Mission 4: Die Tentakeln der Famossa

Starbase Mamori - Die Chronik
Oktober 2008, Gesamt: 127 Züge
Sonntag, 20. Juli, ca. 19:00 Uhr
Sternzeit 57.554,1

Kapitel 71: Stratego

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--- Starbase Mamori, Deck 25: Minorytanische Botschaft

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Die romulanische Senatorin betrat die minoryanische Botschaft und
> stellte sich freundlich vor: "Ich bin Senatorin Svana chi'Naik
> t'Vauthil. Ich bin im Auftrag meiner Regierung hier."

Mit wenigen Schritten ging Serillia Tanaqua auf die Senatorin zu und verbeugte sich sehr formell, zusammen mit der entsprechenden wedelnden Armbewegung. Danach richtete sie sich wieder kerzengerade auf. "Seien Sie gegrüßt, Frau Senatorin. Ich bin Serillia Tanaqua, Botschafterin der Minorytaner. Willkommen auf minorytanischem Territorium."

Ihre Stimme klang ruhig, freundlich und sorgfältig intoniert. Mit einer einladenden Handbewegung bedeutete sie der Romulanerin, ihr in das Büro zu folgen, in dem Frau Shahin alles vorbereitet hatte und den hohen Besuch erwartete.

Inalda Ramig hatte sich gleichzeitig tief verbeugt und deutete in die gleiche Richtung.

Nachdem sie alles vorbereitet hatte und Svana und Tanaqua aufeinander getroffen waren, wandte sich Ehani Shahin kurz an Serillia: "Brauchen Sie sonst noch etwas, Frau Botschafterin?" fragte sie sie und bereitete sich darauf vor, den Raum zu verlassen und in ihr eigenes Buero zu gehen und auf das Ende des Gesprächs zu warten.

"Darf ich vorstellen: Frau Ehani Shahin, minorytanische Diplomatin und meine Protokollchefin", erklärte Serillia der Vulkanierin und warf Ehani einen etwas irritierten Blick zu, der im Grunde aus einem ganz leichten Absenken einer Augenbraue bestand. Wollte sie etwa nicht dabei sein? "Was darf ich Ihnen anbieten, Frau Senatorin? Eine Erfrischung vielleicht, oder ein Mahl?"

Die Romulanerin zeigte auf den Strauß Blumen, den sie von Vasu erhalten hatte, und antwortete: "Nein, danke. Für mich bitte nichts. Aber hätten Sie etwas Wasser für die Blumen?" Sie sah kurz Ehani an und dann wieder Serillia. "Ich bekam die Blumen vom Kommandanten der Starbase geschenkt. Die Föderation ist immer bestrebt nett und liebenswert zu anderen Völkern zu sein. Welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt über die Föderation gesammelt?"

"Gern. Bitte setzten Sie sich doch", erwiderte Serillia auf die Bitte und bemühte sich selbst zum Replikator. Mittlerweile hatte sie sich mit der Technik vertraut gemacht und war sehr angetan von diesem praktischen Gerät. Sie replizierte eine hohe, schmale Vase aus transparentem Kunststoff, die auch zum Blumentransport geeignet war und stellte sie auf das kleine Couchtischchen der Sitzgruppe.

"Wir haben bisher nur gute Erfahrungen mit der Föderation gemacht. Genau wie Sie sagen: Sie ist nett und liebenswert." Die Diplomatin setzte sich in einen Sessel und lächelte Svana freundlich an. "Ich nehme an, Sie hatten schon oft Kontakt zur Föderation?"

Bei der Frage Svanas musste Ehani unwillkuerlich an Kimon denken und sie spürte wie ihr Gesicht warm wurde. Aufgrund von Tanaquas Augenbrauenbewegung beschloss Ehani, anwesend im Hintergrund zu bleiben.

Svana lächelte freundlich zurück und antwortete: "Die Föderation ist unser Nachbar. So wie Sie Sarkass als Nachbar haben. Sie wissen sicherlich aus Erfahrung, wie unbequem ein Nachbar werden kann. Deswegen bin ich hier." Sie machte eine kurze Pause.

"Frau Botschafterin", fuhr die Senatorin fort und kam auch gleich zum Hauptthema. "Ich muss Ihnen mitteilen, dass die Sarkassianer eine Invasion auf Minory Prime planen. Wie weit die Föderation ihre Hand dabei im Spiel hat, kann unser Geheimdienst zur Zeit noch nicht genau einschätzen." Sie legte Serillia ein PADD vor. "Ein Piratenschiff, das vor ein paar Tagen die Starbase Mamori überfiel, hat Waffen geladen, die für Sarkass bestimmt sind. Meine Regierung bietet Ihrer Regierung volle Unterstützung an, um die drohende Invasion auf Ihre Heimatwelt abzuwehren." Sie machte eine weitere kurze Pause. "Sie glauben mir nicht und benötigen weitere handfeste Beweise? Ich kann Ihnen weitere Beweise liefern." Das romulanische Spinnennetz war ausgelegt.

Ehani konnte angesichts dieser Worte nur den Kopf schütteln. Sie glaubte dieser Person kein Wort. "Was hätte denn die Föderation davon, den Sarkassianern zu helfen? Sie hat schon eine Station hier und somit, wie sagen die Menschen noch gleich, bereits einen Fuß in diesem Sektor. Wohingegen Sie und Ihre Regierung hier völlig auf dem Trockenen im Niemandsland stehen. Legt das nicht eher den Umkehrschluss zu?" fragte Ehani unvermittelt.

Serillia hatte der Botschafterin gespannt und mit leicht gerunzelter Stirn zugehört und warf nun Ehani einen beruhigenden Blick zu, etwas überrascht über diese kritische Reaktion.

Per Knopfdruck rief sie die Empfangsdame herbei. "Würztee bitte, eine Kanne mit 3 Tassen", bestellte sie, sobald Inalda eintrat.

Diese nickte und verschwand sofort wieder.

Zwar hatte die Romulanerin etwas zu Trinken abgelehnt, aber ihre Informationen ließen nach Serillias Erfahrung auf einen längeren Abend schließen. Und das verlangte zunächst mal nach Getränken. Und dass sie gemeinsam aus einer Kanne trinken würden, demonstrierte misstrauischen Verhandlungspartnern überlichweise, dass der Tee gut verträglich und frei von Giften war. 'Das bringt hoffentlich ein wenig Ruhe rein', dachte Serillia insgeheim und wandte sich dann erneut freundlich lächelnd ihrer romulanischen Kollegin zu. Sie selbst war zwar ebenfalls skeptisch, jedoch wollte sie sich keins der Argumente und erst recht keinen Beweis entgehen lassen. Über die Glaubwürdigkeit würde sie erst später urteilen, wenn die Romulanerin wieder abgereist war. Gespannt wartete sie deren Antwort ab.

Svana lächelte freundlich und war bemüht keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. "Wie ich schon sagte, in wie weit die Föderation daran beteiligt ist, können wir im Moment nicht genau einschätzen. Deswegen bin ich ja hier auf der Starbase und werde ein paar Tage hier bleiben, um Informationen zu sammeln." Womit sie schon bei Vasu begonnen hatte. "Fakt ist: Die Waffenlieferung geht nach nach Sarkass. Ein Orion-Schiff transferierte Waffen auf ein D7-Kreuzer. Jener Kreuzer, der die Starbase Mamori überfiel. Das Orion-Schiff hatte zuvor Kontakt mit einem Ferengi-Schiff, welches ebenfalls vor ein paar Tagen vor der Starbase Mamori Halt machte und den Frisör Krem ablieferte. Sie fragen mich, welche Beteiligung die Föderation in diesem Fall hat? Möglicherweise keine und die Starbase ist nur ein Anlaufbahnhof für Gesindel und Schurken, die die Starbase nur ausnutzen für ihre Verbrechen. - Deswegen werden Sie nie eine romulanische Sternenbasis außerhalb unserer Grenzen finden."

"Ich verstehe", erwiderte Serillia nachdenklich. Das war etwas übertrieben, denn diese Geschichte hörte sich kompliziert an. Und die Föderation kam darin bisher nur als Anlaufstelle vor.

Inalda kam herein und stellte eine bauchige Glaskanne duftenden minorytanischen Würztees mit drei eleganten Teegläsern auf den Couchtisch, verneigte sich kurz und ging wieder hinaus.

"Danke", nickte Serillia ihr zu, dann schenkte sie eigenhändig den Tee ein, Ehani zuerst, der sie mit einer Handbewegung bedeutete, sich in den Sessel zu setzen, dann der romulanischen Botschafterin und zuletzt sich selbst. Sie nahm ihre Tasse in die Hände und wärmte ihre Finger daran. "Piraten haben Sarkass also mit Waffen beliefert. Das ist nichts ungewöhnliches, soweit. Sarkass betreibt Handel, und sie kaufen auch Waffen. Und natürlich können sie die gegen uns richten. Mit diesem Nachbarn haben wir schon viele Erfahrungen gesammelt."

Ihren Tonfall kontrollierte die Diplomatin hervorragend, jedoch erschien ein leicht verächtlicher Zug um ihre Mundwinkel, als sie von den Sarkassianern sprach. Sie nahm einen Schluck Tee und dachte nach. 'Warum erzählt sie mir das alles? Das ist die entscheidende Frage.' "Sie sagten, sie haben Beweise für sarkassianische Invasionspläne auf Minory Prime?"

Ehani seufzte lautlos. Nur weil es Tanaquas ausdrücklicher Wunsch war, setzte sie sich in den Sessel. Sie nahm die Tasse mit dem Würztee, schnupperte das Aroma und beruhigte sich so etwas, aber das Misstrauen gegenüber der Romulanerin blieb.

Ein Schachspiel konnte sehr kompliziert werden. Svana machte es der minoryanischen Botschafterin nicht einfacher und korrigierte auch unterschwellig ihre Worte. "Die Art der Waffen, die Sarkass erhalten wird, ist Beweis genug", sagte die Romulanerin. "Sarkass erhält eine Anzahl von Handwaffen. Damit kann man drei Legionen bewaffnen. Alleine die Art der Torpedos sagt viel aus. Diese Art von Torpedos werden die Sarkassianer sicherlich nicht auf ihren eigenen Planeten richten."

Serillia nahm einen Schluck Tee und schmunzelte. "Die Tatsache, dass Sarkass von Schmugglern Waffen kauft, ist kein ausreichender Beweis. Selbstverständlich richten sie die nicht gegen sich selbst. Aber verraten Sie mir, Senatorin: Woher haben Sie Ihre Informationen?"

"Wir haben einen sehr gut funktionierenden Geheimdienst", antwortete die Romulanerin knapp. "Die Geheimdienstarbeiten werde ich hier auf der Starbase fortsetzen. Selbstverständlich werde ich Ihnen alle Informationen zukommen lassen. Eines müssen Sie wissen. Anders als die Föderation, helfen wir unseren Verbündete mit allen Mitteln." 'Na ja, solange wir keine Verluste beklagen', hatte sie im Hinterkopf.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Talvert entschied, darüber nicht vor der Konferenz nachzudenken, und
> strebte mit dem Magro weiter dem Konferenzraum zu. Kurz hielt der
> Erste Offizier inne, um sich an Max Riese zu wenden:
> "Bitte rufen Sie Commander Ahi'maun auf die OPS. Er soll übernehmen."

Max machte große Augen. "Ahi'Maun, Sir? - äh... ja, Sir." Er öffnete einen Kanal: "OPS an Ahi'Maun. Sie haben Befehl, die OPS zu übernehmen."

