Mission 4: Die Tentakeln der Famossa

Starbase Mamori - Die Chronik
Juli 2008, Gesamt: 167 Züge

Spielzeit: 17. Juli 2380, ca. 19:00 Uhr
Sternzeit 57.545,9
und
3 Tage später: Sonntag, 20. Juli, ca. 17:00 Uhr
Sternzeit 57.553,9

Kapitel 67: Nach- und Vorspiele

------------------------------------------------------------------------


--- Starbase Mamori, Deck 2: Quartier Kimon

Nachdem es ein paar Mal nicht geklappt hatte mit den Öffnungszeiten oder sonst etwas dazwischen gekommen war... heute abend schien ja alles glatt zu gehen und Valerius stand vor der Tür zu Kimons Quartier, in dem auch Tariki untergebracht war.

Er hatte Kimon noch extra eine Nachricht geschickt am Vortag, damit er seinen Segen abgeben konnte wenn er Tariki abholte, und pünktlich auf die Sekunde fand sich der Magna Romanier vor dem Quartier ein. Er sah noch einmal an sich runter und fand sich durchaus passend gekleidet. Er trug eine dunkelbraune Stoffhose und ein sandfarbenes Hemd... immer kam er auf erdige Töne, fiel ihm auf. Dann klopfte Valerius an die Tür.

Etwas verwundert nahmen die beiden das dezente Klopfen wahr. Nicht, dass es nichts vertrautes gewesen wäre - es war ein völlig übliches Geräusch auf Ta'Una. Doch hier, auf einer Raumstation der Föderation, wirkte es seltsam deplaziert.

Nervös stand Tariki von ihrem Platz auf - sie hatte sich für diesen Abend bereits vor Stunden zurechtgemacht und dann vergeblich versucht, sich mit einer Näharbeit die Zeit zu vertreiben. Doch es hatte nicht wirklich gelingen wollen, was unter anderem auch an Kimon lag. Eigentlich hatte er mit Andschana gehen wollen, als sie abgeholt worden war, hatte sich dann aber entschieden, noch bei Tariki zu bleiben, bis auch sie verschwunden war. Und wenn es eines gab, das er hasste, war es warten. Er hatte ebenfalls versucht, sich mit Lesen abzulenken, hatte einen Brief an seine Eltern angefangen, war bei einem jacori durch das Quartier gewandert - kurzum, er war hin und her getigert und hatte damit nicht gerade zu Tarikis Ruhe beigetragen,die mehr als einmal bedauerte, dass Andschana nicht noch länger geblieben war, um ihn ablenken zu können.

Doch nun war es ja da, das erlösende Klopfen. Noch einmal glitt sein Blick über seine Dienerin. Es war ungewohnt, sie in ihrem weißen Kleid mit dem hellblauen Übermantel zu sehen; ihrem Kleid für besondere Anlässe. Im Alltag bevorzugte sie eher dunklere Farben, doch Andschana hatte sie dazu überredet, während sie ihr die Zöpfe aufgesteckt und die auffällige Kette in passenden Farben ausgesucht hatte. Nein, sie wirkte wirklich nicht alltäglich.

Kimon war es, der dann schließlich zur Tür ging und sie öffnete. "Seien Sie willkommen in meinem Heim." Er überlegte kurz, ob er Valerius die Hand geben oder irgendeine andere Art der Begrüßung anbieten sollte, doch dann entschied er sich dagegen, trat einen Schritt zur Seite und deutete mit einer Geste ins Innere des Quartiers. "Bitte, kommen Sie herein. Tariki ist bereits fertig."

Valerius zögerte... Er war nicht überrascht, dass Kimon öffnete. Der Anblick hinter ihm raubte ihm kurz den Atem. Tariki, ja es war Tariki, war in Farben gekleidet, die er noch nicht an ihr gesehen hatte und sie passten ihr wirklich ausserordentlich gut. Er musste sie ansehen und auch die Kette fiel ihm auf, da Tariki bis jetzt noch nie Schmuck auch nur im Entferntesten getragen hatte. Und ihre Frisur lenkte die Blicke regelrecht auf sie, während Tariki das sonst immer vermied. "Nur zu gerne, Counselor Kimon", brachte er dann doch heraus und trat durch die Tür, da Kimon zur Seite getreten war. Nur ein paar Schritte in den Raum hinein und auf Kimon blickend, als er sich endlich von Tariki losgerissen hatte. "Ich bin glücklich, dass heute endlich mal nichts dazwischen gekommen ist. Guten Abend.. Tariki." Er lächelte sie an.

Kimon lächelte verstehend, als er Valerius' Blick auf Tariki folgte. Die Dienerin war zwar um einiges älter als Kimon selbst, doch den langlebigen Ta'Una war der Vorteil gegeben, lange ihre jugendlichen Züge zu bewahren und so war der Unterschied zwischen Valerius und Tariki nur für ein geübtes Auge zu erkennen.

Tariki hingegen fühlte sich unwohl im Fokus der beiden und zupfte unwillkürlich ihr Kleid zurecht. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie ohnehin etwas schlichteres angezogen, doch das war für Andschana nicht in Frage gekommen. "Wehe, Du wagst es, Dich noch einmal umzuziehen", hatte sie zum Abschied noch einmal eindringlich erwähnt.

"Auch Dir einen guten Abend. Und ich hoffe, dass dieser Abend so störungsfrei bleiben wird, wie er begonnen hat", antwortete Tariki.

Kimon gelang es, noch einmal Valerius' Aufmerksamkeit zu bekommen. "Ich erwarte, dass sie wohlbehalten zu mir zurückkehrt. Und dass sie dies spätestens morgen früh tun wird, damit sie Andschana Gesellschaft leisten kann. Und nun wünsche ich euch beiden einen schönen Abend." Im letzten Moment hielt sich Kimon noch zurück - normalerweise verabschiedete er sich mit einer Umarmung von ihr, doch sah er selbst ein, dass dies mindestens seltsam auf jedemanden wirken konnte, der sie und ihre Beziehung nicht gewohnt war. Stattdessen legte er ihr den Arm um ihre Schultern, drückte sie an sich und gab sie dann kurz darauf wieder frei. "Genieß Deinen Abend, ich komme zurecht", ergänzte er seinen Abschied.

Die Erwähnung von Kimon über die mögliche Nacht mit Tariki - wie auch immer er es gemeint hatte - berührte Valerius nun schon etwas peinlich. Es war eine Sache zu erwarten, dass Erwachsene nicht nur Händchen hielten, aber eine ganz andere, das auch auszusprechen. Er ging aber darüber einfach hinweg, als ob es nichts gewesen wäre und verneigte sich leicht. "Sie werden Tariki in tadellosem Zustand zurückerhalten, Mr. Kimon."

Dann ließ er Tariki den Vortritt aus dem Quartier, um ihr auf dem Gang dann seinen Arm zum Einhaken anzubieten. Ihm lagen nun schon ein paar Fragen auf der Zunge, die er nicht gleich jeder anderen Frau gestellt hätte, schon gar nicht beim ersten gemeinsam Abendessen. "Du siehst heute ganz anders aus, das muss ich dir lassen. So gut wie dir das steht, frage ich mich, warum du das noch nie getragen hast?" Anerkennend folgte Valerius nochmal der Silhouette der Ta'Una.

Tariki hatte sich bei Valerius nach kurzem Zögern eingehakt und folgte ihm durch den Korridor. Sie hatte sich nicht über Kimons Forderungen gewundert - zu vertraut waren ihr seine Ansichten und Einstellungen. Als Valerius noch einmal ihr Kleid erwähnte, färbte sie sich allerdings doch um einige Nuancen dunkler. Verlegen rückte sie ihre Kette zurecht. "Es stimmt, es ist keines meiner Alltagskleider. Ich muss gestehen, dass ich mich in meinen anderen wohler fühle, weniger... präsentiert. Ich bin kein junges Mädchen mehr und meine... gesellschaftliche Position stellt mich eher in den Hintergrund. Deshalb wähle ich sonst lieber Schlichteres und hebe dies für außergewöhnliche Ereignisse auf. Aber es freut mich sehr, dass es Dein Gefallen findet."

Tariki war sich unschlüssig, was sie wagen konnte - was würde Valerius als freundschaftlich, was als aufdringlich sehen? Es blieb ihr wohl nur, es auszuprobieren. Zaghaft veränderte sie die Position ihres Armes so, dass ihre Finger leicht auf Valerius' Handrücken lagen.

Das ließ sich Valerius nur zu gerne gefallen. Er fand es angenehm, dass Tariki mal etwas Initiative zeigte und ihm von selbst näher kam. Er lächelte und meinte: "Man ist so alt wie man sich fühlt.... ich finde, du könntest das ruhig öfter tragen."

Währenddessen waren sei zum Turbolift gekommen und Valerius wartete auf die nächste Kabine. Er hatte nicht vor, Tariki so rasch wieder los zu lassen und so blieb er neben ihr, Hand auf Hand, stehen, während sie warteten.

"Was hast du heute so gemacht den ganzen Tag über?" fragte er, um das Gespräch im Laufen zu halten und weil es ihn auch interessierte, was die Ta'Una tagsüber machte. Er konnte sich immer noch nicht einen Reim darauf machen, warum sich Tariki als Kammerzofe oder Leibeigene von Andschana genügte. Er hatte akzeptiert, was sie sagte und dass es eine Eigenheit der Ta'Una war, aber deswegen musste er das noch lange nicht gutheißen.

"Oh, mein Tag war nicht sonderlich aufregend. Ich bin meiner Arbeit nachgegangen. Seit einiger Zeit obliegt mir die Pflege des Kuppelparks. Warst Du schon einmal dort? Es ist wundervoll - eine grüne Oase mitten im All, jenseits jeden Lebens. Es gibt sogar einen Wasserfall, der die Grundlage für die Bewässerungsanlage bildet. Nur die ganz speziellen Pflanzen werden manuell gepflegt. Und das ist Teil dessen, was ich dort tue. Ich kümmere mich um die Pflege dieser und aller anderen Pflanzen; entscheide darüber, ob Bäume beschnitten oder gefällt werden müssen, stelle Neubepflanzungen zusammen und hege die Nachzuchten. Einiges davon habe ich zu Hause auch schon gemacht und es ist schön, hier gleich einen so großen Garten pflegen zu können."

Tariki machte eine kleine Pause, als die Turboliftkabine endlich angekommen war, die Türen sich öffneten und sie beide einstiegen. Sie überließ es Valerius, das Ziel einzugeben und fuhr dann mit einem schelmischen Blick fort: "Eigentlich habe ich die gleiche Aufgabe wie Du - nur dass ich mich um das Wohlergehen von Pflanzen kümmere und Du Dich um das Wohlergehen der... der Leute hier. Ist es für Dich nicht auch so schwierig, Dich auf all die verschiedenen Spezies einzustellen, wo jede ihre eigenen Bedürfnisse und anatomischen Eigenheiten mitbringt? Auch das ist ja wie bei mir - ich kann bajoranische Sonnenblüter nicht genauso behandeln wie einen klingonischen Feuerbusch, das würden sie mir übel nehmen."

Während sie nun zu Valerius Quartier unterwegs waren, antwortete er auf die Fragen von Tariki. "Ein bisschen anders als mit den Blumen ist es schon." Er lachte leise. "Ich zeige meinen Kunden die angebotenen Möglichkeiten und sie entscheiden sich dann manchmal spontan für die eine oder andere Behandlung. Und wenn es dann ein wenig anders ist, gehen sie daran keinesfalls zugrunde. Sondern maulen höchstens ein bisschen oder jammern auch..." Wieder musste Valerius lachen, wenn er sich an manchen Kunden erinnerte, auf den das zutraf.


--- Planet Sarkass, Bomben-Anschlagsort

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Kein Zucker? Schade, aber es wird auch so gehen. Auch wenn Sie
> mir mal eben schnell welchen aus dem Shuttle hätten holen können."
> Vasu grinste dabei breit Kimon an.
> "Was die Daten angeht, ist die Ausbeute bisher wie erwartet. Ich
> warte noch auf die Daten der hiesigen Behörden, um mehr sagen zu
> können."

Für einen Moment lag Kimon eine ziemlich scharfe Antwort auf der Zunge. Was erlaubte Vasu eigentlich? Kimon war doch nicht sein Dienstmädchen! Doch er schluckte seine Erwiderung unausgesprochen wieder hinunter - es würde mit Sicherheit keinen Nutzen und noch weniger Vorteile haben, wenn er den Anführer des Erkundungs- und Hilfstrupps offen und laut beleidigte... Andererseits. Kimon ging die alternative Möglichkeit durch, die Vasu soeben erwähnt hatte. Der Zucker eignete sich bestimmt auch, um Marjan ein wenig aufmuntern zu können - und sei es auch nur, damit dieser den nächsten Tee gesüßt anbieten konnte. Er nickte zur Antwort lediglich und zog sich dann zurück.

Sein nächster Weg führte ihn tatsächlich zum Shuttle, um dort einen recht großen Behälter Zucker zu organisieren...

Sara Ginelli blickte den sarkassianischen Polizisten Jareth unverwandt an. Sie wartete auf seine Zusage über den Datenaustausch. Schließlich beschloss sie, auf den Busch zu klopfen. "Zum Beispiel über die Herkunft der Bomben. Wie Sie sicher wissen, stammen Sie weder von Sarkass noch überhaupt aus Ihrem Sonnensystem. Die verwendeten Materialien und ihre Herstellungsart ist absolut außergewöhnlich - und das will schon etwas heißen, außergewöhnlich aus Sicht der Föderation, immerhin gehören einige hundert Völker zu unserem Verbund. Woher stammen die Bomben?"

"Woher sie stammen, das wissen wir leider auch noch nicht", begann Jarreth ihre Situation zu erklären. "Aber alles, was Sie an Daten brauchen werden, werde ich Ihnen ins Shuttle übertragen lassen, das hatte schon der Polizeichef so angeordnet. Auch sonst wird Ihnen Sarkass alles an Daten zur Verfügung stellen was wir können, um Ihnen zu helfen." Damit war das Gespräch für Jarreth eigentlich beendet.


--- Romulanisches Großraumshuttle "ChR Llemni'aen'rhe", auf dem Weg zur Starbase Mamori

Nein, die letzte Meldung, die Senatorin Svana vom Romulanischen Oberhaupt erhielt, gefiel ihr ganz und gar nicht. Ihre Aktionen in diesem Sektor wurden vom Senat vorläufig gestoppt, und sie sollte sich mit der "ChR Llemni" in ein neutrales Raumgebiet zurückziehen. 'Neue Erkenntnisse zwingen uns, eine neue Strategie zu entwickeln', hieß es in der Meldung des Prätors.

Die romulanische Senatorin informierte Jaron und Lovek auf Mamori umgehend. Auch die Minorytanische Botschafterin wurde informiert, dass ihr Treffen verschoben werden musste.


