara an. "Kein Problem - nur wer neugierig ist erfährt etwas Neues über sein Gegenüber", beruhigte er Sara. "Es ist schwer diese Fehltritte zu ahnden, da sie selten offiziell werden und eher im Stillen mal erzählt werden. Sollte natürlich ein solcher Fehltritt offiziell werden gibt es Strafen, wie z.B. das, was mir aus Versehen passiert ist - der Verlust auf Zeit der Wandlungsfähigkeit. Das ist für uns so, wie wenn man Sie in einen leeren dunklen kleinen Raum sperren würde für eine Zeit lang", versuchte er zu erklären. "Ein Rechtssystem, so wie Sie es verstehen würden, gibt es bei uns nicht - dazu ist unsere Kultur und unsere Spezies zu fremd für diese Galaxie. Gefängnisse gibt es auch nicht, da wir nichts bauen können was unseren Fähigkeiten widerstehen würde. Somit bleibt wie erwähnt nur die zeitweise Blockade der Wandlungsfähigkeit. Aber selbst da sind uns biologische und kulturelle Grenzen gesetzt. Die Zeit wird es irgendwann zeigen, welche Hälfte unseres Volkes die Zukunft hat", erklärte er weiter.

Aufeinmal kam er ins Zögern und schien von etwas abgelenkt zu sein. "Es ist eine höchst interessante Spezies vor wenigen Augenblicken auf der Station angekommen, uns ähnlich und doch ganz anders", informierte er noch leicht abwesend Sara.

Die Augenbrauen der Wissenschaftlerin wanderten neugierig in die Höhe, während sie überlegte, als was diese kelvanische Wahrnehmumg wohl einzuordnen war. "Uns ähnlich?" wiederholte sie grübelnd, "Meinst Du Kelvanern ähnlich? Welche Spezies meinst Du?"

Vurtuss ließ Sara etwas auf die Antwort warten. "Es ist eine ausergewöhnliche Spezie, so was wie ein Bindeglied zwischen unseren Spezies. Er hat erst vor kurzem die Station betreten. Ich habe nur ein Wort aus seinen Gedanken verstanden - Rha'hiera'khem!" antwortete er noch immer etwas abwesend.

"Ich kann dir leider nicht sagen wie die Spezies aussieht oder was sie genau kann - jedenfall haben sie wandlerische Fähigkeiten. Keine Angst, nicht so vollendet wie wir oder die Gründer. Einfach anders und doch nahezu perfekt", fuhr er nun wieder voll anwesend fort.

"Oh", fiel es Sara wie Schuppen von den Augen, "Stimmt ja! Der Wissenschaftler! Oje, den habe ich total vergessen!"

Sie seuftze einmal tief und beschloss, dass dieses Gespräch mit Vurtuss jetzt viel wichtiger war. Ihre Schicht war heute sowieso offiziell beendet. Sicher würde der Ethnologe zur Wissenschaft gehen, dort mit dem Personal sprechen und dann morgen mit ihr einen Termin vereinbaren. Bei diesem Gedanken beruhigte sie sich schnell.

"Ich weiß wie er aussieht", schmunzelte sie Vurtuss an, "Ich kenne seine Akte - er ist nämlich Wissenschaftler. Rha'hiera'khem ist seine Spezies, und daraufhin habe ich mir die mal ein wenig angesehen. Sie ist echsenartig. Live bin ich noch nie einem begegnet. Ja, ich finde sie auch faszinierend und freue mich schon darauf, ihn näher kennenzulernen. Er wird eine Weile auf Mamori leben und Feldforschung betreiben." Die Wissenschaftlerin strahlte Vurtuss an. "Dann könnt Ihr Euch doch in Ruhe kennen lernen."


--- SB Mamori Sicherheitshauptquartier, Captain Andersons Büro

John Harris betrat das Vorzimmer, die Vorzimmerdame war nicht an ihrem Platz und so ging der Lieutenant direkt zur geschlossenen Bürotür. Er atmete noch ein Mal tief durch, klopfte kurz an und öffnete sogleich die Tür, ohne eine Antwort von drinnen abzuwarten.

Er wirkte ruhig und gelassen, er hatte gelernt seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und sich nur das an merken zu lassen, was er für angebracht hielt. "Sie wollen mich sprechen, Sir?" erkundigte er sich und die Tür schloss sich hinter ihm.

"Ja, nehmen Sie doch Platz", bot Anderson Harris erneut den Stuhl an. "Da Sie ja hier mein Stellvertreter sein werden, dachte ich, dass es von Vorteil ist, wenn wir noch einige Dinge im Bezug auf unsere zukünftigen Aufgaben besprechen. Hat man Ihnen inzwischen Ihr Quartier gezeigt und haben Sie sonst alles an Ausrüstung erhalten?"

"Danke, Sir." Dieses Mal nahm John auf dem ihm angebotenen Stuhl Platz. "Ich habe alles erhalten, Sir, und hatte auch schon Gelegenheit mich ein wenig häuslich einzurichten."

Er schlug die Beine über einander und machte es sich bequem. Er kannte Andersons Akte, ein Marine durch und durch, von ihm so freundlich empfangen zu werden, erstaunte John schon etwas. So ein Empfang passte ganz und gar nicht zu all den Vorurteilen, die innerhalb der Sternenflotte über die Marines die Runde machten. 'Abwarten, vielleicht ist ja gerade er die große Ausnahme', überlegte Harris, doch so recht glauben konnte er es noch nicht. "Ja, es gibt bestimmt einiges, das ich erfahren sollte. Woran genau haben Sie gedacht, Sir?"

"Das hier zum Beispiel", Anderson reichte Harris ein PADD, "sind die taktischen Pläne zur Verteidigung der Station gegen einen Angriff aus dem All und dies hier", er kramte ein weiteres PADD hervor, "sind die internen Sicherheitsbestimmungen, inklusive der Durchführungs- bestimmungen für die Kontrolle auswärtiger Gäste. Es sind die Grundkonzepte, die mit dem Bau der Station geschrieben wurden. Ich würde Sie bitten, sich in den nächsten Tagen beides anzusehen. Ich gedenke daran einige, für unsere Lage spezifische, Modifikationen vorzunehmen. Auch deshalb, weil es gestern hier schon gehörigen Ärger gab."

Anderson machte eine Pause. "Ansonsten musste ich bei dem gestrigen Vorfall und der Sicherheitsübung heute Vormittag feststellen, dass die Sicherheitsmannschaft hier ERHEBLICH", er benutzte dieses Wort mit Nachdruck, "Defizite in der Sicherheitsausbildung aufweist. Ich hoffe, dass Mr. Sola daran erfolgreich arbeiten kann, aber es wird auch unsere Aufgabe sein. Die Männer müssen begreifen, dass das kein Spiel ist, sondern das der Ernstfall jederzeit eintreten kann", erklärte Anderson seinen Standpunkt.

John ergriff die PADDs, überflog sie kurz, er würde sich am Abend eingehend mit ihnen beschäftigen. "Die internen Sicherheitsbestimmungen sind mir bereits vertraut, zu diesen Daten habe ich auch von außerhalb Zugriff erhalten", schmunzelnd fügte er hinzu: "Wissen Sie, ich pflege meine Hausaufgaben so gut es geht zu erledigen."

'Typisch Marine, was wären die ohne Vorschriften? Vollkommen hilflos!' Die taktischen Pläne hatte er allerdings nicht ein sehen können. Einen Augenblick dachte John daran, nach dem gestrigen Vorfall zu fragen, doch das war eigentlich nicht nötig, als stellvertretender Sicherheitschef konnte er die Aufzeichnungen jeder Zeit studieren.

Seine anfängliche Nervosität hatte sich gelegt, John dachte einen Moment über Andersons Worte nach.

"Natürlich ist es wichtig, das wir jeder Zeit und auf jede erdenkliche Situation vorbereitet sind und angemessen reagieren können, darin stimme ich Ihnen zu. Doch bezweifle ich, das solche Harmonie innerhalb einer Einheit ausschließlich durch Training und Übungen herbeigeführt werden kann, Mr. Anderson."

Harris zuckte kurz mit den Schultern: "Das Gegenteil könnte sogar der Fall sein und die Mannschaft unnötig unter Druck setzten und sogar demotivieren. Selbstverständlich brauchen wir Simulationen, denn nur etwas das geübt wurde und somit bekannt ist, kann in einem Ernstfall routiniert gehandhabt werden. Doch müssen sich die Leute auch zwischenmenschlich besser kennen lernen, damit sie sich vertrauen können und als Crew dieser Station enger zusammen wachsen. Und ich bin strikt gegen Gewaltmärsche und übertriebenen körperlichen Drill, wir haben hier keine Kadetten vor uns und sollten die Leute auch nicht so behandeln. Die meisten sind Sternenflottenangehörige und haben wärend ihrer Ausbildung gelernt, sich eigenverantwortlich fitt und leistungsfähig zu halten. Ihresgleichen vergißt diesen Punkt schnell."

Diese kleine Spitze konnte John sich nicht verkneifen, Marines verstanden von solchen Dingen meistens nicht sonderlich viel und legten auch keinen Wert darauf. Doch seine Erfahrung hatte ihm gezeigt, dass eine Crew sehr viel mehr Einsatzbereitschaft und Leistung zeigte wenn sich die Mitglieder auch privat gut verstanden und wussten, dass sie sich im Ernstfall aufeinander verlassen konnten. Auch hatte er seinen Untergebenen stets vertraut und ihnen sehr viel eigenständiges Handeln und Entscheiden zugestanden, John war nie die Art Vorgesetzter gewesen, der ständig Druck ausübte und kontrollierte.

Anderson war einigermaßen erstaunt über die Reaktion von Harris. Er hatte keine Ahnung, warum dieser ihn ohne Vorwarnung derartig anging, nur weil Anderson auf den Trainingszustand der Crew hingewiesen hatte. Wenn das Profilierungssucht war, dann ging es eindeutig zu weit. Es steckte wohl mehr dahinter: Offenbar hasste Harris die Marines. Doch wie sollte er auf diese Provokation reagieren? Seinen neuen Stellvertreter konnte er kaum am ersten Tag zum Latrinendienst verdonnern. Schließlich würde er noch länger mit ihm auskommen müssen.

Er reagierte daher ruhig: "Halten Sie Ihre Sternenflotten-Arroganz im Zaum, Lieutenant", sagte er betont gelassen. "Ich weiß wann und wie man sich auf sein Team verlassen muss. Ich habe acht Jahre beim 12. planetaren Landeregiment des Marine Corps gedient und mehr als einmal dem Feind direkt ins Auge geblickt. Dabei sind Kameraden im Dreck neben mir krepiert. Also erklären SIE mir nicht, was im Ernstfall wichtig ist."

Anderson hatte den letzten Satz lauter gesprochen, machte eine Pause und fuhr danach ruhig fort. "Im übrigen habe ich mit keinem Wort 'Gewaltmärsche' oder 'Drill' erwähnt. Wenn Sie das Marine-Corps oder mich darauf reduzieren, dann rate ich ihnen noch einmal die Akadamie zu besuchen. Hier", Charles reichte Harris ein weiteres PADD, "der Bericht ist erst zur Hälfte fertig, aber er enthält wesentliche Mängel in der Ausübung des Sicherheistdienstes, die mir allein in den letzten 24 Stunden aufgefallen sind und die noch viel ernsthaftere Konsequenzen hätten haben können."

Im PADD waren diverse Fehler des vergangenen Tages aufgeführt, z.B. wie die Eskorte die Piraten hatte aufs Promenandendeck entkommen lassen, der Sicherheitstrupp es nicht geschafft hatte, die Geiselnehmer am Verlassen des Promenadendecks und der Station zu hindern, geschweigedenn die Geisel zu befreien und den ersten Versuch der Sicherheitsübung, der in einem großen Feuergefecht geendet war.

"Wenn Sie mir also, obwohl ich ein Marine bin, zustimmen, dass es Defizite bei der Ausbildung gibt, dann würde ich vorschlagen, dass Sie mit dieser Mängelliste zur Crew gehen, mit ihr eine Runde vulkanischen Tee trinken und sie bitten, natürlich nur wenn jeder einverstanden ist und sich mit dem Counselor beraten hat, mal ein Mobile zu basteln in dem er seine nagativen Gefühle zum Ausdruck bringt, oder ein Bild zu malen um zu zeigen, was ihm am anderen nicht gefällt. Sollte das nicht funktionieren, dann können wir es ja immernoch mit ein bisschen Sicherheitsausbildung versuchen", sagte Anderson süffisant.

John war erstaunt, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. Er hatte nicht vorgehabt Anderson gleich derart auf die Palme zu bringen. Doch sich zu entschuldigen und etwas zurück zu nehmen, das er sehr wohl so gemeint hatte, kam für ihn auch nicht in Frage. Außerdem fand dieses Gespräch unter vier Augen statt, in der Öffentlichkeit würde er sich so etwas nicht herausnehmen.

John legte die beiden PADDs, die er noch in den Händen hielt, auf den Schreibtisch zurück und ergriff das dritte. Dabei überlegte er, in welche Richtung er das Gespräch lenken sollte. Er hatte nicht vor, sich Anderson sofort zum Feind zu machen, das konnte auf die Dauer sehr anstrengend werden. Außerdem würden dem Marine sicher schlimmere Disziplinarmaßnahmen einfallen, als ein paar Tage Arrest. Doch davon ein Mal abgesehen, sollten sie die Sicherheit der Station garantieren. Und wie sollte das wirklich funktionieren, wenn sie beide sich schon in den Haaren lagen?

Harris ließ das PADD sinken und legte es auf seinem Oberschenkel ab, Was er dort lesen konnte, gefiel ihm überhaupt nicht. Es hatte Fehler gegeben,als hätten sie es hier mit Kadetten zu tun, die gerade erst ihre Ausbildung begonnen hatten.