   -- SB Mamori, Deck 2: Quartier Ahi'Maun

Ahi schaute verdutzt auf und fluchte erst einmal gepflegt vor sich hin, während er seinen Kommunicator suchte. Schließlich fand er ihn unter ein paar PADDs auf dem Nachttisch. Er steckte ihn sich an und aktivierte ihn. "Cmdr. Ahi'Maun an denjenigen, der mich gerade gerufen hat. Sind Sie sicher, dass Sie mich meinen, ich habe noch zwei Tage Urlaub. Außerdem habe ich noch nicht meinen Antrittsbesuch hinter mich gebracht."

Während er auf eine Antwort wartete, stapfte er zum Schrank, um eine frische Uniform herauszunehmen.

   -- SB Mamori, OPS

Max war nicht weniger verunsichert und blickte Suvan irritiert hinterher, der gerade mit Kras Antschirch im Besprechungsraum verschwand. "Tut mir leid, Sir. Max Riese hier. Commander Talvert hat ausdrücklich Ihren Namen genannt, Sir. Er ist im Augenblick in einer Besprechung, und auch der Kommandant ist gerade nicht zu sprechen. Ich nehme an, das ist der Grund, Sir", erklärte er so gut er konnte.

   -- SB Mamori, Quartier Ahi'Maun

"Gut, ich bin in ein paar Minuten auf der OPS!" brummelte Ahi in seinen nichtvorhandenen Bart und begann, sich umzuziehen.

Nachdem er das vollendet hatte, flocht er sein langes Haar zum Zopf und schaute nochmal kurz nach Sam. Der Kiwi schlummerte tief und fest in seinem holografischen Nest. Dann verliess Ahi fix sein Quartier.


--- SB Mamori, Deck 21: Transport-Agentur V-III

Soren van Gallen hatte einiges an Schreibarbeit zu erledigen gehabt, darunter auch die endgültige Absegnung des Schutzvertrages mit Azara Pitho. Zu seiner Überraschung ging es mal schnell, denn kaum hatte er die Anfrage abgeschickt, kam auch schon postwendend die Bestätigung, dass der Vertrag gültig sei und sie als Kundin der Agentur bestätigt worden war. Man konnte den Kristallschubsern in der Zentrale ja einiges vorhalten; aber dass sie lahm bei der Arbeit waren, eben nicht. Also speicherte er den beglaubigten Vertrag ab und machte sich dann daran, die üblichen Schreibarbeiten zu erledigen. Er war am Überlegen, ob er eventuell ein zusätzliches Quartier anmieten sollte. Dieses Quartier sollte dann aber unter einem anderen Namen laufen, der nicht direkt mit der Agentur in Verbindung gebracht werden konnte, sozusagen als eine Art "Safehaus" bzw. als ein getarntes Quartier, wenn der Kunde untertauchen musste.


--- SB Mamori, Deck 11: Gänge

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Normalerweise installieren wir unsere Sicherheitssysteme auch neben
> den schon vorhandenen, ohne diese anzutasten. Was da daneben gegangen
> ist, keine Ahnung. Wie gesagt, nicht meine Gehaltsklasse! Wenn Sie
> darüber diskutieren wollen, wenden Sie sich bitte an meinen
> Vorgesetzten Soren van Gallen, der wird Ihnen darüber bestimmt besser
> Auskunft geben können. Mein Job ist es nur, dafür zu sorgen, dass
> meiner Schutzbefohlenen nichts passiert." Santura schnaufte.

John Harris nickte, er verstand, er hatte es hier nur mit einer Untergebenen zu tun, die Leitung lag bei jemand anderem. "Dann könnten Sie vielleicht so freundlich sein", bat er die Echsenfrau: "Und mir verraten, wo ich Ihren Vorgesetzten finde und ihn vielleicht auch noch davon unterrichten, dass ich ihn gerne sprechen möchte?" Fragend blickte der Lieutenant die beiden Frauen an.

"Er müsste in unserer Filiale sein. Wenn er dort nicht ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen, wo er ist. Aber einer meiner Kollegen ist garantiert in der Filiale, da wir immer jemanden dort haben, falls potentielle Kunden dort erscheinen. Brauchen Sie uns noch oder können wir unseren Weg fortsetzen? Aber ich werde ihn natürlich von Ihrem Begehren in Kenntnis setzen." Santura griff unter ihre Tunika und zog ein kleines Gerät heraus, das schon fast winzig in ihrer großen Hand wirkte. Sie drückte mit dem Daumen auf einen der Knöpfe und begann zu sprechen: "Santura an van Gallen! Ich habe hier den stellvertretenden Sicherheitschef der Station! Er würde gerne kurz ein Gespräch mit Ihnen führen, Meister Gallen!"

Soren van Gallen hatte gerade die Räume der Agentur wieder betreten, als sich Santura meldete. Er ging zu seinem großen Schreibtisch und drückte einen Knopf. "Er soll in die Agentur kommen, ich werde ihn dort erwarten!"

Santura blickte Harris an. "Ich denke, Sie haben es gehört!" Dann drückte sie wieder auf den kleinen Knopf. "Wenn das alles ist, Meister, bleibe ich jetzt bei unserer Schutzbefohlenen."

   -- SB Mamori, Transport-Agentur V-III

Auch darauf antwortete Gallen: "Mach das, ich weiß ja, wo ihr hinwolltet. Gallen Ende!" Gallen rechnete damit, dass der Sicherheitschef nicht allzu lange brauchen würde, um ihn hier aufzusuchen. Trotzdem beschloss er, noch ein kurzes Gebet zu sprechen. Dazu ging er in den kleinen Haustempel.

   -- SB Mamori, Deck 11: Gänge

Santura wandte sich Azara zu. "Äh, wo waren wir? Ach ja! Ich wollte Ihnen ja das Kloster auf meiner Heimatwelt zeigen. Haben Sie noch Interesse daran?"

John Harris hatte die kurze Unterhaltung zwischen Santura und Soren mit verfolgen können. 'Gut, dann also dort hin', dachte John bei sich und lächelte den beiden Frauen zu. "Haben Sie vielen Dank", meinte er höflich zu Santura. "Ich möchte Sie auch nicht länger aufhalten, achten Sie nur gut auf Ihre Schutzbefohlene."

Mit diesen Worten verabschiedeten sich die drei voneinander und Harris machte sich auf den Weg zur Agentur der Echsenwesen.

Obwohl er nicht viel Zeit hatte, sah sich der Lieutenant doch unterwegs aufmerksam um, es konnte schließlich nie schaden, wenn man versuchte seine Augen und Ohren offen zu halten. John war stets pflichtbewußt und sehr korrekt, wollte sich auch nichts mehr zu Schulden kommen lassen, hatte sich der Mann ein Mal zu einer sehr unüberlegten Handlung hinreissen lassen, ein zweites Mal würde ihm das nicht passieren.

John verließ den Turbolift, der den Offizier auf das entsprechende Deck gebracht hatte. Überall auf der Station herrschte geschäftiges Treiben, hin und wieder war John auch aufgehalten worden, hatte mit einigen wenige Worte gewechselt, wie es eben zum guten Ton gehörte. Besucher der Station einfach abzuwimmeln wäre in seinen Augen sehr unhöflich und unpassend gewesen, aber schließlich kam er dann doch vor der Station an.

   -- SB Mamori, Deck 21: Transport-Agentur V-III

Harris betrat die Agentur, blieb allerdings in der Nähe der Tür stehen und blickte sich um. Auf den ersten Blick vermochte er niemanden zu entdecken, es gab niemanden am Empfang und so beschloss Harris etwas zu warten, man würde sein Eintreffen sicher gleich bemerken.

Gallen beendete sein Gebet und ging zurück in den Hauptraum. "Ah, Sie müssen Mr. Harris sein! Kommen Sie näher und nehmen Sie Platz!" Gallen zeigte auf einen der überdimensionierten Sessel vor seinem Schreibtisch. "Ich bin Soren van Gallen, der Leiter der hiesigen Zweigstelle der Agentur." Gallen schlenderte gemächlich hinter seinen Schreibtisch und nahm Platz. Er schenkte sich etwas Tee ein und blickte dann Harris an. "Kann ich Ihnen auch etwas Tee anbieten, Mr. Harris?"


--- SB Mamori, Deck 11: Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Auf dem Absatz drehte sich Francois herum und blieb dann vor der
> Lagertür stehen. Was, wenn sich der arbeitswütige Chinese als sein
> schlimmster Alptraum entpuppte? Unschlüssig hob Lecomté seinen Arm,
> um die Tür zu öffnen....

Meyer war hin- und hergerissen zwischen seinen Gläsern, die er inzwischen wieder auf einem Tablett mit sich herumtrug und dem Wunsch, dem kleinen, vorlauten Koch dabei zuzusehen, wie er fünf Minuten nach seiner Einstellung von seinem Boss zusammengefaltet wurde. Unschlüssig stand er eine Weile herum. Er hörte, wie sich hinter ihm die Tür öffnete und wieder schloss, doch dachte er im ersten Moment überhaupt nicht daran, sich umzudrehen - genauso gut konnte ja auch einer der Gäste das "Hot Spot" verlassen haben. Daran, dass ausgerechnet der Kommandeur der Station hereinschneite, dachte er nicht mal entfernt. Und so stand er da, halb im Raum, halb hinter der Theke, mit einem Gläsertablett in der einen Hand, die andere fuhr sich nachdenklich durch die blonde Mähne und grinste vor sich hin.

Vasu suchte sich einen Platz am Tresen und lauschte den Geräuschen aus der Küche. Dabei sah er dem blonden Barkeeper zu, der sich offenbar darüber amüsierte. Die Zeit nutzte Vasu, um sich seine Bestellung auszusuchen. Doch eigentlich brauchte er die Karte nicht, er wuste schon so was er wollte und knallte die Getränkekarte zurück auf den Tresen. BUMM.

Hob Sing beendete vorerst den Lagerraum umzuräumen und kehrte zurück... Fast hätte er Francois die Tür an die Stirn gedonnert. Was stand dieser auch hinter der Tür? "Oh, Velzeihung, Meistel", entschuldigte sich Hob Sing und verneigte sich. "Hob Sing haben Ordnung im Lagellaum gemacht. Jetzt steht fast alles am lichtigen Olt und das Chi kann ungehindelt fließen. Hob Sing das machen zum Wohle des Geschäftes. Wenn Chi ungehindelt fließen kann, dann blingt es allen Glück und Wohlstand, die hiel speisen."

Der steife Franzose war von dem krachenden Geräusch hinter ihm und von dem plötzlichen Auftauchen des hundshohen Chinesen vor ihm gleichermaßen überrascht. Heute ging es wieder mal Schlag auf Schlag, dachte sich Francois und befürchtete das Schlimmste.

Ein Blick nach hinten zeigte ihm Commander Vasu, vor dem er eine angedeutete Verbeugung zelebrierte.

Dann sah er zu Hob Sing nach unten. "Sie zeigen eifrige Initiative, Mr. Sing", meinte er zu dem eifrigen Chinesen und rieb sich die Hand, die die Tür zum Lagerraum gebremst hatte. "Seien Sie so nett, mich vor einem Neuarrangement des Lagerraums zu befragen, nes pas? Und nun zeigen Sie mir diese Neueanordnung zwecks besserem Chifluss." Mit ein wenig Überzeugungskraft schob Francois die Türe nun auf und war auf das Schlimmste gefasst.

