Mission 4: Die Tentakeln der Famossa

Starbase Mamori - Die Chronik
Mai 2008, Gesamt: 79 Züge
Spielzeit: 17. Juli 2380, ca. 18:00 Uhr
Sternzeit 57.545,7

Kapitel 65: Verwüstungen

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--- Starbase Mamori, Deck 19: Lounge

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Sofern Ihre Informationen sich bewahrheiten", schränkte Suvan
> Talvert Colonel Jaron ein.
> Der Erste Offizier von Mamori fragte den Ferengi: "Mister Krem,
> möchten Sie sich zu den Vorwürfen äußern, oder von Ihrem
> Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen?"

"Mister Krem", sagte Lovek und sah den Frisör eindinglich und bittend an. "Tun Sie uns allen einen Gefallen und sagen Sie uns was Sie wissen. Sie sollen das auch nicht umsonst tun."

Jaron sah Lovek entsetzt an. Der Riov von der ChR Llemni wollte den Ferengi für die Aussage bezahlen?

"Fünf Barren", verlangte Krem schnell.

"Zwei Barren, und Sie ersparen sich Colonel Jarons Verhörmethoden", sagte Lovek, bevor Jaron nur ein Wort herausbringen konnte.

"Drei und Sie retten romulanisches Leben", feilschte Krem schnell.

Lovek nickte und war einverstanden. "Reden Sie, Mister Krem."

"Jetzt nicht und nicht hier. Kommen Sie in zehn Minuten in mein Büro", sagte Krem und sah Jaron an. "Ohne Colonel Jaron. Dann gebe ich Ihnen die Informationen. Vergessen Sie nicht das Latinum mitzubringen." Und zu Talvert. "Kann ich gehen, Commander?"

Jaron biß sich auf die Unterlippe vor Wut. Nein, das gefiel ihm alles gar nicht.

"Mister Krem, die Romulaner haben keine Bewegungsfreiheit auf Mamori. Commander Lovek kann Sie nicht in Ihrem Ladenlokal aufsuchen. Zudem sind Föderationsdelegierte ebenfalls betroffen, also möchte ich Ihre Informationen ebenfalls erfahren", erklärte Suvan Talvert dem Ferengi. Der Erste Offizier fand die Wünsche des Friseurs seltsam. Nicht etwa, dass er um lebenswichtige Informationen feilschte, sondern dass er sich privat mit einem romulanischen Soldaten treffen wollte - auf einer Föderationsstation. Allerdings wollte er der Einigung von Krem und Jaron nicht im Weg stehen, also schlug der Halbvulkanier einen Kompromiss vor: "Wenn es Ihnen Recht ist, verlassen Colonel Vaughn, Ensign el Tharanir, Colonel Jaron und ich die Lounge und lassen Sie mit dem Commander alleine." Damit erhob er sich und deutete Jirrida el Tharanir mit einem Nicken an, Jaron zu begleiten. -- SB Mamori, Deck 19: Korridor vor der Lounge

Auf dem Korridor erkundigte Suvan sich nach einem Statusreport von der OPS und erfuhr so von der laufenden Geiselnahme.

Fragend blickte er zu Kirah und wollte von ihr wissen: "Bist du mit Jaron und Lovek warm geworden und gehst gleich wieder rein, oder hilfst du Anderson?"

Kirah blickte Suvan mit möglichst neutralem Gesichtsausdruck an. Lediglich in ihren Augen glomm eine gewisse Kälte. "Ich werde nie mit ihnen warm werden. Ich akzeptiere, dass sie hier auf der Station sind, aber mehr auch nicht", erklärte Kirah. "Vielleicht sollte ich dann besser Anderson helfen", meinte sie.

Suvan nickte. 'Bis jetzt warst du großartig!' meinte er aufmunternd telepathisch zu seiner Frau.

Sie hatte an Bord der Reputation, der Operationsbasis für ihre alte Marine-Einheit, einen Abwehrkampf gegen Romulaner führen müssen. Als Idronianerin hatte sie eh eigene Erfahrungen mit Romulanern, da das kleine idronianische Sternenreich den einen oder anderen Zankapfel mit den Vulkanierabkömmlingen teilte.

'Meinst du?' fragte Kirah skeptisch und sah dabei gar nicht glücklich aus. Sie wäre froh gewesen, wenn sie das Kapitel mit der Reputation hätte vergessen können. Verdrängen half ja anscheinend nicht.

"Schnappen Sie sich die Geiselnehmer, Colonel", meinte Suvan laut und förmlich zu Kirah und wartete darauf, dass Krem die Lounge verließ.

"Ich werde mein Bestes geben, Commander", erklärte Kirah und entfernte sich von der Lounge.

Weiter hinten auf dem Gang aktivierte sie ihren Kommunikator. "Vaughn an Anderson. Wie ist die aktuelle Lage bei Ihnen und wo befinden Sie sich momentan?" fragte sie an.

Der Tal'Shiar Offizier verließ, wie es der Erste Offizier dem Ferengi vorgeschlagen hatte, die Lounge und er traf auf Talvert. "Commander Talvert, darf ich Sie unter vier Augen sprechen?"

"Natürlich. Unter vier Augen, da suchen wir am besten meinen Bereitschaftsraum auf", erwiderte Suvan Colonel Jaron.

Der Romulaner hatte ausdrücklich gebeten, anstatt etwas einzufordern. Das konnte ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein. Talvert nahm sich vor auf der Hut zu sein. "Ensign el Tharanir, sobald Commander Lovek und Mister Krem dort drinnen fertig sind, bringen Sie beide zu mir und Colonel Jaron in das Büro des Stations-Commanders", meinte der Erste Offizier zur Sicherheitlerin.

Der Lieutenant Commander bat Jaron ihm zu folgen und ging voraus zum nächsten Turbolift.

Verwundert blickte Jirri Talvert an. Hatte er etwa vergessen, dass Vasu gar nicht auf der Station war? Aber das war sein Problem und so nickte Jirri nur. "Verstanden, Commander", erklärte sie und blieb vor der Türe der Lounge stehen.

   -- SB Mamori, Deck 19: Lounge

In der Lounge redete Krem mit dem romulanischen Offizier Commander Lovek über das, was er wusste.


--- SB Mamori, Deck 11: Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Meyer hatte zwar keine Ahnung, worum es bei dieser Queue-Angelegenheit
> ging, aber wenn man den Sauriern am besten auf diese Art begegnete,
> wollte er keine Fragen stellen und einfach mitmachen.

"Wir gehen dann mal. Wir melden uns in ein paar Tagen bei Ihnen!" Soren verliess mit dem Rest seiner Leute die Bar und machte sich auf den Rückweg zu den Räumen der Agentur.

"Sehr gerne." Francois Lecomté ließ die Echsen ziehen. Die konnten sich so gesittet aufführen, wie man es ihrer derben Haut nicht zutraute. Dann sah er sich zu Meyer um. "Was ist mit Ihnen los?"

Natürlich stand im Gesicht des Kosmetikaddicts geschrieben, was los war. Aber eine sadistische Ader in Francois trieb ihn zu der Frage.

In diesem Moment schaffte Meyer es fast überzeugend, sich wieder zu seiner vollen Größe aufzurichten und einen recht neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Dumm nur, dass sein Sprachzentrum nicht ganz so fix mitkam. "Ähm... ich hab nur... also... Ist alles erledigt und verstaut, Monsieur. Auch... äh... das Tier. Sind Sie sicher, daß... also... ich meine unsere Gäste. Meinen Sie, die bestellen sowas?" Er untermalte seine Frage mit etwas, was er immer tat, wenn er nervös wurde - er fuhr sich mit den Händen durch die Frisur und richtete ein paar Strähnen.