Immer noch ruhig ergriff John das Wort: "Ihre ironischen Spitzfindigkeiten bringen uns auch nicht weiter." Kein erneuter Angriff, nur eine Feststellung. Und im gleichen ruhigen Ton fuhr John fort: "Und es wird Ihnen auch nicht gelingen, mich einzuschüchtern. Wenn Sie gehofft haben, Ihr neuer Stellvertreter wird jemand, der zu allem ja und amen sagt, muss ich Sie leider enttäuschen. Dass Sie mich nicht leiden können,freundlich ausgedrückt, ist mir nicht entgangen. Doch das hier", dabei tippte Harris kurz auf das PADD, "ist einfach nur erschreckend! Dass die Station so leicht zu infiltrieren ist und wir kaum in der Lage waren angemessen und vor allem schnell zu handeln, ist, vorsichtig ausgedrückt, eine Katastrophe. Wir sind beide erwachsen und wollen doch im Grunde das selbe, nämlich die Sicherheit der Station garantieren. Wenn Sie schon Ihre Vorurteile meiner Person gegenüber nicht beiseite lassen können, so doch vielleicht die Tatsache, dass Sie Marine sind und ich zur Sternenflotte gehöre. Meinen Sie nicht, Mr. Anderson?"

Und mit einem schiefen Lächeln fügte er noch hinzu: "Außerdem bin ich im Dienst wohl sinnvoller zu nutzen als in der Arrestzelle. Viele meiner Vorgesetzten haben schon erkannt, das bezahlter Urlaub keine wirkliche Strafe darstellt und ich eigentlich kein so schlechter Kerl bin."

Harris kam Anderson so weit entgegen wie er konnte, der Rest lag jetzt bei dem Marine. Er bot ihm ja keine Freundschaft an, sondern lediglich eine Art Waffenstillstand, damit sie effizient und vernünftig zusammen arbeiten konnten.

Nun war Anderson erstaunt. Sicher, er hatte auf Harris Provokaton reagiert, der angefangen hatte, Vorurteile über die Marines auszubreiten und ihm von vorneherein in diese Schublade zu stecken. Er hatte bis zu diesem Gespräch keinerlei Vorurteile gehabt. Es war vielmehr Harris gewesen, der ihn mit den seinigen konfrontiert hatte. Offenbar war Harris jemand, der, obwohl er selbst gerne - vielleicht sogar unbewußt - austeilte, schnell Dinge in den falschen Hals bekam.

"Wer hat gesagt, dass ich Vorurteile gegenüber Ihnen habe, Lieutenant?" begann er und wartete nicht auf die Antwort. "Ich habe habe auch nie behauptet, Sie nicht leiden zu können, auch wenn Sie versucht haben, sich alle Mühe zu geben, damit es soweit kommt. Ihrer letzten Äußerung nach zu urteilen, kennen Sie den Aufenthalt in einer Arrestzelle wegen schlechten Betragens wohl schon." Wieder fuhr er fort ohne auf eine Reaktion zu warten. "Und was glauben Sie, was ich jetzt tue? Ich, als Marine? Vielleicht haben Sie ja Lust das Promenadendeck mit der Zahnbürste zu reinigen. Wissen Sie was: Ich werde gar nichts tun. Sie können mir das glauben oder nicht, aber ich schätze offene Worte lieber als Arschkriecherei. Das ist vielleicht der Vorteil von 'meinesgleichen'. Und ich verlange auch keinen Ja-Sager als Stellvertreter, sonst hätte ich sie gar nicht erst zu diesem Gespräch geladen. Aber was ich nicht akzeptiere ist Profilierungssucht um der Provokation willen. In Ihrer Akte steht, dass sie schon immer ihre Fresse nicht halten konnten, aber da steht auch, dass Sie gut sind. Und das ist mir wichtig. Sie würden aber noch besser, wenn Sie lernten, dass Widerspruch aus Prinzip fast genauso dumm ist wie blinder Gehorsam. Seit Sie zum ersten Mal in mein Büro gekommen sind, ging es Ihnen unterschwellig darum, bloß Ihre Position mir gegenüber zu behaupten. Haben Sie das nötig? Sie sind Offizier und stellvertretender Sicherheitschef und Sie wissen was Sie können. Daran sollten Sie sich halten."

Anderson hatte ruhig gesprochen und hoffte, dass Harris sich diesmal wenigstens nicht gleich angegriffen fühlen würde.

John wollte schon etwas entgegnen, überlegte es sich aber im letzten Moment anders und schwieg. Gedankenversunken blickte er auf seine Hände hinab. Anderson hatte Recht, in fast jedem Punkt. Das konnte er einfach nicht leugnen, ja er hatte gleich zu Beginn versucht, Anderson zu provozieren und mit welchem Ziel? Nur um zu sehen, wie weit er gehen konnte. Für solche Spielchen sollte er wirklich zu alt sein.

"Ich habe verstanden." Das sagte er so leise, als spräche er zu sich selbst oder als sei er sich gar nicht bewusst, es überhaupt laut aus gesprochen zu haben. Dann sah er Anderson allerdings offen ins Gesicht und meinte trocken: "Ich bin froh, das wir das geklärt haben! Und so lange Sie keine Entschuldigung erwarten, könnten wir ja zum eigentlichen Problem zurückkehren."

Er würde seine Art wohl nicht vollkommen ändern und Anderson würde sicher ein dickes Fell brauchen, doch er war wirklich bereit, sein Möglichstes dazu bei zu tragen, dass sie einigermaßen mit einander auskommen würden.

Dann ergriff John erneut sein PADD. "Ich finde alle Punkte gleichermaßen gravierend, da weiß ich gar nicht wo anfangen. Es sind ausgebildete Sicherheitskräfte, wie war es nur möglich, die Geiselnehmer entkommen zu lassen?" Er sah seinen Vorgesetzten einen Moment fragend an. "Was würden Sie von einer erneuten Übung halten? Nichts besonderes, im Gegenteil sogar, so einfach das eigentlich wirklich nichts schief gehen kann. Ich sehe zwar die Fehler hier aufgelistet vor mir, doch würde ich gerne sehen, wie unsere Leute zusammen arbeiten. Mit eigenen Augen sieht man meist mehr und ich bin auch der Meinung, wir sollten dieses Mal nur beobachten und nicht teilnehmen, so können wir besser beurteilen, woran es liegt." Und nach kurzem Zögern: "Können Sie mir vielleicht sagen, warum die Transportersperre erst so spät errichtet wurde? Dass die Eindringlinge auf diesem Weg versuchen würden zu fliehen ist doch naheliegend. Hat es etwas mit den technischen Voraussetzungen der Station zu tun oder...?"

Den Satz beendet Harris nicht, Charles würde sicher auch so verstehen. Doch beinahe entschuldigend fügte John hinzu: "Ich habe es bisher einfach noch nicht geschafft, mir die technischen Pläne der Station anzusehen und um ehrlich zu sein, ich glaube auch nicht, dass ich sie wirklich verstanden hätte. Ich bin Sicherheitler, kein Techniker." Das klang beinahe schon trotzig und er sah Anderson abwartend an.

"Machen Sie sich darüber keine Sorgen, ich bin selbst erst seit einem Tag hier und bin noch nicht mit allem vertraut", entgegnete Anderson, der froh war, dass Harris nun kooperativ war. Eine Entschuldigung würde er nicht verlangen. Harris hatte Potential und wenn er das in der Zukunft entwickeln würde, dann konnte das ein großer Gewinn für die Station und auch für Harris selbst sein. Anderson beschloss, ihn auf diesem Weg in Zukunft zu bestärken.

"Die Transportersperre wurde von der Brücke aktiviert. Ich denke es gab hier auch ein Kommunikationsproblem. Die beiden eingesetzten Sicherheitsoffiziere hätten die Brücke vor dem Zugriff alarmieren müssen. Die Männer haben einfach noch zu wenig Praxisefahrung. Ich bezweifele nicht, dass sie in ihrer Ausbildung Defizite hatten, aber das hier ist - auch wenn das eine Binsenweisheit ist - die Realität. Wir haben mehrere junge Crewman und Ensigns, die eben wenig Praxiserfahrung haben. Dazu kommt, dass die Ausbildung sich doch sehr stark auf den Dienst auf Schiffen und dementsprechend taktische Manöver etc. bezieht. Aber hier auf einer solchen Station, mit vielen auswärtigen Besuchern haben wir in viel stärkerem Maße polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen. Ich denke, dass dies in der Ausbildung zu kurz kommt, weil es eben nur einen geringen Teil der Sicherheitsmannschaften in ihrer Karriere betrifft. Daher macht es meines Erachtens am meisten Sinn ein Trainingsprogramm zu erarbeiten, dass die Männer speziell auf solche Situationen vorbereitet, mit denen sie hier konfrontiert werden können. Eine Geiselbefreiungsübung hatten wir ja heute, aber die endete beim ersten Versuch ohne mein Eingreifen eher ernüchternd."

"Für meinen Geschmack ist eine Geiselnahme für den Anfang auch ein wenig übertrieben. Und sie dürfte auch ziemlich selten vorkommen, selbst auf einer Station. Mir schwebt eher Grundlagentrainig vor, damit solche Situation möglichst schon verhindert werden bevor sie geschehen."

Harris machte eine kurze Pause und sah dann wieder zu seinem Vorgesetzten: "Ich würde gerne bei der Kontrolle des Schiffes beginnen. Wie haben sich die Leute zu verhalten, wenn ein Schiff angedockt hat? Welche Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen, welche Kontrollen müssen durchgeführt werde? Ich bin ziemlich sicher, wäre das Schiff, vorallem die Crew, sorgfältiger kontrolliert worden, hätte es wahrscheinlich gar keine Geiselnahme gegeben. Und so ein Szenario bietet doch auch ausreichend Möglichkeiten die eine oder andere Überraschung mit einzubauen.Und auch wenn Sie denken sollten, solche Kleinigkeiten sind Zeitverschwendung, schaden können sie allerdings auch nicht. Natürlich können wir prinzipiell niemandem verbieten die Station zu besuchen, darauf will ich auch nicht hinaus, doch man könnte durchaus die Anzahl der Besucher beschränken. Ich meine, wenn es Hinweise darauf gibt, dass Schiff und Crew eine Gefahr darstellen könnten. Doch im Moment denke ich nicht, dass unsere Leute in der Lage sind, das sicher zu beurteilen. Außerdem würde ich Mr.Sola gerne mit einbeziehen, dem scheint der Gedanke zu gefallen, Untergebene herumzuscheuchen."

Harris blickte Charles abwartend an, dass er erneut einige Spitzen verteilt hatte, war ihm gar nicht wirklich bewusst. Die Frage war allerdings, was Anderson von dieser Angewohnheit hielt.

"Ich stimme Ihnen zu, was das Grundlagentraining angeht. Ich dachte vor der Übung nach wie vor, dass die Crew aufgrund der Ausbildung schon weiter ist."

Mittlerweile entwickelte sich das Gespräch doch relativ konstruktiv und die beiden unterhielten sich noch eine Weile über mögliche Ausbildungsmöglichkeiten.

Schließlich sagte Anderson: "Gut, dann würde ich sagen, dass wir mit Mr. Sola ein Trainingsprogramm erarbeiten, das wir zunächst auf drei Monate anlegen. Das wäre dann alles. Wenn Sie dann nichts mehr brauchen, können Sie wegtreten."

"Nein, ich denke, soweit habe ich alles. Ich werde dann Mr. Sola in mein Büro bitten und mir mit ihm zusammen etwas nettes überlegen." John nickte seinem Vorgesetzten noch ein Mal kurz zu und verließ dann dessen Büro.


--- SB Mamori, Kimons Quartier

Kimon begab sich auf direktem Weg ins Quartier, wo ihn Andschana und Tariki erwarteten. Sie beide waren bereits für einen Ausgang gekleidet, saßen aber bei einer Tasse Tee zusammen, Tariki zusätzlich mit einer Stickerei in ihren Händen.

Der Anblick beruhigte Kimon... kaum übertrat er die Schwelle zu seinem Quartier, hatte er die Raumstation verlassen und war in ein kleines Stück Ta'Una gelangt. Inzwischen trugen die Räume auch unübersehbar die Handschrift Tarikis. Goblins schmückten die farblosen Wände, eine bestickte Decke lag auf dem Bett im Nebenraum und die Ecke mit den drei kleinen Schreinen war mittlerweile mit einem bequemen Bodenkissen ausgestattet.

"Ich nehme an, ihr habt nichts dagegen, wenn ich euch mitnehme, damit wir etwas essen gehen können, hm?"

"Wir waren kurz davor, selbst loszuziehen. Aber Du darfst uns gern begleiten", lächelte Tariki zur Antwort.

"Dann komm." Tariki erhob sich und begleitete ihn in das Nebenzimmer, wo bereits ein kleiner Stapel Zivilkleidung auf ihn wartete.

Kimon nutzte die Gelegenheit, während er sich die Uniform abstreifte. "Ich habe heute morgen ein interessantes Gespräch mit Valerius Taspar geführt."

Die Angesprochene zögerte und sah Kimon gespannt an. Sie sagte zunächst nichts, zu überrascht war sie von dieser Enthüllung.

"Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass er... nun, dass es an ihm ist, sich für oder gegen Dich zu entscheiden."

"Was hat er gesagt?"

"Das soll er Dir selbst mitteilen. Du hast meine Erlaubnis, ihn zu treffen, wann immer er Zeit dafür findet."

Mit fahrigen Fingern versuchte sich Tariki an den Hemdverschlüssen. Sie schluckte, bevor sie antwortete. "Er... er wird sich mit mir treffen?"

"Ich habe es ihm empfohlen. Du bist nicht verpflichtet, Andschana dorthin mitzunehmen."

"Warum? Was verleitet Dich zu dieser Entscheidung?"