--- SB Mamori, Deck 1: Bereitschaftsraum des Kommandanten

"Commander Talvert. wir wurden zurückgerufen", sagte Lovek nach dem Comm-Ruf der Senatorin Svana, ohne die Gründe zu nennen. "Die romulanische Regierung wird entscheiden, wie weit die Föderation über das geplante Attentat auf Romulus informiert wird. Jolan'tru", verabschiedete sich Lovek freundlich und ging zum Ausgang.

"Wir werden Ihre Machenschaften in diesem Sektor weiterhin beobachten", sagte Jaron dagegen unfreundlich und ohne sich zu verabschieden folgte er Lovek zur Tür.


--- SB Mamori, Deck 22: Quartier Valerius Taspar

Valerius und Tariki erreichten das Quartier und er drehte sich zu der Ta'Una um und sah sie an. Er strich ihr mit einer Hand über den Arm. "Ich glaube, du brauchst da wesentlich mehr Fingerspitzengefühl als ich. Deine Pflanzen können dir ja nicht sagen, was sie wollen oder nicht. Sie gehen höchstens ein, wenn du sie zuviel oder zuwenig gießt oder zu viel Licht aussetzt. Ich sag dir, dass ist mir noch nie passiert, dass ein Kunde so schlecht auf eine Massage reagiert hat. Ehrenwort!" Valerius legte seine Rechte auf die Herzgegend und sah zur Decke. "Ich walke nur ein wenig die Leute durch... dich könnte ich auch mal ordentlich in die Mangel nehmen."

Spontan färbte sich Tariki einige Nuancen dunkler, als sie Valerius' letzte Bemerkung hörte. Ob er überhaupt gemerkt hatte, dass es recht mehrdeutig geklungen hatte? Wahrscheinlich nicht - viele Männer, die Tariki kennengelernt hatte, gingen sehr locker mit Mehrdeutigkeiten um; selbst wenn sie es eher eindeutig meinten. Immerhin hatte er seine Bemerkung nicht mit einer betonenden Geste untermalt. Und auch vorher hatte er ihr lediglich über den Arm gestrichen; zurückhaltend und sacht. Sie blickte wieder lächelnd auf. "Nun, warum nicht? Es wäre eine neue Erfahrung für mich, wie Du weißt. Aber ich glaube mittlerweile, dass ich mich unbesorgt in Deine Hände geben kann. Ich muss zugeben, dass ich neugierig auf das bin, was Du Deinen Kunden so großzügig angedeihen lässt."

Der Magna Romanier hatte die Verfärbung in Tarikis Gesicht doch bemerkt und es tat gut zu sehen, dass sie nicht abgebrüht war. Es tat sogar sehr gut und ihre Antwort zerging ihm wie Schokolade auf der Zunge. Er drückte auf die Erkennung und die Tür zu Valerius Quartier ging auf.

Es war noch dunkel und er hatte eine ganz schön lange Zeit auf die Programmierung einer regelrechten Choreographie verbraucht. Die Lichter über dem bereits gedeckten Tisch gingen als erstes an und beleuchteten nur diesen Teil des Wohnraumes. Die restliche Beleuchtung war sehr dämmrig und reichte gerade dazu, die Umrisse der Möbel zu erahnen.

"Wenn du so neugierig bist, dann werde ich dir alles zeigen, das ich so mache.. in der Arbeit." Valerius ließ Tariki den Vortritt und als sie in den Raum gingen begann die Musik zu spielen, die er bei der kleinen Trill gekauft hatte.

Neugierig betrat sie das Quartier und sah sich um. Sie war noch nie hier gewesen und so wusste sie nicht so recht, was sie erwartete. Das Licht setzte gekonnt den gedeckten Tisch in Szene und so umrundete sie zunächst diesen, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Ohne Frage, hier hatte sich jemand viel Mühe gegeben, um ihn wohlüberlegt herzurichten. Valerius? Für einen Moment zweifelte sie, doch dann schüttelte sie innerlich den Kopf. Nein, mit Sicherheit hatte er sich selbst bemüht und niemand anders beauftragt. Er war - obwohl dieser Gedanke für Tariki seltsam anmutetet - kein Mann, der andere für sich arbeiten ließ. Dies war doch einer der Gründe, warum es Tariki so schwer fiel, sich ihm gegenüber angemessen zu verhalten. Er wollte keine Dienerin, so wie sie es sonst für Kimon war. Er wollte diejenige, die dahinter steckte. Jemanden, der unerschrocken und selbstsicher mit einer Situation wie dieser umging... Für einen Moment lauschte sie der Musik, die im Hintergrund lief, um sich zu sammeln. Mit der Tür hatte sich Ta'Una für eine Weile hinter ihr geschlossen, heute wollte sie versuchen, nur sie selbst zu sein. Als sie Valerius wieder anblickte, versuchte sie sich an einem offenen Lächeln, während sie ihre Runde um den Tisch beendete. "Ich bin neugierig, ja. Zum Beispiel frage ich mich, was Du heute alles geplant hast. Ich nehme an, wir starten mit einem Abendessen?"

Ohoho! So wie das Tariki sagte, klang es auch ganz schön zweideutig, fand Valerius. So hätte er die sonst eher strenge und zurückhaltende Tariki nicht eingeschätzt. Aber diese verborgenen Seiten an ihr waren erst am Durchschimmern und er würde noch sehen, wie sichtbar sie heute noch würden. "Natürlich starten wir mit dem Abendessen. Ich werde mich ein bisschen vom Replikator unterstützen lassen. Nehme Sie Platz, Senora."

Er rückte einen der Sessel für Tariki heraus und half ihr sich niederzusetzen. "Gefällt es Ihnen?" fragte er galant und ging dann zurück zur Kochnische. "Was darf es zu trinken sein? Ich kann Ihnen mit allem dienen."

Zögernd ließ sich Tariki mit dem Stuhl helfen - es war eine ungewöhnliche, neue, aber keineswegs unangenehme Erfahrung für sie. Als sie saß, beschäftigte sie sich einige Momente damit, ihr Kleid zurechtzuzupfen. Bei Valerius' Frage huschte ihr Blick noch einmal über die Gedecke. Natürlich, sie ließen keinen Rückschluss darauf zu, was es geben würde. Sie wusste ja nicht einmal, ob er sich für die Küche seiner eigenen Welt entschieden hatte. Nicht, dass sie sich damit ausgekannt hätte... Es wäre schwer, ein Getränk zu finden, das ein Gericht perfekt ergänzte, dessen Zutaten man noch nie gegessen hatte. Lächelnd versuchte sie, seinen formellen Tonfall zu imitieren, als sie mit einer Gegenfrage antwortete: "Nun, was kann denn das Haus empfehlen? Sollte ein heißes Getränk sein, hätte ich gern einen Tee. Ist dies nicht der Fall, gibt es mit Sicherheit einen Wein, der mit dem Diner harmoniert. Oder verlangt die Speisenfolge gar etwas ausgefallenes wie einen Fruchtsaftcocktail?"

Neugierig fragte sie sich, ob es etwas frisch Zubereitetes geben würde oder Valerius das Abendessen dem Replikator anvertraut hatte. Letzteres würde sie bedauern - sie hatte so selten die Gelegenheit, wirklich natürlich gewachsene Nahrung zu sich zu nehmen und im Grunde misstraute sie allem, was aus dem Replikator kam. Es machte zwar satt und erfüllte alle Ansprüche an Aussehen, Geruch und Textur, doch es war einfach nicht dasselbe, als wenn es in einem guten Boden aufgewachsen war. Es war das gleiche wie mit dem Beamen... warum seinen Körper unerklärlicher, beängstigender Technik aussetzen, wenn es auch andere Wege gab, und sei es auch ein Shuttle?

Valerius nahm eine Flasche trockenen Weißwein aus einem Kühlbehälter, den er sich in weiser Voraussicht besorgt hatte. Es gehörte nicht zur Standardeinrichtung, da es ja wesentlich leichter war sich jegliches Getränk in der gewünschten Temperatur replizieren zu lassen. "Ein Weißwein ist genau die richtige Wahl, Mylady."

Er kam wieder zum Tisch zurück und entkorkte den Wein. Nach einer ersten Kostprobe in sein eigenes Glas, wobei eventuelle Korkreste mitgehen sollten, füllte er Tarikis Glas und anschließend seines. Er setzte sich der Ta'Una gegenüber hin und erhob das Glas. "Dann lass uns auf den Abend anstoßen!" Valerius schickte sein Glas dem von Tariki entgegen und kaum dass es klirrte, wurde der Türsummer betätigt.

"Kommen Sie rein", sagte Valerius und Francois Lecomté wieselte herein mitsamt einem großen abgedeckten Tablett, das er unter einem Redeschwall auf die Kochecke stellte. Er begrüßte auch Mademoiselle Tariki mit einer exzellenten Verbeugung.

Valerius bedankte sich für seine Mühe und bald danach war der Kellner des "Hot Spot" auch schon wieder fort.

Verwundert beobachtete Tariki - noch immer mit erhobenem Glas - das Kommen und Gehen des Franzosen. Valerius hatte offensichtlich nicht vor, auf Replikatorkost zurückzugreifen. Ihr war durchaus aufgefallen, daß der Wein aus dem bereitstehenden Kühler gekommen war, jedoch hätte der ja noch immer repliziert sein können. Doch warum sollte sich ihr Gastgeber die Mühe machen, ein repliziertes Essen liefern zu lassen? Das hätte er bequemer mit seinem eigenen Replikator realisieren können.

Tariki nahm einen Schluck Wein und ließ sich einen Moment Zeit, dessen Aromen zu schmecken. Ein leichtes, nicht zu süßes Getränk fand den Weg ihre Kehle hinunter und sie stellte das Glas vorerst vorsichtig wieder auf dem Tisch ab. "Ich gestehe, dass ich neugierig auf Deine Auswahl bin. Du hast Dir soviel Mühe gegeben... mit allem. Und deshalb bin ich sicher, dass dies auch eine Fortsetzung in der Zusammenstellung unseres Dinners findet."

Valerius war aufgefallen wie interessiert Tariki das Tablett und auch den Wein begutachtet hatte. "Ich habe mir aus dem 'Hot Spot' ein Menü samt dazugehörigen Getränken zusammenstellen lassen und bin selbst schon gespannt, was sich Lecomté einfallen hat lassen. Ich habe nur darauf bestanden, dass es keine Experimentalküche sein soll, sondern frische und verträgliche Speisen. Er hat es mir versichert, dass wir zufrieden sein werden. Mit dem Wein bin ich es. Wenn du wissen willst, warum ich den Replikator erwähnte, dann wegen des Desserts. Da möchte ich dir die Wahl überlassen."

Nun nahm auch Valerius einen Schluck und sein Vertrauen in die Auswahl Francois' wuchs damit. Der Wein war nicht der befürchtete Sauerampfer, sondern ein relativ milder Tropfen.

"Na, dann lassen wir uns überraschen." Er stand auf und nahm die Abdeckung von dem Tablett. Darunter kamen nochmal ein paar eigens abgdeckte Behälter zum Vorschein. "Das ist wie beim Geschenkeauspacken...", lachte Valerius und holte schließlich zwei kleine Boxen. Auf dem Tisch öffnete er sie und stellte die beiden kleinen Teller, die darinnen waren, auf die Platzteller vor Tariki und sich. Es war offensichtlich ein heller Fisch und ein dunkles blattartiges Gemüse, dazu sternförmige Taler aus Mais... und sehr französisch wenig.

Auch Tariki musterte interessiert, was da unter dem Deckel zum Vorschein kam. Es war vor allem sehr übersichtlich, eher spärlich dekoriert, aber offenbar wohlüberlegt angerichtet. Sie erkannte durchaus den Fisch, identifizierte den kleinen grünen Haufen als pflanzlich und betrachtete im Anschluß interessiert die sternförmigen Gebilde daneben. Nur kurz hielt sie sich damit auf, aus dem Besteck neben ihrem Teller das richtige auszuwählen, dann blickte sie wieder auf. "Offenbar bleibt es weiterhin bei den Überraschungen. Ich gestehe, dass ich diesem Gericht keinen Namen geben kann. Also wird es auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit." Ihr Lächeln zog sich deutlich in die Breite, als sie nach dem ersten Bissen Gemüse angelte. "Lass uns diesen Gang genießen, bevor ich entscheide, ob ich zum Dessert eine weitere Überraschung oder doch lieber Gewohntes zu mir nehmen möchte."

Sie kostete das sparsam gewürzte Gemüse, das so sein zartes Aroma voll entfalten konnte. Zufrieden ging sie zum Fisch über. "Kochst Du gelegentlich auch selbst?" fragte sie unvermittelt. Ein wenig hatte sie sich selbst damit überrascht. Valerius machte nicht den Eindruck, sich jeden Tag mit frischen Zutaten auseinanderzusetzen. Nun, vielleicht war es gar nicht Valerius, vielleicht machte es auch diese hochtechnisierte, sterile Umgebung, die es einem leicht und bequem machte, sich von Replikatoren bedienen zu lassen, wann immer man es wollte.

Auch Valerius machte sich über das Gericht her, das verführerisch duftete. Der Franzose hatte sich wirklich etwas angetan und vor allem das Gebot zu Herzen genommen, nichts typisch Französisches aufzutischen. Obwohl die französische Küche ein 'Weltkulturerbe' war, wie Francois stolz behauptete. "Das ist ein gegrillter... Fisch. Absolut ungefährlich und gut für die Figur... nicht dass du das nötig hättest." Valerius blinzelte Tariki zu und schnupperte über seinen Teller. "Das Gemüse sieht wie Spinat aus und diese Sternchen sind aus Mais, dessen bin ich mir sicher."

Er war nicht so vorsichtig wie Tariki, sondern langte gleich heftig beim Fisch zu, der ihm sehr vertraut war. "Ich _versuche_ ab und zu etwas Essbares zusammenzubringen, aber meine Arbeit lässt mir nicht sehr oft Zeit dazu. Auf Magna Roma war das noch wesentlich einfacher. Vor allem bei den Grillfeiern im Sommer bin ich ein Spitzenkoch. Jedoch glaube ich nicht, dass ich ein offenes Feuer im Kuppelpark entfachen darf, um das vorzuführen."

Nach dem nächsten Bissen Spinat fragte Valerius: "Du kannst mit Sicherheit kochen! Schon alleine dass du Nähen kannst macht mich dabei sicher."

Dieses Essen war wirklich eine Abwechslung zu den gewöhnlichen Mahlzeiten von Valerius, die er meistens zwischendurch in der "Oase" verdrückte.

Tariki lachte auf, das erste Mal an diesem Abend völlig entspannt. "Wenn Du es wagen solltest, in meinem Kuppelpark ein Feuer zu veranstalten, müsste ich Dir leider die Freundschaft kündigen. Gerade eben habe ich ein paar Blutwurz-Setzlinge gepflanzt und die Kleinen sind sehr empfindlich. Von der Gefahr, den gesamten Park niederzubrennen, mal abgesehen. Doch erleben würde ich das schon gern; ein solches Vergnügen hatte ich bisher noch nicht oft."

