Tariki

Dienerin

Name Tariki
Position Kimons Dienerin
Geschlecht weiblich
Rasse Ta'Una
Geburtsort Ta'Una, Provinz Kozure
Alter 52
Größe 1,89 m
Haarfarbe dunkelbraun
Augenfarbe braun

Ich war sechzehn, als ich meine Familie verließ, um als Dienstmädchen im Gasthaus anzufangen. Sazakona und Tariku nahmen mich damals herzlich auf und gaben mir das Gefühl, ein neues Zuhause gefunden zu haben. Meine eigenen Eltern hatten mir nie ganz das Gefühl geben können, willkommen zu sein, nachdem sie sich eigentlich einen Sohn gewünscht hatten.
Sazakona war zu der Zeit gerade schwanger; nicht zuletzt deshalb hatten sie nach jemandem gesucht, der ihr zur Hand gehen konnte. Ich lebte mich schnell ein, war für Haus und Küche verantwortlich und kümmerte mich auch schon mal um die Gäste des Hauses, wenn niemand anders abkömmlich war.
Auf eine distanzierte Art und Weise freundete ich mich mit Sazakona an; nächtelang sprachen wir miteinander, und ich verfolgte mit Spannung ihre Schwangerschaft. Einmal gestand sie mir, dass sie froh war, mich zu haben, nachdem ihr Mann letztendlich doch das Interesse verloren hatte. Schon seit einiger Zeit schliefen sie in getrennten Zimmern und ich hatte auch beobachtet, daß Tariku immer öfter auch Mairi, eine Küchengehilfin, in der Nacht mit sich nahm. Sazakona wußte es ebenfalls, das sah ich ihr an, doch sie sprach nie direkt darüber. In meinem Alter wusste ich die Zeichen, die in ihren Worten mitschwangen, durchaus schon zu deuten und ich wusste, dass sie Tariku schmerzlich vermisste und hoffte, ihn nach der Geburt ihres Kindes wieder zurückgewinnen zu können.

Schließlich kam das Kind zur Welt, gerade zum Untergang der Sonne. Der Zufall wollte es, dass die Hebamme des kleinen Ortes gerade erst zu einer anderen jungen Mutter gerufen worden war, und so fand ich mich allein mit der wimmernden Sazakona wieder. Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was ich jemals über Geburten gehört hatte - was in der Tat nicht viel war, denn nie hatte ich Hebamme werden wollen - und war wahrscheinlich nervöser und aufgeregter als Sazakona, die angstvoll auf ihre allererste Geburt wartete. Ich muss wohl von Glück sprechen, dass alles sehr schnell vonstatten ging, und so halfen die wahrscheinlich ungeschicktesten Hände dem kleinen Kimon auf die Welt. Noch nie hatte ich eine Geburt gesehen und so weinte ich mit Sazakona, als ich ihr das winzige, verschmierte und nasse Bündel auf den Bauch legte.
Die Götter mögen mir vergeben, dass ich mir noch eben Zeit ließ, beide in warme Decken zu hüllen, um mich danach erbärmlich zitternd zu übergeben. Wie konnte es bloß eine so blutige, schmerzvolle und furchtbare Angelegenheit sein, geboren zu werden? Warum nahmen Frauen ein solches Wagnis überhaupt auf sich, wenn selbst sie jenen Mann verfluchten, der ihnen dies angetan hatte? Und Sazakona hatte geflucht, wie ich noch nie jemanden hatte fluchen hören.
'Und ich hatte allen Grund dazu', erklärte sie mir später, als sie in allem Frieden ihren Sohn das erste Mal stillte, 'Denn ich habe die ganze Zeit gewusst, dass Tariku sich mit irgendeiner Dienstmagd vergnügt, während ich sein Werk auszuhalten hatte.'

Wann immer ich die Zeit dazu erübrigen konnte, kümmerte ich mich um Kimon, den ich vom ersten Moment seines Lebens ins Herz geschlossen hatte. Er wuchs heran zu einem aufgeweckten, lieben Jungen, der sehr schnell herausfand, dass seine Wünsche schneller Erfüllung fanden, wenn er sich auf einen treuherzigen Blick seiner großen, grünen Augen verließ. Dass ich ein sehr leichtes Opfer war, machte er sich oft zu Nutze, und ich gönnte es ihm nur zu gern. Wenn er mich in der Küche fand, verließ er sie nicht eher, bevor er nicht etwas aus den Töpfen stibitzen konnte.

Sazakonas Hoffnungen hatten sich erfüllt, und Tariku war fast ein Jahr nach Kimons Geburt in das gemeinsame Schlafzimmer zurückgekehrt. Doch eine Bedingung dafür war gewesen, dass Kimon mitsamt seinem Bettchen in ein eigenes Zimmer umzog.
Der Kleine spürte sehr wohl, wie unwillkommen er im Zimmer seiner Eltern war, wenn sich sein Vater des Tags sonst auch rührend um ihn kümmerte. Und so kam er bald immer, wenn er in der Nacht erwachte, zu mir ins Bett gekrabbelt, wo ich ihn in meine Arme schloß und ihn leise wieder in den Schlaf sang.