"Tariki..." Kimon fing ihre Hände ein, die mit dem letzten Verschluß kämpften. "Ich habe zwar versprochen, mich um Dich zu kümmern, aber mir ist klargeworden, dass ich nicht diese Welt von Dir fernhalten kann. Du bist, was mir - was uns - von Ta'Una geblieben ist, aber dennoch leben wir nun hier. Wenn Du einen Freund haben möchtest, sollst Du ihn haben. Und sollte er Dir mehr als ein Freund sein, hast Du auch diese Freiheit. Wobei ich sagen muß, dass es mir nicht recht ist, Dich mit jemand anders zu teilen."

Einen langen Moment sah Tariki ihn nur an. "Danke", war ihre leise Antwort schließlich, aber sie lächelte.

Kimon ließ ihre Hände los und wandte sich dem Ausgang des Zimmers zu. "Kommt, auf zum Promenadendeck."


--- SB Mamori, Deck 21, Sicherheits-Agentur V-III

Nachdem auch die anderen drei Mitglieder des Teams eingetroffen waren, begannen sie mit den Aufbauarbeiten. Takgall machte sich daran, die Computer aufzubauen. Sie hatten ein ansehnliches Repertoire an eigenen mitgebracht.

Zach machte sich daran, an der Tür zwei spezielle Abtaster anzubringen, einen, der nach versteckten Waffen suchte sowie einen anderen, der dafür ausgelegt war, sämtliche Elektronik, die ein Besucher oder Kunde mit sich führte, zu scannen und zu identifizieren.

Sorentul war pragmatischer veranlagt. Er begann, die Möbelstücke auszupacken und zusammen zu bauen. Es waren relativ einfache, aber geschmackvolle Möbelstücke.

San'tur machte sich auf, ihre Quartiere in Augenschein zu nehmen und diese mit einem Abtaster zu scannen. Man wusste ja nie, wer sie vorher bewohnt hatte.

Tork wühlte eine Weile in verschiedenen Frachtkisten und fand schließlich das was er suchte. Dann warf er einen Blick auf ein PADD, wo ein Decksplan verzeichnet war. Er nahm sich den Koffer, den er eben aus einem der Frachtcontainer befreit hatte und machte sich damit auf zum Promenadendeck. Er wollte dort in den verschiedenen Geschäften Werbepadds auslegen. In dem Koffer befanden sich knapp 200 Stück dieser Einmalpadds.


--- SB Mamori, Quartier Wrad Kaan

Feierabend! Hochzufrieden mit dem Counselorgespräch legte Wrad einen Zwischenstopp in seinem Quartier ein, um sich frisch zu machen und umzuziehen. Er durfte wieder Ale trinken! Das würde er heute feiern!

Und auch sonst hatte er noch einiges vor heute. Valerius und sein Geschäft näher kennenlernen und mit der neuen andorianischen Kollegin etwas trinken gehen... und abends oder nachts, wie sie es gestern abend angeboten hatte, bei Shay im Quartier vorbeischneien und sich zu ihr ins Bett kuscheln. Was für Aussichten! Die verlangten wenigstens nach einem entsprechenden Outfit.

Er duschte ausführlich mit Wasser und Seife, da er seine Fühler nicht schon wieder mit dem ätzenden Pfeifton der Schalldusche belästigen wollte, und musterte dann den Inhalt seines Kleiderschranks.

Erstens hing viel zu wenig drin, und zweitens vermisste er seine Lieblings-Partytunika, die Marra'scha ihm seinerzeit zerfetzt hatte. Heute wäre der richtige Tag dafür gewesen... 'Ich sollte unbedingt bei der neuen Boutique vorbeischauen. Die wird bestimmt etwas passendes haben', nahm er sich vor.

Einstweilen begnügte er sich mit seiner schwarzen Lieblingslederhose und einem schmal geschnittenen schwarz-blau-rot-gestreiften Hemd, das er relativ weit offenließ und sorgfältig in die Hose stopfte. Dazu trug er einen schwarzen Ledergürtel mit einer auffällig großen silbernen Schnalle und lässige schwarze Sneaker.

Schmuck vielleicht? Ihm war danach. Viel hatte er nicht, aber seine Kette, bestehend aus einer langen Flax-Kralle an einem schwarzen Lederband, passte gut zum Outfit.

Schließlich knetete er noch mit den Fingern seine Haare in Form, zwinkerte seinem Spiegelbild vergnüngt zu und machte sich auf zum Promenadendeck.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Das Promenadendeck füllte sich mit allen Leuten aus den verschiedenen Kulturen. Viele hatten jetzt um diese Uhrzeit Feierabend und hatten nun Zeit, sich die Läden auf dem Promenadendeck anzusehen.

Auch die vier vom Wartungsteam-2 sahen sich um. Es war das erste Mal, dass sie ohne Arbeitsdruck auf dem Promenadendeck spazieren konnten. Endlich konnten sie mal das sehen, was sie in der Eile nicht sehen konnten.

"Wow, seit wann gibt es diesen Musikladen?" fragte Randy die anderen drei.

Rico zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Seit es Musik gibt."

Darauf Pavel lächelnd: "Das nenne ich mal eine genaue Zeitangabe, Rico. Ein Vulkanier würde vor Neid erblassen, über so einer klugen Antwort von dir."

Ohne Erfolg im Replimat versuchte Flynk auf dem Promenadendeck seine Blumen zu verkaufen. 'Liebe ist überall', war sein heutiges Motto. Igend jemand würde doch für seine Liebste ein paar herrlich duftende Blumen kaufen, oder nicht? Flynk änderte seine Verkaufsstrategie, indem er auch Musik anstellte. Aus den Lautsprechern des Antigraven hörte man die Musik von Mia mit dem Titel 'Tanz der Moleküle'.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Salon Krem

Irgendwie hatte der Sternenflottentechniker es geschafft, auch im Laden des Frisörs Krem dessen Werbebotschaft abzuschalten. Ein Sicherheitsmann ermahnte die beiden Ferengi, sollte die Werbebotschaft noch mal über die ganze Starbase zu hören sein, kämen sie in den Arrest.

Ulk hörte Musik von draußen, die wiederum von Musik überlagert wurde. Neugierig ging er zur Eingangstür.

Er wünschte sich, er hätte es nicht getan. "Oggie", rief Ulk den Frisörgesellen zu sich. "Schau mal."

Oggie ging auch gleich zum Frisörlehrling und fragte: "Was denn?" "Da", zeigte Ulk auf ein Ferengi. "Oh, nein!" stieß Oggie entsetzt aus. "Nicht DER, hier."

   -- SB Mamori Promenadendeck, Laden "Fashion"

Aufgeregt drehte sich Shania in einem aufälligen roten Outfit vor dem zentralen großen Spiegel der Boutique. Ihre Augen gläntzen, ihre Wangen waren gerötet und ihre Haar leicht zerzaust. Sie war in einem regelrechten Anprobier-Rausch. "Das sieht schon toll aus", wandte sie sich begeistert aber unsicher an Desh, "aber... es ist vielleicht doch etwas zu sexy. Ich nehme lieber ein unauffälligeres. Eins der grünen vom Anfang, glaube ich. Zumindest als Kleid."

Desh nickte nur und holte das grüne Kleid hervor, was mehr Begeisterung bei Shania hervorgerufen hatte. "Haben Sie andere Pläne mit dem Rot? Vielleicht nur als Oberteil, ohne Rock?" fragte er sie.

Matti musste schmunzeln. Sie hatte anscheinend nur Augen für ihre Kleider. Aber was erwartet man auch von heranwachsenden Damen? Er beschloß, ebenfalls in den Laden zu gehen. Er betrat den Laden und blickte sich suchend um und entdeckte die Abteilung für Unterwäsche. Er hätte sich auch in seinem Quartier welche replizieren können. Bei seinem buchstäblichen Glück beim Umgang mit Replikatoren verzichtete er jedoch gerne darauf und besorgte sich seine Wäsche lieber auf dem altmodischen Weg.

Desh bemerkte einen weiteren Kunden in seinem Geschäft. "Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment. Probieren Sie ruhig noch einmal die grünen Modelle an", sagte Desh zu Shania und trat leise zu Matti Sola. "Kann ich Ihnen helfen, Sir?" fragte er Matti.

"Okay", hauchte Shania leise mit hochrotem Kopf und entschwand hastig in der Umkleidekabine. Da war er ja, der gutaussehende Mann vom Frachter! Du lieber Himmel, direkt hier im Geschäft, und sie war noch gar nicht fertig!

Ihr Herz klopfte bis in den Hals, als sie sich erneut in das erste grüne Kleid zwängte. Prompt ertönte ein grauenvolles "Ratsch!", und der Ärmel hing nur noch teilweise am Kleid.

"Oh nein!" stöhnte Shania hilflos, wärhrend ihr zu allem Überfluss auch noch die Tränen in die Augen schossen. Jetzt ging aber auch alles schief!

Ohne Nerven und ohne Vorsicht riss sie sich das Kleid wieder vom Körper, was den Ärmel endgültig abtrennte. Die Tränen rannen ihr über die geröteteten Wangen. Was würde der nette Verkäufer dazu sagen? Musste sie das Kleid jetzt kaufen, auch wenn sie es gar nicht mehr wollte? Bestimmt musste sie das...

Verzweifelt ließ sie sich an der Kabinenwand entlang zu Boden sinken. Jegliche Lust zum Klamottenkauf war ihr spontan vergangen.

Als sie durch den knappen Slip plötzlich den Teppich an ihrem Po spürte, schoss sie augenblicklich wieder hoch, nicht ohne nicht mit einem tüchtigen "Rums" die Hüfte an der Kabinenwand zu stoßen. Oh nein, auch das noch! Der Vorgang ging gar nicht bis zum Boden, hatte man jetzt etwa auch noch ihren Po gesehen? Heulend rieb sie sich die Hüfte und wusste nicht mehr ein noch aus.

"Na ja, ich suche schlichte und bequeme Unterwäsche, nichts ausgefallenes. Bevor Sie jetzt sagen, das hätte ich mir auch replizieren können, sage ich Ihnen lieber gleich, dass ich mit den Replikatoren auf Kriegsfuss stehe und nie das bekomme, was ich eigentlich will." Bevor Matti noch weitere Erklärungen und Wünsche äußern konnte, ertönte aus der Umkleidekabine ein dumpfes Geräusch. "Ich glaube, Sie sollten mal nach Ihrer Kundin sehen. Irgendwas scheint da schief gegangen zu sein!"

Gleichzeitig schoss ihm die Frage durch den Kopf, was die Tochter des Frachterkapitäns jetzt wohl angestellt hatte.

"Schlichte Unterwäsche?" fragte Desh nach. 'Na, das wird wohl nicht soviel Arbeit geben', dachte er sich. "Hier in diesem Abschnitt sind verschiedene Modelle. Wenn Ihnen eines gefällt sagen Sie mir Bescheid und ich repliziere es in Ihrer Größe", meinte Desh und ließ Sola dann alleine.

An der Umkleidekabine fragte er: "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?" Natürlich hatte es sich angehört als wäre nicht alles in Ordnung, doch er konnte wohl kaum einfach so in die Kabine stürmen.

Hastig wischte Shania sich die Tränen vom Gesicht und kämpfte gegen das Heulen an. "Moment!" rief sie leise, inständig hoffend, dass er nich plötzlich hereinschaute. "Ich habe mir nur gestossen - und mir ist ein Ärmel abgerissen. Tut mir furchtbar leid." Mit zittrigen Fingern kramte sie geräuschvoll ein Taschentuch aus ihrem kleinen bunten Häkelhandtäschchen. "Ich komme gleich... einen Augenblick, bitte."

Sie wischte sich sorgfältig die Wangen trocken, putzte sich die Nase, versuchte sich zu beruhigen und stieg so vorsichtig sie konnte in das zweite grüne Kleid.

Desh hörte an ihrer Stimme, dass ganz und gar etwas nicht in Ordnung war. Das mit dem Kleid war ärgerlich, aber nicht zu ändern und auch nicht die Welt. "Das mit dem Kleid ist nicht so schlimm. Wenn Ihnen das gut gefallen hat, kann ich es ihnen noch einmal replizieren", bot er an.

   -- SB Mamori, Sicherheitshauptquartier,

Auf dem Weg in sein eigenes betätigte John seinen Communikator und rief Sola. "Harris an Sola, bitte melden Sie sich umgehend in meinem Büro, Harris Ende."

Er legte die letzten Meter zu seinem Büro zurück, bisher war Harris noch nicht dort gewesen, sich dort häuslich einzurichten gehörte aber auch nicht gerade zu den wichtigsten Dingen, das hatte wirklich Zeit.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Laden "Fashion"

Als sein Kommunicator losging, verdrehte Matti die Augen und dachte sich: 'Ist doch nicht wahr! Kaum ist man hier, schon machen die Vorgesetzten Streß!'

Er fischte ein leeres PADD aus seiner Tasche und gab eine Nachricht für die Tochter des Frachterkapitäns ein. Darauf schlug er ihr ein Treffen vor und wo und wie sie ihn erreichen könnte. Dann trat er zu dem Verkäufer hin und sagte: "Entschuldigung, würden Sie das bitte der jungen Dame in der Kabine geben, wenn sie sie wieder verläßt?"

Ohne auf eine Antwort zu warten, machte er sich auf den Weg zum Stellvertreter seines Chefs.

   -- SB Mamori Promenadendeck, vor dem "Ramona"

Vasus Aufmerksamkeit wurde durch Musik gefesselt und er fand auch schnell die Quelle. Offenbar gab es ein Fest vor einem Laden, der Musik verkaufte. Neugierig trat er näher und lauschte der Musik, bis sie endete.

S'thani torkelte auf ihre Eltern zu und hielt sich den Kopf. "Ohhhh...", stöhnte sie schwindelig und hielt sich an Kirahs Hosenbein fest. Ohne jeden Zusammenhang kam ihr eine Idee. Sie blickte zu ihren Eltern hoch und fragte: "Wo is Parri?"