Sie nahm noch einen Bissen Fisch; trotz der ungewohnten Würzung fand sie bald Geschmack daran und viel war vom Filet nicht übrig geblieben. "Ich selbst kann nicht besonders gut kochen, das muss ich zu meiner Schande zugeben. Meine Mutter hat sich vergeblich bemüht, es mir beizubringen, doch ich hatte kein großes Interesse daran und meine Begabung hält sich sehr in Grenzen. Es gibt eine Handvoll einfache Gerichte, die ich zubereiten kann, doch seit ich meine Aufgabe als Dienerin aufgenommen habe, überließ ich das Kochen denen, die etwas davon verstehen. Dennoch, bevor ich mich hier der Technik anvertraue, bevorzuge ich meine eigenen, beschränkten Kochkünste." Ein schelmisches Grinsen blitzte auf, als sie sich ein wenig vorbeugte und in verschwörerischem Tonfall fortsetzte: "Jemand verriet mir einmal, dass der Replikator alles, was er herstellt, aus der gleichen... Grundmasse macht. Wie also kann mir mein künstliches Brot schmecken, wenn daraus ebenso gut ein Schrank der eine Hose hätte werden können?"

"Das mit der Grundmasse stimmt", Valerius lächelte und trank noch ein weinig. "Aber es ist nur halb so schlimm, wie es sich anhört. Die Aminoketten der Nahrungsmittel werden energetisch transformiert und erst aus der Grundmasse hergestellt und sind anschließend nicht mehr von originalen zu unterscheiden. Ich sehe die Herstellung des Essens aber als Bestandteil des fertigen Gerichtes, so wie der Anblick... und da darf man die Mühe nicht unterschätzen. Das gehört einfach dazu. Es ist nicht so, dass man an einem Stiefel kaut. " Nun lachte er leise und legte sein Besteck zur Seite, da er schon alles verputzt hatte. "Aber wenn du meinst du könntest nicht besonders gut kochen... und ich darf deinen Park nicht anzünden... vielleicht sollten wir zusammen mal versuchen, etwas Essbares herzustellen? Oder wir mieten mal das Holodeck und dort weihe ich dich dann in die geheimen Riten der Grillerei ein. Möchtest du noch einen Schluck?" fragte Valerius dann, weil Tarikis Glas schon fast geleert war.

"Danke, gern." Sie hielt Valerius ihr Glas entgegen, damit er es ihr noch einmal auffüllen konnte. "Gemeinsam zu kochen ist ein fremdartiger, aber interessanter Gedanke. Ich muss allerdings gestehen, dass mir das Holodeck ebenfalls wie der Replikator Unbehagen bereitet. Es zeigt Dinge und Personen, die nicht wirklich da sind und es führt mich an Orte, die sich auf einen Befehl hin in Luft auflösen können. Diese falsche Realität ist es, die mir nicht behagt - ich nehme es als eine Realität wahr, doch es ist wenig mehr als ein... ein Film oder ein Theaterstück. Wenn ich jedoch meinen Kuppelpark damit retten kann und dazu noch erlebe, wie Du mir die hohe Kunst der Nahrungszubereitung beibringst, bin ich nur zu gern bereit, meinen inneren Widerstand gegen das Holodeck zu überwinden."

Während sie noch einen Schluck Wein nahm, kam ihr eine Idee. "Ich weiß, dass das Holodeck jede beliebige Landschaft darstellen kann, die man ausreichend detailliert beschreiben kann. Können wir Ta'Una als unser Ziel gestalten? Ich würde gern die Gelegenheit wahrnehmen und Dich zu einem Ausflug in meine Welt mitnehmen. Wenn Du... wenn Du möchtest, natürlich." Sie hatte alles schnell ausgesprochen, bevor sie sich selbst zurückhalten konnte, doch zum Ende kehrte die Unsicherheit zurück. Welch eine Forderung von ihr! Ganz bestimmt hatte Valerius ganz eigene Vorstellungen, wie sein Grillplatz aussehen sollte, wenn er sich die Umgebung dank der Technik frei wählen konnte. Verlegen musterte sie den Wein in ihrem Glas.

Valerius schenkte auch sich selbst nach und meinte: "Mit dir auf Ta'Una einen Ausflug machen?"

Nun ließ er sie mit unergründlicher Miene etwas zappeln und nach ein paar Sekunden fuhr Valerius fort. "Ich finde, das ist ein ganz guter Vorschlag. Du hast mir ja schon etwas von euren Ritualen erzählt. Das mit dem über das Feuer springen... das habe ich mir nämlich gemerkt. Auf dem Holodeck könntest du mir dann von diesen Feierlichkeiten auch einiges zeigen lassen."

Nun stellte Valerius sein Glas beiseite und stand auf, um seinen Teller abzuservieren. Er war wegen des kurzen Weges sofort wieder bei Tariki und rückte nun seinen Sessel etwas näher zu ihr, ehe er sich setzte. "Das Holodeck ist nicht nur Kino oder Theater. Es ist mehr wie ein wirkliches Erleben. Falls es erlaubt ist, kann man sogar richtiges Essen mitnehmen, denke ich. Hast du noch niemals ein Holodeck besucht?" fragte er interessiert. Bis jetzt hatten die beiden noch nie darüber gesprochen.

Überrascht nahm Tariki zur Kenntnis, dass Valerius nicht nur ihren Vorschlag annahm, sondern auch noch einen eigenen Wunsch hatte, der den ihren erweiterte. Sie erinnerte sich, worauf er mit den Feuerritualen anspielte. Doch ein Mondfest als Kulisse für einen Grillabend? Das widerum bereitete ihr ein wenig Kopfzerbrechen. Sie stellte ihr Glas wieder vorsichtig auf den Tisch und rückte sich auf ihrem Sessel zurecht, während sie sich eine Antwort zurechtlegte. "Ich war schon einmal auf einem Holodeck, doch das war vor einiger Zeit, als wir auf der Erde wohnten. Aber... nun, es behagte mir wirklich nicht, deshalb blieb es bei diesem einen Besuch. Es gruselte mich, wenn sich die Szenerie, die uns umgab, auf Wunsch einfach auflöste, als hätte sie nie existiert. Aber natürlich weiß ich, dass mir auf einem Holodeck nichts passieren kann und ebenso unwahrscheinlich ist es, dass ich mich mitsamt der Landschaften dort in Luft auflöse." Sie hatte begonnen, ihr Besteck einzusammeln und es langsam auf ihrem leergegessenen Teller zu plazieren. "Nun, es ist lange her und seitdem bin ich nicht mehr auf einem Holodeck gewesen. Bestehst Du auf die Darstellung des Mondfestes? Das war nämlich jenes Ereignis mit den Feuertänzen, an die Du Dich erinnerst. Ich fürchte, dass dies nicht der... passende Rahmen für eine Grillvorführung wäre. In jenen Festnächten ist es üblich, dass die... Unterschiede zwischen den Ständen und Geschlechtern übersehen werden und..." Sie holte tief Luft. "Wenn die Jüngeren endlich ohne ihre Eltern feiern dürfen, gestalten sich solche Feiern recht zwanglos. In dem Gasthaus, in dem ich arbeitete, wurde auch immer ein Fest für die Gäste gefeiert und da wir auch Gäste aus fremden Welten hatten, ging es dort sehr ruhig zu. Ganz anders als dort, wo man unter freiem Himmel und... unter seinesgleichen war."

Vor den Augen von Valerius entstand eine schemenhafte Vorstellung von dem Mondfest, das die ausgelassenen Jugendlichen feierten... ohne Eltern und Aufpasser... Das zögernde Antworten von Tariki entsprach auch in etwa dem, das sich Valerius von dem zwanglosen Stelldichein im Mondenschein selbst wünschen würde. Er lächelte und legte dann eine Hand auf die von Tariki, die noch immer mit dem Glas spielte. "Ist schon gut...ich habe mir das wohl etwas, wie soll ich sagen? Ritueller, äh, spiritueller vorgestellt und nicht so ungezwungen, wie du sagst. Tariki."

Er suchte ihre Augen und sprach ruhig weiter. "Ich würde nie etwas von dir verlangen, das du nicht aus freien Stücken selber willst." Nun ergriff er ihre Hand mit seiner zweiten und umfasste sie. "Versprich mir, Tariki, dass du mir gegenüber niemals glaubst eine Rolle spielen zu müssen. Erwartungen zu erfüllen oder was auch immer." Valerius strich über ihr Handgelenk. "Ich will dich nur so, wie du sein möchtest. Jetzt und auch später, falls du Ärmste einmal von mir eingekocht wirst." Dabei wurde sein Lächeln ein wenig breiter.

"Eingekocht?" Die Situation - rührend und irgendwie intim zugleich - bekam eine unfreiwillig komische Note mit dieser Bemerkung. Tariki lachte auf. "Ich hoffe doch sehr, dass die Leute, die Deine Leistungen in Anspruch nehmen, nicht in einem Einkochglas enden."

Noch immer lag ihr ein Lächeln auf den Lippen, als sie ernster fortfuhr: "Es ist schwierig für mich, dieses Versprechen zu erfüllen. Ich bin... Ich bin nun einmal, wer ich bin. Und auch, wenn Dir das nicht gefallen mag, bin ich auch die Dienerin. Ich war es mein Leben lang, ich kenne nichts anderes. Es gibt mir Sicherheit in dieser Welt. Ich habe meine Familie hinter mir gelassen, ich habe meine Heimat verloren... Ich bin entwurzelt und es fällt mir noch immer schwer, neue Wurzeln wachsen zu lassen in einer Welt, die so anders ist als die meine. Dieser Ort hier... die Raumstation. Ich habe nie zuvor an einem Ort gelebt, der eigentlich so lebensfeindlich ist. Und eigentlich... eigentlich werde ich hier nicht gebraucht. Es gibt Maschinen und Computer und Replikatoren, die all das erledigen können, was ich früher getan habe. Um es so zu formulieren, verdanke ich meine Anwesenheit hier dem Umstand, dass ein Mann Ta'Unas niemals ohne jemanden reist, der ihm zur Hand geht und die vielen kleinen Dinge des Lebens erleichtert." Ihr Lächeln geriet nun ein wenig hilflos, als sie merkte, wie resigniert ihre Sätze klangen, wie furchtbar hoffnungslos ihre Worte. "Erwartungen zu erfüllen ist mein Zweck. Etwas anderes habe ich nie getan."

"Dann wird es wohl höchste Zeit für dich zu lernen, dass du deine eigenen Wünsche und Hoffnungen voran stellst. " Valerius hielt noch immer ihre Hand und hatte auch nicht vor, diese so rasch wieder loszulassen. Er rückte seinen Sessel nun ganz neben Tarikis und drehte sie zu sich um. Er brauchte dazu nur an ihrer Hand ein wenig ziehen, vorsichtig. Tariki war nicht widerspenstig. So konnten sie sich ansehen, auch wenn er neben ihr saß.

"Du ... verstehe ich das richtig... du bleibst hier nur, weil es Kimon von dir verlangt. Weil es einfach Brauch ist, obwohl er natürlich Andschana hat. Was, wenn er dich gehen lassen würde? Würdest du dann deine Koffer packen und abreisen?"

Tariki hielt ihren Blick auf die Hände gesenkt, zog die Konturen auf Valerius' Handrücken zart mit einer Fingerspitze nach. "Was bliebe mir anderes übrig? Sollte mein Herr mich hier nicht weiter benötigen... aus welchen Gründen auch immer... wäre Ta'Una der einzige Ort, an den ich gehen könnte. Zwar habe ich hier meine Arbeit im Kuppelpark, doch was sollte ich dann noch hier? Allein und... und ohne Familie. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass ich weggeschickt werden würde. Natürlich ist Andschana da, doch sie und ich sind... wir haben verschiedene Aufgaben. Wenn eine von uns gehen sollte, wird die andere nicht alle Aufgaben übernehmen können und wollen." Sie blickte nun auf. "Viele Freiheiten bleiben mir nicht, wenn ich meinen Wünschen folge - denn was ich mir am wenigsten wünsche, ist, allein zu leben. Und in jenem Fall würde ich das müssen."

"Du warst noch nie alleine, ich kann mich erinnern, was du mir erzählt hast." Valerius holte tief Atem und fuhr dann fort. "Könntest du dir nicht vorstellen hier zu bleiben... und mir Gesellschaft zu leisten?" Er sah sie an und als er merkte, was er Tariki damit offerierte, fuhr er rasch fort und verhaspelte sich fast dabei. "Natürlich nicht bei mir...nicht unbedingt, außer....."

Irgendwie war ihm das Gespräch entglitten und hatte sich verselbständigt. Sein Herz ging schneller und die schöne entspannte Atmosphäre verkrampfte sich ein wenig. Jetzt hieß es den Karren noch herumzureißen, ehe der Abend einen ganz anderen Verlauf nahm und ihm Tariki vielleicht gleich Reißaus nahm.

"Vielleicht merkst du, dass du mich ganz schön nervös machst und ich Dinge sage, die ich etwas anders meine, Tariki. Was ich dir sagen möchte ist, dass ich mir nicht vorstellen will, dass du Mamori verlässt." Er sah sie unsicher an.

Tariki fühlte sich unsicher, hin- und hergerissen zwischen dem gewohnten Reflex, Valerius auf die übliche freundliche Distanz zu halten, die zwischen ihnen bisher geherrscht hatte und ihrem Wunsch, auf die Worte einzugehen, die zwischen seinen gestammelten Zeilen standen. Sicherer würde sie sich fühlen, wenn sie weiterhin reserviert bleiben würde, doch das konnte sie nicht zulassen - nicht in dieser Situation, nicht bei dem Mann, der sich auf so ungewohnte, doch angenehme Weise für ihre Wünsche interessierte. Und ihr blieb nur diese Nacht, um ihm - und sich gleichermaßen - zu erklären, wo ihre großen Schwierigkeiten lagen und warum sie ihre kulturellen Eigenarten auch nach so langer Zeit nicht einfach überwinden konnte, selbst wenn es ihr gestattet war.

So begann sie zu erzählen, ohne auf die Zeit zu achten. Ließ ein lebendiges Bild von ihrer Kindheit und Jugend enstehen, die ganz von den Traditionen und der Erziehung ihrer Mutter geprägt gewesen war. Schilderte das ewige Lernen der richtigen Gesten, das unendliche Ermahnen, wenn sie wieder zu ungeduldig, zu herausfordernd, zu unverschämt reagierte. Viel Zeit für anderes war da nicht geblieben. Und sie erzählte von ihrer ersten Zeit im Gasthaus, in das sie aus ihrem Elternhaus gezogen war. Wie sie Sazakona zur Vertrauten geworden war, noch bevor Kimon das Licht der Welt erblickte. Wie sie über die Jahre für sie und ihre Kinder, später auch Andschana zur Seite gestanden hatte. Und schließlich auch, dass sie in dieser ganzen Zeit niemals Tariku oder Kimon darum gebeten hatte, ein Treffen mit einem Mann zu arrangieren, dem sie sich versprechen wollte, da ihr bislang niemand so wichtig erschienen war, um sie von ihren Aufgaben abzuhalten.