Später, als seine Schwester Aleka geboren worden war, half er bereits bei der Betreuung der Gäste mit und war mit einem Eifer dabei, der rührend anzusehen war. Er brachte sie in ihre jeweiligen Zimmer, erfüllte Wünsche, verteilte Mahlzeiten und verabschiedete sie. Bald schon war er der allgemeine Liebling, und es gab Gäste, die nur nach ihm fragten und welche, die extra bei uns übernachteten, weil sie von ihm wussten. Oft bekam er ein kleines Trinkgeld und Süßigkeiten zugesteckt.

Als auch seine Schwester Aleka begann, im Gasthaus zu helfen, nahm sein Vater ihn zu sich, um ihn in neue Aufgaben einzuweisen. Fortan führten sie gemeinsam die Bücher, fertigten Bestellungen an und nahmen sich der kleinen Reparaturen an, wie sie in jedem Haus anfielen. Nie verlor er ganz den Kontakt zu den Gästen, doch Kimon legte Wert darauf, als erwachsener Mann zu gelten, der keine Frauendienste verrichtete. Und so führte er die Bücher gewissenhaft, doch er schickte seine Schwester, wenn ein Gast nach einer Mahlzeit fragte.

Ich und Sazakona waren diejenigen, die bemerkten, dass Kimons Interessen sich eines Tages auch auf ganz andere Gebiete verlegten. Er sah den Dienstmägden hinterher und vermutlich hatte er es auch schon geschafft, der einen oder anderen näher zu kommen, als ihnen recht sein konnte. Natürlich beklagte sich keine von ihnen bei Tariku - wie konnten sie, wenn er ebenso wie sein Sohn kein Kostverächter war? Und so brachten wir unsere Vermutungen Tariku vor, der sichtlich darüber erfreut war, in seinem Sohn 'nun endlich einen Mann sehen zu können'.

Es dauerte nur wenige Tage, bis er Andschana ins Haus brachte. Das arme Mädchen! Sie war ein siebzehnjähriges, ansehnliches, aber doch verschüchtertes Ding, das mich zum Nachdenken brachte, ob ich in meiner Anfangszeit ebenso jung gewesen war. Doch in meinen Augen hielt sie sich tapfer, und so sah ich sie nur nach der ersten Nacht in Tränen aufgelöst. Doch dauerte es noch, bis aus der Trauer Gleichgültigkeit und schließlich Offenheit und Selbstbewußtsein wurde.

Gemeinsam mit ihr zog Kimon in ein kleines Haus auf demselben Grundstück, und es war keine Frage für mich, ob ich ihm folgen würde. Einige Tage später zog auch noch eine zweite Dienstmagd in den jungen Haushalt ein, was ich nie ganz verstanden habe. Meiner Ansicht nach reichte ich aus, um für die Zwei zu sorgen, doch kam ich selbstverständlich nie auf die Idee, Tariku zu widersprechen.
Mit der Zeit verließ Andschana ihr Schneckenhaus und wurde ganz allmählich zu der lebendigen, fröhlichen jungen Frau, die sie mal gewesen war. Kimon selbst vertraute mir an, dass sie es auch endlich schaffte, seine Ansprüche zu erfüllen, anstatt vor jeder Berührung zurückzuschrecken. Offenbar hatte Tariku ein glückliches Händchen mit Andschana, denn nach den anfänglichen Schwierigkeiten kamen sich die beiden wirklich nah, soweit ich das beurteilen konnte. Was auch immer Andschana für sich wünschte - ob es der Besuch bei oder von Freunden war oder neue Dinge für ihre Holzarbeiten - gewährte er ihr gern.

Kimon war dreißig, als er das Gasthaus von Sazakona und Tariku übernahm. Damit zogen wir wieder zurück, während wir unser kleines Haus den beiden, der vor kurzem geborenen zweiten Tochter und ihrem Dienstpersonal überließen. Aleka war zu der Zeit bereits verheiratet und ausgezogen. Nur wenn es viel im Gasthaus zu tun gab, kam sie dann und wann zurück, um ihrer Familie zur Hand zu gehen. Bei dieser Gelegenheit würde sie wohl wie wir nun wieder bei ihrem Bruder leben. Nur zu gern nahm ich mein altes Zimmer zurück, bekam dazu auch noch Kimons altes Zimmer, das ohnehin neben meinem gelegen hatte.