"Arme Kleine", meinte Kirah mitfühlend und strich S´thani über die Haare. Kirah hob ihre Tochter auf die Arme und ihre noch von der Massage entspannten Muskeln protestierten gegen diese Anstrengung. "Tja,... ich habe ehrlich gesagt, keine Ahnung, was Parri gerade macht. Sie wollte sich glaube ich die Station ansehen", meinte Kirah und warf Suvan einen hilfesuchenden Blick zu.

"Mag durchaus sein. Naja, wir brauchen Parri im Moment ja nicht, jetzt sind wir ja zusammen", meinte Suvan. Schom im nächsten Satz fragte er S'thani: "Oder vermisst du Parri?"

S'thani legte Kirah ihre Ärmchen um den Hals und kuschelte sich an sie. "Gehen wir szoppen!" erklärte das Mädchen sich einverstanden.

Mit einem harmonischen Schlussakkord endete die musikalische Darbietung von Sheena und Floyd. Die Zwillingsschwester strahlte über das ganze Gesicht. Ihr Plan hatte funktioniert, eine ganze Menschentraube hatten sie angelockt!

Sie erhob sich und dankte mit einer kleiner Verbeugung für den Applaus. "Danke schön!" rief sie mit kräftiger Stimme ins Publikum. Ihr Blick wanderte strahlend über die Leute, über S'thani, Kerrig, Suvan und Kirah hinweg. "Schön dass Sie da sind! Willkommen im Ramona, dem Plattenladen! Wir nennen uns so nach dem antiken Speichermedium der Schall- und Schellackplatten. Bitte treten Sie ein, nehmen Sie sich einen kühlen Drink und sehen Sie sich ruhig um. Bestimmt finden Sie dort Musik oder Instrumente ganz nach Ihrem Geschmack. Mein Bruder und ich beraten Sie gern."

Mit einer einladenden Geste wies sie auf die offene Ladentür und strahlte dann Chanvi an, deren starke Frisur sie begeistert musterte.

Kerrig Saghi war ja schon gestern im 'RAMONA' beraten worden. Sie hatte zwar nichts gefunden, aber der Trill war durchaus kompetent gewesen. Jetzt war die Klingobajoranerin neugierig auf den fertigen Laden, und die Suchterminals konnten ihr bestimmt weiterhelfen, falls sie doch noch etwas Bestimmtes suchen wollte.

Lächelnd nahm sie von Sheena einen Cocktail und gratulierte der Trill: "Geiles Intro, für ein Musikantiquariat. Sehr passendes Retro-Styling hat euer Geschäft!" Sie nahm einen kleinen Schluck vom fruchtigen Drink und genoss das kühle Getränk als sie das eigentliche Geschäft betrat.

Chanvi Paerha erwiderte Sheena Machhos Lächeln. Sie ging auf die bunte Trill zu und umarmte sie zur Begrüßung. "Hi Süße!" meinte sie jovial. "Du hast ganz schön heiß gespielt!" meinte die Andorianerin vom musikalischen Können Sheenas beeindruckt. Aufgeregt fuhren Chanvis Fühler in alle Richtungen, um soviele Eindrücke vom bunten Geschäft wie möglich aufzunehmen.

"Danke!" erwiderte Sheena entzückt und warf ihre langen blauen Zöpfe schwungvoll nach hinten, die sich sofort wieder vor ihr Gesicht hängten. "Du kannst gerne mitmachen gleich, wenn Du willst! Wir haben noch ein paar Instrumente übrig", zwinkerte sie der Andorianerin zu. " Wir werden heute abend noch ein paar Mal spielen, schätze ich, und ich hoffe doch sehr auf ein bisschen Begleitung."

Sie wies einladend auf die offene Tür und freute sich darüber, dass tatsächlich ein paar Leute den Laden betraten. "Komm rein und sieh Dich um, jetzt ist der Laden fertig. Möchtest Du einen Drink?"

"Gerne... ich muss doch mit dir anstoßen!" lachte Chanvi Paerha. Die andorianische Krankenschwester trat an die Theke und holte für sich und Sheena Machho zwei Cocktails. Farblich glichen sie sich, daher ging Chanvi davon aus, dass sie denselben Geschmack hatten. Paerha zog am Strohhalm ihres Drinks und stellte fest, dass er nach Banane-Kirschsaft mit Schuss schmeckte... und dann war da ein eigentümlicher Nachgeschmack. Mit den beiden Gläsern ging sie zurück zur Trill und reichte ihr eines. "Auf den 'RAMONA'!" wünschte Chanvi Sheena.

"Oh danke, aufs 'RAMONA'", bekräftigte Sheena, stieß ihr Glas leicht an Chanvis und nahm einen kräftigen Schluck. "Gar nicht schlecht, oder?" meinte sie den Drink, "Ein Replikatorrezept, dass ich heute zum ersten Mal probiert habe. Fruchtig..."

Währenddessen entdeckte Vasu seinen Ersten Offizier unter den Leuten in Begleitung ... das konnte seine Familie sein. "Einen schönen guten Tag", drängelte sich Vasu mal einfach so auf, "Ich vermute mal, dass ist Ihre Familie. Gestatten, ich bin Kommandant Vasu." Dabei lächelte er dem kleinem Mädchen zu.

Als er vom Commander angesprochen wurde antwortete Suvan Talvert Vasu: "Guten Tag, Sir. Ich nehme an, Sie kennen meine Frau bereits. Und dies ist unsere Tochter S'thani Vaughn", stellte der Halbvulkanier Anvar das Mädchen vor. "Kann ich etwas für sie tun?" fragte der Erste Offizier höflich.

"Commander", grüßte Kirah Vasu. Sie blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Was wollte er von Suvan? Er wollte ihn wohl nicht schon wieder etwas zu tun geben! Sie war gespannt auf Vasus Antwort und stellte sich schon mal darauf ein, mit S´thani alleine einkaufen zu gehen.

"Freut mich Sie kennen zu lernen", und Vasu deutete eine Verbeugung vor der Frau an und wandte sich dann dem Mädchen zu, "und auch euch". Dann wandte er seinen Blick zu dem Laden. "Es ist lange her, dass ich richtige Musiker gehört habe. Es ist immer wieder ein Genuss. - Aber danke für Ihr Angebot, doch mir ist nicht mehr zu helfen." Dabei lächelte er.

"Wie Sie meinen, Sir", antwortete Suvan dem Commander. "Die Minorytaner und die Sarkassianer haben angedockt und besichtigen zur Zeit ihre Botschaftsräume. Ich rechne damit, dass die Botschafter sich im Laufe des Tages mit der OPS oder direkt mit einem von uns in Verbindung setzen", erklärt Talvert, da dieser nicht wusste, inwieweit Commander Vasu auf dem Laufenden war. "Wenn Sie gestatten verabschiede ich mich nun, meine Familie und ich wollen uns weiter auf dem Promenadendeck umsehen, Sir", meinte der Halbvulkanier höflich.

Er teilte Kirahs Hoffnungen, es würde dabei bleiben keine Aufgabe erteilt zu kriegen.

Kirah seufzte erleichtert, als Suvan keinen neuen Auftrag von Vasu erhielt. "Guck mal, S´thani, da wollen wir uns nach neuen Sachen umsehen. Willst du schon mal vorlaufen?" fragte sie ihrer Tochter und deutete auf das "Fashion". Als sie sich wieder aufrichtete hakte sie sich lächelnd bei Suvan ein.

"Die Botschafter? Dann bleibt mir ja nicht mehr viel Zeit um mich hier mal umzusehen. Wenn Sie mich entschuldigen würden, mal sehen, was man hier so findet, und Ihnen noch einen schönen Tag." Vasu verabschiedet sich so höflich wie er konnte und versuchte sich dann durch die Leute in den Laden zuschieben. Dabei störte ihn ein Ferengie mit Blumen in den Händen, der seltsame Musik spielte. Seltsame Sitten?

Kerrig Saghi hatte sich einen dunkleren Drink genommen. Tatsächlich schmeckte er so bitter wie gemahlene und kalt aufgegossene Kaffeebohnen. Der Klingobajoranerin schmeckte er, und auch der Synthehol bekam ihr. Da die Stationen des Ladens besetzt waren, und weil Saghi Zeit hatte, besah sie sich die originalen Tonträger. 'Wow... dieser Laden ist ein Kulturmuseum!' stellte sie beeindruckt fest.

Schließlich fand sie eine gute Überraschung! "Aufnahmen bajoranischer Musik aus der Prä-Okkupationszeit!" rief sie aus. Begeistert drückte sie auf die Sensorelemente der Auslage, um kleine Takes aus den Stücken zu hören. Entsprechend der bajoranischen Kultur war viel orthodoxe Gospel dabei.

Als Vasu gegangen war legte Suvan einen Arm um Kirah und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sanft küsste er ihre Haare und meinte nur: "Ich liebe dich!"

Da zu S'thani kein telepathisches Band bestand hatte Suvan Talvert sich angewöhnt wieder mehr zu sprechen als bloß zu denken. Das war zwar nicht so intim, aber das Mädchen sollte keine ständig schweigenden Eltern haben. Im Moment scherte die kleine Vaughn sich nicht darum, da sie auf den 'FASHION' zu rannte, und die bunten Auslagen mit leuchtenden Augen bewunderte.

Kirah lehnte sich an Suvan und seuftze zufrieden. "Ich liebe dich auch", antwortete Kirah. "Könnte es nicht öfter so sein? Einfach mal nur Familie sein?" seufzte sie und blickte amüsiert ihrer Tochter nach.

"Wäre dir das nicht zu langweilig?" neckte Suvan seine Frau und küsste ihre Haare. Sehnsüchtig blickte er sie an und meinte: "Einen oder zwei freie Tage ohne Action wären auch schön... dann könnte man Unternehmungen besser planen."

"Ich red' ja nicht davon, dass das ein Dauerzustand werden soll, doch ab und zu mal ein paar Familientage oder auch nur Stunden wären doch was Feines. Und dank Parri sollte uns das doch in Zukunft ab und an auch gelingen, oder meinst du nicht?" fragte Kirah.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Laden "Fashion"

Desh nahm eine Bewegung vor seinem Schaufenster wahr und sah ein kleines Mädchen, was sich an der Scheibe die Nase platt drückte.

Ein Stein plumpste Shania vom Herzen. "Danke sehr", schniefte sie. Diesmal nahm sie sich Zeit. Ganz vorsichtig legte sie das Kleid an. Es stand ihr wirklich ausgezeichnet. Mit Hilfe von Taschentüchern, Puderdöschen und Lipgloss versuchte sie anschließend wieder ihr Gesicht herzurichten. Die Augen waren noch etwas gerötet, genau wie ihr Teint, aber sie sah deutlich besser aus als noch vor fünf Minuten. Immerhin. Das war auch dringend nötig, schließlich stand dieser Traummann dort im Laden und kaufte sich Unterwäsche! Wenn sie doch jetzt nur nicht hätte heulen müssen! Wenn sie doch nur einen schön hellen Hautton hätte!

Sie atmete ein paarmal tief ein und aus, nahm ihren Mut zusammen und kam erhobenen Hauptes und mit gefasster Miene wieder aus der Kabine heraus.

Wo war ER denn? Sie sah ihn nicht. Der Verkäufer war zu sehen, aber kein anderer Mann im Laden? Suchend spähte sie um die Kleiderständer herum.

Desh ignorierte geflissentlich die Spuren der Heulattacke und musterte Shania in dem Kleid. "Das Kleid steht Ihnen ausgezeichnet", meinte er. "Ihr junger Freund musste ganz dringend zu seinem Chef. Er bat mich Ihnen dies zu geben", sagte Desh und hielt Shania das PADD entgegen.

"Oh... danke", brachte sie überrascht hervor und entriss ihm förmlich das PADD, um es mit großen Augen zu lesen.

"Oh", staunte sie weiter, während sich ihre Wangen weiter röteten. "Wow. Okay. Ich... muss dann bald mal los. Ich...", sie betrachtete sich noch einmal kritisch im Spiegel, "Ich nehme dieses Kleid." Sie warf Desh einen neu entschlossenen Blick zu. "Ich ziehe mich sofort um." Damit entschwand sie wieder in der Kabine.

"Gut. Ich packe es ihnen ein", meinte Desh, als Shania das Kleid aus der Kabine hielt. Er ging damit zum Tresen, packte es in eine Tüte und füllte die Rechnung aus. Dann wartete er, dass seine Kundin aus der Kabine kam.

Das kleine Mädchen drückte sich immer noch die Nase an der Scheibe platt.

Suvan und Kirah erreichten schließlich das 'FASHION' und ihre Tochter, die sich an den Auslagen nicht satt sehen konnte. "Lass uns hinein gehen, S'thani, du musst schließlich etwas anprobieren", meinte Talvert zu dem Mädchen.

Selbiges war unschlüssig. Dort drin war es zwar schön bunt, aber auch fremd. Es lockte S'thani sehr sich dort drin umzusehen, und wie ihr Daddy gesagt hatte, die schönen Sachen anzuprobieren. Andererseits war alles dort drin so hoch und auch ein bisschen eng. S'thani Vaughn kam sich schon bei dem Anblick ziemlich verloren vor. Sie flitzte zwischen ihre Eltern und nahm beide an der Hand. Juchzend ließ sie sich in das 'FASHION' ziehen.

Suvan lachte sanft seine Tochter an und blickte sich nach schönen Oberteilen für sie um. Ein paar Pullover mit Dartscheiben und Queues hatten es ihm angetan. S'thani würde eine Zockermaus zum Anbeißen sein.