Es fiel ihr schwer, davon zu erzählen, während es für alle anderen offenbar eine Selbstverständlichkeit war, Beziehungen einzugehen oder Familien zu gründen; ihre Eltern eingeschlossen. Und doch überwand sie sich, ließ sich lediglich durch Valerius' Nachfragen kurz unterbrechen. Erst während dieser Erzählungen wurde ihr bewusst, wie dringend ihr dieses Anliegen war, dass Valerius ihre Gründe verstand. Und doch, irgendwie war es auch erleichternd. Bisher hatte sie sich so umfassend noch nie jemandem anvertraut, der nicht von Ta'Una stammte. Es war bereits tiefe Nacht, als sie endete.

Valerius fühlte sich an diesem Abend wie ein Vertrauter von Tariki, die noch niemals so viel geagt hatte, wie heute. Er erfuhr so viel von ihrer Vergangenheit und ihren Ängsten und Zwängen. Sie war in gewisser Weise eine Geisha geworden, so wie er es sich vorstellte. Und er war sich an diesem Abend plötzlich unsicher, ob Tariki jemals die auferlegten Grenzen würde aufgeben könne. Oder ob sie es sich niemals verzeihen würde, wenn er mehr als nur ihr Vertrauter sein wollte.

Aber vielleicht war diese Ofenbarung ihrer selbst an diesem Abend der erste Schritt der Ta'Una in die Selbstständigkeit. Weg von diesen ganzen anerzogenen Verhaltensmustern? Valerius gestattete sich nicht es auszuprobieren und dieses zarte Band, das heute zwischen ihnen entstanden war, sofort einer Zerreißpobe zuzuführen. Er blieb galant und ein Ehrenmann, obwohl es in ihm loderte. Und als Tariki endete, blieb nichts mehr zu tun, als ihr einen Abschied zu geben, der ihr gebührte und Valerius brachte sie zurück zu Kimons Quartier. Sie gingen nebeneinander, er hatte Tariki wieder seinen Arm angeboten.


--- Planet Sarkass, Runabout "USS Black Sea"

John Harris hatte es sich auf einem der Sitze in der "Black Sea" bequem gemacht und ließ die Ereignisse der vergangen Zeit Revue passieren. Viel war nicht mehr geschehen, Man hatte sich darauf geeinigt, dass Mamori und Sarkass so viele Informationen wie möglich miteinander teilen und austauschen würden. Der sarkassianische Polizeichef Jakon Legan würde wohl noch eine Weile auf Mamori bleiben, jedenfalls hatte es John so verstanden.

Er lehnte sich behaglich zurück und schloss die Augen, was um ihn herum passierte, interessierte den stellvertretenden Sicherheitschef im Moment überhaupt nicht. Sie kehrten zurück, und trotz all der Zerstörung, die er gesehen hatte, würde er sich auf etwas Ruhe freuen.

Dann wandte er seinen Blick aus dem Fenster, beobachtete den Start, sie würden bald auf der Station eintreffen.


************************************************************************
*** 3 Tage später: Sonntag, 20. Juli 2380, 17:00 Uhr (Mamori-Zeit) ***
************************************************************************


--- Föderations-Schiff "USS Goldenmorgen", unterwegs zur Starbase Mamori

   -- USS Goldenmorgen, Messe Ahi'Maun bekam nostalgische Gefühle. Seine Karriere hatte auf einem Schiff der Mirinda-Klasse begonnen und nun saß er wieder in der Messe eines solchen Schiffes. Überrascht hatte er festgestellt, dass auch eine alte Schiffskameradin unter den Passagieren war, genauso wie er. Er hatte nicht schlecht gestaunt, als Dr. Poxsan eines Morgens in der Messe aufgetaucht war. Seitdem hatten sie sich jeden Morgen zum Frühstück hier verabredet. Er hatte erfahren, dass Dr. Poxsan einen Posten auf der Raumstation Mamori angenommen hatte. Er selbst war immer noch auf Urlaub und das noch auf unbestimmte Zeit, denn nach der Rückkehr der "USS Onyx" waren viele Führungsoffiziere beurlaubt oder auf Schreibtischposten versetzt worden. Er selbst hatte das zweifelhafte Glück, auf unbestimmte Zeit beurlaubt zu werden. Und damit hatte er noch Glück gehabt. Nun saß er in der Messe, schlürfte seinen Kaffee und wartete darauf, dass Dr. Poxsan erscheinen würde.

   -- USS Goldenmorgen, Quartier Poxsan

Sie sass an dem kleinen Schreibstisch, der in ihrem Quartier stand. Und dieser Schreibtisch war neben dem Etagenbett das größte Möbelstück in diesem kleinen Quartier. Sie hatte Glück, dass sie es nicht teilen musste. Auch so war die Reise unangenehm genug gewesen. Sie hatte zweimal das Schiff wechseln müssen. Sie war total vertieft in einen medizinischen Fachartikel, als sich ihr Magen mal wieder meldete. In letzter Zeit hatte sich ihr Magen als äußerst zuverlässiger Chronometer herausgestellt, denn sie kam fast nie zu spät zu dem mit Ahi'Maun verabredeten Frühstück.

   -- USS Goldenmorgen, Gänge

Lisa Knight war auf dem Weg zur Mamori, sie freute sich auf ihre neue Aufgabe, war aber auch sehr aufgeregt, denn sie hatte bisher noch nie auf einer Station ihren Dienst versehen. Es war immer ein Sternenflottenschiff gewesen, und nun gleich die Leitung einer Krankenstation auf einer Starbase.

Lisa atmete tief durch, sie war auf dem Weg zum Frühstück, das hieß sie würde einen Kaffee trinken, zu mehr würde die Zeit bis zur Ankunft eh nicht mehr reichen.


--- Starbase Mamori, Deck 16: Sicherheitshauptquartier

Matti Sola sass an seinem Schreibtisch. Ihm rauchte der Schädel. Er war gerade dabei, sämtliches Material durchzugehen, das sie von den Sarkassianern über die Famossi erhalten hatten. Im großen und ganzen glich das Famossa-Netzwerk der alten Mafia auf der Erde. Allerdings gab es bei den Famossi auch eine leichte rassistische Komponente. Diese Komponente bereitete Matti am meisten Kopfschmerzen, denn das würde ihm einiges abverlangen, das glaubhaft rüberzubringen, wenn es denn sein müsste. Aber noch hatte er Zeit, sich das Ganze zu überlegen, wie er das am Besten hinbekam.


--- SB Mamori, Deck 25: Kuppelpark

Tariki hatte ihre Werkzeuge bereits wieder weggeräumt und machte sich auf den Rückweg durch den Kuppelpark.

Andschana wartete bereits beim Ausgang; ungeduldig und gelangweilt. "Bist Du endlich fertig?" fragte die Jüngere.

"Das bin ich. Warum hast Du es so eilig? Wartet jemand auf Dich?" grinste Tariki zurück.

"Wohl kaum. Aber was kann spannend daran sein, ewige Stunden hier zu sitzen und dem Gras beim Wachsen zuzusehen?"

Lächelnd schüttelte Tariki den Kopf. Andschanas Ungeduld konnte sie - wie noch vor wenigen Tagen - kaum mehr aus der Ruhe bringen. Ihre Gedanken weilten dafür viel zu häufig bei dem gemeinsam mit Valerius verbrachten Abend. Er war wohl kaum "Rendevouz" zu nennen, denn nichts weiter als ein nettes Abendessen und ein Gespräch war geschehen, dennoch dachte sie nur zu gern daran zurück. Er hatte etwas an sich... die Weise, wie er sich für sie interessierte, wie er ihr bewusst und ganz zuhörte, seine Geduld mit ihr... Er sorgte dafür, dass sich die mit zweiundfünfzig Jahren durchaus erwachsene und vernünftige Frau wie ein junges Mädchen fühlte. Ein sehr verliebtes junges Mädchen. Und er hatte ihr versprochen, dass der vergangene Abend eine Fortsetzung finden würde, irgendwann...

Sie kehrte mit Andschana zurück in ihr Quartier. Mittlerweile kannten beide den Weg genau und brauchten sich nicht mehr an irgendwelchen Schildern oder Markierungen zu orientieren. Allmählich wurde diese Station zu etwas, das man beinahe als Zuhause betrachten konnte.


--- SB Mamori, Deck 2: Quartier Kimon

Es dauerte nicht lange, bis Tariki das erledigt hatte, was sie jeden Tag nach der Arbeit tat - nach einer kurzen Dusche tauschte sie ihre einfache Arbeitskleidung gegen ein angemessenes Tageskleid und nahm eine schnelle Tasse Tee zu sich, bevor sie dann ganz für Andschana da war.

Noch immer hielt sich die Jüngere an die oft zitierte Regel, niemals allein unterwegs zu sein und wartete darauf, dass Tariki endlich mit ihren Tagespflichten fertig war.


--- SB Mamori, Deck 21: Transportagentur V-III

Soren van Gallen saß an seinem Schreibtisch. In der letzten Zeit hatten sich zwar einige Dinge ereignet; aber bisher hatte sich noch niemand an die Agentur gewandt und um Hilfe gebeten bzw. um ein Beratungsgespräch. Soren hatte aber schon jemanden Auge, der sich wahrscheinlich in der nächsten Zeit bei der Agentur melden würde, um ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, und zwar die letzte Überlebende der Familie Pitho. Soren wäre ja fast zu der sarkassianischen Botschaft marschiert und hätte seine Dienste angeboten; allerdings war er sich nicht ganz sicher, wie man ein zu forsches Angebot aufnehmen würde. Also wartete er darauf, dass man Kontakt zu ihm und seinen Leuten aufnahm. Santura hatte ihm versichert, dass sie ein Werbepadd dort hinterlegt hatte. Und wenn die Leute dort Hilfe brauchten, würden sie sich bestimmt melden.


--- SB Mamori, Deck 23: Promenadendeck, vor dem "Fashion"

Silan G'Marrna hatte erst jetzt wieder Zeit gefunden, sich etwas mehr um persönliche Dinge zu kümmern. Erst hatte sie Dienst gehabt und dann musste sie ja auch ihr Quartier fertig einrichten. So hatte sie noch keine Zeit für den süßen Verkäufer des "Fashion" gehabt.

Nun stand sie vor dem "Fashion" und wusste nicht, ob sie hineingehen sollte oder nicht. Also begann sie in der Auslage zu stöbern.

   -- Boutique "Fashion"

Da es am Nachmittag recht ruhig gewesen war, hatte sich Desh in sein Atelier zurück gezogen und arbeitete an neuen Entwürfen und Mustern.

Schließlich nahm Silan ihr Herz in beide Pfoten und marschierte in den Laden. "Hallo, ist jemand hier?" schnurrte sie und gleichzeitig fiel ihr ein, wie blöd die Frage war. Es musste ja jemand hier sein, sonst wäre die Tür ja nicht offen gewesen. Sie blickte sich suchend um.

Desh sah von seinen Entwürfen auf und ging leicht genervt in den Verkaufsraum. Aber als er Silan entdeckte ging ein Strahlen über sein Gesicht. "Guten Abend, Lieutenant. Was kann ich für Sie tun?" fragte er freundlich.

"Zwei Sachen", schnurrte sie zurück. "Einmal brauch ich Unterwäsche. Und zum anderen bräuchte ich jemanden, der mir die Station ein wenig zeigt!" Das mit der Unterwäsche war zwar gelogen. Da sie nie welche trug, selbst im Dienst nicht. Da ihr Fell besser war als jede Unterwäsche, aber da sie in einer Modeboutique war, fiel ihr nichts besseres ein, außerdem war sie nicht mutig genug um direkt zu fragen, ob er mit ihr was essen gehen würde.

Desh grinste. Das wurde immer besser. "Nun, ich habe jede Menge Unterwäsche da und noch mehr Entwürfe im Computer, doch sind sie wirklich sicher, dass sie welche wollen?" fragte er nach und schmunzelte. "Das mit der Station zeigen kann ich da schon eindeutiger mit einem Ja beantworten", fügte er lächelnd hinzu.

"Na ja, mit den üblichen Änderungen für meinen Schwanz." Sie grinste verlegen "Was hätten Sie denn da?" Dabei legte sie die Öhrchen etwas an.

"Das lässt sich machen", erklärte Desh freundlich und führte Silan zu dem Ständer mit der Unterwäsche für Damen. "Sehen Sie sich ruhig um. Hier in diesem Terminal sind noch weitere Entwürfe gespeichert", erklärte er.

Silan kam näher und begann sich die Sachen anzusehen. Sie hatte nicht viel Ahnung, da sie das letze mal Unterwäsche an der Akademie getragen hatte. Und auch nur im Sport, da ihre Ausbilder drauf bestanden hatten. Schließlich entschied sie sich für drei Slip-BH -Kombinationen in den Farben Weiß, Rot und Schwarz sowie einen Tanga aus hellbraunem Stoff. Am Terminal suchte sie sich ein Negligé in einer dunklen Cremefarbe aus, das mit Spitze besetzt war. So was hatte sie mal bei einer Zimmerkameradin auf der Akademie gesehen, als diese ausgehen wollte.

"Fertig", schnurrte sie. "Können Sie mir die Slips anpassen, sowie dieses Negligé replizieren? Dauert das lange?" Sie lächelte. Dabei konnte man ihre kleinen Reißzähne sehen, die für ihre Art typisch waren.

In Deshs Augen erschien ein Funkeln, als er sah, welche Outfits Silan sich ausgesucht hatte. "Kein Problem. Das dauert keine fünf Minuten", erklärte er und verschwand kurz mit den Slips.

Kurz darauf kam er schon wieder und hielt die veränderten Slips und das replizierte Negligé in den Händen. "Hier, bitte", meinte er und gab Silan die vier Stoffstückchen.

Sie schnappte sich die Slips und das Negligé und verschand in der Kabine. Die Uniform war schnell abgelegt und da sie nichts darunter trug, musste sie sich nicht weiter entblättern.Sie schlüpfte in den weißen Slip und wollte den BH anziehen, aber das bekam sie mangels Übung nicht hin. Sie zog den Vorhang zur Seite und hielt mit der einen Pfote den BH fest. Und drehte sich um. "Ich glaube der ist zu klein, oder etwas mit dem Verschluss stimmt nicht, können Sie mal schauen?" schnurrte sie.