"Wie Sie wünschen, großel Meistel", verbeugte sich Hob Sing und machte den Weg in den Lagerraum frei. "Wie Sie sehen, Meistel. Stehen alles Metall, wie zum Beispiel Konselvendosen feln von Lebensmitteln, die in Plastiktüten und in Kaltons velpackt sind. Metall halmonielt nicht mit Holz, und Kaltons welden nun mal aus Holz gefeltigt."

Meyers Anatomie hätte es leichter gehabt, wäre sie Bestandteil eines Zeichentrickfilms gewesen. Denn dann hätte die auf die Holzoberfläche geknallte Karte dafür gesorgt, daß sich Meyers gestählter Körper in derselben Sekunde zunächst an der Decke, dann aber genauso plötzlich am Boden wiedergefunden hätte - nicht unbedingt in derselben Position wie zuvor. Einen weiteren tricktechnischen Stunt wäre seinem Unterkiefer zugekommen, nachdem er der Unterhaltung seines Bosses und der halben Portion von einem chinesischen Koch zugehört hatte. Keine ungehaltenes Geschrei, keine unterdrückte Wut, nicht einmal der rigeros und stocksteif nach draußen deutende Arm. Nichts davon. Stattdessen gab es eine wirklich, wirklich freundlich gemeinte Bitte, doch vorher die Erlaubnis zur Umdekoration der Lagerräume einzuholen. Eine Parallelwelt, das musste es sein! Er konnte nicht mehr auf Mamori weilen, das war nicht das "Hot Spot", das ihm vor einigen Minuten noch so vertraut erschienen war.

Da fiel ihm etwas ein, das erst jetzt die Zeit und die Gelegenheit gefunden hatte, von seinen Augen an die richtigen Synapsen zu klopfen. Vorsichtig drehte er sich zu dem Typen um, der die arme Getränkekarte so furchtbar behandelt hatte. Das war nicht irgendein Gast... Meyers Fortbestand im "Hot Spot" hing davon ab, jeden gemäß seines Rangs und Statusses zu behandeln und anzusprechen und niemals den unverzeihlichen Fehler zu begehen, einen Zivilisten mit einem Offizier zu verwechseln. Der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Gast war simpel und vielleicht hätte Lecómte das folgendermaßen ausgedrückt: "Sobald er eine Uniform trägt, behandle ihn, als sei es der König von Frankreich."

Meyer verließ sich in dieser Situation auf seine Reflexe, die ihm schon öfter geholfen hatten: Er richtete sich auf, vergaß auf der Stelle alle Hob Sings und Lagerräume diesseits der Milchstraße, strich ein paar imaginäre Stäubchen von seiner Jacke und schaltete ein deutliches, aber nicht zu übertriebenes Lächeln ein. "Was darf es sein?" Dezent griff er zu seinem blütenweißen Poliertuch und plazierte es über seinem Arm.

Vasu lehnt sich an den Tresen und sah Meyer in die Augen. "Einen starken Tee, so schwarz wie die Augen einer wundervollen Frau." Dann ließ Vasu seinen Blick durch das fast leere "Hot Spot" kreisen und schließlich wieder zu Meyer. "Einen neuen Koch? ...", versuchte er ein Gespräch, um sich von den dunklen Augen abzulenken.

Meyer stockte für einen Moment bei der bemerkenswerten Bestellung. Seine Augenbrauen begannen eine Wanderung Richtung Scheitel, während er seinen Gegenüber genau in Betracht nahm. "Ein Kenner, wie ich höre. Ich werde sehen, was ich tun kann." Sein unverbindliches Lächeln steigerte sich zu einem anzüglichen Grinsen. Der Mann gefiel ihm. Endlich mal einer, der wusste, was er wollte.

Meyer verschwand, um den gewünschten Tee zu organisieren und kehrte kurze Zeit später mit einer Tasse wieder, deren Boden man durch die dunkle, starke, aromatisch duftende Flüssigkeit nicht mehr erahnen konnte. Während er das Gedeck richtete, deutete er mit dem Kopf in Richtung der Lagerräume. "Hat heute erst hier angefangen. Und statt zu kochen, beschäftigt er sich offenbar mit Dingen wie Inneneinrichtung. Chinesische Eigenart, glaube ich. Milch, Sahne, Zucker, Süßmittel, Honig?" zählte er unmittelbar nach seiner Bemerkung zu Hob Sing die beliebtesten Teezusätze auf.

"Nein danke, heute brauch' ich es schwarz und pur." Vasu nippte an der Tasse und lächelte zufrieden. "Ein Chinese also. Hat er schon angefangen mit Chop Suey? Äh Feng Shui heißt das, glaub ich." Vasu nippte noch mal am Tee. "Solange er die Außenfenster drin läßt. Anders wär' nämlich schlecht."

"Ich denke, der Boss sorgt schon dafür, dass die Fenster drin bleiben", lachte Meyer auf. Er fuhr sich unbewusst mit den Fingern durch die blonde Mähne und achtete darauf, sonst nicht zuviel mit den Händen herumzuwedeln - dies hier war der Kommandant der Station, kein spontaner Flirt. "Nun, er fing bereits an, hier umzudekorieren, aber ich denke, gegen zu viele Neuerungen werden die anderen in der Küche etwas haben. Immerhin müssen sie ja auch noch kochen und nicht auch noch herausfinden, ob die Nudeln jetzt bei den Teigwaren liegen oder doch neben dem Spargel, weil beides lang und dünn ist. Aber..." Er fügte an dieser Stelle ein wohldosiertes, dezentes Seufzen ein. "Nun... das alles fällt nicht in meinen Bereich. Ich bin nur der Tassenträger." Mit diesen Worten griff er sich erneut sein Poliertuch und hielt Ausschau nach einem passenden Polierobjekt.

Francois sah kaum über den Chinesen in den Lagerraum, sondern hatte noch ein Ohr nach hinten zu Meyer und Commander Vasu gerichtet. Aber: Der Meyer machte seine Arbeit ganz anständig, dachte Francois und so nahm er allen Mut zusammen und trat einfach hinter Hob Sing in den Lagerraum hinein. Er hörte was der Koch von Metall und Plastik redete. Diesen alten Aberglauben chinesischen Ursprungs, dieses Feng Shui und so einen Kram, das war ihm alles nicht unbekannt. Er sah sich das Arrangement auf den Regalen an. Es war so überaus..... UNPRAKTISCH! Ja, genau, das war es. Nun standen verschiedene Gewürze neben Grundnahrungsmitteln, Zucker neben Salz, Mehl neben frigadenischen Bohnen, nur weil es in einer Dose war.

Francois hüstelte leise. "Und Sie meinen allen Ernstes, dass diese Anordnung den weiteren Ablauf - wie soll ich sagen - nicht behindern wird? Lassen Sie es mich so sagen: Ihr Feng Shui in Ehren, aber nun braucht man ein GPS zum Finden der Lebensmittel!"

Hob Sing verbeugte sich und sagte: "Wenn gloßel Meistel es wünschen, dann welde Hob Sing alles wiedel umstellen. Hob Sing wollte nul etwas Gutes tun für das Geschäft. Geschäft kann viel Glück geblauchen, weil Stalbase an einen Olt steht mit ungünstigen Enelgiewellen im Sublaum. Stalbase wild in Zukunft viel Unglück haben, wenn Stalbase weitelhin am gleichen Olt bleibt."

"Sollten Sie die Starbase verstellen, wünsche ich Ihnen viel Glück dabei." Francois zwirbelte seinen Schnurrbart, da er sonst seine Hände an den Zopf der Chinamannes legen würde. Hoffentlich waren seine Brötchen besser als seine Aussprache. "Zuerst backen Sie ruhig einmal eine Kostprobe und dann sehen wir weiter."

Nur nicht die Ruhe verlieren und einen möglicherweise Spitzenkoch zu schnell über das Knie brechen, dachte sich der Franzose und drehte sich dann rasch um, um wieder hinaus zu flüchten. Über die Schulter sagte er noch: "Und nicht vergessen: keine weiteren Änderungen!"

"Wie Sie wünschen, Meistel", erwiderte der neue Koch, verbeugte sich und ging anschließend in die Küche.

Vasu lehnte sich zurück, um dem Kellner nicht in die Quere zu kommen. Dann sah er zum Fenster: "Schwarz wie die Nacht und unendlich", sinnierte er. "Vielleicht sollte man doch etwas verändern, jeden falls bei mir. - So, ich danke für den Tee. Ich denke, Sie haben mir geholfen." Vasu stand auf und stellte die leere Tasse auf den Tisch. "Es gibt heute doch noch etwas zu tun. Bis später dann."

Und so macht sich Vasu wieder auf. Ruhelos trieb es ihn weiter.

Mit gerunzelter Stirn sah Meyer Vasu nach. Geholfen? Er? Womit? Hatte Vasu überhaupt um Hilfe gebeten? Er hatte unzweifelhaft das Gefühl, etwas bei dem kurzen Dialog verpaßt zu haben, bei dem er selbst dabei gewesen war. Andererseits... Der Kommandant hatte das Gefühl, daß ihm geholfen war und zählte das nicht zuletzt? Und so wuchs Meyer zwei Zentimeter über seine Theke, als er sich aufrichtete und Vasu ein: "Bis später, Commander. War mir ein Vergnügen", hinterher rief.

Es machte überhaupt nichts, wenn einer der Gäste oder oder gar sein Boss diese Worte mitbekamen. Sollten sie doch ruhig wissen, dass er sich gut mit Vasu verstand.

Lecomté war von dem neuen Koch... oder möglicherweise neuen Koch noch sehr mitgenommen. Er trat nun ganz hinaus in das Lokal und in sich versunken ging er neben Meyer vorbei zu den geschnittenen Zitronenvierteln für Tees und Drinks und sah sich ein paar der Spalten gehau an, ob sie auch wirklich alle gleich und tadellos in Ordnung waren. Dann strich er mit dem Zeigefinger über die Flaschen hinter der Theke und sah sich dann im Spiegel an. Wurde er langsam zu alt für diesen Beruf? Francois wandte seinen Kopf zur Seite und sah sich seinen Haaransatz an den Schläfen genauer an.

Skeptisch sah Meyer seinem Boss zu. Er wirkte... komisch. Wie auch immer das richtige Wort dafür war, jedenfalls war Lecomté nicht wie sonst. Gut, er kontrollierte die Zitrusfrüchte. Wie immer. Als ob man etwas dabei falsch machen konnte, wenn man Limonen achtelte!

Was Meyer allerdings wirklich davon überzeugte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, war der Blick seines Bosses in den Spiegel. Nicht, dass er das nie tat - und schon gar nicht so oft, wie sein blonder Kellner es bevorzugt tat - aber er nutzte die Gelegenheit nicht, um sich rasch jedes einzelne Barthärchen zurechtzustriegeln oder oder den tadellos angeklatschten Scheitel wieder in Form zu rücken. Nein, er *stand* einfach da und sah hinein und war weit davon entfernt, so selbstverliebt dreinzuschauen wie Meyer bei solchen Gelegenheiten. Und überhaupt... er war nicht einmal bestrebt, Haltung anzunehmen und durch das Lokal zu wuseln... Nein, er trödelte herum. Er!

Meyer lief es kalt den Rücken hinunter. Was war mit dem Franzosen passiert, nachdem er mit dem kleinen Koch im Lagerraum verschwunden war? Sollte er ihn ansprechen? Oder war genau das die falsche Strategie? Einen langen, langen Augenblick grübelte der Blonde, in den Anblick seines melancholischen Chefs versunken. Dann straffte er seine Gestalt, schaltete ein diesmal ehrlich gemeintes Lächeln ein und schon schallte es Lecomté fröhlich entgegen: "Na, wieder Ordnung ins Lager gebracht? Den neuen Koch zurechtgestutzt? Wär ja gut, wenn der bleiben könnte, Leute seines Formats sind knapp bemessen." Stolz auf sich und seinen Wortwitz lachte er herb über seinen Scherz.