"Ach, Sie machen sich Sorgen, ob die Speisen genießbar sind?" Francois zwirbelte seinen kurzen Schnäuzer und lächelte jovial. Als ob er nicht wüsste, dass Meyer kein Freund der Echsen wäre. "Ich habe eine gründliche Kostprobe aller Lebensmittel durchgeführt, Meyer. Sie müssen also nichts befürchten."

Er klopfte dem Blonden auf die Schulter und wies dann auf das PADD auf dem Tresen. "Diese Rezepte sind durchaus nachvollziehbar, denke ich und so bald sich ein passender Termin findet, möchte ich einen 'Saurischen Abend' im Hot Spot geben, um darauf hinzuweisen. Und Sie können sich für die Deko etwas einfallen lassen. Das sollte die ganze Sache gefällig abrunden." Francois schmunzelte selbstgefällig.

Meyer starrte seinen Boss in einer Mischung aus Verwirrung und Abscheu an. Der plante doch tatsächlich, das ganze gelieferte Zeug an seine Gäste zu verfüttern und scheinbar freute der sich auch noch darauf. Innerlich schüttelte es ihn, doch er hatte sich noch mehr oder weniger in der Gewalt, seine Abscheu nicht nach außen dringen zu lassen. Hatte der Franzose noch nie gehört, dass man sich von frischen Lebensmitteln die gruseligsten Krankheiten einfangen konnte? Schon bei irdischen - und wie das mit außerirdischen aussah, wollte er gar nicht wissen. Wer wusste schon, ob die Lieferanten immer so aussahen oder nur zuviel von ihren Steaks gegessen hatten?

"Najaaa...", antwortete er gedehnt, weil ihm ein für seinen Verstand schon ziemlich fieser Gedanke gekommen war, "Was halten Sie davon, wenn wir die Stühle und Tische gegen passende Felsen austauschen und Sie auf Ihre Klamotten verzichten und stattdessen ein Tierfell tragen? Würde perfekt zu rohem Fleisch und Ihren Lieferanten passen." Sein Grinsen geriet in etwa so unverschämt, wie diese Antwort klingen sollte.

Francois traute seinen Ohren nicht... was war in Meyer gefahren? Zu heiß gefönt und damit die letzten brauchbaren Gehirnzellen abgetötet?

Er war tres schockiert und atmete entrüstet ein. Aber da er sich nicht mehr so aufregen wollte, um nicht wieder auf der Kranken- station zu landen, sprach er ruhig - sehr angestrengt ruhig - weiter: "Das Fleisch wird gebraten, Meyer. Sie halten es anscheinend nicht für möglich, dass Generationen Ihrer Vorfahren selbst gekochte und nicht replizierte Nahrung zu sich genommen haben, ohne gleich daran einzugehen."

Er machte ein paar steife Schritte. "Ihr Dekorationsvorschlag ist... mon dieu... was stellen Sie sich denn da vor?" Francois rang seine Hände in der Luft. "Seien Sie doch ein wenig fortschrittlicher, mein Junge!"


--- SB Mamori, Turbolift zur OPS

Während Krem in der Lounge auf Deck 19 Lovek alles erzählte, was vor ein paar Monaten auf einer anderen multikulturellen Raumstation passiert war, stieg Jaron in die Turboliftkabine.

Erst dort, als er und Talvert alleine waren, fragte der Tal'Shiar- Offizier: "Wie fühlt man sich, wenn man beruflich übergangen wird? Nach Captain Berenike Fischer folgte Captain Mike Johnsen und dann Commander Vasu als Stationskommandant. - Ach, ich vergaß. Vulkanier fühlen ja nichts." Jaron sah stur nach vorne zur geschlossenen Turbolifttür.

"Ich bin halber Vulkanier, ich bin durchaus leidenschaftlich, Sir", erwiderte Suvan dem Colonel höflich. "Ich weiß gar nicht, worauf Sie hinaus wollen? Momentan bin ich Commander von Mamori."

Viele Gedanken, woher Jaron von Fischer und Johnsen wusste, machte sich Talvert nicht. Mamori war keine geheime Basis, jeder konnte sich über die Offiziere der Station informieren. Zudem schien Jaron die Reihe von Kommandanten der jungen Station nur überflogen zu haben, da er Khaar Corik vergessen hatte, den bajoranischen Captain. "Gesetzt den Fall, ich wäre unzufrieden: Wollen Sie mir ein Angebot machen, oder sind Sie einfach nur schadenfroh?" ging der Lieutenant Commander auf den Romulaner ein.

"Turbolift, Stop", befahl Jaron dem Computer, die Kabine anzuhalten. Jaron hatte lange genug auf einem Föderationsschiff gelebt, um die Technik der Sternenflotte zu kennen. "Also, gut. Ich komme gleich zum Punkt. Meine Regierung kennt die offiziellen Absichten der Föderation in diesem Sektor. Ich möchte von Ihnen erfahren, welche Absichten die Föderation wirklich hier verfolgt. Es gibt da ein paar Sachen, die ich mir nicht erklären kann. Zum Beispiel das Auftauchen eines Föderationsschiffes aus einen Vortex. Woher kam es? Sagen Sie mir nicht, dass das Schiff nur zufällig in der Nähe der Starbase Mamori aus dem Vortex auftauchte."

"Die offiziellen Ziele der Föderation sind die einzigen, die wir hier verfolgen", antwortete Suvan trocken. "Wir möchten die Beziehung zwischen Sarkassianern und Minorytanern verbessern und den Sektor erschließen. Was das Schiff angeht, so sind unsere eigenen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Es tauchte auf, schleuste eine große Anzahl Beiboote und Rettungskapseln aus, und verschwand wieder ohne Kontakt aufzunehmen. Die Beiboote und Rettungskapseln verschwanden ebenfalls. Wir vermuten, die Crew hat das Schiff infolge einer Notsituation aufgegeben."

Talvert berichtete so bereitwillig darüber, weil er vermutete, Colonel Jaron wüsste bereits soweit Bescheid. Da er überhaupt von dem Vorfall wusste war das anzunehmen. "Während des ganzen Manövers hat sich das Schiff einer Kontaktaufnahme verweigert. Es war demzufolge wohl kaum ein Schiff der Föderation", wiegelte der Erste Offizier ab.


--- SB Mamori, Deck 13: Am Shuttle-Hangar

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Der Marine-Captain Charles Anderson musste eine Entscheidung fällen,
> ob er hier handelte oder die Sarkassianer mit ihrer Geisel
> weiterziehen ließ.

Wieder schrie Azara auf, als sengender Schmerz ihren Arm hochkroch. Wieder schossen ihr Tränen in die Augen und ihre Knie hätten unter ihr nachgegeben, wenn der Kerl sie nicht weiterhin so festgehalten hätte.

Jakon Legan konnte nicht verhindern, dass er leicht zusammen zuckte, es machte ihn beinahe wahnsinnig, die junge Frau so leiden zu sehen und nichts tun zu können. 'Ich werde dafür sorgen, das sie die ganze Härte unserer Justiz zu spüren bekommen!' schwor sich der Sarkassianische Polizeichef, blieb aber äußerlich ansonsten vollkommen ruhig und selbstsicher.