Nun, dass auch das Gasthaus nicht unser wirklich letztes Zuhause blieb, hatten wir einem Menschen namens Marek Rayem zu verdanken. Er kam als Frachterpilot regelmäßig nach Ta'Una und übernachtete bei diesen Gelegenheiten in Kimons Gasthaus. Dieser war zwar schon immer fasziniert von den vielen verschiedenen Kulturen, die ihm bei seiner Aufgabe begegneten, doch mit Marek war es anders. Die beiden wurden über die Jahre zu guten Freunden; nächtelang waren sie in Gespräche vertieft und tauschten sich über ihre Kultur, Gebräuche und Ansichten aus.
Ich kann nicht sagen, dass ich Marek nicht mochte. Kimon mochte ihn, deshalb war es mir wichtig, gut mit ihm auszukommen. Und Marek war schließlich auch dafür verantwortlich, dass Kimon die Idee bekam, unsere Welt zu verlassen. Auf die Erde wollte er, um sich dort auf einer Akademie ausbilden zu lassen und dann ins Weltall reisen zu können. Die Abenteuerlust war in ihm geweckt worden, gerade zur richtigen Zeit, und Kimon ließ sich mitreißen von Mareks Erzählungen, die ihm exotische Orte und Abenteuer und spannende Reisen versprachen.

Seine Begeisterung war ansteckend, doch mit jedem Besuch Mareks wurde mir unwohler. Es gibt nicht viele Ta'Una, die je ihre Heimat verlassen. Diplomaten und Piloten, Techniker und die Familie des Regenten, das waren jene, die eines der großen, brüllenden Raumschiffe benutzten, aber doch nicht Kimon, der hier seine Familie und seine Aufgabe hatte. Und was würde dann aus uns, aus mir und Andschana? Ich konnte mir nur vorstellen, dass er mindestens uns mit sich nahm - was sollte ein Mann allein in der Fremde, ohne jene Vertrauten, die ihn immer umgaben, wenn es möglich war? Doch was sollte ich denn in der Fremde? Mein Leben hatte bisher nur aus meinem Elternhaus, dem Ort meiner Geburt und dem Gasthaus bestanden. Ich war noch nie in Ta'Una-rem gewesen, ich hatte nicht einmal das große Meer im Westen gesehen.
Doch es kam, wie ich bereits befürchtet hatte. Es dauerte lediglich zwei kurze Wochen von der Ankündigung, dass er zur Erde gehen würde, bis zu seiner Abreise, die er als Gast in Mareks Frachtschiff antreten würde.

Nur einmal versuchte ich ihn davon abzubringen. Es war an einem Abend, als er die Bestellungen für die nächste Zeit zusammenschrieb und Andschana mit einer Freundin zu einem Badehaus aufgebrochen war.
'Wollt Ihr es Euch nicht noch einmal überlegen? Denkt an Eure Eltern; sie sind nicht mehr so jung, wie sie es einst waren', gab ich ihm zu bedenken.
Er blickte nur kurz von seinen Büchern auf.
'Mach dir um meine Eltern keine Sorgen. Meine Schwestern sind noch immer da, um ihnen beizustehen. Ich habe beschlossen, zu gehen und ich werde gehen.'
'Doch Andschana hat all ihre Freunde hier und es wäre furchtbar, der Heimat den Rücken zu kehren. Ihr seid nicht einmal verheiratet, wollt Ihr ein Erdenmädchen nehmen?' versuchte ich meinen letzten Vorstoß. Doch damit hatte ich mich zu weit gewagt. Er blickte mich so kalt und abweisend an, wie er es noch nie getan hatte und erwiderte:
'Und wenn es mir gefällt, ein Erdenmädchen zu nehmen, dann werde ich es tun. Vielleicht gefällt mir ja sogar die Lebensweise der Menschen und ich bleibe dort für den Rest meines Lebens, was schert es dich? Du bist nicht die Hüterin meines Lebens.'

Ich höre diese Worte noch heute in meinem Kopf, wann immer ich daran zurückdenke. Nie zuvor hatte er so herablassend zu mir gesprochen, nie hatte er es danach je wieder getan. Und in jenem Augenblick wurde mir es mir so deutlich wie nie zuvor, dass er längst nicht mehr der kleine Junge mit dem treuen Blick war; nein, er war nun wirklich zum Mann gereift, der selbst über sein Leben bestimmte.
Natürlich blieb es bei seiner Entscheidung und bevor wir uns versahen, waren wir auf dem Weg zur Erde. Ich bin mir nicht sicher, ob er seine Entscheidung nicht insgeheim bereute - die Kultur der Menschen ist weit von der unseren entfernt, und das Leben unter ihnen ist verwirrend, manchmal beängstigend. Doch es steht mir nicht zu, die Entscheidung meines Herrn zu kritisieren, das gab er mir selbst zu verstehen.

 
Mehr Informationen über Ta'Una finden sich in der Datenbank.