Was gab es denn da nur zu lachen? Francois hatte schon weit bessere Bonmots gehört als diese Plattitüden, dei Meyer von sich gab. Aber dennoch lenkte der ihn ab von seiner Midlifecrisis und Francois schmunzelte ein wenig. "Sie sind heute wieder geist-..." - 'los wie selten' dachte er sich- "...reich, mein Guter."

Er zwirbelte sein schmales Bärtchen und sagte dann: "Hob Sing hat mich noch nicht vollends überzeugt, jedoch - glauben Sie tatsächlich, dass er ins 'Hot Spot' passt?" Diese Formulierung war sehr vorsichtig gehalten.


--- SB Mamori, Deck 4: Krankenstation

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Nun, Sie wissen ja, womit wir zur Zeit beschäftigt sind, Doktor
> Knight", meinte Davey Tavinton zu Dr. Nasmat al Misris Nachfolgerin.
> "Da wir die Visite beendet haben, soll ich den Besucherverkehr für
> die Angehörigen der Patienten freigeben?"

Poxsan zuckte mit den Schultern. "Von meiner Seite aus spricht nichts dagegen, die Krankenstation für den Besucherverkehr freizugeben. Es sieht ja so aus, als wären alle Patienten stabil."

Fragend blickte Tavington zu Doktor Lisa Knight, der neuen Chefärztin. Davey konnte die Gäste an Bord von Mamori nicht eigenständig informieren, dass sie ihre Angehörigen nun besuchen konnten. Sie brauchte Knights ausdrückliche Genehmigung. Darüber hinaus musste Tavington den anderen Ärztinnen noch die Krankenakten der Crew zeigen. Das ging von der nächsten Routineuntersuchung bei einem Bruchteil der Besatzung zur Schwangerschaftsvorsorge von Lieutenant Colonel Vaughn-Talvert.

Lisa war direkt ins Geschehen eingetaucht, die beiden Ärzte wurden sofort gebraucht und konnten mit der Arbeit beginnen. Nun nickte die neue Chefärztin leicht. "Ja, das ist eine gute Idee, Miss Tavington."

Dann musterte sie die Ärztin etwas genauer. "Es fällt Ihnen nicht leicht, dass Dr. al Misri die Station verlassen hat?" erkundigte sie sich mitfühlend.

"Naja... wir haben nur wenige Wochen zusammen gearbeitet... aber es waren schöne Wochen, und sie war meine erste Chefärztin", antwortete Tavington Doktor Knight. "Ich hoffe, ich kann ebensoviel von Ihnen lernen wie von Doktor al Misri", meinte Davey zur neuen Chefärztin.

Dann begab sich die junge Frau an eine Station und schickte eine schriftliche Nachricht über das LCARS, um die Gäste auf Mamori zu informieren, dass diese nun ihre Angehörigen besuchen konnten.


--- SB Mamori, Deck 2: Quartier Jirrida el Tharanir

Rem Kuran saß an der Konsole. Auf dem Monitor war Vasu zu sehen. "Er hat endlich das 'Hot Spot' verlassen", teilte er Jirrida mit.

Das wurde auch Zeit. Gleich würde Crai Dervon sie wieder aus der Zukunft kontaktieren - und dann endlich nach Hause holen.

Nachdem Crai der Sicherheit den Tipp wegen Azara Pitho gegeben hatte, war alles ziemlich schnell gegangen. Um Vernehmungen und Begründungen zu entgehen, war er bereits ins Jahr 2869 zurückgekehrt. Jirrida el Tharanir und Rem hatten sein Verschwinden so gut es ging gedeckt, aber das würde nicht mehr lange gut gehen.

Deshalb hatten sie beschlossen, dass Vasu in ihre Geschichte eingeweiht werden musste. Der Kommandant würde dann selbst entscheiden müssen, wie und welche Crewmitglieder er darüber in Kenntnis setzte.

Seit Stunden warteten sie schon auf den passenden Moment, in dem Vasu allein war. Sie wollten endlich hier weg, tunlichst noch bevor ihre heutige Schicht begann. Dann würden nie wieder Ausreden und Vertuschungen nötig sein.

   -- SB Mamori, Deck 11: Gänge

Vasu betrat den Turbolift und lies sich zur OPS bringen. Vasu wartet geduldig bis der Trubolift ihn an das Ziel gebracht hatte. Um sich die Zeit etwas zu vertreiben, summte er ein altes Lied.

   -- SB Mamori, Deck 2: Quartier Jirrida el Tharanir

"Jetzt wäre ein passender Zeit...", begann Rem trocken wie immer, als sich ihre Kommunikatoren aus dem 29. Jahrhundert meldeten.

"Jirri? Rem? Wie sieht es aus?" erklang Crai Dervons gespannte Stimme aus den Geräten. Er konnte es kaum erwarten, seine Familie wieder bei sich zu haben.

"Vasu hat die öffentlichen Orte verlassen und ist nun allein im Turbolift unterwegs", brachte Jirri Crai auf den neuesten Stand.

"Gut, dann tun wir's am besten jetzt gleich", entschied Crai. "Bereit zum Beamen?"

"Ja, wir sind bereit. Noch mehr bereit geht gar nicht", antwortete Jirri grinsend, nahm ihre kleine Tochter B´Elanna auf den Arm und wartete gespannt auf's Beamen.

Kurz darauf verschwamm die Umgebung und die Klingoromulanerin stand zusammen mit B'Elanna und Rem Kuran bei Crai Dervon und Lieutenant Cane wieder an einer völlig anderen Umgebung. Sie standen wieder im Konferenzraum eines Starfleet-Schiffes im Jahr 2869, und hatten sogar ihre richtigen Uniformen an.

-- USS Enterprise, Konferenzraum, im Jahre 2869

"Ich gratuliere Ihnen, Sir, Madam, Sir", lächelte Lieutenant David Cane. "Sie haben den Anschlag auf Azara Pitho verhindert. Es sieht ganz so aus, als würde sie nun eine Rolle in der Geschichte einnehmen, welche bei der Stabilisierung dieses Sektors entscheidend beiträgt. Ihre Mission war erfolgreich."

Der Lieutenant ließ eine Pause, in der er zum _Aber_ ausholte: "Nur mussten Sie dazu viel zu lange und zu offensichtlich auftreten. Sie waren Wochen lang Mitglieder der Besatzung, ganz zu schweigen von der Havarie unseres Schiffes."

Crai Dervon nickte. "Beamen Sie Commander Vasu in Holomatrix 1, Misses el Tharanir."

Sobald Vasu in der Holomatrix materialisierte, würde Jirrida Rem dabei helfen, möglichst viele der verursachten Daten im Jahr 2380 zu löschen oder plausibel zu erklären.

Crai Dervon straffte seine Uniform und betrat den angrenzenden Projektionsraum.

Vasu materialisierte dort wenige Augenblicke später. Er war direkt aus dem Turbolift hierher transportiert worden.

"Nur die Ruhe, Sir", erklärte der Hakanianer Anvar Vasu. "Ich bin Crai Dervon... ich gehörte zu Ihrer Crew. Ihnen wird nichts geschehen, wir beamen Sie schnell wieder zurück. Aber zuvor möchte ich Ihnen gern ein paar Dinge erklären."

Vasu hörte auf zu pfeifen und sah sich verwundert um. Interessiert hörte er 'Dervon' zu. "Dann bin ich mal gespannt, denn für das hier stecken Sie tief in der Scheiße."

"Wir befinden uns im Jahr 2869", begann Crai Dervon in möglichst beruhigendem Tonfall zu erklären. "Dies ist meine eigentliche Zeitlinie. Ich gehöre zu DIESER Zeit der Sternenflotte an. Wir sind auch gerade auf einem Sternenflottenschiff - übrigens, mit dem Namen Enterprise." Er lächelte, bot Vasu per Geste einen der Sitzplätze um den Konferenztisch an, setzte sich und fuhr fort: "In diesem Jahrhundert ist die Sternenflotte, wie Sie sicher wissen, zu Zeitreisen fähig. Ich bin Captain des Zeitschiffs USS Tijuana - as heißt, ich war es bis vor wenigen Wochen. Dann ist nämlich während einer Zeitreisemission ein Unfall passierte, der uns auf Starbase Mamori stranden ließ, im Jahre 2380. Dieses Ereignis hat - glaube ich - kurz vor ihrem Kommandoantritt stattgefunden. Sie finden sicher Logs darüber. Unser Schiff tauchte bei Mamori aus einem Graviton-Vortex auf - und wurde zerstört."

Er machte eine Pause und ließ Vasu Zeit zum Verdauen der Neuigkeiten und für Rückfragen.

Vasu suchte sich einen Platz zum Sitzen. "Klingt interessant, was trieb Sie denn in unsere Zeit? Wenn ich fragen darf. Und warum haben Sie mich hierher geholt, Sie sind doch nun in Ihre Zeitlinie zurück gekehrt, und das ohne eigene Zeitmaschine. Warum brauchen Sie mich dann noch? Dabei wanderte Vasus Blick durch den Raum, ob es was Interessantes zu finden gab.

"Die Strandung auf Mamori und in Ihrem Zeitalter war ein Unfall", erklärte Crai. "Wir waren gerade auf dem Rückweg von einer Mission. Es dauerte eine Weile, bevor man uns von dieser Zeitlinie aus lokalisiert hatte - sowohl Ort als auch Zeitpunkt. Erst jetzt konnten wir zurückgebeamt werden."

Den zwischenzeitlichen Auftrag bezüglich Azara Pitho beschloss Crai weiterhin zu verschweigen. "Wir werden Sie selbstverständlich gleich zurückbeamen, so dass Sie keinerlei Zeit verloren haben werden. Aber ich habe Sie holen lassen, um Sie einzuweihen. Da wir einige Wochen auf Mamori verbracht haben, lassen sich einige Inkonsitenzen und Nebeneffekte leider nicht mehr spurlos vernichten. Auch wenn unsere Experten da gerade dabei sind, die Daten zu bereinigen. Ich bitte Sie, dafür zu sorgen, dass so wenige Inskonsitenzen wie möglich auffallen. Weihen Sie ein, wen Sie für richtig halten."

Er gab Vasu eine weitere kleine Bedenkzeit, indem er seinen Kommunikator aktivierte: "Dervon an Kuran und el Tharanir, kommen Sie mal herein. Und bringen Sie die Sicherheitskopien der zu ändernden Logs mit."

Dann wandte er sich wieder an seinen Kollegen aus dem früheren Jahrhundert: "Jirrida el Tharanir und Rem Kuran muss ich Ihnen leider ebenfalls 'entführen'. Sie gehören zu meiner Crew in diesem Jahrhundert, Captain."

Jirri, wieder in einer Uniform aus ihrer Zeitlinie gekleidet, betrat vor Rem Kuran den Raum. "Mr. Vasu, Captain", grüßte sie die beiden Anwesenden. "Auf diesem Datenkristall sind die von uns veränderten Daten und Logs", erklärte sie und hielt den Kristall Vasu hin.

Vasu betrachtete den Kristall, ohne ihn zu nehmen. " ... Weihen Sie ein, wen Sie für richtig halten....", wiederholte Vasu. "Verstehe ich Sie richtig, dass Sie sich in ihre Zeit zurück verkümmeln und ich Ihr Verschwinden in meiner Zeit erklären soll?" Vasu fing an zu grinsen "Das kostet Sie aber etwas."