Er brachte sogar ein glaubhaftes Lächeln zustande. "Glauben Sie mir", erwiderte er auf die Worte des einen Geiselnehmers. "Ich weiß genau wen ich vor mir habe. Feiglinge sind Sie alle drei! Die sich an Unschuldigen vergehen und wehrlose Frauen und Kinder quälen und aus der Distanz töten. Mehr brauche ich über Sie nicht zu wissen. Also, was wollen Sie? Glauben Sie denn wirklich, ich werde Sie einfach so ziehen lassen? Vielleicht noch mit der Frau? Welche Sicherheit könnten Sie mir denn bieten?"

Ein schneller Seitenblick zu Anderson. 'Was macht er nur so lange?' Dann galt seine Aufmerksamkeit wieder den Dreien. Legan versuchte alles, um Anderson mehr Zeit zu verschaffen, aber langsam sollte der etwas unternehmen, lange würde er die Männer nicht mehr hinhalten können.

Gelangweilt und in der Sicherheit des Kraftfeldes spielte Pettoch Dhanal mit den verletzten Fingern von Azara Pihto. Der Fasa drückte sie und verschränkte sie gegeneinander. "Ihr Bild von uns ist nicht gerade schmeichelhaft, aber genauso unzutreffend. Dieses Mädchen ist unsere Sicherheit, und damit Ihre Sicherheit. Solange wir glauben die Station noch verlassen zu können, wird ihr nichts passieren", erklärte Dhanal, das Wimmern und Aufschreien Azaras genießend.

Für Je'Van Fes Geschmack vergeudeten sie hier zuviel Zeit. Jakon Legan mochte sie nur ablenken, während die Stationssicherheit eine Sauerei ausführte, um die beiden Famossi auszuschalten, ohne Pihto zu gefährden. Er entriss Azara seinem Partner, der dem Tra viel zu nahe an einem Trigger-Erlebnis war. "Sie deaktivieren sofort die Kraftfelder, oder ich breche ihr auf der Stelle das Genick. Lassen Sie uns nicht sofort gehen, ist das Leben dieses Mädchens für uns wertlos!" grollte Fe.

Azaras Arm fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen. Mühsam widerstand sie der Versuchung in die verlockende Bewußtlosigkeit abzutauchen. Ihr tanzten Lichter vor Augen und mittlerweile war es ihr egal, wie die Sache hier ausging, solange sie nur schnell vorbei wäre.

Diese Entwicklung passte Captain Anderson in die Strategie, die er sich überlegt hatte. Die Geisel war nun in unmittelbarer Gefahr. Nun musste er den Geiselnehmern nachgeben.

Er aktivierte seinen Kommunikator: "Captain Anderson an Deck 13. Sicherheitsbruch. Alle Kreuzungen von Korridor 6 versiegeln. Alle Wartungsschächte, Schotten und Türen an Korridor 6 versiegeln."

Der Marine wandte sich an die beiden Sarkassianer, die nun hinter einem anderen, um neunzig Grad versetzten Kraftfeld standen und freien Weg auf einen Turbolift hatten. "Ihr Weg ist frei. Wir werden Sie nicht verfolgen. Das Mädchen schon", ermahnte Charles die Sarkassianer dazu, Azara unverzüglich freizulassen. Erneut aktivierte Anderson den Kommunikator in seinem Brustabzeichen: "Anderson an alles Sicherheitspersonal auf Deck 13. Wir räumen das Deck." Demonstrativ für Qual und Legan drehte er sich um und ging auf einen anderen Lift zu.

Legan starrte dem Sicherheitschef einen Moment ungläubig hinterher. Das konnte der doch nicht wirklich meinen? 'Die werden sie umbringen. Er kann doch nicht denken, dass die sich an eine Abmachung halten.'

Aber ihm blieb ja keine Wahl und so zog auch er sich in Lift Nr. 2 zurück. Darüber würde er mit Anderson noch zu sprechen haben, ihn einfach wie ein dummes Kind stehen zu lassen. Der Kerl gefährdete das Leben der jungen Frau. 'Vermutlich ist ihm das gleich', fürchtete Jakon und überlegte, welchen Weg die Geiselnehmer einschlagen würden.

   -- SB Mamori, Deck 13: Turbolift 2

"Was hat Ihr Chef vor?" herrschte Jakon plötzlich Qual an, der ihm gefolgt war. Und nach Andersons Verhalten ging Legan schon davon aus, dass der Sicherheitler eher sein Aufpasser sein sollte als eine Hilfe. Er war wütend und er machte sich Sorgen um Azara. Nicht auszudenken, wenn dieser etwas geschehen sollte.

Dabei hatte Captain Anderson keinesfalls vor, die Sarkassianer gehen zu lassen. Egal wo die Liftkabine halten würde, auf den Fasa und den Tra würden Rettungsschützen warten.

Kaum war er mit anderem Personal in einer eigenen Liftkabine machte Charles Meldung an die OPS und schilderte die Lage, und wie er weiter vorzugehen plante.

"Wir lassen die OPS überwachen, wo die beiden Mistkerle hinfahren", antwortete Anderson für Qual. "Wir lassen uns dort hinbeamen wo sie aussteigen werden. Sobald die Türen sich öffnen, führen wir Rettungsschüsse aus."

Auf den Ruf von Colonel Vaughn hin erklärte Charles auch der Idronianerin den Plan und schloss mit den Worten: "Sir, bitten halten Sie uns mit dem Transporter erfasst und veranlassen den Transport von Phaser-Gewehren an unsere Position."

Sie hatten eine knappe Minute, bis die Sarkassianer ihre Liftfahrt beendet haben würden.

   -- SB Mamori, Deck 13: Haupttransporterraum

"Ich werde mich sofort darum kümmern", erklärte Kirah Vaughn und wies einen Crewman der Sicherheit per Kommunikator an, mehrere Phaser-Gewehre in Transporterraum 1 zu bringen, wo sich die Idronianerin selbst hinbegeben hatte.

Den dortigen Transportertechniker weihte Kirah in den Plan ein und legte die Phaser-Gewehre auf die Transporterplattform, so dass diese sofort gebeamt werden konnten, sobald die Geiselnehmer im Lift Nr. 1 waren.

Nun blieb Kirah nichts anderes übrig als zu warten.

-- SB Mamori, Deck 13: Turbolift 2

Jakon Legan entspannte sich etwas, er hatte sich in Anderson also doch getäuscht. Der Sicherheitschef hatte nicht vor, Azara ihrem Schicksal zu überlassen. 'Gut, vielleicht ist das eine Chance, wenn auch nur eine sehr geringe', dachte Jakon, beobachtete Anderson dabei aber die ganze Zeit.

Er konnte die Vorgehensweise des Menschen nicht verstehen, er hätte anders gehandelt. Das würde auch Azara wissen und die Geiselnehmer würden es dem Mann sicher als Schwäche auslegen. Daheim auf Sarkass hätten die drei die Ebene nicht lebend verlassen, soviel stand fest. Auch wenn Legan das Leben der jungen Frau nicht aufs Spiel gesetzt hätte, die Geiselnehmer so lange aus den Augen zu lassen, bedeutete für ihn ein kaum überschaubares Risiko.

Er atmete tief durch. "Ich hoffe, Sie wissen was Sie da tun, Anderson. Ich bin gezwungen Ihnen zu vertrauen, denn das ist Ihre Heimat, aber das gefällt mir nicht!" Legan hatte die Hand in seiner Hosentasche zur Faust geballt und blickte Anderson durchdringend an. 'Wenn der Frau etwas geschieht, wird er es bereuen!'