Desh sah von seinem Terminal auf, wo er gerade die fertige Rechnung für Shania entnahm, als wieder neue Kundschaft seinen Laden betrat. Desh legte die Rechung auf die Tüte mit dem Kleid und ging dann zu den Neuankömmlingen. "Guten Tag. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?" fragte er.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Tork war mit dem Koffer auf dem Promenadendeck angelangt. Als erstes suchte er den allgemeinen Infostand auf. Dort hinterlegte er erst einmal 20 der Einmalpads. Dann beschloss er, reihum die Geschäfte abzuklappern und die Inhaber zu fragen, ob er die Werbeflyer hinterlassen konnte. Gleichzeitig suchte er noch ein leeres Ladenlokal, wo sie eventuell für die ersten Kundenkontakte ein kleines Büro einrichten konnten.

Bestens gelaunt trat Wrad aus dem Turbolift und sah sich um. Heute war ungewöhnlich viel los auf dem Promenadendeck.

Lächelnd schlenderte er zur Wellness-Oase und hielt Ausschau nach dem schönen Valerius. Der war leicht zu finden, da er vor seinem Geschäft stand, im Gespräch mit einem Orioner und einem Schwarzpelz. Der Andorianer musterte neugierig das Grüppchen während er näher trat.

Die drei sahen noch ein wenig der Traube von Menschen zu, bis sie sich Stück für Stück in den Laden drängte. "Vielleicht probieren wir es mit Gerüchen", sagte Bhang, dem nichts Gescheiteres eingefallen war.

"Clever", warf ihm Ra an den Kopf. "Abwarten. Wer diesen Laden sucht, wird ihn finden." Wie aufs Stichwort erschien Kaan. "Siehste."

"N'abend", grüsste Wrad höflich und lächelte dann Valerius an. "Und, kann ich heute abend die Massage ausprobieren?"

"Hallo Wrad", begrüßte Valerius freundlich den Andorianer. "Wenn ich meine momentanen Handlanger vorstellen darf: Baghira und Balu." Gleich darauf sah Valerius zu den beiden Teenagern und meinte mit lockerer Miene: "Na gut, der dynamische Ra und der... geschäftstüchtige Bhang,... eure Idee ist nicht schlecht. Hier...", damit drehte er sich um und zog aus einem Ständer, der neben dem Eingang zu der 'Oase' stand eine Menge Proben mit ätherischen Erfrischungstüchern. "Damit kann ich dienen. Und zwar ausreichend!" Er schüttete beiden eine reichliche Menge in die Hände. "Und nun macht ein paar Kunden aufmerksam und wenn alles ausgeteilt ist, möchte ich euch noch einmal hier sehen."

Dann sah er wieder zu dem großen Andorianer: "Abends wird es sicher ruhiger werden hier auf dem Deck. Und waren Sie schon bei einem der anderen Läden?"

Wrad nickte den beiden Jungspunds freundlich zu und zwinkerte dann Bhang an, seine Hand aufhaltend: "Hier, ich bin ein Kunde und nehme eins. Oder wenn Du hast, zwei verschiedene, aber nur herbe." Seine leichte Verunsicherung versuchte er mit einem Grinsen zu übertünchen, als er sich wieder an Valerius wandte: "Soll das heißen, ich soll lieber erst nachher wiederkommen? Ich wollte eigentlich... bei Dir anfangen? Passt gerade nicht? Dann bitte ich um einen Termin."

"Keinesfalls..." Valerius blickte auf den Chronometer der Oase durch die große Sichtscheibe. Es war gegen 5 Uhr nachmittags. Wrad hatte von heute abend gesprochen und deswegen hatte Valerius einen späteren Zeitwunsch angenommen. "...Wie du siehst, drängen sich leider die Menschenmengen vor dem Plattengeschäft dort drüben und nicht hier. Du bist also herzlich willkommen, Wrad."

Valerius nickte zu den beiden Burschen und machte dann Anstalten, seinen Fitnessladen zu betreten. "Die Kleine mit den blauen Zöpfen ist aber wirklich ein hübscher Käfer...und ein musikalischer obendrein. Kennst du sie schon? Sheena heißt sie."

"Sheena?" lachte Wrad über den 'hübschen Käfer' und blickte sich einmal halbherzig um, konnte aber auf die Schnelle niemand mit blauen Zöpfen entdecken. Nicht mal Chanvi sah er. Währenddessen drückte ihm der junge Orioner irgendwelche Tütchen in die Hand, die er achtlos in seine Hosentasche steckte. "Nein, bisher nicht", wandte er sich wieder zu Valerius um. "Schön, dann gehen wir. " Er strebte zum Laden. "Nein, ich habe mir für heute abend noch eine andere Bekanntschaft vorgenommen: Es gibt neuerdings eine Andorianerin an Bord", erzählte Wrad Valerius schmunzelnd. "Es ist ewig her, seit ich Artgenossen begegnet bin. Ich würde wahnsinnig gern mit ihr ein Ale trinken."

Ra warf Wrad zwei zufällige Proben zu und drehte sich mit den restlichen um. Ein paar Schritte weiter und ohne zuzuhören wie die beiden über Sheena sprachen wandte sich Bagira' zu 'Balu'. "Lassen wir die beiden Turteltauben lieber in Ruhe. Ich will lieber nicht dabei sein, wenn die anfangen sich anzufassen."

   -- SB Mamori Promenadendeck, "Oase"

"Wow." Wrad war eingetreten und sah sich neugierig mit kreisenden Fühlern um. "Das ist schön hier. Toll eingerichtet. Das lädt wirklich zum Wohlfühlen ein."

Und es war angehmen ruhig hier. Er war mit Valerius allein. Fühler und Blick kehrten zum Ladeninhaber zurück, wanderten kurz über dessen attraktiven Körper und blieben an seinem Gesicht hängen. "Du hast Geschmack", stellte er mit ruhiger Stimme und sanfter Miene fest.

Valerius warf den beiden Burschen, die dem Plattenladen zustrebten einen letzten fragenden Blick nach. Würden die jemald wieder auftauchen und was noch wichtiger war, würden sie Werbung machen für sein Geschäft?

Dann trat er ein und sah Wrad an. "Danke... ich hatte mich lange gefragt ob ich die Oase wirklich in dem altrömischen Stil einrichten sollte, aber letzlich gefällt es mir ganz gut und ich denke, dass es nur in der Empfangshalle so aussieht, passt auch ganz gut."

Den Blick auf sein Äußeres hatte er nicht mal bemerkt und Valerius sprach so auch locker weiter. "Warst du vorher der einzige Andorianer hier? Ich glaube gestern war da eine ziemlich junge Krankenschwester im 'Hot Spot', ganz in blau von Kopf bis Fuß." Er zwinkerte. "Die muss dann wohl dein zukünftiges Date sein. Bitte komm hier herein."

   -- SB Mamori Promenadendeck, vor dem "Ramona"

Mit dem Blick auf den Arm voll kleiner Fläschen fragte dann Bhang: "Was sollen wir mit den Dingern machen?" "Wegwerfen." "Magst du den Geruch nicht?"

Ra drückte Bhang auf diese Frage hin seine Proben in die Hand. "Das Zeug stinkt bestialisch!" "Aber die sind doch noch alle zu." "Und ich bin eine Katze!"

Bhang steckte sich die Probenröhrchen in seine Taschen und tauchte mit seinem Freund in die Menge nahe dem Laden Ramona ein. Eines mit grüner Farbe öffnete der Orioner und roch daran. "Geht doch", sagte er leise und drückte es der nächstbesten Person in die Hand. "Mit schönen Grüßen von der Oase."

Instinktiv griff Floyd zu und verstand kein Wort. Nachdem sich seine Nase von alleine rümpfte steckte er die Probe, da keine Entsorungsmöglichkeit in der Nähe war, weg.

"Aha.... Hm... Ja.... Nun ja... Natürlich...." Meyer hatte seine Stirn in Falten gelegt und war bemüht, den Ausführungen seines Chefs zu folgen, was für ihn gar nicht so einfach war. Seine eigenen Äußerungen waren weniger dazu gedacht, sinnvolle Antworten einzuwerfen als vielmehr ein Ausdruck seiner mentalen Anstrengungen. Die Menüfolge hatte ihn bei dem Empfang der Gäste herzlich wenig interessiert - seine Rolle hinter der netten, kleinen Theke war da viel spannender gewesen. Er hatte endlich mal wieder in seiner Paraderolle glänzen können und war sich sicher, eine sehr gute Figur dabei abgegeben zu haben. Leider war die gesamte Veranstaltung sehr... nun, diplomatisch geblieben, so daß bis auf ein paar höfliche Worte keine Unterhaltung möglich gewesen war. Wahrscheinlich aber hätte er ohnehin eins auf den Blondschopf bekommen, wenn er auch nur einen Flirt versucht hätte.

Der Turbolift hielt an und die Türen öffneten sich vor Meyer und Lecomté. In diesem Moment hellten sich Meyers Züge zunehmend auf, hatte er doch in der Ferne den Auflauf vor dem Plattenladen entdeckt. Wo sich eine Menge tummelte, war etwas los und genau dort war Meyer genau richtig. Einen Moment lang bedauerte er, ein eher dezent gemustertes Hemd angezogen zu haben und nicht das willkürlich grün-gelb-rot gemusterte, das einem Hawaiihemd bedenklich nah kam, aber seine Hauttönung auf's beste betonte. Jetzt hielt er den richtigen Zeitpunkt für gekommen, dem endlos dahinplätschernden Redefluß Francois ein Ende zu bereiten und unterbrach ihn bei... nun, ihm war schon länger nicht mehr ganz klar, über was sein Boss gerade sprach. "Sie schaffen das schon, ich bin mir sicher. Aber sehen Sie, dort hinten ist die Party, die wir suchen. Entspannen Sie sich, die Arbeit wartet morgen noch früh genug auf Sie!" Er gestikulierte strahlend in Richtung RAMONA.

Aus seinem Gespräch geschüttelt sah Francois zu dem Laden, auf den sein Barkeeper zeigte. Er konnte ihm nicht folgen bei der Erwähnung der 'Party', denn die suchte Francois gewiss nicht. Eigentlich fühlte er sich sogar sehr falsch an diesem Ort, wo es auf einmal so wüst zuging nach der erholsamen Ruhe auf dem Holodeck und der Leere, die sein Lokal heute geboten hatte. Hilflos sah er noch einmal zu der Menschenmenge, die sich durch die Tür zu dem Geschäft quetschte wie ein zu fett gewordener Dackel durch die Hundeklappe.

"Ja...Party...wie schön...", ziemlich fadenscheinig kamen die Worte aus dem Mund des Franzosen und er legte Meyer die Hand auf die Schulter. "Wissen Sie, machen Sie sich eine schöne Party. Ich werde auf dem Promenadendeck ein bisschen bummeln, Meyer."

Er selbst sah sich wie einen Fremdkörper in diesem Ort des Trubels und auf keinen Fall wollte er sich in den Laden zwischen lauter schreiende Teenager drängeln und sich die Gehörgänge auf Dauer schädigen.

Meyer war hin- und hergerissen. Da war die Party direkt vor ihm und sie versprach sehr nett zu werden - Musik spielte, der multikulturelle Auflauf vor den Ladentüren war mehr als interessant. Doch andererseits war er mit seinem Boss unterwegs, um einen freien Tag zu verleben und ein gewisses Pflichtgefühl band ihn daran, dies auch durchzuziehen. Andererseits... nun, Francois hatte selbst gesagt, er wolle ein wenig bummeln, während Meyer sich amüsieren ging. Er knabberte angestrengt an seiner Unterlippe, während er zu einer Entscheidung zu gelangen versuchte. Bleiben? Mitgehen? Feiern? Flanieren? In diesem Moment fiel ihm ein in seinen Augen sehr guter Kompromiss ein. "Dann gehen Sie ruhig, schauen Sie sich um. Man muss ja auch sehen, was die Konkurrenz so macht, nicht wahr? Aber wenn Sie fertig sind, kommen Sie dort hinten vorbei; dann können wir eine Kleinigkeit essen gehen oder einen Guten-Abend-Drink zu uns nehmen. Versprochen?" Einmal mehr strahlte Meyer Francois an, zufrieden mit seiner gefundenen Lösung.

Der Weg zum Promenadendeck war nicht besonders lang. Nach kurzer Zeit traten die drei Ta'Una bereits aus dem Turbolift und schlenderten an den Geschäften und Einrichtungen vorbei. Wo sollten sie essen gehen? Sie waren noch unschlüssig, als ihnen die Menge vor dem RAMONA auffiel. Offenbar fand dort eine Feier statt.

Andschana war es, die die übrigen beiden spontan in diese Richtung zog. Kimon ließ es geschehen und musterte die anwesende Menge. Er erkannte einige Gesichter wieder, andere wiederum waren ihm völlig fremd.

"Kommt, wir sehen uns den Laden einmal von innen an." Andschana hatte sich von der allgemeinen Stimmung anstecken lassen.

Tariki, der dieser Auflauf nicht wirklich gefiel, versuchte zu widersprechen, doch Kimon ließ sich bereits mitziehen und allein zurückbleiben wollte sie auch nicht. Und so standen sie bald im Geschäft, umgeben von Regalen, Musikträgern und Instrumenten und versuchten sich zu orientieren.

"Plötzinn", schimpfte Ra, der eines der Pröbchen gerne gegen die nächst beste Wand geschmissen hätte, wenn er nicht alle an Bhang weiter gereicht hätte.

"Chill dich, Ra. Kletter auf 'nen Baum und lauf die Wände hoch. Ich verteil noch ein par von den Stinkbomben und dann warten wir bis Taspar uns findet."

Tatsächlich zog sich Ra die Schuhe aus kletterte mit ausgestreckten Krallen den nächstbesten Baum hinauf. Oben angekommen räkelte er sich und legte sich über den einzigen Ast, der ihn tragen würde.

Bhang hingegen drückte ein par Passanten desinteressiert die Fläschen in die Hände und wiederholte monoton den Werbespruch. Lieber würde er im RAMONA nach ein paar Original Kopien von diversen Musikern suchen.