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

Ahi machte ein besonders finsteres Gesicht, was durch die dunkelblauen Tätowierungen noch verstärkt wurde. Er stapfte auf Riese zu. "So, dann machen Sie mich mal mit der OPS-Belegschaft bekannt, junger Mann!"

Die Augen des Petty Officers weiteten sich, und er nahm Haltung an. "Jawohl, Sir!" Seine Augen schweiften kurz durch den Raum. Wie waren die Ränge nochmal? "Ähm, dort drüben an der TAK steht Senior Chief Petty Officer William Smith. Hier ist Petty Officer Pi'ko-kan, meine Stellvertreterin, die mich eben kurzfristig abgelöst hatte. Und hier Priema Antschirch, die Assistentin des Kommandanten. Ich bin Petty Officer Max Riese, Sir, OPS-Offizier vom Dienst."

Der Neuankömmling war nicht besonders hübsch im Vergleich zu den anderen Rassen hier an Bord, fand Priema. Dafür sah er entschlossen aus. Oder das nahm Priema wenigstens an. Als ihr Name genannt wurde, sah sie noch tiefer auf ihre Tastatur und verschmolz fast damit.

Ahi musterte die Anwesenden; besonders stach diese Fischfrau heraus, die gerade versuchte, in ihre Konsole zu kriechen. Dann klatschte er einmal in die Hand. "Okay Leute, hört mal alle her. Ich bin Lieutenant Commander Ahi'Maun und heute hierher versetzt worden. Eigentlich habe ich noch zwei Tage Urlaub, deswegen auch mein finsteres Auftreten eben. Ich habe ehrlich nicht damit gerechnet, dass hier ein paar Offiziere fehlen und ich meinen Posten dadurch früher antreten muss. Ich werde hier als Cheftaktiker meinen Dienst versehen. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit."

Er lächelte und senkte dann seine Stimme. "Mr. Riese, welche der Konsolen ist die taktische Station? Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich mit den OPS-Plänen vertraut zu machen."

Max Riese bekam knallrote Ohren, als ihm auffiel, dass er jemanden vergessen hatte vorzustellen, und dann war es ausgerechnet noch die ranghöchste anwesende Person nach Maun: "Und dort an der Sicherheitskonsole ist Ensign Qual", schob er noch mit lauter Stimme hinterher und murmelte dann: "Verzeihung."

Die leise Frage des Cheftaktikers beantwortete er mit einem dezenten Fingerzeig und einem leisen: "Bei Mr. Smith, Sir."

William Smith nahm unterdessen Haltung an und sah Ahi'Maun erwartungsvoll entgegen: Würde er ihn ablösen?

"Danke, Mr. Riese!" Ahi nickte dem Mann zu und ging dann zu Mr. Smith rüber. "Mr. Smith, Sie bleiben bitte noch auf Ihrer Station. Bitte geben Sie mir einen Überblick über die taktische Lage der Station sowie einen Überblick über unseren Vorrat an Torpedos." Er nickte dem Mann zu.

"Aye", bestätigte Smith. "Alles ruhig, Sir. Alle Waffensysteme sind einsatzbereit, alle Torpedos vollzählig. Die 'USS Goldenmorgen' hat Mamori gerade verlassen, mit Kurs auf Deep Space 5. Im Hangar sind ein romulanisches Shuttle, mit dem eine romulanische Botschafterin an Bord gekommen ist, und die sarkassianische Yacht des Ersten Außensekretärs. Kommandant Vasu hat die romulanische Botschafterin in Empfang genommen, und Commander Talvert ist gerade oben im Konferenzraum mit dem sarkassianischen Außensekretär."

"Danke, Mr. Smith! Sie haben bis auf weiteres die taktische Station."

Pi'ko-kan hatte eigentlich vorgehabt an der Konsole auf der OPS etwas zu träumen. So wie sie es hier immer auf Nachtschicht getan hatte. Aber nun war ihr dafür hier viel zu viel los. Also würde sei wohl ihr Quartier benutzen müssen. "Es ist schon spät, Sie sollten Feierabend machen. Es ist Zeit für eine Regenerierungsphase."

Ahi blickte sich auf der OPS um und ging dann von Station zu Station. Die Station, die von der Fischfrau besetzt war, hatte es ihm besonders angetan, was auch an der Frau selbst lag. "Guten Morgen, Ma'am! Darf ich fragen, was genau Ihre Aufgabe ist?"

Priema war einfach überfordert, wenn sie nun so rasch hintereinander angesprochen wurde. Von ihrer Lehrerin, der Pikdame, war sie es schon gewohnt, aber von dem grade neuangekommenen Mann.... Sie sah zu Pi'ko-kan und zog ihre glatte Stirn in Sorgenfalten, die bis fast hinter die winzigen Ohrlöcher reichten. Der dünne schwarze Haarflaum verdeckte das auch kaum.

Dann sprang sie auf und verbeugte sich knietief vor Ahi'Maun. "Ich bin in der Ausbildung. Ich lerne den Posten einer Sekretärin auszufüllen." Priema beendete die Verbeugung mit tadellos gekreuzten Händen über ihrem stämmigen Leib und sah auf Ahi'Mauns Schulter.

"Die Verbeugung ist nicht nötig. Wir reden später noch einmal!"


--- SB Mamori, Promenadendeck: Kneipe "Dorans Pallas" (Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Als Moneus Krateos auf den Promenadendeck ankam und aus dem Turbolift
> rausstieg, überkam ihn ein kleines Glücksgefühl. Sofort mischte er
> sich in das hier herschende Getümmel und schaute sich nach einem
> angenehmen Laden um...

Nach ein paar Minuten wurde Krateos fündig und betrat den Laden "Dorans Pallas". Sofort fiel ihm die angenehme und entspannte Atmosphäre auf. Er sah einige Menschen an den Tischen sitzen und einen coolen altmodischen Flipper, den er nur aus alten Heften kannte. Krateos suchte sich einen freien Platz und setzte sich an dem Tisch neben dem Flipper. Seine Tasche stellte er neber sich auf den Boden ab und schaute sich nach der Bedienung um...

Andschana wechselte von Trauben zu Eistee und lächelte Wrad verlegen an. Sie hatte seinen Blick bemerkt und wusste nicht recht, wie sie ihm begegnen sollte. Er wirkte... interessiert. Da kam ihr die Ablenkung durch den neuen Besucher gerade recht. Sie musterte Krateos und sein Gepäck - offenbar war er gerade erst auf der Station angekommen. Oder er war wieder auf dem Weg und wartete lediglich auf seinen Transport? "Wollen wir an diesen Tisch gehen?" fragte sie und deutete auf einen kleinen Tisch direkt neben dem Neuankömmling.

"Gern", antwortete Wrad nicht minder verlegen, schnappte sich seinen Eistee und strebte sofort dem Tisch zu. Erst jetzt nahm er den Neuen wahr und musterte ihn neugierieg mit seinen Fühlern. Er nickte ihm freundlich zu und ließ sich auf dem Platz mit Blick zur Tür nieder.

Doran bereitete Tarikis Salat fertig zu und holte auf eine leises "Pling" hin den Auflauf aus dem "Ofen". Auf einem kleinen Tablett bugsierte er alles zum Tisch.

Tariki und Andschana folgten Doran, Wrad und ihrer jeweiligen Mahlzeit, um sich mit an den Tisch zu setzen.

"Willkommen", richtete Doran sich kurz und freundlich lächelnd an Moneus, während er den Tisch vor Wrad deckte, einschließlich Servietten, Besteck und Pappuntersetzern für die Eistee-Gläser, die mit minorytanischer Werbung bedruckt waren. "Lasst es Euch schmecken", deutete er eine Verneigung vor Andschana und Tariki an.

Damit wechselte er zum Tisch seines neuen Gastes. "Einen schönen Abend, der Herr", wünschte er ihm mit einer weiteren kleinen Verbeugung. "Ich bin Doran. Was kann ich für Sie tun?"

Krateos musterte kurz Doran und merkte erst ein bisschen später, dass es sich wohl um den Geschäftsinhaber handelte. "Heyyy... ich habe super Hunger und würde gerne etwas essen! Was trinkt der Herr dort drüben am Tisch, dem Sie eben das Gedeck gemacht haben?" Krateos deutete mit einem Nicken zum Nachbartisch. Gleichzeitig machte er Anstalten aus seiner Jacke herauszukommen, blieb aber immer wieder ein bisschen ungeschickt am Ärmel hängen...

Doran half ihm unauffällig aus der Jacke und hängte sie locker über die Stuhllehne. "Das ist minorytanischer Würztee auf Eis. Möchten Sie auch einen? Zu Essen empfehle ich heute Oschalla-Auflauf, das ist Fleisch mit Gemüse, mit Käse überbacken, und dazu frisches Brot." Er stand nun seitlich von Moneus und lächelte ihn erwartungsvoll an. "Wäre das etwas für Sie?" "Na das hört sich doch lecker an!" und nickte dem Kellner freundlich zu. "Sagen Sie, geht dieses Musikabspielgerät noch?" zeigte er auf die Jukebox. Seine Stimmung hob sich erheblich als er den Duft aus der Küche wahrnahm.

"Der Flipper?" lächelte Doran. "Das ist ein altes Spiel. Ich zeige Ihnen gern bei Gelegenheit, wie es geht. Also, ein Eistee und ein Oschalla-Auflauf. Kommt sofort."

Zufrieden lächelnd kehrte er hinter seine Theke zurück und bereitete die Bestellung zu.

Verlegen schaute Krateos kurz auf den Boden und wurde leicht rot. Gottseidank war der Kellner schon zur Theke weiter und bekam nichts mit.

"Also dann... guten Appetit", prostete Wrad etwas verlegen den beiden Ta-Una-Damen mit seinem Eistee zu und nahm noch ein paar kräftige Schlucke.

Während Andschana sich noch nicht sicher war, ob sie lieber den Neuankömmling im Blick behalten oder sich weiterhin in Wrad und Auflauf vertiefen wollte, beschäftigte sich Tariki mit ihrem Salat. Sie zögerte, als sie die Gabel in die Hand nahm. Eigentlich befand sie sich ja in der Öffentlichkeit, wo sie sich für gewöhnlich den gegebenen Sitten anpaßte, aber in dieser relativ vertrauten Runde... Und so traute sie sich doch, die Gabel wieder hinzulegen und benutzte stattdessen ihre Finger, um die einzelnen Salatbestandteile aufzunehmen und sie sich in den Mund zu stecken. Der neue Gast interessierte sie wenig; sie kannte ihn schließlich nicht. "Der Eistee ist wirklich gut. Obwohl im Kuppelpark eine exotische Minze wächst, die noch besser dazu passen würde", lächelte sie Wrad zwischen zwei Salatblättchen zu, "Das ist wirklich ein Vorteil in dieser multikulturellen Gesellschaft: Die Vielfalt, die sich uns bietet und die immer wieder neu kombiniert werden kann. Obwohl es damit gleichzeitig manchmal anstrengend wird."

Sie wartete gespannt auf Wrad Reaktion. Viel hatte sie mit ihm bisher nichts zu tun gehabt, deshalb tat sie sich mit Andschanas Spontanität ein wenig schwer.

Die Jüngere hingegen hatte sich letztendlich zwar ihrem Auflauf zugewandt, doch ihr Blick wanderte noch immer neugierig durch den Raum und blieb immer wieder bei Wrad stehen, dessen blaue Erscheinung sie noch immer in den Bann zog. "Tust Du das eigentlich bewusst oder ist es wie mit dem Hören, dass sie sich allein auf alles ausrichten?" fragte sie dann plötzlich und fixierte Wrads Fühler recht direkt mit ihrem Blick.