Desh blieb wie erstarrt stehen, als er Silan nur mit einem Slip bekleidet vor sich stehen sah. Er musste hart schlucken, um sich wieder konzentrieren zu können. "Dann wollen wir mal sehen, ob es am Verschluss liegt. Nein, der ist in Ordnung", meinte Desh und schloss den BH vorsichtig. "Und, wie sitzt er? Haben Sie noch das Gefühl er wäre zu klein?" fragte er.

"Nein er passt." Sie schnurrte leise: "Wenn Sie mich eine Augenblick entschuldigen wollen." Schnurrte es und verschwand in der Kabine, nachdem sie den Vorhang zugezogen hatte. Sie schlüpfte aus BH und Slip und zog den hellbraunen Tanga an und streifte das dunkel-cremefarbene, mit Spitze besetzte Negligé über und betrachtete sich im Spigel.

Dann zog sie den Vorhang wech und drehte sich einmal vor Desh um die eigene Achse. "Und wie sehe ich aus?"

Silan stellte Deshs Beherrschung auf eine harte Probe. Wieder musste er sich räuspern, bevor er antworten konnte. Er war wohl schon zu lange mit keiner Frau mehr zusammen gewesen, anders konnte er sich seine eindeutige Reaktion auf Silan kaum erklären. "Sie sehen Klasse darin aus", sagte er ehrlich bewundernd.

"Meinen Sie das ernst?" Sie legte verlegen die Öhrchen an. "Ich meine da fehlt noch was, ich weiß nur nicht was?" Sie stützte die Pfoten in die Hüften.

"Ja, das meine ich richtig ernst. Sie sehen richtig... heiß darin aus", meinte Desh nach einem erneuten Räuspern. "Was fehlen?...Ich weiß leider nicht, was Sie meinen", erklärte Desh ratlos.

"Na ja, meine Freundin, bei der ich so was mal gesehen habe, hatte noch was an den Beinen. Na ja, ist auch nicht so wichtig! Was an Wäsche würden Sie mir noch empfehlen?" Sie wackelte mit den Hüften und ihr Schwanz wiegte leicht hin und her.

"Ich würde Ihre schönen Beine nicht in Strümpfen verstecken wollen. Das käme einem Verbrechen gleich", meinte Desh. "Nun, auch wenn sich das für einen Verkäufer komisch anhören mag, denke ich doch, dass Sie erst einmal alles zusammen haben. Wenn es Ihnen gefällt und sich angenehm tragen lässt, habe ich noch mehr zu bieten.... an Wäsche meine ich", erklärte er.

"Hm, ich glaube, wir belassen es erst einmal dabei. Ich nehme alle Sachen. Wie steht es denn um den anderen Punkt, dass Sie mir die Station ein wenig zeigen? Soll ich dafür später wiederkommen oder haben Sie jetzt Zeit?" Sie verschwand wieder in der Kabine und begann, sich umzuziehen.

"Sehr gerne. Ich habe jetzt Zeit, denn eigentlich ist jetzt schon geschlossen. Aber für so ein reizendes Wesen mache ich gerne eine Ausnahme", erklärte Desh jovial.

"Das ist schön zu hören!" schnurrte sie zurück aus der Kabine und schlüpfte in ihre Uniformjacke und schloss sie wieder vorschriftsmäßig. Dann trat sie aus der Kabine und reichte Desh die Sachen. "Was bin ich Ihnen denn schuldig?" Dabei wackelte sie unbewusst mit den Öhrchen.

Ein Ferengi in pinker Kleidung kam in Dashs Fashion-Laden gestürmt und winkte mit beiden Armen. In einer Hand hielte er ein PADD. Es war Krem, der Frisör, und er sagte aufgeregt: "Mister Dash, Mister Dash. Erinnern sie sich noch? Wir hatten doch mal über eine Modenschauveranstaltung auf dieser Station geredet. Ich habe die Vorplanung dafür jetzt fertig. Alles findet auf der Promenade statt, in einen Meer von Blumen. Ich habe Flynk dazu überreden können. Ein paar reizende Damen habe ich auch schon organisiert, die bereit wären Ihre Kleider zu tragen. Es ist alles geplant. Alles was Sie nur noch tun müssen ist, die Damen einzukleiden. Wann wäre Ihnen die Modenschauveranstaltung recht? Von mir aus schon heute. Na ja, es gibt noch eine Kleinigkeit. Die Stationsführung weiß noch nichts davon. Aber das werde ich schon regeln." Krem sah Silan an. "Wow, ich sehe da ein Top-Model. Ein Naturtalent. An Ihrem Aussehen brauche ich fast gar nichts mehr machen." Der Ferengi überlegte. "Sollten wir auch männliche Models auftreten lassen? Was halten Sie von Kimon und vom Ersten Offizier?"

Desh legte Silan gerade ein PADD mit der Rechnung vor. In dem Moment war Krem reingestürmt. "Heute geht auf keinen Fall. Ich brauche ein paar Tage Zeit, um zu planen. Welche Modelle die Frauen tragen sollen und wie viele Durchgänge es geben wird", holte Desh Krem wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. "Wen haben Sie denn als Modelle bisher? Und ich glaube kaum, dass Commander Talvert da mitmachen wird", fügte Desh hinzu.

Silan hatte gerade ihren Daumenabdruck auf das PADD drücken wollen, als dieses dauerquasselnde, pinke Bonbon von einem Ferengi den Laden betrat. Während das pinkfarbene Etwas weiterquasselte, legte sie die Öhrchen an und drückte ihren Daumen auf das PADD und bestätigte damit die Zahlung. Ihre Öhrchen richteten sich erst wieder auf, als der Ferengi etwas von Naturtalent und Model gesagt hatte; aber damit konnte er sie ja nicht meinen; denn sie fand sich eigentlich nur äußerst durchschnittlich.

Nachdem Desh fertig war mit reden, blickte sie das pinkfarbene Bonbon an. "Ich fühle mich zwar geschmeichelt; aber ich weiß erstens nicht, worum es geht und zweitens können Sie mich mit Naturtalent nicht meinen, so gut sehe ich auch wieder nicht aus!" schnurrte sie. Dabei blickte sie erst zu Desh und dann wieder zu dem pinkfarbenen Ferengi. Ihr war klar, dass sie untertrieb; aber etwas nach Komplimenten fischen konnte ja nicht schaden.

"Aber mitnichten, meine Liebe. Sie wären eine Zierde für die Modenschau", erklärte Desh und hoffte, Krem möglichst schnell wieder loszuwerden, da er mit Silan ungestört durch die Station schlendern wollte.

"Och, das sagt ihr doch nur so! Meine Öhrchen sind zu klein, mein Schwanz ist zu lang, mein Fell ist zu stumpf - es glänzt nicht - und meine Brüste sind auch nicht gerade aufregend." Während sie das sagte, wackelte sie leicht mit linken Ohr und lächelte ein wenig.

"Ach Quatsch. Deine Öhrchen sind genau richtig, dein Schwanz weckt unanständige Phantasien in mir und mit deinem Fell würde ich gerne mal kuscheln. Also perfekt", meinte Desh grinsend.

Krem sah zwischen Desh und Silan hin und her und suchte eine passende Gelegenheit weiterzureden. Er nutzte eine Pause der beiden und sprach ohne Luft zu holen aufgeregt weiter: "Es sind fünf Damen unterwegs nach Starbase Mamori. Sie müssten mit einen ferengischen Sondertransporter in den nächsten zwei Stunden hier eintreffen. - Über Ihr Aussehen müssen Sie sich keine Gedanken machen", blickte Krem Silan an. "Ich sage nur: Perfekt." Und zu Desh: "Ich werde alles organisieren. Machen Sie sich keine Gedanken über den Ablauf. Ich werde morgen früh mit diversen Models in Ihrem Laden vorbei schauen."

Krem drehte sich auf dem Absatz und ging zur Tür. Ohne umzuschauen sagte er noch. "Ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Bis später."

So schnell wie der Ferengi gekommen war, so schnell war er auch schon aus dem Laden verschwunden.

"Genau das befürchte ich ja, dass der sich um alles kümmert", murmelte Desh, dessen Begeisterung sich spürbar in Grenzen hielt. "Kommen Sie. Lassen Sie uns gehen, sonst kommen wir hier nie weg. Ich spreche da aus Erfahrung", fügte er hinzu.

Sie blickte im ersten Augenblick immer noch dem pinkfarbenen, sprechenden Bonbon hinterher. "Was bitte, war das denn jetzt?" fragte sie erst einmal, während sie die Tüte mit der Unterwäsche aufhob. "Und zu was für Phantasien regt dich mein Schwanz an?" Sie schnurrte leise.

"Das war Krem, der Friseur", erklärte Desh und verließ mit Silan das "Fashion". Er verriegelte die Türe und wandte sich dann wieder ihr zu. "Unanständige Phantasien", meinte er grinsend.

Silan legte die Öhrchen an. "Wieso unanständige Phantasien, verstehe ich nicht, einen Schwanz hat jeder bei meinen Volk." Sie kräuselte ihr Fell etwas.

"Na ja, aber bei den Völkern, die ich kenne, hat niemand einen solchen Schwanz. Ehrlich gesagt sind Sie das erste Wesen, dass ich mit Schwanz sehe", meinte Desh und zuckte verlegen mit den Schultern.

"He, es gibt für alles ein erstes Mal." Silan legte die freie Pfote auf Deshs Schulter und legte ihren Schwanz um seine Hüften. "Aber was ist das Unanständige an ihm?" schnurrte sie ihn an.

"Da hast du recht", stimmte Desh Silan zu. "Das werde ich dir in einer stillen Stunde mal verraten", meinte er geheimnisvoll.

"Ah ja, verstehe! Wo beginnen wir mit unserem kleinen Rundgang?" fragte sie und blickte sich etwas hilflos um. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, was man auf der Raumstation unternehmen konnte.

"Ich würd sagen, wir schlendern 'ne Runde übers Promenadendeck, ich zeige dir, wo die diversen Läden sind und dann geht's ab in den Garten. Was hälst du davon?" fragte Desh Silan neugierig.

"Hm. Hört sich schon mal gut an! Aber bevor wir in den Garten gehen sollten wir einen Mini-Abstecher zu meinem Quartier machen. Ich will mir was anderes anziehen, diese Uniform ist etwas zu förmlich für so was." Silans Öhrchen wackelten hin und her.

"Hm", meinte Desh nur und musterte Silan von oben bis unten. "Wenn du möchest, könntest du dich bei mir im Laden umziehen. Ich hätte da eine Kreation für dich, die wie für dich gemacht ist", schlug er vor.

"Oh, wirklich, dann sollten wir noch mal zurück gehen!" Sie strahlte ihn an.

Desh nickte nur und öffnete den Laden wieder, so dass sie eintreten konnten. Dann verschwand er kurz in seinem Atelier und kam mit einer Kreation zurück, die er diskret Silans Schwanz angepasst hatte.

Silan beäugte misstrauisch den über Deshs Arm liegenden Stoff. Dann nahm sie ihn ihm kurzentschlossen ab und verschwand in einer der Kabinen. Hier betrachtete sie erst einmal, was sie da eigentlich bekommen hatte. Es war ein Sommerkleid aus einem leichten, grün schimmernden Stoff. Ihr fiel die Öffnung für ihren Schwanz gleich auf. 'Dieser kleine Schuft!', dachte sie sich und lächelte dabei.

Sie zog die Uniform aus und einen der gerade frisch erstanden Slips wieder an. Dann schlüpfte sie in das Kleid und stellte fest, dass es fast perfekt passte. Ihr Bauchfell musste mal wieder gestutzt werden, da es den leichten Stoff doch etwas ausbeulte. So hatte sie ein kleines Bäuchlein, obwohl sie gar keins hatte. Die Öffnung für den Schwanz erwies sich als angenehm, da dieser nicht wie sonst von dem Rock verborgen wurde.

Sie zog den Vorhang beiseite, vollführte eine Pirouette und schnurrte: "Na, wie sehe ich aus?"

"Wow. Das Kleid steht dir besser, als ich es mir vorstellen konnte", meinte Desh und sah Silan bewundernd an.

"Das hast du doch mit Absicht eingefädelt, oder?" Sie grinste und vollführte noch eine Pirouette, dabei schnurrte sie leise.

"Iiich? Ich bin völlig unschuldig. Das Kleid hatte sich geradezu in meinem Gehirn festgesetzt und gab erst Ruhe, als ich es repliziert hatte", antwortete Desh grinsend. Er spürte, wie seine Hose wieder unangenehm eng wurde, als Silan sich so vor ihm drehte.

Sie legte die Öhrchen an und sah ihn spitz an. "Ja, ja, das sagen Männer immer, egal welcher Spezies!" Ihre Öhrchen schnellten nach oben und sie lächelte ihn mehr als gutmütig an. "Ich denke mal, wir können jetzt gehen. Ach so, bevor ich's vergesse!"

Sie drehte sich um und nahm ihren Kommunikator von der Uniformjacke und heftete ihn auf ihre Brust, da wo er hingehörte. "So, nun aber! Meine Sachen hole ich später!" Sie streckte die Pfote aus. "Können wir?"

"Ja, und wie wir können", murmelte Desh und räusperte sich. "Ja, klar. Dann mal los", meinte er, ergriff Silans samtige Pfote und verließ mit ihr nun engültig seinen Laden.


--- SB Mamori, Deck 27: Hauptmaschinenraum

Shay war frustriert und genervt über den wenig erfolgreichen Ausflug auf diesen sarkassianischen Planeten und die aus ihrer Sicht wenigen Erkenntnisse, die vor allem Shay aus dieser Sache hatten ziehen können.

Wütend warf sie den Stift auf den Tisch in ihrem Büro, fuhr das Terminal runter und stiefelte in Gedanken versunken aus dem Büro.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

Suvan Talvert befand sich auf der OPS und verfolgte das Routinegeschehen.

Das Außen-Team von Sarkass war zurückgekehrt. Doktor Tavington hatte in Absprache mit Commander Vasu veranlasst - also hatte der Commander veranlasst - dass schwerverletzte Sarkassianer nach Mamori gebracht wurden, denen man auf ihrer Heimatwelt kaum hatte helfen können, oder die bis an ihr weiteres Lebensende schwerste Behinderungen davon getragen hätten. Die Föderationsmedizin war zwar nur Jahrzehnte der von Sarkass voraus, aber in diesem Zeitraum steckte der eine oder andere Durchbruch.

Die Romulaner hatten Mamori verlassen, ohne weiter auf die Art des drohenden Anschlags einzugehen. Der Erste Offizier hatte dem Stationskommandanten einen Bericht über das Treffen mit Jaron und Lovek vorgelegt, sowie die Empfehlung das Treffen abzusagen. Das mochte ein bisschen vermessen sein, aber Lieutenant Commander Talvert war derjenige, der mit den Romulanern geredet hatte. Wer sollte die Lage beurteilen, wenn nicht der XO?