Auch Ra sah gelegentlich zum bunten Treiben vor dem Plattenladen hinüber. Seine etwas müden und nur leicht geöffneten Augen schienen ihm einen Streich zu spielen, als er einen Hinterkopf und auch das Gesicht wiedererkannte. "EY BHANG!" rief Ra übermäßig laut, da dieser nur wenige Meter entfernt stand. "DA ISSER!"

Unschlüssig, was Ra mit dem Gebrüll und dem zielgerichteten Fingerzeig ausdrücken wollte, stand der Orioner nur wenige Zentimer unter dem Ast, der die Katze trug. "Wer?"

"Na der Typ, der gestern die Braut geknallt hat." "Klar, natürlich weiß ich was du meinst." "Alter, die Planeten Tussi und der, du kennst den Namen, die ich im Park gefilm hatte!"

Bei Bhang fiel endlich der Groschen. Ra musste Kimon entdeckt haben. Wahrscheinlich konnte der vergessliche Caitianer sich nur an Kimon erinnern, weil er ihn wieder von einen Baum aus beobachtete. Bhang verkniff sich den Kommentar darüber. Noch unschlüssig was sie tun sollten riet er seinem Freund, Kimon erst einmal weiter zu beobachten.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Praxis Kinoi

Schließlich kam Tork zu einem Laden, an dem "Praxis Kinoi" angeschrieben war. Er betrat die Praxis und fragte: "Hallo, ist hier jemand?"

Dabei blickte er sich suchend um und machte einen langen Hals und stellte sich auf seine Zehenspitzen, da er mit seinen knapp 1,48 m doch recht klein war, selbst für die kleinwüchsigen Vertreter seiner Art.

Eine Vulkanierin kam Tork entgegen. Sie trug ihre Haare ungewöhnlich lang, sie reichten ihr bis zwischen die Schultern. Gewohnt streng hatte sie diese gescheitelt und mit einer Spange im Nacken zusammen genommen. Kinoi war schlank, und besaß nichtsdestotrotz sehr weibliche Proportionen. Diese betonte sie noch durch einen eng anliegenden blauen Overall, der sich wie eine zweite Haut über ihren Po legte und einen großzügigen Herzausschnitt besaß.

"Guten Tag. Ich heiße Kinoi und freue mich dich zu sehen. Was kann ich für dich tun?" fragte sie mit untypisch sanfter Stimme.

Kinoi war eine durch und durch logisch denkende Vulkanierin. Sie wusste, dass sie nur aufgesetzt lächeln konnte, also ließ sie es Tork anzustrahlen und zog dezent ihre Mundwinkel nach oben.

Tork blickte an der attraktiven Vulkanierin hinauf und versuchte zu lächeln, so dass es für humanoide Wesen auch danach aussah und nicht nach einem Zähnefletschen. "Hallo, ich bin Tork! Ein Mitarbeiter der Agentur V-III. Wir bieten Sicherheitsdienste aller Art an und ich wollte fragen, ob ich Ihnen einige unserer Werbepadds überreichen darf. Wir bieten auch Sicherheitseinrichtungen für zivile Ladenlokale an."

"Danke, ich nehme ihr PADD gerne, Sir", meinte Kinoi höflich. Sie reichte Tork eine ihrer weichen, duftenden Hände und nahm die Anzeige entgegen. "Ich bin erstaunt, dass Sie so ein Angebot machen dürfen. Die Sternenflotte überlässt Ihnen den Schutz des Promenadendecks?"

"Nein, nein, die Sternenflotte betreibt weiterhin die Sicherheit auf dem Promenadendeck. Wir bieten nur Zusatzdienste an, die vielleicht nicht ganz auf ihren Laden zugeschnitten sind. Aber würden Sie z. B. einen ....", Tork überlegte, ".. Bekleidungsladen betreiben, könnten wir Ihnen zusätzliche Diebstahlsicherungen anbieten. Das reicht von gut sichtbaren Etiketten bis hin zu Mikrotranspondern, die in die Stoffe integriert werden. Damit können Sie gestohlene Ware dann zurückverfolgen, ohne groß Schwierigkeiten zu bekommen bzw. können diese Daten der Sicherheit zur Verfügung stellen, die dann die Diebe in Gewahrsam nehmen kann. Sie bräuchten sich keine Sorgen machen von wegen Datenschutz. Wenn die Ware ordentlich bezahlt worden ist, können Sie mit einem kleinen Handgerät die Mikrotransponder einfach entfernen. Aber wie gesagf, das ist nur ein Beispiel."

Dann siegte seine Neugier: "Was machen Sie hier eigentlich?" Dabei lehnte er sich ein kleines Stück zurück und stützte sich mit seinem Schwanz am Boden ab.

Die Vulkanierin legte das PADD beiseite und antwortete dem Vegetjaner: "Ich bin Therapeutin. Ich sondiere die Gemütsverfassung meiner Patienten und sorge für einen Ausgleich. Das kann in Aggressionsabbau, wie auch in spiritueller oder physischer Intimität bestehen."

"Man könnte Sie also mit einer Priesterin der Gottheit Ima vergleichen, die kümmert sich auch um das seelische Wohl eines jeden. Wie läuft bei Ihnen so eine Sitzung eigentlich ab?" Er lehnte sich ein Stück zurück, wobei ihm sein Schwanz fast als Hocker diente.

"Ich kenne die Gottheit Ima und die Kulthandlungen sie zu ehren leider nicht, Mister Tork", meinte Kinoi sanft, fast säuselnd. "So eine Sitzung kommt ganz auf die Bedürfnisse des Klienten an."

Sie trat näher an den Vegetjaner heran und griff seine Hand. Einen Moment hielt sie inne und schloss die Augen. Sie konzentrierte sich auf Torks Gefühle, und darauf ihre eigene Selbstbeherrschung zu wahren. "Als Vulkanierin bin ich Kontakttelepathin. Ich kann Ihre seelische Verfassung spüren. Das kann ich bei den meisten Spezies", erklärte sie.

Tork war überrascht, wie weich und warm die Hand der Vulkanierin war. Seine Gesichtsfarbe wechselte von einem gesunden Grün zu einem hellviolett (NRPG: Das Reptilpatent zum Rotanlaufen). "Ja, nun, ich.. äh ... ich weiss eigentlich gerade nicht, was ich sagen soll!" stammelte er. Dieses humanoide Weibchen hatte eine ungeahnte Wirkung auf ihn.

"Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen", meinte Kinoi und zog ihre Hand zurück. "Ich möchte gerne mehr über Sie erfahren, Mister Tork. Wie war Ihr Tag, was haben Sie erlebt? Da Sie neu auf der Station sind waren Ihre Eindrücke sicher außergewöhnlich", fragte die Vulkanierin.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Plattenladen "Ramona"

Sheena lächelte über die Klingonin, die etwas entdeckt zu haben schien und hoffte, dass Floyd sich um sie kümmern würde. Dann wandte sie sich wieder Chanvi zu. "Und, kann ich Dir hier irgend etwas zeigen, was Dir gefallen könnte?"

"Oh jaa...", meinte Chanvi. Die Andorianerin konnte sich nicht verkneifen die süße Trill wenigstens mit den Fühlern zu mustern. "Zeigst du mir die Keyboards?" fragte Paerha Machho.

Kichernd stubste Sheena ihr den Ellenbogen in die Seite - diese Anspielung hatte sie bemerkt. "Du hast mich schon richtig verstanden", zwinkerte sie, wurde dann aber geschäftlich. "Keyboards. Also im Laden haben wir im Moment genau zwei: das Korgo 5000 und das Korgo 5100 - das steht draußen. Aber wir haben natürlich jede Menge Modell-Spezfikationen für einen Groß-Replikator. Oder interessierst Du Dich für orginale, gebrauchte oder antike Modelle? Die könnten wir bestellen." Sie achtete darauf, dass sie ihre folgende Nachfrage genauer formulierte: "Für was für Keyboards interessierst Du Dich denn?"

"Eigentlich nur für das, auf dem ich dich begleiten kann", lachte Chanvi. Neugierig richtete sie Augen und Fühler auf die beiden Korgo-Modelle. "Darf ich sie anspielen?" fragte Paerha und knetete leicht ihre Finger.

"Aber natürlich, gern. Leg los, und gib mir 'n Zeichen, wenn Du Begleitung wünschst", strahlte Sheena erfreut und wies auf die beiden Keyboards vor dem Laden. Allerdings lenkten die zahlreichen Besucher ihre Aufmerksamkeit ab. "Hallo, herzlich willkommen", begrüsste sie die drei Ta'Una, die gestern im 'Hot Spot' dabei gewesen waren. "Schön, dass ihr kommt."

Im Laden packte Floyd das nackte Grauen. Überall Leute mit Getränken und überall ungeschütze 'Antiquitäten'. Die teuersten waren glücklicher Weise hinter Scheiben oder oberhalb der Köpfe außer Reichweite, aber die Musikspeicher lagen ungeschützt da, zwar in den üblichen Hüllen, aber diese waren fast immer eben so alt wie die Musik selber. Hatte er nicht gesagt, dass Getränke ein schlechte Idee sind? Er wusste nicht mehr ob er mit Sheena darüber geredet hatte, aber trotzdem gab er ihr die Schuld an allen eintretenden Schäden.

An eine recht ausschweifend wippende und schwingende Klingo-Bajoranerin ging Floyd zügigst von hinten heran und griff ihr unter den Becher, um ihn von ihren Bewegungen zu befreien. "Bitte vorsichtig mit den original Tonträgern", sagte er und führte ihren Becher etwas von der Auslage weg. Erst jetzt erkannte er die Frau wieder. "Ah, du bist es. Hast du heute gefunden was du suchst?"

"Nein... ich sehe mich wieder nur um", antwortete Saghi und lächelte sogar. "Schön dich wiederzusehen", meinte sie. Mit einem Nicken deutete Kerrig auf die Auslage und erklärte anerkennend: "Interessant, dass ein Musikgeschäft auch bajoranische Gospel führt."

Drei weitere Herren drängten sich in den Plattenladen. Randy vom Wartungsteam-2 wollte seinen beiden Kollegen und seinem Vater etwas zeigen.

Mit den Schultern zuckend erwiderte Floyd. "Solange es Musik ist, kann man es doch in einem Plattenladen finden." Geschickt zog Floyd ohne nachzudenken eine flache Hülle aus der Auslage und präsentierte sie Kerrig wie einen alten Wein. "Eine außerhalb von Bajor so gut wie unbekannte Band, aber für alle Kenner der Hit. Ihr bestes Album in der ersten Auflage. Mit dem ursprünglichen Bonus-Track. Leider ohne den ab der dritten Auflage hinzugefügten Remix, obwohl viele behaupten dieser wäre zu elektronisch geworden", erklärte er fachmännisch und war dabei die Speicherdisk wieder wegzustecken, als er hinzufügte: "Aber die hast du sicherlich schon."

"Nein, die habe ich wohlweislich nicht erworben", erwiderte Kerrig Saghi lachend. "Bajor kann manchmal zu spirituell sein. Egal was sie anfangen, es bekommen einen religiösen Tenor. Bei allem außer Gospel wirkt es dann wie nichts Halbes und nichts Ganzes. Ganz gleich, wie elektronisch sich ein Remix anhört oder nicht."

'Schön und exotisch, alle wie sie da sind... aber die Mädchen sind viel zu overdressed... wenigstens zu hochgeschlossen', fand Chanvi Paerha und widmete sich dem Keyboard. Sie lauschte der Rockmusik, die gerade lief. Melodie, Kontra-Melodie, Bass, Sub-Bass konnte sie nicht zuletzt wegen ihrer Fühler eindeutig identifizieren. Die Andorianerin fragte sich, welche Stimme sie am besten begleiten konnte. Die Krankenschwester stellte sich bei beiden Klaviaturen die Taktschläge ein und spielte einer Super-Melodie, eine Improvisation, die praktisch eine eigene Melodie darstellte, aber wunderbar mit der eigentlichen Melodie harmonierte. Fröhlich und in ihrem Element nickte sie Sheena strahlend zu, dass sie einsteigen sollte wann immer es ihr beliebte. Paerhas Finger flogen nur so über die Tasten.

   -- SB Mamori Promenadendeck, "Oase"

Valerius öffnete eine Tür zum Behandlungsraum und schaltete den Monitor neben der Tür ein. So konnte er sofort sehen, falls jemand Interesse zeigte. "Welche Methode würdest du gern kennenlernen?" fragte er Wrad und schloss die Tür. Durch Eingabe des 'Besetzt'Modus konnte nun niemand von außen ohne Genehmigung rein zufällig hereinschneien.

"Ja, das muss sie wohl sein", schunzelte Wrad und folgte Valerius neugierig. "Eine Massage würde mich interessieren... Was gibt es da so für welche? Ich kenne mich damit nicht so aus."

Vorerst setzte er sich auf die Kante einer Liege und lächelte den Masseur gespannt an. Mit dem Ausziehen wartete er auf Valerius' Aufforderung - nicht aus Schüchternheit, sondern weil er unsicher war und nichts falsch machen wollte. "Was empfielst Du mir denn? Also Beschwerden habe ich keine. Ich stelle mir etwas sehr angenehmes, entspannendes vor. Aber ich habe ja noch etwas vor, also darf es nicht zu müde machen."

Valerius desinfizierte seine Hände wie schon am Vormittag. Ein übliches Vorgehen, und zählte dann auf: "Es könnte also eine normale Sportmassage sein, oder eine eher fordernde Druckpunktmassage beziehungsweise Nuad, wenn dir das was sagt. In dem Fall müssten wir aber auf den Boden gehen. Die belebt sicher deine Lebensgeister und du wirst den Abend recht munter weiterführen können." Valerius grinste breit als er an das junge blaue Häschen dachte. "Oder dann die klassische MR-Massage. Für ein paar andere Massagetechniken bin ich sicher nicht der Richtige, die überlasse ich lieber weiblicher Intuition...und dann: Ausziehen. Unterbekleidung bitte auch." Er wies auf den Stapel frischer weißer Badetücher. "Dafür kannst du dich in Flauschiges einwickeln."