Ein wenig war sie selbst über diese dreiste Frage erschrocken - und hätte eine ähnliche Empfindung von Tarikis Gesicht ablesen können, wenn sie sie nur angesehen hätte - doch nachdem sie ihr nun entschlüpft war, tat sie auch so, als würde sie sich keine Gedanken darüber machen.

Doch leicht geschafft nach diesem Tag beschloss Kirah im Pallas noch etwas zu trinken und eventuell etwas zu essen, bevor sie sich in ihr Quartier begehen und noch einmal nach S´thani sehen würde.

Als Kirah das Pallas betrat erfasste sie die anwesenden Personen. Die beiden Ta´Una-Frauen, die um Wrad rumscharwänzelten, Wrad Kaan, dem Kirah ein Lächeln zuwarf und einen ihr Unbekannten, der an einem der Tische saß. Da es nicht so viele kleine Tische gab, fand sich Kirah nur wenige Meter von dem ihr Unbekannten entfernt wieder.

Krateos erblickte die Person, die sich nicht weit entfernt von ihm niederließ. Als er ihre Abzeichen erkannte stand er auf und ging und ging langsam zu ihr rüber. "Kann ich mich kurz zu Ihnen setzen? Ich bin neu auf der Station und bräuchte etwas Hilfe bei einigen Sachen." Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und machte Anstalten den Kellner zu rufen...

Kirah blickte erstaunt auf, als sie jemand anderer als der Kellner ansprach. "Sicher, setzen Sie sich. Wie kann ich Ihnen helfen, Mister...?" fragte Kirah. "Ich danke Ihnen!" sprach Krateos und nahm Platz. "Entschuldigen Sie meine Direktheit, aber ich bin erst seit circa zwei Stunden auf der Station und brauche ein bisschen Hilfe." Sein Mund wurde leicht trocken und er hielt kurz nach dem Kellner Ausschau. "Wissen Sie, dass ist mein erstes Mal auf einer Raumstation und ich habe noch sehr wenig Ahnung, wie das hier läuft. - Wo bleiben meine Manieren?!" Krateos reichte ihr seine Hand und sprach: "Mein Name ist Krateos und ich bin oder werde der neue Stellvertretende Chefingenieur auf der Station."

"Wobei genau brauchen Sie denn Hilfe?" fragte Kirah nun doch neugierig geworden. "Lt. Colonel Kirah Vaughn-Talvert. Ich leite die Peregrin-Staffel an Bord", antwortete sie und drückte Krateos Hand. "Na, da wird sich Commander Jahari aber freuen", meinte sie.

"Na das hoffe ich doch!" entgegnete Krateos. "Ich würde gerne von Ihnen wissen, was Sie von dem allgemeinen technischen Zustand der Station halten, welcher Typ Commander Jahari ist und was Sie trinken wollen?! - Wird denn die Peregrin Staffel öfters benötigt? Wenn dann aber nur gegen Schmuggler und Konsorten, oder?!"

"Nun, ja, ich bin kein Techniker, aber in meinen Augen ist der Zustand der Station gut, da sie auch noch recht neu ist", meinte Kirah. "Commander Jahari ist nicht ganz einfach. Ich würde sie mal als energiegeladen bezeichnen. Sie verlangt viel und das auch sehr schnell, also langweilig dürfte es Ihnen da nicht werden", sagte Kirah grinsend. Kirah überlegte, ob sie einen Kaffee trinken solle, doch sie hatte ihr Quantum Koffein heute morgen schon gehabt und Andrej zuliebe verzichtete sie jetzt darauf. "Ein Bitter Lemon, bitte", sagte sie zu Krateos. "Nein, sehr oft wird die Staffel in der Tat nicht benötigt. Dann übernehmen wir den Shuttledienst wenn nötig oder absolvieren Flügübungen."

"Ja, ich genieße die Vielfalt auch", stimmte Wrad Tariki zu und wollte eigentlich noch mehr dazu sagen, als Andschana plötzlich nach seinen Fühlern fragte. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Bei Fesoan, hatte er Andschana zu auffallend gemustertet, dass sie ihn das fragte? Seine Fühler begannen sich verlegen zu winden, bis Wrad sie bewusst zur Ruhe zwang, direkt auf Andschana gerichtet. "Ich kann sie steuern", antwortete er mit klopfendem Herzen, und ließ sie zum Beweis ein paar Achten vollführen. "Aber ich tue das nicht die ganze Zeit, und dann richten sie sich allein aus, auf interessante..." Eigentlich hatte er "Reize" sagen wollen, doch im Hinblick auf die reizvolle Andschana verkniff er sich diesen Ausdruck lieber, "äh... Interessantes.... Sie verstärken... mein Hörvermögen und auch meine Sicht."

Wie zum Beweis richteten sie sich auf Kirah aus, als sie den Raum betrat, und verfolgten auch das interessante Gespräch mit dem Neuen mit. Er nickte Kirah kurz lächelnd zu und warf dem Neuen einen überraschten Blick zu, als der sich als der neue stellvertretende Chefingenenieur vorstellte. Der? Der hatte doch gar keine Tätowierungen im Gesicht? Da musste wohl irgend eine Verwechselung vorliegen... Wrad runzelte die Stirn, als er an das Gespräch mit Shay denken musste, das lettzlich so schief gelaufen war.

Rasch nahm ein noch einen großen Schluck Eistee und wandte sich wieder Andschana und Tariki zu. Er wusste kaum noch, wohin mit seinen Fühlern, jetzt, wo er sie durch Andschana beobachtet wähnte. Gerade zu ihr strebten sie immer wieder von selbst hin.

"Wo habe ich nur meinen Kopf? Ich bitte vielmals um Entschuldigung", sagte Doran und stellte einen ansehnlichen Korb voller duftender Brotstückchen auf ihren Tisch. Er trug noch einen weiteren, kleinen Brotkorb für den Nebentisch bei sich. "Und, schmeckt's?" fragte er Andschana und Tariki mit einem warmen Lächeln.

"Oh, danke! Es ist wunderbar." Wie zum Beweis für ihre Antwort nahm Tariki das nächste Gemüsestück vom Salatteller und aß es. "Wir sprachen gerade über die Vorteile der Vielfalt, die wir hier in unserem Alltag genießen können. Und ich habe mich gefragt, ob ich eventuell einen Ableger der Toralia-Minze aus dem Kuppelpark mitbringen sollte. Sie ist etwas dezenter im Minzaroma als die im Eistee, bringt aber einige Nuancen Würze mit, die noch besser mit dem Tee harmonieren würden. Sie ist auch eine recht pflegeleichte Pflanze", fügte sie lächelnd hinzu.

Andschana, noch damit beschäftigt, amüsiert Wrads Fühlerspiel zu verfolgen, dankte Doran nur kurz und angelte nebenbei nach einem Stück Brot. Sie bemerkte seine kurzzeitige Ablenkung durch Kirahs Erscheinen, doch nachdem er sich im Anschluss wieder ihr zuwandte, ging sie nicht darauf ein. Wahrscheinlich hätte er bei jedem neuen Gast so reagiert.

Wrad hatte Andschanas Frage gar nicht übel genommen, ganz im Gegenteil. Er hatte ihr ohne sichtliche Verlegenheit geantwortet und so beschloss Andschana, sich noch ein Stück weiter vorzuwagen. Sie hatte unbewusst damit begonnen, ihr Brot in kleine Stücke zu brechen. "Kann man sie berühren? Ich meine... tut es weh? Oder ist es... angenehm, so wie bei Ferengi und ihren Ohren?" Ihr waren noch andere, eindeutigere Vokabeln als 'angenehm' eingefallen, doch eine davon auszusprechen, traute sie sich plötzlich nicht mehr. Das war doch zuviel für eine zweite Unterhaltung und sie wusste nicht, wie aufgeschlossen Wrad war.

"Das freut mich", lächelte Doran geschmeichelt, und sein Lächeln vertiefte sich noch, als er Tarikis Vorschlag vernahm. "Das klingt wundervoll. Sehr gern. Ich würde mich sehr über eine Probe der Minze freuen. Vielen Dank. Ja, die Vielfalt ist herrlich, nicht wahr? Wenn Sie sonst noch Rezeptvorschläge haben - ich probiere die immer gern aus. Vielleicht auch von Ihrer Heimatwelt?"

Er nickte Tariki begeistert zu und ging dann zum Nachbartisch hinüber. "Willkommen", begrüsste er Kirah und stellte Moneus den Brotkorb auf den Tisch. "Der Oschalla-Auflauf kommt sofort. Und was darf ich Ihnen bringen?" wandte er sich wieder Kirah zu.

Kirah lächelte Doran freundlich an. "Oschalla Auflauf hört sich prima an. Für mich aber bitte nur die halbe Portion und ein Bitter Lemon", bestellte Kirah.

"Stimmt...das hab ich doch irgendwo hier gelesen...", blätterte Moneus eifrig in dem 'Starbase Mamori, Guide for beginners'. Er fand die Stelle nicht schnell genug und richtete sein Augenmerk wieder auf sein Gegenüber. "Oh, viel und auch sehr schnell... naja, ich denke mal dass ich mit ihr auskommen werde... apropro Commander Jahari - Wissen Sie, ob sie jetzt Dienst hat?" Krateos verstaute den Guide wieder in seine Tasche und schaute Kirah grinsend an.

Wrad lachte bei Andschanas Frage auf. "Nun, ich weiß ja nicht wirklich, wie sich Umox für Ferengis anfühlt, aber nach dem, was ich so mitbekommen habe...", grinste er. "Also die Fühler sind empfindlich, aber... zarte Berührungen...", er lächelte Andschana mit glänzenden Augen zu und fasste sich ein Herz, "...sind... sehr angenehm. Aufregend." Jetzt standen seine Fühler still, direkt auf Andschana ausgerichtet.

Andschana knabberte an ihrer Unterlippe und es stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie unsicher wurde. Sollte sie, sollte sie nicht...? Jetzt wünschte sie sich fast, dass Tariki sie wie so oft zurückhielt - es wäre eine eindeutige Entscheidung gewesen, doch ausgerechnet jetzt musste sie sich von Doran ablenken lassen! Einmal mehr glitt ihr Blick auf die nun bewegungslosen Fühler, bevor sie Wrad direkt anblickte und die Hand ein Stück weit vom Tisch hob. "Darf ich?"

Ein inneres Stimmchen warnte sie eindringlich, dass sie die Grenze jetzt eindeutig überschritten hatte und es höchste Zeit war, zurückzusteuern. Doch bish hierher war sie bereits gekommen.... jetzt wollte sie es auch zuende bringen. Wrad wirkte auch nicht, als täte sie hier etwas ungehöriges, schlimmes - würde er sonst darauf eingehen, während sie von Zeugen umgeben war, Tariki sogar mit ihnen am Tisch saß? Ihre Hand hatte auf halber Höhe angehalten, doch eigentlich rechnete sie nicht damit, dass Wrad ablehnen würde.

Seine Augen weiteten sich überrascht. Er war sogar zu gebannt um mitzubekommen, dass am Nebentisch über Shay gesprochen wurde. Erwiderte Andschana etwa sein Interesse? Oder empfand sie bloß pure Neugier? Immerhin war sie "gewarnt", dass ihn diese Berührung wahrscheinlich erregen würde. Er hoffte sehr, dass ihr dieser Gedanke gefiel. Noch konnte er sie nicht einschätzen, dazu kannte er sie viel zu wenig.