Planmäßig verfolgte Talvert nun die Ankunft der "USS Goldenmorgen". Dieses alte, kompakte, robuste Design der Miranda-Klasse war ein richtiger Evergreen, genau wie die Excelsior-Klasse. Seit knapp hundert Jahren standen beide Schiffsklassen im Dienst der Sternenflotte, und die Chancen standen nicht schlecht, dass ein weiteres Jahrhundert folgen würde.

Suvan ließ die Ruffrequenzen zur Goldenmorgen öffnen und begrüßte das Schiff: "Starbase Mamori ruft die USS Goldenmorgen. Willkommen in unserem Raumsektor. Haben Sie einen angenehmen Aufenthalt."

   -- USS Goldenmorgen, im Orbit: Brücke

"Danke für die freundlichen Begrüssungsworte, Mamori. Hier spricht Captain Zacharias von der Goldenmorgen. Wir haben Personal und Ausrüstung für Sie geladen. Wo wollen Sie uns haben, Mamori?"

   -- SB Mamori, OPS

"Im Standardorbit, Captain", erwiderte Suvan. "Beamen Sie Personal und Material an Bord. Die Crewmitglieder sollen sich bei den Abteilungsleitern melden, um das Material kümmert sich unsere Ingenieurin."

Den OPS im Kontrollraum bat Talvert, der Goldenmorgen Fracht- und Personentransporter zuzuweisen, sowie Commander Jahari über den Materialtransfer zu informieren.

   -- USS Goldenmorgen, im Orbit: Brücke

"Verstanden, Mamori, Standardorbit! Beginnen mit Material- und Personentransfer sobald Sie bereit sind. Goldenmorgen Ende!"

Der Captain der Goldenmorgen aktivierte die Bordsprechanlage: "Guten Morgen, meine Damen und Herren! Hier spricht der Captain. An alle Passagiere und Besatzungsmitglieder, die von Bord gehen wollen. Finden Sie sich bitte mit Ihrem Gepäck in den Transporterräumen 1 und 3 ein und melden Sie sich nach Ihrer Ankunft auf Mamori bei Ihren Abteilungsleitern bzw. direkten Vorgesetzten. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft viel Glück und Erfolg!"

Zacharias hasste diese Ansage; aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Außerdem war es sein erstes Kommando als Captain, zwar kein anspruchsvolles, aber immerhin sein erstes eigenes Kommando.

   -- USS Goldenmorgen, Messe

Lisa betrat die Offiziersmesse, sah sich einen Moment um und ging dann zu einem der Replikatoren. Mit einem Becher Kaffee in der Hand ging sie an einen der besetzten Tische hinüber, denn Knight hatte eine Kollegin von sich entdeckt und da sie Gesellschaft liebte, wollte sie die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern sich gleich hier auf dem Schiff bekannt machen.

"Guten Morgen!" grüßte sie höflich und lächelte den beiden zu. "Darf ich mich zu Ihnen setzen?"

Poxsan wollte gerade aufstehen, da sie die Durchsage des Captains gehört hatte; aber nun blieb sie doch noch einen Moment sitzen. "Ah, Sie müssen Doktor Knight sein! Angenehm, Sie kennen zulernen. Ich bin Dr. Poxsan." Poxsan setzte ein typisch denabulanisches Lächeln auf und reichte der Frau die Hand. Sie hatte vor ihrem Freund, der ihr die Stelle auf Mamori besorgt hatte, auch Auszüge der Akten des medizinischen Personals zugespielt bekommen, da Poxsan gerne auf dem Laufenden war und gerne im voraus wusste, mit wem sie zusammenarbeiten würde.

Ahi nickte der Frau zu und sagte: "Angenehm, Sie kennen zulernen! Ich bin Lt. Cmdr. Ahi'Maun, momentan auf Urlaub. Wenn die Damen mich jetzt entschuldigen wollen, ich muss in mein Quartier zurück, Sam einfangen. Aber wir sehen uns bestimmt noch auf der Station. Poxsan, Dr. Knight!" Er nickte den beiden Frauen nochmals zu und machte sich dann auf den Weg zu seinem Quartier.

"Ebenfalls sehr erfreut", entgegnete Lisa. Schon hatte es die Durchsage gegeben, die sie zur Eile mahnte, sie waren beinahe am Ziel. "Schade", sagte sie bedauernd und ließ den Becher Kaffe, nach einem winzigen Schluck, auf dem Tisch zurück. "Sieht so aus, als müssten wir uns später miteinander bekannt machen. Wollen wir zusammen nach vorne gehen?"

"Sicher doch! Ich denke mal, mein Gepäck ist eh schon geholt worden. Sie sind also die neue Chefärztin von Mamori! Darf ich fragen, welche Fachgebiete Sie belegt haben?"

"Ja, mein Gepäck dürfte auch schon auf dem Weg sein. Und stimmt", gab Lisa bereitwillig Auskunft. "Ich werde den Posten der Chefmedizinerin auf der Station übernehmen, wird meine erste Aufgabe dieser Art."

Wärend sie sich unterhielten gingen die beiden langsam Richtung Ausgang, sie wollten schließlich nicht unbedingt die Letzten an Bord bleiben.

"Oh, meine Fachgebiete sind unter anderem: Elektronik Operationen, Diagnostik, Xenobiochemie." Lisa zählte absichtlich nur drei ihrer Fächer auf, denn sie hatte schon oft erlebt, dass sie dann direkt seltsam angesehen wurde und man anfing über sie zu reden. Schließlich war es sehr ungewöhnlich, dass jemand mehr als ein Fachgebiet hatte. Aber sie hatte schließlich nur ihre Arbeit, das war alles was der Ärztin Freude bereitete, da war es eigentlich nicht verwunderlich, dass sie auch über ein breitgefächertes Wissen verfügte.

"Aha!" Poxsan lächelte von einem Ohr bis zum anderen, was bei Denubulanern wörtlich zu nehmen war. "Dann sind Sie also eine Spezialistin mit vielen Fächern. Meine Fachgebiete sind Allgemeinmedizin und Genetik.Ich habe über verschiedene Arten Facharbeiten geschrieben, darunter Klingonen und Vegetjaner. Haben Sie eventuell eine davon schon mal gelesen?"

Poxsan machte sich nicht viele Hoffnungen, dass ihre zukünftige Chefin schon jemals eins ihrer Werke gelesen hatte. Aber fragen konnte man ja mal. Dann verzog sie das Gesicht. Ihr Magen meldete sich schon wieder. Die 16 Eierpfannkuchen, die sie als Mitternachtsimbiss gehabt hatte, hielten wohl nicht vor und zum richtigen Frühstück war sie nicht mehr gekommen.

Die beiden hatten ihr Ziel nun beinahe erreicht. "Tut mir sehr leid, leider habe ich bisher noch keine Ihrer Arbeiten lesen können, aber über die Vegetjaner würde ich gerne mehr erfahren, denn ich hatte bisher noch keine Gelegenheit mit dieser Spezies näher in Kontakt zu kommen", erzählte Lisa und meinte es auch sehr ernst.

Alles was sie noch nicht kannte, erweckte direkt ihre Neugier. Gerade diese Spezies hatte etwas sehr Spezielles an sich, es gab bisher kaum etwas über sie zu erfahren und Knight freute sich darauf endlich einem Vegetjaner zu begegnen und insgeheim wünschte sie sich, auch die Gelegenheit zu bekommen, einen von ihnen genauer studieren zu können. "Ich freue mich auf die Station und die Zusammenarbeit mit Ihnen. Vielleicht könnten Sie mich über die Vegetjaner unterrichten?"

Lisa lächelte ihre Begleiterin mit funkelnden Augen an, sie war aufgeregt wie ein kleines Mädchen vor dem ersten Schultag und konnte es kaum noch erwarten, die Krankenstation zu begutachten.


--- SB Mamori, Gänge

Es gefiel John Harris überhaupt nicht, das ausgerechnet er sich mit Jakon Legan herumschlagen sollte. 'Was habe ich Anderson nur getan?', fragte er sich und warf seinem Begleiter keinen freundlichen Seitenblick zu.

"Sie scheinen nicht gerade erfreut über meine Gesellschaft, Mr. Harris", stellte Jakon schmunzelnd fest. Er konnte den Offizier nur all zu gut verstehen. Es war sicher nicht angenehm immer jemanden im Schlepptau zu haben, denn eine große Hilfe würde er dem Offizier nicht sein.

"Aber nein, es ist mir eine Ehre", beeilte sich John zu versichern, das fehlte noch, dass sich der Mann über ihn beschweren würde.

"Sie sind kein besonders guter Lügner", entgegnete Jakon gelassen.

Harris blieb stehen und wandte sich dem sarkassianischen Polizeichef zu. Wollte gerade etwas sagen, aber Legan versuchte ihn direkt zu beschwichtigen. "Nehmen Sie es, bitte, nicht so Ernst, ich kann Sie besser verstehen als Sie es sich vielleicht vorstellen können. Ich meinte es nicht böse."

Harris nickte und ging bereits weiter. Die beiden betraten nun den Turbolift, der sie auf das entsprechende Deck bringen würde.


--- SB Mamori, Deck 2: Quartier Wrad Kaan

Zufrieden pfiff Wrad unter der Dusche vor sich hin. Soeben hatte er eine kurze Form des täglichen Trainings genossen: Heute hatte er auf dem Holodeck ein Sportschwimmbecken aufgerufen und war ein paar Kilometer gegen die Strömung angeschommen. Nun hatte er den Feierabend vor sich und noch keine Pläne. Er hoffte darauf, endlich mal wieder Zeit mit Shay verbringen zu können.

Kurze Zeit später hatte er sich in seine neuesten Lieblingsklamotten geworfen und war unterwegs zum Promenadendeck.


--- SB Mamori, Deck 11: Lounge "Hot Spot"

Meyer stand hinter der Theke und war nur teils damit beschäftigt, attraktiv zu wirken. Hauptsächlich war sein Blick auf ein PADD gerichtet, das ihm verschiedene Zimmerbrunnenmodelle zeigte. Eher nebenbei polierte er an einem Glas herum - nicht, dass es das nötig gehabt hätte, aber er gab sich Mühe, professionell zu wirken.

Noch immer war er damit beschäftigt, die passende Deko für den Ferengi-Abend zusammenzustellen. Er war sich noch nicht sicher, ob er auch Tiere einsetzen sollte. Ein paar Wasserbewohner in kleinen Aquarien machten sich bestimmt gut und ließen die Algenbepflanzung nicht ganz so öde wirken. Es war überhaupt sehr... grün geworden. Jede Menge Pflanzen sollten die Wände verstecken und so den Eindruck geben, man säße in einer Art Laube. Einer grünen, ziemlich nassen Laube, in der man unter den großen Schirmen sitzen musste, wollte man nicht in den Genuß der Regensimulation kommen, die von der Decke tropfte. Meyer war schon ziemlich stolz auf seine Pläne. Das Wasser regnete von der Decke hinab und tropfte auf den Boden, der mit Laufgittern ausgelegt sein würde, unter dem ein Drainagesystem dafür sorgte, dass das Wasser auch wieder abtransportiert wurde. Keine Szenerie für Wüstenfreunde, aber die sollten sich halt an diesem Abend ein anderes Unterhaltungsprogramm aussuchen. Mittlerweile gelangweilt, musterte er das Modell "Frühlingsregen" - noch eine Variante dieser runden Steindinger, aus dem ein kleiner Strahl Wasser kam, um auf ein hübsches Steinarrangement niederzuplätschern und dabei in wechselnden Farben beleuchtet wurde.

"MISTER MEYER", dröhnte eine laute, rauhe, quiekende Stimme aus Richtung Eingang. "Ich muss Sie unbedingt sprechen. Ich werde aus Ihnen einen Star machen." Als Krem die Theke ereichte, bestellte er erstmal etwas zu trinken: "Ein Schneckensaft, bitte. Dann werde ich Ihnen mein Projekt vorstellen. Sie werden begeistert sein. Alle auf der Starbase Mamori werden begeistert sein. Das wird das Ereignisse auf der Starbase sein. - Den Schneckensaft bitte kalt und schön schleimig. - Ich suche noch nach einen Motto für die Show. - Sagen Sie mal", Der Ferengi sah sich um. "Nicht viel los hier. Aber das werde ich ändern. Keine Sorge. Krem macht das schon. Nach dem Event wird die Starbase von vielen Personen besucht werden. Sie werden von überall herkommen und bei uns das Latinum lassen."

Meyer schrak aus seinen trägen Gedanken, als Krem das "Hot Spot" stürmte. Jäh zerplatzte die grüne, ferengische Laube, um einem ziemlich quäkenden, ziemlich bunten Ferengi Platz zu machen, der offenbar aus Meyers Phantasien entsprungen war. Vor Schreck ließ er Glas und Poliertuch fallen, hechtete dem ersten Objekt im Reflex hinterher, bekam es fast zu fassen, doch es glitt aus seinem zu lockeren Griff. Er fing es beinahe, doch noch einmal rutschte es erbarmungslos ein weiteres Stück Richtung Boden. Die Aktion wiederholte sich auch ein drittes Mal, bis er das Glas besser zu fassen bekam und es für zwei, drei Sekunden regungslos zwischen seinen Fingern verharrte - um dann zunächst im Zeitlupentempo, dann immer schneller zu kippen und letztendlich doch auf dem Boden zu zerschellen.

Während der Sekunden, die dieses Schauspiel in Anspruch genommen hatte, hatte Krem fröhlich weitergeplappert. Nur Bruchteile davon gelangten in die jetzt erheblich beeinträchtigte Wahrnehmung Meyers. "Star" war eines davon, "schleimig" ein anderes und "Show" und "Schneckensaft" gesellten sich dazu. All das ergab nicht wirklich viel Sinn und deshalb starrte Meyer zuerst resigniert den kleinen Haufen Scherben, dann verwirrt den Ferengi vor sich an, dessen Kleidung zwangsläufig an eine Zuckerstange mit Geschmacksverirrung denken ließ. "Was für ein Star serviert wo schleimigen Schneckensaft?" kramte sein Gedächtnis hervor und lehnte sich zufrieden ob dieser Leistung zurück.


--- SB Mamori, Deck 23: Promenadendeck

Silan blickte Desh an. "Und wo gehen wir zwei jetzt hin?" fragte sie neugierig.

"Du hast die Wahl. Entweder gehen wir die Promenade rauf und an den Geschäften vorbei oder wir gehen in die Gartenkuppel", ließ Desh Silan die Wahl.

"Lass uns in den Garten gehen! Die Geschäfte sind sowieso fast alle geschlossen und nur Schaufenster angucken, dazu habe ich keine Lust." Silan hakte sich bei ihm unter und schnurrte leise.

"In Ordnung. Dann hier lang", meinte Desh und führte Silan zur Gartenkuppel.

Die beiden Ta'Una-Frauen betraten kurze Zeit später das Promenadendeck. Es war nicht allzu sehr belebt, hier und da schlenderten einige Leute allein oder zu zweit durch die Ladenpassage. Auch Andschana und Tariki nahmen sich Zeit, an den verschieden dekorierten Schaufenstern vorbeizugehen und einen Blick hineinzuwerfen.