Noch wartete Valerius auf Antwort, sobald sich Wrad entschieden hatte, würde er sich darauf einrichten. Taxierend sah er sich die Muskeln des Andorianers an...bei der Massage würde wohl Valerius kräftig ins Schwitzen kommen. So gut durchtrainierte Personen waren immer eine Herausforderung.

Bei der Erwähnung der weiblich intuitiven Massage lachte Wrad laut auf. Ohne viel Federlesens schälte er sich aus seinen Klamotten und drapierte sie locker auf der Liege. "Also... ich weiß zwar nicht, was die 'klassische MR' ist, aber das mit der belebenden fordernden Massage auf dem Boden klingt interessant", grinste er.

Schließlich stand er nackt, blau und ungeniert vor Valerius. In freudiger Erwartung beschloss sein Blut schon mal, vermehrt in Richtung Genitalregion zu strömen. Wrad schmunzelte nur und und griff sich mit einem fragenden Blick eins der weißen Handtücher. "Und nun? Umbinden?" blickte er Valerius gespannt an.


--- SB Mamori, Büro John Harris

John trat ein. 'Schlicht und einfach!' Für den Anfang vollkommen ausreichend. John setzte sich und dachte noch einmal über das Gespräch mit Anderson nach, wärend er auf Sola wartete.

Anderson hatte ihn beeindruckt, das konnte er nicht leugnen. Kein Vorgesetzter hatte sich bisher die Mühe gemacht, hinter die Gründe für sein Verhalten zu kommen. 'Oder es war ihnen einfach zu mühsam.' Mit ihm würde er sicher gut aus kommen, obwohl er ein Marine war.

Harris griff nach einem der PADDs, die ihm Anderson gegeben hatte und begann darin zu lesen, bis Sola auftauchen würde.

Wenige Minuten später betrat der das Büro des stellvertretenden Sicherheitschefs, immer noch in Zivil. Matti Sola nahm Haltung an und grüßte zackig. "Sie haben mich gerufen, Lt. Harris!"

John nickte Matti kurz grüßend zu und bot ihm mit einer Handbewegung an Platz zu nehmen. "Ja, das habe ich. Sie sind noch in Zivil?" bemerkte Harris beiläufig und fragte sich, ob Sola sich wenigstens schon halbwegs mit den Bestimmungen und Protokollen der Station vertraut gemacht hatte. "Ich würde gerne eine Übung mit ihnen planen. Es soll nichts besonderes oder aufregendes dabei heraus kommen. Ein Andockmannöver, welche Sicherheitskontrollen müssen beachtet werden, wie kommunizieren unsere einzelnen Abteilungen untereinander, ein richtiges Standardverfahren, mit ein oder auch zwei kleinen Überraschungen."

John warf Sola einen prüfenden Blick zu: "Sie haben sich doch bestimmt schon ein wenig schlau gemacht und von der Geiselnahme erfahren? Ich denke, dass bereits bei der ersten Kontrolle Fehler gemacht wurden, die Geiselnehmer hätten überhaupt nicht auf die Station gelangen dürfen, und da möchte ich mit der Übung ansetzen. Also, irgendwelche Ideen, Mr. Sola? Oder habe ich Sie bei etwas so wichtigem gestört, dass Sie sich noch nicht auf Ihre Arbeit konzentrieren können?"

Hin und wieder eine kleine Stichelei anzubringen war Harris Art und er dachte sich auch nichts weiter dabei. Schließlich brauchte Sola es sich nicht gefallen zu lassen. Ihm das PADD mit der Fehlerliste zu zeigen unterließ John allerdings, seiner Meinung nach brauchte Sola nicht jede Kleinigkeit zu erfahren um mit ihm ein passendes Szenario fürs Holodeck zu erarbeiten.

"Also, erstens habe ich heute noch frei. Wenn ich unseren gemeinsamen Vorgesetzten richtig verstanden habe, soll ich morgen meinen Posten antreten. Zum zweiten, wenn ich frei habe, dann ziehe ich meine Zivilkleidung der Uniform vor. Und drittens bekommt man in Zivil Sachen zu sehen, die man in Uniform nie sehen würde. Ich habe einen kleinen Rundgang auf dem Promenadendeck gemacht, bevor Sie mich gestört haben. Dabei ist mir aufgefallen, dass wir einen Ferengi auf der Station haben. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, welches Geschäft dieser betreibt, allerdings sollten wir ein Auge ihn haben. Des weiteren würde ich eine gründlichere Ausbildung der Sicherheitler vorziehen. Da passt Ihre Übung ganz gut in den Plan. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich den Bösewicht bei der Übung spielen. Ich habe solche Spielchen, wie hier vor kurzem auf der Station passiert sind, während des Dominionkrieges mit den Cardassianer und den Jem'Hadar gespielt. Daher weiß ich wie der Hase läuft. Außerdem würde ich technische Veränderungen vorschlagen, und zwar den Einbau von hochempfindlichen Scannern an den Luftschleusen und evtl. eine Beamtrap. Aber ich glaube, so etwas ist hier übertrieben. Das hier ist ja keine Hochsicherheitseinrichtung der Föderation. Allerdings würde es die Station sicherer machen. Und nein, Sie haben nicht gestört; auch wenn Ihre Anfrage in einem etwas unpassenden Moment kam. Aber Schwamm drüber. Was genau haben Sie sich denn unter dieser kleinen Übung vorgestellt? Der Ansatz, den Sie mir geschildert haben, klang ja recht nett."

Matti verschränkte die Arme hinterm Rücken. Er hatte bewusst die Aufforderung, sich zu setzen, ignoriert.

John musterte Sola eingehend. Wollte ihn dieser absichtlich provozieren? Doch wenn dem so war, er hatte keine Lust darauf einzugehen, dazu hing ihm das Gespräch mit Anderson noch zu sehr nach.

Harris lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander, ihm war nicht anzumerken, was er über Solas Verhalten dachte. John wählte einen freundlichen und sachlichen Tonfall: "Ich weiß, dass Sie Marine sind, doch selbst denen wird in der Ausbildung doch sicher etwas über den respektvollen Umgang mit Vorgesetzten beigebracht? Ich denke schon. Was Sie in Ihrer Freizeit machen ist, bis zu einem gewissen Punkt, allein Ihre Angelegenheit, da haben Sie Recht und ich schon genug Worte drüber verloren. Doch das Ihnen so mehr auffällt wird nicht mehr lange funktionieren, dann wissen alle, dass Sie zur Crew gehören. Und wenn Sie jemanden für eine potentielle Gefahr halten, dann die Vegetjaner. Diese Rasse ist uns nicht wirklich bekannt und wir wissen kaum etwas über ihre Geschäfte, also behalten Sie lieber die im Auge. Technische Neuerungen können natürlich sinnvoll sein, doch nicht zu diesem Zeitpunkt. Verstehen Sie mich, bitte, nicht falsch. Ich bin nicht dagegen, möchte Ihrer Kreativität auch bestimmt keine Steine in den Weg legen, doch warten Sie mit solchen Ideen einfach noch eine Weile ab. Wenigstens bis wir uns alle vollkommen eingelebt und mit den Gegebenheiten der Station vertraut gemacht haben. Ich erwarte sicher nicht zu viel. Sie können sagen, was immer Sie wollen. Ich bin jederzeit bereit mich darauf einzulassen, doch versuchen Sie es mal wie jeder Erwachsene, ohne mich vor den Kopf zu stoßen. Sollten Sie der Meinung sein, Ihnen ist Ihr freier Tag wichtiger und Sie haben kein Interesse daran mit mir auf einer vernünftigen Ebene zu kommunizieren, dürfen Sie gerne gehen. Dass es nicht ohne Konsequenzen sein wird, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Doch ansonsten, Mr. Sola, setzten Sie sich und lassen Sie uns die Übung ausarbeiten. Es Ihre Entscheidung."

John atmete tief durch und blickte Matti abwartend an.

Matti seufzte innerlich und ließ sich nichts anmerken. Das war typisch für junge Offiziere: dass sie immer alles super genau nahmen und alles super persönlich, wenn es nicht auf Anhieb zu klappte wie gedacht oder sie auf Gegenwind stießen. Aber er ließ sich nichts anmerken und setzte sich. "Aus diesem Grunde führe ich diese Erkundungen immer in den ersten ein, zwei Tagen durch, wenn noch nicht jeder mein Gesicht mit einer Uniform in Verbindung bringen kann." Dann lächelte er: "Um die Vegetjaner würde ich mir keine Sorgen machen. Ich habe fast 10 Jahre auf ihrem Heimatplaneten zugebracht. Mein Onkel, der meine Schwester und mich bei sich aufnahm, nachdem unsere Eltern bei einem Shuttleunfall ums Leben gekommen waren, lebte dort in der Vegatankolonie der Föderation. Er ist Schriftsteller. Jedenfalls habe ich die Kultur der Vegetjaner sehr gut kennen gelernt. Es gibt so gut wie keine Kriminalität, da das Rechtssystem sehr drakonische Strafen vorsieht. Selbst für relativ leichte Vergehen kann es einem passieren, dass man in die Verbannung ins Ödland geschickt wird. Und das ist wirklich keine schöne Gegend. Fast 50 Grad im Schatten, wenn's denn Schatten gäbe. Dort wächst nämlich partout nichts; also folglich auch kein Schatten. Aber lassen wir das. Die Vegetjaner, die ich kenne, sind durch und durch vertrauenswürdig. Sie halten sich strikt an ihre eigenen Gesetze sowie an die ihrer Gastgeber. Von ihnen dürften wir kaum bzw. wenig Probleme zu erwarten haben, anders als bei den Ferengi. Das einzige, wo es kritisch werden dürfte, ist, wenn Romulaner die Station besuchen. Diese leben mit den Vegetjanern immer noch im Kriegszustand. Aber kommen wir auf unser Problem zurück. Ich werde meine technischen Verbesserungsvorschläge im Hinterkopf behalten, vielleicht sind sie ja noch mal zu gebrauchen. Aber kommen wir zur Übung. Wie haben Sie sich das ganze jetzt vorgestellt? Meinen Vorschlag habe ich Ihnen unterbreitet, dass ich versuche, als Eindringling herein zu kommen."

"Das mit dem Eindringling dürfte kaum reichen", meinte John zweifelnd, er zögerte noch einen Moment und schob schließlich doch das PADD zu Sola: "Hier, lesen Sie, vielleicht verstehen Sie dann etwas besser, warum ich diese Übung so wichtig finde."

Eine Weile blieb es still, Harris wollte Sola die Möglichkeit geben, sich das PADD anzusehen. Dann ergriff er erneut das Wort: "Ich habe einen ganz schönen Schrecken bekommen, dass so viele Fehler auf ein Mal überhaupt möglich sind, schließlich sind alle hier ausgebildet. Und dann noch vier Sicherheitler als Geiseln zu nehmen? Nun, ich stelle mir folgendes vor und, bitte, korrigieren Sie mich ruhig, wenn Ihnen etwas nicht gefällt. Ich selbst möchte die Übung über die Monitore verfolgen, um zu sehen wo die Probleme genau liegen, bei der eigentlichen Auswertung möchte ich auch noch Anderson hinzu ziehen. Ein Szenario bei dem ein Schiff andockt, vielleicht sogar sehr ähnlich dem der Geiselnahme. Ich möchte einfach herausbekommen, wo diese Fehler geschehen sind und warum. Und warum die einzelnen Abteilungen nicht vernünftig zusammen gearbeitet haben. Fällt Ihnen dazu etwas ein, Mr. Sola?"

"Da fällt mir eine Menge zu ein!" sagte Matti. "Erstens sind die Fehler zwar schwerwiegend, aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Vermutlich hat da wieder jemand im Sternenflottenhauptquartier Mist gebaut. Sehen Sie sich mal den Altersschnitt der Sicherheitsabteilung an. Wenn man die Offiziere weglässt, kommt man nicht über 22 Jahre hinaus. Das sind alles grüne Jungs von der Akademie gewesen, die noch nie im richtigen Einsatz waren und sich zu allem Überfluss auch nicht kannten. Sie wurden von allen möglichen Einheiten und Einrichtungen abgezogen und hierher versetzt. Sie konnten noch keine Teamstrukturen aufbauen. Keiner wusste vom anderen, was dieser kann oder nicht kann. Deswegen ist es zu dieser Kathastrophe gekommen. Anders kann ich mir das jetzt noch nicht erklären. Das heisst, jede Menge Sisyphusarbeit für uns. Wir müssen rauskriegen, welcher Sicherheitler was beherrscht, wie fit er ist und so weiter. Dann müssen wir sie in Teams einteilen und diese Teams zu Einheiten formen bzw. sie soweit kriegen, dass sie sich blind vertrauen; aber das braucht Monate, wenn nicht sogar Jahre. Soviel zu den Fehlerquellen. Aber Gott sei Dank, können wir diese ja nach und nach ausmerzen. Das mit der Übung und der Fast-Wiederholung des Vorgangs ist eine gute Idee. Allerdings würde ich einige Sachen dort ändern. Es bringt nichts, wenn wir die jungen Sicherheitler immer wieder dieselben Fehler begehen lassen. Deshalb würde ich aus den Eindringlingen einen Eindringling machen. Ich weiss, ich gehe Ihnen vermutlich damit auf der Nerven. Aber wie ich schon anfangs erwähnte, habe ich während des Dominionkrieges solche Spielchen schon mit den Cardassianern getrieben und bis heute überlebt. Daher schlage ich es noch einmal vor, dass ich den Bösewicht spielen werden. Von mir aus können wir das Ganze ja mit einem fingierten Attentat auf einen höheren Offizier verbinden oder einer simulierten Bombenlegung. Mit beidem kenn' ich mich einigermaßen aus. Außerdem motiviert es die Leute eher, wenn sie gegen einen realen Gegner antreten als gegen programmierte Hologramme. Hologramme sind zwar schön und gut, aber reagieren halt wie Hologramme, vorprogrammiert eben."