"Soweit es mich betrifft, habe ich der Geisel das Leben gerettet", erwiderte Charles Anderson. "Die Verhandlung mit den Geiselnehmern bewegte sich kein Stück, Ihnen gingen die Optionen aus. Nach meiner Sicht, würden die erst die Geisel töten und dann sich selbst. Weder der Tra noch der Fasa werden sich jemals ergeben oder aufgeben. Jetzt haben sie einen kleinen Teilsieg errungen, sie haben wieder etwas Luft. Wenn wir sie das nächste Mal stellen, sind wir hoffentlich besser aufgestellt", erklärte der Marine Captain.

Wieder drückte er sein Brustabzeichen und rief nach Kirah Vaughn: "Anderson an Colonel Vaughn. Madam, wir befinden uns in einer separaten Liftkabine. Wir benötigen die Gewehre."

   -- SB Mamori, Deck 13: Haupttransporterraum

"Ok, die internen Sensoren erfassen sie. Ich lasse Ihnen die Gewehre in die Liftkabine beamen", erwiderte Kirah und wies den Techniker an, die Gewehre zu Anderson zu beamen.

Kirah sah zu, wie die Gewehre auf der Plattform sich auflösten.

   -- SB Mamori, Deck 13: Turbolift 2

"Danke, Colonel", erwiderte Anderson. Er griff sich das materialisierte Phaser-Gewehr und überprüfte die Einstellungen. Charles jurstierte es auf schwere Betäubung. "Sobald die Geiselnehmer ihre Liftkabine verlassen, beamen wir in die Kabine und betäuben sie mit Schüssen in die Rücken", plante der Sicherheitschef. Er hatte die Verbindung zu Vaughn noch nicht beendet, sie konnte seinen Plan mithören und nötigenfalls kommentieren.

Das zweite Gewehr reichte er Jakon Legan. 'Und jetzt beschwer du dich nochmal über mangelndes Vertrauen!' dachte Charles.

Jakon zögerte einen winzigen Augenblick, ehe er Anderson die Waffe aus der Hand nahm. "Danke, Mr. Anderson", sagte er dabei.

Legan hatte nicht damit gerechnet, dass er eine Waffe bekommen würde, nicht von diesem Menschen, aber er hatte sich getäuscht, wie schon öfter in den vergangenen Tagen. 'Seit den Anschlägen, fehlt nur noch, dass mich der Kerl mit einem der Fasa verwechselt!', grübelte er, hörte aber Charles aufmerksam zu. Eigentlich war es nicht Jakons Art, jemandem so sehr zu misstrauen, schon gar nicht, wenn dieser jemand alles daran setzte, um ihm zu helfen und seinem Volk ja auch. Aber es war einfach eine Menge passiert, dann zu wenig Schlaf, jetzt auch noch die Sorge um Azara Pitho.

Legan wischte sich rasch über die Augen, seine Hand umspannte fest die Waffe. "Guter Plan", erwiderte er noch auf Andersons Erklärung. "Dann lassen Sie uns schnell machen, bevor es doch noch zu spät ist."

   -- SB Mamori, Haupttransporterraum

"Kein Problem. Sagen Sie einfach Bescheid, wenn Sie irgendwo hin gebeamt werden wollen", erklärte Kirah und bedeutete dem Techniker, sich weiter in Bereitschaft zu halten.

--- SB Mamori, Deck 13: Turbolift Nr. 1

Im anderen Turbolift schirmte Je'Van Fe Azara Pihto mit seinem Körper gegen Pettoch Dhanal ab.

Der Tra wollte nicht riskieren, dass der Fasa unaufmerksam wurde, während er mit der jungen Frau spielte und sie quälte. Auf ein Opfer fixiert war Dhanal zu nichts zu gebrauchen.

Die Liftkabine hielt und Pettoch Dhanal säuselte zu Azara: "Jetzt sind wir von der Station runter... dann werde ich mir Zeit mit dir lassen... auch wenn du eine hässliche alte Schachtel bist." Je'Van Fe grunzte missbilligend. Jetzt war es soweit, Dhanal wurde zu einer Belastung; gerade jetzt, wo sie höllisch auf der Hut sein mussten, um von der Station entkommen zu können. Das finanzielle Geschick des Fasa war eine große Bereicherung ihrer Famossa-Zelle gewesen, aber sie half Fe nicht aus seiner misslichen Lage.

Der Tra ließ Azara Pihto los, schnappte sich in einer Bewegung Kiefer und Hinterkopf von seinem Partner und riss seinen Kopf herum. Mit einem reißenden Geräusch und einem lauten Knacken brach das Gesicht des kleinen Sarkassianers, sein letzter Laut war ein gurgelndes Röcheln.

Ohne jede emotionale Anteilnahme nahm Fe den Körper Dhanals auf und schleuderte ihn durch die offene Kabinentür.

Da Phaser-Schüsse oder Kraftfelder ausblieben, schloss der Tra: "Der Gang ist sauber... gehen wir."

Wieder hielt er Azara wie einen Schild vor sich und schob sich aus der Liftkabine auf den Gang.

Angewidert und panisch hatte Azara Dhanal angesehen. Ihr Gehirn schaltete die Gedanken ab, die Azara sich bei Dhanals Worten gemacht hatte. Sie wäre fast zusammengebrochen, als der Tra sie losgelassen hatte, doch für mehr als einen starren Blick auf den toten Dhanal blieb Azara keine Zeit, da Fe sie direkt wieder als Schild benutzte. Benommen taumelte Azara vor ihm her.

   -- SB Mamori, Deck 1: OPS

Auf der OPS verfolgte Max Riese die Bewegungen der Sarkassianer. Einer schien aus der Kabine zu springen, der andere folgte langsamer. "OPS an Anderson. Die Sarkassianer haben den Lift verlassen, Sir", meldete der Petty Officer.

-- SB Mamori, Turbolift Nr. 2

Charles Anderson rief in den noch offenen Kanal zu Vaughn: "Energie, Ma'am! Zwei Personen in den Turbolift der Geiselnehmer!"

Er griff das Gewehr fester, legte es an der Schulter an und blickte konzentriert geradeaus. Er wollte der erste sein, der schoss, sobald er vollständig rematerialisiert war.

   -- SB Mamori, Haupttransporterraum

"Energie", befahl Kirah dem Techniker, der Anderson und Co die ganze Zeit erfasst gehalten hatte.

   -- SB Mamori, Deck 13: Turbolift Nr. 2

Jakon umklammerte die Waffe etwas fester, machte sich für den Moment bereit, wo sich die beiden in dem anderen Lift wieder materialisieren würden. Er war angespannt, warf dem Menschen einen raschen Blick zu. 'Hoffentlich macht der jetzt keine Dummheiten', wünschte sich Legan.

Dann war es so weit, sie erschienen wieder in dem zweiten Turbolift. Legan spannte jeden Muskel seines Körpers, gleich war es so weit, aber dann...

   -- SB Mamori, Turbolift Nr. 1

'Leer? Wo sind sie?' Legan fühlte den Bruchteil einer Sekunde unbändige Wut und Enttäuschung, dann stieß er Anderson grob beiseite und stürzte hinaus, konnte gerade noch sehen, wie der Kerl, Azara als Schild nutzend, Richtung Shuttle unterwegs war.

Aber er hatte kein freies Schussfeld; er legte an, zielte erneut, aber der Winkel paßte nicht.

Durch Jakon Legans Rempeln verzog Charles Andersons Schuss, und der Sicherheitschef wurde gegen die Liftkabine geschleudert. Hastig setzte er dem Sarkassianer nach, der ihm nun wie ein Berserker vorkam.