Das "Ramona" war zur Zeit ohne Kunden, fast ebenso sah es in Flynks Blumenladen aus. Einen Moment blieb Tariki davor stehen, ließ ihren Blick über die ausgestellten Pflanzen schweifen. Die wenigsten Blumen, die hier standen, kannte sie und so bewunderte sie schlicht die verschwenderische Farbenpracht, die die exotischen Pflanzen vermittelten. Eigentlich würde sich die eine oder andere ganz gut in ihrem Quartier machen... Doch nicht heute.

Andschana zog sie bereits weiter. Sie hatte Dorans Pallas entdeckt und erzählte fröhlich von dem Abend, den sie dort verbracht hatte.

Einen Moment später blieb jedoch Tariki ein weiteres Mal stehen, achtete nur noch wenig auf das, was die Andere erzählte. Direkt vor ihnen war die "Oase" aufgetaucht. Sie wusste nicht, ob Valerius seinen Laden bereits geöffnet hatte und sich irgendwo hinter den Schaufernstern aufhielt, doch allein der Anblick seines Etablissements sorgte für ein gedankenverlorenes Lächeln...

Mit einem Kaffee für unterwegs saß Shay an einem der bepflanzten Rondelle auf dem Promenadendeck, spürte die Pflanzen, die sie am Ohr kitzelten, starrte vor sich hin und nippte ab und zu an ihrem Kaffee.

Wrad entdeckte sie sofort, kaum dass er aus dem Turbolift trat. Sie war wie immer ein attraktiver Blickfang. "Hallo Süße", begrüßte er sie erfreut mit einem Küsschen. "Kommst Du mit ein Ale trinken?" Dann erst registrierte er ihren Kaffeebecher. "Oder... Kuchen?"

"Hi", begrüßte Shay Wrad und freute sich über das Küsschen. Sie hatten sich in den letzten Tagen kaum gesehen und daher freute sie sich um so mehr ihn zu sehen. "Das eine schließt das andere ja nicht aus", meinte Shay lächelnd und stand auf.

"Kuchen zum Ale?" grinste Wrad breit. "Das muss dann aber ein besonderer Kuchen sein. Oder...", er warf einen verschmitzten Blick auf ihren flachen Bauch, "... bist Du vielleicht schwanger?"

"Nein, du Dummerchen. Kuchen zum Kaffee und Ale hinterher", meinte Shay lachend. "Schwanger? Nicht dass ich wüßte. Hättest du es gerne, hmm?" fragte sie Kaan grinsend.

"OPS an Commander Jahari", meldete sich Max Riese via Shays Kommunikator in diesem Moment, "Die USS Goldenmorgen ist jetzt im Orbit und bereit Fracht rüber zu beamen. Und Personal", fügte der kleine OPS-Offizier noch hinzu, schließlich würde ein neuer Ingenenieur an Bord kommen.

"Hier Jahari. Die Fracht kann erst mal in Frachtraum 2, da kann sie dann sortiert werden. Und das Personal... reicht doch wenn die sich morgen früh bei ihren Abteilungsleitern melden", meinte sie. 'Denn ich habe Feierabend, verdammt', dachte sie noch.

"Und ob", schmunzelte Wrad, zog Shay an sich, strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht und küsste ihren Hals.

"Du hättest es gerne, wenn ich schwanger wäre?" fragte Shay doch überrascht und gestattete es, sich kurz an Wrad zu kuscheln, während der ihr den Hals küsste.

"Wie Sie wünschen. Dann hat Ihr neuer Stellvertreter heute den Rest des Tages frei?" vergewisserte sich Max Riese derweil.

"Ja, Mr. Riese, das hat er. Roberts hat im Maschinenraum alles im Griff. Der Neue kann sich morgen früh bei mir im Büro melden", erklärte sie.

"Okay", bestätigte Riese locker und beendete die Komm-Verbindung, während Wrad noch ein wenig an Shays Hals knabberte.

"Also dann", riss er sich wenig später von ihr los und legte stattdessen einen Arm um ihre Hüfte, "Kuchen. Im 'Hot Spot?'" Er führte sie in Richtung Turbolift.

Shay war nicht entgangen, wie geschickt sich Wrad um eine Antwort gedrückt hatte. Aber das störte sie nicht lange, denn er wusste genau, wie er sie am besten ablenken konnte. "Sicher, warum nicht", meinte Shay und folgte Wrad, Hüfte an Hüfte.


--- SB Mamori, Deck 23: Kuppelpark

Dort blieb Desh erst einmal auf der Empore stehen, um Silan die Gelegenheit zu geben sich umzusehen.

"Ist das schön hier. Hier kann man 24 Stunden am Tag einen romantischen Abend unterm Sternenhimmel erleben!" Sie kicherte und wackelte mit den Öhrchen. "Ist das da hinten eine Art Teich?" Sie zeigte mit der freien Pfote in die entsprechende Richtung. "Ich glaube, da möchte ich hin!"

"Ja, da ist ein kleiner Bachlauf mit einem Teich", erklärte Desh und stieg Silan voran die Wendeltreppe auf die untere Ebene hinab.

Silan spürte das weiche Gras unter ihren Pfoten und genoss das Gefühl. Dann machte sie etwas, was sie normalerweise in Begleitung anderer nie machte. Sie wechselte in den vierfüßigen Gang.

"Hach, ist das herrlich!" Sie stromerte einmal Desh um die Beine und dann richtete sie sich wieder auf. Dann lächelte sie ihn verlegen an und legte leicht die Öhrchen an. "Verzeih mir bitte, ich konnte gerade nicht wiederstehen!"

Desh war fasziniert von der Energie und Lebensfreude, die Silan auf einmal ausstrahlte. "Ich bitte dich, da gibt es doch nichts zu verzeihen. Ich finde es... aufregend, wenn du so läufst. Tu dir meinetwegen keinen Zwang an", meinte er lächelnd.

"Schade, dass du nicht auch auf vier Beinen laufen kannst!" Sie kuschelte sich an seinen Arm und legte ihren Schwanz um seine Hüfte. "So alleine macht das nämlich überhaupt keinen Spass!" Dabei schnurrte sie vernehmlich.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

Suvan nickte Riese zu und wies den neuen Besatzungsmitgliedern zusammen mit dem OPS Quartiere auf Mamori zu. Er war schon gespannt darauf die neue Chefärztin kennenzulernen. Sie konnte sich entweder bei ihm oder direkt bei Vasu anmelden, denn der Commander und Talvert waren die Vorgesetzten der neuen Abteilungsleiterin. 'Da fällt Doktor Tavington bestimmt ein Stein vom Herzen', dachte der Erste Offizier daran, dass die junge Ärztin fast daran verzweifelt war, nach dem Verlassen der bisherigen Chefärztin Ranghöchste auf der Krankenstation zu sein.

Ebenfalls näherte sich wieder die sarkassianische Yacht des Außensekretärs Quaipol, das sollte ebenfalls ein spannendes Ereignis werden. Die Sarkassianer würden die Informationen erhalten, die das Außen-Team der Station gesammelt und ausgewertet hatte.

Max Riese sandte inzwischen die Beamkoordinaten an die Goldenmorgen. "Frachtraum 2 und Transporterraum 1 für das Personal, Sir", meldete er dem Ersten Offizier.


--- SB Mamori, Deck 23: Turbolift 2

"Deck 11", befahl Wrad dem Turbolift, der sich rasch in gleichmäßige Bewegung versetzte. Er zog Shay sanft an sich. "Wir haben in letzter Zeit zuwenig Zeit füreinander", "beschwerte" er sich.

Vor Wonne seufzend kuschelte sich Shay an Wrad. "Da hast du recht. Ich konnte es leider nicht ändern", meinte Shay und bezog sich damit auf ihre Überstunden in den letzten Tagen. "Aber jetzt haben wir ja Zeit", murmelte sie und ließ ihre Hand über Wrads Brust gleiten.

   -- SB Mamori, Deck 11: Vor Turbolift 2

Vor dem Lift, aus dem die beiden bald steigen würden, stand Francois Lecomté, der Betreiber des "Hot Spot". Er war schon auf dem Wege zur Arbeit gewesen, als ihm eingefallen war, dass er noch etwas in seinem Quartier vergessen hatte. Da keine Kundschaft aufgetaucht war (von dem eingefallenen Krem wusste er nichts, der hatte sich anderswo zugeschlichen), überlegte er sich glatt erst noch das Vergessene zu holen.

"Wo bleibt denn dieser Lift nochmal? Ist der schon wieder kaputt?" fragte er sich selbst als die Kabine noch nicht da war, aber da war schon die von Wrad und Jahari im Anrollen.

Auf das Wörtchen "kaputt" hin glitten die Türen auf und gaben den Blick frei auf ein eng umschlungenes Pärchen. Wrads Fühler richteten sich auf die Türöffnung und den Franzosen davor, während er über Shays Rücken strich und sanft den Kuss beendete.

Nachdem auch dieser Kuss wieder geendet hatte blickte Shay zur Türe, wo der kleine Franzose stand.

"Tag", grüßte Wrad den Wirt freundlich, während er sich mit Shay im Arm um ihn herum in den Gang lavierte. Zügig betraten die beiden das "Hot Spot".

Lecomté hatte das Pärchen ziehen lassen und ins Narrenkastel gestarrt, wie man so schön sagt. Erst als die beiden schon vorbei waren, schüttelte er sich und sah dann in Richtung seines Lokales, wohin die beiden entschwunden waren. Dann fuhr er hinab in sein Quartier. Was wollte er nochmal holen? Bei Gott, wie vergesslich er schon wieder war. Er würde wohl bald auf der Krankensation vorbeischauen. Vielleicht stimmte etwas mit seinen Medikamenten nicht, die er nach dem Schlaganfall einzunehmen hatte.


--- SB Mamori, Deck 11: "Hot Spot"

Überrascht musterte der Andorianer die leeren Tische. Normalerweise war hier mehr los.

Krem betrachtete die Glasscherben und blickte anschließend Meyer an. "Sind Sie gegen Glasbruch versichert?" fragte der Friseur, der anscheinend sich auch in der Versicherungsbranche auskannte. Krem machte das auch nur, weil er dann eines der vielen Werbegeschenke bekam. "Ich kann Ihnen eine günstige Glasbruch-Versicherung anbieten. - Aber kommen wir zum eigentlichen Thema zurück. Würden Sie Kleidung präsentieren auf einer Modeshow? - Und ich hätte gerne immer noch ein Glas Schneckensaft, kalt."

"Hier?" deutete Wrad auf ein kleines Tischchen in einer lauschigen Ecke, wohl beschirmt.

"Das ist perfekt", stimmte Shay Wrad freudig zu und setzte sich an den Tisch. "Erzähl, wie war dein Tag?" fragte Shay neugierig.

"Ruhig", schmunzelte Wrad etwas abgelenkt, denn er versuchte Blickkontakt zum Kellner hinter der Bar herzustellen, der im Augenblick mit Krem beschäftigt war. Seine Fühler blieben auf Meyer fixiert, während sich seine Augen wieder Shay zuwandten und sich sein Lächeln unbewusst vertiefte. "Erholsam, heute mal keinerlei Alarm. Keine Geiselnahmen oder Entführungen oder Bombenanschläge... Neues Personal ist im Anflug. Darunter auch Dein neuer Stellvertreter. Bist Du nicht neugierig auf ihn?"

"Ja, heute war einer der Tage, an denen so gut wie nichts los war", entgegnete Shay lächelnd. "Doch, sicher bin ich das. Aber zum einen kenne ich seine Akte und bis morgen kann ich meine Neugierde noch zügeln", erklärte sie.

"So so", grinste Wrad, "Ist er etwa nicht Dein Typ?" Seine Augen blitzen schalkhaft. "Was sagt denn so seine Akte?" Aus seiner eigenen Neugierde machte er keinen Hehl. Wie immer hatte er sich die Fotos und Namen der Neuen angesehen. Und dieser ungewöhnlich tätowierte Terraner wirkte interessant.


--- SB Mamori, Deck 12: Wissenschaft

Müde unterdrückte Sara Ginelli ein Gähnen, während sie die Schichtübergabe mit Crai Dervon besprach. Sie war sehr frustriert. Bisher hatten sie noch keinerlei weiteren Erkenntnisse über die Herkunft der Bomben herausfinden können. Ein passender Gasplanet zu ihrer Herstellung war nicht im Mamori-Sektor zu finden, so viel stand fest.

"Bei der nächsten Besprechung mit Commander Vasu sollten wir um weitere Forschungsflüge der Peregrinjäger bitten", erinnerte sie den Hakanianer. "Und demnächst wird heute die USS Goldenmorgen andocken. Bitte setzen Sie sich mit der dortigen Stellarkartografie in Verbindung und sorgen Sie für gegenseitigen Update. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen neu kartografierten 'Landstrich', wenigstens zwischen Mamori und der Föderationsgrenze." Fragend sah sie Crai an, wartete auf seine Bestätigung und ihren Feierabend.

Voran Kai hatte Ginelli aufmerksam zugehört. Der El-Aurianer hatte bemerkenswerte kognitive Fähigkeiten, bereits während er Informationen hörte oder las wertete er sie bereits aus, und hatte eine außerordentlich hohe Aufnahmefähigkeit.

Das plötzliche Verschwinden Crai Dervons, des Hakanianers, war ein verstörendes Rätsel. Dies und die Ähnlichkeit zwischen Dervons Vornamen und Vorans Nachnamen hatten wohl dazu geführt, dass Sara Ginelli beide Männer miteinander verwechselt hatte. Zwar hatte sie keinen Namen benutzt, aber trotzdem konnte der El-Aurianer heraushören, dass sie den vermissten Ensign meinte.

"Ich kümmere mich um den Datenabgleich mit der Goldenmorgen, Lieutenant", versprach Voran Kai. "Haben Sie schon etwas für Ihren Feierabend vor, Madam?"

"Ähm... nein. Erholen", erwiderte Sara überrascht. "Also dann, ich wünsche frohes Schaffen. Bis morgen." Sie erhob sich müde von ihrem Sessel.


--- SB Mamori, Deck 21: Transport-Agentur V-III

Drei Tage hatte Azara mit sich gerungen, bevor sie den Weg zu der Agentur der Echsenwesen machte. Und nun stand sie davor, und traute sich nicht einzutreten, doch Azara wusste, dass wenn sie es nicht tat, sie dieses Jahr nicht mehr lebend beenden würde. So nahm sie allen Mut zusammen und betrat die Agentur.

Soren war gerade alleine im Hauptraum der Agentur als er sah, wie die junge Azara die Räume der Agentur betrat. Er hatte in den letzten Tagen aufmerksam die stationsinternen Nachrichten verfolgt und dann über seine eigenen Quellen Nachforschungen angestellt. Diese junge Frau hatte einiges mitgemacht in den letzten Tagen.