Matti atmete tief durch und lehnte sich in dem gar nicht so unbequemen Gästesessel zurück.

John dachte einen Moment nach, das mit dem Durchschnittsalter war ihm bisher noch gar nicht aufgefallen, doch so gesehen, waren Fehler wohl unvermeidbar gewesen. Das die Leute untereinander noch nicht vertraut genug waren, hatte er ja auch Anderson gegenüber schon angemerkt, es überraschte ihn, das Sola so etwas bemerkte, schließlich war der ja auch Marine. 'Dumme Vorurteile.' Zu Sola meinte er: "Nun, ich hatte nicht vor eine exakt gleiche Situation zu schaffen, nur eine sehr ähnliche. Und Ihre Idee mit der Bombenlegung gefällt mir sehr gut, das würde ich gerne nehmen und ausbauen."

Und mit einem spöttischen Lächeln und gespielter Verzweiflung: "Und damit Sie mir damit nicht noch länger in den Ohren liegen und da es Ihnen so viel Freude bereitet, spielen Sie meinetwegen den Eindringling." Und wieder ernsthaft: "Doch, bitte, übertreiben Sie es nicht. Ich möchte es wirklich so einfach gestalten, das die Mannschaft die Übung erfolgreich beenden kann. Für die Moral wäre das wirklich wichtig, selbst wenn sie nicht so schrecklich viel lernen würden. Was halten Sie davon?" schlug Harris vor: "Ein Schiff dockt an, Sie befinden sich ebenfalls an Bord, rein theoretisch könnten Sie bereits an dem Punkt aufgespürt werden, doch das bezweifle ich.Sie brauchen noch einen passenden Lebenslauf, etwas was in der Datenbank gefunden werden könnte, doch das sollte ja kein Problem darstellen. Den Sprengstoff haben Sie bereits bei sich und auch auf dem Schiff, in Einzelteilen, die alle für sich genommen ungefährlich sind und erst alle zusammen eine Bombe werden. Was denken Sie?" bot John Matti an, den Faden weiter zu spinnen.

"Na ja, ich würde vielleicht nur ein paar Schlüsselkomponenten mitnehmen vom Schiff und den Rest an Sprengstoff würde ich mir hier auf der Station organisieren. Hier gibt es genügend Reinigungsmittel, die für einen guten alten chemischen Sprengsatz tauglich sind. Daher würde ich vielleicht nur die Fernsteuerkomponente und den Zünder mitbringen. Aber das ist vielleicht zu weit hergeholt. Außerdem würde ich die ganze Aktion für vor dem Schichtwechsel bzw. kurz nach dem Schichtwechsel ansetzen, am besten genau während der Übergabe, wenn der eine Teil der Sicherheitler hundemüde ist und der andere noch frisch bzw. sich noch nicht auf die Ereignisse des Tages eingestellt hat und vielleicht noch mit einem Gedanken im Privatleben ist. Die Schichtwechsel sind immer die verwundbarsten Zeiten für solche Sachen. Ansonsten ist das grundsolider Plan. Für die Datenbank könnte ich mein Alter Ego 'Anderson Williams' ausgraben, das war mein Deckname, den ich während des Dominionkrieges für einige Missionen benutzt habe. Haben Sie eine Idee, wo ich den Knallfrosch platzieren soll, auf der OPS oder im Maschinenraumbereich?" fragte er Harris zurück.

"Das hört sich doch alles schon sehr gut", stimmte ihm John zu: "Das können wir gerne so nehmen, bis auf eine Kleinigkeit. Ich möchte schon das alle Komponenten bereits auf dem Schiff sind und ich erkläre Ihnen auch gerne warum. Ich möchte heraus finden, ob unsere Leute in der Lage sind, nach einem Scan die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. Wir verstecken die Einzelteile, jedes für sich wertlos, doch zusammen sehr gefährlich. Gerade für unerfahrene Crewmitglieder ist das nicht immer einfach. Und ich bin ziemlich sicher, das es Ihnen gelingen dürfte, unbehelligt auf die Station zu gelangen, dann bin ich für den Maschinenraum, dort würden Sie mehr Schaden anrichten. Und sollte es der Mannschaft doch gelingen, Ihr Vorhaben zu vereiteln, um so besser. Dann überlegen wir uns halt etwas Anspruchsvolleres."

Hier machte John eine Pause, erhob sich und ging zum Replikator hinüber. Er replizierte sich einen frischen Becher schwarzen Kaffee. Zu Matti gewandt erkundigte er sich: "Darf ich Ihnen etwas mitbringen, Mr. Sola?"

"Nein danke, Sir! Noch eine Tasse Kaffee und ich platze!" und sagte dann: "Gut, also Maschinenraumsektion. Ich denke, ich werde einen chemischen Sprengstoff auf Aluminiumbasis verwendet. Diesen kann man wunderbar in Schmuckstücke oder ähnliches tarnen. Man muss schon dreimal hingucken bis man merkt, was der oder die am Hals oder sonstwo trägt. Werden wir diese Übung am Holodeck durchführen oder an realen Schauplätzen?"

Die Übung nahm wirklich Gestalt an. John fand langsam seine gute Laune wieder, und das Gespräch mit Anderson rückte in den Hintergrund. 'Vielleicht bin ich doch etwas zu hart zu ihm gewesen', überlegte er kurz, doch selbst wenn dem so war, konnte er jetzt nichts mehr daran ändern.

Mit dem Becher in der Hand, kehrte John zu seinem Platz zurück und setzte sich. "Holodeck, auf jedem Fall!" erklärte er bestimmt: "Anders ist mir das Risiko einfach zu hoch und vorallem dürfen wir auf keinem Fall den Ablauf auf der Station stören. Hinzu kommen die vielen neuen Gäste, wer kann schon abschätzen, wie die reagieren, wenn sie etwas von unserer Übung mitbekommen. Und wenn wir alle vorwarnen, geht ja der ganze Spaß verloren."

Harris trank einen Schluck, schlug die Beine übereinander und sah Matti mit einem amüsierten Ausdruck an, versuchte seiner Stimme aber einen möglichst harmlos klingenden Tonfall zu geben. "Schmuckstücke?" hakte er nach. "Sollten Sie mir nun auch noch den Vorschlag unterbreiten, sich als Frau zu verkleiden, würde ich das äußert bedenklich finden!"

Matti griente: "Als Frau wollte ich mich eigentlich nicht verkleiden; aber als Schmuckhändler. Dazu einen altmodischen Aluminiumkoffer, der ein recht ansehnliches Sortiment an hübschem, und auf den ersten Blick sehr teurem Schmuck enthält. Dazu noch ein paar wertlose Edelsteine und schon ist die Tarnung perfekt und man hat ein paar Kilo hoch brisanten Sprengstoff an Bord geschmuggelt, ohne dass es jemand merkt. Die Edelsteine erhöhen sogar noch den Schaden, da sie zu Schrappnellen werden sobald das Paket explodiert. Als Tarnung würde ich mich dann richtig fein rausputzen, teure Klamotten, teure Schuhe. Es muss halt richtig nach Latinum aussehen. Schon erweckt man keinen Verdacht. Und wenn das Sicherheitspersonal an der Schleuse weiblich ist, hinterläßt man noch seine Visitenkarte oder sogar ein kleines Schmuckstück, je nachdem. Und damit mich meine Kollegen vielleicht nicht sofort erkennen, könnte ich mich auf der Krankenstation etwas verunstalten lassen. Obwohl, wenn ichs mir recht überlegen, könnte ich jetzt doch einen Kaffee gebrauchen!"

John bedachte Matti mit einem Blick, der deutlich machte, dass er ein oder auch zwei nicht sonderlich freundliche Bemerkungen auf der Zunge hatte, doch die behielt er für sich, jedenfalls vorerst. Er stellte seinen eigenen Becher auf dem Tisch ab und erhob sich um zum Replikator hinüber zu gehen, von wo er ja gerade erst zurückgekommen war.

Wärend er die entsprechenden Befehle eingab und auf das Ergebniss wartete, wandte sich Harris wieder zu Sola. "Das wird sicher interessant. Sollte es Ihnen tatsächlich gelingen, ungehindert die Station zu betreten, sollte auch darüber nachgedacht werden, unsere Sensoren zu modifizieren. Da könnten Sie sich dann, mit den Technikern zusammen, etwas austoben. Aber das ist lediglich als Vorschlag zu verstehen, kein Befehl, Mr. Sola, Sie können also genauso gut ablehnen, ohne Nachteile für sich befürchten zu müssen. Ich würde die Übung gerne für morgen oder auch übermorgen an setzten. Da Sie wohl den größten Teil dabei zu leisten haben, würden Sie das alles bis morgen oder spätestens übermorgen schaffen? Das Szenario für das Holodeck programmiere ich, ob Sie Ihre Daten selbstständig hinzufügen oder mir geben, überlasse ich ganz Ihnen. Doch sehen würde ich sie vorher schon ganz gerne."

John nahm den Becher und stellte ihn vor Matti ab. "Bitte sehr! Was meinen Sie, Mr. Sola, haben Sie vielleicht sonst noch einen Wunsch, oder darf ich mich dann auch setzten?" erkundigte sich der Lieutenant übertrieben freundlich.

Matti hätte beinahe gelacht über die übertriebene Freundlichkeit, sagte dann aber todernst: "Ich wollte nur Ihr Büro vor einer Replikatorkatastrophe bewahren. Ich meine, Sie haben ja im Speiseraum des Frachters gesehen, wie Replikatoren mich verstehen. Also ich bin dafür, dass wir die Übung übermorgen durchführen. Ich muss ein paar Sachen für das Holoprogramm umschreiben, eventuell sogar neu, da ich nicht weiss, wie gut die Station mit Holodecks ausgestattet ist und welches System verwendet wird. Was Ihr Angebot zur Verbesserung der Sensoren angeht, das nehme ich gerne an. Mit den Technikern werde ich schon klar kommen, vorausgesetzt, unser Vorgesetzter gibt uns für die nötigen Umbauten grünes Licht. Soll die ganze Sicherheitsabteilung daran teilnehmen, also plus Offiziere oder nur die unteren Chargen?"

Matti nahm einen Schluck von dem Kaffee. "Der ist ausgezeichnet, um Klassen besser als das, was ich am Replikator hinbekomme!"

"Na, dann ist das ja zumindest geklärt und ich gehe mal davon aus, dass Sie sonst nichts weiter brauchen", meinte John scherzhaft auf Mattis letzte Bemerkung und setzte sich erneut.

Wurde dann aber gleich wieder ernst: "Die Offiziere möchte ich nicht mit einbeziehen." Näher ging John nicht darauf ein. Doch fand er, dass er damit zu weit gehen würde. Noch hatte er sich hier kaum eingelebt, die Offiziere kannte er ausschließlich durch ihre Akten. Das würde er sich für später aufheben. "Ich denke, das ist zur Zeit auch nicht unbedingt nötig. Mir geht es hauptsächlich darum, das einfache Sicherheitspersonal", hier unterbrach John kurz und sah Sola fast entschuldigend an: "Nichts für Ungut, Mr. Sola, bei der Arbeit zu beobachten und zu sehen wo dessen Fehler liegen, da haben die Offiziere ja nicht so viel mit zu tun."

Ein paar Augenblicke kehrte Ruhe ein, John überlegte, ob er auch nichts vergessen hatte.

Dann wandte er sich noch ein weiteres Mal an Sola: "Lassen Sie mich zusammenfassen. Ein Schiff dockt an, Sie befinden sich als Schmuckhändler getarnt an Bord, die Teile des Sprengstoffes bei sich, sollte es Ihnen gelingen ungehindert das Schiff zu verlassen, werden Sie die Bombe im Maschinenraum plazieren. Hier enden wir dann. Ich schreibe das Grundgerüst dieses Szenarios, sozusagen und Sie den Teil, den Sie für ihr Gelingen brauchen. So weit richtig?"

Harris sah Matti einen Moment fragend an, wartete allerdings auf keine Antwort, sondern fügte hinzu: "Ich möchte, dass wir uns morgen Abend erneut hier treffen und unsere Teile zusammen fügen, bis dahin sollte es Ihnen möglich sein, Ihren Teil zu erledigen. Dann haben wir doch eigentlich alles, oder gibt noch etwas?" erkundigte er sich.


--- Romulanischer Warbird "ChR Llemni", 65 Lj entfernt von SB Mamori

Der Warbird der Norexan-Klasse verfolgte zwei romulanische Scout-Ships, die einer kleinen radikalen Romulaner-Gruppe angehörten und versuchten, mit Anschlägen an Föderationseinrichtungen und auf Föderationsbürger zu verhindern, dass die romulanische Regierung jemals mit der Föderation ein Bündnis schloss. Diese Romulaner hassten die Föderation abgrundtief.

Der Tal'Shiar sah sich in einer Zwickmühle. Einerseits war es dem Tal'Shiar nur recht, dass sie Anschläge auf Föderationseinrichtungen ausübten, andererseits mussten sie die Bürger des Imperium vor Anschlägen schützen, denn die radikalen Romulaner machten nicht vor unschuldigen Romulanern Halt. Romulaner, die mit der Föderation nur Gespräche führten, standen auch auf deren Eliminierungsliste. Da auf Romulus eine Konferenz mit der Föderation stattfand, war der Tal'Shiar höchst alarmiert. Möglich, das selbst der Prätor Angriffsziel war.

Die Scout-Ships hatten ihre Verfolger in einem Nebel der Mutara-Klasse abhängen können.

Nun war der Warbird ChR Llemni unterwegs zur Starbase Mamori. Die Befehle lauteten:
- Ferengi, Krem, Frisörmeister verhören.
- Die wahren Absichten der Föderation herausfinden.
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