Wrad deutete ein Nicken an und hielt Andschana mit pochendem Herzen den Kopf hin.

Tariki lächelte Doran hinterher - er schien ein netter Zeitgenosse zu sein und auf den ersten "Blick" traute sie ihm zu, sich gern an neue Geschmackserlebnisse heranzuwagen. Sie nahm ein nächstes Salatblatt auf und blickte auf, um sich wieder ihren Tischnachbarn zuzuwenden...

Andschana, durch Wrads Geste ermutigt, näherte sich einem der Fühler mit ihrer Hand. Würden sie warm sein? Sich glatt wie Haut anfühlen oder rauh? Noch nie war sie einem solchen Exoten wie Wrad so nah gewesen, noch nie hatte sie es gewagt, einen von ihnen zu berühren. Sie hielt dem Atem an, kurz bevor sie den Fühler berühren konnte.

"Was glaubst Du, was Du da tust, Andschana?" Die ruhige, beherrschte Stimme Tarikis riss Andschana aus der spannenden Situation. Sie zuckte zusammen und hielt in ihrer Bewegung inne. Obwohl sie noch immer überzeugt war, nichts Verbotenes oder Schlimmes zu tun, fühlte sie sich plötzlich ertappt. Errötend zog sie ihre Hand zurück und senkte den Blick. "Ich... Es tut mir leid."

Sie war sich nicht sicher, ob sie damit eine Antwort auf Tarikis Frage gab oder sich bei Wrad für ihre Anmaßung entschuldigen wollte. Tariki hatte ja recht... ganz egal, wie Wrad ihre Berührung auffasste, geziemte es sich für sie nicht, einen ihr eigentlich fremden Mann zu berühren. Doch ob sie Tariki dankbar oder böse sein sollte, sie unterbrochen zu haben, war ihr nicht klar.

Doran servierte unterdessen Moneus und Kirah Bitter Lemon und Auflauf. "Lassen Sie es sich schmecken", wünschte er freundlich und kehrte zufrieden hinter die Theke zurück. Das Geschäft lief ja hervorragend heute Abend. Den Eistee und den Auflauf würde er definitiv öfter anbieten.

Krateos schaute mit gierigen Augen den vor ihm stehenden Auflauf an. "Für mich bitte auch ein Bitter Lemon", sagte er mit einem kurzen Lächeln und schnappte sich sogleich das Besteck, um sich über den Auflauf herzumachen. "Möchten Sie ein bisschen probieren?" schmatze Krateos und hielt Kirah die noch unbenutze Gabel hin. "Wunderbar... einfach wunderbar!"

"Nein, danke. Ich bekomme das ja gleich auch", wiegelte Kirah freundlich ab. "Was haben Sie gelesen?" fragte Kirah neugierung und warf einen neugierigen Blick auf das Buch. "Sie sind aber optimistisch, dass Sie mit ihr auskommen werden. Ich hoffe Sie werden Recht behalten. Ich glaube nicht, dass sie jetzt Dienst hat, aber sie ist eigentlich immer erreichbar", meinte Kirah.

"Computer, wo befindet sich Commander Jahari und hat sie noch Dienst?" fragte Kirah.

"Commander Jahari hat nun dienstfrei und befindet sich im Moment in der Oase auf dem Promenadendeck", kam die Antwort.

"Tja, dann wird sie sich wohl eine Massage zum Feierabend gönnen", meinte Kirah grinsend.

Krateos kramte nach dem Mamori- Guide und legte dabei das Besteck aus der Hand. Kurz schluckte er den Rest runter und gab ihr den Guide. "Hier, bitteschön. Den habe ich mir noch auf der Erde zugelegt. Ein Guide mit allgemeinen Informationen über die Station."

"Och, 'ne Massage würde mir auch gut tun. Aber ich esse erstmal schnell fertig und muss mich dann auf der OPS melden."

Wrad unterdrückte einen Seufzer und blickte Tariki an. "Sie erforscht, wie sich Fühler anfühlen", erklärte er und versuchte dabei gelassen und beruhigend zu klingen, obwohl ihm nicht wirklich danach zumute war. "Sie hat mich vorher gefragt, es ist vollkommen in Ordnung."

'Das wäre auch zu schön gewesen', dachte er enttäuscht und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass Andschana tatsächlich nur neugierig auf seine Fühler war. Leider.

Sein Blick kehrte zu Andschana zurück. "Kein Grund sich zu entschuldigen." Hier klang er so überzeugend wie er es auch fühlte.

"Möchtest Du auch?" fragte er Tariki mit einem Fünkchen Resthoffnung, fest entschlossen, es definitiv nicht als Stimulation aufzufassen. 'Wahrscheinlich tun sie es sowieso nicht. Alle beide nicht. Mist."

"Das wäre nicht... angemessen", antwortete Tariki, "Fühler zu erforschen ist nichts, was in einem solch offenen Rahmen bei einem Abendessen stattfinden sollte."

Doch so überzeugt, wie Tariki von ihrem Argument auch war, klang es selbst für sie in diesem Moment viel zu gezwungen... Wahrscheinlich war es für den Andorianer völlig normal, an den Fühlern angefasst zu werden und hatte nichts mit Intimität zu tun. Sonst würde er es wohl nicht zulassen von einer Frau, die er kaum kannte an einem Ort, der jedem zugänglich war. "Es tut mir leid... wahrscheinlich mache ich mir Gedanken um Dinge, die... die völlig unnötig sind. Doch ich bin mit jenen Dingen aufgewachsen und es fällt mir schwer, sie einfach zu ignorieren. Andersherum gibt es in einigen Kulturen ja auch Tabus, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich wollte nicht unhöflich sein."

Sie bemühte sich, Wrad direkt anzusehen, was ihr nicht leichtfiel. Ihre Finger spielten nervös mit einem Stück Brot, während sie versuchte, selbst ruhig zu werden.

Trotz aller Enttäuschung musste Wrad lächeln bei Tarikis Erklärungs- und Entschuldigungsversuchen. "Ist schon gut. Du hast völlig Recht. Ich wollte auch nicht unhöflich sein, mir war nicht klar, dass ich hier vielleicht ein Ta'Una-Tabu breche. Ich... muss da noch viel lernen", gab er zu. "Also dann vielleicht, ein anderes Mal an einem weniger öffentlichen Ort? Falls sich die Gelegenheit ergibt."

Darauf hoffte er wirklich sehr, besonders, als sein Blick zu Andschana zurückkehrte. Mir ihr wäre er sehr gern auch mal allein... ob das jemals möglich sein würde, stand in den Sternen. Immerhin, hatte Valerius nicht ein Date mit Tariki gehabt? Er musste ihn unbedingt mal nach seinen Erfahrungen fragen. "Denn, forschen sollte erlaubt sein, finde ich", nickte er Andschana zu.

"Ob das Befühlen von Fühlern zur Forschung gehört, mag bezweifelt werden", antwortete Tariki mit einem unverbindlichen Lächeln und widmete sich einem weiteren Bissen Salat. Für ihren Geschmack bestand Wrad ein wenig zu sehr darauf, dass Andschana ihre "Forschung" weiter betreiben konnte. Was konnte ihm diese Geste geben? War es vielleicht nur der Anfang von etwas? Erst die Fühler, dann intimeres? Dann sollte Wrad erfahren, wie sehr sein Wunsch unerfüllbar war - Kimon war zu einigen Kompromissen bereit, doch dass er Andschana soweit freigab, gehörte definitiv nicht dazu.

Andschana antwortete nicht darauf. Sie aß still ihren Auflauf und schien der Unterhaltung nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken. Im Stillen ärgerte sie sich über Tarikis Eingriff, auch wenn sie ihn kurz zuvor noch herbeigesehnt hatte. Tariki und ihre Ta'Una-Aura, die sie nie loslassen konnte! Es wäre doch nichts gewesen, nur ein kleines... Spiel, ein Spaß.

Kirah warf einen kurzen Blick in den Guide. "Interessant, dass es so etwas jetzt gibt", meinte sie verblüfft. "Tja, bei einer Massage kann ich Ihnen leider nicht helfen, da müssten Sie schon zur Oase gehen", sagte Kirah grinsend.

"Ja, ich war auch überrascht." Krateos aß mit Genuss weiter und trank seinen Eistee leer. Sie unterhielten sich noch ein bisschen über allgemeine Dinge und dann fragte Kratoes: "Ich danke Ihnen für das nette Gespräch, doch jetzt muss ich zahlen und dann weiter zur OPS."

Er packte den Guide in seine Tasche und hielt nach dem Kellner Ausschau. Er erblickte ihn hinter der Theke und machte Anstalten ihm Zeichen zu geben dass er gerne zahlen möchte... "Der Eistee geht auf meine Kappe", meinte er zu Kiah grinsend und kramte nach seinem Geldmittel...

"Sie meinen das Bitter Lemon. Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen", meinte Kirah freundlich. "Gut, dann werde ich auch zahlen und dann endlich meine Tochter aus dem Kinderhort abholen. Wenn sie da nicht schon alles auseinandergerissen hat", meinte Kirah schmunzelnd, als sie an ihren kleinen Wildfang dachte.

"Ja, natürlich mein ich das Bitter Lemon!" grinste Krateos. Er wartete bis der Kellner kam und bezahlte mit seinem Fingerabdruck die Rechnung. Er packte seine Sieben Sachen zusammen und verabschiedete sich höflich von Kirah. Er nahm den Ausgang und machte sich auf dem Weg in die OPS. Am Turbolift angekommen betätigte er die Taste und schon surrte der Lift Richtung OPS.

"Einen schönen Abend noch", wünschte Doran Moneus und Kirah und kehrte hinter seine Bar zurück.

Schließlich hatte auch Kirah ihr Essen bezahlt und saß einen Moment unentschlossen auf ihrem Stuhl, bevor sie das Pallas verließ und sich zum Kinderhort begab.

"Wie hält es Andoria mit Tabus? Gibt es Dinge, die auch außerhalb der Heimat absolut undenkbar sind? Ich erwarte natürlich nur dann eine Antwort, sofern es erlaubt ist, mit Außenstehenden darüber zu sprechen." Tarikis Lächeln blieb bei ihren Fragen weiterhin unaufdringlich, unverbindlich, während sie einmal mehr wagte, Wrad direkt anzusehen.

Wrad nickte und versuchte, seine Enttäuschung zu unterdrücken, indem er seinen Eistee leerte. Auf Tarikis letzte Frage hin schmunzelte er. "Also, prinzipiell 'dürfen' Andorianer alles mit jedem besprechen. Das bleibt jedem selbst überlassen, es gibt keine speziellen Tabus, die mir bekannt wären. Auch, was 'undenkbar' ist, ist höchstens individuell verschieden. Es gibt natürlich Gesetze, aber undenkbares Verhalten?" Er dachte einen Augenblick nach, bevor er ergänzte: "Da fällt mir im Augenblick nichts ein. Wir nehmen individuelle Freiheit sehr wichtig. Es gibt natürlich Grenzen, was Höflichkeit und dergleichen angeht, Rücksichtnahme und so. Uns ist auch unsere Familie, unserer Clan immer sehr wichtig. Wir sind ein sehr emotionales Volk und drücken unsere Gefühle im Allgemeinen auch deutlich aus."

Er machte eine Pause und sah Tariki fragend an, gespannt was sie darüber dachte. Auch einige Fragen über Ta'Una fielen ihm ein.