'Er darf nicht mit ihr entkommen!' Eine Schweißperle rann von Jakons Stirn und brannte in seinem Auge. Er setzte alles auf eine Karte, auch seine Waffe war auf Betäuben gestellt, denn er wollte den Kerl nach Sarkass schaffen und nach seinen Methoden verhören. Einen Wimpernschlag später hatte er freie Sicht und schoss.

   -- SB Mamori, Deck 13: Shuttle-Hangar

Je'Van Fe hatte den Transport nicht mitbekommen. Dhanal hatte ein viel feineres Gehör gehabt, er hätte das hochfrequente Surren sicher mitbekommen und eher reagiert. Fe hingegen schlug erst einen Haken, als der erste Phaserschuss an ihm vorbei glitt.

Er warf sich herum, um Azara Pihto zwischen sich und den Schützen zu bringen. So schnell er konnte lief er rückwärts, sich mit der jungen Frau abschirmend.

Dann beging der Tra einen fatalen Fehler, er wandte den Kopf nach hinten, um zu sehen wohin er lief. Dabei streckte er den Kopf zu weit hinter Pihto hervor und wurde erwischt.

Kaum hatte Charles Legan erreicht, traf dieser den Kopf des Geiselnehmers.

Wie von einem Schlag getroffen wirbelte Je'Van Fe herum und ging zu Boden. Sein bisher gnadenloser Griff um Azara löste sich.

Anderson sprach in seinen offenen Kommunikator: "Colonel Vaughn, die Situation ist geklärt. Bitte zwei Personen in die Krankenstation beamen."

Dann blickte er den sarkassianischen Polizeichef finster an. "Ist es bei ihnen üblich seine Kollegen über den Haufen zu rennen, wenn einen der Ehrgeiz packt?" fragte Anderson frostig und riss Jakon das Gewehr aus der Hand.

   -- SB Mamori, Haupttransporterraum

"Verstanden, Captain", erwiderte Kirah, dann öffnete sie einen Kanal zur Krankenstation. "Vaughn an Krankenstation. Bereiten Sie sich auf zwei Notfälle vor, die jetzt gleich eintreffen werden", erklärte Kirah und gab dann dem Techniker ein Zeichen, die beiden Verletzten auf die KS zu beamen.

   -- SB Mamori, Deck 13: Shuttle-Hangar

Einen Moment schien es, als wäre Azara in der Lage stehen zu bleiben, doch nur Sekunden, nachdem sich Fes Griff um sie gelöst hatte, sackte Azara wie ein Stein zu Boden und blieb bewusstlos liegen.

Widerstandslos ließ sich Legan die Waffe entreißen. "Ehrgeiz?" fragte er Anderson dabei irritiert, hatte aber keine Zeit sich weiter mit dem Menschen zu beschäftigen. Er sah wie Azara stürzte und wollte schon zu ihr, aber sie wurde bereits gebeamt. "Damit hatte es wohl nichts zu tun, Mr. Anderson. Ich musste einfach sicher gehen, dass ihr nichts passiert. - Sie gehört zu meinem Volk", fügte er erklärend hinzu, auch wenn das sicher keine Entschuldigung war.

Was er zu Hause jetzt tun würde, wusste Legan sehr genau, aber das hier war nicht sein Zuhause. "Wie geht man hier bei Ihnen jetzt weiter vor?"


--- Planet Sarkass, Hauptstadt Asef, Raumhafen

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Davey Tavingtonging einen Schritt auf Jarreth zu und fragte
> den Sarkassianer: "Kann mich jemand in das Gebäude begleiten,
> oder ist der Transporter leicht zu finden?"
> Die Ärztin hatte keine Zeit und Muße, lange durch das
> Space Port-Gebäude zu wandern.

Jarreth winkte eine Frau heran, die bisher abseits gestanden hatte. "Sie wird Sie in das Gebäude begleiten", erklärte er dann höflich. "Aber welcher der Herren wird Sie denn begleiten?" wiederholte er noch einmal seine Frage von zuvor und blickte die umstehenden Föderationsbesucher nacheinander fragend an.

Nun mischte sich John Harris leise ein. "Vielleicht wäre das eine Aufgabe für Sie?" wandte er sich an Kimon, schließlich war der Mann Counselor, seine Fähigkeiten würden dort sicher gebraucht werden. Diese Sache war ihm im Moment am wichtigsten, so dass er auf alles andere nicht einging.

Nun war es Zeit das Team aufzuteilen, das lies sich ja leider nicht vermeiden. Aber sie waren ja schon alle groß. "Der Counselor bleibt bei mir, falls es am Anschlagsort Probleme geben sollte oder wir Leute befragen können. Danach werden wir wie besprochen ins Krankenhaus fliegen." Dann wandte Commander Vasu sich an Tavington: "Sie werde bis dahin die Verletzten sichten und entscheiden, wer weiterführender Hilfe bedarf. Handeln Sie bis zu unserem Eintreffen nach eigenen Ermessen." Vaus wandte sich noch an Matti Sola: "Sie begleiten Tavington. Melden Sie sich jede Stunde bei uns und melden Sie den Status. - Der Rest geht wieder in das Shuttle."

Dann fragte Vasu noch Jarreth: "Fliegen Sie mit uns und weisen uns zum Ziel ein?"

Während Vasu auf die Antwort wartete, trieb er schon mal seine 'Crew', die ausgestiegen war, wieder zurück ins Shuttle und verjagte die Schaulustigen weg von der Eingangstür auf ihre Plätze.

Davey nickte und meinte zu Matti: "Auf gehts, Mister Sola!" Hastig lief die Ärztin auf das beschrieben Gebäude zu, um sich von dort in ein Krankenhaus beamen zu lassen.

Matti war etwas verblüfft über die Einteilung; aber die kommandierenden Offiziere würden schon wissen, was sie taten - hoffte er wenigstens.

Er lief kurz hinter der Ärztin her und holte dann schließlich auf und war mit ihr auf gleicher Höhe. "Hatten Sie schon einmal mit Opfern einer Bombenexplosion zu tun, Ma'am?" fragte er, während sie auf das Gebäude zuhielten.

   -- Sarkass, Raumhafen: Runabout "USS Black Sea", geparkt

Erstaunt verfolgte Kerrig Saghi, wie die Passagiere alle wieder ins Shuttle kamen, mit Ausnahme von Doktor Tavington und Sergeant Sola. Dafür hatten sie einen Sarkassianer an Bord genommen.

Die Halbklingonin hob die "Black Sea" vom Boden ab und stieg rasch auf, um oberhalb der planetaren Verkehrsrouten zu kommen. Saghi drückte über ihre Pilotenkontrollen den Inter-KOM: "Cockpit an Commander Vasu. Ich würde Sie gerne sprechen, Sir."

Vasu hatte noch nicht ganz die Tür geschossen, als das Shuttle schon losbrauste und jemand ihn anpiepste. Vasu stürmte ins Cockpit und schrie: "Sind Sie wahnsinnig, verlangsamen Sie sofort den Flug! Wer hat Ihnen befohlen zu starten? Sie wissen ja nicht mal wohin!"

Jarreth hatte auf die letzte Frage des Kommandanten nicht geantwortet. Ihm ging das alles viel zu schnell und er kam kaum noch mit. Er war den anderen einfach in das Runabout gefolgt und hatte sich auf einen der freien Plätze gesetzt. Bei dem überraschenden Start des Shuttles allerdings hielt er einen Moment die Luft an. 'Was geht denn nur vor sich?' fragte er sich verwundert, denn immerhin hatten sie bisher noch keine Koordinaten bekommen. 'Wollen die mich etwa entführen?'