So stand er auf und eilte mit ein paar leisen Schritten zu ihr hin. Vor ihr stehend verneigte er sich. "Willkommen in meinem Haus! Mein aufrichtiges Mitgefühl Ihnen und Ihren verstorbenen Angehörigen. Was kann ich für Sie tun?" Er richtete sich wieder auf und wies mit der Hand auf einen der beiden riesigen Sessel vor seinem Schreibtisch. "Ich bin van Gallen, der Leiter dieser Zweigstelle der Sicherheitsagentur." Er ging langsam und bedächtig zu seinem Bürostuhl zurück.

Etwas beklommen nahm Azara auf dem riesigen Sessel Platz. "Nun, wie Sie wissen sind meine Angehörigen nicht freiwillig gestorben, sondern ermordet worden. Und fast hätte mich auf dieser Station dasselbe Schicksal ereilt. Ich benötige daher Ihre Hilfe", erklärte Azara.

"Sterben tut niemand freiwillig und ja, was Ihrer Familie zugestossen ist, ist mir bekannt und auch was Ihnen passiert ist. Eins muss ich Ihnen gleich von vornherein sagen: Wir - ich und meine Angestellten - können Sie lediglich beschützen, wir können nicht die Mörder Ihrer Familie jagen. Das ist die Aufgabe der Sicherheitskräfte Ihres Volkes, nicht die unsere. Wenn ein Schutzvertrag zwischen uns beiden zustande kommt, erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich an meine und die Anweisungen meiner Mitarbeiter halten werden. Ich weiss, das mag für eine junge Frau wie Sie im ersten Augenblick schwierig sein; aber nur so funktioniert es. Und verzeihen Sie mir diese direkte Frage: Wie ist es um Ihre finanzielle Situation bestellt?"

Soren wollte zwar nicht den Eindruck erwecken, dass er geldgierig sei; aber er musste das fragen. Außerdem musste er über die finanzielle Lage eines Klienten Bescheid wissen, damit man einen vernünftigen Weg für die Finanzierung fand. Selbst wenn ein Klient nicht über üppige finanzielle Mittel verfügte, gab es Mittel und Wege, ihm den Schutz zu garantieren, den er brauchte.

"Von was für Anweisungen sprechen wir bitte? Ich habe einen Job, dem ich auch nachzugehen gedenke", meinte Azara. "Mein Vater hat mir eine erkleckliche Summe hinterlassen. Ich denke, wir werden uns einig werden. Meinen Sie nicht?"

"Wenn es zu einer Gefahrensituation kommt, möchte ich, dass Sie meinen Anweisungen oder denen meiner Mitarbeiter folgen. Wenn einer von uns sagt: 'Laufen Sie!', dann laufen Sie und fragen nicht erst 'wie lange?', sondern laufen einfach. Wenn einer von uns sagt, Sie sollen sich verstecken, dann verstecken Sie sich. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt. Das ist sehr gut, dass Sie einer Tätigkeit nachgehen. Was machen Sie denn? Haben Sie außerdem noch irgendwelche gefährlichen Hobbies oder gehen Sie gerne zu öffentlichen Großveranstaltungen? Ich möchte Ihnen das auf keinen Fall verbieten; aber ich muss das von vornherein wissen."

Er griff zur großen Kanne, die auf dem Schreibtisch stand und goss sich eine große Tasse Tee ein. "Verzeihen Sie, wo bleiben meine Manieren? Darf ich Ihnen auch etwas Wurzeltee anbieten oder etwas anderes?"

"Ich werde mir Mühe geben, Ihren Anweisungen angemessen zu folgen", versprach Azara und hielt sich damit jede Hintertür offen. "Ich arbeite im Empfangsbereich der sarkassianischen Botschaft. Und nein, Grossveranstaltungen sind im Moment nicht nach meinem Sinn", erklärte sie undlehnte den Tee dankend ab.

"Ah, ein Posten in der Botschaft. Das kommt uns sehr entgegen, da eine Botschaft ja gewöhnlich auch bewacht wird. Also können Sie Ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen. Ich werde mich mit dem entsprechenden Sicherheitspersonal in Verbindung setzen. Was halten Sie davon, wenn wir einen Schutzvertrag abschließen? Dieser umfasst den kompletten Schutz von Ihnen hier auf der Station sowie auf eventuellen Reisen. Wären 15% Ihres Einkommens für Sie ein akzeptabler Preis für Ihre Sicherheit? Und ich kann Ihnen wirklich nichts anbieten?"

Azara war erleichtert, dass sie ihrem Job weiter würde nachgehen können. Und doch fragte sie sich, wie sie reagiert hätte, wenn Soren es ihr verboten hätte. Doch es war ja müßig jetzt weiter drüber nachzudenken. Angenehm überrascht war sie, dass er "nur" 15% ihres Gehaltes für ihren Schutz forderte. Damit würde sie gut leben können. "Ja, Mr. van Galen. Das wäre ein angemessener Preis. Nein, danke, ich möchte nichts", antwortete sie.

"Gut, dann vereinbaren wir in dem Schutzvertrag 15% Ihres Gehaltes pro Woche, damit meine ich, 15% von dem, was Sie in einer Woche verdienen - für eine Woche Schutz, versteht sich natürlich. Extra berechnen muss ich Ihnen, wenn Sie verreisen wollen. Dafür wird eine Extragebühr fällig, da Sie die Reise an Bord eines unserer Shuttles machen werden, da wir nur so für Ihren optimalen Schutz garantieren können. Wohnen Sie in der Botschaft oder haben Sie ein privates Quartier? Das muss ich wissen. Wenn Sie ein Quartier außerhalb der Botschaft haben, werden dafür spezielle Maßnahmen fällig." Er trank einen Schluck von seinem Wurzeltee.

"Ich spüre keinen Drang im Moment zu verreisen. Es sei denn, man könnte mir zweifelsfrei die sterblichen Überreste meiner Familie übergeben, so dass ich diese beerdigen könnte", erklärte Azara. "Ich wohne ausserhalb der Botschaft in einem privaten Quartier", fügte sie hinzu.

"Gut, falls es dazu kommt, dass wir diese Reise unternehmen, sagen Sie mir bitte ein paar Stunden vorher Bescheid, damit ich die entsprechenden Vorbereitungen treffen kann."

Azara nickte bestätigend. Es würde eh noch dauern, wenn es überhaupt noch möglich war die Überreste ihrer Familie zu bergen.

Er nahm das PADD in die Hand, auf dem er die entsprechenden Eintragungen bereits gemacht hatte. "Gut, dann lassen Sie uns jetzt zu Ihrem Quartier gehen. Wir müssen dort ein paar Vorbereitungen treffen, beziehungsweise ich muss es mir ansehen."

"Was stimmt denn nicht mit meinem Quartier?" fragte Azara und stand auf.

"Das weiß ich noch nicht! Aber da 25 % der Attentate in den eigenen vier Wänden passieren, wäre es gut, wenn ich mir Ihr Quartier einmal genauer ansehe und wir eventuell eine paar Sicherheitsvorkehrungen einbauen würden. Natürlich nur mit Ihrer Zustimmung. Wo liegt denn Ihr Quartier?" Er ging langsam mit ihr zur Tür.

"Sie haben meine Zustimmung. Ich hänge noch am Leben", erklärte Azara und schlug den Weg zum Turbolift ein. "Mein Quartier ist drei Decks runter", erklärte sie.

Soren schob sich an Azara vorbei. "In Zukunft lassen Sie mich oder einen meinen Mitarbeiter vorgehen, man kann ja nie wissen! Ich verspreche Ihnen auch, dass wir nicht zuviel an Ihrem Quartier ändern werden. Es werden nur ein paar diskrete Dinge sein, nicht viel. Leben Sie alleine?"

"Gut, dann gehen Sie vor. Und ja, ich lebe alleine", meinte Azara murrend und folgte Soran in den Turbolift. "Deck 24", befahl Azara und nach wenigen Sekunden erreichten sie das gewünschte Deck.

"Hier rechts und dann die fünfte Türe auf der linken Seite", erklärte Azara Soren, da er ja vorgehen wollte.

-- SB Mamori, Deck 16: Sicherheitshauptquartier

Matti beendete sein Studium, packte seine drei PADDs zusammen und machte sich dann auf zum Büro des stellvertretenden Sicherheitschefs.

Dort angekommen, drückte er auf den Summer. Er hatte ein etwas ungewöhnliches Anliegen. Daher wollte er sich genau an den Dienstweg halten.

   -- SHQ, Büro John Harris

John war angespannt, er hatte sicher nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er nun Kindermädchen für den Sarkassianer spielen musste. Er hatte auch keine Aufgabe, die er dem Mann übertragen konnte, also war er bei ihm im Büro und hielt Harris mehr oder weniger von der Arbeit ab.

Das bemerkte Jakon natürlich auch, vermochte es allerdings nicht zu ändern, denn man hatte ihn gebeten, sich an Lt. Harris zu halten, ihn zu begleiten und mit ihm zusammen zu arbeiten. "Ich könnte mich doch etwas auf der Station umsehen", schlug Jakon vor und blickte Harris fragend an.

Der sah von dem Bildschirm auf, runzelte leicht die Stirn und nickte dann zögernd. In diesem Moment erklang der Türsummer.

"Ja, bitte!" rief Harris zu der Tür und gewährte dem Besucher damit Einlass. Zu Jakon meinte er noch: "Gerne, sehen Sie sich ruhig etwas um, Mr. Legan. Und sollten Sie Fragen haben, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, und Danke."

Jakon nickte ihm zu und drängte sich an Sola vorbei aus dem Büro hinaus, dem Sicherheitler hatte er dabei kurz zugelächelt und nickend gegrüßt, ihn allerdings nicht angesprochen. Er war froh, sich endlich allein umsehen zu können.

John erhob sich, um seinen Besucher zu begrüßen. "Was verschafft mir die Ehre, Mr. Sola?" erkundigte sich Harris nicht ganz Ernst gemeint und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, um Sola zu verstehen zu geben, dass er sich gerne setzen durfte.

Matti setzte sich. "Danke, Sir! Ich bin noch einmal die Daten, die wir über die Famossa gesammelt haben, durchgegangen und habe festgestellt, dass wir vor einem Riesenproblem stehen, falls wir nicht zu einer besseren Aufklärungsrate kommen. Die können uns das Leben hier auf der Station ganz schön schwer machen. Wir sollten daher zur Offensivaufklärung übergehen. Aber das ist nur so eine Idee von einem kleinen Stoppelhoppser wie mir. Wissen Sie zufälliger Weise schon etwas über das weitere Vorgehen der Sternenflotte in diesem Fall?"

John überlegte einen Moment, ging im Kopf erneut durch, worauf es in dieser Situation ankam und welche Schritte zu unternehmen waren.

"Ich sehe das sehr ähnlich, Mr. Sola", meinte er dann zögernd zu Matti und man konnte Harris anmerken, dass ihm die Worte nicht leicht fielen. "Aber um Ihre Frage zu beantworten, die Sternenflotte hält sich sehr bedeckt. Und wie sicher auch wissen, sind unsere Möglichkeiten sehr eingeschränkt, aber wir bräuchten mehr Informationen."

John schwieg, musterte Sola eingehend, er hoffte, der erfahrene Marine würde vielleicht selbst auf die Idee kommen, die Harris im Kopf herumschwirrte. Er dachte daran, Sola als Spitzel ein zu schleusen. Befehlen würde er es ihm allerdings nicht, denn es würde sehr gefährlich werden und Solas Leben in Gefahr bringen, so eine Entscheide, die noch dazu von der Sternenflotte sicher nicht gut geheißen werden würde, sollte der Mann allein für sich entscheiden.

"Wir bräuchten jemanden, der Augen und Ohren offen hält", wurde John etwas deutlicher und sah Matti weiterhin an.

"Sagen Sie mal, Lieutenant, können Sie Gedanken lesen? Ich habe das schon mal während des Dominionkrieges praktiziert. Allerdings bräuchte ich da ein paar Sachen und vor allen Dingen den Segen von oben, beziehungsweise von der Stationsleitung. Wenn ich Sie richtig verstehe, werden Sie mich bei Captain Anderson unterstützen, oder?"


--- SB Mamori, Quartier Azara Pitho

Sie erreichten ohne größere Zwischenfälle Azaras Quartier. Sorens Hand wanderte unter seine Tunika und förderte die große Phaserpistole zu Tage. "Würden Sie bitte die Tür öffnen!"

Er rechnete zwar nicht wirklich damit; aber man konnte ja nie wissen, ob sich nicht doch irgend jemand eingeschlichen hatte. Außerdem wäre es äußerst peinlich, eine Kundin noch vor Abschluss des Vertrages zu verlieren.

Verwundert und verunsichert blickte Azara auf Sorens grosse Waffe. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie berührte die Sensorfläche neben der Türe und mit einem Zischen glitt die Türe auf.

Soren sah ihren Blick und witterte förmlich ihre Angst. "Keine Panik, ist nur reine Routine!" Dann war er auch schon mit zwei Schritten im Quartier und schaute sich im Halbdunkel um. Das Licht war gedimmt. "Computer! Licht!"

Der Computer gehorchte und die Deckenbeleuchtung fuhr auf 100% hoch.

"Sie können reinkommen!" Er steckte seine Phaserpistole wieder weg. Dann begann er, sich im Quartier umzusehen.

"Für Sie mag das Routine sein, für mich ist es einfach nur erschreckend", erklärte Azara verschüchtert und betrat nach Soren ihr Quartier, was nicht gerade sehr aufgeräumt war.

Als er das mittelprächtige Chaos sah, runzelte Soren die Stirn. "Hätten Sie was dagegen, wenn ich Ihnen ein Hausmädchen vermittele, das gleichzeitig als Leibwächterin im Quartier fungiert?" Santura würde sich zwar bedanken; aber das war nunmal eins der Risiken an ihrem Beruf. "Wissen Sie zufälliger Weise, ob die Quartiere nebenan noch frei sind? Wenn ja, werde ich einen Antrag auf Erweiterung Ihres Quartiers um einen Raum stellen. Das wird dann das Aufenthalts- und Schlafzimmer von Ihrem Hausmädchen."

Soren würde diesen Antrag zwar so oder so stellen; aber das musste er ihr jetzt ja nicht auf die Nase binden.

"Ein Hausmädchen? Wofür? Ich mag mein Chaos eigentlich so wie es ist", erklärte Azara, der das Chaos zwar peinlich war, aber die dennoch keinen Fremden in ihren Sachen würde herum wühlen sehen. "Meinen Sie ich brauche eine Leibwächterin in meinem eigenen Quartier?" fragte Azara verunsichert, allmählich wurde ihr das alles zuviel. "Ich habe keine Ahnung, ob die Quartiere neben meinem noch frei sind", gestand sie.
************************************************************************