"Eine solche individuelle Freiheit ist uns nicht gegeben. Wir haben alle unseren Platz, unsere Aufgabe in der Gesellschaft. Aber dafür weiß jeder sicher, was ihm erlaubt und nicht erlaubt ist. Auch wenn manche von uns jene Grenzen bewußt zu überschreiten versuchen." Mit einem gutmütigen Lächeln blickte Tariki in Andschanas Richtung, die mittlerweile ihren halben Auflauf verputzt hatte.

Nun stockte sie, ließ die Gabel sinken und antwortete: "Dies ist weder unser Zuhause, noch ist uns Ta'Una hierher gefolgt. Wir passen uns in vielen Dingen dieser multikulturellen Umgebung an. Warum nicht auch in Dingen des alltäglichen Zusammenlebens?

Tariki setzte gerade zu einer Antwort an, als sie plötzlich angesprochen wurden:

"Ah, hier seid ihr also. Ich habe euch schon gesucht. Ist es mir erlaubt, dieser kleinen Zusammenkunft Gesellschaft zu leisten?" Kimon stand hinter ihr, noch immer in Uniform. Natürlich, denn sonst half Tariki ihm, sich nach Feierabend umzuziehen.

"Ich glaube nicht, dass dies ein Problem ist. Oder?" fragte Andschana und blickte Wrad an.

"Hallo Kimon", begrüsste Wrad den sympathischen Counselor freundlich lächelnd und deutete auf den freien Stuhl am Tisch.

Heute abend jagte eine Überraschung die nächste. Das konnte ja noch heiter werden. Mit Kimon hatte er ohnehin mal ein Ale trinken wollen. Aber musste das ausgereichnet zusammen mit Andschana sein? Die beiden hätte er lieber getrennt getroffen. Aber so war es nunmal, das konnte er sich nicht aussuchen. "Natürlich, das ist immer erlaubt. Dies ist eine freie... Raumstation", schmunzelte er mit einem Augenzwinkern zu Tariki. "Möchtest Du vielleicht jetzt ein Ale?" wandte er sich dann an Kimon.

Kimon setzte sich zu ihnen und nickte Wrad zu. "Warum eigentlich nicht? Unter der Vorraussetzung, dass ich etwas Essbares dazu bekomme. Wie ich sehe, seid ihr ohnehin gerade beim Abendessen und das sieht gut aus." Mit den letzten Worten war Andschanas Auflauf gemeint, den er nun in Augenschein nahm.

"Es sieht nicht nur gut aus, es schmeckt genauso", entgegnete Andschana und füllte die Gabel, um Kimon eine Kostprobe zu reichen.

Er ließ sie die Gabel halten, während er den Auflauf probierte. "Ja, davon eine ganze Portion und ein Ale und ich wäre ohne jeden Wunsch. Was hat euch hierher geführt? Ich habe euch im Quartier vermisst." Er sah sich nebenbei nach Doran um, während er nun selbst die Gabel zur Hand nahm, um einen zweiten Bissen Auflauf zu nehmen.

Gespielt empört protestierte Andschana gegen den Diebstahl.

"Du kamst spät. Da beschlossen wir, ohne Dich mit dem Abendessen zu beginnen. Und hier trafen wir auf Wrad, welcher uns bisher eine angenehme Gesellschaft dabei bot. Wir unterhielten uns bisher über die... Vor- und Nachteile einer multikulturellen Gesellschaft wie die, in der wir derzeit leben", faßte Tariki die Situation zusammen, lächelte Wrad an und nahm noch einen Schluck Eistee.


--- SB Mamori, Promenadendeck: Wellness-Laden "Oase"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Ich konnte nicht länger dortbleiben. Es gab überaus explosive
> Gründe dafür", meinte Shay Jahari und dachte an die Explosion
> zurück, die sie ihr Auge gekostet hatte.

Valerius Taspar war natürlich über solche Details nicht im Bilde, dafür kannte er Shay einfach noch nicht gut genug. Deswegen fragte er nach. Außerdem fiel Jaharis Implantat auch nicht weiter auf, im Gegensatz zu der Zeit, als sie kurzfristig als Piratenverschnitt herumgelaufen war. "Explosive Gründe... hm... etwa ein verschmähter Galan, der es nicht aushalten konnte, von so einer hübschen Frau abgelehnt zu werden? Leg dich bitte hin."

Er wies auf die Liege und goß sich ein wenig der Essenz aus den Fläschchen auf die Hände.

"Nein, kein Mann. Wenn es nur das gewesen wäre", meinte Shay und lachte trocken. "Nein, es gab eine Explosion an einem reparierten Relais, als ich gerade die Funktionsweise dieses Relais überprüft habe. Dabei ist mein Auge... auf der Strecke geblieben. Danach konnte ich nicht mehr bleiben, obwohl mir meine Vorgesetzten alle versicherten, es wäre nicht meine Schuld gewesen", erklärte sie.

Nach dieser Rede legte Shay sich auf den Bauch, legte ihre Hände auf die Liege und ihren Kopf drauf.

Valerius begann eine entspannende Massage, die sich Shay wirklich verdient hatte. "Genau, dein Auge...", erinnerte sich Valerius. "Das hat man dann davon. Locker lassen", erinnerte er sie, da sie sich seinen massierenden Hänen entgegenstemmte. "Und hast du es jemals bereut, dass du versetzt worden bist?" fragte er, damit sich Shay alles von der Seele reden konnte und so weniger verkrampft war.


--- SB Mamori, Deck 12: Kindertagesstätte

Dort erfuhr Kirah, dass Parri Lohaun bereits S´thani abgeholt hatte und sich um sie kümmerte. Daraufhin begab sich Kirah in ihr Quartier. Sie wollte sich duschen und noch etwas meditieren, bevor sie S´thani von Lohaun abholen würde.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

Die Türen vom Lift öffneten sich und Krateos betrat zum ersten Mal die OPS. Er war von dem Anblick der Monitore, Konsolen etc. total überwältigt. Er bemerkte, dass er mit seiner Alltagskleidung zwischchen dem ganzen uniformierten Personal direkt auffiel.

Sofort waren ein paar prüfende Augenpaare auf ihn gerichtet und prompt wurde er auch schon angesprochen.

Ahi hatte mitbekommen, dass jemand auf die OPS gekommen war, der Zivil trug.

"Kann ich Ihnen helfen, Mister?" trat Max hinter seiner Konsole hervor und musterte den Zivilisten fragend.

"Mr. Riese, wer ist das?" fragte Ahi und ging mit ein paar großen Schritten zum Lift hinüber. "Zivilisten ist der Zugang zur OPS nicht gestattet; außer Sie haben einen Termin beim Stationskommando. Dürfte ich Sie daher bitten, sich auszuweisen!" Ahi sah den Fremden finster an.

Qual, der junge Sicherheitsoffizier, trat neben Ahi. Konnte ja sein, dass er als Rausschmeißer gebraucht wurde. Was er nicht glaubte, weil Qual wusste wer da vor ihnen stand. Er wäre ein schlechter Sicherheitler, wenn er nicht wüßte wer alles auf der Starbase war. Aber wer fragte schon einen jungen Ensign aus der Sicherheit, der auch noch ein Ferengi war.

"Sehr gerne doch! Ich heiße Krateos Moneos und bin der neue stellvertretende Chefingenieur. Ich wollte mich nach einer kleinen Stärkung hier im OPS bereit zum Dienst melden! Mit der Bitte um eine Quartierszuweisung...", sprach Krateos mit einer kleinen nervösen Spannung in der Stimme.

"Aha, Mr. Krateos! Und warum machen Sie Ihren Antrittsbesuch dann in Zivil?" fragte Ahi den jungen Mann in einem sehr strengen Tonfall.

"Ähm...", Krateos wurde unruhiger und stammelte bis er die passende Antwort gefunden hatte. "Sir, mir wurde noch keine Dienstkleidung zugewiesen, Sir!" Ihm fiel auf dass er plötzlich strammer stand. "Ich glaube ich habe die offizielle Begrüßung verpasst, Sir. "

"Wo haben Sie bitte Ihre alte Dienstkleidung gelassen?" Jetzt wurde Ahi doch misstrauisch. Es war das erste Mal dass er hörte, dass ein Sternenflottenangehöriger ohne Dienstkleidung auf einen anderen Posten versetzt wurde; zumal es keine großen Unterschiede in den Uniformen gab, da sie komplett standardisiert waren; wenn man einmal von der Kleidung der Marines absah. "Das mit der offiziellen Begrüßung ist kein Problem, Sie sind immerhin in Zivil!" schnauzte Ahi zurück.

Den etwas rauen Ton war Krateos nicht gewohnt. Jetzt merkte er, dass er auf der Akademie ein bisschen verwöhnt worden war. "Sir, die Akademie dachte dass es auf Mamori schönere Uniformen gibt, Sir!"

Ahi zog die Augenbraue hoch, als er die Antwort des jungen Mannes hörte. "Okay, Mister! Sie gehen jetzt in Ihr Quartier oder in den Replimat und besorgen sich dort Ihre Uniformen: sieben normale für den Tagesdienst und zwei Galauniformen, beide Ausführungen. Wenn Sie das erledigt haben, ziehen Sie sich um und versuchen das Ganze noch einmal. Und jetzt weggetreten!"

"Jawohl, Sir", und Krateos machte kehrt und begab sich zurück in den Turbolift. Er drückte erstmal irgendeine Taste auf dem Turbolift, um der etwas unangenehmen Situation zu entgehen.

Nach ein paar Sekunden schließlich schaute er kurz in dem "Mamori Guide" und betätigte die richtige Decktaste für die Quartiere und machte sich auf den Weg....


--- SB Mamori, Deck 2: Quartier Vaughn-Talvert

In ihrem Quartier stopfte Kirah ihre Klamotten einfach in den Recycler und verschwand unter der Dusche.

Nach einer sehr dekadenten und langen heißen Wasserdusche hüllte sie sich lediglich in einen Morgenmantel und ließ sich vor ihrem kleinen Altar nieder. Mit Rücksicht auf S´thani und Suvan zündete sie nur ein Räucherstäbchen ein und schloss die Augen.

Doch statt zu meditieren schlief Kirah ein und rollte sich vor dem Altar zusammen.


--- SB Mamori, Deck 13: Shuttlerampe

Pavel und Randy waren mit der Installation der mobilen Sensorenphalanx fertig und Pavel meldete das der OPS.


--- SB Mamori, Deck 1: Konferenzraum

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Danke für Ihre Informationen, Sir", meinte Commander Talvert zum
> sarkassianischen Diplomaten Garretragh Quaipol. "Wir wissen nun,
> dass die Bomben von den Sas'Nok zur Famossa kommen, und auf
> welchem Weg. Was unternehmen wir nun dagegen?" fragte der
> Halbvulkanier.
> Sicherheitschef Anderson blickte zu Sergeant Matti Sola und lud ihn
> ein: "Möchten Sie einen Vorschlag machen, Mister Sola?"

"Naja, diese Kasinoraumstation wäre der ideale Punkt, um jemanden einzuschleusen, der sich undercover in der Organisation einschleicht. Ich kenne rein zufällig jemanden, der während des Dominion-Krieges solche Operationen gegen die Cardassianer durchgeführt hat. Es würde zwar etwas Vorbereitungszeit kosten; aber es wäre durchaus realisierbar. Dazu bräuchte man allerdings noch ein paar Hintergrundinformationen und es wäre die Mitarbeit der Behörden erforderlich. Diese müssten ein paar Gerüchte verbreiten sowie eine gefälschte Vita in Umlauf bringen. Hat Ihre Behörde eigentlich schon mal daran gedacht, die Famossa mit V-Männern zu unterwandern?

Gespannt musterte Anderson zuerst Suvan, dann Quaipol, während er ihre Antwort abwartete.
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