Das war natürlich lächerlich. Er nahm allen Mut zusammen, erhob sich und bahnte sich, indem er sich immer wieder an Lehnen fest hielt, einen Weg in das Cockpit.

In dem Augenblick als Jarreth eintrat, konnte er gerade noch die scharfen Worte Vasus hören. "Verzeihen Sie bitte", mischte er sich zaghaft in das Geschehen. "Wäre es nicht besser, wenn Sie zuerst die Koordinaten kennen würden, bevor Sie starten?" Mit diesen Worten hielt er Vasu ein PADD hin und lächelte ihn zaghaft an.

Vasu sah Jarreth erstmal verdutzt an, bis ihm einfiel, was er wollte. "Danke, setzen Sie sich doch, und wenn Sie wollen... - Unser Replikator steht zu Ihrer Verfügung."

Vasu nahm das PADD und reichte es zu den Piloten "Da, aber fragen Sie diesmal erst die Flugkontrolle, oder wie immer die sich hier auch nennt. Den Rest besprechen wir später. Melden Sie sich morgen früh in meinem Büro."

"Ich wollte Sie sprechen, um einen Vorschlag zu machen", meinte Saghi ungerührt. "Wenn wir mit dem Schiff in einem Standardorbit bleiben, können wir die Aktionen aller Außenteam- Mitglieder überwachen und jedes Teammitglied mit dem Transporter erfasst halten. Ich schlage vor, auf eine Landung zu verzichten, Commander."

Wie Vasu selbst gesagt hatte, der Rest würde morgen in seinem Büro kommen. Die Marine würde sich beizeiten Gedanken um den Unwillen des Commander machen, nun hatte sie andere Aufgaben. Die Koordinaten von Jarreth einzugeben gehörte nicht dazu, da sie das Schiff bereits auf diese zuhalten ließ. Die "Black Sea" steuerte auf den Ort zu, an dem Lieutenant Ginelli von Mamori aus eine Explosion geortet hatte.

"Sie schlagen vor? Wie ich an Ihren Ehrgeiz sehe, haben Sie entschieden. Um es Ihnen auch klar zu machen. WIR sollen von den Einheimischen gesehen werden. Sie SOLLEN sehen, dass WIR uns kümmern. OK. Nun senken Sie die Geschwindigkeit und verringern Sie die Flughöhe. Ich will, dass die da unten uns sehen. OK. Was das andere Landeteam angeht. Die sind groß und schaffen es schon mal allein wohin zu gehen. Verstanden. Und jetzt bringen Sie uns zu unserem Ziel."

Vasu beobachtete den Anflug vom Cockpit aus. Langsam flog das Shuttle auf einen großen freien Platz in der Nähe der Explosion. Dieser erschien Vasu am besten geeignet, um das Equipment auszubreiten. -- Sarkass, Hauptstadt Asef, Anschlagsort Tiluner Straße Nr. 103

Nach der Landung schwärmten die Leute wie besprochen aus dem Shuttle und begannen mit ihrer Arbeit.

Vasu selber machte dabei erst mal mit Jarreth eine Begehung der Gegend, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Kerrig saß hinter ihrem Pilotenpult und betrachtete Jahari und Ginelli, wie sie die Umgebung untersuchten, während Commander Vasu, Counselor Kimon und Jarreth durch die Umgebung flanierten.

Sola und Tavington waren nun keinesfalls abgeschnitten vom Runabout, schließlich konnte man beide von überall her an Bord beamen, solange sie nicht irgendwie abgeschirmt waren. Allerdings würde das Shuttle nicht schnell genug vom Planeten wegkommen und auf Warp gehen können, bevor man es vom Planeten aus angreifen konnte.

Die Sarkassianer machten zwar keine Anstalten das zu tun, aber immerhin hatte es bereits einen Terroranschlag auf die Station gegeben. Wer wusste, in wessen Fadenkreuz sich das Außenteam womöglich gerade befand.

Lieutenant Kerrig knurrte grimmig und scannte regelmäßig und wachsam die Umgebung.

Jarreth ging ruhig neben Vasu her. Der Anblick, der sich der Gruppe bot, war einfach nur furchtbar zu nennen. Überall lagen Schutt und eingestürzte Gebäudeteile herum, noch immer waren Helfer damit beschäftigt die Trümmer nach Überlebenden abzusuchen, aber Hoffnung gab es eigentlich keine mehr, dass sie noch jemanden lebend bergen konnten.

John Harris hatte zu Vasu und Jarreth aufgeschlossen. Da er keinen klaren Befehl bekommen hatte, war er mit den beiden Männern gegangen. Er konnte gar nicht fassen, wie viel Zerstörung hier herrschte. 'Hoffentlich passiert der Station nichts', wünschte er. "Verzeihen Sie", wandte er sich an den Sarkassianer.

Der drehte ihm das Gesicht zu und sah ihn fragend an.

"Warum sind hier nicht sehr viel mehr Helfer?"

Jarreth atmete tief durch. "Die Leute suchen seit vielen Stunden, unsere Kräfte schwinden langsam. Außerdem wissen wir nicht mit letzter Sicherheit, ob auch wirklich keine Bombe mehr verborgen ist." Jarreth brach ab, die Situation war ihm deutlich unangenehm. "Was schlagen Sie vor, Sir? Wie sollen wir weiter vorgehen?" erkundigte sich Harris bei Vasu.

Vasu betrachtete die Zerstörungen. "Was...? - Ach ja, meine Leute werden tun, was sie können, doch den eigentlichen Grund hierfür werden WIR damit nicht auslöschen können. Den muss ihre Politik lösen. Aber setzen wir uns doch mal kurz, dort in der Nähe des Shuttles ist ein kleines Restaurant, oder was von ihm übrig ist. Der Betreiber wird sich über ein paar Gäste jetzt bestimmt freuen."

Vasu suchte nach Kimon, "Kimon, helfen Sie mir doch mal. Ein Kaffee oder so was für alle wär jetzt wohl das Richtige." Vasu ging zielstrebig auf das kleine Bistro zu, um mit dem Wirt zu sprechen.

Mit langsamen Schritten folgte Shay Vasu und dem Rest der Truppe. Sie sah sich aufmerksam um, und musste angesichts dieser Zerstörung und der Verzweiflung, die gedanklich auf sie einstürmte, den Kopf schütteln.

Auch Kimon hatte seinen Blick über die Zerstörung wandern lassen. Etwas in dieser Art und diesem Ausmaß war ihm noch nie begegnet und so betrachtete er die Ruinen mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen. Tief in seinem Inneren keimte ein Entsetzen darüber, dass ein Individuum eine solch feige Tat beging - es hatte Unschuldige verletzt, getötet, ohne selbst in Erscheinung zu treten, ohne sich selbst zu gefährden. Es war im Hintergrund geblieben, unberührt und unbelastet von dem Leid, das er verursacht hatte. Das war es wirklich, was ihm zu schaffen machte. Verletzte und Tote gab es an jedem Tag und es machte kaum einen Unterschied, dass es diesmal sehr viel mehr als gewöhnlich waren. Doch der Grund dafür, die Ursache all dessen war es, das Übelkeit in Kimon aufsteigen ließ.

Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, daß Vasu ihn angesprochen hatte. "Ja, Sir", murmelte er automatisch. Er riß seinen Blick von dem Chaos los, in dem nur noch vereinzelt Suchtrupps durch die Trümmer wanderten. "Wäre es eventuell auch hilfreich, wenn wir nach einer möglichen weiteren versteckten Bombe suchen? Immerhin würden wir dann so verhindern, dass die Helfer gefährdet würden", ergänzte er seine sparsame Antwort.

John war den anderen schweigend gefolgt, er sah sich immer noch schockiert um, auch wenn er ein erfahrenen Offizier der Sternenflotte war, das hier berührte ihn. Er beschleunigte seine Schritte, um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren. Und bekam gerade noch die letzten Worte Kimons mit, mischte sich allerdings nicht ein.

Bei Jarreth war das etwas Anderes, er trat dichter an die beiden Männer. "Ja, das wäre sicher sehr hilfreich, wir versuchen es parallel, aber kommen nicht weit. Jakon Legan informierte mich, dass er annimmt, Ihre Technologie sei dahingehend weiter entwickelt als unsere. Wenn Sie also dazu bereit wären, würde es mich sehr freuen."

Vasu fühlte sich an die Holodeck-Begehung von Kithomer nach dem Angriff der Romulaner erinnert. Schwer zu glauben, dass das nur von einer Bombe angerichtet worden war. "Lassen wir erst mal meine Leute ihre Arbeit tun, dann tragen wir alles zusammen und sehen weiter." Dann wandte er sich an Kimon: "Zeitverzögerte Bomben sind ein geliebtes Terrormittel. Dann kann man nicht nur die Retter erwischen, sondern dann ist auch die Presse live vor Ort. So was scheinen Attentäter unter Öffentlichkeitsarbeit zu verstehen. Aber seien Sie beruhigt, die Trümmer wurden schon von der hiesigen Polizei durchsucht und nun gerade von unseren Leuten. Wir sind also relativ sicher."

Dann sah Vasu den Wirt des Bistros. Einen Mann, der sichtlichst fertig war, geschockt und um seine Existens gebracht; der Richtige für einen kleine gute Tat.

"Guten Tag, werter Mann, ich bin Commander Vasu von der Sternenbasis Mamori. Meine Leute suchen gerade noch Spuren der Attentäter und könnten etwas Heißes zu trinken vertragen. Können Sie mir da weiter helfen?" Und um seine Absichten klar zu machen, fing Vasu an einen Tisch wieder aufzustellen und sehr symbolisch abzuwischen.

Der Mann wurde aus seiner Lethargie gerissen und funktionierte wohl mehr automatisch. Aber er bejahte und verschwand in Richtung der verstaubten Küche.

Vasu beugte sich zu Kimon: "Mister Kimon, helfen Sie doch mal dem Mann. Nicht, dass der dahinten zusammen klappt. Ach ja, meinen Tee bitte stark und schwarz."

Und dann fing Vasu an die Tische herzurichten für seine Truppe. Einige Passanten sahen ihn dabei verwundert an.

Die Verwunderung betraf nicht nur die Passanten, sondern auch Kimon, der jetzt die Überreste des ehemals sicher sehr gemütlichen Bistros in Augenschein nahm. Nun gut, die Untersuchungen liefen und der Kommandant hatte eigentlich nicht viel zu tun als zu repräsentieren und delegieren. Und das wollte er gemütlich bei einer Tasse Tee tun? Eine sehr seltsame Vorgehensweise... aber warum eigentlich nicht? Was sprach denn dagegen, die nötigen Besprechungen in einem informellen Rahmen stattfinden zu lassen, wenn ohnehin keine Formalität mehr übrig geblieben war im Umkreis des Bombenkraters?

Und so ging er auf den Besitzer des kleinen Bistros zu, der eher geistesabwesend herumstand. "Seien Sie mir gegrüßt. Wir sind gekommen, um zu helfen...", sprach Kimon ihn an.

Es ging ihm nicht wirklich darum, zu erklären, was er hier auf dieser Welt machte - er hätte auch nach dem Wetter fragen können. Doch zunächst wollte er wissen, wie weit der Mann unter Schock stand, überhaupt ansprechbar und in der Lage zu handeln war.

Der Mann starrte den Fremden verwirrt an. Er konnte gar nicht verstehen, was hier eigentlich gerade passiert war. Sein schönes Bistro war verwüstet, überall Schreie, Schutt, Staub und Angst und nun auch noch Fremde und einer von ihnen sprach ihn an, wollte etwas von ihm und andere wuselten überall herum, machten sich in seinem Laden zu schaffen.

"Helfen?" fragte er tonlos, als würde er die Bedeutung des Wortes gar nicht verstehen. Dann fixierte er Kimon einen Moment, sah ihn aber gar nicht wirklich. "Ich kenne Sie doch gar nicht", erklärte er ihm dann.

Sein Blick wanderte wieder über die Zerstörung, er konnte das alles nicht verstehen, nicht begreifen und würde sicher niemandem eine Hilfe sein.

Jarreth war über die Aussage und das Verhalten der Sternenflottler irritiert, sie waren sehr unhöflich in seinen Augen und schienen zu glauben, sein Volk wäre vollkommen unfähig und hätte keine Ahnung. Aber er durfte nichts sagen, denn das würde Jakon Legan später nicht durchgehen lassen. Er hatte ihm deutlich befohlen den Offizieren so gut zu helfen und sie zu unterstützen, wie es in seiner Macht stand. Und das würde er dann eben auch versuchen, ohne ihnen allzuviel zu verraten.

Während Jarreth noch etwas unentschlossen stehen blieb und Vasu beobachtete, machte sich auch John Harris nützlich. Er suchte in dem zerstörten Bistro nach einigen heil gebliebenen Stühlen, um sie dann um den Tisch zu plazieren.

Er konnte Vasus Entscheidung sehr gut verstehen, denn hier war ein ebenso guter Ort für einen Stützpunkt wie anderswo, und sie wurden hier von allen gesehen und würden Aufmeksamkeit erregen, etwas, das Vasu sicher geplant hatte.

John war ein erfahrerner Offizier, aber solche Situationen gingen ihm immer nahe und er hatte Mitgefühl mit den Betroffenen. Das hinderte ihn aber nie daran seinen Job und seine Pflicht zu erfüllen. Mit zwei weiteren Stühlen in den Händen, kehrte er zu dem Tisch zurück und stellte sie ab, dabei erhaschte einen kurzen Blick auf Kimon und den Wirt, der Mann war vollkommn weggetreten und sicher nicht ansprechbar. "Setzen Sie doch", forderte er Jarreth höflich auf.

Dieser zögerte einen Augenblick und folgte dann der Aufforderung, auch er verstand mittlerweile, warum der Sternenflotten-Offizier so vorging.


--- Sarkass, Raumhafen-Terminal

Davey Tavington betrat mit Matti Sola das Terminal und ging zum Transporter. Da der Controller angeblich darauf wartete jemanden zum Krankenhaus zu beamen, stellte Tavington sich knapp vor: "Ich bin die Föderationsärztin. Energie." Eilig bestieg die Lieutenant die Transporterplattform.

Irgendwie hatte die junge Lieutenant seine Frage überhört; aber das war Sola jetzt auch gleich. Er betrat neben ihr die Transporterplattform und schon wurden sie in oranges Licht getaucht, und einen Augenblick erschienen sie wieder in einem anderen Transporterraum.

--- Sarkass, Klinik

Die beiden verließen die Plattform. Sola ging zu dem Transportertechniker hinüber und meldete sie an. Aber der Mann zeigte einfach nur auf die Tür.

"Hm!" machte Matti und ging dann mit Tavington zur Tür und sagte leise: "Eigentlich hatte ich 'ne Art Begrüßungskomitee erwartet, bzw. dass man uns wenigstens angemeldet hätte." Die ganze Sache kam ihm komisch vor.

"Sehen Sie es positiv: Es steht uns niemand im Weg herum", meinte Davey sarkastisch und eilte auf die zugewiesene Tür. "Haben Sie irgendwelche medizinischen Kenntnisse, Sergeant?" fragte die Ärztin den Marine.

"Nur Grundkenntnisse, Ma'am! Jeder von uns Föderations-Marines ist in der Notfallmedizin geschult; aber wir sind auch nur bessere Sanitäter. Deswegen werden Sie wohl die meiste Arbeit machen müssen. Aber ich helfe Ihnen natürlich wo ich kann."

"Besserer Sanitäter? Wohl kaum!" nahm Davey ihre engsten Mitarbeiter in Schutz. "Ich glaube Ihnen aber gerne, dass Sie ein zuverlässiger Ersthelfer sind."

Das traf auf jeden Sternenflottenoffizier zu. Schließlich lebte man in künstlichen Fahrzeugen im lebensfeindlichen Weltraum, da waren lebenssichernde Grundkenntnisse unerlässlich für jeden.

Tavington und Sola erreichten den Eingang zu einer Station des Krankenhauses. Hier liefen ebenso viele medizinische Assistenten und Pfleger herum, wie Patienten auf ambulante Behandlungen warteten.

Als die Ärztin von Mamori sich bei einem Assistenten vorgestellt hatte, verwies sie dieser an einen Arzt, der sich gerade ein PADD an der Zentralkonsole aktualisierte. Er deutete auf ihre Instrumententasche und fragte: "Haben Sie darin alles, um Notmaßnahmen vorzunehmen?"

"Ich kann in beschränktem Umfang sogar operieren", erwiderte Davey.

"Dann begleiten Sie mich in die Caféteria. Wir mussten sie ausräumen und ein Notlager daraus machen. Unterwegs erzählen Sie mir, wie gut Sie sind", forderte der Fasa sie auf.

'Na,ist ja doll!', dachte sich Matti. 'Haben die hier nur ein Krankenhaus oder hat es so viele Opfer gegeben, dass alle Kliniken überfüllt sind?' Er marschierte schweigend hinter den beiden her, da seine Aufgabe darin bestand, Augen und Ohren offen und den Mund geschlossen zu halten. Immerhin sollte er für die Sicherheit der Ärztin garantieren. Vielleicht gelang es ihm ja auch noch, so ein paar Informationen zu erhalten, die eventuell wichtig sein konnten.

Viel redete der Fasa-Arzt nicht mit Tavington, und umgekehrt hielt Davey es genauso. Dazu war viel zu viel zu tun.

Die meisten Opfer hatten leichte, aber nichtsdestotrotz schmerzhafte Verletzungen. Selten zuvor, noch nicht mal in der Ausbildung, hatte Doktor Tavington so exzessiv Hautregeneratoren und Protoplaser verwendet, um Verbrennungen, Abschürfungen und Brüche zu versorgen.

Die Sarkassianer verfügten über ähnliche Instrumente, allerdings war die Wirkung der künstlichen organischen Gewebeverbindungen nicht so nachhaltig wie bei den Sternenflottengeräten. So legten die Fasa den meisten Patienten immernoch Bandagen und Schlingen um, damit die behandelten Stellen geschont wurden.

Nun war Davey bei einem Tra, dem die Schulter ausgerenkt war. 'Den kriege ich nie im Leben wieder in die Gelenkpfanne!' stellte Tavington fest. "Sergeant, ich brauche ihre Hilfe!" rief sie nach Matti Sola.

Matti hatte sich in der Zwischenzeit auch schon mal nützlich gemacht, indem er mit dem Hautregenerator aus seinem Erste-Hilfe- Set kleinere Platz- und Schürfwunden versorgt hatte. Er war gerade dabei, ein kleines Mädchen zu versorgen, als er den Ruf der Ärztin hörte. "Moment, Doc! Bin gleich da!" Er bewegte den Hautregenerator über die Schürfwunde am Arm des Mädchens, die daraufhin fast sofort verschwand. Er lächelte das Mädchen an und steckte das Gerät wieder weg. Dann eilte er zu Tavington. "Was gibt's, Doc?" fragte er.

"Dieser Tra hat sich die Schulter ausgerenkt. Helfen Sie mir das Gelenk wieder in die Pfanne zu ziehen", erklärte Davey Sola und legte seine Hände an bestimmten Stellen nach Arm und Schulter des Sarkassianers. Sie selbst packte ebenfalls zu. Tavington stemmte sich mit den Füßen gegen den Boden und machte sich bereit, ihr Gewicht nach vorne zu lehnen. Die nur 1.61 Meter große Ärztin kam sich dem großen Sarkassianer gegenüber schrecklich verloren vor. "Auf 3, Sergeant", meinte sie zu Matti und blinzelte ihm zu. Er sollte verstehen gleich auf 1 zu drücken, damit der Patient nicht die Muskeln anspannte.

Matti hatte den Wink der Ärztin verstanden und er wartete darauf, dass sie mit dem Zählen begann.

Sie zählte herunter und bereits bei 1 zog Matti in die entsprechende Richtung, die ihm gezeigt worden war. Er hörte ein dumpfes Knacken und die Schulter sprang an ihre Ausgangsposition zurück. Der Tra zuckte nicht mal mit den Wimpern. Entweder hatte dieser Kerl eine enorm hohe Schmerzgrenze oder war ziemlich benebelt von Medikamenten, oder er stand noch unter Schock.

Jedenfalls war Matti reichlich verblüfft über das Nichtvorhandensein von Reaktionen. Er hatte mal einem vulkanischen Kameraden die Schulter im Feld eingerenkt; und selbst der Vulkanier - der zu einer Spezies gehörte, die für ihre Selbstbeherrschung bekannt war - hatte einen gequälten Laut von sich gegeben. Er blickte die Ärztin an und fragte dann: "Sind Sie sicher, dass die Schulter wieder richtig im Gelenk sitzt und mit ihm alles in Ordnung ist?"

"Die Schulter ist in Ordnung... aber der Rest von ihm kaum noch", erwiderte Davey und blickte auf ihren Tricorder. "Er hat erhebliche Ablagerungen von psychoaktiven Drogen im Körper... seine Organe werden davon stark angegriffen."

Der Fasa-Arzt, der sie begrüßt hatte, trat hinzu und erklärte: "Sie haben einen Booze-Junkie vor sich. Medikamentenmissbrauch scheint es bei Ihnen nicht zu geben? Die Schulter ist seine geringste Sorge... und er hat sie wohl kaum bemerkt."

Das waren weniger gute Neuigkeiten. Wenn so ein Brocken völlig stoned war und durchdrehte, konnte es kompliziert werden, ihn ohne Waffengewalt dingfest zu machen.

Auf die Frage des Arztes hin antwortete Matti: "Ja, Medikamenten- und Drogenmissbrauch gibt es in der Föderation fast gar nicht mehr. Während des Dominion-Krieges war die Zahl zwar kurzfristig steigend; aber jetzt ist sie auch wieder rückläufig. Aber genaue Zahlen kann ich Ihnen nicht nennen, das muss Ihnen Lt. Tavington beantworten. Ich bin nur ein einfacher Sicherheitler."
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